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Si(/iin^8l»ei'ich(e
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kaiserlichen Akademie
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Tl^i^^eiiiichafVeii.
Viertes llefl,
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Wien, 1849.
Aus der kaiserlicli-könig-lichen Hol- und Staats-Druekerei
("
As
Sitzungsberichte
der
philosopliisch-historischen Clause«
IV. Heft. Sitzungsb. d. philosoph. histor. CK
3
SilziiiigskTiehte
der
p h i 1 0 s 0 p Ii i s c Ii - h i s 1 0 r i s c h e n C I a s s e.
Sitzung der pliilosopliisch-liistoiisclioii Classe vom 4. October 1848.
N
achdem der Secretär die einer Erledigang bedürfenden
Eingaben vorgelegt hatte, las Herr Custos Seidl folgendes
Vorwort zu seiner für die Denkschriften bestimmten Abhand-
lung : U e b e r des Titus Calpurnius^ Dolos; ein philolo-
gisch-numismatischer E X c u r s.
Die Wirksamkeit der kaiserlichen Akademie hat in der
historisch -philologischen Abt h eilung Geschichte,
Sprache und Altert humskun de, somit auch die Ausbil-
dung der vaterländischen Sprachen zu umfassen. Im Hin-
blicke auf diese Bestimmung erlaube ich mir hiermit, zur Auf-
nahme in die „Denkschriften der Akademie" die schriftli-
che Probe einer Arbeit vorzulegen, welche die Gebiete der Ge-
schichte, der Sprache und der Altert humskunde
gleichmässig berührend, als ein Versuch gelten möge, einen
Gegenstand der klassischen Philologie mit Hilfe der Numis-
matik auf eine festere Basis zu stellen, und Objecto der Nu-
mismatik durch ein Product altrömischer Poesie zu beleben.
Dieser Gegenstand der klassischen Philologie, der zu-
gleich ein Object der Numismatik bildet, ist die erste (selt-
samer Weise ,,Z>t'/os" überschriebene) Ekloge des Bukolikers
Titas Calpurnius Siculus ^ der eben auf Grundlage dieses
Gedichtes von dem geleiirten Wernsdorf und Andern in die
Zeit des Kaisers Carus, also in das letzte Viertel des dritten
Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung, versetzt wird, eine
1 *
Conjortur, welche, trotz der Gegengründe neuerer Gelehrten,
nainoiillieh Gläser's, dennoch am viel ße.slütigung nicht nur
in einzelnen SIellcn des (Jedichtcs selbst, sondern auch in
RIonunienten von Gold und Erz lindot, um gänzlich beseitiget
werden zu können.
An eine soviel als möglich wortgetreue, metrische U e b e r-
setzung dieser Ekloge, oder richtiger dieses Gelegenheitsge-
dichtes des Titas Calpurnius , die ich zugleich als Probe
einer seit Jahren in meinem Pulte verschlossenen Verdeut-
schung* sämmtlicher 11 Eklogen dieses Dichters
nachsichtiger Beachtung empfehle, — habe ich in Form eines
Commentars die Erklärung und Deutung jeuer numis-
matischen und zum Theil auch epigraphischen Mo-
numente angeschlossen, an welche einzelne Schlagwörter in
dieser Idylle fast unabweislich erinnern. Da es in der Natur
einer solchen Illustration liegt, dass der Text in fortwähren-
dem Zusammenhalte mit den Noten gelesen werde , was ohne
Vorlage des Originals oder der Uebersetzung, selbst auszugs-
weise nicht wohl ausführbar ist, so erlaube ich mir, hier nur
auf den Gesichtspunct hinzuweisen, unter Avelchem ich der
Aufgabe, die ich mir gestellt habe, mich entledigte. Des Titus
Calpurnius Gedicht enthält Stellen, die in Bezug auf Zeit-
bestimmung, Nebenumstände und geschichtliche Anspielungen
eine unläugbare Bestätigung in den sprechenden Denkmälern
finden, welche die Numismatik aus der Periode, der dieser
Dichter angehört , oder aus den Tagen , die seiner Zeit un-
mittelbar vorangingen, uns aufbewahrt hat. Wir haben Münzen,
deren Typus und Umschrift unwiderlegbar dasselbe ausspricht,
was die Verse des Dichters in poetischer Wendung wiedergeben.
Es kommen in denselben hin und wieder Ausdrücke vor, welche
uns unwillkührlich die Ueberzeugung aufdringen, dass sie nur
durch die lebendige Anschauung von Gegenständen, die noch
jetzt, nach mehr als anderthalb Jahrtausenden, blank und un-
versehrt, « fleur de coin , wie der Franzose sagt, in unseren
Händen liegen , in des Dichters Vorstellung angeregt werden
konnten. Auf dieser Spur ihm nachzugehen , ihn gleichsam auf
den Anregungen, denen er gehorchte, zu ertappen, die objec-
tive Wahrheit seiner Poesie durch gleichzeitige Objecto der
Wissenschaft daiv.uthiiii uiul die Bedeutsamkeit dieser im
Reflexe der Poesie 7>ii zeigen, war meine Absicht, zu deren
Erreichung- mir die vSchälze der kaiserlichen Münzensammlung
hinlänglichen SlolV darboten.
Es handelt sich daher bei dem p iii 1 o 1 o g i s c h - n u m i s m a ti-
schen Excurse, den ich der Eiire, den D e n k s c h r i f t e n de r
Akademie eingereiht zu werden, gerne gewürdiget wüsste,
nicht sowohl um eine gelegenhcitiiche Introducirung einer voll-
ständigen Uebersetzung" des Calpurnius, obschon auch eine
solche in sprachlicher Hinsicht vor das Forum der historisch-
philologischen Section gehören dürfte, als vielmehr um die
Darlegung eines Versuches, verwandte Fächer in frucht-
bringende Wechselwirkung zu setzen. Ohne der Po-
pularisirung der Wissenschaft, unter deren Deckmantel nur gar
zu oft Halbheit und Seichtheit sich vei'stecken, das Wort reden
zu wollen, glaube ich doch, dass es an der Zeit sei, die Schätze
der Vergangenheit, die in unseren Sammlungen aufgespeichert
liegen , nicht immer bloss als Selbstzwecke specieller For-
schung, sondern auch als Mittel zur Förderung stoftahnlicher
Studien und Künste zu betrachten, und ihnen allmählich auf
diese vermittelnde Weise, ohne ihrer Würde Abbruch zu thun,
auch in den weiteren Kreisen des practischen Lebens Anwerth
und Geltung zu verschafl'en. Ä einer Ansicht nach ist eine solche
Condescendenz durch die Kli.gheit geboten; was die Wissen-
schaft dabei scheinbar an Nimbus vergibt, erobert sie in der
Wirklichkeit an .Sympathie, und der Sympathien bedarf sie, um
eine Uebergaiigsperiode, wie die gegenwärtige, unbehcUiget zu
überdauern und ohne Einbusse einem Ernteta^'e entü'effenzurei-
fen , von dem man, mit Calpurnius in seinem .^l)clos''\
möge sagen können :
Plcna quics aderit, quue . siricii nescia ferri ^
Altera Saturni revocet Lalialia reijna.
Dann erstattete Herr Dr. Goldenthal folgenden Bericht
über: Blücher's Gramm atica aramaica.
Mit innigstem Vergnügen und wahrhaftem wissenschaftlichen
Interesse ergreife ich die mir von der kaiserlichen Akademie
der Wissenscharteu duroli die Zusendung des Buches: ND10
*01N \']vb üivc Grammafica Arumuica verfasst vom Distrikts-
rabbiner im Haabcr Comilate Herrn E. J. IJlücher dargebo-
tene Gelegenheit, über dasselbe Bericht zu erstatten, um den
darin behandelten Gegenstand sowohl , der im Verhältnisse zu
seiner sprachwissenschaftlichen Wichtigkeit äusserst geringer
Theilnahme sich erfreuet, wieder in Anregung zu bringen, als
auch um die eben darum gesteigerten Verdienste des Verfas-
sers hervorzuheben, und ihm zu der Anerkennung den Weg
zu bahnen , auf die er sich zwar durch seinen Fleiss gerech-
ten Anspruch erworben, die ihm aber aus Missgeschick einer stür-
mischen und von Bedrängnissen übervollen Zeit noch nicht
geworden ist.
Die aramäische Sprache, oder wie das in wenigen Stücken
der heiligen Schrift, Daniel, Esra etc., in den Targumim
(aramäischen Bibelübersetzungen), Midraschim und in den beiden
Talmuden gebrauchte und von dem Hebräischen sich merklich
unterscheidende Idiom gewöhnlich genannt wird, die chaldäi-
sche, mag sie selbständig dem Syrischen dialektisch gegen-
überstehen , oder nach anderer Meinung ein bloss Jüdisch-
Aramäisch sein , d. h. das Syrische mit jüdisch - religiöser
Färbung, indem das Syrische oder das Mutter-Aramäisch durch
die zwei religiösen Richtungen, die innerhalb seines Gebietes
zufällig sich durchbrachen und auf seine innere Ausbildung
verschiedentlich wirkten , wie ein Hauptstrom in zwei Arme,
in ein Jüdisch- Aramäisch und Christlich-Aramäisch sich getheilt
haben soll; mag sie ferner unter dem Drei-Geschwister semi-
tischer Sprachen, Hebräisch, Aramäisch und Arabisch die
erste und älteste sein oder nicht, da die so zu sagen elemen-
tarische Rauheit, Eckigkeit und stufenmässige Vocalarmuth
(\4Ji ''^R ''^i^ J^ 5 aramäisch: ktal, hebräisch: katal und
arabisch: katala), welche nach ersterer Meinung Beweis für
ihr im Verhältnisse zu den andern höheres Alter abgeben, nur
klimatischer Unterschied sein kann : so ist sie jedenfalls eines
der ältesten Denkmäler semitischer Sprachüberreste und bietet
in ihren ursprünglich erhaltenen, und von späterer Umbildung
noch rein verwahrten Wurzeln zwar noch rauhe und ungehauene
Manuorblöcke, aber feste Gruiullageii zu einem künftigen ail-
oenieinen auf innere Verirleichun": und Sichtunü" beruhenden
Spraclienanfbaue. Die aramäische Sprache ist schon als reiner
Syriasmus, ohne Bezug auf die besondere religiöse Um- und
Ausbildung, ein wichtiger Schlüssel zum Verständniss des
Semitischen überhaupt. In ihren noch zahlreich sich vorfinden-
den naturwahren Elementen zeigt sie die Spitze, wohin der
Sprachorganismus semitischen Slammes bei gehöriger Zer-
gliederung und Auflösung hinanreichen kann, wenn auch nicht
den Anfang, woraus sich dieser thatsächlich entwickelt hat.
Besitzt die hebräische Sprache, dem gemilderten Klima ge-
mäss, einen sanfteren Fluss, löste sich die arabische, als die
südlichste, in Form und Bildung in eine Weichheit auf, welche
der Poesie am günstigsten war, so steht der Aramaismus mit
seiner urgebirgigen Bau- und Plattheit als noch unenträth-
selter Wegweiser für das Verständniss und die richtige Wür-
digung Beider da. Jene zeigen die Form, diese die Materie;
jene bieten die schon vollkommen ausgebildete Gestalt, diese
den meistentheils noch bildsamen Stofl" dazu.
Das Aramäische aber auch als Chaldaismus , d. h. in
seiner Einzelnheit als biblischer , paraphrastischer und talmu-
discher Dialekt, enthält des grammatisch Bemerkenswerthen
nicht wenig und ist vorzüglich als Sprache , worin ein kleiner
Theil der heiligen Schrift selbst und deren wichtigste Com-
mentarien abgefasst sind , von hoher Bedeutung für Theologie
und Bibelforschung. Nehmen wir noch dazu die kabbalistische
Literatur, die, wenn auch spätem Ursprungs, doch in dem-
selben Dialekt ihren Ausdruck gefunden und seit dem sech-
zehnten Jahrhundert, besonders seit Pico de la Mirandola
den europäischen Gelehrten vielfachen Stoff zur Beschäftigung
gab, so liegt die Nothwendigkeit einer wissenschaftlichen Be-
arbeitung und Zusammenordnung seiner scheinbar zerstreuten,
bald dem llclträisclicn, bald dem Syrischen sich annähernden
grammatischen und lexicalischen Erscheinungen ausser Zweifel.
Und selbst von aller linguistischen Beziehung abgesehen,
steht das Chaldäische als Sprache der Poesie und des Ge-
müths den andern keineswegs nacli. \N er die geistvollen Be-
schreibungen der hebräischen Poesie eines Lovvth und
Herder kennt und eine Ahnung- von dem grossartigen Schwünge
und der merkwürdigen Krait bei aller Kürze dieser Sprache
bekommen , der lese einige synagogale Lieder und andächtige
Betrachtungen in aramäischer Sprache, ich will nur z. B.
nennen das bekannte Archin (]''D1K) , und er wird es fühlen,
mit welclier geheimnissvollen hinreissenden Macht jenes Hin-
überseiinen nach einem unbegreillichen Jenseits , nach einem
unbekannten und doch so nah empfindbaren Ilöhern sein ganzes
Innere durchschauern wird. Nicht mit Unrecht hat sich die
Kabbala , diese dem heissen Süden entsprossene Gemüths-
philosophie, die aramäische Sprache zu ihrer Vermittelung
gewählt : ein tief verhüllendes Gefäss für den gefühlberau-
schenden Inhalt.
Dessenungeachtet , man sollte es kaum glauben, kann sich
gerade die aramäische Sprache der verhältnissmässig gering-
sten Pflege rühmen, und zwar von denen am wenigsten, welche
sie am nächsten angehet als Nationalsprache, in der ihre äl-
teste wichtigste Literatur niedergelegt ist — von den Juden.
Seit dem sechzehnten Jahrhundert sind die bis auf heute von
europäischen Gelehrten erschienenen aramäischen Grammatiken
in eine kleine Zift'er zusammen zu fassen, unter denen Schaaf
und Opiz schon ziemlich Vollständiges geleistet, und in neue-
ster Zeit am vorzüglichsten W i n e r in seinem biblischen und
targumischen Chaldaismus. Von jüdischer vSeite aber ist , ohne
zu übertreiben, fast nichts geschehen. Ausser dem bekannten
talmudischen Wörterbuch Aruch des Römers R. Nathan ben
Jechiel im eilften Jahrhundert, ausser Maimonides , der in
seinem More Nebuchim gelegentlich die Wichtigkeit der Pen-
tateuch-Paraphrase des Onkelos in philosophisch-hermeneutischer
Beziehung heraushebt, und den ältesten Exegeten, Raschi
und Rdak, welche ihre Erklärungen zur heiligen Schrift mit
den Targumim bekräftigen und manchmal auf dieselben stützen,
schrieb noch Salomo de Oliveira in Amsterdam zu Ende
des siebzehnten Jahrhunderts eine kleine chaldäische Gram-
matik, einen unbedeutenden Erstlingsversuch, der auch der
letzte blieb ein ganzes volles Jahrhundert.
Vor ein paar Decennien erst tauchte das Studium des
Aramäischen wieder auf, und Juda Jeitteles in Prag
9
veröiTentllchte sein Mevo ha-Laschon ang'eblich als Auszug aus
einem ü,rösseren Werke, das den Namen Jad lia-Laschoii fuli-
ren sollle. In dem g-ereoliten Hewusslsein der Seltenlieit solcher
Produclionen iiuierliall) des IJereielies jüdischer LiteraUir,
setzte er auf den Titel dieser hebräisch ffeschriebenen An-
fangsgründe der aramäischen Spraelic die sonst autt'älligen
Worte: ^N-ii:>>a IW .Tn iib ^m im „etwas Neues, was
noch nie in Israel gewesen." Ik'i der Kürze dieses Leitfadens hat
er doch so ziemlich die llauptregeln des aramäischen Idioms um-
fasst, und man liest das liuch noch jetzt nicht ganz ohne
Nutzen. Er versah es überdiess mit einer Einleitung, welche
auch in hermeneutischer Beziehuni»: so manches Lesenswerthe
enthält. Darauf Hess Professor Samuel David Luzzattoim
Jahre 1830 hier in Wien bei Schmid seine sehr verdienst-
liche Kritik der On kelos'schen Pentateuch - Paraphrase er-
scheinen, unter dem Titel Oheb Ger oder Philoxenos, wodurch
dem Fortsciiritt im Fache des Aramäischen bedeutender Vor-
schub geleistet worden. Gar vielfacher StotT zur Anregung ist
in diesem Werke niedergelegt, die Hermeneutik sowohl, als die
Grammatik werden daran zu verarbeiten haben noch lanüre irenuff.
So weit kam diese Sprachwissenschaft nach ihrer neuen
Wiedergeburt hier im Süden , theils auf die Vorgänge der
alten Schule begründet, theils und zumeist auf eigenes selb-
ständig vorgenommenes Quellenstudium. Im Norden jedoch trat
noch ein besonderer Umstand dazu , um den gewonnenen Re-
sultaten eine ganz neue Richtung, w enn auch bloss der Methode
nach, zu geben. Die Sanskrit-Studien von Bopp und Hum-
boldt, ihre mit demselben ano-estellte Ver<ileichun<r der
germanischen Sprachen und der auf Grund einer analytischen
Zersetzung der einzelnen Sprachtheile gewonnene reine Kern
ursprünglicher Primär- Wurzeln , deren ZusammentrelTen in
beiden Sprachstänimen den Namen Sanskrito- Germanismus be-
gründete, verfehlten nicht auch auf die Pilege semitischer Philo-
logie ihren anreizenden Einlluss zu üben, und eine Verglei-
chung des Hebräischen mit dem Sanskrit in ähnlicher Ver-
fahrungsweise war davon die Folge.
Dr. Julius Fürst in Leipzig nahm die Feuerfunken, welche
jene hohen Geister ausgestreut hatten, in sich auf. Das Rewusst-
10
sei« des notliwon(lii;eu V^orliandenseins einer nicht bloss auf
ein/iClnc Sprachsläiunie, sondern auf den allgemeinen Sprachen-
orjranisnuis des •••esanimlen menschlichen Geschlechtes wesent-
lieh nnd auf den eigentlich inneren Hau sich be/iiehenden
Sprachphilosophie regte ihn zur Vornahme einer gleichen Pro-
cedur mit dem Hebräischen an, er schrieb im Jahre 1835 sein
„Lehrgebäude der aramäischen Idiome mit Bezug auf die Indo-
Germanischen Sprachen", das nicht sowohl als chaldäische
Grammatik, dem Titel gemäss, sich geltend macht, sondern
noch mehr als die erste Frucht seiner Versuche einer rationell-
comparativen Behandlung des Semitismus im Ganzen und All-
gemeinen. Er führte diese wie erwähnt bloss der Methode nach
neue vergleichende Sprachansicht (denn an einzelnen verglei-
chenden Zusammenstellungen fehlte es in der hebräischen Li-
teratur auch früher nicht) nachher in seiner 1840 vollendeten
Bearbeitung der hebräischen Concordanz mit mehr und minde-
rem Glück vollständig durch, zu deren ausführlicheren Würdi-
gung dieser höchst achtbare Gelehrte uns noch vielleicht einmal
Gelegenheit geben wird.
Nun kommen wir zu dem uns vorliegenden Werke. Vor
allem muss ich aber noch eines Umstandes erwähnen , der für
den Verfasser von Wichtigkeit ist. Es wurde ihm nämlich zum
Vorwurf gemacht, dass er die Fürsfsche Grammatik abge-
schrieben, oder wie Fürst selbst sich ausdrückt, mehr als
stark benutzt habe. Ich halte mich verpflichtet, hierin den Schieds-
richter zu machen und der Leidenschaftlichkeit von beiden
Seiten entgegen zu treten. Wenn ich der Wahrheit nach meinem
besten Wissen Gerechtigkeit wiederfahren lassen soll, muss
ich entschieden behaupten , die Blücher'sche Grammatik sei
weder eine Uehersetzung der Fürst'schen, noch trage sie so
sehr Spuren einer starken Benutzung derselben. Ohne mich
bloss darauf zu stützen, dass wenn die Jahreszahl des Dru-
ckes der Blücher'schen Grammatik 1838 zeigt, die Appro-
bationen schon im Jahre 1836 ausgestellt sind und somit eine
Gleichzeitigkeit der Abfassung mit der Fürst'schen nicht un-
wahrscheinlich, so weist auch die innere Einrichtung und Me-
thode , welche wir bald näher bezeichnen werden , wie ver-
schieden sie von einander abweichen. Nach genauer Ermittelung
11
«Icr n-pußtisclicn Knlstehun"; seiner Grammallk lässt sich mit
Ifestiminllielt bemerken, dass lUücher sich des obenerwähnten
Mevo ba-Lasobon von Jeitteles als Grundlai^e bediente und
i;anz vorzüglirb des Opitius, der die erste Quelle auch der
anderen Xacbfolger war, wie Winer es in der Vorrede zu
seinem biblisrbcn und targumiscben Cbaldaismus ganz ofTen
gesteht. Später erst kam ihm das Fürstsche Bucli zur lland,
von dem er wohl manches aufgenommen, aber augcnsebeiiilicli
bloss als Flickwerk, als einzelne hie und da angebrachte Nach-
reparatur,
Gerade im Geirentheil Kleiniffkeiten , die dem Leser ffanz
entschlüpfen, können es uns verrathen, dass er das Buch vor
sich gehabt habe. So Seite 25, 20 die eiligst hingeworfene
Notiz über den samaritanischen und galiläischen Dialekt, wie-
wohl auch hier selbständiges Sammeln nicht zu verkennen.
Aehnlich wird Seite 51 daraufgedrungen, dass das Wort n'3
IJeth, diphtongisirt zu lesen sei Beith, da es aus ri^a Baith ent-
standen, also aus a und i; diess kann nur bloss nach Fürst
Geltung haben , der Einzige unter den Grammatikern , welcher
keinen grammatisch - charakteristischen Unterschied zwischen
dem Chaldäischen und Syrischen anerkennt, während alle An-
dern auch darin hauptsächlich unterscheiden, dass im Syrischen
Diphtonge ausgesj)roehen werden , im Aramäischen keine gleich
dem Hebräischen. Dass diess der von Blücher selbst zu Grunde
gelegten und meistentheils durchgeführten Annahme wider-
spricht, ist eben daraus erklärlich, wie noch so manches andere.
Ebenso zeigt Blücher Seite 30 in einer Anmerkung, dass er
es im Geiste der erwähnten comparativen Schule gleichfalls
verstehe, das Secirmesser der Wurzelanalyse an die Sprach-
formen anzulegen, um mit Hilfe des Abscliälens des nach Massgabe
der Bedeutung sich mannigfach modificirenden Consonantansatzes
die reine Urwurzel, welche mit den der germanischen übereinkäme,
herauszufinden 5 aber wiederum nur als Beisatz, als Flickwerk,
als Muster der neu gewonnenen Sprachansicht, sonst im ganzen
Buche kein Anhauch mehr an irgend derartige Forschungen. *)
'■') Ucbi-rliaupt ist diese Vergleiclmn^smethode, solange kein norniirendes l'iincip
sie leitet, sehr unsicher und lorderl nicht seilen Läclieriichkeiten m Tage.
12
Ihm hiinvicderuiii den entgejiiongesetztcii Vorwurf »u ma-
chen, tlas.s er zu wenig' diesen neu J!,'el>ahnlen Sludienj^ang- ver-
folgt, ist niehl minder unslalUiaft, da er nur eine Grammatik
gehen wollte, welche die Regeln der wSprache einfach enthielte,
und kein etymologisches Werk. Fürst selbst, hätte er früher
Man kann jedes Wort mit dem entferntesten in Einklang setzen , wenn
man nur von hinten und von vorne daran herumschält, bis ein blosser
Hauch zurückbleibt, der dem andern wie nur immer ähnelt. Das semi-
tische j^'i^n Chamesch steht nach dieser Schule von dem sanskritischen
pantsh , quinqu, TTEp.n' nicht so weit ab, als es etwa einem Laien vor-
kommen möchte. BegrifTlich findet dieselbe Manier Statt , in jewelcher
Bedeutung lässt sich schon ein zufälliges Merkmal auffinden , das dem
Begriff der willkiihrlich hingestellten Urwurzel gleichkommt, und die
Analogie ist fertig. Dass da die entgegengesetztesten Analysen möglich,
kann man sich denken, und Blücher führt selbst ohne zu wollen den
Beweis. Er stellt die zweibuchstäbige Wurzel ^q PaL , wie auch Fürst,
als Urwurzel auf mit der Bedeutung: scheiden, theilen , trennen, aus-
ßchliessen , aus der sich dann unter andern durch Anwachs des begriffs-
bestimmenden j G die Wurzel j-^Q PaLa-G und des jj '^^ "^'^ Wurzel
jj-^Q PaLa-T gebildet habe ; Fürst hingegen leitet die Wurzel J^-Q
Pa-LaG theilen von j^ LaQ , n^-Q, p^TI ' &■"* ^•'^x-^'^-'v ab, und die
Wurzel ^^-Q Pa-LaT von ^^ LaT , Jj^-Q , g-leiten, wobei gerade der
vordere P-Laut begriffsbestimmend wäre. Unser Verfasser findet ferner dem
^Q die Urwurzel "|q PaR analog und leitet davon das Verbum "[-"jQ PaPia-D,
absondern, ab, auch pj — iq PeRa-Ch Blume, weil die Knospe aufbricht
und sich auseinander theilt , auch "7— ]3 BaRa-D Hagel, wegen der Son-
T T
derung, des Getheiltseins der einzelnen Körner, so auch deutsch: BRechen,
lat. FRango, franz. BRiser , engl. BReak ; Fürst in seiner Concordanz
machts wie oben, leitet das Ti'Q Pa-RaD von -^"i RaD streuen, daher
n«!-^ Ba-RaD Hagel, weil er ausgestreut wird, und setzt die sansk. prah,
lat. frag, frang , griech, OK0i.p<x'j- (c750j), 7rapa7 , deutsch brechen mit
P1Q PaRaQ in Verbindung. Bei diesem letztern Verbum bemerkt Fürst
gegen seine Gewohnheit, dass es seiner Urwurzel gleich sei, er wusste
natürlich nicht wo er daran schälen sollte, ob von vorne oder von hinten,
da alle drei Buchstaben PRQ in den germanischen Sprachen ebenfalls
zusammenstehen , so nahm er das ganze als Urwurzel an. — Wenn nicht
dort der ernste Ton vorherrschend wäre , würde ich sagen , Blücher
hätte mit Absicht dieses Speciraen von Wortzersetzung herausgegrübelt,
um Fürst mit seinen eigenen Analogien zu persifliren. Fürst , der das
Verdienst hat , diese immerhin folgenreiche Methode auf den Semitismus
übertragen zu haben , möge auch ein feststellendes Princip auffindig
machen , damit das Ganze nicht schwanke und mehr als scharfsinnige
Spielerei aussehe , als wirklich wissenschaftlicher Ernst.
13
seine Concordanz gearbeitet und also Geleü^cnlieit gehabt, die
Resultate seiner j»hiloiogiselien Kinsichton bekannt zu machen,
würde nachher dem Lehrg'chändc ein»; cinlacliere Form gegeben
haben, l'nvorsichtig war es nur von Iflüclier, dass er, wie so
mancher junge unerfahrene Verfasser, in der \'orrede nicht
angab , welche V'orarbeiten er benutzt und wie weit er sie
benutzt hatte.
Diess zur Rechtfertigung des Herrn Hlücher im Allgemei-
nen , und nur noch als Naclitrag zur obigen kurzen Relation
der neueren Fortschritte im Gebiete des Aramaisnius bei den
Juden folgende Remerkung, dass ein gewisser Zerkowitz in
Wilna ein aramäisch -hermeneutisches Werk über den Tarffum
des Onkelos betitelt: iiN n^W Oteh Or, im Jahre 1843 veröffent-
lichte , worin bereits auf die Arbeit Rlüchers nutzvolle Rück-
sicht genommen worden ist.
Was das Werk selbst betrifft, so gelit der eigentlichen
Grammatik eine erste Abtheilung voran, bestehend aus sechs
Abschnitten, deren vier erste über die Wichtigkeit und den
Nutzen des Erlernens der aramäischen Sprache handeln, wobei
es hie und da nicht an kritischen Remerkungen fehlt. Die zwei
letzten Abschnitte, nämlich der fünfte gibt eine nach fleissigem
Sannnein aus den Urquellen wie aus spätem Schriftstellern ge-
drängte geschichtliche Darstellung des Entstehens und der
Ausbildung der aramäischen Sprache, und der sechste die
charakteristisclien Unterschiede innerhalb des aramäischen Idioms
selbst, so fern es sich in den drei Ilauptabtheilungen , dem
biblischen, targumischen und dem talmudischen auseinanderlegt.
Da der Verfasser, wie schon erwähnt, noch mit der alten
Schule eine diabetische Verschiedenheit des Aramäischen vom
Syrischen anerkennt , und aus diesem Grunde auch z. R. das
Targum der Ilagiographen, als dem Syrischen sich verbältniss-
mässig mehr nähernd , einem anderen Ucbersetzer zuschreibt,
so hätte er eine umständliche Charakteristik dieser Verschie-
denheit wie des Verhältnisses des Einen zum Andern in gram-
matischer und lexicalischer Reziehung überhaupt nicht vermis-
sen lassen sollen. Auch anstatt der einzeln, gleichsam der
C u r i 0 s i t U t halber (wie diess wirklich einmal ein älterer
Grammatiker ausdrücklich sagt) , hergesetzten orientalischen
n
Alphabete, wäre es erspriesslicher gewesen, sie alle neben
einander zu stellen, danjit die Aebnlichkeit sich mehr veran-
schaulichen Hesse, wie z. B. des aramäischen oder hebräischen ty
mit dem syriselien ^ , dem arabischen ^ und dem samarita-
nischen ^; einige graphisch -historische Notizen wären hier
gleichfalls gut angebracht und für die meisten Leser nicht
uninteressant. Jedoch wollen wir hier weder etwaige kleine
Ausstellungen machen noch ihm das als Fehler anrechnen, was
er uns nicht gegeben, sondern vielmehr mit dem zufrieden sein,
was er uns gegeben, indem die früheren modernen, hebräisch
schreibenden Grammatiker gar keinen Sinn für das wissen-
schaftlich Historische zeigten , mit Ausnahme derjenigen aus
der spanisch-arabischen Schule, deren Lorbeeren im Gebiete
der Philologie und der heiligen Exegese zwar unverwelklich,
aber durch die darauf folgende lichtlose Zeit ihre massgebende
Gewichtigkeit fast gänzlich verloren. Unser Verfasser hat die
Bahn von neuem gebrochen, das gute Beispiel wirkt hoffent-
lich nach.
Der zweite Theil oder die eigentliche Grammatik fängt
nach der Lehre von den Buchstaben , ihrer Verwechslung,
Versetzung etc., mit dem Hauptwort an, dann kommt das
Zahlwort, Fürwort, dann Vorwort, Nebenwort, Bindewort
und Empiindungswort, und zuletzt das Zeitwort. Obgleich auf
benannte Grundlagen gebaut, zeigt dieser Theil von dem
sehr lobenswerthen Sammlerfleisse des Verfassers und seinem
Streben nach Selbstproduction bei sogar zubereitet geliefertem
Stoffe. Nach jeder Regel kommt immer ein Beispiel aus den
Targuraim, Midraschim , Sohar und Talmud, welche er, ohne
sich mit den vorliegenden von einem Grammatiker auf den
andern gewöhnlich vererbten zu begnügen, neu und mit tref-
fender Auswahl mühsam aufsuchte. Was die Regel erst im
Allgemeinen hingestellt^ wird hiedurch aufs practischste und
chrestomathieartig veranschaulicht, und dem Lernenden, beson-
ders demjenigen, der mit dem trockenen Schema der Gram-
matik gleich in den Geist der Sprache eindringen möchte,
nach vielen Seiten hin verdeutlicht und eingeprägt. Eigenes ver-
misst man hier mit unter keineswegs , so z. B. die Erklärung
15
der A-Endung; beim Nomen im status cmphaticiis als /nsarn-
mengezogen aus der Partikel- Sylbe NH IIa, siehe dieser,
dieses.
Beim Zeitwort jedoch scheii)t den Verfasser die Geduld
verlassen zu haben, der Nachtreter blickt hier deutlicher her-
vor. Wenig Glück begleitet ihn auch beim Stempeln neuer
Ausdrücke für technische Benennunji^en i»;rammatischer Formen,
wie jn ''VW für mediae radical l und i, welches zuförderst
*Jir tyiE? n"J"ir D^tyity mit dem adjectivischen •>— heissen müsste,
dann passt hier der Ausdruck :in paar auf eine Wurzel, welche
bloss aus Anomalie den dritten Radical ausgeworfen, der Natur
der Sache gemäss , nicht so wie beim Dual des Numerale
»jn IDDQ ; die alte Benennung i"r >tyity ist daher am bequem-
sten, es liegt auch kein Grund vor, sie mit einer anderen zu
vertauschen. Der status emphaticus tsnoa nJian Form,
welcher absondert, wäre richtiger gegeben mit njion
.1J3"lDnn Form der Absonderung oder gar nJ^D.in njian ,
das letztere ist dem Sinne des Emphatischen weit entspre-
chender u. dgl. m.
Vorzüglich darf ich aber nicht, Einzelheiten die in eine
ausführliche zergliedernde Besprechung gehören, bei Seite las-
send, eine Hauptrüge verschweigen, die, um mich gleich von
vorn herein zu verwahren, nicht bloss Herrn Blüciier als
besondern, so zu sagen, verantwortlichen Verfasser trifft, son-
dern auch und ausdrücklich die ganze neu eingeschlagene Rich-
tung der Literatur. Es ist die Aufgabe der Akademie, alle
Zweige der Wissenschaft im Ganzen und Grossen zu fördern
und zu ihrem Fortbaue zu helfen, welche sie selbst bei
Besprechung von Werken im Auge behalten muss. Das ein-
zelne Werk kommt da nicht bloss für sich als fertiges Voll-
endetes in Betracht, sondern als Literaturtheil wurzelnd in
den schon vorangegangenen Productionen und hineinragend in
eine das Unvollendete noch ergänzende Zukunft. Es muss die
Literatur, nicht das Literaturwerk, die Wissenschaft, nicht
die wissenschaftliche Sonderheit Augenmerk sein , diese sind
lediglich die Mittel, der Anhaltspunkt, wodurch gewirkt wird
auf jene. Ich glaube mich daher genugsam entschuldiget, wenn
ich den Bericht etwas ausdehne.
In meiner Einleitung* (Sitzungsberichte, 2. Heft, Seite 49)
/icig;te ich niiinlich , wie die hebräisclie Sprache in neuerer
Zeit viel von den ahcndländischen Literaturerzeugnissen in sich
aufgenommen, und mittelst dieser bedeutend zur Bildung und zum
geistigen Fortschritt des Volkes beigetragen hat. Diesen Vor-
theil durchaus nicht wegläugnend oder wegwünschend, finde
ich doch manche auf die hebräische Literatur nachtheilige
llückwirkung mit eingeschlichen. Der Germanismus oder rich-
tiger der Occidentalismus, im vielfachen Widerstreit mit den
verschieden genaturten Eigenheiten der morgenländischen Spra-
chen, nahm hier nichts desto weniger störend überhand,
und brachte und bringt noch tagtäglich Erscheinungen hervor,
die, je fremdartiger sie sind , desto schöner den Meisten vor-
kommen.
Bereits im Jahre 1842 machte ich in meiner hebräischen
Vorrede zum Commentar des Averroes in die Rhetorik des
Aristoteles auf manches dergleichen aufmerksam, z. B. den zur
Gewohnheit gewordenen Gebrauch der germanischen Interpunc-
tion. Die hebräische Sprache hat, um nur Eins zu erwähnen,
den Consonanten n He interrogativum zur Bezeichnung der
Frage, wozu also noch ausserdem das Fragezeichen? Man
bildet wohl schon auch deutsche Fragesätze mit Hülfe von
Partikeln, wo das Fragezeichen wegbleiben könnte, aber da
ist es nun einmal herkömmlich eingeführt. Und nun gar die
Parenthese, die oft selbst wieder kleine Sätze in sich schliesst,
hebt man da die dem Hebraismus stockfremden Einschiebungs-
zeichen heraus , so passt dann ein Wort zum andern schon
gar nicht.
In ähnlicher Weise übte der Occidentalismus , was uns
hier zunächst interessirt, seinen nachtheiligen Einfluss auf die
Grammatik, tiuf die äussere Einrichtung sowohl, wie auf die
innere. Nach dem Muster der arabischen pflegte auch die he-
bräische Grammatik ihr Material in drei Theile zu theilen, in
n^a bvQ Dty Nomen, Verbum und Partikel, so dass das Ver-
bum , im Semitischen der Grundpfeiler des übrigen Sprachge-
bäudes, den ersten Platz in der Behandlung einnahm. Die mo-
dernen Grammatiker aber führten die abendländische Zehnzahl
der Redetheile ein , und zwar unverändert in üblicher Reihe
17
und Aufoirianderfolg'e, als wäre kein Unterschied im Geringsten
zwischen Beiden. Welchen Zwang sie der Sprache, und sich
seihst auferlegten, ist leicht zu ermessen.
Unser Verfasser, der, ohglcieh ein Kind dieser Riclituiig,
immcrliin nach Selhsländigkeit strebte, wählte iur sich noch
eine andere Ordnung und man kann behaupten, sie erreichte
in ihm ihre Spitze. Das Zeitwort, das zuerst abgehandelt wer-
den sollte, steht bei ihm ganz zuletzt. Er wollte eine gewisse
Logik darein bringen, er fing mit dem Nomen, dessen Decli-
nalion mit Prä- und SulVixen an, daran reihete er das Nomen
numerale, Pronomen und Praepositio, und kam nun einnial die
Partikel zur Sprache, so war es schon consequent , auch das
Neben-, Binde- und Empfindungswort mitzunehmen. Das Zeit-
wort blieb allein zurück , es musste daher nothwendig seinen
Platz zu Ende finden. Die Ueberschrift stand noch im Wege,
er änderte auch diese zu Gunsten seiner Anordnung, und Hess
sie so lauten: „Die aramäische Sprache zerfällt in drei Theile,
Nomen, Partikel, Verbum hvzn n^D Dtl>" ; eine Ueberschrift,
welche den arabischen Grammatiker lachen machen würde,
wenn es dem entsprechend hiesse , die arabische Sprache be-
stehe aus drei Theilen ^Jjii ^y>- -*>l Selbst den lockern
Verband fühlend , hing er noeli zum Schluss ein Capitel über
die Nominalbildijug , und eines über den Gebrauch der Servil-
buchstaben an, das gleichsam eine Recapitulation des Gesagten
bilden sollte. Von dieser leidigen, sich selbst auferlegten V^er-
wirrung trägt aber einzig und allein der angewohnte Occidenta-
lismus nur die Schuld.
Nicht so sehr unnütz war Anfangs der Gebrauch, dem
aus dem Deutschen übersetzten technischen Ausdruck zun» nähern
Verständniss auch das deutsdie Wort beizufügen; unser Ver-
fasser dehnt das noch weiter aus , und gibt Seite 50 eine
ganze Anmerkung deutsch , in einem Buclie , .welches durchaus
hebräisch geschrieben ist und über einen Punkt, den der he-
bräische Text klar genug auseinandersetzt. Das ist ein Äliss-
ton, der auf das Uebrige störsam einwirkt.
Am merkwürdigsten, zu welchem Endpunkte Herr Blücher
diese Richtung hinaufgetrieben, ist Folgendes. Während die
2
18
semItisoliiMi Dialekte nur zwei enlsoliieden aiisgepräs^te Zeitfor-
men, praeleritiiin und futurum, und nicht einmal ein eigentliches
praesens hahen (wie der Jude überhaupt auch im Leben nur eine
Erinnerung- an die Vergangenheit und eine llotlnung lur die
Zukunft aber keinen Genuss der Gegenwart besit/it) , weiss
Herr I»lüeher eine halbvergangene (^Dira ^2V) und sogar eine
zukiinnigvergangenc Zeit (n^DJ TTiJ^) herauszufinden! Dass
die Zeitabstufungen in der Sprache durch irgend eine Wendung
oder Partikel ihren Ausdruck haben, ist natürlich, aber doch
keine ausgeprägte Zeitform. Ebenso wenig dürfte es einem
Deutschen je einfallen, die Lehre von zwei versciiiedenen halb-
vergangenen Zeiten in der deutschen Sprachlehre zu erläutern,
weil sie der Franzose habe; dieser besitzt einen besondern
Ausdruck dafür, die deutsche Sprache aber keinen.
Gern wiederhole ich es noch einmal, genannte Rüge fällt
nicht Herrn Blücher zur Last, sondern der herrschenden
Richtung, von der er fortgerissen, in der er auferzogen ist;
im Gegentheil, sein auf die Spitze treiben zeigt, dass er ein
denkender Kopf ist, dass er selbst in dieser Richtung originell
sein will und kann. Wäre das Ausarten dieses anfänglich noth-
wendig einwirkenden Occidentalismus ihm klar geworden, hätte
er ihn mit Bewusstsein überwinden können, er würde eben so
selbständig anderwärts Neues geleistet haben. Herr Blücher
hat um so eher gegründeten Anspruch auf Anerkennung, als
er seine Thätigkeit nicht in phrasenhaften, stylistischen Pro-
ductionen gesetzt, was leider am häufigsten ist, sondern sich
mit vielenVerzichtleistungen einen wissenschaftlichen Gegenstand
gewählt, und zwar einen, welchem bis jetzt die kleinste Theil-
nahme zugewendet worden.
Möge Herrn Blücher diese Würdigung seiner Verdienste
zur Aufmunterung dienen, dass er die betretene Bahn nicht
verlasse , und uns bald wieder mit den schönen Früchten seines
Fleisses erfreue. Vor allem wünschten wir eine zweite Auflage
der aramäischen Grammatik, mit Hinzufügung seiner nicht un-
wahrscheinlich neu gesammelten Materialien, und mit Rück-
sichtsnahme auf die bezeichneten Mängel. Sehr erspriesslich
wäre es für diess Sprachfach , wollte er auch den Nebendia-
lekten, hauptsächlich dem Syrischen und Arabischen, Auf-
19
merksanikeit schenken, es würde sich ihm ein neuer Horizont
öffnen, ein erweiterter Blick in den Grundbau aller Sprachver-
zweigungen semitischen Stammes. Auch die kaiserliche Akade-
rnie der >Vissenschaften würde diess nützliche Unternehmen,
ohne Zweifel, mit geldlicher Unterstützung fördern.
Dann liest Herr Ilegierungsrath Chmel den Anfang seiner
Literarischen Berichte über historische Arbeiten
auf dem Felde deutscher Geschichte.
I.
Meine Herren !
Ich habe vor einiger Zeit Ihnen „Ueber die Pflege der
Geschichtswissenschaft in Oester reich" Bericht zu
erstatten begonnen. Das Vaterländische ist natürlich uns vor
allem wiciitig und interessant. —
Aber die Wissenschaft kennt keine Grenzen, wenigstens
hat sie andere als- die Politik; doch subjective auch in so ferne,
als der Einzelne sich beschränken muss , will er anders nicht
untergehen im grossen Meere des Wissens.
Meine Grenzen, die ich mir auf dem Felde der Geschichte,
das wirklich unermesslich wäre , selbst gesteckt , sind die des
Deutschen Vaterlandes, wie es einst gewesen, und
seine St eil ung nach Aussen, wie sein politisches, re-
ligiöses und literarisches Leben im Innern; das ist's,
was mich vor Allem interessirt , dem widme ich meine Zeit
und alle Kraft des Forschens.
Drei Beziehungen insbesondere beachte ich in der deut-
schen Geschichte, Deutschlands Kirche (Germania sacra}
und ihre Schicksale, Deutsches Reich (Imperium) und
seine A'eränderungen , Deutschlands Stellung gegen seine
Naclibarn, seine Politik; ich verfolge mit Ernst, und in
so ferne es bei den sehr beschränkten literarischen Hilfsmit-
teln möglich ist, die Geschichts - Literatur in dieser drei-
fachen Hinsicht. —
Da ich glaube , dass eine Uebcrsicht dessen , was in die-
ser Hinsicht geleistet wird , für jeden Deutschen interessant
o •
20
seyn könne , ja seyn müsse , so wünschte ich , dass Sie mir
gostatlelcn, von Zeit zu Zeit Ihnen gleichsam vorzuführen, was
ich in dieser dreifachen Beziehung- kennen lerne. Die Uücher,
welche ich lese und excerpire , wünsche ich auf diese Weise
auch Andern hckannt zu machen , wSie mögen urlheilen, ob das
förderlich sei fur's Allgemeine, —
Natürlich mache ich keine Ansprüche auf Vollstän-
digkeit, noch weniger auf systematische Einreihung,
beides wäre nur möglich in Verbindung mit einer wohlversehe-
nen gut geordneten Bibliothek , der das Neueste in der Ge-
schichts-Literatur stets zuwachse. — Doch das kann ich ver-
sprechen, dass ich Ihnen keine Spreu nur wirklich Lehrreiches
vorführen werde. — Ich meine eben, dass, wo ich gelernt,
Andere auch lernen können , wenn — sie wollen.
Von Ihnen meine Herren soll es abhängen , ob ich meine
literarischen Berichte fortsetzen oder für mich behalten
möge. —
A. Deutsche Kirche (Germania sacra}.
1. Das Bisthum Breslau.
a) Urkunden zur Geschichte des Bisthuras Breslau im Mit-
telalter, herausgegeben von Gustav Adolph Stenzel,
Breslau , im Verlage bei Josef Max et Komp. 1845.
4. Vorrede, an K. Immanuel Nitzsch gerichtet. V — X. Ein-
leitung XI — CIL Urkunden I — CCCXVI. Pag. 1 — 382.
(Von dem Jahre 1226 — 1524) Inhalts -Verzeichniss der
wichtigsten Orts- und Personen - Namen und Sachen P.
383—401.
Der Hauptzweck, den der um deutsche und schlesische
Geschichte so hochverdiente Verfasser bei Herausgabe
dieser wichtigen Urkunden beabsichtigte, war die Be-
leuchtung des Verhältnisses „der Kirche zum Staate oder
doch zum äussern Leben , mit Ausscheidung, so weit es
anging , alles die innere Einrichtung der Kirche selbst
Betrefl'enden." Der wichtigste und grösste Theil dieser
Urkunden und Actenstücke ist aus einer Handschrift auf
Papier, aus dem vierzehnten Jahrhunderte, die zur Rhedi-
21
g(M*ischeii rJihliothok i^eliört 5 ,,(l;is eij^eiillich»! HaupIsUick
„bildet «1er Streit zwischen dem Uisckole Ti)oina.s II. und
„dem lleiv.oge Ileinrieh IV. von Hreslau vom Jalire 1284
„bis 1287 auf KiO Blältcrn, hier (bei Slenzel), mit Aus-
„nahmc von Nr. 187, von Nr. 70 bis 249. Es besieht
„dieses Ilauptstück aus einzelnen, doch untereinander im
„engern Zusammenhange stehenden Schreiben , Urkunden
„und insgesammt Acteiistüoken aus der Registratur des
„Bischofs , ohne alle abgesonderte Geschichtserzählung".
„Der Bischof Thomas II. bildet mit seinen Angelegenheiten
„den iMittelpunkt ; von ihm geht alles aus und alles be-
„zieht sich auf ihn zurück. — Seine Sehreiben sind gc-
„richtet , an die einzelnen Herzoge von Schlesien, vor-
„ziiglich an Heinrich IV,, an den Herzog von Tro[»|)au,
„den König von Böhmen, an die gesamnite Geistlichkeit
„des Landes, an einzelne Geistliche, Domherren, Achte,
„Mönche und deren Convente , an seine GeschäftslTihrer
„in Rom, an die polnischen Bischöfe, den Erzbischof von
„Gnesen , den Bischof Philipp von Fermo , mehrere Car-
„dinäle und an die Päpste und von fast allen diesen an
„ihn , ferner des Erzbischofs von Gnesen , der polnischen
„Bischöfe und des Domcapitels zu Breslau, an den Pabst,
„die Cardinäle, die Generale der Dominicaner und Fran-
„ciskaner u. s. w."
Ganz vortrefflich ist die Einleitung, worin der Zusam-
menhang der vom Herausgeber mitgelheilten Urkunden nach-
gewiesen und dieser durch einige anderweitige urkundliche
oder sonst zuverlässige Nachrichten in ein klares Licht
gesetzt wird.
Das Bisthum Breslau wurde vom Herzoge Boleslaus I
von Polen kurz vor dem Jahre lOOÜ gegriindet, die (Je-
schichte der ersten Bischöf(> ist jedoch sehr dunkel, wie
Herr Stenzel beweist und am Ende sagt : Hiermit ist
auch dargethan , dass wenigstens „alles das, was D 1 u-
goss von den Bischöfen von Breslau, von der angeblichen
Stiftung des Bisthums im J. 1)(J5 an bis zum Jahre I(K52
erzählt, völlig erdichtet ist und ohne anderweitigen Beweis
gar keine Beachtung verdient.'' (Siehe b.J
22
,.Der Sj»i'eni;el des Bistlmnis Hreslau erstreckte sich,
höchst wahrscheinlich vom Urs|)rnn<»e an , über das gc-
sammte , im Jahre 1103 den Söhnen Wladislav's I. üher-
lassene iSchlesien , während erst nach und nach in den
Staatsverband dieses liniides noch Auschwitz, Beuthen
und Siewierz kamen, die unter dem Krakauer, dann einige
ansehnliche Striche von Mähren , die unter dem Olmiitzer
Spreng'el standen. Das Glatzische gehörte zu Böhmen,
unter den Prager Sprengel. Die alte Diöcesankarte des
Breslauer Bisthums weist am zuverlässigsten dessen ural-
te Ausdehnung nach, welche später, besonders gegen
den Krakauer vSprengel, erweitert worden ist. Es gehörte
seit seiner Gründung zum Metropolitansprengel von Gne-
sen."
„Abgesehen davon, dass die Bischöfe von Breslau im
Geiste der damaligen Richtung der Kirche nicht wollten
Geistliche vor weltliche Gerichte gezogen sehen
und auch Vergehen der Laien gegen Geistliche vor geist-
lichen Gerichten wollten behandelt wissen, nahmen
die Bischöfe von Breslau , wenigstens seit der Mitte des
zwölften Jahrhunderts, denn weiter reichen unsere ur-
kundlichen Nachrichten nicht, als vom Ursprünge des
Bisthums her, wie alle Bischöfe Polens, den Zehnten
ihres ganzen Sprengeis, so weit derselbe nicht einzelnen
Kirchen übereignet war, für das Bisthum, den Neubruch-
zehnten aber als zu ihrer bischöflichen Tafel gehörig , in
Anspruch und zwar, wie wir aus den Urkunden des drei-
zehnten Jahrhunderts und den ältesten noch vorhandenen
Synodalstatuten der Gnesener Provinz vom J. 1233 entneh-
men^ den rechten oder vollen Zehnten^ d. h. den eigentli-
chen wirklichen zehnten Theil des Ertrages der Aecker."
Daher die vielen Streitigkeiten, die jedoch auch über-
haupt durch die Ansprüche des Klerus auf Immunitäten
und Selbstständigkeit veranlasst wurden. Ungemein inter-
essant ist die Geschichte derselben , wie sie Stenzel in
dieser Einleitung liefert. — Das Buch ist bei Lösung der
histor. Preisaufgaben der Wiener Akademie besonders zu
berücksichtigen.
23
b) Joanrus Longini (Dliigosz) Canonici Cracoviensis
Chroiiicon Kp i s c op o rii in Vr a lisla vie nsi um con-
tinuatione variorum aiicliini. Curante Josephe Lipf,
Secretario Cclsissimi Principis Kpiscopi Vralislavionsis nee
non Vicario ecclesiae calhedralis llalishonensis. Appendix
Schematisnii Dioecesis Vratislaviensis pro anno I84T seoi--
sum impressa. Vratislaviae, apud Ferdinandum Hirt, IJibli-
opolani. 1847, 8. 41 SS./
Joannes Longini (so nennt er sich selbst, nicht Longi-
nus) dedicirte sein Chronicon, das bis gegen 1470 (S. 30),
reicht, dem (33) Uischofe Rudolph I. von Hreslau , der
früher Bischof von Lavant und ein in politischen Geschäf-
ten sehr geübter Mann war. Ist Dlugos/, wie Slenzel be-
weist, in der frühern Gescliiciile der Dreslauer ßischofe
ganz unzuverlässig, so sind doch die späteren Angaben
(besonders aus dem lö. Jahrhunderte) sehr zu herück-
sichligen. Der Schluss des 33. liischofs und die spätere
Reihe bis zum 40. (Franciscus II Comes l'alalinus), der
gerade 40 Jahre das Bisthum regirte und am 18 April
1732 starb , rührt von mehreren ungenannten Fortsetzern
her. — Die Namen und Regi er u n gs j aii r e der seit-
dem regierenden 7 Bischöfe (der 56. ist Melchior Freiherr
von Diepenbrock seit 1845) hat der Herausgeber hinzu-
gesetzt. — Das Rüchlein enthält manche interessante An-
gaben. Zu bemerken ist, dass der 43. 45. und 46. Bischof
österreichische Erzherzoge waren. Carl I. (K. Ferdinands
II Bruder, geb. 1590) von 1608—1624; Leopold Wil-
helm (K. Leopold's I Oheim) seit 1655 (zum zweitennuile
postulirt) bis 1662. — (Von ihm heisst es: ,,rraeterea
episcopatus ({iiatuor: olmucensem, argentoratensem, passa-
viensem et halberstadtensem, administralionem Burgundiae et
ordinis teutonici magisterium acceperat. . . Ilic episcopus
nunquam consccratus nee sacris iniliatus. Miles egregius in
hello et ([ui in Silesia uoii vixit. Per administratorem gu-
bernavit episcopatum absens. Ad eins ardorem in fide coiila-
buit haeresis" . . ) Der 46. Bischof Carl III, Erzherzog-
von Oesterreich (Bruder K. Leopold's 1. geb. 1640) wurde
als vierzehnjähriger Knabe vom Kapitel postulirt , am 23.
24
Februar 1()(}3, war /iiig'leicii Bischot* von Olmüt/i und Pas-
sau und llocluueister des teutscheii Ordens. Er starb aber
am 27. Jänner (hier heist es Juni) 1C64 zu Linz. —
2. ßistbuni Consta nz (Klöster).
I. „Versucli einer urkundlichen Darstellung des reichs-
„frclen Stiftes Engelberg, St. Benedikten - Ordens in der
„Schweiz. Zwölftes und dreizehntes Jahrhundert. Gewidmet
„dem hochwürdigsten und gnädigen Titl. Herrn Jubilaten
„Abt Eugen I. von Biiren. Mit ungedruckten Quellen und vier
„artistischen Tafeln. Luzern, 1846. Bei Gebrüdern Räber. 8.
„IV. und 156 SS. Vom Convente in den Druck gelegt." —
Engelberg ward von Conrad von Seldenbüren (aus einem
alten Gesclilechte Freier aus dem Zürichgau) im J. 1122 ge-
stiftet, der selbst Mönch wurde und 1126 durch Meuchelmord
fiel. 1124 ward das Kloster vom Papste Calixtus 11. bestätigt
und von Kaiser Heinrich V. Es lag in Burgund (damahls we-
der Herzogthum noch Grafschaft genannt), dessen Rectoren die
Zähringer waren, im Bisthum Constanz , im Zürichgau (es
scheint dieser Name damals für den Thurgau auch zu gelten)
und in der Grafschaft Zürich. Unter seinen Achten waren die
ausgezeichnetsten: Frowin, wahrscheinlich aus St. Blasien be-
rufen, ein Gelehrter und Schulmann; interessant ist der S. 31
angeführte Catalog seiner Schulbücher (?). — Er hinterliess
auch viele Abschriften, wie S. 34 und ff. angeführt wird.
S. 36 „Das Chronikon Engelbergs in Folio maximo ist zwar nicht
„durch Frowins Hand geschrieben (Pertz sagt im Archiv der
„Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte VII. 173, er habe
„die kleinen Annalen (von Muri) als ein zweites Exemplar der
„Engelberger Annalen erkannt. Stadlers Catalogus Manuscr.
„Codicum gibt aber pag. 226 ganz genau an, dass sich diess
„nicht so verhalte, sondern der später Abt gewordene Berchtold
„unsern schönen Codex geschrieben habe, was ein genaue-
„rer Vergleich der Handschriften dos Codicis murensis mit
„dem unsrigen genau herausstellen würde: confer Hist. silvae
„nigrae M. Gerbert I. 241), wohl aber eine Copie seiner in
„St. Blasien begonnenen und in Engelberg vollendeten Hand-
„schrift des d. s. Chronicon murense , wie diess Gerbert
„richtig angibt, wenn er sagt: ,,qui non auctor solum memo-
25
„rati chronic! (Kiii^elh.) sed et scriptoi* Cod. Murensis." Lci-
„dcr fehlen den) Chronicon i>Iuren.se hinler den Annalen die
„ersten xwölf IMätter, das Clironicon Hcdae ganx und der An-
„fang- des Kusebius und llieroninius his ins Jahr 144."
„Dieses schöne Zeitbuch, wichtij^- für die karolin<;ische
^und sächsische Zeit und vorzüi;lich für das 11. Jahrhundert,
„ward grösstiMitheils durch Hermann den hihnicn Grafen von
„Veringen und seinen Schüler ßcrchlold in der Reichenau , das
„Ende durch Bernohl einen St. IJiasier Mönch (l'crtz Script.
„VII. pag-. 74. Ilcrniannus augiensis p. 205. Ilerchtoldi Annales
„p. 385. ßcrncddus (SS. IJIasianus Gerbert. 11. S. N. I. 233,
„235, 243) verfasst, und ist durch Urstisius, Oefele (Cod.
„Scafhusensis), Pistorius und Aeniilian Usserniann in seinem
„prodronius Gernianie sacrae schon früher, jüngst aber im sie-
„benten IJande der iMonunienta Gernianiae historica aufs neue
„nach den ältesten Handschriften durch Pertz edirt worden.
„Auf den ersten Anblick war es sehr leicht die Handschrift
„von Muri für die Abschrift der Engelberger Handschrift zu
„halten, was aber bei einer kritischen Vergieichung sich
„wirklich umgekehrt verhält. Wir bedauern sehr , hier nicht
„dasjenige naciiholen zu können, was für die deutschen Ge-
„schichlsforschcr nach der Herausgabc noch von Bedeutung
„sein könnte, eben so, dass diese 2 Handschriften nicht ge-
„würdigt worden sind, Schriftproben in die Monumenta zu lie-
„fern. Pertz sah das Chronicon Engelbergense An. 1837, be-
„nutzte aber bei der Herausgabe den ussermani-
„schen Abdruck, der viele Lücken hat. Das Chronicon
„Engelbergense zeigt zwei Hände ; Frowin machte nämlich
„mit haltbarer Tinte V'erbcsserungcn in die Handschrift sei-
„nes Schülers Berchtold." Unser altes Chronikon besieht aus 16
Octernen. Die zelm ersten Biälter bilden die kleinen Annalen, wel-
che die St. Blasier nicht mit Unrecht bis auf die Zeit des Aus-
tritts Frowins als die Ihrigen ansprechen. In dem Chronicon Mu-
rense sind solche nur bis ins Jahr 1175 fortgeführt, in dem
Eni>;olberger Zoithuche aber foliit mit veränderter Hand beim
Jahre 1177 der Tod Abt Frowins; beim Jahre 1179 das Conci-
liuni, welches Papst Alexander zu Bom hielt; beim Jahre 1181
die Krönung des römischen Königs Heinrich VI. ; beim Jahre
26
1187 eine Darstelliinf^ der Gescliichle tlcs ü,elobteii Landes nebst
anderem, was später zur Sprache kommen wird; dann foli^en
meist nur die Ani;elegenlieiten unseres Gotteshauses von ver-
schiedenen Händen, bis ins Jahr 1502. Auf S. 2 — i der Annale«
truo- ein Unbekannter unter Abt Ulrich Stalder von ßern A. 1484
die kurze Klostergeschichte Engelbergs in lateinischer Spra-
che am Rande ein. Auf dem eilften Blatte, wo der Titel des
Chronicon Bedae hing-esetzt ward, steht von Abt Berchtokrs
Hand geschrieben: „Hoc pie Christe datum Berctoldi sit tibi
„gratum", als Beweis , dass Abt Berchtold diess Chroniken ab-
„schrieb, bevor er Abt war." Vorzügliche Aebte waren auch
Frowin's Nachfolger. Abt Berchtold (von 1178—1197) S. 41 —
50; und Abt Heinrich I. (von Wartenbach) 1197 — 1223.
(S. 51). Aus seiner Zeit bewahrt das Kloster ein drei Fuss
hohes, zwei Fuss breites silbernes, achtzig- Reliquien enthal-
tendes Kreuz , mit einem grossen Kreuzpartikel im byzantini-
schen Geschmacke von getriebener Arbeit, einst mit sehr
werthvollen Edelsteinen und Perlen geschmückt, unter welchen
vorzüglich ein Karfunkel berühmt war (Folgt die nähere Beschrei-
bung dieses interessanten Stückes). S. Abbildung auf Tafel 2.
Mit grosser Sorgfalt sind alle aus dem 13. Jahrhunderte
(bis 1298) noch übrigen urkundlichen Daten angeführt, und auf
die literarische Thätigkeit der Conventualen ist die gebührende
Rücksicht genommen (bis S. 106). Von S. 109 — 130. Unge-
druckte, sprachliche und historische Urkunden. I. „Expositio
Vocabulorum sacre scripture mit Frowin's deutschen Glossen"
S. 109. II. 1199, 23. Februar, in Eger. König Philipp IL
übernimmt vom Abte Heinrich die Vogtei des Klosters Engel-
berg , und verspricht , sie nicht zu vergeben (ohne Willen des
Abtes). S. 110. IIL Das Haus Briens-Ringgenberg (von 1147—
1390). Stammbaum. S. 111. IV. 1229, 18. Mai; Constanz.
König Heinrich VIL (K. Friedrich's IL Sohn) bestätigt die
Rechte und Besitzungen des Klosters Engelberg, und nimmt
es in seinen Schutz. S. 112. V. 1227 K. Heinrich VIL trägt dem
Schultheiss von Solothurn und „ceteris Burgundie rectoribus
sub ditione sua degentibus" auf, das Kloster St. Urban zu schüt-
zen, p. 113. VI. 1233, 11. Jänner b. Geilenhausen. K. Hein-
rich VH. empfiehlt die Güter des Klosters Engelberg im Aargau
dem Schutze des W. von Ilochdoi-f. p. 114. VI. b. 1235 — 1241,
2b- Mürz; Conslauz. Biscliof lleiiiricli von Constanz nimmt das
Kloster Engelherü,- in seinen Schirm, p. 115. VII. IVW, 20. No-
vember. Die (lebrüder Ulrich und Chiino Mdh; von liinach ver-
kaufen dem Ahte Walther von Eng-elherji,- die Vogtci von Bach-
telen. p. IK). VIII. Die Brüder Wernher, Dielhelm und Mar-
quart Kdie von Wolhusen verziclilen gegen eine Entschadigun<j
von 8 Pfund l*f. auf ihre Ansprüche an die Leute von lloken.
p. 117. I\. 12(J7-12T(). Translata a Walthero II. abbate Ue-
gula Sli Benedicti. (Vielleicht walliserdeutsch des 13. Jahr-
hunderts?) p. 118. (Probe). X. 1284, 18. December, Perusii.
Papst Martin IV. gibt dem Abte Arnold von Kngelberi^ die
Vollmacht, seine Mönche von der Excommunication loszuspre-
chen. Bemerkenswerthe Stelle: „Exhibita nobis tua petitio
„contincbat quod nonnulli Monasterii tui Monachi et Conuersi
„pro V i 0 1 e n t a m a n u u m i n i e c t i o n e in s e i p s o s
(Versuch zum Selbstmord? oder (jiewaltlhätigkeit gegen ein-
„ander?) et quidam pro detentione proprii alii etiam pro
„denegata tibi et predecessoribus tuis obedientia seu con-
„spirationis ollensa in excommunicationis laqueum incidcrunt,
„quorum monachorum quidam divina celebrarunt olVicia et reccpe-
„runt ordines sie ligati" . . Die „iniectores manuum, quorum fuerit
„gravis et enormis excessus n»ittas ad seden» apostolicam
„absolvendos.*' . . . Zeigt jedenfalls Verfall der Disciplin,
freilich zur selben Zeit ziemlich in den meisten Klöstern !
p. 124. \I. 1343. Einige Beiträge aus dem Necrologe und
Jahrzeitbuche der Nonnen in Engelberg. (205 Klosterherren
und 511 Nonnen verzeichnet, lässt auf einen Durchschnitts-
Bestand von 37 Herren und 77 Nonnen schliessen !)
„Abt liiidolf war laut gleichzeitigem Zeugnisse unsers
„grossen Chronikons genöthigt das Nonnenkloster zu vergrös-
„sern, unter Abt Walther III. sind Anno 1325 an einem Tage
„140, und Anno 1345 90 Nonnen eingekleidet worden, die
„freilich bei dem Entstehen dieses (Jahrzeit-) Buches grössten-
„theils noch leben mochten, indem 1349 117 davon an der
„Pest starben."' Zu diesem Nonnenkloster schenkte König-
„Albrecht (I.) das Geld zu Alpnach, und seine Gemahlin einen
„Weingarten zu Benklichon." p. 125. XII. 1303. 27. Juli,
28
Lucerie in domo IV. ini». Johaiiu von WoIIiuscmi schenkt mit
Eiiiwillii'un«»: sciiios Oheims unil Vonmnuls Jakob von der Wart
dem Kloster Kngelberg" seine Güter in Langene<i,s^e und das
Patronatsrechl in Lungern und zwei Leibeigene, p. 126.
XIIL Urbarium 1301) — 1310. p. 127—130. Nun folgen von
S. 133—150, 123 Regesten von den Jahren 1122 — 1297.
Ausser der bereits angeführten Abbildung des alten Crucifixes
sind Initialen aus dem 12. Jahrhunderte, und das Facsimile
einer Urkunde von 1240, dann ein Initial von c. 1270 der Ge-
genstand der übrigen 3 artistischen Beilagen.
Wir bemerken noch eine interessante Stelle in dem
Stiftbriefe des Klosters vom Jahre 1122 über die Absetzung
eines df^n Kloster schädlichen Abtes. „Qui (Abbas) si forte
„libertatem monasterii pervertere, sibi locum sanctum subjicere
^ademtauerit siue aliquid seruitii statutum (?) sibi fieri exege-
„rit. Mox fratres cum sutlVagio religiosorum Abbatum et cetero-
„rum Christi fidelium in circuitu manentium secundum iustituta
„sancti ßenedicti hunc accusatum iusteque ab eis confictum
„(? convictum} dignitate sua abjici perficiant." Obwohl Papst
Calixtus diese ßestimmung nicht in seine (IJestätigungs-) Bulle
aufnahm, so erscheint sie Anno 1124 doch im Bestätigungs-
diplome Kaiser Heinrichs V., und ist in der unglücklichen
Zwischenzeit vom Tode Abt Adelhelm's bis zu Frowin's Wahl
wirklich in Anwendung gebracht worden. „Quod (tres abbates :
„Lütfried, Weif, Hesso) indigne vixerunt, male profuerunt,
„quia subjectis non profuerunt , sed bona monasterii dilapida-
„verunt. Ideo depositi et expulsi fuerunt" sagt das Chronicon
„seculi XV. Engelberg, sagt der (ungenannte) Verfasser, war
rechtlich freier als das reiche Königstift St. Gallen. Der Abt
war der echte Nachfolger des Freiherrn von Seldeiibüren."
Die in diesem Büchlein vorkommenden Habsburgica
sind aus Herrgott, Tschudi u. s. w. bekannt oder betreft'en
die Lauffenburger Linie.
Möge der Verfasser die Schicksale dieses „reichsfreien"
Stiftes, dessen schöne Lage durch das Bild auf dem Umschlage
vergegenwärtigt ist, auch in den spätem Jahrhunderten ver-
folgen , die Geschichte der zehn ersten Aebte zeigt ihn als
fleissigen und gewissenhaften Forscher.
29
B. Deutsches Reich,
a) Deutsche G e s c h i c h t s q u e 1 1 e n.
1. A(Jditamentum secundinn ad lit'f/esta Jmperii inde
ah anno MCCCXIIII. usque ad annnm IfCCCXLVJl. Zweites
Krilüir/.uugsheft zu den Ucg'eslcn Kaiser Ludwij^s des IJniern
und seiner Zeit 1314 — 1347. Von Joli. Friedrich Böhmer.
Leip-Aii»- hei C. K. Kcrsten, früher S. Schmorhers Verlag
in Frankfurt am Main 1846. 4. 1 Hl. Vorrede, Verhcsserun-
gen und Zusätze, dann von S. 317 — 348.
2. lief/esta linperii inde ab anno MCCXLV1 usquc ad
annnm 3TCC('XIII. Die Ilegesten des Kaiserreichs unter Heinrich
Uaspe , Wilhelm, Kichard, lliidolf, Adolf, Alhrechl und Heinrich
VII. 1246 — 1313. Neu bcarheitet von Joh. Friedrich Böhmer.
Stuttgart. J. G. Colta'scher Verlag. 1844. 4. X. 380. SS.
3. Fontes Rei'um Germanicarum. Geschichtsquellen Deutsch-
lands , herausgegeben von Joh. Friedrich Böhmer. Zweiter
Band. Ilerniannus Altahensis und andere Geschichtsquellcn
Deutschlands im 13. Jahrhunderte (auch mit diesem zweiten
Titel: H. A. u. a. G. D. im 13. Jahrh.) Stuttgart. J. G.Cotta'-
scher Verlag. 1845. 8. LVI. 572. SS.
4. Rrgrsta Jmperii. Die Ilegesten des Kaiserreichs von
1198 — 1254. Neu bearbeitet von Job. Friedrich Böhmer.
Erste Abtheilung. Stuttgart und Tübingen. J. G. Colla'scher
Verlag. 1847. 4. 281). SS.
Als wir im 106. Bande der Wiener Jahrbücher der Lite-
ratur (S. 225 — 260) die Regesten K. Ludwigs des Baieru
und den ersten Band der Fontes Herum Germanicarum an-
zeigten, äusserten wir den Wunsch, der um deutsche Ge-
schichte so hochverdiente Herausgeber, Bibliothekar Böhmer
in Frankfurt am Main, möge uns recht bald mit der Fortset-
zung dieser so erspriesslichen historiseiien Quellen und Hilfsmittel
erfreuen, dieser Wunsch wurde in reichlichem Masse erfüllt.
Böhmer gehört nicht nur zu den rüstigsten, sondern auch zu
den verdientesten Geschichtsforschern und seine Bestrebungen
müssen und werden gleichsam eine neue Bahn brechen, indem
er theils die bisher minder zu2;äni»lichcn Duellen durch seine
Handausgabe der Fontes (2 Bände) den Forschern näher rückte,
30
theils, und Aas ist sein Ilauptverdienst , die bisher minder
beachteten U r k u n d e n in ihrer vorzugsvveisen Wichtigkeit
geltend machte. Urkunden sind und bleiben die sicherste Grund-
lao-e aller Geschichte, die Geschichtschreiber und zumal die
Chronisten sind jedenfalls durch die Urkunden erst fest zu
stellen und oft genug- zu berichtigen.
Mit Vergnügen bemerkt man Böhmers immer reichhaltiger
gewordene Urkunden-Auszüge, seine neu bearbeiteten Regesten
(von 1198 — 1313) sind gegen die früheren nicht bloss an der
Zahl, sondern auch am Gehalte mehr als verfünffacht. Und die
Einleitung bei jedem Regenten ist ganz neu und von grössteni
Verdienste.
Ohne Zweifel wird Böhmer bald diesen Vorarbeiten eine
Darstelluiig dieses hochwichtigen Zeitabschnittes der deutschen
Geschichte , in dem sich die spätere Zersplitterung und dar-
aus folgende Schwäche des Reiches bereitete, folgen lassen,
gewiss ein tüchtiges Werk, worauf wir uns schon jetzt herz-
lich freuen.
Wir können uns jedoch nicht enthalten, hier den allerdings
noch zu begründenden Wunsch auszusprechen , dass der Vor-
arbeiten noch mehr werden mögen , ehe man an eine Darstel-
lung denke , welche gewissermassen die Signatur dieser
wahrlich noch ziemlich dunklen Zeit liefern^, ein decidirendes
Urtheil über Personen und Verhältnisse aussprechen würde.
Wir halten die Acten zum Spruche noch für ungenügend, wir
wollen noch einen reicheren Apparat, des herbeizuschaffenden
Stoffes ist noch gar viel. Kaiser und Papst sind wohl die
Häupter, aber die Kirche und der Staat sind gross und
ffewaltiff und besonders in Deutschland von unendlicher Man-
nigfaltigkeit und eben desshalb erfordert die deutsche Ge-
schichte eine sehr umfassende und ins Specielle dringende Be-
handlung. Wir glauben , dass zur vollen Kenntniss , wie die
Dinge sich in Deutschland gestalteten und wie sie zu beur-
th eilen seien, auch Regesten der deutschen Reichsfürsleu
und Reichsstädte, so wie Regesten der deutschen Kirchenfür-
sten (Erzbischöfe, Bischöfe und Kapitel) und deutschen Klöster
wünschenswerth sind ja unentbehrlich. Man muss diesen grossen
biltern Kampf zwischen dem Imperium und Sacerdotium ,
31
diese verunglückte Geburt einer R e ie li s v e r f a ssun 2; , wel-
che die Nation zu solcher Schwäche nacli Iimeii und Aussen
verurtlieiltc , aus einer vollständigen Uchersichl aller speciellen
Geschichten des deutschen Reiches und der deutschen Kirche
kennen lernen und dazu gehören nach unserer Ueber/>eugung;
noch sehr unifängliche und mühsame, dafür aber auch sehr
gehaltreiche und ergiebige Forschungen und Vorarbeiten, die
freilich nicht das Werk eines Einz,elnen sein können. Röhmer
sagt selbst, dass Regesten der Päpste selbst nur aus Raronius
und Raynald sehr wünschenswerth wären, wenn nicht die seit
111)8 noch vollständig vorhandenen Kanzleibücher selbst extra-
hirt würden , was wir jedenfalls vorzögen.
„In der Vorrede zu meinen frühern Kaiserregesten äusserte
„ich (Röhmer in Nr. 2. S. IV\) , dass irgend ein geistliches
„Stift in Oesterreich durch ein solches Unternehmen die Thä-
„tigkeit seiner Conventualen erproben und sich allgemeinen
„Dank erwerben möge. Risher ohne Erfolg. Man möchte fast
„glauben, dass das was Raronius und Raynald in dieser Rezie-
„hung bereits geleistet haben, durch seine Grösse und seinen
„Werth mehr abschrecke als nachziehe. Wie dem auch sei :
„ich wünsche von Neuem, dass die von mir gesammelten Rruch-
„stücke päpstlicher Regesten einem Solchen vor Augen kommen
„mögen , dem Sallusts Vorwort zum Catilina im (iedächlnissc
„geblieben, der mit Vincentius Ferretinus fragt: quid enim
^^valet nisi sepius excerceatur ingenium, der sich entschliessc
„einige Jahre an das Werk zu gehen und zur Fiiire der Kirche
„und zum dauernden Gewinn für geschichtliches Studium es hin-
„auszuführen. Es liegt hier in dem Stofl'e, wie in jenem Wein-
„berg, ein verborgener Schatz, den derjenige, der ihn bebaut,
„durch die dabei zu erwerbende wissenschaftliche Ausbildung
„sich aneignen kann."
Wir glauben, dass ein Regestenwerk nicht bloss über die
Rullen und Rriefe der Päpste (und zwar unmittelbar aus den
zu Rom aufbewahrten Kanzleibüchern), sondern auch über die
Urkunden säinrntlicher deutscher Rischöfe und Erzbischöfe, so-
wie der Aebte der bedeutendsten Klöster Deutschlands ein wah-
res Redürfniss wäre und der deutschen Geschichte des Mittel-
alters einen ganz andern Gehalt geben würde.
32
Doch nicht die Regesten allein wollen wir berücksichtigen,
man muss auf die Quellen selbst zurückgehen und man kann
sich diese nie ersparen. Böhmer sagt zwar: (Nr. 2. S. lll)
„Die Auszüge des Iniialts der Urkunden sind jetzt so erschö-
„pfend, dass sie dem Geschichtsforscher in den bei weitem
„meisten Fällen die Einsicht des vollständigen Textes ersetzen
„können. Diess wird selbst für diejenigen bequem sein, welchen
„die angeführten Druckwerke zu Gebote stehen. Aber einen
„viel grösseren Dienst glaube ich damit denjenigen geleistet
„zu haben, denen diese Werke, die sich nur auf sehr wenigen
„öffentlichen Bibliotheken vollständig vorfinden, nicht zugänglich
„sind. Solchen war es bisher unmöglich gründlichere Studien
„zu machen. Jetzt ersetzt ihnen mein Buch im Ux'kundenfache
„für den betreffenden Zeitabschnitt eine ganze Büchersammlnng,
„und sie können schon auskommen, wenn sie nur noch den vierten
„Band der Monumenta Germaniae historica zur Hand haben."
Das nun, bei aller Achtung, die wir vor Böhmers Ver-
diensten hegen, glauben wir nicht, wir meinen, diese Regesten
seien jedenfiills nur ein Fingerzeig und man müsse sich in
die Geschichte selbst ganz hineinarbeiten, man müsse die
angedeuteten Spuren verfolgen und die Urkunden (auch Chroni-
ken u. s. w., die damit in Verbindung stehen} studiren. Wir
wollen aus einem Beispiele unsere Meinung begründen:
In Nr. 721 der Regesten K. Friedrichs 11. (Nr. IV.),
April 1232 heisst es: (K. Friedrich II.) „gibt und verleiht
„mit Beistand seines Sohnes König Heinrichs und mit Rath
„der Fürsten dem Erzbischof Sifrid von Mainz und dessen Nach-
„folgern das herabgekommene Kloster Lorsch, in der Erwar-
„tung, dass nunmehr Seitens des Erzstiftes Mainz der gebüh-
„rende Reichsdienst dafür werde geleistet werden."
Man sollte glauben, dass dieses genüge! Verfolgt man
aber diese Angabe und fragt, wie kam das, was geschah da-
bei? so lernt man die ganze leidige Sache ganz anders kennen
und macht dabei einen tiefen Blick in die inneren Zustände,
der einem dann mehr erklärlich macht. Wir wollen aus Johan-
nis Scriptoribus Rerum Moguntinarum (Tom. I. p. 594) den
Hergang erläutern. Erzbischof Sigfried III. von Mainz (Sohn
des Gottfried von Eppenstein und einer Gräfin von Wied (Schwe-
33
ster dos Krzbiscliofs Diolricli von Trier), Neffe des Erzhiscliofs
Siegfried II. von Mainz), der mit vielem Verstand einen hochfah-
renden, «icwalllhätigen Sinn verband nnd in Wahl seiner Mittel
nicht häckelig" war, suchte sein diircl» Kriege erschöpftes Kr/>slift
durch neue Zuflüsse zu kräftig^en. *) Ein solch willkommener
Zuwachs war allerdings das wie es scheint herahg-ekommene
Benedictinerkloster Lauresham oder Lorsch; um die dortigen
Mönche fi'ir die Idee der Incorporirung- zu gewinnen , spiegelte
man ihnen vor, dass sie ein Theil des Mainzer Dom-
capitels werden sollten, in dieser IIolTnung willigten sie ein
und schrieben desshalb selbst an den Papst. Der Werth des
weltlichen Hesitzthums dieses bedeutenden Klosters betrug* über
einmal hundert tausend Goldgulden (damals eine grosse Summe).
Die Benedictiner mussten das Kloster verlassen, es ward vom
Erzbischof mit Cisterziensern besetzt, doch die wurden bald
Aviedcr von den ersteren gewaltthätig vertrieben in nächtlichem
Ueberfall. .,»SVrf non post multos dies supervcniens archi-
*) Erzbischof Siegfried III. sass auf dem Mainzer Stuhle von laSl bis 1249
(stirbt am 9. März 1249 zu Binj^en im kräftigsten Mannesalter,) Es
heisst von ihm : I'iV magnorum uperuni , qui ecclesium siiam hoiiore ac
„rebus niugnifice ampliavit et inter tot mala, tot hella , totifite pericnlu
yjf/uibus Imperium nutahat, sapientissime rexit.'''' auch: „ FtV magnarum
„virtutum et actionum , qui tantue constantiae fuit , ut iussu Papae Fri-
„dericttm Imperatorem puhJicc e.rcommunicatum denuntiaret , et perse-
,,(ltteretur." Man verglich ihn mit Judas Maccabaeus , weil er einst mit
einer bewaffneten Macht von .'JOO seine 800 starken Gegner schlug.
Grosse Thätigkeit ist ihm nicht abzusprechen. Sein Nachfolger, der
milde wahrhaft christliche, aber eben desshalb für diese eiserne Zeit
unpassende Christian sagt über ihn : ,,// i c v ul tu m et an imu m
^^l e o n i s i n d u en s , 1 e o f a c t n s est. et c o ep it o r phan o s
y,e t V i d u a s facere, v i l la s co inb u r er e , civitates dc-
yS t r u e r e , ho m in e s dev o r ar e, t c r r a m i n d e s c r i u m d e d u-
yyC e r e et P u p ue mir i fi c e c o ni p l a c e r c. Et quia iam iu(/uisi-
jjtionis liffcras contra dcderat , ex iis /'actis fratrem venerahilem
^■^nppellabut. Hie Sifridus Episcopus mulum opus operatus est, (/ui per
yflammam ignis terram depanperavit, et thesuuros ecclesiae ablatos
y,praedonibus dispersit, dedil raptoribus , iustitia eins non 7nanet
yin saeculum s a e cu l i.^'' Abt Walther von Eberbach gibt übrigens
dem sterbenden Siegfried das Zeugniss , er habe aufrichtig gebeichtet
und die bitterste Reue bezeiget! Jedenfalls ist die blosse politische
Geschichte ungenügend, um den \V('itli einer" Zeit abzuwägen!
3
N
,,episcopns in manu valifla Herum eofi de monaaterio ex'pulit,
„<?/ Cifftrrcienses snos denuo revocaint. Et ecce , quudam.
,^nocte, sub matutinis , cum se Cistercienses crcdereiit esse
,^seciiros , iterum nostri cum amicis suis ad Lnurissam
^^veniunt , eos denuo invadunt, caedunty percutrutif. et ite-
^^rum expellunt , protestantes , se omnes int er e mpturos ,
j^si denuo ad ipsum coenohium Laurissense praesumpsrriiit
^^reverti. Ab ea itaque die non amplius poterant induci Ci-
j^stercienses , ut ad Laurissam reverterentur. Vacauit ergo
^^aliquandiu monasterium j, cum nee Uli ^ nee nostri se tuto
,^ibidem passe mauere cerner etit. Tandem Innocentiiis Papa IV.
^^Archiepiscopo Moguntino praefato mandavit anno Pontiß-
^^catus sui II:, fji'i fuit dominicae nativitatis 1246 , quate-
j^nus monachos cuiuscunque ordinis , aut certe Canonicos
,^saeculares ad coenobium reponeret , ne diiitius vacuum
^^remaneret. Qui consilio accepto , monachos Praemonstra-
^^tensis ordinis de monasterio Omnium Sanctorum Argenti-
,^nensis dioecesis ad se vocafos, conventum ex eis in prae-
^•jfato monasterio instituit , quibus Praepositum pro rectore
^^deditJ^
Wir verlangen also von dem Gescliichtschreiber ein tie-
feres Eingehen in die Verhältnisse, mit den Resultaten, welche
die oberflächliche Erwähnung der Facten gewähren, können
wir uns wahrlich nicht begnügen. Die blosse Bearbeitung der
Ka i s er- Geschichte auch wird Deutschland und seine Ge-
schichte in einem der wichtigsten Zeiträume selbst nicht einmal
in politischer Beziehung hinlänglich aufhellen, desshalb wün-
schen wir auch Regesten der Fürsten, der Bischöfe, der Aebte, der
Adelsgeschlechter , der Städte u. s. vv. und umfassende Berück-
sichtigung der sämmtlichen Verhältnisse des gesammten Volkes.
Böhmers Streben bleibt immerhin der ganz besondern Aner-
kennung würdig, da er einen neuen Weg eingeschlagen und
dadurch die gründlichere Bearbeitung der „Geschichte des
deutchen Reiches" vorbereitet hat. Die Ausführung jedoch wird
noch lange Zeit auf sich warten lassen, da es leider an einem
gleichmässigen Zusammenwirken der Geschichtsforcher fehlt ;
wie das politische Leben des deutchen Volkes durch eine
Centrakewalt erst ins kräftige Dasein gerufen werden muss,
35
so auch wird seine Geschichte erst «liircli Cenlralisatiuii der
vereinzelten Arheitcn der deutschen (jlcschichlslorscher wahrhaft
mö<>licl» ; doch ist literarisches Zusammenwirken fast
noch wenii»er zu erwarten als politisches.
B. Deutsches Reich.
Ä) Ahliandliingen und Darstellung'.
1. Versuch, die wahren Gründe des IJurgundischen Krie-
ges darzustellen von J o h. C asp. Z e 1 1 w ege r , Mitglied meh-
rer schweizerischer geschichlsforschenden Gesellschaften. Aus
dem V. liand des Archivs für schweizerische Geschichte be-
sonders abgedruckt. 149 SS. in 8. (iMit XXXI urkunillichen De-
leg-en von den Jahren 1453 — 1477.) 1S47.
Diese Abhandlung des um die; (ieschichte seines V'aterlan-
des so hochverdienten Herrn Verfassers ist reich an neuen
Aufschlüssen. —
Er gibt in der Einleitung die Resultate seiner Forschungen
an : Die llaiiptmomonle der Verschiedenheit zwischen den An-
sichten der frühern Geschichtschreiber und der meinigen, und
die Ursachen der Irrthümer, die man bei jenen antrifft,
scheinen mir die folgenden zu sein:
Allcrvorderst suchen Alle die Ursache desKrieo-s der Schweiz
mit dem Herzog von Rurgund in den Plackereien seines Land-
vogts und seiner untergebenen Kdelleute, und betrachten die Schwei-
zer als selbständige llauptpartei in diesem Kriege. (Müller,
Leipzig 1805. iV. 037. Meier, I. 2'i(i. v. Tillier , IL 11)7. v.
Rodt, L 105).)
Meine Ansicht geht aber dahin, dass die Schweiz der
Spielball der drei Mächte von Oeslerreich , Rurgund und
Frankreicii war, und dass sie nur in Folge des Verrathes von
Diesbach für sich selbst den Krieo- bcü^ann und bei den Schlach-
ten von Grandson und Murten als selbsthandelnd kann betrachtet
werden. Oeslerreich konnte es nicht verschmerzen , während
der Kirchenversammlung von Constanz und seither so viele
Ländereien verloren zu haben , wel(;he die Eidgenossen erobert
iialt<'n, ohne je in einem Friedensinstruuiente von Oesterreich
eine förmliche Entsagung seiner Ansprüche zu erhalten. Die
Verpfändung seiner liesitzungen im Elsass und die Aussicht
3 •
36
auf eine Vcnnäliluiig' Rlaxiiiiilians , des Sohnes Kaiser Frie-
drichs III., schienen (ten heslen Anlass zu liefern, die Hülfe
von liurgund mi Kroherung- der Schweiz oder vvenii>;stens der
ahi;,e trete nen Länder zu erhalten. IJurgund zeigte sich willig
dazu, aher hatte nocii so viele Verwicklungen nüt dem König
Ludwig*, dem Herzog von Bretagne und dem König Eduard IV.
von England, dass Karl es fi'ir zuträglicher hielt, gemein-
schaftlich mit dem Herzog Sigmund die Schweiaer durch Frie-
densunterhandlungen hitizulialten, bis er freiere Hände habe;
und wir seilen, dass er die Absicht hatte, unter den zwei
Titeln eines Königs von Burgund und vom deutschen römi-
schen Reich sich eine Herrschaft zu erwerben , die vom Aus-
fluss des Rheines in das Nordmecr bis zum Ursprung die-
ses Flusses und von da bis in das Mittelmeer sich erstrecken
und Frankreich ganz hätte umgeben sollen. Aber als er wähnte,
am folgenden Tage seine Wünsche und Pläne erfüllt zu sehen,
so sah er sie ganz unerwartet durch die Abreise Friedrichs
vereitelt. Ludwig, König von Frankreich, der Todtfeind des
Herzogs Karl, sah liinwieder , dass wenn es ihm gelänge, die
Schweiz — mit Beistand Oesterreichs und des uiedern Vereins
im Elsass — zu einem selbständigen Krieg gegen Burgund zu
verwickeln, der Herzog ihm lange nicht mehr schaden könnte
und er freie Hände gegen seine übrigen Feinde bekäme. Aber
er fühlte wohl , dass die Schweizer sich nie dazu hingeben wür-
den, wenn er nicht vorher einen festen Frieden zwischen
Oesterreich und der Schweiz gestiftet und den Herzog von
üesterreich in Feindseligkeiten mit Burgund verwickelt hätte.
So traf es durch die Umstände und die Umsicht des Kö-
nigs Ludwig zusammen , dass Oesterreich und der niedere
Verein im Elsass Feinde von Burüund wurden, und die Schwei-
zer , theils wegen der förmlichen Verzichtung Oesterreichs auf
alle Länder, welche sie ihm entrissen hatten, theils wegen
ihrer Besorgnisse über die Ländergier von Burgund, in diesem
Krieg zuerst als Hülfstruppen, dann für eigene Rechnung und
zuletzt wieder als Hülfstruppen das Herzogthum Burgund zer-
nichteten.
IVeben diesen ganz verschiedenen Ansichten über die Ur-
sachen des burgundischen Krieiies scheint uns auch die unkri-
37
tische Henützuim" der l'rcuvcs de Comiiies eine Ursache von
Irrthümern yax sein. Diese Preuves slaiiiinen nicht von Coniincs
her, sondern walirschciiilich von Langlet, dem Verleger dieses
Werkes, der zwei SaniiuluiigcM von ko[tien von Aclensli'icken
jener Zeit Vorland, veröll'enllichle , olme die Kopien von den
Originalien /m unterscheiden., oline die Daten zu ])eriehligen
u. s. w. Diese niusson also mit grosser Vorsicht und niil he-
ständiii'er IJücksielit auf dit! daniaiiiLen («ehräuclie henul/il wer-
den; hcsonders darf man nie vergessen, dass 'An jener Zeit
alle Verträge zwischen Frankreich «nd der Schweiz in lateini-
scher S|»rache ahgelasst wurden, und dass niemals heide Con-
trahenten das näniliclie Instrument nnterschriehen haben, son-
dern jeder Conlrahent ein eigenes Instrument unter ungleichem
Datum und zuweilen in einzelnen Stiicken sogar noch ungleich
lautend ausfertigte. Aucii darf nicht übersehen werden, dass
zu jener Zeit in Frankreich das Jahr mit Ostern, in Ijern mit
Weihnachten und in dem grösstcn Theil der übrigen Schweiz
mit dem ersten Januar anfing.
Wenn nun die früheren Geschichtschreiber diese Regeln
nicht anwendeten, den Einen die Henützung des Archivs von
Luzern versagt war, und die Andern sich nicht die Mühe nah-
men, dort zu forschen, ja selbst nachlässig in den Forschun-
g"en des bernischen Archives waren , so wird man sich über die
Verschiedenheit der Ansiciilen nicht wundern.'^
Von den XXXI urkundlichen Belegen sind die meisten bis-
her noch ungedruckt gewesen, wenn auch nicht unbekannt.
C. Deutschlands Nachbarstaaten und ihre Politik.
1. „Geschichte der diplomatischen Verhältnisse der Schweiz
mit Frankreich, von 1GJ)S bis 1784."
„Ein Versuch, die Einwirkung dieser Verhältnisse auf den
siltlichen, ökonomisciien und polilisclien Zustand der Schweiz
darzustellen. Von Job. Caspar Zell weger, Doctor der
Fliilosophie, Milglied der allgenuMnen schweizerischen und der
bernerischen geschichtforschcnden Gesellschaft und IMirenmilglied
der • Kantonalgesellschaften der Kantone Graubünden, Waadt
und Basel. Ersten Bandes, erste Abtheilung-. St. GalKii und
38
Rem. Vei-lao- von Haber und Comp. 1848. 8. X. 300 SS. und
102 SS. Beilagen."
Ein sehr verdiensiliehes Werk, aus den besten Quellen
gescliöpfl, die der Herr Verfasser mit vieler Mühe sammelte.
Das Matcriale auf 3 Bünde ist bereits i>eordnet, wir wollen
hoflen , dass Zellweger es auch selbst bearbeiten werde, wenn
auch sein Alter „weit vorgerückt ist." — Die Aetenstücke bilden
allein 27 Hände im Rlanuscripte.
Die Einleitung der vorliegenden ersten Abtheilung des
ersten Bandes g-ibt eine allgemeine Ucbersicht von den Zeiten
Karl's VII., Königs von Frankreich, bis zu dem Jahre 1698
(S. 1 — 152}. Das erste Buch handelt von der Gesandtschaft
des Robert Brüllard, Markis von Puisieux (lö98 —
1708.) (S. 1 — 342}. Die Häupter eignisse während dieser Zeit,
Neuenbürgs (Neufchatel} Anfall an Preussen (gegen Frankreichs
Willen} und dessen Neutralität 5 dann das Verhältniss der
Schweiz im spanischen Successionskriege , welche den franzö-
sischen Prinzen Philipp bereits 1702 als König von Spanien
anerkannte; (am 15. December 1705 Abschluss des Mailänder
Capitulats.} Es ist interessant die diplomatischen Feldzüge so
recht speciell vor sich auiTühren sehen ; Zellweger ist wahrheits-
liebend und unumwunden. Wir wollen einige Stellen heraus-
heben. S. 25 1 Schilderung des österreichischen Bevoll-
mächtigten bei den evangelischeu Ständen (der Schweiz}. „Ein
unter diesen Umständen für die Schweiz und besonders für
Bern nicht weniger wichtiger Mann war (des Berner Venners)
Willading's vertrauter Freund, Franz Ludwig von Pesme, Herr
von St. Saphorin. Er stammte aus dem altadelichen Geschlecht
Pesme von Genf.... Unser Franz Ludwig hatte die Hälfte der
Herrschaft von St. Saphorin von seinem Vater Isaak ererbt
und kaufte im .Jahre 1708 die andere Hälfte von seinen Basen.
Er wurde 1608 geboren , und trat früh als Kadet in das hol-
ländische Infanterieregiment des Fürsten von Braunschweig,
aus welchem er schon 1688 den 3. Mai austrat und wahr-
scheinlich Dienste in Oesterreich nahm. Obschon er ein Frem-
der und lleformirter war, erhielt er doch schon den 26. Mai
1692 den Grad eines Hauptmanns auf einem SchilTe der kai-
serlichen Donauflotte , den 1. Mai 1694 denjenigen eines Chef
39
d'Escadro, und den 11. Mai des nämlirlion Jahres gal) ilim
Fi-Iedrich III., Kuilurst von Hrandeiilmri>-, dcv später als Kö-
iii<>' Friedrich I. hiess, ein l'alenl. dass er in seinen Staaten
Tür seine Flotte Mannschaft anwerhen dürfe. Ohschon der
Graf Auersherg (er war einer der ärgslen Feinde des Prinzen
Fuj^en. Kauslers Lehen des l*r. Eug'en. iJd. I. S. 227) alle
möglichen Intriguen gegen St. Saphorin spielte und ihn ver-
leumdete, wurde er doch zum Vizc-Admiral der Donautlotte
ernannt. Den 1. Hornung 1702 gab ihm Kaiser Leopold den
Titel eines Obersten, in „Ansehung seiner Treue und seiner
noch leistenden erspriesslichen Dienste und seiner guten Auf-
iülirung und Kriegserfahrenheit.'' Den 28. Ilerhstmonal 1705
erhob ihn Kaiser Joseph zum Obersten - Feldwachtmeister (Ge-
neralmajorj auf den V orsehlag des Prinzen Fugen von Savoyen
..in Betracht seiner schon geleisteten Dienste und die er im
militäriselien wie im politischen Fache noch werde leisten kön-
nen, vorzüglich bei der Fidgenossenschaft." „Den 12. März
1707 ward er als österreichischer Minister bei den evangeli-
schen Kan Ionen akkredilirt und von ihnen anerkannt. Den 12. Au-
gust schrieb ihm der König von Preussen einen Danksagungs-
brief für seine Verwendung bei dem Neuenburger Geschäft und
versprach ihm ein Kanonikat zu verschaflen , und in Zukunft
die Besorgung seiner Interessen in der Schweiz zu übertragen.
Den 12. Winternmnat 1707 dankte er ihm noeinnals für den
Antheil, den er an dem Abschluss des Neuenhurger Geschäftes
hatte, und iur den Eifer, den er für das Wohl der lleligion
und des gemeinen Besten bezeugte. Den 5. Christnionat 1707
ertheilte ihm die Bürgerschaft der Stadt und des Fürstenthums
Neuenburg für seine Person das Bürgerrecht. „Dem edlen und
grossmüthigen Herrn Franz Ludwig von Pesme, Herr von St.
Saphorin , Generalmajor in Diensten Seiner kaiserlichen Maje-
stät und sein Minister in der Schweiz , in Ansehung der gros-
sen und ausgezeichneten Dienste , die er vSeiner Majestät dem
König von Preussen, jetzt unserm Herrn, geleistet hat, und
in Betracht der grossen Sorgfalt und anhaltenden Arbeit, mit
welcher der obbemeldete Herr von St. Saphorin so wirksam
beiiretraii'en hat zu dem Erfol<>: der o'erechten Anforderuno-en
des Königs, unsers erlauchten Souveräns, und seinem grossea
40
Kifcr für Erhaltiini»; der Religion und des gan/iOn Vaterlandes,
insbesondere aber (ür das Wohl unserer Stadt und unsers
Staates." — Endlich versprach ihm den 30. März 1708 der Kö-
nig* von Prcusscn eine Pension von 2000 Thalern. (Original-
Patente und liriefe in der Bibliothek von Mestral.)
„Es wäre sehr wünschbar, dass wir nachweisen könnten,
wie dieser im Kriege erzogene Mann dazu gekommen sei, sich
so gründliche Kenntnisse zu erwerben. Seine Muttersprache,
die französische, schrieb er sehr rein; sein Stil ist so edel
und klar, die Darstellung so überzeugend und anbei seine
diplomatische Gewandtheit so ausgezeichnet, wie man diess
selten • bei einem im Kriegsgetümmel aufgewachsenen Mann
finden wird. Mit welchem Eifer er die neucnburgische Ange-
legenheit dann betrieben habe, ergibt sich aus dem Obigen,
wenn wir auch seine eiirzelnen Schritte nicht, verfolgen kön-
nen, und die Folge wird uns genugsam darüber belehren, mit
welcher Klugheit er die schwBre Aufgabe zu lösen wusste,
seinem Hof und seinem Vaterlande gleichzeitig zu dienen. In
dieser Zeit erwarb er sich das Zutrauen und die Freundschaft
des Schultheissen Willading; aber die Neider und Feinde fehl-
ten ihm auch nicht, und sein eigenes Vaterland, dMv Kanton
Bern, zeigte ihm nicht die Achtung, die er verdiente. Dessen
ungeachtet hörte er nie auf, bis an seinen Tod für dessen
Wohl zu arbeiten. Auch darin stimmte er mit seinem Freund
Willading überein, dass er der reformirten Confession sehr zu-
gethan war und in dem Worte Gottes seine Pflichten kennen
zu lernen suchte." —
Seite 331. ,, Indessen starb der Kaiser Leopold I. zu Wien
den 5. Mai 1705 im 65. Jahre seines Alters. Er war in seiner
Jugend zum geistlichen Stande bestimmt, und es gelang ihm
nie, sich dessen Vormundschaft zu entziehen. Diesem ist es
zuzuschreiben, dass seine grössten Generale, Montecuculi , der
Herzog von Lothringen und der Prinz Eugen , so viel kämpfen
mussten, um das Kaiserhaus vor der Auflösung in kleine Staa-
ten zu retten; dass alle Massregeln des Hofes unzusammen-
hängend waren, und die Bestechlichkeit so sehr überhand nahm,
dass die f r e m d e n M ä c h t e d i e Beschlüsse des Kriegs-
raths früher wussten, als die Generale selbst. An
kl
seine Slollo trat Joseph I., im "17. liclMMisjalire . und (!.s isl l>e-
nicrkenswerlh , dass sein \'aler niclii wMtllte, dass er von i\vn
(Jeistliciien erzogen wurde, sondern er ernannte zu seinen Ev-
ziehern den Fürsten von Stalni, den Fi-eilierrn von Waü;enlVls
und den Wellpriester Treilierrn von Ituinniel, und trui^' dem
/.weiten auf, den Prinzen bei den Vorträgen in der Gescliielile
auf die Fehler LeopoUKs selbst aufmerksam zu machen , damit
er diese vermeide. Joseph war ein junger, feuriger, hochherzi-
ger Fürst und selbst gegenwärtig heim Heere, wo er die (ie-
brechen einer Oberleitung aus der Ferne kennen lernte. Die
hejaiirten Minister seines Vaters wurden verabschiedet, l*riiiz
Fu«>en aber in allen seinen Aemtern bestätigt." ..Alle diese Fr-
eignissc stimmten die katholischen Kantone mehr für Frank-
reich, als iur Oesterreich."
Fndli<*h Seite .'{41: „In der Schweiz sehen wir eine trau-
rige Verwirrung ; weder in der Frage der Anerkennung des
Königs von Spanien, noch in der Neutralitätsfrage, noch in
der Frage, ob man sich mit Mailand verJ>inden solle : nirgencls
war Einigkeit, und in der letzten Frage trennten sich seihst
die katlmlischen Kantone, so dass zuletzt nur 5 Kantone mit
Mailand das Kapilulat schlössen, durch welches sie den Schulz
der fremden Mächte gegen ihre Verbündeten suchten." „be-
trachten wir die Unterhandlungen mit fremden Mächten , so lin-
den wir das Betragen des Markis von l*uisieux, im Ganzen ge-
nommen , sehr IVeundlich , immer die l)\treme ausweichend und
auf Mittel bedacht, die verschiedenen Meinungen zu vermitteln.
Im Allgemeinen verwarf er nie die V orschläü'c der Eidü'enossen,
sondern wenn sie ihm unpassend schienen , suchte er durch
andere Vorschläge die Eidgenossen entweder zu trennen oder
zur Besinnung zu bringen, während hingegen der Graf
T ran tm anns do rf fder österreichische Gesandte bei den ka-
tiiolisclien Kantonen) mitilohheit und trotzend antwor-
tete und d a d u r c h b e w i e s , d a s s er den r e p u b 1 i k a n i-
sehen Geist g a i- nicht kenne, d e r d u r c h s o 1 c h e
Mittel mehr zur II artnäckiük eit als zur i\achi>ie-
bigkeit gereizt wird. Der Herr von Mellarede (^der sa-
voyische (iesandte) benahm sich mit vieler Klugheil und war
ein guter Iniriguant. aber (m- konnte kciinen guten Erfolg haben,
4
h2
weil er, wulirsciieinlicU wegen Mangel an Geld, die katholi-
schen Kantone nicht gewinnen konnte, und die reforniirtcn
Kantone, mit Ausnahme von Bern, immer Misstrauen gegen
seine Vorschläge hegten."
Bequem für den Gehrauch ist das chronologische und ana-
lytische Register. (S. 343 — 360.)
Unter den XIII Beilagen sind mehrere von grossem Interesse.
Wir heben hervor:
I. Traktat zwischen dem König von Frankreich, und der
Eidgenossenschaft, alle Freiheiten enthaltend, welche
die Schweizer in Frankreich seit dem ewigen Frieden
genossen haben und ferner geniessen sollen. Den 16. Heu-
monat (July) 1604. (Aus dem Archiv des kaufmännischen
Directoriums in St. Gallen. Kasten A. Trucken X. Pack
7.) S. 3—12.
*II. Denkschrift, die Kantone der Schweiz und ihre in den
Bünden begriffenen zugewandten Orte betreffend, aus
welcher man ersehen wird, auf welche Art man die In-
teressen der Könige , mit jedem derselben wahren soll.
1698. (Aus den Zurlaubischen Schriften auf der Biblio-
thek in Aarau. Band 118. fol. 148—175.) S. 12 — 40
(Sehr interessant.)
VI. Neutralitäts-Vertrag wegen Neuenbürg zwischen Frank-
reich und der Eidgenossenschaft , und dessen verschiedene
Ratifikationen. Jänner bis Mai 1708. (Aus dem Abschiede-
band vom Jahr 1708 im Standesarchiv zu Lucern) S.
49—55.
*VIII, Memorial des Markis von Puisieux an die katholischen
Kantone über die Anerbietungen des Grafen von Traut-
mannsdorf in Bezug auf das mailändische Kapitulat. Den
25. Mai 1701. (Aus dem Staatsarchiv in Lucern. Akten
P. XII. Cap. V. A. I. Nr. 10.) S. 58—63.
X. Erklärungen des Kaisers Leopold I, und des Königs
Ludwig XIV., dass ihre Trappen die Schweiz nicht be-
unruhigen sollen. (21. Hornung 1702, erste Erklärung
vom Grafen von Trautniannsdorf , 2. April 1702 Rati-
fication von K, Leopold I. 13. Septeml)er 1702. Er-
klärung des Königs von Frankreich, Ludwig XIV.) (Aus
der vSamniliiiis; «lor Ahschiede im Staatsarchiv zu Luceni.
IM. 1702. S. 2JH>.) S. 05—68.
*XIU. >lailäii(lisrlics Rapitulat zwischen l*liili|»|) V., König von
S|)anien, inid mehreren kalholisehen Ständen. Den 15.
Chrislmoiiat (Üezember) 1705. (Aus dem Staatsarehiv
in Lueern.) S, 71 — 102.
Zell\vei»'crs di[)h)nialisehe Gesehichte verdient gewiss von
allen Gesehiohtst'orsehern , noch mehr aber von küiifligen Di-
plomaten studirt 7Ai werden; die Schweiz ist der IJoden, wo
sich auch künftig wie seit so langer Zeit diplomatische Ta-
lente messen werden ; dass dazu Kenntnisse gehören , wird
hoirentlich fernerhin nicht mehr bezweifelt werden, wir betracli-
teten es dcsshalb für erspriesslich, auf ein solches Werk um-
ständlicher aufmerksam zu macheu.
Silziiiii!; vorn 8. November 1848.
Herr Professor Carrara liest eine Abhandlung in italie-
nischer Sprache über die Ergebnisse der unter seiner Leitung
in den Jahren 184(> und 1848 unternommenen Ausffrabunii-en
von Alterthümern in Salona bei Spalato in Dalmatien, und be-
gleitete denselben mit Vorlegung ausführlicher Zeichnungen.
Diese Eruebnisse sind :
'Ö"
1. Ein polygonischer Thurm und Uestandtheile des saloni-
tanischen Uefestii>uni>sbaues.
2. Eine in den ersten Zciiten des Christenthums gebaute
Kirche mit dem Oratorium, Haptisteriun» , der Sakristei u. s. w.
und mehrere l'ussbödcn von reichster Mosaik.
3. Drei IJegräbnissplätze aus der Zeit der llepublik vor
Christi Geburt.
4. Ein grosses Gebäude.
5. 800 Klafter der cyklopischen Mauern der Salona anli-
romana.
6. Ein Wasserbehälter zur grossen Wasserleitung, mit
neun Mündungen.
7. Mehreri.' Dcnksteiiu! und lieliquien der verschiedensten
Art von verschiedenen Z-iten.
kk
8. 3 Mausoleen, 10 Clrabmälcr mit Inschriften, 28 Lei-
chensteine, 363 silberne und eherne Münzen, unil verschiedene
Gegenstände von Gold, Silber, Kupfer, Blei, Elfenbein, Eisen,
o-ebrandter Erde im Fache der Bildhauerei und der Architektur.
Die Classe beschliesst die Druckle^uni^ dieser Abhandlung.
Herr Regierungsrath Chmel setzt die Lesung- seiner für
die „Denkschriften" bestimmten Abhandlung: „Zur Kritik der
österreichischen Geschichte'" fort, und zwar der Einleitung zu
dem Abschnitte: „Ueber die kirchlichen Zustände in Oesterreich
von 1440 — 1457" (die Zeit Königs Ladislaus P.), worin er
zur besseren Begründung seiner kritischen Bemerkungen den
allgemeinen Zustand der abendländischen Kirche aus gleichzei-
tigen Quellen zu schildern versucht, und zwar zuerst durch
die deutsche Uebersetzung des noch viel zu wenig gekannten
Schreibens des Kardinal -Legaten Julian Caesarini an Papst
Eugen IV., in welchem die Nothwendigkeit einer Reform und
der wankende Zustand der katholischen Kirche in Deutschland
so beredt geschildert ist. Dem Papste wird in scharfen Wor-
ten an's Herz gelegt, das zu Basel versammelte Concilium
nicht aufzulösen, sondern seine Reformbestrebungen redlich zu
unterstützen.
Sitzungsberichte
der
matliematiscli-naturwissenseliaftliclien
Classe«
IV. Heft. Sitzb. d. mathera. naturw. Cl.
3
Si(/Jinii;sl)(i'iclile
IV
iiiatlieinalisch-naturwisseiisclialtlieheii Classe.
Sitziiiis vom 5. Ottübcr 1848.
T
■o
ote über don metallähn I ichen Schiller des Hy-
persthens. Von W. llaidin<i;er.
Die Erwerbunii," eines sehr ausgezeichneten Stückes von
den llypersthen von Labrador lür das k. k. montanistische
Rluseun» veranlasste mich kürzlicji , die deutlich theilbaren
Massen desselben in feinen vSplittern auf den I*leochroismus
zu untersuchen. Es Hess sich allerdings erwarten, dass er in den
Farben nach verschiedenen Richtungen einige Verschiedenheit
zeigen würde, weil die durchsichtigen Varietäten von Augit,
wo sie sich untersuchen lassen, auch einen, wenn auch gerin-
gen Grad dieser Eigenschaft besitzen.
Es seien die Farbentöne gegen ein rechteckig vierseitiges
Prisma orientirt, P die Endfläche, M die breite schillernde
Seitenfläche, T die dritte senkrecht auf beiden stehende; ferner
sei 1) das untere extraordinäre Bild der dichroskopischen Loupe,
beim Durchsehen sowohl durch M als durch T, 2} sei das
obere ordinäre Dild beim Durchsehen durch M, 3) das obere
ordinäre Hild beim Durchsehen durch T, so ist :
1. Hauptaxe. Grau, zum Theil etwas grünlich, dunkelster]
2. Oueraxe ) llyazinthroth i mehr röthlich, ) mittlerer vTon.
3. Normale (ins Xelkcnbraune) mehr gelblich, ( hellster j
Die rothen und die grauen Töne bilden scharfe Gegensätze.
Allerdings sind die Farben sämmllich sehr dunkel , so dass das
Ganze schwarz erscheint, aber dünne Splitter, besonders wenn
man sie von der Sonne beleuchtet, durch die dichroskopische
Loupe untersucht, geben doch sehr entscheidende Hesultate.
1 *
Die ühoi'raschoiule Erscheinung der rolhen Durclisichtig-
keils('arl)en niusslo niitiirlieh einladen, die rothe Schillerrarbe
in zurü('kü,e\vorfenem Lichte diirdi die dichroskopische Loupe
näher /,u untersuchen. Da erschien denn in der Längsstellung
der Kristalle das obere ordinäre Bild röthlich und glän/.end,
das untere extraordinäre glanzlos und grau; in der Querstellung
dagegen war das obere Bild glänzend , die graue Farbe ganz
überwältigt, das untere Bild dagegen war rotli. Die Modification
der Stärke der Polarisation gab die Zurückstrahlung von der
Oberfläche , die Farbentöne entstanden durch den Antheil von
Licht, welcher durch den Krystallkörper hin durchging, und
von Trennungen im Innern zurück geworfen wurde, und von
welchem übereinstimmend mit der oben angezeigten Lage die
rothen in der Richtung der Axe, die grauen senkrecht auf
dieselbe polarisirt sind.
In den mineralogischen Werken findet man verschiedene
Farben- Angaben für den Ilypersthen, z. B. in Mobs, von
Zippe S. 231: „Farbe graulich- und grünlich-schwarz ; auf den
vollkommenen Theilungsflächen in mehreren Varietäten fast ku-
pferroth 5 " in Hausmann S. 493: „Tombakbraun mit einem
Stich in das Kupferrothe, pechschwarz, graulich-, grünlich-
schwarz, schwärzlichgrün.'' Diese Angaben werden ganz aus
dem Bereiche des Ungewöhnlichen gezogen, seitdem das Vor-
kommen des Pleochroismus nachgewiesen ist. Hier nur ist
es möglich, dass ein einziges Individuum je nach der Richtung in
welcher es betrachtet wii'd, zweierlei Farben zeigt, die rothe
und die graue. Der scheinbar metallähnliche Perlmutter-
glanz wird gleichfalls auf diejenige Erscheinung zurückgeführt
welche überhaupt Perlmutterglanz hervorbringt , die Zurück-
strahlung von aufcinanderliegenden Blättchen.
Wenn man einen feinen Splitter von Ilypersthen in ver-
ticaler Stellung durch die dichroskopische Loupe betrachtet, so
ist das untere extraordinäre Bild , so wie es oben als Farbe
der Hauptaxe angegeben wurde, grau, höchstens mit einem
wenig grünlichen Stich. Das Grau ist sehr dunkel, fast schwarz.
Lichtere Töne von Grau kommen in vielen Abänderungen des
Augites vor, dem der Hypersthen doch nach den neuesten For-
schungen in Einer Species angereiht werden muss. Aber das
5
Vcrhiillniss dci" F.uIh' wird, wie in so muiirlieii aiidcni Mlne-
ralspecics, «lui-ch den Oxydiilionszu.sland und die Meniic der
darin enthaltenen IJestandtlieile des Kisens nnd des !Man!j,ans
hervoriiebraclit. Die Farln'ntöne verdi(Mien daher, besonders hei
der IJeurtlteihing- der cheniisehen Analysen, beachtet zu werden.
Die neueste Analyse des llvpersthens von Labrador, von
Daniour (Ann. des niines. 4. S. \. 159. Hausmann llandb.
2. Aufl. 493) gibt lolgende Bestandtiieiie :
Kieselsäure 51.30
Thoncrde 0.37
Talkerde 21.31
Kalkerde 3.09
Eisenoxydul 21.27
iManganoxyduI , 1.32
98.72
Als Formel erhält man (Fe% %% Mn'', Ca') (Si- AI'-').
Die rolhe Farbe deutet gewiss auf Eisenoxyd, welehes, da es
in IJraun geneigt ist, wohl durch eine Beimischung des violetten
Manjianoxydes dahin gestimnit sevn kann. Allein das Grau ist
eben so wahrscheinlich ein "leich/ieitii'er Eindruck der Farben-
töne von (iv'(u\ und Violet , nämlich von Eisenoxydul und IMan-
ganoxyd, gerade so wie diese beiden 'l'öne in künsllichen (Jlas-
erzengnissen in kleinen Mengen oft einander z,u einem scheinbar
völlig ungefärbten Totnieindruck neutralisiren.
Dass die Oxydtöne vorziiglich in der Hiclitung der Axe,
die Oxydultöne senkrecht auf dieselbe polarisirt erseheinen,
verdient zwar ebenfalls beachtet zu werden, als eine Firschei-
nung, die auch an manchen andern Mineralspecies sich wieder
findet, theils direct Iheils umgekehrt, zum Ueispiel an den Chlo-
riten, manchem Turmalin, tjtiarz u. s. w., aber die dahin gehörigen
lleobachtungeu sind noch hinge nicht hinlänglich durchgeführt,
um jetzt schon eine ausfuhrlichere Heleuchtung zu erlauben.
Herr Hergrath II ai ding er theilte aus einem vor wenigen
Tagen erhaltenen Schreiben von Herrn v. IMorlot die vorläu-
fige \achricht von der Auffindung einer Anzahl v(mi neuen
Fundorten von Gosau-Petrefacten in rntersteiermark nnt.
„OI)erI)urir ein /Aveilos (iosaii/" scliroibt Herr v. Morlot.
„Zwei FiiiuLstolleii liegen ganz nahe vom Ort , die eine eine
halbe Slunde unterhalb (I), die andere eine halbe Stunde ober-
halb Oberburg (II); ein Wechsel von grauen Sandsteinen und
grauen sandig-lhonigen Mergeln, auch eine Schichte von grauem
Kalk ; Gesammtmächtigkeit nicht über 40 Fuss. Einschalige
Muscheln Nutica (die TornatcUu (jiguntea habe ich nicht ge-
sehen), dann besonders Turrifellen , auch zwcischalige, dar-
unter Pecten y Ostrea, im Ganzen aber wenig Mollusken,
hinsreo-en eine ausserordentliche Menge von Korallen, sowohl
die kopfgrossen Mäandrinen der Gosau, als auch sehr zarte
und vielartige Astkorallen , dann Turbinolien und Asträen , aber
keine Gosaufungien, wobei noch zu bemerken ist, dass die
Fauna an den beiden Localitäten manches Uebereinstimmende,
aber auch manches Abweichende zeigi;. Die grossen Mäandrinen,
überhaupt die grösseren Arten haben beide Puncto gemein,
aber die kleineren scheinen in beiden verschieden, also aus-
gesprochene Localverhältnisse, und das Vorkommen von Fos-
silien überhaupt in diesem Schichtsystem wohl nur eine locale
Ausnahme, — daher vielleicht manche Schwierigkeiten und
scheinbare Widersprüche. Den Mergel der oberen Fundstelle
hat Frey er zugesendet erhalten und er soll darin Foraminiferen
gefunden haben. Er ist oft ganz dicht gedrängt voll Korallen
und die grossen Arten bilden schichtenartige Bänke darin, die
ich zuerst für Kalksteinschichten hielt. Man kann im wahren
Sinne des Wortes Fuhren von Korallen bekommen."
Durch eine Verwundung am Fuss in Oberbur^ zurückge-
halten gelaug es Herrn v. Morlot noch mit mehreren Puncten,
wo sich in der dortigen Gegend Gosauversteinerungen finden,
bekannt zu werden , und sie möglichst durch Arbeiter aus der
Gegend auszubeuten. Auf mehrere machte der dortige herr-
schaftliche Förster aufmerksam, von dem die ganze Entdeckung
ausging. Ein dritter Punct (HI) liegt bei Neustift, eine gute
halbe Stunde weiter thalaufwärts als II, ein vierter Punct IV
liegt zwei Stunden unterhalb Oberburg, nahe an der Vereini-
"uno- des Oberburger Thaies mit dem Santhale. Nr. HI bei
Neustift lieferte nebst einigen wenigen Mäandrinen und Asträen,
die den zwei ersten Punclen gemein sind, wesentlich nur zwei
Korallenarlon, beide verschieden von allen denen der zwei
ersten Puncle, und beide in sehr zahlreichen Individnen. Die
vielen andern Fossilien der zwei ersten l'uncle fehlen hier,
eben so sind die Foraminiferen von Nr. Hl ganz andere nnd
viel grössere, — also stark ausgesprochene Localilätsverhält-
nisse. Der Reichthuni an organischen Formen gebietet nalürlich
ein besonders starkes Sannnein, was denn auch von Herrn
v. Moriot kräftigst eingeleitet worden ist. Nebst den oben
verzeichneten sind noch zwei Puncto angegeben Avorden, die
wie IV' hoch im Gebirge in Seitenthälern liegcMi, wäiirend sich
I , II nnd III in der Tbalüefe des Oberburger llaupithales
belinden. Diese sechs ])ekanntcn Puncto vertheilen sich gleich-
förmig auf das ganze Gebiet des Drinthbaches, der das Haupt-
wasser des Oberburger Thaies ist , — ein günstiger Unistand,
der auf neue Fundorte hoffen lässt, was der localen Verschie-
denheiten wegen sehr wichtig ist.
Herr v. Morlol hat auch einige Foraminiferen und Bryo-
zoen aus den Localiläten U und HI mit in seinem Briefe vom
28. September eingesandt.
Der Secretär legt die während der Unterbrechung der
Sitzungen durch die Ferienzeit eingegangenen Schreiben, Zu-
sendungen und Eingaben vor.
Ein an den Secretär gerichtetes Schreiben des corrcspon-
direnden Milgliedes, Herrn Conservators Prof. Stein heil zu
München vom 20. Jnli enthält folgende Stelle :
.,In neuester Zeit habe ich eine Ihnen schon bekannte
Idee — ein Wurfgeschoss durch Benützung des Fugalschwun-
ges — auf Veranlassung des Ministers Heintz im Grossen aus-
geführt. Ein an drei Cenlner schwerer Kreisel wird vom
Dampfe einer Locomotive durch eine Reactionsturbine in Rota-
tion versetzt und bis zu einer (»eschwindigkeit von hundert
Umgängen In der Secunde beschleuniget . wozu etwa zwei
iMinuten Zeit erforderlich siud. Der Kreisel schleudert jetzt
dreilötiiige Kartätschen-Kugeln von geschmiedetem Eisen mit
einer Initialgeschwindigkeit von circa 1100 Fuss so schnell hin-
tereinander nacli dem beabsichtigten Ziele, als man die Kugeln
8
in die Maschine einlaufen lässt. Das Gcschoss ist auf einem
Eisenbahnwagen aufgestellt, gestattet rasche und sichere Azi-
niuthal- und Höhen -Einstellung- und wird von dem Locomotive
geschoben, wenn man eine Vertheidigung der Bahnlinie oder
der Bahnhöfe beabsichtiget. Gestern wurden die ersten Versuche
mit dieser Maschine angestellt. Sie haben ganz den von der
Theorie gegebenen Erwartungen entsprochen. Die Aufstellung
auf der Eisenbahn kann jedoch erst nach meiner Rückkehr *}
erfolgen. Für die Dauerhaftigkeit der Maschine bei so überaus
grossen Geschwindigkeiten musste auf ganz eigene Weise Sorge
getragen werden. Sie könnte jetzt Monate lang in Bewegung
bleiben, ohne sich merklich abzunützen."
Die Classe, welche diese Mittheilung mit besonderem In-
teresse vernahm, erachtete es für angemessen, das Kriegs-Mini-
steriura auf den Inhalt derselben eigens aufmerksam zu machen.
Herr Quetelet, Secretär der k. Akademie der Wissen-
schaften und Director der Sternwarte zu Brüssel, zeigt an,
dass der 21. und 22. Band der Me'moires, die Bulletins von
1847 und 1848, das Annuaire von 1848 und der 6. Band der
Annales de V Ohservatoire an unsere Akademie abgesendet
worden seien. Die Classe, welche bereits mit der voUstcändigen
Sammlung der früheren Publicationen der genannten Institute
beschenkt worden ist, findet sich durch diesen neuen Beweis
freundlichen Entgegenkommens zu dem lebhaftesten Danke
verpflichtet.
Das correspondirende Mitglied, Herr Franz Moth, Pro-
fessor der Mathematik am Lyceum zu Linz , überreichte mit
Schreiben vom 12. August ein Manuscript, betitelt: „Die ma-
thematische Zeichensprache in ihrer organischen Entwickelung,"
■*) Von einer amtlichen Reise.
welches den ersten Theil einer von dem Herrn Verfasser unter-
nommenen, eine lleform der allgemeinen .Mathematik he/Aveckenden
Arheit hihlel, und für den naeiilol^enden die Analysis der Glei-
chuni^en und den höheren Calenl enthallenden Theil eine lüeken-
freie Grundlage darhietcn soll. I5ei der Ahfassung dieses Werkes,
üher dessen Tendenz, der Herr Verfasser sich in einem Pro-
gramm näher ausspricht, war es sein Haupthestrehen, die JJc-
grilVe und Sätze, auf denen die strengeren und allgemeineren
Methoden der neueren Mathematiker heruhen , in eine innige
Verhindung yai hringen, und die Analysis als ein geordnetes,
leicht überschauhares Ganzes darzustellen.
Da der Herr Verfasser die IJerücksichtiüung seiner Arbeit
von Seite der Akademie wünscht, so wurde das Mariuscript den
wirklichen Mitgliedern Herren Stampfer und Burg, und dem
correspondirenden Mitgliede Herrn Salomon, zur Berichter-
stattung zugewiesen.
Von Herrn F. W. Knochen hau er, Director der Real-
schule in Meiningen, ist der Classe nachstehende Abhandlung zu-
gekommen, deren Abdruck des Interesses wegen, welches ihr
Gegenstand den Physikern darbieten dürfte, beschlossen wurde. *_)
*) In einem Schreiben an den Secretär äussert sich der Herr Verfasser
über den Gegenstand dieser Arbeit folgendermassen :
,,In den letzten Jahren habe ich mich mit elektrisclien Versuchen
beschäl'tigt, bei denen, während eine Batterie sich entladet, eine andere,
mit dem Schliessungsdrahte derselben verbundene sowohl eine Ladung
empfängt, als abgii)t. Micdiircli greifen dann die beiden Ströme der Art
in einander , dass sich daraus mit Hcstimmtlieit folgern lässt , dass der
sogenannte elektrische Strom nur in einem veränderten Jlolecular/.ustaiide
des Leitungsdrahtes . nicht aher in irgend welcher Materie bestehen
könne. Für mehrere wichtige Theile dieser Untersuchung habe ich die
Gesetze empirisch aufgestellt, die ganze Theorie dagegen vermag iih
noch nicht zu entwickeln, auch glaube ich, diess Unternehmen wird sich
nicht eher bewerkstelligen lassen, als bis von andern Physikern die Ver-
suche wiederholt sind, damit man bei veränderten Apparaten über die
Zulässigkeit einzelner Zahlen mit grosserer Beslimmlheit urtbeilen
könne."
10
U e b e r die Veränderungen, welche der E n 1 1 a -
d u n g" s s t r 0 ni einer e 1 e k t r i s c li e n Batterie erleidet,
wenn mit den» S clili es sungs drahte eine zweite Bat-
terie in Verbindung" gesetzt wird.
§. 1. Die Gesetze, welchen der Enlladungsstrom einer
elekirischen Batterie folgt, sind sowohl auf einem einfachen als
einem zusanunengesetzten Schliessungsdrahte untersucht worden ;
die Veränderungen des elektrischen Stromes dagegen, die er
erleidet, wenn eine zweite Batterie an den Schliessungsdraht
gefiigt wird, sind bis jetzt noch nicht in Betracht gekommen.
Wenn ich also in dem Nachfolgenden meine Beobachtungen hier-
über angeben will, so glaube ich vor allem die Bemerkung vor-
anschicken zu miissen, dass ich zwar einige Puncte aus diesem
neuen Gebiete erfasst zu haben meine, aus denen man eine vor-
läufige Ansicht über den ganzen Hergang abzuleiten vermag',
dass aber die Aufstellun"' einer vollständigen Theorie sich erst
nach fortgesetzten Beobachtungen mit andern Apparaten und an-
dern Schliessungsdrähten gewinnen lassen werde , weil sich nur
so das Wescnlliche vom Zufälligen scheidet und eine rechte
Grundlage für die Theorie erwächst. Die Beschränktheit der
mir gebotenen Mittel gestattet mir nicht, diese Lücke ohne an-
derer Mithülfe auszufüllen, und gerade in dieser Beziehung wage
ich es, die Unterstützung einer kaiserlichen Akademie der Wis-
senschaften in Anspruch zu nehmen.
§. 2. Das allgemeine Schema der mit einander verbundenen
Batterien ist folgendes. Die nicht isolirte Batterie A (Fig. 1),
die hier aus 2 Flaschen besteht, empfängt ihre Ladung unmit-
telbar vom Conductor der Maschine. Wenn die Ladung den
gehörigen Grad erlaugt hat, so erfolgt über die fest stehenden
Kuü'eln B eines gewöhnlichen Ausladers die Entladuni»', wodurch
der Strom den Schliessungsdraht A B C D E bis nach F der
äussern Belegung entlang geht. Mit einem Theile D E dieses
Schliessungsdrahtes ist aber eine zweite isolirte Batterie K
(hier ebenfalls aus 3 Flaschen) in der Weise verbunden, dass
von D aus ein Draht nach der innern, von E ein anderer nach
der äussern Belegung hintulirl , und mit diesen in guter metal-
lischer Verbindung steht. Erfolgt jetzt die Entladung, so eut-
11
stelil nicht mir in A li C l) E F ein Slrom, sondern ein eben
solcher tritt auch in J) Kid E auf. und /-war dergestalt, dass
man den ganzen Schlies.suni;\s(lraht in drei hesondere Theile zer-
legen kann, in denen sieh hei sonst lileirh Jdeihenden \ erhält-
nissen die eiirz-elnen Abschnitte ohn«; Slörung des Krfolgs nach
Delieben versetzen lassen, während jede Versetzunii; von Dräh-
ten aus einem Theile in den andern Veränderungen herbeiführt.
Die so zu einander gehörigen Drähte mit durchweg" gleichen
Strömen in sich sind: 1) Die Drähte A li (' D und EF zusam-
men als einer genommen, der als Schliessungsdraht der Haupt-
batterie A mit // bezeichnet werden möge; 2) die Drähte ])K
und EI ebenfalls als einer zusammen genommen, der als Schlies-
sungsdraht der Nebenbatterie K mit N benannt werden soll;
3} der beiden Batterien gemeinsame Draht DE, der Mittel-
draht M heisse.
§. 3. Zur Untersuchung dieser elektrischen Ströme stehen
uns nach unsern jetzigen Kenntnissen nur zwei Mittel zu (ie-
bote, das Luftthermometer und der Funkenmesser; ich habe
beide in Anwendung gebracht, doch vornehmlich das erstere
Instrument, weil es in diesem complicirten Falle zu zuverlässi-
g'ern Zahlen luhrt. Um indess jedenfalls die Theile des Schlies-
sungsdrahtes so einfach als möglich zu halten, habe ich dem
Lufllhermometer eine von der iiewöhnlichen Form etwas ab-
weichende Einrichtunj»: gegeben. Ein etwa 8 Zoll langer und
3 Zoll weiter, auf 4 Zoll hohen gläsernen Stützen horizontal
liegender filascylinder A (Fig'. 2) ist au beiden Seiten zu IVa Zoll
langen und l'A Zoll weiten Hälsen zusammen gezogen, und mit
luftdicht schliessenden Metallfassungen versehen; durch diese
gehen etwa 3 Linien weite Löcher, die wi(!der mit starken
Schraubenköpfen geschlossen werden , in welchen kürzere glä-
serne Röhren mit CapillarölTnungen luftdicht eingenigt sind.
Durch beide llöhren zieht nian mitten durch den Cvlinder einen
straff ausi^espannten IMalindralit , dessen beide Enden JJ und E
in isolirte mit Quecksilber gefüllte Näpfe ausgehen, und der
darauf in den gläsernen Röhren nach vorsichtiger Erwärmuini-
derselben eingekittet wird. Am untern Theile ist der Cylinder
ausg-ebaucht. verläuft in die etwa V- Fiinie im Fiichten weite ca-
librirle und mit einer Scale versehene Röhre F. welche am Ende
\2
das «läserne (jieOiss G /air Aulnalime des Spiritus Irägi;. Aus-
serdem befindet sich noch an der einen Fassung eine kleinere,
mit einer Khippe luftdicht verschliesshare Oett'nung', um vor
jeder Dcobachlunij; den Spiritus in der etwas geneigten Röhre
auf den Stand des Gleichgewichts z,urück/iufiihren, ein Erforder-
niss, das uu) so nöthiger ist, als von der Länge der wSpiritus-
säule in der Röhre F die Zahl der Erwärmungsgrade ahhängt,
insofern bei längerer Säule der zu überwältigende Widerstand
wächst, bei kürzerer abnimmt, und somit die Zahlen bei glei-
cher Ladung und gleichem Schliessungsdrahte mit dieser Länge
variiren. Fig. 3 gibt eine Seitenansicht des Instruments; A ist
der Cylinder, B und C die Fassungen der Hälse, G und H die
gläsernen Stützen des Cylinders, / und K die gläsernen Stützen
der Quecksilbernäpfe, L die Klappe, 31 die Röhre, welche
unter sich auf den Stützen O und P die in Linien getheilte
Messingscale hat ; hinten über dem gläsernen Gefäss N ist zur
Sicherung gegen Staub ein Holzcylinder leicht übergeschoben.
§. 4. Sowie durch dieses, wie ich glaube, sehr zuverläs-
sige Instrument der Platindraht ohne alle weitere Zwischenver-
bindung in den Schliessungsdraht eingeht, so war ich bei der
übrigen Anordnung bemüht, alle unwesentlichen Verbindungs-
stücke zu vermeiden. Es schloss sich also an den die Kugeln
der Flaschen A (Fig. 1} verbindenden Querstab (von der Kugel
der Flasche geht erst ein starker Messingstab durch einen Holz-
deckel, dann ein Kupferdraht an die innere Belegung) unmit-
telbar ein Kupferdraht bis zum Auslader B an, und von diesem
ging wieder ein Kupferdraht bis JP, nur in C D durch einen
Platindraht von gleicher Länge und Stärke wie der Platindraht
in dem Luftthermometer unterbrochen ; ebenso waren in den
übrigen Theilen nur Kupfer- und Platindrähte von derselben
Sorte ; alle Verbindungen wurden durch isolirte Quecksilbernäpfe
hergestellt, und die Drähte selbst hingen soweit als nöthig an
seidenen Fäden. Vor Beginn der Untersuchung musste zunächst
das Instrument, dann der Platindraht nach dem Werthe seiner
durch Kupferdraht compensirteu Länge geprüft werden. In dieser
Beziehung verweise ich auf meine in Poggend. Ann. Band 67,
p. 468 abgedruckte Abhandlung, in der ich die compensirten
Werthe für denselben 0,513 Linien starken Kupferdraht und
13
(Icnsolhen 0,081 Linion slarkoii IMatiinlralil niitlclsl des riinkcn-
nicssers ('rmillelt liahc. \arh dieser Aliliaiidlmii;" haben 2' IMaliii
und 2,85 Fnss Kupferdralil eine? ä<niivalenlo Ijänge , .so dass
2' K. (Kupfer) = I(i,84 /«ll V. (IMalin) sind, eine Länge,
welclie ich in dem F(»li;enden km/, niil PI. I)e/-eiehnen werde,
da ich sie sowohl im Liirtdiermomeler als für alle iihrii^en Fälle
als \ormallänge ani;'ewan(ll halie.
<i). 5. Zur l^rül'nnii; des Thernionieters wurde die Hallerie
aus 2 Flaschen zusammengesetzt, und in den festen Theil des
iSchliessuniisboii'ens •»•inu'en ausser dem Luftlhermomeler und dem
Auslader 15' Kupferdraht ein ; nun wurden die Kugeln des Aus-
laders nach und nach in verschiedene Enlfernungeu von einander
gestellt und für jede Stellung zuerst die Erwärmung bloss bei
dem genannten ^^'iderstande, der als Einheit gellen soll, gemes-
sen, da noch 2' und 4' Platin in die Kette eingefügt, und der
Widerstand dieser Drähte nach den bekannten Formeln bereclinet.
Es ergaben sich hi(u-bei folgende, aus drei einzelnen IJeobach-
tunüen gezogene Miltelzahlen :
Kruärmung; im I^ufftherm*
'Vl'iderstand von
Einfacher
Scliliossungsdr.
mit 2' P.
mit 4' P.
2' P.
4' P.
10,17
12,44
14,56
16,92
5,67
6,83
8,17
9,42
3,92
4,83
5,67
6,58
0,794
0,821
0,782
0,796
1,594
1 ,57(i
1 ,568
1,572
Mittel
0,798
1,578
\aeh diesen Versuchen, die für den Platindraht gleichen
Widerstand geben, kann man die Angaben des Luflthermome-
ters bis zu 17" ohne weitere Correction gebrauchen, und der
Widerstand eines 2' langen IMatindrahts stellt sich bei der an-
genommenen Einheit auf 0,702, also von 1(;,84 Zoll oder PI.
auf 0,5(5. iNIit Uücksicht auf einige früher in Poggend. Ann.
Bd. 68, |). l.'{9 enthaltene Versuche beläuft sich hiernach der
Widerstand von 20' K. auf 0,144.
u
§• 6. Zur IJcsiiinimin2; der coniponsirtoii Wcrlhe wurdo
die Batterie nach Fii»'. 4 wieder aus 2 Flaschen /-usainincnge-
sel/i, und D' K. I)ild<'len den Stamm AB CD + EF ausser
dem Auslader und dem 1(5,84 Zoll langen Platindraht CD; von
den beiden Zweigen besland der eine DGE aus einem Platin-
drahte von der Xormalliinge, den andern DHE bildeten nach
einander 2, 4 und 8 Fuss K., indem im ersten Falle die Zweige
durch zwei 10 Zoll lange, dicke Kupferbügel Mund N (s. Fig. 5)
getrennt waren. Das Thermometer wurde zuerst statt des Drah-
tes CD in die Verbindung eingefügt, und die Erwärmung im
Stamme gemessen, dann statt des Zweiges DGE substituirt,
und die Erwärmung in diesem Zweige ermittelt. Gesetzt, dass
man die compensirte Länge des PI. wirklich zu 2' K. anschlagen
darf, so muss nach den von mir früher aufgestellten Gesetzen
über die Theilung des elektrischen Stroms in den drei Fällen
die Stromstärke des Zweiges DGE -5-, -^, -r- von der Strom-
stärke im Stamme sein, oder da die Erwärmungen im Quadrate
der Stromstärken stehen, muss die Erwärmung ^/>^ des Zweiges
sich zur Erwärmung (h) im Stamme wie -j-, — , -^ : 1 verhalten.
Die Beobachtungen, welche der leichtern Uebersicht wegen auf
eine Wärme = 16,00 bei entfernten Zweigen reducirt sind,
gaben :
3ter
Zweig
h p
h Mittel
beob.
P
Mittel
beob.
— beob.
h
£_ ange-
|j nom.
h ber.
p ber.
8'k.
4'k.
2'k.
11,78 11,73 11,80 7,61 7,76 7,62
12,82 12,93 12,705,80 5,82 5,59
— 13,83 14,16 — 3,26 3,49
11,77
12,82
14,00
7,66
5,74
3,38
0,651
0,448
0,242
0,640
0,444
0,250
11,62
12,67
13,91
7,44
5,63
3,48
Die beobachteten Verhältnisse - stimmen mit den vorläufig
h '
angenommenen sehr gut überein , so dass PI. = 2' K. gesetzt
werden darf; ebenso zeigt die nach den von mir für diesen Fall
angegebenen Formeln geführte Berechnung von h und j) eine
ganz genügende Uebereinstimmung mit den Beobachtungen.
§. 7. Als ich nach diesen Vorbereitungen zu den Versu-
chen, die den Gegenstand dieser Abhandlung ausmachen, selbst
überging, stellten sich mir bei der Anordnung des Schliessungs-
drahtes, von dem an keiner Stelle einzelne Drähte zur Verhü-
15
tung partieller, störender Strömungen zu nahe an einander vor-
beigehen dürfen, derartige Sciiwierigkeiten entgegen, dass ich
es tur rätlilicher hielt, statt hei derselben Anordnung der gany.eii
Leitung die drei »Strönie in den diri (»ben von einander geschie-
denen Theilen des Scliliessungsdrahtes , in //, Mund N, zu
gleicher Zeit zu beobachten, lieber eine Trennung der Aufgabe
einzuiühren, und zuerst die Krwärniungcn in // und iV, dann in
H und M allein zu ermitteln und mit einander zu vergleichen;
denn wenn gleich sich hierdurch die Ileilien hintenher schwerer
in einander fügen lassen, so wiegt diesen Xachtheil doch hin-
reichend der Vorzug wieder auf, dass man, ohne bemerkbare
Störungen zu veranlassen, für jede dieser so getrennten Reihen
die passendsten Längen der Drähte wählen kann; überdiess ist
auch der Zusammenhansi' der drei Strönie unter einander von
der Art, dass die gleichzeitige IJeobachtung aller drei nicht den
vollen Vortheil gewährt, den man sich anfänglich davon ver-
sprechen möchte. In dem ersten Theile der Untersuchung stelle
ich hiernach die Beobachtungen über die Erwärmungen in H
und N zusammen, wobei 31 ausschliesslich aus Kupferdraht
bestand.
§. 8. Für diesen Fall war der Schliessungsdraht aus fol-
genden feststehenden Theilen gebildet. Zu // gehörten (Fig. 1)
2' K. in AB, der Auslader B, %' K. in Z? C, ein IMaündraht
PI. in D C und 3' K. in FE: die gesammte compensirte Länge
dieses Drahtes machte also 10,2 Fuss K. aus, da der Auslader
= 0,7 Fuss K. und die Drähte in der Batterie = 0,5 Fuss K.
nach der oben §. 4 citirten Abhandlung zu setzen sind ; wenn
die Hauptbatterie nur aus einer Flasche besteht, ist H = 10,7
Fuss K, Zu dieser festen Länge konnten neue Kupfer- oder
Platindrähte namentlich durch Verläno'erunü; von FE hinzuffe-
fügt werden, indem die Einfügung durch die isolirten Quecksil-
bernäpfe erleichtert ward. Der fest stehende Theil von N be-
stand aus 2' K. in DK, V K. in IG und aus PI. in EG, so
dass seine compensirte Länge mit Einschhiss der Batterie bei
zwei Flaschen = 5,5, bei drei Flaschen = 5,4 Fuss K. ist;
auch hier konnte eine Verlängerung leicht bewirkt werden. In
7>f war, wie schon bemerkt wurde, nur Kupferdraht. Zur be-
quemern Messung der Erwärmungen in //" und N wurde hiernach
16
für PI. in E G das Luftthennometor substiiuirt, und der Mit-
leldraht/>£, der senkrecht nach oben stand, einmal von C nach
G gelegt, wodurch das Tlierniometer im Strom der Hauptbat-
terie stand, dann von D nach E, wodurch dasselbe Thermo-
meter ohne Aenderung" seines Orts in den Strom der Nebenbat-
terie gelangte. Dieser Wechsel der Stelle, welche die Platin-
drähte in N \im\ N einnehmen, ist nach dem Obigen ohne allen
Einfluss auf die Resultate.
§. 9. Ich werde jetzt unmittelbar die Beobachtungen zu-
sammenstellen, die ich für den vorliegenden Fall ausgeführt habe.
Bei diesen Beobachtungsreihen gebe ich zunächst die Anzahl
der Flaschen an, aus denen die Haupt- und die Nebenbatterie
zusammengesetzt waren, wobei ich nur noch nebenbei bemerke,
dass mir allein vier gleiche Flaschen zur Disposition standen.
Dann findet man die Länge von M, die Länge von H und von
N aufgezeichnet; bei beiden letztern ist der eine des Thermo-
meters wegen nothwendig in die Verbindung eingehende Platin-
draht schon in die angegebene Zahl nach seiner compensirten
Länge zu 2,' mit eingerechnet, jeder neu hinzugefügte Platin-
draht dagegen mit PI. besonders notirt worden. Bei N steht
obenan nur die Länge des festen Theils , und das dahinter ste-
hende + verweist auf die erste Columne der Tabellen in der
Weise , dass die dort angegebene Zahl von Füssen Kupferdraht
nach und nach zu N hinzugesetzt wurde. Der Strich — in
dieser Columne soll andeuten, dass die Nebenbatterie zuerst
ganz aus der Verbindung gelassen war, so dass die Stromstärke
der Hauptbatterie in einem einfachen Schliessungsdrahte für den
Stand der Kugeln des Ausladers beobachtet werden konnte,
welcher für die jedesmalige Tabelle derselbe blieb. Die beiden
folgenden Columnen stellen unter h und n für die entsprechen-
den Längen von N die beobachteten Erwärmungen in // und N
dar, die vierte ihr Verhältniss - fdaraus in H und III noch —
in. . y . 2h
und --), die fünfte endlich die Quadratwurzel dieses Verhält-
nisses oder das Verhältniss der Stromstärken in H und N. Die
in der sechsten und siebenten Columne noch enthaltenen Zahlen
a: und C, sowie das hinter iV oben hingesetzte m werden später
ihre Erläuterung finden.
17
§. 10.
I. llauptbatterie 1 Flasche, Nebenbatterie 2 Flaschen.
A. HI = 8' K.
Nr. 1. 11 = 10,2 5 N=5,5 + ...; in = 5,8.
+
h
n
n
"h
V^
X
C
17,00
17,00
0
11,55
8,26
0,715
0,8^(6
18,9
16,92
2
11,02
8,69
0,788
0,888
1S,0
16,79
4
1 0,66
9,07
0,S51
0,922
17,3
16,82
6
10,(iO
9,12
0,8(i0
0,927
17,2
16,92
8
10,70
8,79
0,S22
0,906
17,6
16,91
10
10,83
8,36
0,772
0.879
18,2
16,87
12
11,43
7,90
0,691
0,831
19,2
17,24
16
12,56
6,48
0,516
0,718
22,3 *
17,52
20
13,35
5,33
0,399
0,632
25,3
17,58
26
14,41
3,82
0,265
0,514
31,1
17,60
Nr. 2. H = 14,2, N = 5,5 +
in
10,1,
+
h
n
n
h
Vt
X
C
16,39
_
_
_
16,87
0
12,04
6,45
0,538
0,733
21,8
16,58
2
1 1 ,63
7,19
0,618
0,786
20,4
16,73
4
11,16
7,48
0,«i70
0,819
19,5
16,56
6
10,56
7,90
0,750
0,866
18,5
16,34
8
10,19
8,41
0,H26
0,909
17,6
16,44
10
10,04
8,50
0,848
0,92!
n,4
16,50
12
10,20
8,40
0,S23
0,90(i
17,6
16,68
14
10,36
7,96
0,768
0,«76
18,3
16,64
16
10,75
7,67
(),7(K}
0,838
19,1
16,92
18
11,18
6,91
0,618
0,786
20,4 *^
16,89
20
11,73
6,50
0,554
0,744
21,5
17,22
26
13,29
4,74
0,356
0,596
27,0
17,63
IV. Helt. Silzl). d. inathein. naturw. Ci.
%
18
Nr. 3. H-18,2; N = 5,5 + ...; m=14,3.
+
]i
n
n
IT
V-v
X
C
16,00
_
_
___
16,92
0
12,91
4,94
0,383
0,618
25,9
16,85
2
12,43
5,48
0,441
0,(i64
24,1
16,76
4
12,08
6,05
0,501
0,708
22,6
16,87
6
11,62
6,(»4
0,571
0,75(i
21,2 *
16,88
8
10,95
7,11
0,649
0,805
19,9
l(i,60
10
10,60
7,57
0,714
0,S45
19,0
16,66
12
10,34
8,04
0,777
0,881
18,2
16,84
14
10,05
8,30
0,826
0,909
17,6
16,85
16
10,09
8,18
0,811
0,900
17,8
16,92
18
10,51
7,70
0,733
0,856
18,7
17,09
Nr. 4. 11 = 22,2; N = 5,5 + ...; m = 18,6.
+
h
n
n
h
Vr
X
C
_
15,37
_
,
16,68
0
13,25
3,83
0,289
0,537
30,0
16,87
4
12,47
4,67
0,374
0,612
26,1
16,76
8
11,62
5,79
0,498
0,706
22,6
16,84
10
11,17
6,37
0,570
0,755
21,2 *
16,73
12
10,75
6,83
0,635
0,798
20,1
16,69
14
10,25
7,29
0,711
0,843
19,0
16,60
16
9,87
7,75
0,785
0,886
18,1
16,65
18
9,83
7,83
0,796
0,M92
17,9
16,78
20
9,83
7,67
0,780
0,883
18,1
16,76
22
10,17
7,37
0,725
0,851
18,8
16,99
24
10,33
7,17
0,694
0,833
19,2
17,10
Nr. 5. H = 20,2 + PI.; N=5,5 + ...; ni = 18,6.
+
h
n
n
IT
Vx
X
C
11,12
18,13
0
10,00
2,94
0,294
0,542
29,5
18,21
4
9,50
3,75
0,392
0,626
25,6
18,03
8
9,25
4,67
0,505
0,711
22,5
18,34
10
8,94
5,12
0,573
0,757
21,1 *
18,26
12
8,75
5, €9
0,639
0,800
20,0
18,37
14
8,56
5,94
0,695
0,834
19,2
18,40
16
8,18
6,12
0,748
0,865
18,5
18,08
18
7,94
6,31
0,795
0,892
17,9
17,88
20
8,00
6,18
0,772
0,879
18,2
17,92
19
B. Hl = H' K.
Nr. 6. H-10,2; N-5,5 + ... : ni-5,G.
+
Ii
11
n
h
V-Ir
X
C
17,50
17,00
0
13,87
5,75
0,415
0,644
12,4
17,21 .
2
12,87
7,00
0,544
0,738
10,8
17,15
4
11,87
7,96
(»,6(i3
0,814
9,8
16,94
6
11, <i!»
8,25
0,70(;
0,840
9,5
17,08
8
11, «»4
7,87
0,659
0,812
9,9
16,97
10
13,18
6,78
0,514
0,717
11,2 *
17,68
12
13,<»7
5,46
0,3!ll
0,625
12,8
17,59
14
14,87
4,40
0,'i!)6
0,544
14,7
17,74
16
15,44
3,50
0,227
0,476
16,8
17,66
i\r. 7. 11-= 10,2; N-5,5 + ...; m = 5,6.
+
h
n
n
h
V:
X
C
15,80
_
15,35
0
12,33
5,40
0,438
0,662
12,1
15,48
2
11,44
6,62
0,579
0,761
10,5
1 5,50
4
10,69
7,35
0,(i87
0,829
9,6
15,37
6
10,33
7,77
0,752
0,867
9,2
15,41
8
10,75
7,06
0,657
0,812
9,9
1 5,44
10
11,41
6,25
0,548
0,740
10,8 *
15,58
12
12,43
5,00
0,403
0,635
12,6
15,75
14
13,02
4,08
0,313
0,559
14,3
15,72
16
13,58
3,21
0,236
0,486
16,5
15,64
\r. 8. H=10,2; N=5,5 + PI. +... ; m=^3,6.
+
h
n
n
Vt
X
C
18,75
18,21
0
11,71
4,87
0,416
0,645
12,4
17,26
2
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0,412
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Nr. 9. H=18,25 N = 5,5 + ...; ni-14,1.
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n
n
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0,177
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19,0
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17,97
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17,70
16
12,00
7,04
0,587
0,7(i6
10,5
17,73
Nr. 10. 11 = 18,2; N = 5,5 + PI. ...; m=12,l.
+
h
n
n
h
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14,00
2,71
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17,84
6
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3,31
0,255
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17,51
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0,651
12,3
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11,00
4,94
0,449
0,670
12,0
17,72
14
11,25
4,50
0,400
0,632
12,6
17,47
§. 11.
II. Hauptbatterie 1 Flasche; Nebenbatterie 2 Flaschen.
A. m = s' H.
Nr. 11. H=22,7; N=5,5 + ....; m = 2,8.
+
h
n
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h
n
2 h
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V 2h
X
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0,821
0,906
11,8
14,26
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7,09
11,26
1,588
0,794
0,891
12,0
14,50
6
7,46
10,62
1,424
0,712
0,844
12,4
14,00
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1,147
0,573
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14,88
10
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0,917
0,458
0,677
15,8
14,97
12
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0,732
0,366
0,005
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15,23
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10,55
6,17
0,585
0,292
0,540
19,8
15,33
16
10,96
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0,237
0,487
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15,17
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11,53
4,24
0,308
0,184
0,429
24,9
15,16
2!
Nr. 12. 11 = 22,7; N-5,5 + Pl. + ...; in = 0,8.
+
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16,37
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16,55
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16,39
Nr. 14. H = 20,7 + PI.; N=5,5 + PI. + ... ; m=0,8.
+
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_
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Nr. 15. 11=18,7; N = 5,5 + ...; m = 2,5.
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8
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0,25
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12,00
4,02
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15,32
12
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3,40
0,205
0,132
0,304
14,0
15,36
14
13,30
2,50
0,187
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Nr. 16. H=18,7; N = 5,5 + PI. + ... 5
m
0,5.
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2
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10,15
10
13,00
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0,100
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Nr. 17. H = 18,7; N = 5,5 + PI. + ... ; m = 0,5.
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n
n
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n
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14,09
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14,20
4
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0,067
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6
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8
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14,00
10
12,00
2,40
0,200
0,100
0,310
16,8
14,70
Nr. 18. 11 = 30,7; i\ = 5,5 + ...; m = 9,0.
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n
n
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16,05
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0,255
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15,0
16,10
2
12,50
4,75
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0,190
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12,2
16,45
4
11, Ü5
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16,48
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8
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1,116
0,558
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10,50
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0,560
0,748
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16,96
Nr. li>. 11 = 30,7 5 N = 5,5 + ..
5 m=9,0.
+
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13,28
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0,273
0,136
0,370
14,4
2
9,94
3,87
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4
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5,44
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Nr. 20. 11 = 30,7-, N = 5,5 + PI. + ...; ni = 7,0.
+
h
n
n
V
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V^
V 2h
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C
14,79
16,04
0
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3,16
0,261
0,130
0,360
14,8
16,15
2
10,97
4,22
0,384
0, 1 92
0,438
12,2
15,97
4
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5,50
0,568
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15,71
G
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6,25
0,705
0,352
0,594
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15,75
8
9,00
6,44
0,7 1()
0,358
0,599
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16,10
2*
IVr 21. 11 = 38,7; N = 5,5 + ...; m=13,2.
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n
n
h
n
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V 2h
X
C
13,62
_
_
15,34
4
12,18
3,09
0,254
0,127
0,356
15,0
15,62
6
11,62
4,18
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0,180
0,424
12,6
15,72
8
10,87
5,84
0,538
0,269
0,519
10,3
15,97
10
9,87
7,72
0,782
0,391
0,625
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1,014
0,507
0,712
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15,93
14
9,03
8,87
0,982
0,491
0,701
7,6
16,11
c. m = Ä' K.
Nr. 22. H = 20,7; N=5,5 + ... ; m = 4,5.
+
h
n
n
h
n
2h
V 2h
X
C
1
12,75
4,33
0,340
0,!70
0,412
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5,5
15,51
3
11,00
7,12
0,647
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4,7 *
15,59
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0,391
0,625
4,2
15,61
5
10,75
7,62
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15,71
6
11,25
6,25
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7
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4,94
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15,23
9
13,06
2,75
0,210
0,105
0,324
8,2
15,10
§. 12.
III. Hauptbatterie 1 Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
A. ]»I = 8' K.
Nr. 23. H = 30,7; N = 5,4 + ...; m = 0,3.
+
h
n
n
h
n
3h
V 3h
X
C
11,14
12,31
0
4,93
12,18
2,469
0,823
0,907
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12,02
2
5,43
11,66
2,146
0,715
0,846
9,4
12,40
4
6,10
10,54
1,726
0,575
0,758
10,6 *
12,64
6
7,08
9,04
1,276
0,425
0,652
12,3
12,96
8
7,98
7,48
0,937
0,312
0,558
14,3
13,11
10
8,64
6.14
0,711
0,237
0,487
16,4
13,11
12
9,23
4,96
0,537
0,176
0,420
19,0
13,13
14
9,54
3,91
0,410
0,137
0,370
21,6
12,89
25
Nr. 24. H = 30,7; i\ = 5,4 + Pl. +
m
-1,7.
+
h
n
11
h
n
3 h
\ 3 h
X
C
10,98
12,14
0
4,40
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1 ,750
0,585
0,705
10,5
12,12
2
5,02
0,98
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0,404
0,«i81
11,8 •
12,12
4
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0,301
0,001
13,3
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8
7,50
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0,443
18,0
12,00
10
8,18
3,67
0,448
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12,08
Nr. 25. 11 = 36,7; N=5,4 + ...; m = 2,4.
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h
n
n
n
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0,50
14,37
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0,737
0,859
9,3
15,28
4
0,87
13,75
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0,007
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9,8
15,50
6
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0,570
15,0
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12
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6,75
0,720
0,240
0,490
10,3
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14
10,00
5,50
0,550
0,183
0,428
18,7
14,71
Nr. 26. H = 36,7; N = 5,4 + ...; m = 2,4.
+
h
n
n
n
3 h
V 3h
X
C
12,75
14,50
0
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13,20
2,050
0,085
0,828
9,7
14,39
2
0,04
1 3,05
2,259
0,753
0,808
9,2
14,34
4
0,40
12,98
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0,070
0,822
9,7
14,53
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0,748
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12
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15,11
14
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Nr. 27. 11 = 34,7 + PI.; N-5,4 + ...; m = 2,4.
+
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n
n
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V 3h
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12,63
0
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2,098
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9,6
12,47
2
4,50
9,87
2,193
0,731
0,855
9,4
12,30
4
4,62
9,37
2,007
0,669
0,818
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12,31
6
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1,721
0,574
0,757
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12,85
8
5,62
7,25
1,290
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0,656
12,2
12,87
10
6,00
6,06
1,010
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13,8
12,81
13
6,ä0
5,00
0,769
0,256
0,506
16,0
12,98
14
6,92
4,00
0,578
0,193
0,440
18,2
13,02
Nr. 28. 11 = 36,7; N=5,4 + PI. + ...; m = 0,4.
+
h
n
n
h
n
3h
V 3h
X
C
12,75
14,50
0
5,17
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1,753
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0,765
10,5
14,38
2
5,44
8,62
1,584
0,528
0,727
11,0
14,36
4
5,90
8,25
1,399
0,466
0,683
11,7 *
14,61
6
7,10
7,23
1,018
0,339
0,582
13,7
15,06
8
7,90
6,18
0,783
0,261
0,511
15,7
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10
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5,04
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0,194
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18,2
14,79
12
9,40
4,15
0,448
0,147
0,383
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14,85
Nr. 29. 11=34,7 + PI.; N = 5,4 + PI. + ...; m = 0,4.
+
h
n
n
h
n
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V 3h
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15,40
0
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1,786
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0,771
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15,11
2
4,91
8,18
1,665
0,555
0,745
10,7
15,26
4
5,52
7,41
1,343
0,448
0,670
11,9 *
15,14
6
6,31
6,29
0,996
0,332
0,576
13,9
15,75
8
7,16
5,37
0,750
0,250
0,500
16,0
16,21
10
7,67
4,27
0,557
0,186
0,431
18,6
15,93
12
8,25
3,50
0,424
0,141
0,373
21,5
16,11
B. 91 =t4'K.^
Nr. 30. 1I = ;J0,7: i\ = 5,4 + ...; m = 2,9.
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0,451
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10
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0,378
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0,355
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12,G2
Nr. 31. 11 = 30,7; N
5,4 + PI.
+
m = 0,9.
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n
n
h
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V 3h
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14,61
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2,96
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0,095
0,308
12,9
14,25
Nr. 32. H = 3G,7; N=5,4 + ...; m = 5,0.
+
h
n
n
h
n
3h
V 3 h
X
C
13,75
15,40
2
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15,96
4
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15,83
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12,30
3,00
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0,081
0,284
14,1
15,94
28
Nr. 33. H = 36,7; IV = 5,4 + PI. + ... ; m = 3,0.
+
h
n
n
IT
n
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V 3 h
X
C
14,12
15,75
0
9,08
6,21
0.684
0,228
0,477
8,4
15,97
2
7,92
7,20
0,910
0,303
0,550
7,3
15,68
4
8,08
7 22
0,891
0,297
0,545
7,3
15,95
6
9,14
6,01
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0,219
0,468
8,5 *
16,02
8
10,35
4,31
0,417
0,139
0,370
10,8
15,77
10
11,31
3,06
0,270
0,090
0,300
13,3
15,65
c. m = Ä' K.
Nr. 34. H = 30,7 ; N = 5,4 + ... ; m = 4,1.
+
h
n
n
h
n
3h
V 3h
X
C
0
10,68
2,21
0,216
0,072
0,268
7,5
12,65
1
10,10
3,21
0,318
0,106
0,326
6,1
12,55
2
9,62
4,37
0,454
0,151
0,389
5,1
12,72
3
8,98
5,83
0,647
0,216
0,465
4,3 *
12,84
4
8,54
6,73
0,788
0,263
0,512
3,9
12,91
5
8,62
6,56
0,761
0,254
0,504
3,9 *
12,85
6
9,33
4,98
0,534
0,178
0,422
4,7
12,81
7
9,94
3,72
0,375
0,125
0,353
5,7
12,73
8
10,33
2,62
0,254
0,085
0,292
6,5
.12,60
§. 13. Aus den vorstehenden Versuchen, von denen einige
unter gleichen Verhältnissen zu verschiedenen Zeiten angestellt
wurden, um die Schwankungen anzugehen, denen diese Art der
Beobachtungen unterworfen ist, lassen sich zunächst folgende
Resultate ziehen. Erstens : Wenn H oder der Schliessungsdraht
der Haupthatterie unverändert bleibt, N dagegen oder der
Schlicssungsdraht der Nebenbatterie nach und nach verlängert
wird, so erreicht das Verhältniss -r- an einer bestimmten Stelle
sein l^Iaximum, und nimmt von hier ab nach beiden Seiten hin,
sowohl durch Verlängerung als durch Verkürzung von N ab;
diese Abnahme erfolgt erst langsamer, dann schneller, doch
ffleichmässiü: nach beiden Seiten. Die vStellc des Maximums be-
dingt eine desto grössere liänge in iV, je grösser H ist, und
29
aus einer ZusamnionstelTung der verschiedenen Werthc von H
und N findet man diesen Ort des Maxiinunis :
Für llauitlhallerie 2 Flaselien, Xeheiihallerie 2 Flaschen hei
für Ilaupthatterie 1 Fhische, Nebcnhatlerie 2 Fhaschen hei
für Ilaupthatterie 1 Flasche , Neheuhatterie 3 Flaschen hei
— |H + M + — — — [ = N + M , oder allgemein
für Ilaupthatterie a Flaschen, Neheuhatterie h Flaschen hei
« JH + M + i^i=N + M, oder bei
6 ( IG )
Nach diesen Formeln ist in den ohigen Tabellen der Ort des
IMaxinmuis berechnet und unter m die Zahl von Füssen Kupfer-
draht ver/,eichnet worden, welche zur festen Zahl in iV hinzu-
kommen muss. Der Bruch — ttt— ist eine Correction, deren
volle Gültigkeit sich nicht streng nachweisen lasst; es wäre
möglich , dass dieser W(;rth bei Anwendung anderer Flaschen
und hei einer andern Verbindung der Hauplhalteric mit dem
Conductor der Scheibe sich niodificirte ; im Ganzen ist diese
Correction jedoch zu geringTügig, als dass sie das Hauptrcsul-
tat änderte, wonach zur Erzielung der grösslen Stromstärke
im Draht der Nebenbatterie die Länge ihres Gesammtschlies-
sungsdrahtes (also N mit Einschluss von M^ zur Länge des
Gesammtschliessungsdrahtes der Hauptbatterie (also wieder M
eingerechnet) sich wie die Flaschenzahl in der Ilaupthatterie
zur Flaschenzahl in der Nehenbatlerie verhalten muss.
§. 14. Als zweites Resultat der Beobachtungen stellt sich
heraus, dass IMatindrähte in// sowohl, als in iV trotz des gros-
sen Widerstandes, welchen sie darbieten, doch den Ort des
Maximums nicht verändern . sondern nur einlaeh nach ihrer
compensirten Länge in Kupferdraht gereelinel werden müssen.
Findet sich überdicss der IMatlndraht in //, so bleibt auch das
Verhältuiss -p ganz dasselbe, wie hei Kupferdraht allein; tritt
30
(laffeiren der Pl.iliiulralil in N ein , so sinkt der VVcrth von
" , und zwar desto stärker, je geringer die Länge von 31 ist.
§. 15. Da in allen vorstehenden Tabellen 31 nur aus Ku-
pferdralit von unhedeulendeni Widerstände besteht, so lässt
sieh aus den sich gegenseitig besehränkcnden Zahlen von n
und h abnehmen, dass die durch die Batterie -Entladung in
allen Drähten zusammen frei werdende Wärme bei allen Aen-
derunffen von N dieselbe Grösse behält. Man berechnet näm-
lieh, wie bekannt ist, die auf dem Schliessungsdraht einer
elektrischen Batterie frei werdende AVärme dadurch, dass man
die beobachteten Thermometergrade mit dem Widerstände der
da/ai gehörigen Drähte multiplicirt; die gefundene Zahl steht
dann zur ganzen Wärme, so lange nur dasselbe Thermometer
unter denselben Umständen zur Messung gebraucht wird , in
einem constanten Verhältniss. So leicht aber auch aus der
Vergleichung der Zahlen h und n das angegebene Resultat
folgt, so schwierig ist es doch, die Berechnung auf strenge
Weise zu führen, da mehrere zu derselben erforderliche Data
noch unsicher bleiben. Nicht, dass wir die Erwärmung in 31
noch nicht kennen , denn mag man sie immerhin = // setzen,
der Einfluss des Fehlers ist bei dem geringen Widerstände von
31 nur unbedeutend , allein zwischen den Kugeln des Ausladers
und in der Batterie selbst finden Widerstände Statt, deren
Grösse sich weder von einander trennen , noch sicher begrün-
den lässt. Schon oben §. 5 gab ich an, dass bei einer Bat-
terie von 2 Flaschen ein ans 15' K. und PI. gebildeter Schlies-
suugsdraht einen Widerstand = 1,00, IM. einen Widerstand
= 0,56 und 20' K. einen Widerstand = 0,144 darbieten; be-
rechnet man nach diesen Daten den Widerstand 1,00, so gibt
PI. 0,56 und 15' K. 0,11, demnach fehlt noch an Widerstand
0,33 , wovon der Auslader selbst bei seinen starken Metalltijei-
len sehr wenig tragen kann, der übrige Theil also entweder
in der Luftschichte zwischen den Kugeln des Ausladers oder in
der Batterie üesncht werden muss. Noch übler steht es, wenn
s
man als Batterie nur 1 Flasche anwendet ; hier fand ich ])ei
gleichem Widerstand wie vorhin den Widerstand von PI. nur
= 0,450 (demnach von 20' K. = 0,105) , so dass jetzt noch ein
:n
l)C(leut(Mul grösserer Widerstand da ist, dessen Sil/ sieh nirlil
recht bestimmt naclnveiscn lässt. Ich glaube kaum , dass das
Ganze auf die Luftschicht zwischen den Kugeln des Ausladers
übertragen werden darf, vielleicht iibf selbst die Verbindung
des Conductors niit der Flasche einen l'.inlluss, den ich. ohne
eine Acnderung mit den ganzen Apparaten vorzunehmen , die
mir nicht zusteht, durchaus nicht ermitteln kann. Da ich je-
doch eine wenigstens annähernde Berechnung iuhren möchte,
so nahm ich die Krwärmung in JJI eben so gross w ic in // an,
setzte, wenn die llani)tbatlerie 2 Flasclien enthielt, bei der
zum Grunde gelegten lliuhcit den BeoJyachtungen gemäss den
Widerstand von IM. ^^0,56 und von 20' K. = 0,144 an, ferner
den Widerstand in der Xebenbalterie = 0,05. War dagegen
die Ilaujdbatterie aus einer Flasche gebildet, so rechnete ich
ebenfalls den IJeobachtungen gemäss für PI. 0,405, für 20' K.
0,105 , und setzte den Widerstand der Xebenbalterie bei
2 Flaschen = 0,18 und bei 3 Flaschen = 0,12. Mit diesen
Zahlen berechnete ich die frei gewordene Wärme und nolirte
sie unler C in den Tabellen. Wenn schon die hierdurch ge-
fundenen Zahlen noch nicht durchweg gleich gross ausgefallen
sind, wie es sein sollte, so meine ich doch, dass. wenn man
den anii'eführten misslichen Umständen Rechnung Iräot und na-
mentlich die Fälle ins Auge fasst, wo durch 3M. In l\ die Un-
sicherheil niehr gehoben wird, sicher kein Zweifel an die Rich-
tigkeit der dritten Folgerung aus den vorsiebenden Beobach-
tungen erhüben wfu'den kann, dass bei gleicher Ladung der
Batterie das Ouanlum der von ihr auf dem Schlicssun"-.sdraht
entwickelten Wärme weder durch llinzufügunü' der Xebcnbat-
terie überhaupt, noch durch eine Veränderung des Schlies-
sungsdrahtes dei-selben verändert wird.
<S^. 10. V'iertens lässt sich aus den Beobachtungen in Be-
treff der Grösse - entnehmen, dass der Werlh des Maximums
li
sich nach dem Verhältnisse der IMaschenzabl in der ]VebenI)at-
terie zur Flaschenzahl der llau|ilbatterie steigert, dass man
also die unter 11. aufgeführten >Verlhe mit 2, die unter III.
stehenden mit 3 dividiren müsse, um die unler I. gefundenen
Verhältnisszahlen wieder zu erhallen. Ferner ergibt sich , dass
32
n
die Werthe -r- erst nach einer gewissen Grunze vom Maximum
ab nach beiden Seiten hin (d. h. nach Zufüguno- oder Weg-
nahme einer bestimmten Fusszahl Kupfer von der Länge des
Drahtes N beim Älaximum) regehnässiger abnehmen , welche
Gränzpunkte ich des Folgenden wegen bei M=S' für die unter
I. stehenden Beobachtungen zu 8 Fuss vom Orte -r- = max. ab
° h
ansetze, für die Beobachtungen unter II. zu 5 — Fuss (=—.8)
und unter III. zu 4 Fuss (=—.8)-, ähnlich bei 71/= 4' zu 4,
2 ö, 2 Fuss. Das Gesetz der regelmässigen Abnahme von diesen
Gränzpunkten aus lässt sich hier noch nicht angeben, so wie
ich mich in der That auch anfänglich ohne Kenntniss der spä-
tem Beobachtungen irre leiten Hess. Ich verweise also für die
unter x zusammengestellien Zahlen auf das Spätere. Dennoch
wird es nicht am unrechten Orte sein, gleich hier noch einige
Beobachtungen hinzuzufügen, die ich wegen des Gesetzes der
Abnahme von -r- mehr summarisch und mit Hinzuziehung von
31= 16' angestellt habe ; ich gebe sie in ähnlichen Tabellen
wie oben , ohne eine nähere Erläuterung hinzuzufügen.
§. 17.
I. Ilauptbatterie 2 Flaschen; Nebenbatterie 2 Flaschen.
m = 16' H.
+
h
n
n
h
Vt
X
H = 30,2
0
10,00
4,56
0,456
0,675
47,4
N = 5,5 + ...
4
9,C2
5,00
0,520
0,721
44,4
m = 27,6
8
9,16
5,44
0,594
0,771
41,5
12
8,75
5,96
0,681
0,825
38,8
0
11,75
5,50
0,468
0,684
46,8
4
11,25
6,00
0,533
0,703
43,8
8
10,87
6,67
0,616
0,785
40,8
12
10,50
7,25
0,690
0,831
38,5
0
8,87
4,18
0,471
0,686
46,6
4
8,50
4,62
0,542
0,736
43,5
8
8,12
5,06
0,024
0,790
40,5
12
7,62
5,37
0,705
0,840
38,1
oo
•>l>
II. IIaii|iHiaffi'rie 1 Hasche; Ni'lieiilialfi'rk' 2 riasclieii.
111= tu' K.
+
h
11
II
n
V"
X
18,7
h
'ih
V 2h
H =
8
7,44
8,50
1,142
(►,.571
0,750
28,2
N =
5,5 + ...
12
S,06
7,31
0,907
0,453
0,(i73
31,7
m =
-3,1.
IG
8,(;7
6,18
0,713
0,35(;
0,597
35,7
20
9,12
5,18
0,568
0,284
0,533
40,0
H =
12,7
4
7,47
8,94
1,197
0,598
0,773
27,6
N =
5,5 + ...
«
8,25
7,75
0,940
0,470
0,68(i
31,1
m =
-6,2.
12
8,78
6,54
0,745
0,.372
0,610
35,0
16
9,37
5,54
0,591
0,295
0,543
39,3
H =
10,7
4
7,75
8,79
1,1.34
0,567
0,753
28,3
N =
5,5 + ...
8
8,62
7,66
0,889
0,444
0,666
32,0
m =
—7,3.
12
9,37
6,50
0,694
0,347
0,589
36,2
16
10,00
5,50
0,550
0,275
0,,524
40,7
4
8,58
9,58
1,117
0,5.58
0,747
28,6
m
10,50
5,9(i
0,568
0,284
0,533
40,0
4
9,56
10,81
1,131
0,565
0,752
28,3
16
11,50
6,62
0,575
0,207
0,535
39/J
M = W K.
+
h
n
n
h
n
2 h
V 2 h
X
H= 10,7
N = 5,5 + ...
2
14
8,25
11,75
9,50
3,.58
1,152
0,304
0,570
0,152
0,759
0,3!»0
14,1
27,4
2
12
7,83
10,75
8,87
3,87
1,133
0,360
0,566
0,180
0,572
0,424
14,2
25,2
H = 12,7
N = 5,5 + ...
4
12
8,25
10,33
8,17
4,12
0,978
0,400
0,489
0,200
0,700
0,447
15,2
23,8
4
12
8,92
11,33
8,71
4,62
0,976
6,408
0,488
0,204
0,698
0,452
15,3
23,6
1
IV. Helt. Si(/.h. (I. inalh.'Mi. n.'iturvv. Cl.
n
m r= ti' K.
+
h
u
11
TT
II
2Ü
V 2h
X
11 = 10,7
N = 5,5 + ...
2
S
9,07
12,75
8,17
3,37
0,845
0,264
0,422
0,132
0,050
0,302
8,2
14,7
8
10,50
13,46
8,87
3,62
0,845
0,269
0,422
0,134
0,050
0,307
8,2
14,5
H= 12,7
N = 5,5 + ...
2
8
9,50
12,96
10,04
4,12
1 ,057
0,3[8
0,528
0,159
0,727
0,399
7,3
13,4
2
8
8,92
12,17
9,46
3,87
1,060
0,318
0,530
0,159
0,728
0,399
7,3
13,4
III. Ilaiiiifltatterle 1 Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
III = 16'K.
+
h
n
11
h
n
3 h
V 3h
X
II = 20,7
N = 5,4 + ...
0
4
s
12
0,19
7,03
7,94
8,72
11,69
9,97
8,31
6,81
1,888
1,418
1,047
0,781
0,629
0,473
0,349
0,260
0,793
0,088
0,591
0,510
20,2
23,3
27,1
31,4
H = 24,7
N = 5,4 + ...
0
4
8
12
0,50
7,47
8,41
9,12
11,81 ■
9,92
8,18
6,78
1,817
1,328
0,973
0,743
0,606
0,443
0,324
0,248
0,778
0,006
0,569
0,498
20,0
24,0
28,1
32,1
11 = 22,7
N = 5,4 + ...
0
4
8
12
6,37
7,25
8,12
8,75
10,02
9,12
7,03
6,25
1,667
1,257
0,939
0,714
0,556
0,419
0,3 1 3
0,238
0,746
0,647
0,500
0,488
21,4
24,7
28,0
32,8
II = 22,7
N = 5,4 + ..
0
12
5,87
7,90
9,87
5,67
1,681
0,712
0,560
0,237
0,748
0,487
21,4
32,8
0
12
0,79
9,40
11,87
6,87
1,748
0,726
0,583
0,242
0,703
0,492
21,0
32,5
II = 24,7
N = ö,4 + ...
0
12
6,06
9,25
12,00
7,00
1 ,800
0,757
0,000
0,252
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0,502
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31,9
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12
5,56
7,79
9,87
5,71
1,775
0,733
0,592
0,244
0,709
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32,4
]fl = 9' K.
35
+
ll
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11
11
V"
X
H = 10,7
N = 5,4+...
0
8
8,00
1 1 ,25
1 2,00
5,44
1,500
0,483
0,500
0,101
0,707
0,401
11,2
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9,87
4,50
1,491
0,471
0,497
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0
8
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10,92
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1,388
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0,150
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0
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10,00
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h
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h
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X
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iO.OO
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0,902
0,321
0,500
7,1
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0,351
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H= 10,7
0
10,79
8,79
0,815
0,271
0,521
7,7
N = o,4-f...
4
13,17
4,19
0,318
0,100
0,320
12,2
0
10,17
8,28
0,815
0,271
0,52 1
7,7
4
12,58
4,00
0,319
0,100
0,320
12,2
§. 18. Doi" zweiio 'JMioil meiner Deohachliiiigcii bozoji; sich
auf die Messuno; der Krwänminüen in 7/ und ]}[. Hierzu wurde
der Scliliessuui'.sdralit nach Fi«»'. 0 zusammeno'csetzl. Der Draht
o o O
7/ hesland iu seinem festen Theih) aus 2' K. in Ali, aus dem
Auslader B, aus 2'lv. in liC, aus PI. in EF und ;]' K. in F/f,
also in compensirtcr Läng-c aus 10,2 Fuss K. hei /.wei IMa-
3*
36
sehen oder 10,7 Fiiss K. bei einer Flasche in iUn' llanpl])ai-
tcrie. Der Drahl iV enlhiclt 2' K. in JK, l'K. in LG, 1,3 Fiiss
K in CJ unti 1,2 Fuss K. in EG, also mit Einschhiss der
Batterie überhaupt G'K. M endlich wurde aus PI. in CD und
aus 6' oder 2 K. in DE gebildet, je nachdem seine gesammte
compensirle Länge 8' oder 4' sein sollte. Dei den Beobachtun-
gen wurde hierauf für den Platindraht EF das Luftthermome-
ter eingeschaltet, das der Figur nach sich also in // befand ;
wurden jedoch die Drähte CJ und EG zugleich von ./ nach D
und von G nach F verlegt, so war das Thermometer ohne
Aenderung seines Orts in 31 oder dem Mittcldrahte. Wie frü-
her konnten übrigens zu den festen Drähten in H und N an-
dere Kupfer- oder Platindrähte hinzugefügt werden , von denen
die letzteren besonders notirt werden sollen. Ich gebe zu-
nächst, um die Resultate dieser Beobachtungen im Allgemeinen
zu charakterisiren, folgende Reihen:
8- !»•
1. llaiiptiiarft'iie 2 Flaschen; Nelieiibatterie 2 Flaschen.
ill = «' K. + PI.
N = 16,2 ; N = 6,0 + ....
+
])
in
jn
0
9,25
14,00
1,513
2
0,12
14,12
1,548
4
8,94
14,00
1,566
(>
8,96
13,44
1,500
8
9,00
12,19
J,354
10
9,56
10,62
1,111
12
10,50
9,81
0,934
14
11,00
8,56
0,778
l(i
12,06
8,00
0,663
18
12,19
7,81
0,641
2(>
12,25
7,69
0,428
II. lliiiiiilliatK'i'ii' I riiisclii', Nt'lii'iiliiiltt'ric 2 riiisdicii.
IW = t8'K. +PI
1
I»l = 0' K. + PI
«
11
= 30,7: N= 0,0 + ...
IF
30,7:
N = 0,0
+ ....
ni *)
in
+
h
in
li
+
It
111
IT
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1 ,420
8
0,91
8,00
1,158
10
7,94
7,19
0,893
10
7,94
0,(i9
0,843
12
8,(19
5,02
0,030
12
8,41
5,81
0,091
14
S,94
4,81
0,537
14
8,78
5,00
0,570
lü
9,25
4,81
0,525
10
9,00
4,81
0,534
18
9,03
4,72
0,523
20
9,00
4,09
0,518
•) M
ittel aus
2 Reihen.
III. Ilauptbatterie 1 Flasche ; Nebeiibattene 3 Flasclieii.
m = 'i
K. + PI
•
iw = e
' K. + PI
•
H ^
= 40,7 ;
i\ = 6,0
+ ...
II
^ 46,7;
i\ = 6,0 + ...
m
III
+
li
111
h
+
h
in
h
0
5,94
10,09
1 ,800
0
4,19
12,25
2,924
2
5,02
I 1 ,25
2,000
2
4,31
12,00
2,784
4
5,5(»
1 1 ,50
2,008
4
4,09
10,50
2,252
6
5,25
10,50
2,000
G
5,50
8,25
1,484
8
0,25
7,44
1,190
8
0,50
0,50
1,000
10
7,44
5,00
0,OS()
10
7,:J7
4,50
0,011
12
8,19
4,13
0,503
12
7,81
4,12
0,528
14
8,25
3,81
0,402
14
7,94
3,87
0,4«7
IG
8,00
3,69
0,401
Die in diesen Tabellen vorkommenden Bezeielinun2:en er-
klären sich aus den früheren Angaben ; 3f gibt die Länge des
IMilteldrahlcs an , worin jedoch auch das fest stehende PI. be-
sonders hervorgehoben ist , hinter H steht die Länge des
Schliessungsdrahtes der Ilauptbatterie mit Einrechnung von PI.
Ml 2'K.., hinter N die Länge des Schliessungsdrahtes der Ne-
38
heiiltallorio , die mir aus (>' K. bcstiunl und /ai der die in der
ersten Columno unter + ergebenen Fusse Kupferdraht hinzu-
kamen. Unter // und m sind dann die beobaehteten Erwär-
munffen in // und M und unter — ihr Verhältniss verzeichnet.
=" h
§. 20. Die vorstehenden Reihen schienen mir hinreichend,
um an ihnen die Punkte hervorzuheben, deren Erläuterung
durch weitere Beobachtungen vorliegt, AVie man sieht, geht
in allen Reihen bei einer bestimmten Länge von N der VVerth
von — durch 1 hindurch: mit Verkürzung von N wächst er
h ' *
bis zu einer bestimmten Grenze , um hintenher sich wieder der
Einheit zu nähern ; mit Verlängerung von N fällt er , jedoch
auch hier wiederum nur bis zu einer gewissen Grenze, um
sich später gleichfalls der Einheit zu nähern. Ich habe die
Beobachtungen freilich nur bis an die Wendepunkte fortgesetzt,
die sich jedoch dadurch sogleich hervorheben , dass an ihnen
der Werth von — geringere Veränderungen erleidet. Die ge-
nannten AVendepunkte liegen von der Stelle, wo — =list, bei
den Beobachtungen zu I um die doppelte Länge von ßf ent-
fernt, also für J/=4' um 8 Fuss 5 für die Beobachtungen un-
ter II. sind die Abstände der AVendepunkte = y^ M und für
die Beobachtungen unter HI. = M, also bei 11. für M= 4' und
= 8' sind die Abstände = 5,33 und 10,67 Fuss, bei III. für
M = 4' und = 8' ebenfalls = 4 und 8 Fuss. — AVenn man in
//, N oder 31 Platindrähte statt der Kupferdrähte substituirt,
so ändert sich thcils der Ort, an welchem — = 1 ist, theils
' h
fällt der AVerth von — an den AA'endepunklon verschieden aus,
der Abstand dagegen der AVendepunkte von j- = 1 bleibt un-
verändert derselbe, wie ich ihn kurz vorher angegeben habe.
Ich würde, um alle diese Verhältnisse zu belegen, vollständi-
gere Beobachtungsreihen beigebracht haben , wenn es mir an-
ders acalückt wäre , zu den AVerthen von — zwischen den
Wendepunkten die richtigen Formeln zu finden ; ohne sie scheint
eine vollständigere Angabe unnütz, da bei der zum Theil sehr
39
sclmellon Vcräiuli-i'uni;' In /Avisclioii «Ion W'ciiilt'iuiiikleii Xe-
bcnumsläiule (Miumi hclrüclidicheii iliiilhiss üIxmi iiml (ItMiinach
die HeübacliUiiiiven iVir Andere nur einen sehr prekären ^^ ertli
haben können. Doch das eine alli;enieine llesnilat will ich aus
diesen Beobaeiilunji'cn noch anlültren, dass auch nach ihnen die
3
g'esaninite iVei werdende >\'ärnie unter allen Veränderungen von
iV dieselbe bleibt ^ die sich gegenseitig bcscliränkenden Zahlen
in // und m h'hren diess augenscheinlich, obschon eine genaue
IJerechnung bei der Unsicherheit einzelner Data keinen beson-
deren Xiitzen gewähren wird.
§. 21. \ach diesen vorläufigen Angaben wende ich mich
zunächst zur Untersuchung derjenigen Werlhc von , welche
von dem unteren Wendepunkt an (d. h. von den» Wendepunkt
an, welcher durch Verlängerung von N nach — = 1 eintritt)
vorkommen. Ich beginne wieder mit der jMittheilung sämmtli-
cher Beobachtungsreihen, welche ungefähr mit dem Wende-
punkt anheben. Nach der Angabe der Flaschenzahl entbaiien
diese Tabellen die in Kupfer conij>ensirten Längen von // und W,
wohei in H das feste PI. eingerechnet ist. dann bei 31 die
Länge und BeschalTenheit dieses Drahtes , so dass PI., 2 PI.,
3 PI. u. s. w. die sämmtlichen Plalindrähle jeden von der Nor-
mallängc (=2'K.} angeben die in .^/eingingen. Die Columnen
+ , Ä, m und — sind wie vorher, doch gibt da, wo ich zwei
ähnliche lleihen anü'cstellt hatte, — das Mittel aus beiden; un-
h
ter y JH findet man das Verhältniss der .Stromstärken und in
der letzten Columne unter y Zahlen, die späterhin erläutert
werden sollen.
40
§. 22.
1. llauptbatterie 2 Flasclieii, Nebeiibatterie 2 Flasclien.
Nr. 1. 11=10,2; N = 6,0 +....; M = 2'K. + PI.
+
h
m
in
IT
Vv
y
12
13,71
8,50
0,020
0,787
14,8
14
13,50
8,81
0,655
0,809
16,9
16
13,50
9,00
0,675
0,822
18,4
24
13,18
9,81
0,753
0,868
26,3
32
12,87
10,62
0,812
0,901
36,4
40
12,81
10,87
0,844
0,918
44,8
Nr. 2. H = 10,2 ; N = 6,0 + ... ; M = 2 PI.
+
It
m
m
h
V:
y
8
9,94
4,87
0,491
0,701
9,4
10
10,37
5,00
0,488
0,699
9,3
12
10,18
5,19
0,515
0,718
10,2
16
9,94
5,94
0,608
0,780
14,2
24
9,12
6,25
0,705
0,840
21,0
32
8,69
6,81
0,780
0,883
30,2
40
8,62
7,12
0,826
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Nr. y. H = 10,2 + PI.; N= 8,0 + ... ; M = 6'K. + PI.
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II. Hauptltatterie I Flasche, Nebenbatteric 2 Flasciieu.
Nr. 10. H - 10,2; M = 6,0 +...; M = 2'K. + PI.
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Nr. 13. H = 10,2 + PI.; N = S,0 + ...; M = 2 P
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10,00
8,44
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Nr. 15. H = 10,2; N = 6,0 + .... ; M = OK. + PI.
+
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Nr. 16. H = 10,2; N = 6,0 + ... ; M = 4' K. + 2 PI.
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36,9
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6,00
0,732
0,856
47,5
45
Nr. 17. II = 10,2; N = 0,0 + ... ; M = 4 IM.
+
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4,37
0,714
0,845
43,0
§• 24.
Ilauptbatterie 1 Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
i\r. 18. II = 10,2 ; N = 6,0 + ... ; M = 2'K. + PI.
+
h
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14,7
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12,25
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0,788
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32
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47,9
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14,1
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0,823
37,2
40
7,44
5,44
0,731
0,855
47,2
§. 25. Die so eben mitgetheilten Beobachtungsreilien haben
so viel Charakteristisches, dass es mir an dieser Stelle zuerst
möglich ward, die richtige Formel für die Werthe von -y- oder
vielmehr von \/j^ zu erhalten. IMan achte zuvörderst auf den
V h
Werth dieses Verhältnisses, wo er am kleinsten ist, d. h. am
Wendepunkt selbst. Der Mitteldraht 31 mag aus 4' oder 8' in
compeiisirter Länge bestehen, der Werth von — bleibt derselbe,
wenn nur in diese Länge ein gleich langer Platindraht ein-
geht; eine Vergrösserung des Platindrahtes in 31 stellt da-
gegen die Werthe niedriger dar ; ein zu H hinzugefügter Pla-
tindraht macht —j- grösser, ein zu N hinzugefügtes PI. hat bei
den Beobachtungen unter L keinen recht deutlichen, aber
bei den Beobachtungen unter II. und III. einen derartigen
Einfluss, dass das Vcrhältniss abermals etwas vergrössert wird.
Verfolgt man darauf die Veränderungen von — weiter vom
Wendepunkt ab, indem man in iY Kupferdraht hinzufügt, so
gehen die lleihen für 31= 4' und für 31= 8' sogleich auseinan-
der, in jenen nähert sich -j- schneller, in diesen langsamer der
Einheit. Von der andern Seite kommen die Reihen, in welchen
31 eine gleiche compensirte Länge hat, mit der Verlängerung
von N einander bald sehr nahe, so weit auch die Werthe von
-y- durch Einfluss des Platindrahtes am Wendepunkt von einander
abweichen. Rlan vergleiche nur Nr. 19 mit Nr. 20; hier gehen
die Reihen von -r- = 0,407 und-r-=0,lGO aus, stehen aber
h ' li '
bei iV= (J + 40 schon so nahe aneinander, dass -p- = 0,751 und
kl
= 0,731 ist. — Der so ohoii kurz liezeiclinele CJan;;- kann keine
andere Formel wieder iielien, als \/ J^ = ,-, worin »/einen
^ ' V h y + M'
variablen Werlli hat, der am Wendepunkt ])es(immt hei Ver-
länjjerunj;: von N um eben so viel wäelist, als Fusse Kupler-
dralit in iV liin/,ukonimcn. Z. B. in \r. 1 unter I. bereelinet man
14,8;
für iV = G + 12 aus
V^
0,787
y
y + 4
zu
demnach muss für
Vf
iV=6 + 14
m 5 6-8
10,8 + 4
oder
V
wofür die BcoL-
aclitung-en
-^ = 0,808
6+16
18,8
V-
m
= 0,809
18,8 + 4
= 0,825
= 0,822
= 6 + 24
= 6 + 32
26,8
34,8
~ 26,8 + 4
~ 34,8 + 4
= 0,870
= 0,H94
= 0,868
= 0,901
-- 6 + 40
42,8
' 42,8 + 4
= 0,910 sein,
= 0,918 geben.
Die zwischen Beobaclitunii; und Heclinung' vorkommenden
Differenzen sind der Art, dass sie auch bei den sorgfältigsten
Beobachluniien mit dem Luftthermometer nicht vermieden wer-
den können, insoferne eine Abänderung' der beobachteten Er-
wärmungen, um 's bis '4" einen schon sehr merkliehen Einfluss
ausübt. Zur Prüfung der Formel schien es mir zweckmässiger
zu sein, statt V/JH aus dem am Wendepunkt entnommenen
Werlhe von /y zu berechnen, lieber umgekehrt aus den beob-
achteten ^^'erthen von y -^ ^^^ ""^ einander folgenden >>'crlhe
von y herzuleiten, die dann in demselben Masse wie N wach-
sen müssen; besonders wurde auch diese Berechnungsweisc um
desswillen nothwendig-, weil der Ort des Wendepunktes nicht
scharf lixirt werden konnte. Eine Uebersicht über die sänimtli-
chen Resultate unter I. II und III zeigt deutlich die Zuver-
lässigkeit der Formel. Somit hätten wir denn an dieser Stellen
die erste sichere fjasis gewonnen , von der aus die übrigen Be-
rechnungen geführt werden können, indem uns mit der F<.rmel
die (Jrundzüge klar werden, die wir bei der Beurtheilung des
Herganges festhalten müssen. \ach meinem früher in Poggend.
48
Annal. mitüollicillcn Vei'siu'hcii trennt sicli der elclvtrisclie Strom
c'nicv Batterie auf zwei oder mehrere Zweige in der Weise, dass
durch joden ein seiner conipensirten Länge umgekehrt propor-
tionaler Slronilheil hindurcligeht, ohne dass auf den Widerstand
der Drähte Rüeivsicht zu nehmen wäre; hat demnach bei zwei
Zweigen, der eine eine compensirte Länge = a, der anderen
= b, so geht von dem ganzen Strom durch den ersten Zweig der
b . a . .
te, durch den zweiten der ;-te Theil desselben hin-
a + b""' "" a + b
durch und bewirkt die zu dieser Stromstärke im Quadrate
stehende Erwärmung, liier tritt vom Wendepunkt tib ein zwar
nicht gleiches, doch aber ähnliches, ebenfalls durch die Länge
der Drähte bestimmtes Verhältniss der Stromstärke ein, welche
durch den Mitteldraht hindurchgeht. Es ist gleichsam M der
eine Zweig und der andere eine Grösse, die von den in H,
M und N enthaltenen Drähten, namentlich vom Einflüsse der
Platindrähte, abhängt. Setzt man diese Grösse (jf) am Wende-
punkt nach der Beobachtung fest , so folgt bei Verlängerung
von N durch Kupferdraht die Stromstärke durch M gerade
ebenso , als hätte man aus der Länge y den zweiten Zweig-
gebildet und fügte in diesen nach und nach den Kupferdraht
zu , den man in N einschaltet.
§. 26. Nach dieser Grundlage ist es thunlich, die Werthe
von A/ '" an dem Wendepunkt näher in's Auge zu fassen.
Ausser den bereits in den obigen Reihen enthaltenen Angaben
füge ich noch folgende Beobachtungen hinzu, die an der Stelle
der Wendung angestellt wurden.
Hauptbatterie 1 Flasche, Nebenbatterie 2 Flaschen.
H = 10,7 + 2 PI
IN = 6,0 +...
M,= 2'K. + PI.
H = 12,7
H = 6,0 + 2 PI. +
M = 2' K. + PI.
+
h
m
m
T
V:
y
•
6
8
6,06
6,06
3,87
3,87
0,638
0,638
0,799
0,799
15,9
15,9
+ ..
0
2
9,00
9,62
4,00
4,19
0,444
0,435
0,666
0,660
8,0
7,8
49
Haupthatterie 1 Flasche, Neberihatteiie :i Flaschen.
M — 2' K. + IM. ; N - 6,0 + ...
+
ii
m
m
h
— Mittel
h
V:'
y
H = 10,7
0
11,67
4,71
0,^04
)
0
13,(;2
5,62
0,413
0
12,00
4,87
0,406
> 0,405
0,637
7,0
0
16,31
6,56
0,402
(
0
15,25
6,25
0,410
)
H=10,7 + PI.
2
8,41
4,25
0,505
—
0,711
9,8
H= 10,7 + 2 PI.
4
7,75
4,50
0,581
)
4
6,75
3,84
0,569
> 0,519
0,761
12,7
2
7,75
5,56
0,588
)
H = 10,7 + 3P1.
4
6,37
3,87
0,608
—
0,780
14,2
H ^ 10,7 + VI ; N = 6,0 + PI. + ... ; M = 2' K. + PI.
+
h
m
m
V:
y
0
6,94
3,19
0,460
0,678
8,4
N = 6,0 + ...; M = 6'K. + PI.
+
h
m
m
h
"" Mittel
h
V:
y
H = 10,7
4
4
4
10,37
11,94
12,33
4,19
5,00
5,09
0,404
0,419
0,413
! 0,412
0,642
14,3
H = 10,7+ 2P1.
6
7, <o
4,44
0,570
—
0,755
24,6
H = 10,7 + 3 PI.
8
8
5,75
6,37
3,56
3,94
0,619
0,619
1 0,619
0,787
29,6
IV. Heft. Sitzb. d. mathem. naturw. Cl.
50
Aus allen JJooha('hluni»Cü liisst sich der leichten Uehersicht
wcffen lolücnde Tahellc zusanunenstcllcn:
I. Ilauptbattei'ie 2 Flaschen, Nebenbatterie
2 Flaschen.
H
N
M
V:
y beob.
y ber.
1) 10,2
18,0
2' K. + PL
0,787
14,8
14,4
2) 10,2
1G,0
2 PL
0,699
9,3
9,3
3) 10,2 + PI.
24,0
2'K. + PL
0,845
21,8
22,3
4) 10,2 + PI.
22,0
2 PL
0,781
14,2
14,4
5) 12,2
20,0 + PI.
2'K. + PL
0,780
14,2
14,4
fi) 10,2
24,0
0' K. + PL
0,778
28,0
28,8
7) 10,2
22,0
4' K-. + 2 PL
0,G98
18,4
18,Ü
8) 10,2
20,0
4 PL
0,580
11,0
10,9
II. Hauptbatterie 1 Flasche, Nebenbatterie
l Flaschen.
H
N
M
V:
y beob.
y ber.
1) 10,7
10,0
2'K. + PI.
0,698
9,2
9,6
2) 10,7
8,0
2 PL
0,593
5,8
6,2
3) 10,7 + PI.
12,0
2' K. + PL
0,759
12,6
13,1
4) 10,7 + PL
12,0
2 PL
0,665
8,0
8,5
5) 12,7
10,0 + PL
2' K. + PL
0,674
8,3
8,5
6) 10,7 + 2PL
13,0
2' K. + PL
0,799
15,9
16,7
7) 12,7
8,0 + 2 PL
2' K. + PL
0,660
7,8
8,0
8) 10,7
15,0
6' K. + PL
0,697
18,4
19,2
9) 10,7
12,0
4' K. + 2 PL
0,597
11,8
12,4
10) 10,7
8,0
4 PL
0,473
7,2
7,3
III. Hauptbatterie 1 Flasche, Nebenbatterie .'
] Flaschen.
H
N
M
V:
y beob.
y ber.
1) 10,7
6,0
2'K. + PL
0,637
7,0
7,2
2) 10,7 + PL
8,0
2' K. + PL
0,711
9,8
9,9
3) 10,7 + 2 PL
9,0
2' K. + PL
0,761
12,7
12,5
4) 10,7 + 3 PL
10,0
2' K. + PL
0,780
14,2
15,2
5) 10,7
6,0
2 PL
0,533
4,6
4,6
6) 10,7 + PL
6,0 + PL
2' K. + PL
0,678
8,4
8,1
7) 10,7
10,0
6' K. + PL
0,642
14,3
14,4
8) 10,7 + 2 PL
12,0
6' K. + PL
0,755
24,6
25,0
9) 10,7 + 3 PL
14,0
6' K. + PL
0,787
29,6
30,4
10) 10,7
6,0
4 PL
0,407
5,5
5,5
51
In der vorstohondcn Tabelle ist mir in H das eine fest
hleihende PI. in die Länj^e mit eingcreolinel , alle ül»rig;en IMaliii-
drähte von der Xorniallänge sind besonders angegeben worden.
Aus den llauptlallen I. 1 ) und 1. (Jj, in denen y J^ einander gleich
sein sollten, nehme man als .Millel bei7Ff=4, y-=14,4 und Jiei
M=S, //=28,8 an, dann kann man die übrigen Werlhe von y,
je nachdem jll—^ oder = 8 ist,
. T 1*'* U + O'^-'' (t + v)] , 28,8 [1 + 0,55 (t + v)\
in I. aus ^ — TT-^^ K^ oder --. ^ .^ .— ^' ,
1 + 0,00 {v + to) l + 0,55 (v + w) '
. „ 2 ['4,!t [l + 0,^7 (t + v)\ , 2 28,8 [1 +0,37 (^ + y)]
»" "• '-^"^ 3 -^ 1 + 0,55 (. + u,) ^'^'' 3 X i^0,5o(. + uV
in lll. aus 1 X iM^fll «;?Z(i±J!li ^der i X ?MIL±J>.^I(^^')1,
2 1 + 0,00 (r + w) 2 1 + 0,o5 w + tv) '
herleiten, sofern man die Zahl der Plaiindrähte PI. in // mit t,
in N mit v und in M mit w bezeichnet, doch so, dass man
die beiden fest stehenden Plaiindrähte, den in // sowohl als in
M nicht mit in Anschlai»' brinül. Die berechneten Werthe slim-
men so gut mit den beobachteten iiberein, als es die Art dieser
Beobachlungen nur /iulässt , namentlich wenn man noch erwägt,
dass die Zahlen 0,55 und 0,37 ebenso wie die Factoren —und —
in II. und lII. nur im Allgemeinen richtige Werthe sind. Ifei der
Aufstellung dieser Formeln hat mich folü'cnde Ansicht ffeleilet:
>\ enn wirklich vom >> cndepunkt ab der Strom in Munter einem
ähnlichen Gesetze steht, als ob eine Stromtheilung stattfände,
so inuss durch 31 ein desto ü'crinü'erer Strom hindurch iiehen,
je stärker der Andrang von der Ilauptbatterie nach der Xeben-
batterie ist; dieser Andrang wird nun gehoben oder geschwächt
durch den kleineren oder grösseren Widerstand, der sich in H
und N findet, durch welche Drähte der Andrang hindurch muss,
oder // wird desto kleiner oder grösser, je kleiner oder grösser
der Widerstand in // + M ist, indem so in 11 eine kleinere
oder grössere Stromstärke stattfindet. Diesem Andränge leistet
von ihrer Seite wieder die Xebenbatlerie einen Gegendruck,
und zwar einen desto kleinern, je grösser der Leitungswider-
stand in ihrer Kette, also in N + M ist; // wird kleiner, wenn
dieser \N iderstand wächst, und damit wird die Stromstärke in
71/ geringer. Unstreitig sind es hier die ^^ iderstände der Drähte,
als Regulatoren der Entladungszeit, welche den AVerth von y
4*
52
hoilliigon. Zunächst geben nämlich // und iV zusammen In dem
Nonualfalle, wo in // nur ein IM. und in iV nur Kupferdraht
ist, unüdähr den Widerstand = 1,00; dem entsprechend ist der
Widersland von PI. in I. ^-= 0,55 und in II. und HI. = 0,37, wie
dies mit den oben beobachteten Widerständen 0,56 und 0,40
ganz gut übereinstimmt. Dazu kommt ferner, dass der Einiluss
eines in // hinzugefügten längeren Kupferdrahtes sich ebenfalls
nach dem Widerstände, welchen er darbietet, richtet. Nach der
§. 19 unter III. mitgetheilten Reihe ist bei M = 4 an dem unte-
ren Wendepunkt i/ = 8,5; dies gibt nach den mitgetheilten For-
meln für 36' K. einen Widerstand = 0,18, sofern man aus III. 1)
die berechnete Zahl 7,2 zum Vergleich hinzuzieht, also mit dem
Widerstand von PI. = 0,37 verglichen, würden 70 — 80 Fuss K.
einen eben so grossen Widerstand als PI. leisten, wie dies die
früheren Beobachtungen auch ungefähr erfordern. Merkwürdig
ist jedoch der Widerstand des PI. in M + N, wo er in den
Schliessungsdraht der Nebenbjitterie eingeht; er bleibt durch
I, II, III constant auf 0,55 stehen, obschon man in der Kette
selbst, die im Grund fall nur PI. und einige Fuss K. enthält, die-
selbe Einheit des Widerstandes wie in H + N nicht nachweisen
kann, wenn anders nicht auch hier ähnliche Widerstände hinzu-
treten, wie wir in der Hauptbatterie annehmen mussten, die aber
freilieh auf die Wärmeentwickelung ohne Einfluss bleiben wür-
2 1.
den. Was noch in II. und III. die Factoren - und - betrifft, so
finden diese in dem Umstände ihre Erklärung, dass, wäre M
nicht da, beim Arrangement I. der beiden Batterien die halbe
Ladung aus der Hauptbatterie in die Nebenbatterie übergehen
würde, bei II. -^ , bei III. — der Ladung, wodurch auch bei vor-
handenem M, wie das Spätere lehren wird, die Spannung in der
Nebenbatterie auf ^, ^, ^ oder strenger auf 1, g, - gegen die
ursprünglich in der Ilauptbatterie enthaltene herabsinkt ; hiermit
fällt der Gegendruck, den die Nebenbatterie leistet, von 1 :
2 1
j: -, so dass j/ in eben diesem Verhältniss kleiner wird. —
Aus den obigen Formeln ergibt sich noch, dass, wenn alle Lei-
tungsdrähte nur aus demselben Kupferdraht gebildet wären, y
für die drei Fälle bei il/ = 4 die Werthe 14,4; 9,6; 7,2 haben
würde oder hei M = S die Werthe 28,8; 19,2, 14,4. Die Nor-
malgrössen möchten sein 16, 10 -1, 8 oder 32, 21 ^, 16, d. h.
53
allgcnieiii 4 /?/, -]}[, 2 M, die vielleicht nur durch eine besondere
Nehenwirkung' von JJ (aus der übrigens auch der oben niclit
nachweisbare >N'iderstand stammen könntej modificirt sind.
^. 27. Ueber die Werthe von -r- n;u li dem oberen Wende-
punkte, d. h. iiber die Werthe, weiche durch Verkürzung von
N entstehen, nachdem -r- seinen ""rössten Wcrili erlaniit hat,
kann ich nur wenige Reihen miltlieilen, eincsthcils weil das Lo-
cal die Ilerbeiziehung einer überaus grossen Läng'e Kupferdraht
in // nicht ziiliess, andernlheils weil auch die IJeobaciitungen
selbst dadurch zu inisslich wurden, dass kleinere Fehler auf die
durch llechnuni^ gezogenen Resultate einen sehr grossen Ein-
fluss üblen. Iiidess genügen die Reihen vollkommen zum Relege
der Folgerungen, welche wir aus ihnen ziehen wollen. Die Werthe
-T- sind bei I. und H. die Mitlcl aus mehreren Reihen, von denen
nur je eine vollständig' angegeben ist.
laujitliatterie 2 Flaschen; M'benbatterie 2 Flaschen.
H--30,2-, i\--6,0 + ...; M=-2'K + I»1.
+
h
m
in
IT
V:'
y
16
7,81
11,25
1,430
l,19ü
24,4
12
8,12
11,00
1 ,34'J
l,lül
28,8
8
8,2:>
10,75
1,302
1,141
32,4
k
8,37
10,5G
1,258
1,121
37,0
0
8,50
10,44
1,227
1,108
^1,1
II. Ilauptbatterle 1 Flasche; ^ebenbatterie 2 Flaschen.
H = 58,7; N--6,0+ ...: M = 2'K + FI.
+
h
m
m
T
Vv
y
18
7,02
12,81
1,697
1,303
17,2
16
7,69
12,94
1,697
1,303
17,2
12
7,96
12,44
1,558
1,248
20,2
8
8,19
11,94
1,440
1 ,200
24,2
h
8,50
11,56
1,344
1,159
29,2
0
8,69
11,12
1,290
1,136
33,4
5^
III. IlaDiitli.iüi'ric 1 Flasche; NelnMiliaUerie 3 Flaschen.
+
li
in
m
Vv
y
8
6,87
13,50
1,965
1,402
13,9
6
7,00
13,37
1,910
1,382
14,5
4
7,37
13,00
1,764
1,328
16,2
2
7,62
12,62
1,656
1,287
17,9
0
7,87
11,94
1,517
1,232
21,2
Der Verlauf dieser Reihen ist ein ähnlicher, wie bei denen
nach dem untern Wendepunkt, desshalb müssen wir sie unter
eine ähnliche Formel setzen, nämlich unter -
M'
Ich habe hier-
nach ?/ berechnet, und die gefundenen Werthe zeigen, dass y
wieder um dieselben Zahlen wächst, als um wie viele Fusse N
nach dem Orte der Wendung abnimmt. Auch in dieser Formel
spricht sich eine Art Theilung des Stroms aus, bei der jedoch
der Zweig- y eine negative Rolle spielt fdie Formel lautet eigent-
y
lieh ^-^rrl, ein Verhältniss, über das erst das Spätere s-enü-
— y + M-^' ' ^ °
g'ende Auskunft gewähren kann, das aber hier schon dadurch
begründet wird, dass // mit abnehmendem N zunimmt, also als
neg'ativ sich herausstellt.
§, 28. Am schwierigsten unter allen Versuchen wurde mir
die Bestimmung" von y an dem obern Wendepunkt selbst, nicht
etwa, weil hier besondere Störungen vorkamen, sondern die ge-
fundenen Zahlen wurden der Natur der Beobachtungen nach
nicht scharf genug", um über einige Punkte volle Gewissheit zu
erlangen. Die Beobachtungen selbst sind folgende :
I. Hauptbatterie
2 Flasclien; Nebenbatterie 2 Flaschen.
+
h
m
m
Vi
y
H = 18,2; N = 6,0 + ...
M = 2'K 4- PI.
H=18,2; N==6,0+...
M = 2 PI.
6
6
2
2
8,06
7,25
5,50
6,87
12,50
11,19
7,75
9,62
1,550
1,543
1,409
1,400
j 1,244
j 1,185
20,4
25,6
55
-
+
li
111
in
h
V:
y
11 = 30,2; N = G,0 4-...
M = 2' K. + PI.
18
18
9,71
8,37
13,87
12,00
1,430
1,434
j 1,197
24,3
H = 30,2; N=:6,0 + ...
M = 2P1. .
14
14
G,OG
7,44
7,81
9,5G
1,290
1,285
j 1,135
33,5
H = 30,2;N=6,0+P1...
M = 2' K. + PI.
IG
IG
8,31
7,37
10,81
9,50
1,301
1,289
\ 1,138
33,0
H = 26,2 + 2 PI.; N =
6,0 + ...;M=2'K. +P1.
18
18
5,G9
G,G9
8,12
9,50
1,427
1,420
\ 1,193
24,7
H=30,2;N = 6,0 + ...
M = 6' K. + PI.
10
10
9,25
G,()0
15,12
9,79
1,634
1,632
j 1,278
36,7
H= 30,2; N = G,0+...
M = 4 PI.
2
2
2
0
3,81
4,50
5,12
4,37
5,37
G,19
7,0G
G,OG
1,409
1,37G
1,379
1,387
1,178
52,9
H = 30,2 ; N = 6,0 +
3P1. + ...M=6'K. + PI.
G
4
4
H,44
7,37
G,50
12,31
11,44
9,50
1,459
1,453
1,4G1
( 1,207
46,6
11. Ilauptitatterie 1 Flasche; Nebenliatterie 2 Elasclieii.
+
h
m
III
h
V^""
y
H = 22,7; N = 6,0+...
M =. 2' K. + PL
0
0
6,00
5,62
12,87
12,12
2,145
2,157
1 1,466
12,6
H=34,7; IV = 6,0+ ...
M = 2'K.+ P1.
6
6
7,50
7,00
14,44
13,44
1,925
1,920
1 1,386
14,4
H = 34,7; N = 6,0+ ...
M = 2 PI.
4
4
7,00
G,31
11,12
9,94
1,589
1,575
1 1,258
19,5
H = 34,7 ; N = 6,0 +
2P1. +...;M=2'K. + P1.
0
0
2
8,12
7,25
6,00
12,25
11, 0(»
9,06
1,509
1 ,503
1,510
i 1,227
21,6
H = 4G,7; N = 6,0+ ...
M = 2' K. + PI.
12
12
12
7,(tO
5,94
G,«i9
12,31
10,75
11,94
1,759
1 ,809
1,783
[ 1,336
15,9
H = 46,7; N = GO+...
M = 2 PI.
10
10
5,81
7,06
8,69
10,31
1,496
1,460
1 1,210
22,5
56
+
h
111
h
V:
y
H = 46,7 ; N = 6,0 +
2PI. +...;M=2'K. +
6
6
8
8
6,12
7,12
6,87
5,50
8,62
10,06
9,56
7,71
1,408
1,413
i,:{92
1,402
' 1,185
25,6
H = 46,7; N = 6,0 + ...
M = 6'K. + P1.
6
6
5,79
5,31
13,12
11,75
2,266
2,212
1 1,496
24,1
H = 46,7; N = 6,0 + ...
M = 4'K. + 2P1.
4
4
4,50
4,56
8,59
8,94
1,909
1,960
1 1,391
28,4
H = 46,7; N = 6,0+ ...
M = 2'K. + 3P1.
2
2
3,69
4,19
6,62
7,25
1,794
1,730
j 1,327
32,2
H = 46,7; N^6,0+...
M = 4PI.
0
0
3,19
3,37
5,12
5,56
1,605
1,650
1 1,276
37,0
III. Hauptbatfcerie 1 Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
+
h
m
m
V^
y
H = 46,7; N = 6,0+ ...
M=:2'K. + PI.
4
4
6,75
7,69
14,19
15,94
2,102
2,073
j 1,445
13,0
H=46,7; N = 6,0 + ...
M = 2P1.
0
0
6,50
6,87
10,50
11,00
1,615
1,601
1 1,268
18,9
H = 46,7; N = 6,0 +
PI. + ...;M = 2'K + P1.
2
2
7,94
7,50
13,06
12,19
1,645
1,625
j 1,279
18,3
H = 46,7 ; N = 6,0 +
2P1. + ...-, M=2'K. + P1.
0
0
7,75
8,25
11,06
11,81
1,427
1,419
j 1,193
24,7
H = 58,7 5 N = 6,0 + ...
M = 2'K. + PI.
8
8
8
6,87
6,44
7,06
13,50
12,50
13,75
1,965
1,941
1,948
( 1,397
14,1
H=^58,7; N=6,0+ ...
M = 2P1.
4
4
5,41
6,25
8,25
9,56
1,525
1,513
j 1,233
21,2
H = 58,7; N= 6,0 +
PI. + ...;M=2'K. + P1.
6
6
6
7,69
6,62
6,37
11,56
10,06
9,87
1,503
1,520
1,550
1 1,235
21,0
H = 58,7 ; N = 6,0 +
3P1. + ...;M=2'K. + P1.
0
0
0
8,00
7,16
6,75
10,06
9,19
8,56
1,258
1,283
1,266
( 1,126
35,7
57
+
h
in
ni
h
VY
y
H = 4(5,75 N = 6,0+ ...
M=z6'K. + P1.
0
0
G,41
5,83
1H,37
10,75
2,866
2,873
\ 1,694
19,5
H = 58,7; N = (i,0+ ...
M = G'K. + P1.
4
4
5,09
5,Ü9
15,62
15,69
2,742
2,758
j 1,658
20,3
H = 50,7+ 3 PI. 5 N =
6,0 + ... ; M=6' K. + PI.
4
4,00
10,87
2,717
0,649
20,3
H= 58,7; N = 6,0+ ...
M = 4'K. + 2P1.
2
2
5,5r>
5,19
12,56
11,58
2,2.59
2,233
j 1,498
24,3
H = 58,7; N = G,0+...
M = 2' K. + 3 PI.
0
0
4,79
4,75
9,00
9,08
1,879
1,912
\ 1,377
29,2
H = 58,7; N = 6,0 +
PI. + ...;M = 6'K. + P1.
0
2
5,fi2
5,25
12,87
12,08
2,290
2,318
j 1,517
23,3
H r= 58,7 ; N r^ 6,0 +
2P1. +...M = 6'K. + P1.
0
5,44
10,87
2,000
1,414
27,3
§. 29. Der leichtern Uebersicht wegen stelle ich die Resul-
tate in folgende Tabelle zusammen
I. Hauptbatterie 2 Flaschen; Nebenbatterie 2 Flaschen.
H
N
M
y
*)
18,2
12,0
2'K. + P1.
20,4
==)
18,2
8,0
2 PI.
25,6
')
30,2
24,0
2' K. + PI.
24,3
')
30,2
20,0
2 PI.
33,5
')
30,2
22,0 + PI.
2' K. + PI.
33,0
')
26,2 + 2 PI.
24,0
2' K. + PI.
24,7
')
30,2
16,0
6' K + PI.
36,7
«)
30,2
8,0
4 PI.
52,9
')
30,2
10,0 + 3 PL
6'K. + PI.
46,6
58
II. llauptliafterie 1 Flasche; Nelieii])atl.erie 2 Flasdii'ii.
H
N
M
■ y
1)
22,7
0,0
2' K. + PI.
12,0
2)
34,7
12,0
2'K. + PI.
14,4
3)
34,7
10,0
2 PI.
19,5
4)
34,7
8,0 + 2 PI.
2'K. + PI.
21,0
5)
40,7
18,0
2'K. + PI.
15,9
6)
40,7
10,0
2 PI.
22,5
7)
40,7
14,0 + 2 PI.
2'K. + PI.
25,0
8)
40,7
12,0
O'K. + PI.
24,1
9)
40,7
10,0
4'K. + 2 PI.
28,4
10)
40,7
8,0
2' K. + 3 PI.
32,3
11)
40,7
0,0
4 PI.
37,0
III. llauptbatterie 1 Flasche; Nebenbatterie 3 Flaschen.
H
N
M
y
1)
40,7
10,0
2'K. + PI.
13,0
2)
40,7
0,0
2PI.
18,9
3)
40,7
8,0 + PI.
2' K. + PI.
18,3
4)
40,7
0,0 + 2 PI.
2' K. + PI.
24,7
5)
58,7
14,0
2' K. + PI.
14,1
6)
58,7
10,0
2 PI.
21,2
7)
58,7
12,0+ PI.
2'K. + PI.
21,0
8)
58,7
0,0 + 3 PI.
2' K. + PI.
35,7
i>)
40,7
0,0
O'K. + PI.
19,5 ■
10)
58,7
10,0
0' K. + PI.
20,2
11).
50,7 + 3 PI.
10,0
0' K. + PI.
20,3
12)
58,7
8,0
4'K. +2 PI.
24,3
13)
58,7
0,0
2'K. + 3 PI.
29,3
14)
58,7
8,0 + PI.
OK. + PI.
23,3
15)
58,7
0,0 + 2 PI.
O'K. + PI.
27,3
Vergleicht man in dieser Tabelle zunächst die Werthe von
y in I. 6) und 3) und in III, 10) und 1 1) mit einander, so ergibt sich,
dass ein in H hinzugcrügter Platindraht keinen Einfluss iibt, son-
dern nur nach seiner in K. compensirlcn Länge in Anschlag
kommt. Zweitens stellt sich heraus, dass y wächst, wenn Pla-
tindraht in M oder in N hinzugefiigt wird, doch scheint derselbe
Draht in N eine etwas geringere Wirkung zu haben , als in M.
Bei M= 8 möchte dies ganz evident sein, wenn man in I. 9) mit
59
3), in Hl. 14) mit 12) und 15) mit 13) vergieiclit; wenig-er (loiitllch
tritt es bei jll = 4 hervor, wo/ai man in I. 5) mit 4}, in lÜ. 3}
mit 2). 7) mit) (5 ) zusanimensleile und 4} und S) liin/.unelime ; doch
kommen kleinere \\'ertlie vor in H. 4) und 7). Icii muss diesen
Punkt, der vielleicht künftighin an einer anderen Stelle seine
Erledig'ung findet, liier noch \inentsehieden lassen, und berück-
sichtii2;e demnach allein die Werlhe von ;//, die durch Fl. in Jlf
modilicirt werden. Da man aus den Beobachtungen in II. 8} bis 1 1)
schliessen kann, dass jedes 1*1. // um eine gleiche Grösse erhöht,
so geht 1/ für den Fall, dass 31 nur aus Kupferdraht besteht, auf
folgende Werlhe zurück und man erhält folgenden Zuwachs in y
durch jedes hinxugefügte IM.
I. Ilaiiptliattcrie 2 Flasclien; NchenhaUerie 2 Flaschen.
II
ybeiM=4'K
Ziiwaclis
in y
iliirch IPl.
Zuwachs
durch
l'Kin IJ
ybeiM=8'K
Zuwaclis
in y
durchlPl.
Zuwaclis
durch
1 K in H
18,7
30,7
15,2
15,1
5,2
ü,2
0,278
0,300
31,3
5,4
0,176
Mittel
15,2
0,289
34,7
4ü,7
Mittel
II. Ilauptliatterie 1 Flasche; . Nebeiihatterie 2 Flaschen.
5,1
6,6
5,9
7,1
19,9
4,2
0,090
111. llaiiptbatterie 1 Flasche; Nelienbatlerie 3 Flaschen.
15,7
4,5
0,077
Wenn auch die vorstehend verzeichneten Zahlen nicht ganz
zuverlässig- sein mögen, so zeigen sie doch deutlich, dass die
durch IM. in M bewirkte Vergrösserung von // mil wachsendem
H zunimmt und dass i/ bei einem nur aus Kupferdraht bestehen-
den .1/ für j{;dcs H einen constanten Werth erhalten würde. Die
Ol)
Zahlen dieses oonstanteii Werthes, nüniiieh 15,2; 9,2; 7,1 für
Jf = 4 und 31,3; 10,9; 15,7 für .lf= 8 weisen zugleich auf die
ähnlichen Zahlen Hir // am unlern YV^endcpunkl xuriick. Zum wei-
tern Belege, dass // durch PI. einen zu // proportionalen Zuwachs
erhält, habe ich den ganzen Zuwachs mit H dividirt und dadurch
den auf 1' in H kommenden Theil berechnet. Die Mittelzahlen
bei M — 4, nämlich 0,289; 0,144; 0,123 sind etwa|mal so
gross als bei M= 8, lassen aber im Uebrigen das Band nicht
erkennen, das sie unter einander verbindet. Später werden wir
noch einmal auf diese Zahlen zurückkommen.
§.30. Es bleibt noch übrig, die Stelle genauer zu bestimmen,
an welcher — = 1 ist. Ich habe hierzu N jedesmal um 2' K. in
h *•
der Weise wechseln lassen, dass einmal — grösser, das andere
Mal kleiner als 1 wurde, woraus man, wenn auch nur annähernd,
den wahren Ort abnehmen kann. Die Beobachtungen sind fol-
gende :
I. llauptbatterie 2 Flaschen, Nebenbatterie 2 Flaschen.
+
h
ITl
in
h
H = 22,2^ M = 2'K. + Pl.j N=6,0 + ...j
16
18
7,31
8,00
8,06
7,06
1,103
0,885
H = 22,2; M=3P1.; N = 6,0+... |
12
5,50
5,94
6,25
5,75
1,136
0,968
H^22,25 M=2'K. + Pl.j N=6,0 + 2P1. + ... |
12
14
7,00
7,19
7,06
6,31
1,008
0,878
H=18,2 + 2PI.; M=2'K. + Pl.jN=6,0+|
18
20
4,75
4,94
5,00
4,75
1,053
0,963
H = 22,2j M^e'K. + Pl.j N=6,0+ |
16
18
8,37
8,75
9,00
8,25
1,087
0,943
H = 22,2 5 M = 4 PI. ; N = 6,0 + |
8
10
4,56
5,12
4,94
4,56
1,083
0,896
H=22,2; M^6'K. + PI. ; N=6,0 + 2 PI. + j
14
16
6,75
7,12
7,19
6,62
1,065
0,930
H=18,2 + 2P1.; M=6'K. + P1.; N=6,0+ j
20
22
5,56
5,75
5,87
5,62
1,056
0,977
61
II. Haiipfbafferie 1 Tlasplip, NotiPiiliatforio 2
riasdicn.
+
li
m
m
h
H = 22,7; M=2'K. + PI.; N = 6,0 + ..{
4
G
6,94
8,44
9,12
G,50
1,314
0,770
H=22,7; M=2'K. + PI.; N=G,0 + 2P1. + .. |
0
2
G,00
G,25
7,12
5,37
1,187
0,859
H= 18,7 + 2P1.; M=2'K. + PL; X=G,0 + .. j
4
6
5,12
5,G2
6,94
5,50
1 ,355
0,970
H = 34,7; iM = 2'K. + P1.; N=6,0 + |
10
12
6,81
8,00
9,31
7,37
1,367
0,919
H = 34,7; M = 2 PI. ; N = 6,0 + |
8
10
5,50
6,81
7,12
5,31
1,295
0,780
II = 22,7; M = 6' K. + PI.; N = 6,0 + |
4
G
6,50
7,:u
7,00
5,50
1,077
0,752
H=22,7; M = 4'K. + 2P1.; N = 6,0 + |
2
4
5,87
7,00
6,25
5,00
1 ,065
0,714
H=22,7 ; M=6' K. + PI. ; N=6,0 + 2 PI. + |
0
2
4,00
4,75
4,62
4,00
1,155
0,842
H=18,7 + 2P1.; M=6'K. + P1.; N=6,0+ j
G
8
4,06
4,50
4,75
4,12
1,170
0,916
11 = 34,7; M = 6'K. +PI.; N=6,0 + |
10
12
G,54
7,31
7,69
6,50
1,176
0,889
H = 34,7; M = 4'K. + 2P1.; N = 6,0+{
8
10
5,50
6,00
6,06
5,19
1,102
0,865
H=34,7; M = 4P1.; N^6,0 + j
4
6
3, CO
4,50
4,62
4,12
1 ,255
0,916
11=30,7+ 2P1.; M=6'K. + P1.; N=6,0+ {
12
14
4,44
5,00
5,44
4,50
1,225
0,900
H=34,7; M=6'K. + PI.; N=G,0 + 2P1.+
8
5,25
5,12
0,975
11=46,7; M = 6'K. + P1.; N = 6,0 +
18
6,56
6,69
1,020
H = 46,7; M=4P1.; N = 6,0 +
12
4,19
4,12
0,984
II-.46,7; M=6'K. + P1.; N=6,0 + 2P1.+ |
14
IG
5,00
5,44
5,00
4,62
1,000
0,921
H=46,7; M=6'K. + P1.; N=6,0 + 4P1.+ |
10
12
4,87
5,31
5,00
4,50
1,027
0,920
62
III. IhiiiptbaUerie 1 Flasche, Nebenbatterie 3 Flaschen.
+
li
II!
111
h
H = 34,7; M=2'K. + PI.; N = 6,0+..|
4
6
6,56
8,12
8,69
5,25
1,325
0,647
H = 34,7j M = 2PI.; N = 6,0+... |
2
4
5,00
6,69
7,00
4,87
1,400
0,728
H=34,7,- M = 2'K. + PL ', N=6,0 + 2P1. + |
0
2
5,69
6,31
5,94
4,50
1,044
0,713
11=30,7 + 2P1.; M=2'K. + PI.,' N6,0 + ..|
4
6
4,50
4,87
6,37
4,44
1,414
0,912
H=46,7; M = 2'K. + PI.; N = 6,0+..|
8
10
6,25
7,44
7,44
5,06
1,190
0,680
H=46,7; M=2P1.; N = 6,0+... |
6
8
5,00
6,00
6,31
4,75
1,262
0,792
II = 46,7 ; M= 2' K. + PI. ; N=6,0 + 2P1. j
4
6
5,62
6,50
6,00
4,50
1,068
0,692
H=42,7 + 2PI. j IVI=2'K. + PI. ; N=6,0 + . j
8
10
4,37
4,69
6,12
4,31
1,400
0,919
H=46,7; M=6'K. + PI.; N = 6,0+..|
8
10
6,50
7,37
6,50
4,50
1,000
0,611
H = 46,7j M = 4PI.; N = 6,0 + .. |
2
4
3,94
4,25
4,50
4,00
1,142
0,941
H=46,73 M=6'K. + PI.jN=6,0 + 2PI.+
4
4,71
4,50
0,955
H=42,7 + 2PI.; M=6'K. + PI. ; N=6,0 + .. |
8
10
4,37
4,81
5,50
4,56
1,259
0,948
Nach den eben mit^etheilten Beobachtungen bedinj^t jeder
in M hinzugefügte Platindraht eine Verkürzung von iV, ein
in H hinzugefügter eine Verlängerung, ein in N eintretender ist
wirkungslos, nur stört der bei M = 6' K. + PI. vorkommende
Fall, der von dem ihm entsprechenden bei M=2'K. + PI. ab-
weicht. Im Ganzen wird der Ort ™ =1 ebenso bedingt, wie der
Werth von y an dem untern Wendepunkt , doch möchte bei
M = 8> der Einllnss des Platindrahtes in iJf etwas geringer sein,
()3
als bei M— 4, wodurcli ein Uehergang auf die VVcrtlic von y am
oberen Wendepunkte ang'ebalint würde. Das.s übrii^ens dieOrtsver-
scliiebung'en in lli. von g-eringcren» Btslaiige sind als in I. ist zwar
noeli ersicbllieb, allein das gegenseitige Verbältniss lässt sicli
niebt mit voller Sieberbeit aus den I{ei)bacbtungen entnebnien.
I'rwägt man nun, dass bei der gerade enlg^egengesetztcn AN'ir-
kung- von PI. in M und von PL in // der Ort ^ = 1 für eine
nur aus Kupferdrabt bestcibende Leitung ungefäbr da liegt, wo
ibn die Beobaebtungen für M = 2' K. + PL und M = 0' K. + PL
angeben, wenn /-u H kein anderer als der fest siebende l*la-
tindrabt konuut , so erbalten wir das für die Tbeorie wicbtige
Resultat, dass für den berübrten Fall der Ort t- = 1 in I durch
die Formel N = /f, in II. durch iV= ^^IJ, in III. durchN = -f //
bestimmt wird, wogegen oben §. 13, abgesehen von der klei-
nen Corrcction, der Ort r = maxiinum in I. durch die Formel
h
N+JJI= H+M, inll. durchiV+M=4'(// + 7l/;, inin. durch
N + M=-^{H + M^ bestimmt wurde, so dass also für die Fr-
wärmung in iVdie gesammten 8cbliessungsdräbte beider Batte-
rien H + M wni^ iV+ yJ/ den IVorn»alpuiikt geben, für die Erwär-
mung in M dagegen nur die Drähte // und N ohne Berück-
sichtigung- des Mitteldrabtes M. — Dass die beiden Normal-
punkle -= 1 und — — niaximum in der Tbat nicht bei derselben
h h
Länge von N zusammenfallen, davon kann man sich noch leicht
überzeugen, wenn man die drei Ströme in //, 31 und iV zu
gleicher Zeit beobachtet, wie ich diess für einige Fälle zu mei-
ner eigenen Ueberzcugung gethan habe*
§. 31. Nachdem aus den vorstehenden Untersuchungen über
die Werthe von -r- das Resultat hervorgegangen ist, dass we-
nigstens nach den Wendepunkten die Länge der Drähte die be-
dingenden ICIemente in allen Formeln sind , so muss unstreitig
eine ähnliche Betrachtungsweise auch auf die im ersten Tbeile
§♦ 10 bis <S$. 12 und <ij. 17 mitgetheillcn Beobaebtungen An-
wendung linden. Bei rr- lagen aber die AVendepunkte lür das
Arrangement I. der Batterie um 2 V, für II. um 3 Jf , für III. "
um M vom Orte j-= 1 ab, und die Längenwerthe von y waren
64
im Allgemeinen an diesen Wendepunkten 4 M, -^ 3/, 2 7>f ; wenn
demnach, wie dies sogleich die Berechnung zeigen wird, für die
Werthe -j- bestimmte Gränzpunkte in einem Abstände iW,-|7W,
■^31 von dem Orte — = Maximum liegen, so ist es dem Obigen
entsprechend für die im ersten Theile enthaltenen Reihen die
Werthe 2 M, -j- M, M als Hauptzahlen anzunehmen. Hiernach
habe ich diese Reihen für I. unter die Formel \/ JL=^J^. für
II. unter V" — — ? f»»* I"- ««ter V— -—gebracht, worin
r 2h .3x ' V 2h X ° '
X einen solchen variablen Werth hat, dass er von den Gränz-
punkten ab um ebenso viel Avächst, als vom untern Gränzpunkte
ab Fusse Kupferdraht in N. hinzukommen oder als vom obern
Gränzpunkte ab Fusse Kupferdraht aus N hinvveggenommen
werden. Die Gränzpunkte sind in den Reihen annähernd mit
einem * bei x bezeichnet, damit man desto leichter die Ueber-
einstimmung von x mit den Beobachtungen verfolgen könne. Er-
wägt man bei diesen Beobachtungen, dass die Grundzahlen 2 TW,
-^ M, M nur im Allgemeinen die richtigen Werthe sein werden,
nimmt man hinzu , dass die Erwärmungen n nach den Gränz-
punkten (denn über x zwischen beiden fehlt hier wie bei j
der Aufschluss) schnell klein werden, und dadurch nicht allein
der Zuverlässigkeit der beobachteten Zahlen einiger Eintrag ge-
schieht, sondern auch bei schwachen Strömungen alle etwa zu-
fällig vorkommenden Hindernisse ungleich stärker hemmen und
leicht ein schnelleres Anwachsen von x, als es nach N sein
sollte, veranlassen, erwägt man ferner, dass ich alle diese
Beobachtungen ein Jahr früher gemacht habe, ehe ich durch die
folgenden Versuche über die Erwärmungen in H und M auf die
hier gegebene Erklärung kam, also an keiner Stelle eine Revi-
sion eintreten lassen konnte , welche jedenfalls bei den kleinen
Schwankungen theils in der Ablesung der Werthe, theils unter
dem störenden Einflüsse der Luftströmungen*} nöthig ist (später
*) Bei selbst inässif;ein Winde lassen sich mit dem Lultthermometer gar
keine Beobachtungen anstellen, indem durch den DrucU der Luft auf das
offene Gefäss die Spiritussäule bewegt wird.
05
moclitc irh die ncvisioii iiiclil inclir vdriiehmcn} . sieht man
ondlicli darauf, wie die Fehler in einer Reihe diircli die besse-
ren llesultale einer andern, namentlieh in den sumniariscrhen
Versuehen §. 17 wieder aufi^ehohen werden, so glauhe ich si-
cher, dass man in die Riclili^keit der so einfachen FornKiln kei-
nen Zweifel setzen wird, und diess um so weniger, als alle drei
Reihen I, II, III in den» auch durch die Reihen für t- hindurch-
gehenden Principe ihre lirledigung linden. Störend sind allein
die Roohachtiingen in jSj. 17 iür M = 10' K, , wenn Haupt- und
Nebenhatlerien 2 Flaschen enthalten, und zun» Theile neigen atich
hieriiin die Beobachtungen in §.10 für M — 8' K. Da mir diese
Abweichung zu aulVallend war, so repetirte ich nachträglich die
Versuche für M= 10' K., erhielt aber auch jetzt dieselben Re-
sultate. Wenngleich ich nun nicht glaube , dass diese verein-
zelte Beobachtung die Formeln überhaupt verdächtigen kann,
da für 3f = 10' K. die Reihen in Ilanptbatterie 1 Flasche iVe-
benbatterie 2 Flaschen, wie in llauptbatterie 1 Flasche, Neben-
batterie 3 Flaschen vollkommen stimmen, so wird doch dieser
Funkt jedenfalls später noch weiter verfolgt werden müssen,
um zu sehen, ob eine zu kleine Länge in H in einzelnen Fäl-
len eine Abänderung der Resultate bewirken kann.
§. 32. Durch Ilinzufilgung von Platindraht in // erleiden
die Werthe von x keine Veränderung, dagegen werden sie ver-
grössert, wenn PL in N hinzukommt. Ueber die Grösse dieses
Einflusses nach den Gränzpunkten liegen mir zwar auch meh-
rere Beobachtungen vor , doch genügen sie mir noch nicht zu
sichern Bestimmungen, ich will sie daher ganz übergehen, und
nur auf die Maximuniswerthe von .- die Aufmerksamkeit hinlen-
h
ken, weil sich hier der Einfluss des PI. schon deutlicher nach-
weisen lässt. Xiinmt man nämlich zu den oben mitgetheiltcn
Versuchen noch folgende vereinzelte Beobachtungen über «lie
Maxima hinzu:
IV. M.'lt. .Sil/.l). .1. iii.'illiciii. italnrw. (1.
(>6
llauprliatlerie 2 Flasclieii, iXelii'iihaüerie 2 Flaschen.
H=10,2jM=16'K.; N = 5,5 +
re'K.
U'K. + PI.
h
9,54
7,58
8,54
0,37
Vx
0,94G
0,917
33,8
34,9
H=10,2: M=r8'K.5N=5,5 +
jG'K.
4' K. + PI.
10,33
8,42
Vv
8,84
6,54
0,925
0,882
17,3
18,1
Hauptbatterie 1 Flasche, Nebenbatterie 2 Flaschen.
H = a8,7j M = 16' K. ; N = 5,5 +
f2'K.
PI.
6,87
5,37
12,29
8,87
0,946
0,909
22,5
23,5
SO erhält man mit Berücksichtigung' derjenigen Beobachtungen
allein, in denen zu dem einen in iVfest stehenden PL noch ein
zweites hei gleicher Länge von H hinzugefügt wurde, folgende
Tabelle für die Maxima von r '
h
1. Hauptbatterie 2 Flaschen, Nebenbatterie 2 Flasciien.
H
M
1 PI. in N.
X
2 PI. in N.
X
Zuwachs
von X
auf 1 PI.
Zuwachs von x
auf
l'K.in(H + M)
10,2
18,2
10,2
10,2
4
4
8
16
9,4
10,0
17,3
33,8
10,9
12,0
18,1
34,9
1,45
2,00
1,05
0,102)
0,090( "'"•"'
0,058
67
II. llau[)IIiiittorii' I Flasclit', Nelii'iiliatd'rit' '2 riaschi'ii.
Znw.'iclis
Zuwaoiis von x
1 IM. in N.
2 IM. in N.
i"
11
M
von X
a 11 1
X
X
aul 1 PI.
l'K.ia (H + I\l)
18,7
30,7
*
4
7,1
7,(;
8,!i
1,15
1,80
;;:;;:^"f "■"•-•'
22,7
8
11,»^
12,8
1,05
1 0,(»37
20,7 + PI
8
II,!»
13,1
1,20
28,7
IG
22,5
23,:>
1,10
0,025
III. Hauptlialforie 1 Flasche, Xi-lienliatferii' ;} riaschen.
30,7
4
3«i,7
4
3(»,7
8
34,7 + PI
8
5,4
5,7
9,2
9,2
10,5
10,4
1,45
l,(»5
1 ,25
1,20
0,042) ^
O,044( "' ^•'
0,()2H
Diese Tahello lehrt zunächst, dass durch Suhtracfion dos
Zuwachses, den x durch das zweite in iV hinzuiielüffte PI. or-
hält, von dem VVerthe von x, wo sich in N nur ein Fl. he-
4
findet, X in 1. auf 2 31, in H. auf ^7P/, in III. auf M zurück-
lieht, so dass das IMaxiinuni von 7-' tt' .tt durchwc"- «•loich 1
=> ' h 2h .]li '^ ^
sein würde , sofern die Leitung'sdrähtc allein aus Kupferdraht
zusammengesetzt wären. Dieses an und für sich schon wichtige
Resultat dürfte auch zur Bestätigung der Formeln für -p- die-
nen, wenn anders noch ein Zweifel dagegen stattfinden könnte.
Beachtenswerlh ist wieder der unregelmässige Zuwachs in I
bei M= 16 und zum Theile auch bei 31= S, der mit der oben
erwähnten Unroüelmässigkeit zusammenlrilTt.
§. 33. Der in der fünften Columne der vorsiehenden Ta-
belle verzeichnete mittlere Zuwachs , welchen x durch llinzu-
fü"un2* eines /'/. in N erhält . steigert sich bei gleichem Ar-
rangcment der Flaschen durch V^erlängerung von //; dividirt
man also, wie in J^. 2!), mit //+ .7/ (denn hier gehört nachdem
Frühern 3f zu //) in den Zuwachs , um seine Steigerung auf
l'K. in (H+ M) zu erhalten, so geben die zu 31= 4 gehörigen
Mittelwerthe die Zahlen 0,006 —0,051—0,043, welche nicht
3
nur ungefähr— mal so gross sind als die Zahlen bei 31= 8.
68
sondei'u auoli den <?. 29 gefundenen Zahlen 0,289 — 0,144 — 0,123
gegcnübergeslellt in demselben Vcrluiltiiisse, wie diese zu ein-
ander stehen und von ihnen nur ihrer absoluten Grösse nach
abweichen. Indem wir uns also daran erinnern, dass nach §. 29
auf die Werthe von y am oberen Wendepunkte Platindraht in H
keinen Einfluss ausiibt, dagegen Platindraht in M oder N einen
durch die Länge von // bedingten Zuwachs in y hervorbringt,
indem wir hiermit aus den Beobachtuni»:en über r das Resultat
zusammenstellen, dass auch auf r der Platindraht in ;^keine Wir-
kung äussert, Platindraht dagegen in N (über M sich §. 34)
den Werth von x steigert, und zwar desto mehr, je länger (^H + M)
wird, indem wir ferner beachten, dass sich in den Zahlen des
Zuwachses für x und y bei den verschiedenen Anordnungen der
Batterien gleiche Verhältnisse herausstellen, so müssen wir aus
dieser Uebereinstimmung folgern, dass sich in -r am oberen
Wendepunkte die im Schliessungsdraht N der Nebenbatte-
rie vorkommende elektrische Strömung abdrückt, und wir
müssen mit vollem Rechte von einer Theorie dieser Hergänge
verlangen , dass sie den Grund einer solchen Ausprägung der
Strömung in N in der Strömung in M bei dem oberen Wen-
depunkte nachweise, während sie zugleich erläutert, warum am
unteren Wendepunkte sich nichts derartiges findet, sondern dort
ganz andere Verhältnisse vorwalten.
§. 34. Ich habe in dem Vorhergehenden häufig die Beob-
achtungsreihen, in welchen die Erwärmung in H und iV gemes-
sen war, mit den anderen, in welchen die Erwärmung in //T und
]}I bestimmt war, zusammengestellt, indem ich die Wirkung der
Platindrähte eliminirte und damit die ganze Leitung gewisser-
massen auf Kupferdraht zurückbrachte. Es schien mir jedoch,
als dürfte sich bei der ersteren Art von Beobachtungen noch das
Bedenken erheben, dass nirgends Platindraht in M einging, der
bei der zweiten Art von Beobachtungen immer vorhanden war;
ich habe desshalb noch einige Reihen hinzugefügt, in denen ich die
Hauptbatterie aus 1, die Nebenbattcrie aus 2 Flaschen bestehen
Hess; da es Doppelreihen waren, so geben die in den nachstehen-
den Tobcllon (Mithallenen Werthe r das Mittel aus beiden Reihen.
h
\i-. 1. 11= 18,7; IM = 8' K.5 N = 5,5 +
()«)
+
li
n
II
IT
u
2 h
V.;;
X
0
9,42
15,00
1,616
0,808
0,899
11,9
o
9,25
15,12
l,(i01
0,800
0,8! »5
12,0
l
10,29
14,75
1,430
0,715
0,846
12,6
0
11,25
13,19
1,172
0,586
0,7(J6
13,9 *
12
13,87
8,50
0,613
0,30(i
0,553
19,3
14
14,Ü2
7,56
0,517
0,258
0,508
21,0
18
15,25
5,96
0,370
0,185
0,430
24,8
Nr. 2. H=18,7; M = 8' K.,- i\ = 5,5 + PI. +
+
h
n
11
T
n
2 h
V 2h
X
0
7,71
11,12
1,421
0,710
o,s;j2
12,7
2
8,44
10,75
1,277
0,639
0,800
13,3
4
9,12
10,12
1,094
0,547
0,740
14,4 »
10
12,25
7,19
0,587
0,293
0,551
19,4
12
13,69
6,12
0,447
0,223
0,473
22,6
16
14,69
4,75
0,320
0,160
0,400
26,6
Nr. 3. H = 18,7; M = 8' K. ; N -- 5,5 + 2 P
+
+
h
n
II
h
n
"211"
T 2h
X
0
7,21
8,37
1,135
0,567
0,754
14,1
2
8,12
7,75
0,9ii3
0,4S1
0,694
15,4 *
8
11,29
5,94
0,526
0,263
0,513
20,8
10
12,25
5,19
0,424
0,212
0,460
23,2
14
13,62
4,00
0,2S6
0,143
0,378
28,2
70
Nr. 4. H ^ 18,7 ; M = 6' Iv. + IM. ; N = 5,5
+
+
h
n
n
n
2 h
V"
r 2h
X
ü
7,25
1 1 ,00
1,530
0,765
0,875
12,2
2
8,37
11,25
1,374
0,687
0,839
12,9
k
9,50
10,75
1,133
0,566
0,753
14,1 *
G
11,08
9,67
0,876
0,438
0,662
16,1
12
13,25
5,94
0,448
0,224
0,473
22,6
n
14,00
5,19
0,371
0,158
0,431
24,7
18
14,12
3,75
0,261
0,130
0,361
29,5
Nr. 5. H = 26,7 ; M = 8' K. ; N = 5,5 + 2 PI. +
+
h
n
n
h
11
2h
V"-
V 2h
X
0
7,25
7,75
1,070
0,535
0,734
14,5
2
7,37
8,12
1,120
0,550
0,742
14,4
4
7,69
7,81
1,074
0,518
0,720
14,8
8
9,25
6,87
0,735
0,367
0,606
17,6 *
12
11,06
5,12
0,463
0,231
0,481
22,2
16
12,75
4,06
0,318
0,159
0,398
26,8
Nr. 6 II = 2(5,7 ; M = 4' K. + 2 PI. ; N = 5,5 +
+
1.
n
11
h
n
2 h
V"-
V 2h
X
0
4,69
5,(10
1,064
0,532
0,733
14,5
2
4,75
6,00
1,250
0,625
0,790
13,5
4
5,44
6,8?
1,225
0,6! 2
0,782
13,6
6
6,19
7,00
1,156
0,578
0,764
14,0
8
9,62
9,12
0,936
0,468
0,684
15,6 *
12
10,50
6,50
0,616
0,308
0,5.'.5
19,2
20
11,09
3,37
0,284
0,142
0,377
28,3
In diesen Reihen haben zunächst die Wcrlhe von x in Nr. 4
und Nr. 6 von dem mit '••' bezeichneten Grenzpunkte an ihren
reffclmässiiren Verlauf, der in M hinzuffefüffte Platiudraht än-
hu
Nr
dert also in dieser Beziehung- niclit das Geringste. Vergleicht
man dai>e2;en Nr. 4 mi
1 5 so macht sich eine Versdue-
71
in
biing vom Oiic -p^^ Maxiimnn boinerkljai* , ähnlich wie bei -j- = l,
(loch wohl im «^oringeren Masse; auch (Itirlte «las Maximan» bei
M= 6' K. + IM. einen grossem absoluten Werlb erreichen, als bei
]t[—S'K., wenn in N noch ein IM. iiinzugefügt wird. Um hier-
über siciierer zu sein , da in \r. 2 und 3 das iMaxinuim oben
aus der Tabelle heraustritt, wurden die HeihcMi Nr. 5 und 6
angestellt, die die Vermuthung bestätigten. Ich holVte durch die
beiden nachstehenden lleihen, die mit Nr. 1 und 4 in §. 11
verglichen werden können, eine nähere Auskunft über die Ver-
änderun"' des Ortes -r^^I'iximum zu erhalten, doch geben auch
sie keinen gerade zu festen Anhaifspunkt zu einer sichern Ent-
scheidung, ob die V^erschiebung bei y- und — gleich gross ist.
Die Reihen sind :
Haiiptliatferie 2 Flaschen; NehenbatteriP 2 Flaschen.
H=10,2; M = 4'K. + 2 PI.; i\ = 5,5 + ...
+
li
n
n
h
V-;f
X
0
8,5ö
f.,9i
0,811
0,905
17,7
2
8,81
7,25
0,823
0,907
17,«i
4
0,(iO
8,12
0,837
0,915
17,5
ü
H»,04
8,0(i
0,737
0,859
18,6
12
i;$,75
0,50
0,473
0,087
23,3«
20
u,;u
.-$,87
0,270
0,520
30,8
11 = 22,2; M = 4'K. +2IM.; N=5,5 + ...
+
)i
n
11
h
rf
X
0
8,21
2,45
0,300
0,5^8
29,2
4
7,87
3,12
0,396
0,6.30
25,4
8
7,81
4,31
0,552
0,743
21,5*
12
8,-37
5,25
0,(i27
0,792
20,2
14
8,50
5,«7
0,690
0,831
19,2
16
9,31
6,19
0,665
0,815
19,6
18
9,75
6,12
0,628
0,792
20,2
72
Aus allen 8 Kclhen »cht also so viel hervor, dass ein
in 31 eiiiiiereihter Plalindraht in den Werthen von -p keine
andern Verändernngcn hervorbringt, als welche von den schon frü-
her bekannten Wirkungen dieser Drähte erwartet werden konnten.
§. 35. Nachdem ich die Resultate einfach dargelegt habe,
die aus den mitgetheilten Beobachtungen mit dem Luftthermo-
meter über diejenigen Veränderungen gezogen werden konnten,
welche der Strom einer elektrischen Batterie erleidet, wenn
an den Schliessungsdraht noch eine zweite Batterie geknüpft
ist, so werde ich jetzt noch meine Ansichten über den Her-
gang bei diesen Veränderungen aussprechen und daneben die
Thatsachen angeben , die ich mit dem Funkenmesser , wenn
auch nur mehr probeweise ermittelt habe.
Um zuerst bei den bis jetzt geltenden Ansichten über den
elektrischen Strom stehen zu bleiben, so findet man, trotzdem,
dass man in der Elektricität nicht gern Materielles anerkennen
möchte, doch bei der Erklärung alier bisher aufgestellten For-
meln die Grundansicht durchgehen, dass bei der Entladung der
Batterie ein Strom elektrischer Materie von der inneren zur
äussern Belegung übergeht , mit dem der entgegengesetzte
Strom von der äusseren zur inneren Belegung zusammenhängt.
Nach dieser Ansicht würde, wenn man nur den positiven Strom
in's Auge fast, der Hergang sich etwa also erklären. Dem
aus dem Inneren der Hauptbatterie herkommenden Strome ste-
hen an der Stelle, wo der Mitteldraht beginnt, zwei Wege
offen-, er kann entweder unmittelbar durch diesen Draht nach
der äusseren Belegung der Hauptbatterie strömen, er kann sich
aber auch , wie es beim sogenannten Ladungsstrom , wo M
fehlt, der Fall ist, in die Nebenbatterie stürzen, indem er in
dem Masse^ als er sich im Inneren dieser Batterie ansammelt,
negative Elektricität auf ihrer Aussenseite bindet, die dadurch
frei gewordene positive Elektricität zur Aussenseite der Haupt-
batterie entsendet, und hintenher durch N und M, den Schlies-
sungsdraht der Nebenbatterie, seine Ausgleichung mit der kurz
vorher von ihm gebundenen negativen Elektricität findet.
Nach dieser Erklärung hat man zwei Acte zu untcr-
solieideu , erstens die Entladung der Ilauptbatlerie sowohl
73
durch Aussü'ömeii über J/, als durch Ladung der Nehen-
ballerio, zweitens die Enlladung- der Nchenbalterie ; beide
Acte brauchen jodocli der Zeit nach nicht ganz auseinander
zu liegen, denn wäiirend der Entladung der JVebenbatterie
kann zugleich noch die Entladung der llauplhatterie libor den
Rlilteldraht statt linden. Die Unzulässigkeit dieser Erklärung
kann ohne Schwierigkeiten nachgewiesen werden. Man nehme
z.B. um bestimmte Aniialtspunkte zu haben, den Fall an, dass
die Haupthalterie aus einer, die Nebenbatterie aus drei Fla-
schen bestehe, und dass dabei die ganze Leitung aus Kupfer-
draht gebildet sei; H sei = 48', TFf = 8', so liegt nach §. 13
- = Maximum bei N= 11,8 und die Erwärnmng in N ist für
diese Länge dreinjal so gross, als die Erwärmung in //. Nun
ist ersichtlicii , dass bei der Ladung der Nebenbattcrie die
Elektricität durch N niclit schneller strömen kann, als sie durch
H aus der Hauptbatterie herkommt, demnach muss, selbst wenn
gar keine Elektricität durch den Mitteldraht abflösse und da-
durch der Nebenbatterie verloren ginge, die durch den ersten
Act bewirkte Erwärmung in H und iV gleich gross sein; da
aber in N eine dreifache gegen H hervortritt, so wird man
die Zeitdauer für diesen ersten Act gross ansetzen müssen,
weil nur so der elektrische Strom geringe Wärme hervor-
bringt, und um dann die fehlende Wärme in N zu gewinnen,
hätte man zweitens die Zeitdauer für den zweiten Act, für die
Entladung der Nebenbattcrie recht kurz zu bemessen , damit
der Strom einer gleich grossen Quantität Elektricität viele
Wärme erzeuge. Gibt man diese Annahme zu, so folgt wie-
der daraus, dass, weil der Entladungsstrom der Nebenbatterie
nicht nur durch iV, sondern aucli durch ]\I hindurchgeht, dass
dieser Strom in M gleiche Wärme hervorbringt. Die Formeln in
§. 30 geben für den Ort p = 1 die Länge von N — 16', wor-
nach bei N = 11,8, da «n unserem Falle der obere Wendepunkt
um 8 Fuss von p = 1 abliegt, also auf iV = 8 fällt, in der
Thal in M eine stärkere Erwärmung hervortritt, aber diese
Erwärmung variirt mit Verlängerung von N bedeutend, und
sinkt schnell auf 1 zurück, da":ei>en steigt sie noch langsam
J)ei V'erkürzung von iV, bis sie bei iV = 8 wieder abzunehmen
hegiiint. Wiiliroud diess liier in M vor sich geht , niitniil die
Erwiinming- in TV s^leiolnriässig" nach beiden Drähten, durch Ver-
lännorung- und durch Verkürzung von iV, ab, und gerade hierin
liejrt die Unmüi'lichkeit mit der Annahme durchzukommen. Zur
l<]rklarung- nämlich der in M auftretenden Erscheinungen lässt
sich nur noch ein g'egenseitiger Einfluss des Entladungsstroms
der Nebenbatterie mit dtin auch nacb ihrer Ladung in
der Hauptbattcrie zurückbleibenden und über M abüicssenden
Strome herbeiziehen; da aber dieser letztere Strom in sei-
ner Stärke ebenfalls von dem Strome der Nebenbatterie ab-
hängig ist, weil er genau in eben dem Masse stärker bleibt,
als die Ladung in der Nebenbatterie schwächer wird, so kann
man unmöglich von zweien durch dieselben Umstände bedingten
Strömen einen Eft'ect erlangen , der einem andern als dem im
Strome der Nebenbatterie hervortretenden Gesetze folgt. Wel-
che besondere Eigenschaften man daher auch noch den elek-
trischen Strömen beilegen mag , immer müssen die Hauptpunkte
im Strome N mit den Hauptpunkten im Strome M zusammen fal-
len , und es kann sich die Erwärmung in M nicht unabhängig
machen von der Erwärmung in N. Der Fehler in der gegebe-
nen Erklärung liegt in dem Mangel einer doppelten Thätigkeit
oder Kraft, die dem elektrischen Strome zukommen muss, und
die man mit einem materiellen Strome nicht verbinden kann;
man kann von zwei Strömen wohl eine Verstärkung und eine
ireirenseitiffe Vernichtung herleiten, man kann aber nicht das
Eintreten der einen und der anderen Wirkung auf Stellen ver-
weisen, wo in diesen Strömen selbst kein Wechsel stattfindet,
man könnte also wohl von dem Orte an, wo ^ = Maximum ist,
und von welchem ab die Erwärmung in N nach beiden Seiten
gleichmässig abnimmt, eine ungleichartige Erscheinung in M
nach beiden Seiten, nach der einen eine Vermehrung, nach der
andern eine Verminderung der Erwärmung ableiten, aber der
Scheidepunkt muss mit dem obigen Orte zusammenfallen, und
es dürfen nicht ausserdem an Stellen Variationen und Wende-
punkte entstehen, wo ähnliche weder in H noch in N sind, den
beiden Factoren, von denen allein die Variationen abhängig
sind. Ich «ilaube . das (Jesagte kann genügen, um die Unzu-
75
lässiirkeit der verjsuchteii Erkl;iruii<>sweise nacIr/iUw eisen, und es
wird nicht weiter nöthi^ sein, aucli noch auf die Schwierig-
keiten liin/,uwcisen, die mit der Annahme verbunden sind, dass
gerade tur den ersten Act der Ladung der Nehenhatterie die
Zeitdauer gross, für den zweiten Act, den ihrer Entladung die
Zeitdauer klein sein soll ; denn auch diess widerspricht unsern
Lisheriaren Erfahruno-en. I)i(;selbc Quantität Elektricität nämlich
hriiigt nach Allem, was wir bis jet/,t wissen, einen desto grös-
seren WärmeelVect hervor, je kleiner die Fläche ist, auf der
sie sicii ansammelt.
Lassen wir also bei einer Nehenhatterie von vielen Fla-
schen eben desshalb in sie eine grosse Ladung gelangen, weil
viele Flaschen da sind, so wäre gerade der Ladungsstrom der-
jenige, der mit grosser Gewalt aus der fhiupt- in die Neben-
batterie getrieben würde , wogegen der Entladungsstrom , weil
nun dieselbe Elektricität in vielen Flascben verbreitet wäre,
n)it geringerer Gewalt die Enlladuiig bewirken würde. Wäh-
rend man also den llaupttiieil der Erwärmung in N vom Ent-
ladungsstrom herzuleiten gezwungen ist, legen die bisherigen
Erfahrungen auf den Ladungsstrom das Hauptgewicht , verlan-
gen also für H und N ziemlich gleiche Eflecte.
§. 36. Um eine andere Erklärung zu versuchen , wird es
nicht überflüssig sein, mit wenigen Worten an die Thatsachen
zu erinnern, welche ich in früheren Abhandlungen nachgewie-
sen habe. Zunächst habe ich gezeigt, dass, wenn der Entla-
dungsstrom einer Batterie über einen gleichartigen Schlies-
sungsdraht fortgeht und man zwei Stellen desselben durcli
einen Funkonmesser verbindet, sich zwischen ihnen eine ihrem
Abstände von einander proportionale Schlagweite der Funken
findet. Der elekirische Strom hat demnach, wenn er über den
Leitungsdraht forlgelit, die Eigenschaft, dass jede zwei Stellen
desselben in einen besondern Zustand gegen einander gesetzt
sind, oder vielmehr durch den elektrischen Strom findet im
Drahte eine solche Erregtheit d(U* Theile Statt, dass zwischen
je zwei Stellen ein Funke von einer bestimmten Länge hervor-
brechen kann. Ich will diese Erregtheit mit dem NanuMi Span-
nung belegen, und bemerke nur noch , dass man diese Span-
nung nicht etwa so ansehen dürfe, als würde sie erst durch
76
den Fiinkcnniesscf liorvorgebracht , weil, wie «1er Funke er-
scheint, eine Slroinlheilung- und damit ein anderer Verlauf des
Stromes bedingt ist; die Erregtheit ist vielmehr eine Wirkung
des Stromes selbst auf dem einfachen Schliessungsdrahte, weil
der zweite Weg iiber die Kugeln des Funkenmessers nicht als
ein schon vorhandener die Stromtheilung veranlasst, sondern
weil die Spannung der Theile erst den zweiten Weg eröSTnet,
sobald sie gerade stark genug ist , um die hindernde Luft-
schichte zu durchbrechen und damit den zweiten Weg herzustel-
len : die Länge des Funkens ist also eine Folge der Erregtheit
der Theile , wogegen die Stärke des Funkens oder mit andern
Worten, die Stärke des über die Kugeln des Ausladers gehen-
den Stromtheils eine Folge der durch den eröffneten neuen
Weg hergestellten Verzweigung des Stroms ist. — Fer-
ner habe ich nachgewiesen, dass ein feiner Platindraht von
5,7 Fuss Länge, von seinen Enden dieselbe Schlagweite hat, als
ein stärkerer Draht von 8 Fuss Kupfer , wenn sie bei gleicher
Ladung der Batterie in einen gleich langen Schliessungsdraht
eingeschaltet werden; bringt man weiterhin diese beiden Drähte
als zwei Zweige in einen Schliessungsbogen , so findet eine
solche Stromtheilung Statt, dass ein gleicher Stromtheil durch
jeden der beiden Zweige hindurchgeht. Aus dieser Thatsache
folgere ich, dass der Strom einer Batterie, wenn ihm zwei
Wege geöffnet sind, nicht einfach demjenigen nachgehen kann,
auf welchem er den geringsten Widerstand findet, auf dem er
also am schnellsten zu seinem Ziele gelangen würde, sondern
dass bei einem elektrischen Strome vielmehr ein Gleichgewicht
in der Spannung der einzelnen Theile der Leitung stattfinden
müsse, und dass ohne dieses Gleichgewicht ein elektrischer
Strom gar nicht bestehen könne. Soll also der Strom getheilt
durch zwei Drähte hindurchgehen , so muss er nach beiden
Seiten hin in solcher Vertheilung gehen, dass diese partiellen
Ströme mit gleicher Spannung verbunden sind; der Strom muss
also im angeführten Falle durch 8' Kupfer und 5',7 Platin, ohne
Rücksicht auf die ungleichen Widerstände der beiden Drähte,
mit gleicher Stärke gehen, weil nur so das Gleichgewicht der
Spannung besteht.
§. 37. Gehen wir näher auf unsern Fall mit der Neben-
77
baltcrio ein, so habe Irli auch hierfür solmn merkwürdig«!
iSpnnnungsverhältnisse nachi^cwiesen und in Pogfi;end. Aunalen
Kd. 71, pag-. 343. bekannt gemacht. IJriiigt man nämlich in den
Schliessungsdraht einer IJalterie eine zweite ein, bei welcher
Zusammenstellung gegen Fig. 1 nur der Milteldraht M fort-
fällt, so findet bei der Mntladuiig der llau|itba(terie die be-
kannte Ausgleichung der Klektricilät auf beide Datterien Statt,
und der ganze Hergang stellt sich scheinbar gleich einem ge-
wöhnlichen Entladungsstrome dar. Sobald man also zwei Stel-
len des Leitungsdrahtes, welche auf derselben Seite der Ne-
benbatterie liegen, mit einem Funkenmesser verbindet, so zeigt
sich der Draht wie ein einfacher Schliessungsdraht der Batte-
rie, gleichsam als wäre statt der iVebcnbatterie nur derjenige
Draht eingeschaltet worden, welchen sie in sich enthält. Allein
ganz andere Spaiinungserscheinungen treten hervor, wenn man
mit dem Funkenmesser zwei auf verschiedenen Seiten der Ne-
benbatterie liegende Stellen verbindet; jetzt erweist sich die
Ncbenbalterie ebenso geladen, wie die Hauptbatterie, sie gibt
Sehlagweilen, als wäre in ihr die doppelte Spannung vorhan-
den, die nach Ilerstelluniü; des Gleichü'ewichtes oder nach Ver-
lauf des Ladungsstromes in ihr zurückbleibt'"'}, und überdiess
stehen die Werthe der Drahtlängen gegen einander in einem
Verhältnisse, das dem in der gegenwärtigen Abhandlung für
den Ort -p = Maximum und r- = 1 geltenden entspricht. Diese
Versuche mit dem Funkenmesser lehren, dass die Theilc des
Schliessungsdrahles beim elektrischen Strome in eine zweifache
Spannung versetzt werden können , und dass beide Arten der
Erregtheit zu gleicher Zeit vorkomnien; auch unterscheiden
sich noch beide Arten am Funkenmesser dadurch, dass bei der
zuletzt erwähnten Art die beobachteten Zahlen unmittelbar
Geltung haben, die andern dagegen die Hinzunahme einer
'*) In der citirten Abhandlung habe ich fälschlich auch der Hauptbalterie
eine gleiche .Schlagweite, wie der Nebenhatterie l)eigelegt, diese bleibt
jedoch die ursprüngliche und die Beobachtung bei 2 Flaschen in der
Hauptbalterie und 1 Flasche in der Nebenbatterie müssen ebenso ge-
•deutet werden, wie die späteren bei drei Flaschen in der Haiipihatterie
und 1 PMaschc in der Nebenhatterie.
78
coiistanten Grösse erfordert (bei mpinciu Instrumenl; 2,01 für
eine lyadung- der Hauplhallerie = 40,00). Gehen wir von die-
sen ThaLsachen aus, so kann der Hergang- bei den Erscheinun-
gen mit der iVebenbatterie folgender sein. Wenn sich die ge-
ladene Ilauptbaltcrie über ihren Schliessungsdraht entladet, so
kommen auf demselben zwei Stellen vor, an welchen das
Gleichgewicht der Spannung nicht ohne besondere neue Span-
nungsverhältnisse hergestellt werden kann, nämlich an den bei-
den Stellen , wo sich der Schliessungsdraht der IVebenbatterie
anreiht. Soll demnach auch dieser Draht erregt werden , um
mit seiner Spannung das Gegengewicht zu halten, so ist er-
sichtlich, dass jede auf ihm erregte Spannung so lange durch
die Nebenbatterie, in welcher ebenso, wie in der Hauptbatterie
grössere Metallflächen durch einen Nichtleiter getrennt sind,
umgeformt wird, bis von der Seite dieser Batterie ein ganz
ähnlicher elektrischer Zustand herkommt , als von der Seite
der Hauptbatterie, bis also die Nebenbatterie ebenfalls als eine
geladene der anderen ursprünglich geladenen Batterie entgegen-
wirkt. Man setze, um den einfachsten Fall zu haben, dass
beide Batterien gleich viele Flaschen enthalten, und dass beide
Schliessungsdrähte gleich lang sind, so wird man sogleich ab-
messen , so wenig wir auch bis jetüt das Wesen der elektri-
schen Spannung kennen und wissen , wie die Molecule des
Drahtes gestellt sein müssen, um in diese elektrische Erregt-
heit zu kommen, so wird man, meine ich, sogleich abmessen,
dass ein Gleichgewicht nur möglich ist, wenn von dem Drahte
der Nebenbatterie her eine gleiche Wirkung, wie von der
Hauptbatterie kommt , wenn also die elektrischen Kräfte in
N ebenso thätig sind wie in H. Nur lasse man, um nicht in
neue Schwierigkeiten zu kommen, alles Materielle von der Elek-
tricität weg, und sehe in einer geladenen Flasche eben nur
eine hervorgerufene Spannung der beiden Belegungen, die wie-
der unterdrückt wird , wenn durch den Schliessungsdraht hin-
durch sich eine fortlaufende Kette erregter Molecule herstellt,
und in der Bewegung derselben, die Ausgleichung stattfindet;
man achte vor allem auf diese , in allen ihren Theilen, gleich-
massig gespannte Kette, so wird man begreifen, dass von den
Enden des Äütleldrahtes 31 sich eine elektrische Spannung
7\)
über N verbreiten muss, daniil die Kette üi)cr // und M
überall das nillliige (ileicbgewicbt habe, und das diese Span-
nung notbwendijj!,- mit dem llauptstrome auftritt und mit ihm
wieder versclnvindet, ohne dass der Strom der Nehenhatterie
über 31 einliergeht, wohl aber durch seine Kraft eine ^^'irk.ung
auf den Ilauplslrctm ausiibt, wodiirei» dieser so oder anders
den Mitteldraht .1/ in I]ewe"uno; setzt. Sollen die Grundz/üu^e
dieser Ansicht, von der ich selbst gestehe, sie noch nicht in
die passenden Worte kleiden zu können, die richtigen sein, so
werden wir Erreaunüen in iV durch den Funkenmesser in einer
Weise aufzeigen müssen, welche mit den durch das Luftther-
mometer gewonnenen Thatsachen vereinbar sind. Leider sind
die Angaben des Funkenmessers, wie ich schon oben bemerkt
habe, nicht von solcher Präcision , dass ihnen eine rechte
Schärfe verliehen würde; ich bitte daher das Wenige, was
ich geben kann, mit Nachsicht aufzunehmen, vielleicht gelingt
es anderen, auf einem anderen Wege leichter das Ziel zu
erreichen.
§. 38. Zunächst ordnete ich zwei Batterien, jede von *i
Flaschen, durch Kupferdraht von verschiedener Länge zusam-
men und Hess den JMilteldraht M aus 8' K. bestehen; die Ku-
geln des Ausladers wurden in eine Entfernung von einander
gestellt, deren Schlagweite = 40,0 war, oder darauf reducirt
werden konnte; nun wurden die Kugeln des Funkenmessers
mit zwei um 8' auseinander liegenden, aber auf derselben Seite
der Nebenbatlerie befindlichen Stellen des Drahtes N verbui)-
den, die Schlagweite durch allmäliges Aneinanderrücken dieser
Kugeln bestimmt, und nachdem 2,61 hinzugefügt war, in die
nachstehende Tabelle eingetragen.
80
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81
Die crslc horizonlcile Culiinine in diosor Tabelle glhf die
nach und nach veränderte Totallänge von iV an, die erste
verlikale Colnnine, ehenso die nach und nach veränderte Länj^e
von //, und die nhen stehenden Zaiilen in jeden» Fache sind
die für die da/iU »ehörige Verhindung' von N und H beobach-
tete Schl«<2;\veite /wischen den zwei um 8' aus einander ste-
henden Punkten. Da man diese zwei Punkte an jeder beliebi-
gen Stelle von N wählen kann und jedesmal denselben Werth
der Schlagweite erhält, so llndet man die totale Schlag-weite
des ganzen Drahtes N, wenn man die beobachtete Zahl mit
der Länge von N nmiliplicirt und mit 8 dividirt. Die Resul-
tate, die man so erhält, sind die zweiten Zahlen in den Fä-
chern, soweit nicht vor ihnen nocli (1), (2} u. s. \v. steht.
Man bemerkt leicht, dass alle diese Zalilen gleich gross oder
nahe gleich gross sind; sie liegen um 35,0 herum, nur, wenn
// länger wird, macht sich eine geringe Abualime bemerklich*).
Aber nulTallend verschieden werden die Zahlen von den Fä-
chern an, welche mit N= 15,2 und H = 8,2 beginnen und
schräg nach unten laufen über N = 17,5 und // = 10,2 u. s. w.
fort; die Zahlen wurden so klein, dass ich, um ein gleich
grosses Hesultat zu erzielen, zu N nach und nach 1, 2, 3
u. s. w. addiren musste, wie diess mit (1), (2), (3) u. s. w.
in der Tabelle angedeutet ist. Mit dieser Correctur wird etwa
bis (5) eine Abhülfe geschallt, doch von (5) bis (8) ist sie
noch zu klein, später leistet sie gar nichts, da die Schlag-
weiten bei //-2r.,2 für iV = 13,5 bis iV = 23,5 ziemlich
gleich gross sind. Doch an dieser Stelle Hess sich die Sache
nicht weiter verfolgen, weil mit der Kleinheit der Schlag-
weiten die Unsicherheit der lieobachtungen stieg; bleiben wir
also bei dem stellen, wo bestimmtere Data vorliegen, so ist es
offenbar charakteristisch, dass mit iA^ = 17,5 und H= 8,2, mit
N= 19,5 und // = 10,2 u. s. f. für alle weiteren Verlänge-
rnngen von N eine Reihe beginnt, aus der man schliessen
möchte, dass die \ebcnbatterie immer bis auf denselben Grad
'■") Ich ciiiuiere hierbtu an die mit der liän^^o von // veriliiderte f^inwir-
kung des Platindrahtes in iV auf die lOrwännung.
IV. Ui'll. Sit/li. d. inaliiciii. iiatiirvv. Cl. 6
fei" , also wo N = 8,5 + —ttt- ist.
82
der Stärkp , bis auf 35,0 ji^eladen werde, und dass dio j^anzo
Spannung' in N selbst ibren Abscbliiss besil/.e, allein TV fiir
sich allein scbwinge. Die obengenannte Ileibe beginnt aber
etwa bei N— ff + 8, also gerade an derselben Stelle, wo
früher nach den Beobachtungen mit dem Luftthermometer dio
regelmässige wie N wachsende Reihe der x beg"ann, und damit
die (»iltigkeit der einfachen Formel für die Erwärmungen in
n ff -u TVT
N: denn oben war-r-= Maximum hei N + M = ff + M -\ —
n 16
und der untere Anfangspunkt der einfachen F^ormel lag 8' tie-
Te
§. 39. Eine zweite Art der Messungen mit dem Fnnken-
messer bestand darin , dass ich wieder bei einer ganz aws
Kupferdraht bestehenden Verbindung der Batterien (jede von
2 Flaschen) und bei M = S' K. zwei auf verschiedenen Seiten
der Nebenbatterie liegende Punkte von N durch den Funken-
messer verband und die Schlagweite beobachtete, die hier ohne
Correction giltig ist. Da in dem nachstehenden Versuche, wo
H= 10,2 und N= 17,5 war, und der Funkenmesser nach und
nach eine über die Nebeubtitterie fort gerechnete grössere Draht-
länge abschloss oder mit anderen Worten einen immer grössern
Abstand von der Nebenbatterie erhielt, die Schlagweiten von
der Batterie ab regelmcässig abnahmen,
nämlich : Abstand 3,5 Schlagweite 28,96
u^u
7,5
9,5
11,5
13,5
28,96
Difterenz
25,87
3,09
22,19
3,68
18,47
3,62
15,05
3,42
11,53
3,52
so konnte ich die ganze Schlagweite der Batterie berechnen
und somit folgende Reihe bei ff = 10,2 zusammenstellen.
H'^
N
Pralil-
Sclila-.--
Difler.
Sclilaj^w.
der
Ki-afl
der
X
Alislaiul
liir
l;ing-e
wcile
Batler.
Bau.
Sclila^w. ^0
1 1 ,5
3,5
7,5
27,07
1^,03
8,74
35,32
0,883
18,1
10,2
1 3,5
3,5
7,5
2«,08
20,40
8,22
35,87
0,H97
17,H
17,5
17,5
3,5
7,5
2S,50
21,0(>
0,90
34,65
0,860
18,5
19,9
21,5
3,5
7,5
20,47
21,15
5,32
31,13
0,778
20,5*
23,4
25,5
3,5
7,5
23,43
10,41
4,02
20,95
0,674
23,7
20,8
29,5
3,5
7,5
20,01
10,50
3,51
23,08
0,577
27,7
26,3
33,5
3,5
7,5
17,81
14,50
3,25
20,06
0,516
31,1
25,4
37,5
3,5
7,5
1 5,24
12,55
2,09
17,08
0,442
30,2
26,3
41,5
3,5
7,5
13,27
10,94
15,31
15,31
0,383
41,8
26,3
Aus dieser Reihe folgt zunächst, dass mit der Verläi)<^e-
ruiig von iV von 11,5 bis 13,5 ab die Schlagweite der iJaUe-
rie aufnimmt; da wir nun aus den Versuchen über den Ladungs-
strom, wo M fehlt, wissen, dass die Batterie für den vor-
liegenden Fall bis auf eine Schlagweite = 40,0 gelangen kann,
wodurch sie der Ilauptbatterie gleich steht, so können wir die
Kraft dieser Batterie im Vergleiche zur Ilauptbatterie finden ,
wenn wir die durch die Beobachtungen gefundenen Schlag-
weiten mit 40 dividiren. Die hiernacji in die Tabelle einge-
tragenen Zahlen zeigen eine Uebereinstimmung mit den Wer-
then, welche wir oben §. 10, IVr. 1, ebenfalls für //= 10,2 unter
V— aufgezeichnet finden, nur für den Ort — = Maximum sind
h * ' h
sie etwas zu klein, später dagegen richtiger etwas zu gross,
indem hier der deprimirende Einlluss des Plalindrahtes fehlt.
Berechnet man also x, so ist von N— 21,5 an, also vom un-
teren Gränz|)unkte an, der Verlauf der VVerthe so, wie ihn die
mitgeth eilte Formel für die Erwärmungen in N verlangt, —
Zweitens zeigt die Abnahme der Schlagweiten, dass, je mehr
man sich mit dem Funkenmesser von der Nebenbatterie ent-
fernt, man endlich auf einen Punkt kommt, wo diese Schlag-
weite -= o wäre, wenn die Spannungen der Drähte überall von
84
der IVebenItallerit' nlloin ausgingen. Icli haho dioso Fnlfernun-
«en von der Nebonbatteric berecbnet und in die letzte Co-
lumnc eingetragen; anfänglich sind diese Entfernungen grösser
als die Länge von N ist, von N— 29,5 aber ab werden sie
kleiner und halten sich constant auf 26,3; erwägt man nun,
da.ss bei iV = 29,5 der untere Wendepunkt fiir die Erwärmun-
gen in M liegt, so ist es wohl natürlich, hierin einen Zusan»-
menhang zu finden und die Störungen in M mit dieser zweiten
Art von Spannung auf N in Zusammenhang zu setzen. Zur
grösseren Sicherheit für die aus der vorstehenden Tabelle ab-
geleiteten Folgerungen habe ich noch eine Reihe Beobachtun-
gen angestellt, worin wieder M — S' K., 7/ = 22,7 und die
Hauptbatterie aus einer, die Nebenbatterie aus zwei Flaschen
zusammengesetzt war. Ich erhielt:
N
Draht-
Schlag-
Differ.
Schlagw.
der
Kraft
der
X
Abstand
für
länge
weile
ßatfer.
Bat(.
Schlagw. = 0
7,5
3,5
5,5
17,45
14,01
3,44
23,47
0,803
13,3
13,7
9,5
3,5
5,5
18,35
14,73
3,62
24,69
0,845
12,6
13,7
11,5
3,5
5,5
18,18
14,83
3,35
24,04
0,823
13,0
14,3
13,5
3,5
5,5
17,22
14,50
2,72
21,98
0,752
14,2
16,1
15,5
3,5
5,5
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2,51
20,59
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15,1-
10,4
17,5
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5,5
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1,95
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0,627
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3,5
5,5
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3,5
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0,508
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20,5
23,5
3,5
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11,05
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1,31
13,34
0,457
23,3
20,5
Die Kraft der IVebenbatterie wurde mit Rücksicht auf die
Iteobachtungen in Poggend. Ann. Bd. 71, pag. 355, durch
Division mit 29,22 in die Schlagweite derselben bestimmt und
daraus x hergeleitet. Eine Vergleichung dieser Werthe von
X mit den ihnen entsprechenden §. 12. Nr. 11, zeigt wiederum
die beste Uebereinslimmung , und ebenso hält sich der Null-
punkt der Spannung von N = 21,5 oder N = 19,5 ab (letztere
85
Boobachhing- ist ofleiihnr uiiiionau) coiistant in einer Knlfernun«;;
= 20,5 von der Hatlerie, wieder beginnend am unten iu den
Deobaehhiiiiicn über -7 vorkommenden Wendepunkle.
§. 40. Naeb den eben angefübrten Tbalsaeben .stellt sich
zur Erläuterung der von mir ausgcsprocbenen Ansicht über
den lleri>*an2: bei den in Untersucluing "e/iOgenen Erscheiiiun-
gen Folgendes heraus, wenn der Einlaclilicit des Ausdrucks
we^en beide IJatlcrien von "leicher Flasclienzabl angenommen
werden. In dem Momente, wo sich die IlaiipllKilterie über //
und Itl entladet, entsteht an den Enden von 71/ zur Herstellung
des erforderlichen Gleicbgewichtes eine elektrische Spannung
in N, die, wie scbon bemerkt ist, eine Ladung der \ebenbatterie
um desswillen nothwendig macht, weil so erst die in N auf-
tretende Spannung der in If nrsprür»glich vorhatidenen ähnlich
wird und ihr den Gegendruck halteu kann. Diese Spannung in
N ist zweierlei Art, die eine geht conlinuirlich durch den
Draht fort , die andere schliesst sich an die geladene Batterie
an und zeigt die Wirkung der inneren und äusseren Belegung
auf einander. Mit der ersteren Art der Spannung, doch freilich
nur so weit, als sie in der Ladung der Batterie Kraft er-
hält, steht die Erwärmung oder die Stromstärke in N in Ver-
bindung. Geht man von dem Funkte aus, wo iV=//ist, so
hat noch 7>f einen Einduss a<if diese Spannung; wird N—H+3f,
so wird sie allein durch die Länge von N bedingt, und von
hier ab beginnt ein regelmässiger Verlauf in derselben, damit
auch in der Erwärmung in iV. Sobald N = Jl — 8 wird, ist
die Einwirkung von 31 total , und damit wird wahrscheinlich
wieder ein regelmässiger Verlauf beginnen, über den jedoch
Angaben durch den Funkenmesser zu erlangen zu schwierig
war. Was die zweite Art der Spannung betrilVt, mit der die
Stromstärke in 31 zusammeniiängt, so ist bei N— If diese
Spannung in iV' und II gleichstark, somit erleidet der Strom der
Hauptbattcrie keine Störung und -p wird gleich 1. Durch Ver-
längerung von N schwächt man die Spannung in iV, die nun
nicht mehr mit gleicher Stärke, wie in Jf bis an die Enden
von 31 hinreicht ; die Spannung v(»n // tritt auf N über (dies
lässt sich ül»rigt'ns mit dem {"'nnkcnniesscr auch nachweisen^)^
8ö
und (lesslialb kann II auf 31 nicht mehr die ganze Kraft über-
tragen, da eben ein Theil auf iV übergeht; die Spannungen
sind wie bei einer Stromtheilung und — wird kleiner als 1.
^ h
Je mehr die Spannung in N zurücktritt, desto niehr Kraft geht
von H auf N über und -r sinkt fortwährend: endlich reicht die
Spannung in N von der Batterie aus nicht mehr bis an die
Enden von 31, damit wird der Draht von dieser Spannung frei,
und die Spannung von H erstreckt sich über diesen Draht in
ähnlicher Weise, als wenn er einen immer längern Zweig for-
niirte ; da hierzu ein geringerer Aufwand von Kraft gehört, so
nähret sich -T- wieder nach und nach der Einheit, und der
Wendepunkt liegt genau an der Stelle, an welcher die Span-
nung in N die Enden von 31 zu verlassen beginnt. Verkürzt
man dagegen von der Stelle, wo N = H ist, den Draht N, so
wird seine Spannung grösser als die Spannung in H, sie greift
also von ihrer Seite auf H über, und, indem damit gerade der
umgekehrte Fall gegen vorhin vorliegt, wird — grösser als 1.
Doch dieses Uebergreifen muss ebenfalls eine Grenze errei-
chen, wenn 31 ganz in die Gewalt der Nebenbatterie gekom-
men ist, dann wird ein ähnlicher regelmässiger, nur durch die
Länge von N bedingter Verlauf eintreten, der — wieder auf
die Einheit zurückführt, lieber diesen Verlauf liegen mir zwar
keine Beobachtungen mit dem Funkenmesser vor, doch erklärt
er uns , warum sich am oberen Wendepunkte in den Erwär-
mungen — die Strömung in N ausprägt.
§. 41. AVenn die vorhergehende Ansicht die Grundzüge
einer richtigen Erklärun«: darbietet, von der ich freilich selbst
gestehe, dass ihre noch so rohen Züge durch fortgesetzte
Beobachtungen erst sauberer durchgeführt werden müssen, so
wird man auch leicht erkennen, warum nur gewisse Abschnitte
in den Beobachtungen unter einfache Formeln gebracht werden
konnten : es sind diess die Abschnitte , wo die Erscheinungen
allein durch die Wirkung von N, also durch die Wirkung eines
einzelnen Drahtes bedingt werden; überall dagegen, wo 31 zu
N tritt, oder wo zwei Drähte die Thatsachen bestimmen, ist
87
die Formel '/aisammcngcset7-l und wird schwieriger zu linden
sein. Ja ich njöohle nach meinen Erfahrungen kaum glauhen,
dass man durcli wiederholte Beobachtungen in der Weise, wie
ich sie mitgetheilt habe , in den noch unklaren Abschnitten zu
sicheren Resultaten gelangen werde , da die uns bis jetzt zu
Gebote stehenden Instrumente nicht denjenigen (Jrad von Sicher-
heit geben , der für die Aufstellung einer complicirten Formel
verlangt wird. Vielleicht gelingt es nach Repetition der bis
jetzt auf Formeln gebrachten Reobachtungen unter noch mehr
veränderten Bedingungen den übrigen Theil durch rein theore-
tische Betrachtungen zu ergänzen , vielleicht auch findet ein
Anderer bessere Mittel der Reobachtung, und verfolgt den
Hergang auf eine mehr befriedigende Weise. Mir wird es je-
denfalls genügen, wenn meine Reobachtungen Andere auf die
Erforschung dieses Gebietes hinweisen, das nach njeiner Ansicht
keinem anderen Theile der Physik an Mannigfaltigkeit derThat-
sachen nachsteht, und reichlich die Mühe der experimentellen
Forschung durch das Vergnügen lohnt , dass wir bei der Re-
trachtung des so wunderbar durch einander verschlungenen
Spiels der iVaturkräfte jedesmal empfinden.
Meiningen den 14. September 1848.
Herr Dr. C. Jelinek, Adjunct an der Universitäts-Stern-
warte zu Prag hat folgende Note eingesendet:
Elemente des von <Ic Vico am 20. Februar 1846
entdeckten Cometen.
Das Jahr 1846 war ein überreiches an Cometen, so dass
die Anstrengungen der Rechner mit den Reobachtern nicht glei-
chen Schritt halten konnten. So kontnit es, dass man von dem
Cometen, welchen de Vico am 20. Februar 1846 entdeckte, noch
keine Discussion sämmilichor Reobachlungon besitzt, obgleich die
Bahn desselben zu den entschieden elliptischen gehört. Die
relativ besten Elemente, welche wir besitzen, sind, wenn ich
nicht irre, jene des englisclum Astronomen Hind, welche in
den astronomischen Xachrichten, R, XXIV, p. 381 veröffentlicht
sind. Aber selbst diese lassen noch grosse Fehler übrig, wie
man aus folgender Zu^ammenslellunu" sieht :
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Säiimilliche Beobacliluugeii \vur«leii «Ifii u»>li-uiiuiiiisclieii
Naclirichteii eiitiiommeii ; sie imissleii jedoch erst in die gegcn-
wiirtiiic Form «lebracht werden, insbesondere wurde au die
Beobaelitung\s'/.elt des Ortes überall die Läni^endifTerenz und die
Corrcction we<>:en der Aberration angebraelil, an die schein-
baren Reclascensionen und Declinalionen die Parallaxe ; hierauf
wurden diese in geocentrische Längen und llreiten verwandelt,
welche durch Anbrinnunü: der l'räcession und Xulation auf das
mittlere Aequinoctium 184G00 zurückgetührt wurden. Die
Ueobadilungen I. bis V., dann VI. bis VIII., IX. bis XI. wurden
in Gruppen vereinigt und dadurch foli^ende 3 Xornialörter be-
stimmt :
l-4590() März nuttl.Berl.Z.Z= 17»! '.32-4 1 . 6=+ 1» 25' St'g
31H4200 „ „ „ „ 27 2 41-7 '"j'^^^^^^^j^- +35 18 25-1
28-47300 April „ „ „ 34 50 21-81 + 5G 51 449
Aus diesen Xormalörtern fand ich folgende Elemente:
Durchgangszeit durch das Perihel 5-58149 März 1846 inittl. Berl. Zeit.
Länge des Perihels 90" 2G'52"-43) .,,, .
Lange des aulsteigenden Knotens 77 33 40-9 <)
Neigung der Bahn 85 G 31-92
Excentricilälswinkel .... (j?=74 20 5-08
Log. der halhen grossen Axe = 1 - 2521482
Die Umlaufszeit würde demnach zu 75*55 Jahren daraus
folgen. Die Elemente des Cometen von 1707 scheinen mit den
obigen einige Aehnlichkcit zu haben. Da seit jener Zeit zwei
Umläufe vollendet sein mussten, so würde die Umlaufszeit daraus
zu 69Va Jahr folgen.
Die Excentricität dieser Cometenbahn = 0'9G2 8557 nähert
sich der Einheit in dem Masse, dass es nothwendig wird, bei
Berechnung der wahren Anomalie das von Gauss in seiner
Tlieoria motus §. 37 — 43 auseinandergesetzte Verfahren anzu-
wenden. Ich füge daher noch die dabei gebrauchten constanteii
Logarithmen hinzu :
log. q = 9-822 0408 (q die kürzeste Distanz des Cometen von der Sonne)
log. a = 0-219 G834
log. ,3= 8-283 G288
log. 7 =^0003 3123
90
Zur I'riU'iiiis,' iler Ileclinuii«;- habe ich säiuintllchc 3 Xormal-
örter mit deu neuen Elementen verglichen und dabei gefunden:
Erster Norraalort 0*0 in Länge + 0"2 in Breite \ _. ,
rr .. . ^ . I Rechnunff
Zweiter „ — 0-1 „ „ +0-1,, „V „ , .,
rw -.x ^ . . \ — Beobachtung.
Dritter „ -0-1 „ „ + 0-1 „ „ ) ^
Schliesslich muss ich bemerken, dass ein sehr eifriger und
talentvoller Hörer der Astronomie, Herr Joseph Klofetz, einen
grossen Tlieil der obenstehenden Hechnungen gemeinschaftlich
mit mir durchgeführt hat.
A b h a n d I u n g über 0 r t s v e r s e t z u n g e n durch R e c li-
tt u n g oder über die Elemente der L a g e r e c h n u n g
von Dr. J. Th, Ryll.
Einleitung.
Orte gibt es nur im Raum. Auch an der Versetzung da-
von bleibt wesentlich die Unmöglichkeit haften, über den Raum
hinaus zu gelangen, und muss demnach an den Begriff von
Ortsversetzungen die Vorstellung sich knüpfen, dass der Raum
deren nothvvendige Unterlage sei. Wird zur Verwirklichung die-
ser Ortsversetzungen die Rechnung zu Hilfe gerufen, so ent-
steht etwas, welches in der Geschichte allerdings nicht ohne
Beispiel ist, und vielleicht lenkt der vermuthende Blick alsbald
in jene Richtung ein, in welcher man gewohnt ist, auf das Ge-
biet der geometrischen Analysis zu gelangen. So ist es minde-
stens allen Thatsachen und Umständen der Wissenschaft ange-
messen, welche bisher nur mit Coordinatsystemen bekannt ge-
worden ist, und die namentlich keine andere Phoronomie besitzt
ausser derjenigen, die auf dem Boden der bisherigen geome-
trischen Analysis zu Stande zu bringen war. Es dürfte zur
allgemeinen Uebersicht der Sachlage gut sein, auf zwei Haupt-
sladien aufmerksam zu werden: von wo nämlich ausgegangen
worden , und bei welchem Ziel man angelanget ist. Dass man
das Stadium, von wo ausgegangen wird , dadurch charakterisi-
ren kann, dass man sich zum Zwecke setze. Orte auf der ge-
gebenen Baumunterlage inil Hülfe der Rechnung zu fixiren und
91
cl)eiis() zu versetzen — das kann für evident und natürlich gel-
ten; es ist diess ein besonderer Vorsatz, den man eben auszu-
führen untcrninimt. Dass aber die Erreicliung dieses Zieles eine
deterniinirte ist, und man bei keinem anderen Ziele als am Ge-
biet dtM- vorhandenen geoinetrisohen Analysis, insbesondere je-
ner Plioronomie, wie sie dort zu Stande kommt, anlangen könne
und konnte, dieses ist nicht mehr evident, weil die Mittel und
Wege verschieden sein können, und es wird eine lür die Wis-
senschaft folgenreiche Aufgabe sein, darüber ins Klare zu kom-
men: ob auf dem Scheideweg der ursprünglichen Methoden,
dort wo die Fundamente so wie sie eben noch zu Grunde lie-
gen, eingeführt worden und mau damit nach der faktischen
Richtung der Wissenschaft ausgegangen ist, nicht eine solche
Richtung gewählet worden, die, nach Art jener des blossen
Küstenschilfes, das aber doch in die otfene See hinein steuert,
nicht einmal natürlich ist, «ind mit Rücksicht auf die Folgen sol-
che Umstände und Keime in sich führt, die je weiter desto mehr
Gefahren in Aussicht stellen. Die Frage gilt also der Genesis
der neueren Geometrie, deren eigenthümliches Wesen beleuch-
tet werden muss.
Um hier mit möglichster Finfachheit zu Werke zu gehen,
will ich in Kürze zeigen, dass und wie es möglich ist, Orts-
versetzungen durch Rechnung, oder um mit Leib n i t z zureden,
eine Rechnung der Lage widerspruchlos zu organisiren und
auszuführen, und zwar auf einer IJasis , die von allen vorhan-
denen Systemen und Versuchen nidits entlehnt. Da diese Mög-
lichkeit sowohl eine geometrische als auch eine historische Seite
hat, soll sie in bpiden Rücksichten erörtert werden.
Ki'Stes Ca|titel.
Geometrische FntwickeiunÄ' der Lagercchnun"'.
OSO
§. 1. Ks Hege eine Linie von der absoluten Länge l vor.
Man kann dieselbe sovielmal als man will, additiv setzen. Die-
ses gibt A + 1 + A+ = gX , welches Resultat man, wie be-
kannt ist, Summe nennt. Ueber diese Summation kann man Fol-
gendes bemerken: Im Gliede links erscheint die Sunnnalion bloss
92
iiulicirt , und .sie ersciu'iiil os dadurch, daxs vor jedem l das
Operationszeichen + geslellet ist. Wo innncr und so lange diese
,. + '• da stehen, erscheint die Summirung- erst nur als Ant'gahe
und ist noch nicht gelöst. Geht man aber zum (iliede auf der
rechten Seite über, so ist dort selbst die vollbrachte Addiüon
anzutreffen, und das Merkmal des Vollbrachtseins tritt eben
daran hervor, dass die Zeichen + , welche die zu niachende
Operation anzeigten, nicht mehr selbst erscheinen, sondern ver-
treten sind. Und sie sind offenbar durch den Coefficienten y;
ersetzt. Dieser aber ist ersichtlich eine reine Zahl. Die reine
Zahl hat demnach hier die Verrichtung übernommen, die gesche-
hene Operation zu exhibiren. Hätte man ganz die nämliche Ope-
ration, die mit X geschehen ist, mit einer zweiten heterogenen
Grosse, das ist einer solchen, die keine Linie wäre, vorgenom-
men, wäre auch dann die Zahl g in der nämlichen Verrichtung
hervorgetreten, und dasselbe wäre der Fall, wenn eine dritte,
vierte, fünfte, überhaupt wenn jede andere heterogene Grösse
in die Stelle von X eingetreten, wäre. Hätte man dagegen jede
solche Operation unterlassen, so wäre es zur Entstehung' oder
zum Auftreten der Zahl gar nicht gekommen. Da nun die Zahl
ohne die Operation nicht entsteht; im Fall der Operation aber
immer auf dieselbe Art entsteht, mögen die zur Operation ver-
wendeten Grössen von Fall zu Fall die verschiedensten sein,
so wird die Zahl, anstatt für eine Grösse gehalten zu werden,
wohl richtiger als Ausdruck der angegebenen Operation mit was
immer für Grössen zu erklären sein. Dadurch, dass sie mit den
verschiedensten Grössen in Verbindung kommt, kann die Natur
dieser Grössen sammt allen Umständen darin, auf sie, nämlich
die Zahl , nicht übergehen , so dass es keine solchen Sorten
von Zahlen geben kann, die durch Umstände einzelner Gross en-
sorten charakterisirbar wären. Nehme man Umstände von auch
nur Einer Grössensorte unter die Eigenschaften der Zahl auf,
müsste man bei anderen, und demzufolge dann schon bei allen
Grössensorten auf Verlangen und zur Darthuung der Conse-
quenz das Nämliche thun , und dieses müsste zur Verwirrung
führen. Eine Zahl wird demnach ebensowenig negativ als ima-
ginär u. s. w. sein können, sondern ihr ist nur gegeben, die
Operation zu rcpräsentiren. Diese nun hat eine zweifache Bc-
93
«liii"iiii2: : erstlich dass ein Gos-enstaiid dazu geg'ehen ist, und
dann dass der Vorstand wirklich operirt. Ohne Gegenstand
verlöre die Operation ihr sächliches Moment als die erste noth-
wendige Bedingung, und ihre Suhsistenz wäre dann unbegreif-
lich und unmöglich. Daher muss dort, wo jene vollzogen wird,
die HedinguMg als erfüllt festgehalten werden , und wenn hier-
Uher irgendwo noch keine Evidenz vorhanden war, so muss man
dortselbst vor allem die Frage zur Erledigung bringen, an was
für einem Gegenstande die Rechnung , wenn sie auch nur als
Kunst "eübet wird, ihre Subsistenz nianifestiren will. Es kann
allerdings auch die, einmal erkannte, Zahl dieser Gegenstand
werden: man kann nämlich in gA + gÄ + gÄ + . . . = a. g/ die
Grösse A durch beiderseitige Division wegfallen lassen. Und
wenn in der Rechnung gar kein anderer Name als der der Zahl
erwähnet wird, so ist diese wirklich der Gegenstand, womit
aber dann zusammenhängt, dass die Rechnung nicht mehr Ho-
den hat, als die Zahl gewähren kann. Es kann nämlich die Ope-
ration mit einer Grösse nur zweifach sein : setzen, und Ge-
setztes wegnehmen. Das Setzen hat keine Beschränkung, die
Wegnahme aber hat eine solche — sie muss nämlich aufhören,
wenn auch schon das letzte Gesetzte weggenommen worden ist.
Demnach kann auch die blosse Zahl nichts anderes repräsenti-
ren, als die Menge der Setzungen oder Null. Rechnet man also
nur in Anwendung auf die Zahl als Gegenstand , so wird ein
negatives Resultat nicht möglich. Hieraus gehen die Natur und
die Grenzen der Arithmetik hervor. Führt man aber die Rech-
nung dergestalt, dass auch negative Resultate, trotz dem, dass
die blosse Zahl sie nicht kennt, als zugelassene Dinge betrach-
tet werden, so liegt viel daran, mit dem hier unterlaufenden
Umtausch der sächlichen Basis ins Klare zu kommen. Das Tliat-
sächliche besteht hier in Folgendem: Weil nämlich die blosse
Zahl als Gegenstand dem Operationsstreben des Verstandes
Beschränkungeil auferlegt, denn sie ist nur absolut oder Null, so
wird sie ihrer Geltung als Operationss^egenstand entsetzt, und
ein neuer Gegenstand aufgenommen, der solche Hindernisse nicht
mebr macht ; nur geschieht hierbei, dass diese Wahl oder Ver-
tauschung des Objectes als solche nicht ins Bewusstsein, son-
dern nur durch unbemerkte Einschleichung in die Rechnungen
oolaniit, Iimnor al»er ihre volle VVirknnc; darin manifeslirt. Der
neu aufgenominerie Gegenstand miiss dann auch negativ sein kön-
nen, auch vielleiclit imaginär u. s. f. wie die freieste Bewegung
der Ilechnung- diess verlangt 5 wäre diess der gewählte nicht im
Stande, so wäre eine neue Einschleichung oder Wahl ange/icigt
— his jener Gegenstand gefunden wäre , an dem sich alle Be-
wegungen des Calcüls ohne Hinderniss voll/iiehen können. Es
gibt Gründe, den Baumort als solchen Gegenstand zu erkennen.
Aber auch wenn dieser nicht aus dem Baume, wenn diess mög-
lich wäre, hergenommen sein sollte, so wird doch sicher der
Raum , oder werden seine — des Raumes — Grössen durch
AVahl zum Gegenstande der Rechnung gemacht werden können.
Und ich habe gerade diese hier gewählt, um erkennbar zu ma-
chen , dass immer ein Gesichtspunkt war und ist, unter welchem
alle Schwierigkeiten des Calcüls klar werden, und unter wel-
chem ein einfaches geometrisches System eben so natürlich als
widerspruchlos zu Stande kommt. Ich kehre nunmehr zu der
oben angefangenen Erörterung zurück, weil darin der eben aus-
gesprochenen Wahl gemäss bereits eine Raumlinie als Rech-
nungsgegenstand aufgenommen ist.
§. 2. Die Linie gA hat ihren Endpunkt, sowie auch die Sum-
mande X den ihrigen hatte. Der Endpunkt von gX erscheint nicht
dort, wo jener von A war — er ist ofl'enbar versetzt. Und dieses
rührt von der geschehenen Operation , mithin von g dem Faktor
von X her. Die Zahl vermag also einen Raumpunkt zu versetzen.
Zwar nicht unbedingt , aber die Bedingung liegt nunmehr klar
vor Augen : sobald nämlich eine Linie zum Gegenstand der Ope-
ration genommen wird. Man kann dieses Object ntodificiren und
die Leistungen der Zahl oder Operation auch in dem Fall ins
Auge fassen, wann nicht eine gerade Linie, sondern, wann ein
Raumort (Punkt) zum Gegenstand genommen wird. Dieses
wird durch die Fähigkeit des A möglich , alle Grössen einer
geraden Linie vorzustellen. Wenn auch A für sich einen unbe-
trächtlichen endlichen Werth besitzt, — durch mehr und mehr-
malige Hlnzufügung zu ihm selbst kann man's doch zu den
grössten Wcrthen der Summe gA bringen, der Endpunkt von
gA kann selbst bis ins Unendliche fortgerücket werden. Er kann
also jede beliebige Enlfernungsgrössc übersleigen. Aber gA
05
kann ancli jede b('li('liii»(' Grosso orreichen. Denn je kleiner Ä
wird , desto kleiner werden aueli die Intervalle zwischen zwei
unmittelbar auf einander lolgenden Hinzulügnugen desselben,
mitbin desto weniüer Orte in jedem Intervall entballen. Ver-
kleinert man Ä ins Unendliche , so werden die Intervalle ver-
schwindend klein, gehen in blosse Punkte iiber, die Menj^e der
zwischen dem Anfangs- und Findpunkt von Ä enthaltenen Orte
ist ffleicbfalls verschwindend klein ceworden ; man kann also
durch die obige Operation keinen Ort mehr überspringen, d. h.
man trifl't dann stetig jeden Grössenwerth. Zwar wird alsdann
g vielleicht unendlich gross werden müssen, ehe gA den Werth
1 oder iro-end einen anderen kleinen endlichen Werth erreicht;
allein dennoch ist es immer nur die Zahl g, welche die Versetzung
des Endpunktes von gA exhibirt und isfs die Operation , welche
das, was durch die Zahl exhibiret wird, bewirkt. Der durch Opera-
tion bis auf die Entfernung gX stetig versetzte Punkt X kann aber
durch die weitere Operation gX + ^1 + ^1+ . . . = a. gX, in alle mög-
lichen Distanzen gebracht werden, sobald nur a alle möglichen
Zahlwerthe von Null bis <x> bekommt, mag gX übrigens was im-
mer sein. Es kann also auch ohne Ilindcrniss gX=l festgesetzt
werden. Und hierdurch erhält man eine Ranmlinie, deren Grösse
durch a, d. i. durch eine reine Zahl dargestellet wird, und die
aus der Operation mit einem blossen Raumpunkt hervorgegan-
gen ist. Sie fängt dort an, wo a — o ist und erstreckt sich bei
ununterbrochen anwachsendem Zahl werth a auf einer zwar be-
liebigen , fiber einzigen Richtung bis ins Unendliche fort. Ein
Zahlwerth aber, wie a, geht nicht nur aus der einfachen Ad-
dition, sondern geht auch aus jeder anderen Rechnungsopera-
tion hervor, weil jede durch Addition bedingt ist und ihr Re-
sultat nach sich zieht. Da er dem am Ende von a sitzenden
Raunipunkte den Ort anweiset, so geht hervor, dass keine Ope-
ration und keine Modification in ihr möglich bleibt, ohne auf
den Raumort einzulliessen, so dass dieser als der enjpfindlichste
Index des Rechnungsganges sich zu erkennen gibt. Sonach be-
steht alles Rechnen liier im Verschieben des Raumortes.
§. .'J. Dieses ist zwar allerdings eine, aber keineswegs die
einzige Grundart, einen Raumort zu versetzen. Die Möglichkeit
dieser Versetzung spaltet sich, wie evident sein wird, in zwei
alternative Fälle: Man verschiebt nämlich den Endpunkt von a
entweder durch Variation von a, oder aber ohne sie. Durch si-
multanes Setzen beider Fälle wird wohl auch eine Versetzuni^ er-
ziell, allein dieselbe ist zusaninjcngesetzt, und kann keine Grund-
art seyn. Soll eine Versetzung' bei constantem a einfach erfolgen,
so ist der Raumort unfähig längs der Linie a sich zu verschie-
ben, er bleibt au seine Distanz vom Anfangs])unkt, d. i. vom Ort
der Nulle, gebunden, so dass seine Versetzung bedingt wird durch
den Austritt aus der Lage von a. Und diess ist die einzige noch
übrige Grundart , einen Raumort zu versetzen. Es soll nunmehr
in dieselbe näher eingegangen werden. Sei also eine Divergenz,
das ist ein Winkel von der absoluten Grösse 6, zwischen der al-
ten und neuen Lage von a, als ein solcher faktischer Austritt ge-
geben. So wird man sicher auch auf diese Art von Grösse, wie
auf jede Grösse überhaupt und wie namentlich oben auf X, die
Operation des Addirens anwenden können, und gelangt so zu der
Summe Q + 6 + 6 + . . . = hÖ , worin h wieder eine reine Zahl, und
\\d mit den einzelnen Summanden gleichartig aber dem Retrage
nach verschieden ist. Sowie ß eben ist, muss auch hd eben sein,
und sowie dort, wird auch hier die Divergenz durch eine An-
fangs- und eine Endlinie limitirt. Die Anfangslinien decken sich,
sie sind ja eben die initiale Lage von a, die Endlinien aber wei-
chen von einander ab. Die Endgrenze von hß liegt nicht dort, wo
jene von 0 war. Und dieses rührt wieder von dem Faktor h her,
der eine reine Zahl und Repräsentant der geschehenen Operation
ist. Die Zahl und mithin die Rechnungsoperation vermag also
auch eine Raumlinie zu versetzen, und zwar, wie ersichtlich ist,
dergestalt, dass jeder ihrer Punkte, mit Ausnahme des Anfangs-
punktes, mithin auch der zu versetzende Endpunkt wirklich ver-
setzet wird. Und die Bedingung dazu ist wieder klar: sobald
nämlich die Grösse ß zum Gegenstand der Operation- genom-
men wird. Zwar hängt der Umstand, bis wohin die End- oder
fortschreitende Linie versetzt werden soll, olTenbar von h und
von 9 gemeinschaftlich ab , und kann bei einmal gegebenem 9
durch blosses Zunehmen von h die Endlinie successiv in die
sämmtlichen in einer Ebene möglichen Lagen gerühret werden
und selbst wiederholt in dieselben gelangen; allein dass dieses
möglich wird, hat seinen Grund einzia' und ausschliessend in
97
«1er besonderen Xalnr der Crosse 0, Diese nuiss «lemnaoh als
«He (Jinndürösse der Lajjfe ins Auge gefasst und mit Rücksicht
auf die oben dargestellte Möglichkeit zweier alternativen Falb;
der Ortsversetzung überhaupt, als die Bedingung für die zweite
Alternative erkannt werden. Die Anzahl der nothwendigen IJe-
dingungen für die Möglichkeit der Ortsversetzung überhaupt ist
demnach gesclilossen, sie beschränkt sich nämlich auf die Kauui-
linie und die Divergenz, das ist auf A und 0 oder a und 0. Es
erübriget also jetzt nichls weiter, als die charakterisirten zwei
Arten von Grössen der Itechnungsoperation zu unterwerfen, um
den simultanen Kinfluss der Rechnung auf die Grösse und Lage
von a in das Licht zu setzen.
§. 4. Die Erreichung aller Rauinorte auf der Linie a in
deren absoluter Lage, zu welcher 0 = 0 gehört, kann keiner
Schwierigkeit unterliegen, und dieses ist zureichender Grund,
sie als geschehen zu betrachten. Macht man sich aber die Er-
reichung aller möglichen Orte im Raum, durch Rechnung, zum
Zwecke, so wird die Ortsversetzung der zweiten Art, nämlich
diejenige, welche mittelst der Grundgrösse der Lage geschieht,
die dazu nöthige Ausbildung erhalten müssen. Ich habe schon
oben (§. 3) erwähnt, dass, wenn mit 0 die Operation des Ad-
direns vorgenommen wird, in der Gleichung 0 + 0 + 0+ ... = h9,
sowohl die Summande 0, als auch die Summe hO in der Ebene
von 0 liegen muss. Wenn also iniicriiall) der Rechnung die
Grundgrösse der Lage auf was immer für eine Art zu hO ge-
steigert wird, so kann diess nur eine Verschiebung in drr Ebene
sein, und zwar in derjenigen Ebene, die mit 0 zugleich gege-
ben ist. Durch Aufnahme der Lagegrösse 0 wird also von
Seite der Rechnung nothwendiger Weise der Fuss auf diese
Ebene gesetzt. In dieser Ebene aber wird in ebenso noth-
wendiger Weise zwischen der Lagegrösse 0 und der ihr entspre-
chenden Lage der abgewichenen Linie iV
ein Zusammenhang bestehen, so zwar, dass
wenn auch die Art und Weise, wie 0 zur
Darstellung der Lage N im Unterschiede
von der absoluten in A, rechnungsmässig
verwendet wird, das ist, wenn auch die,
die Lage iV darstellende .,Function von (3"
IV. MoK. Sit/.l). (I. matlicm. niiturw. Cl. 7
08
vor der Iljuitl uiihekaiuit lioissen iniiss , sie iniüior nacli Mass
des 0 die Miidünic iVbe/.eicIuieii wird. BcÄcichiiel mnii die rech-
nunü\s<>eiii;isse Vei'\voiiduni>' von 0 zur Ausdrürkuii"' dieser Lai;e
mit f (0}, so bekuinint mau sogleich die speeielleii Fiill^: Wenn
0 = 0 ist, so isl/'(0) die Lage für A; wenn 0=^ist, so ist/'(^^ I
die Lage für // ; wenn 0 = rr ist, so ist /'(~) die Lage für C; wenn
0 = 3^ ist, so ist /(a j) die Lage für /?; bei 0 h-2.t, wird /"(ä;:)
aliermals die Lage für A , u. s. f. So dass jedem individuellen
Werth der Lagegrösse eine ganz bestimmte Lage zugehört — -
während dagegen jeder individuellen Lage nicht Eine bestimmte
Lagegrösse, sondern eine bestimmte Reihe von Lagegrössen
oorrcspondirt. Diese Reihe ist in allen Fällen, begreiflich, eine
aritlimetische Progression (in dem gewöhnlichen Sinn dieses
Ausdrucks), mit der constanten Differenz 2n-; und nur ihr An-
fangsglied tritt von Fall zu Fall verschieden, die Lage charak-
terisirend, auf; so dass die Werthe der Lagegrössen sich so,
progressionenweise auf die in beschränkterer Anzahl existiren-
deu Lauen verlheilen. Hierdurch sind aber die in der ^'unktion
f (6) vorausgesetzter Weise wirksamen Rechnungsgesetze noch
nicht berührt; denn es muss die erste Angelegenheit sein^ mit
der Existenz solcher Gesetze als einer Nothwendigkeit Bekannt-
schaft zu machen , um erst sodann auf deren nähere Beleuch-
tung einzugehen. Die Umstände der Entstehung nun, und die
Bedeutung dieser Function sind vermöge mehrerer klaren Mo-
mente der Natur der Sache geeignet, zur Wahrnehmung eini-
ger Grundeigenschaften von f (ö) zu führen.
§. 5. Bemerkt man, dass jede Lage f (p) dadurch mit
iVothwendIgkeit in ihre entgegengesetzte übergeht, dass man
ihre Grundarösse 0 um was immer für eine ungerade Anzahl
von K vermehrt, so wird alsogleich die erste Grundeigenschaft
klar
I. -/•(9)=r[5±(2v + l>],
worin </ eine ganze Zahl sein muss; d. h, jede Lage /" (0)
geht dadurch in ihre entgegengesetzte — fiß) über , dass zu
der Grundgrösse 0 eine ungerade Anzahl Halbkreise hinzuge-
füget wird.
99
Wcüc'i*. ficsctzt, zwisclion den liinioii
A, M, iV, />,
1', Z, lici-t ühcrall
der Diverü'cii7J)o<»:eii oder Wiiikül 0. und
ist w mal vorhanden, weil auch die ah»'e-
wichenen Liiiica von Mbis Z einschliess-
lich 71 a;j d >r Za!il sind. lJe//iehl: man
die sämnillichen La^en, um sie unter cin-
andt-r unabhäniii<r KU erhalten, auf die absolute La^e A, so erhält
man in dieser IJe/.iehung- ]}I=Af{0) ; iV= A /(SO) 5 P = Af(SO);
...; Y=Afi(>i-l)0)-^ Z-=Af{nd). Bezieht man aber durch
Rekursion jede der abgewicheneu Lagen auf die ihr zunächst
vorhergehende, gleichwie wenn diese eine absolute wäre , was
erlaubt sein muss, da die absolute Lage keine im Räume deter-
minirte ist, so erhält man auf gleiche Art M= A /'(O) : i\^= DI f{^j) ;
P = ]S /"(O); . . . ; Y=Xf(Jj)'. Z= Y f (b). Wird nun der Aus-
druck Z= Y f(Jj) durch recursive Substitution aller vorhergehen-
den bis auf den ersten so transformirt, dass nur A darin übrig-
bleibt, die Lai>e von Z also wieder nur auf A bezooen er-
scheint, so findet sich alsdann Z=A f(0). f (0) f{0). f{0)
. . . f (0)=A\f{0)Y. Und vergleicht man den ersten indepen-
denten Ausdruck Z = A f (n 0} mit dem hier erhaltenen, so geht
daraus A [/"(0)|" = A /"(n Oj, und kürzer
11. noy=r(nO)
hervor. Diess ist die zweite Grundeigenschaft der Lagefunction.
Die Gleichung" IL lässt sich aber sofort auch für gebro-
chene Werthe von 7^ geltend machen, wodurch dann ihre llich-
tigkeit iur jeden absoluten Zahlwerth des Exponenten n in An-
Spruch genommen ist. Denn nennt man die aus f(0) J3 hervorge-
hende Grundgrösse des Resultates, welches immerhin existiren
muss, vor der Hand als unbekannt = ia, so hat man /(O) !=/■(«) ;
folglich /(O)« =/"(«/; also tixich f(ccO)=f(ßv) nach IL Und
weil hier jetzt o:0=^iiß sein muss, woraus m = ^ 9 sich ergibt, so
hat man auch III. /"(O) j3 = /'(^ 0), wie behauptet worden.
ji^. (». Aus diesen Grundeigenschaften ergeben sich mehr-
fache Corollarien. Setzt man in der Gleichung I. den besonde-
ren Fall (7=0 und 0 = TT, so hat man — /■(/t) = /'(2-). AVeil aber,
nach IL /•(2~)-/'(r)= ist, so kann immer /"(2 -)=/"(-). /"(r)
100
j^esctzt wcrdon. Man hat daher — fi^) ~ f(^)f(^}'i roIi;l»<'h
'_) — 1 =/"(/-), (las ist, die no<»-aliv(i Einheit verdankt die Snb-
sistenz ihres I](*ii,riires derjenigen Alternative der Ortsverset-
ziing- allein, welche die Lage in die lleciinuno- zieht, nnd zwar
ist sie dadiircli bedingt, dass die Lagegrösse 0 = ;r, d. i. ein
Halbkreis wird.
Erhebt man diese Gleichung zu allen ganzen Potenzen des
(«rades g, so wird sein | — 1 1 ^ = /"(gTr j. Woraus man ersieht,
dass bei steigendem g die Lagegrösse g;r wachsen, mithin die
Lage sich ändern muss; welche Aenderung dergestalt geschieht,
dass die Potenz abwechselnd in die absolute und die dieser ent-
gegengesetzte Lage gelangt, wie nämlich </ abwechselnd gerade
und ungerade wird. Bezeichnet man die geraden Werthe durch
= 2/(,die ungeraden durch =2Ä + l,so erhält man + 1 — /'(2//;r),
während — 1 = /"[ (2Ä + 1) nr] wird, welches die allgemeinen
Formen für die positive und negative Lage sind. In der erste-
ren ist durch // = 0 auch die absolute l=/"(0) enthalten. Will
man hiervon (jlebrauch machen, um alle beliebigen Grössen-
werthe in diesen Lagen zu erhalten, so genügt die Multiplikation
mit«, wodurch hervorgeht + a = af(thn)^ und — a = af\1\\ + l)?r].
Weiter. Durch Anwendung der Gleichung II!. erhält man in dem
speziellen Fallea=l mit/3 = 2und b=K, offenbar /"(tt/ = fi^'X
Und weil/'CTr) =—1 ist (nach 'J, so geht [— l]i = / H), ilas
st ^) y — 1 = f\i\ hervor. Das ist, auch die sogenannte ima-
ginäre GrÖssenform hat zur Bedingung ihrer Suhsistenz die
Aufnahme der Lage in den Calcül, oder ihre Heimat ist der
Boden der Lagerechnung. Durch Potenziren der Gleichung ^)
zu allen möglichen Graden wird eine quadrantenweise Zirkula-
tion der Lage hervorgerufen, wobei man sich überzeugt, dass
im Falle aller geraden Exponenten positive und negative Resul-
tate (sogenannte reelle Formen) zu Stande kommen, während
nur ungerade Exponenten, das ist nur die Form f [ (^2 /i + 1) ö j
imaginäre Resultate zur Folge haben, die ihrerseits wieder bei
geraden // positiv, bei ungeraden h negativ vor Augen treten,
101
so (lass lifcniarh allgemein +_]/ — 1 = /^IC-/' + •) ij 1 er-
scheint.
Jj. 7. Xunmclir iässt sich die Gi'illigkeit der Gleichung II.
auch für die Fälle behaupten, \vu der lOxponent n neg'ativ er-
seheint, das ist, wo er diejenige lMetainor|»hose durchwandert
hat, aus welcher er hehat'tct mit dem Kinlluss der Lage, in der
Eigenschaft einer llaumliiiie hervorgeht, weil er als blosse Zahl
dem Bedürfniss der llechnun"- nicht "cwachsen ist. Es muss
nämlich selbst dann, wenn die Lagegrösse 0 von der absoluten
Lage A ab, unmittelbar gegen /> hin gezählet wird, also nega-
tiv erscheint, die Gleichung/' ( — 0) = f( — 0) bestehen. Nimmt
man diese Lage entgegengesetzt, so erhält man durch Multi-
plication mit der Gleichung — 1^/'|(2// + l)?r|, einfach
— /•(_6) =/-(- 0)./'[(2Ä + l)7r!. Und wendet man auf das
erste Glied die sub I. dargestellte Grundeigenschaft an, so geht
hervor f[— 0 + (2 // + 1) ;rj = /(— 6). / |( 2 // + 1 ) ;r], worin 6 der
Grösse nach beliebig ist. Setzt man also 0 = mrc, und Iässt ni
was immer für eine absolute Zahl sein, die (2 ä + 1) nicht
übersteigt, so wird auch (2A + 1) — m — p eine absolute Zahl
sein müssen, und 7n + p = 2h+l ist eine ganze Zahl. Setzt man
diese Werthe ein, so geht hervor/" (p ;r) = f( — m ^).f[(^>ii + p^ t^J.
Hier aber ist /(p--) = /" ('-:)% sowie /[("* + ;>) ?rj = /"(.-:)•"+''
nach 111. und II.; folglich /'(tt)'' —/•(_,„ tt). /^(;r)"'+P
oder wenn man durch /(;!)'' dividirt, 1 = /"( — ni ;tJ. /" (nr) "".
Hieraus aber folgt nicht nur ■■ ^^^ = /*( — in;r), sondern auch
/^(t:)"'" =/"( — m7z), worin m an sich was immer für ein ab-
soluter Werth sein kann. Da jedoch — m als isolirte negative
Grösse nur als Ilaumlinie subsistirt , so kann man — ni =
w. ( — r) oder = — w. r setzen, wovon nur der P^ine Factor die
Rolle der Linie übernimmt, während der andere eine reine
Zahl verbleibt; und man erhält hi(!rdurch /"(tt)"""'' = /"( — n. r?:).
Wird hier nach III. / (tt)' = /"(r tt), und dann noch der Allge-
meinheit von r wegen , r tt = 0 gesetzt , so hat man vollends
IV. /"(O)""" = /"( — n 0), wie behau[>tet worden. Hieraus
ergibt sich sogleich für den speciellen Fall n = 1 , die
IdentKäl /"( — 0) — /(O)"': also auch die weitere Gleichung
102
/•(_0)" =/'(0)-" =/■( — nO), wodui'ch die Gülligkcit dos Ge-
setzes II. auch auf negative Werilie der Lagegrösse 0 selbst,
ausüedeliiit ist.
§. 8. Weil nun der Exponent in IV. schon negativ erscheint,
also hierdurch schon factisch darstellt, dass es ihm nicht unmög-
lich war, sich mit einer Linie, die verschiedener Lagen fähig
ist, zu verbinden und sodann unter Verlassen der absoluten Lage
negativ zu werden, so drängt sich die Frage auf: soll wohl die
Lage /^(tt), oder allgemein /^[(2 // -f 1} ä] die einzige sein, in die er
ausser der absoluten einzutreten fähig ist, oder mögen auch die
übrigen ihm vorbehalten sein ? Unter den übrigen würde auch die
orthogonale /(.O/ begriffen sein müssen, sowie auch die an-
deren abgewichenen, wie sie vorhin die Ebene ergab. Die Frage
also ist, wird die Glcicliung II. aucli für sogenannte imaginäre
oder wie sonst inuuer abgewichene Exponenten gültig sein ? Ich
gehe hier von der Gleichung IV. aus, als in welcher der nega-
tive Exponent der Allgemeinheit wegen — w = w/'[(2// + 1} ;r]
gesetzt werden muss, worin h mit gleichem Recht jede Zahl
von 0 bis CO bedeuten kann. Nach der Gleichung III. war off'enbar
f[(2Ii + l)7:]~^ =/"[^-^-!^-:tll^j;„iiÜiin muss auch /■[(2// + !);:] =
fj ^1 richtig sein und bleiben, mag u was immer für
ein absoluter Zahlwerth sein. Man hat also — n = nfl^ — ju
für alle speciellen Fälle des Zahlwerthes u, selbst in dem Fall,
wenn u anfängt unendlich gross zu werden. Ist ti vollends
unendlich gross , so wird die Grundgrösse der Lage hier,
nämlich tz = ^^^ n nicht geradezu sehr klein , weil h
u OO '^ '
ebenfalls die Befugaiss hat, sehr gross zu sein; auf jeden Fall
aber wird dieselbe unbestimmt , weil selbst bei feststehenden
M, die Zahl h simultan unendlich viele Werthe hat. Man
wird also ^^ttt — ;r = a als irgend einen kleinen Werth mit
CO °
dem Charakter der Unbestimmtheit dafür zu setzen genöthigt
sein. Dadurch verwandelt sich — *'"*'/ I "~nn — '^ I "* *^'®
Form—« = ti /* («)^ = nf{7,00)' Und hierdurch nimmt weiter
IV die Gcst.ill an : /(O) n 1 (a :: ) :-. /' [n 0 f («CO)| , «Ho nicht un-
riclitii!; .sein kann. Suciit man in dievSer Gleicluuü;,' den verlore-
nen Charakter der Eindeutigkeit und nestininilheit von a. OO
herzustellen , so erüluM^t nur , a. 00 = ß äu diesem Ende zu
individualisiren, derg'eslalt, dass ,3 einen heliehi/^cn Werlh durch
willkürliche Setzunj!; bekommt, unter der Kinschriinkung jedoch,
dass diess in beiden (iliedern der (jleichunj^ identisch geschieht.
Und dies;'S lubrt /u der allgemeinen Form \. f(0)^ Hß) =
/'|// 0/"(,S)|, Ich habe kaum noihwendig erst zu bemerken, dass
die Ableiluni»- dieser alliiemeinen liaiieform nicht unabhän2;i<>'
von dem l mstande ist, dass von der Entstehung der Grösse
|3 = « OO abgesehen wird, damit nach geschehener W'urzelaus-
ziehum.'" des höchsten mö<>lichen «•''" Gi'ades aus der Lage
/'|(2/( + l)-], der Wurzelwerth /i 1 in seiner nahe
absoluten Laii'e nicht weiter durch die Abstammiin«»" determini-
ret wird, sondern ohne diese Rücksicht irgend eine nahe ab-
solute Lage überhaupt exhibirl. Dass es erlaubt ist , ihm sehr
viele verschiedene, nahe absolute Lagen beizulegen, dazu ist
der Grund in der Zahl // vorhanden, welche, indem sie varirt,
die Grundgrösse ändert. Diese Aenderung wird , wenn niclit
vollkommen, so doch approximativ stetig sein, und alle so ent-
stehenden Werthe haben gleichen Anspruch auf Gültigkeit. Der
obigen Ableitung Hedürfniss nun ist, diese Sletijikeit als voll-
kommen vorauszusetzen , damit dann a. wirklich irgend einen
verschwindenden Werth ohne weitere Unterscheidung exhibirt,
zumal die verschiedenen gleichrichtigen Werthe nur insensibel
dilTeriren. Indem man die Lage / («J dann wieder auf alle
möglichen Potenzgrade bis zu dem u*"" erhebt, kann das Resul-
tat nie ein anderes, als wieder nur eine Lage sein, da nur die
Grundgrösse, keineswegs aber der Organismus der Function
dadurch beeinllusst wird. Es bleiltt also auch /' (^x. //) fortan
nur Lage in der Ebene, und nur iiire Individualität wird unbe-
stimmt, zumal wenn der angewandten Grösse u erlassen wird,
hei ihrer unendlichen Grösse bestimmt zu sein. Vielleicht wird
man hier bemerken, dass dieses Verfahren zuletzt darauf beruht,
Genaues ungenau zu machen, nachdem man's dem Auge des Ver-
standes entzogen hat: aUcin abgesehen davon, dass hierwcgen
104
allein iiocli iiiclil vdr.iuszusel/iCii odei' gar ku l)eliun|ileii ist
dass dadurch llicliliges uiiriclilig" werde, wird es _<;ut sein,
wenn diese Ahleilung- auf einem besseren Wege sich wird f'iil»-
ren lassen, oder wenn der oben poslulirten vollkommenen Ste-
tigkeit von a eine daraus folgende Unrichtigkeit nachgewiesen
wird. Vor der Hand lässt sich die Richtigkeit der (ileicliung V.
an sehr vielen Fällen controliren , nicht nur dort , wo /3 = o,
2:r, 4;r, Gti , u. s. f. bis Sh/r, sondern auch wenn ß — n, 3 tt,
5k, u. s. f. bis (2// + !) n genommen wird; denn dort g;eht
allzeit die Gleichung- II., hier die Gleichung IV. hervor. Und ein
weiterer bekräftigender Umstand ist die Natur der Sache, die
räumliche Möglichkeit, dass die Grundgrössc der Lage nämlich
Ö, welche, so wie sie gegeben ward, eine noch mit keiner Be-
zogenheit behaftete , kurz absolute Lage ihrer Ebene darbot,
auch in anderen Lagen erscheine. Wenn diess so an sich nur
als blosse Möglichkeit sich erkennbar macht, so zeigt die Glei-
chung V., wie diess rechnungsmässig ausgedrückt werden kann;
denn in ihr erscheint die Grundgrösse nd mit der Lage/"(|3)
aflficirt, die denn auch hier beliebig sein kann. So dass, wenn
auf diese Art der Winkel oder Boi^en nd, und mit ihm die
dadurch bestimmte Ebene alle Lagen, denen der Anfangspunkt
der Grössen sowie jener der Bogen g'emeiiischafllich ist, an-
nehmen kann, in der Fornj V. alle möglichen Lagen im Räume
zusammengefasst sind.
Treffen ferner zwei verschiedene Lagefactoren auf dem Weg'
der IMultiplication zusammen, z. B. /"(Ö) mit /"(ß) , so kann
man zur Erzielung' des einfachen Resultates die Grundgrössen
derselben durch ein gemeinschaftliches Mass /j. messen , w^o-
durch man erhält 6 = ni.p. und ß — n.jx; dadurch erhält mau
nach III. f(fJ) =f(m /.) = f(;j.} •» ; sowie f (.3) = /(n .a) = /•(/.) ".
Also das Product f {0) .f(ß) = f(ix) m + n = f [(^m + n)ix) =
f[Q + ß]. Man hat also die Regel \\.f{a},f(ß) = f (cc + ß) ,
mögen a und ß wie gross immer sein.
Und auch diese Gleichung- lässt sich nicht bloss für abso-
lute Werthe a. und ß behaupten, sondern auch wenn diese bei-
den Bogengrössen in ihrer Lage unterschieden sind ; wie durch
die Gleichung- V. sehr leicht vermittelt werden kann. Multipli-
cirl man nämlich diese mit der Form /' (0) "« =/"(iy/ 0) , so hat
105
man y.uerst /" (in 'j) . f {n 0 f ( ,3 ) ) - /' ( ')) "' . /" (0) " i (ß) =
/■(O) '" + " t"(i5) ; und wenn iiinn m + nf\ß) = rf'{y) setzt, aiichwei-
tcr/-(0) m + n 1- (ß) = /-(O ) r f (v) = /"(l- 0 /-(v)) = /" [m ^J + « ^VC.'^) I ?
folglich die weitere Kei;,el Vn./'(7wO)./"(nO/(,5))=/"[m 0 -f 7/0/"(,3 ) |.
§. 9. Es kann luininelir nicht zweifelhafi sein , welchen
Einlluss die Uechnung- entwickeln niiiss, un» die Lage „als be-
sondere Grösse'' zu beherrschen. Soll nüinlicii die Lage in einer
Ebene, wie sie durch die Cjlleichung 11. gegeben wird , verän-
dert werden können, so niuss bei conslantem Werlhe 9, der
Exponent n sich ändern, damit die resullante Grundgrösse eine
andere werde. Die Hedinünnü: hierzu ist die Mulliplication.
Werilen aber Grössen nuilti|)li(;irt, so ändert sich die Grund-
grösse der Lage niilhin auch die Lage selbst nur a<lditiv. Die
Lage wird also hier additiv durch die Mulliplication afficirt;
und überhaupt, sie wird durch jede Rechnungsoperation in an-
derer Art becinflusst , als Grössen die nur in Beziehung auf
den Zahlwerlh deren I'^inüusse unterworfen sind. Der relative
Unterschied des Einllusses der Rechnung , einerseits auf den
Betrag der Grössen andererseits auf deren Lage besteht aber
in Folgendem : Nennt man, nach der Cumulation des Grundak-
tes der Operation, die Summirung das erste Stadium der Rech-
nung, die iMulliplication das zweite, die Poteir* das dritte Sta-
dium, so ist der Einlluss auf die Lage, gegenüber jenem auf
den Betrag, allzeit um Ein Stadium zurück. Es ist jedoch noth-
wendiu: dieses nur auf einu-liedrige Ausdrücke zu beziehen und
keineswegs auf Polynome auszudehnen, da das Verhalten der
letzteren nicht mehr einfach, also keine Grundart des besagten
Verhältnisses ist, und erst später zur Sprache kommen kann.
Soll aber weiter die Ebene selbst ihre Lage ändern, so niuss
die Rechnung einen Eintluss entwickeln, dem nicht der Zahl-
werth, sondern dem die Lage des Exponenten (s. Gl. V.) er-
reichbar wird. Die Bedingung hierzu ist ein multiplicatives
ZusammeutrelVen solcher Lagen im Exponenten, die von / (0)
verschieden sind. Gesetzt, diese Bedingung sei crlVilII, so wird,
wenn man die Form \. /" (0) » f d^) = /(n^Ad^)) vor Augen
hat, die Lage /(,3J sich ändern; es tritt also auch die Ebene
von wO in andere und andere Lagen ein. Setzt man hinzu, dass
dieses in kleinen Intervallen . oder völlii»' steli«;- und suceessiv
106
gescliiclit, so gewinnt man iHc DarstcHnni^ einer in Folge der
Ilecliniingsopcralion sich um eine Axe umwälzenden Ebene, wel-
che Axe eben die absolute Zahlenlinic ist, in welcher die Null-
punkte der absoluten Grössen so der ersten wie der zweiten
Art enthalten sind.
Weil nun diess so wie überhaupt alle Einwirkungen der
Rechnung' auf die Lage, von der Function /"(O) abhängig sind,
so wird daran gelegen sein, diese in ihrem rechnungsgcmässen
Organismus zu erkennen. Bevor jedoch die Aufsuchung der in-
dividuellen Form von f(ß) vorgenommen wird, ist es nothwen-
dig, den historischen Gesichts- und Standpunkt genau festzu-
stellen, von welchem aus die hier geschehenden Schritte gelei-
tet sind, damit auch diejenige Beziehung klar werden mag , in
welche die vorliegende Arbeit zu dem factischen Zustande der
alten und neueren Geometrie sich stellt.
Zweites Kapitel.
Historische Enlwickelung der Lagerechnung.
§. 10. Es ist Thatsache, dass leitende Ideen von grossem
Einflüsse sind. Die Geschichte einer jeden Wissenscliaft hat diess
durch Beispiele nachgewiesen und so zu der Erkenntniss ge-
führt, dass mit den leitenden Principien selbst ganze wissen-
schaftliche Systeme stehen und fallen. Ich kann daher nicht
umhin, um des hier verfolgten Zweckes willen das zum Grunde
liegende leitende Princip in seiner Eigenthümlichkeit aus den
Daten der Geschichte zu entwickeln und hierdurch klar vor
Augen zu legen; damit auch das, was sich darauf gründet,
stehen oder fallen möge falls es durch die leitende Idee nicht
gehalten zu werden vermöchte. Zwar kann gemachte Erfahrung
mich besorgen machen, dass die gegenwärtige Untersuchung
nicht im Vorhinein die weitverbreiteten gangbaren Ansichten
über den Höhepunkt und die Vollkommenheit der gegenwärti-
gen geometrischen Analysis zu Bundesgenossen haben dürfte,
da der Optimismus dieser Analysis Vielen unantastbar erscheint;
allein , wieviel auch eine solche Stimme in der Thal für sich
lOT
hat, die Klemcnlo iiiul noweggrünile <1a/iii sind von Beliebig-
sct/cii und blossem Danirlialton ni<hl frei, und werden die Mög-
liclikeil von Zusätzen und Kinscliränkungen ausKuschliessen
nicht ini Stande sein. Das Wohl der Wissenscliaft ist sicher
unrielili"- und eniiher/i"' bedacht, wenn dem Einzelnen Kuii'e-
niuthet werden wollte, auf einem bereits von Anderen eröll'ne-
ten und von Vielen betreteneu Wege unbedingt festzuhalten
und fort/iUii'chen. ohne auf die vorausiceii'anü'ene Wahl und I'e-
schalVenheit dieses Weges selbst mehr zuri'iek z,u blicken. Alan
kann das indiflerente lunlenken in solchen Wes: zwar allerdin2:s
populär finden und bequem, da man hier, ohne mit Nothwen-
diirkeit die Sorge in HetrelT der Gediegenheit des Planes und
der Zulänglichkeit des Undv^ns, welchen er in Anspruch nimmt,
auf sich zu haben, sich auf die Voraussetzung der diessfalls
bereits anderweitig' geleisteten Sache verlassen, und um so zu-
versichtlicher darüber hinaus fortschreiten kann , als im Falle
wo (Grundlage und Plan Keime zu einer wenngleich erst später
hervortrct(Midcn Unordnung in sich trügen , die Calamität des
Erfolges höchstens eine allgemeine Calamität der Wissenschaft
wird, die kein Einzelner zu tragen oder zu verantworten hat.
Aber eben der wahren Wissenschaft Interesse wird es fordern,
diese Bequem li(;hkeit und Sicherheit des populären Wesens von
der genuinen inneren Wahrheit und Richtigkeit der Grundlegung
zu unterscheiden; der wahren Wissenschaft Interesse wird for-
dern, dass unbeachtet gebliebene Umstände und Gründe nach-
geholt und zur Geltung gebracht werden , sei es selbst unter
Umständen, dass ein Versuch dieser Art keine Stimme für sich
hat, ausser seinem baren Gehalt. Vor dem ernsten Gerichte der
Zeit kann die «leläufige Gani>;barkeit der Urtheile in irgend
einer Zeit keinen zureichenden Schulz zu Stande brinffen. Wäh-
rend der Einzelne, und wäre er der Zeitgeist selbst, nur aus
und nach Gesichtspunkten seiner Individualität zu urtheilen ver-
mag, lÜhrt nur die Concurrenz und Succession vieler Urtheile
unter abiliessender Zeit den Erfolg mit sich, dass was an den
Partialurtheilcn von Präjudiz. Einseitiiirkeit oder ffar Ucbcrtrci-
bung und Leidenschaft hängt, in dem Contlict der Sentenzen
sich paralisirt, und durch ein solches Xullwerden des Un«>ülti-
gen ein liest herausgebildet wird, der, glcichwiL* der Stein
•4
JOS
«lui'ch W()hIü,(*tr()nViie Wt'g'scliairung des üehcrllüssigoii unter
der Hand dos Meisters 7-uni vollendeten Bildniss wird, xulctz>t >
als das vollkommene Urtheil des idealen menschlichen Geistes
stehen hleibt. Der Verstand kann nicht umhin, an der wirkli-
chen Uebereinstimmung des Gedachten sowohl mit sich selbst
als auch mit den letzten nothwendigen Voraussetzungen davon
seine Befriedigung zu finden. Allein diese setzt immer die er-
steren voraus, kann ohne sie nicht subsisliren , es wäre denn,
dass sie nur Täuschung ist, die über kurz oder lang der Ein-
sicht weichen muss 5 wie die Geschichte auch Beispiele solcher
Art tiufzuweisen hat. Täuschungen können zwar sehr tief Wur-
zel fassen, so lang der Verstand nämlich mit der Deutung der
Symptome ihrer wahren Natur nicht im Klaren ist; aber sowie
die reine, einfache Wahrheit ihn zufrieden zu stellen, vermögen
sie selbst zur Zeit ihrer ausgebreitetsten Geltung nicht. Die
Bahnen der Himmelskörper sind zwar Ellipsen, in deren Einem
Brennpunkte der Centralkörper sitzt ; allein der andere Brenn-
punkt steht auf dem Feld der Wissenschaft dem ersten gleich,
und doch steht er so müssig da, ohne einer gleichen Verwen-
dunff fdhiff zu sein. Istdiess das Lebenszeichen der einfachkla-
ren Wahrheit, oder liegt hier ein Syniptom der berührten Art?
Und sieht man auf die Analysis überhaupt, die, seit sie von
Descartes den Lebenshauch empfangen, durch ihren grossarti-
gen Bau dem Scharfsinn zweier Jahrhunderte ein Zeugniss gibt,
war — im Lichte besehen — nicht schon ihre Genesis von sol-
chen Symptomen begleitet , zu welcher die Fruchtbarkeit des
Bodens seither noch neue hinzugeliefert hat? Doch nicht
Symptome von Widerspruch und Unwahrheit sind es, die die
Bildung der leitenden Idee hier bedingen oder auch nur veran-
lassen können; sondern, während jene aus factischen Ungewiss-
heiten auf dem Feld der vorhandenen Systeme hervorsteigen,
hat diese, ohne von irgend einem vorhandenen Systeme abhän-
iriff zu sein, ihre eiaene Subsistenz, deren Individualität sie auf
sogleich nachfolgende Art wird charakterisiren lassen.
§. 11. Dass der Raum, so wie er, weil die Grössennatur
führend, zum Object einer wissenschaftlichen Bearbeitung ge-
eignet ist, auch dazu genommen worden, das hat die alte
Geometrie mit der neueren gemein. Das Unterscheidemle von
100
boidon licfft «'»'so so woll. (»fr»'iil»;ir nirlil im Oliicct. soiulcrn In
der Bt'liandluiiiisarl, ilas ist, es scliliossf die Melliode die rlia-
rakterislisclie Vcrscliiedonlicil in sich, l'iii den Geist der Me-
thode des Allerthnms vai charalcterisiren , koninit es oflenhar
nicht auf die Einzelnheit der allen Geonieter an; sie WW ar-
beiteten, wie die Knt\vicklung\sireschi('hl(! lehrt, in glciehem
Geiste, so dass das Altertlinni nur l'An System darstellt und
kennt. Ungeachtet eine iMehriieit von I\I(!lhoden hier ausj^e-
schlosscn ist, so sind dennoch die Arten der in dieser Geo-
metrie betrachteten Dinj^e, als Sorten von räumlichen Grössen
so vielerlei, dass es nothwet'.dig" wird, daran zu denken, wie
jene Einheit sich zu dieser Verschiedenheit verhält. Im Gan-
zen belrachtet die alte Geometrie mehrerlei Arten von Grös-
sen; denn Körper sind olTenbar Grössen, und als solclie der
Art nach, nicht einerlei nut Flächen, und diese weiter nicht
einerlei mit Linien, und diese alle verschieden von VVinkel-
grössen. Sie hat demnach zunächst eine Mehrheit heterogener
Objecte. Dass sie solche umfassen konnte, ist nicht unter allen
denkbaren Umständen gleich möglich, sondern es gibt einen
Umstand, der staltllndcn muss , wenn diese Mehrheit hetero-
gener Objecte mit der Vorstellung eines Systems vereinbart
werden soll. Dieser als wesentliche Hedinirunü" "cltende Um-
.stand wird auf folgende Art klar : Ist ein Winkel gegeben, so
liegt an ihm eine Grösse vor, deren Existenz dadurch bedingt
ist, dass zwei von einem l'uncte aus auslauf(Mide Linien sich
trennten. Sie sind dadurch in l]e/.o<i"enheit auf einander ffctre-
ten ,,und haben aufgehört identisch zu seyn." Beweis davon
ist eben der entstandene Winkel, welcher Null werden muss,
wenn Identität wieder eintreten soll. Es ist nun zweierlei möfi--
lieh: ,, entweder nämlich die Verschiedenheit der beiden Grenz-
linien eines Winkels in der Ilechnung zu unterdrücken;'' „oder
aber die wohlbe«>-riindete Unterschiedenheit anzuerkennen." ftei-
des hat seine besonderen entscheidenden Folgen. Gesetzt, man
entschliesse sich zu Ersteren», läugne also die Verschiedenheit
— so folgt daraus erstlich , dass die beiden Linien nunmehr
gleich-absolut werden müssen , denn sollten sie anders als ab-
solut erscheinen, würde nach dem Grunde davon gefragt wer-
den, der weil er nichts als eine Divergenz sein könnte , durch
110
die Coiisoquonz des gefasslen Entschlusses allenthalben für
«ntcrdriickt gelten niuss. Es folgt aber auch zweitens, dass
der Winkel, der „nicht mit unterdriickt" worden ist, nunmehr
seine ursprüngliche Bestimmung, die qualitative Verschiedenheit
der beiden Schenkel durch ein Ilechnungsobject, denn der
Winkel ist als Grösse ein solches, zu charakterisiren , einge-
büsst hat — wesshalb er jetzt als eine ausser ihre natürliche
Bestimmung versetzte Grösse isolirt dasteht, und demzufolge
gleichfalls als absolut aufgenommen werden muss , ohne jenen
Weg mehr in die Rechnung finden zu können, den er in seiner
natürlichen Beziehung gefunden hätte. Die Möglichkeit einer
Rechnung der Lage ist dadurch im tiefsten Grunde erstickt.
Es ist nunmehr nichts als eine consequente Fortsetzung
der ersten Folgerung, dass wenn zwei von einem Puncte aus
divergirende Linien gleichabsolut sein sollen, es dann schon
jede zwei, also Alle werden sein müssen. Und weiter: Sind
alle von einem Puncte, wie die Radien eines Kreises und einer
Kugel ausgehenden geraden Linien gleich absolut , so ist kein
Grund diess nur von dem Einen Endpunct einer Linie zu be-
haupten, und so werden sie auch bei allen möglichen Wieder-
holungen und bezogen auf alle Raumorte und Umstände gleich
absolut bleiben müssen, selbst wenn sie gruppenweise so zusam-
mentreiTen, dass sie geschlossene Raumfiguren darstellen; so
treten begrenzte Flächen als besondere absolute Grössen , und
treten auch von Flächen begrenzte Körper als andere absolute
Grössen auf. Alles unter der Einen ausgesprochenen Bedin-
gung. Die alte Geometrie ist also, weil sie die Folgen der vor-
ausgesetzten Unterdrückung der Verschiedenheit der Lage voll-
zählig entwickelt, vom Geiste dieser Bedingung durchweht,
und ihre Methode besteht im kürzesten Ausdruck darin: alle
Raumlagen streng als gleich -absolut aufrecht zu halten. Die
doch wirklich existirenden Relationen von vor- und rückwärts,
von rechts und links, von oben und unten haben dort keine
wissenschaftliche Darstellung gefunden; aber es hängt damit auch
zusammen , dass sie die aus ihnen hervorgehenden gleichfalls
entscheidenden Folgen nicht vor den Verstand bringen konnten.
Es ist nun bei den Geometern üblich, Linien und Winkclgrös-
scn , die gleichabsolut, obwohl dabei verschiedener Lage, die
111
jpddch unoxliihfrt hloiht. ITilii*;- sind, oiuander gloiclizuliallon,
und /.ur An/.i'inun«;' dessen, roordinirl /n nennen. In diesem
SpracligeluMucli sind denn die säniintlicheii Uuiuaiagen der
allen Geometrie einander coordinirt. Wenn man diese Coordi-
natcn zählt, so gibt es deren unendlich viel. Aus dem oben
beregten («eiste der alten (ieomeirie ist also das überall zu
Tage liegende Ciiarakleristicum hervorgegangen , ,,dass das
System des Alterthums das der unendlich vielen Coordina-
tcn war."
§. 12. Priift man dieses System dadurch , dass man es
auf die Natur der Hechnung bezieht, die auch negative Grös-
sen kennen und führen will , so fällt alsbald auf , dass im
Svstem des Alterthums schon eine negative Linie nicht möo-
lieh war ; da auf einer und derselben Linie diess- und jenseits
des Mittelpunctes einer Kugel stets ein anderer gleich absolu-
ter Radius sich fand , dessen Existenz imr dadurch ihre Inte-
grität bewahren konnte, dass ein entgegengesetzter, das ist
negativer keine Raumlage zu seiner Verwendun<<- übri"- fand.
Indem dieses wieder von allen coexistirenden Radien auf gleiche
Weise gilt, deren jeder seinen eigenen entgegengesetzten her-
vorrief, aber auch eben dadurch auf seiner eigenen Lage mit
einem von dem absoluten Geg'enmann herrührenden negativen in
den gegenseitigen V^ernichtungskampf gerieth , so thut sich ein
Aveiterer die Systemverfassung bezeichnender Umstand hervor:
„dass diess System , so wie es die negative Grösse aus dem
ganzen Räume ferne hielt, keine Rechnung zu vertragen fähig
Avar, die auch nur zu negativen Grössen führt." ihm mussten
also schon negative Grössen unmöglich, oder wenn man will,
eingebildet sein. Wie denn das Altorthum auch in der That keine
Kenntniss davon besass. Es konnte dieselben auf dem Gebiete
der Geometrie nicht finden, wegen des Geistes, in dem dieselbe
betrieben ward; es konnte dieselben aber auch auf dem Felde
der Rechnung* nicht entdecken, weil auf diesem Felde gar nicht
gesucht worden ist," Sowie die Rechnung im Alterthume der
Geometrie gegenüber stand, wurde alle Ausbildung ausschlies-
send der letztern zu Theil , so dass sie demzufolge den ent-
schiedenen V^orrang vor der ersteren hatte, als welche nicht so
weit noch gelangt war , um für den Ausdruck individueller
112
Zahloii Zeichen zu besitzen, die von einem ans der Zahlnatiir
hcrvori'elieuilen («eselze l)e!ierrscht wären. Zwar, die Pyllia-
<:,oräer halten viel mit Zahlen zu thun , allein anstatt darin den
l'ormalen Ausdruck der sich wiederholenden Operation des
Setzens zu erblieken, setzten sie darin (Jeheimnisse voraus, die
ihnen im verworrenen Zusammenhange mit dem Sein der Dinge
erschienen sind. Wäre der Zahl ihr rein formaler Charakter
vindicirt worden, so hätte seine einfache Klarheit den Platz
jener Geheimnisse eingenommen, und hätte schon das Alterthum
sich der ftlittel bemächtigt, um Fragen erledigen zu können,
die selbst jetzt noch offen stehen. Indess der factische Zusttind
zeigt, dass es der Zahl nicht bloss am entsprechenden Aus-
druck gefehlt hat — man weiss, wie viel Mühe die Alten, z. B.
Arehim ed , nöthig hatten , um eine sehr grosse Zahl darzustel-
len — sondern selbst an einem bestimmten Begrift\ Erst nach-
dem seit Apollonius von Pergä die alte Geometrie auf ihrer
Höhe stehen geblieben war, kam, aber freilich erst viel später,
die Reihe der Ausbildung an die Rechnung, die nachdem sie
durch die Araber gepflegt worden, vom zehnten christlichen Jahr-
hundert an bekanntlich durch die Araber in Europa Eingang gefun-
den hat. Vor Allem musste aber, wie die Geschichte lehrt, die ara-
bische Zahlenbezeichnung und dekadische Zählung mit den damali-
gen Zählungsmethoden und Bezeichnungen der Zahlen durch Marken
auf und zwischen parallelen Linien in Concurrenz treten und sich
gegen dieselben behaupten, die Rechnung selbst aber mit der Be-
gründung der ersten oder sogenannten Grundoperationen beginnen
— ehe es dahin kam, dassStifel's Arithmetica integra Begrift'e
von Logarithmen und Binomialcoefticienten anregen konnte. Nach-
dem um 1550 P. Rani us (Pierre de la Ramee) schon die Dezimal-
rechnung der Bruchzahlen gelehrt hatte, schritt man bald nach
1600 zur Berechnung der Logarithmen fort. Alles dieses war
aber nur eine durch die Umstände gegebene, gewissermassen
instinktgemässe Ausbildung, auf einem Boden und einer Rich-
tung, deren die Zeit sich nicht scheint bewusst gewesen zu
sein. Denn es erhellet nicht, dass man nach dem Verhältnisse
der gleichfalls von den Arabern überkommenen Algebra einer-
seits zur Arithmetik, andererseits zur Geometrie gefragt hätte; ja
es erhellet selbst nicht, ob hier Verschiedenheit oder Identität
113
vorausofsotzt war. Und doch liängt so Vieles davon ab.
Nur dunkle unheslimnite Zweifel haben sich gellend ge-
macht und '/.ulet/-l ein llesullat iiervorgelriehen , dem so viel
Bewunderun«;- damals und seither z,ii Theil geworden ist,
dass man darum Anstund nahm, es auf seinen Werth zu prü-
fen. Es ist aber nothwendig hierauf näher einzugehen, da-
mit wie es vorhin hiess , der idealisirte Versland seine (ierech-
tigkeit übe.
§. 13. Mit der Arithmetik war auch die Algebra erstarkt;
und kaum hat sie das Zunehmen ihrer Kräfte wahrgenommen,
so fing sie auch alsbald an, sich mit der allen Geometrie /u
messen. Es war zwar alle die verilossenen Jahrhunderte durch
nicht klar, auf welcliem Boden, aus welchem (irunde , und zu
welchem Zwecke Alj:;ebra und Geometrie einander beffesnelen :
aber kurz — es kam einmal factisch und unhintertreiblich zu
dieser Begegnung. Es entspann sich unversehends ein gegen-
seitiger Commerz von beiden : es wurden nämlich Aufgaben
der Geometrie durch Algebra , und hinwiederum Aufgaben der
Algebra durch Geometrie gelöst. So suchte nämlich schon
Cavaleri (gest. 1647) den Inlialt von Flächen und soliden
Körpern mittelst Summirung von arithmetischen Reihen zu er-
mitteln, welche Methode nach ihm von Fe r mal und Wallis
noch ausführlicher angewendet worden ist; während auf der
andern Seite algebraische Gleichungen durch geometrische
Zeichnung oder Construction gelöset wurden. Und von dort an,
wo diese zwei verschiedenen Kräfte, Algebra nämlich und Geo-
metrie in demselben Gebiete — dem Baume — aufeinander
trafen , bereitete sich ein charakteristischer Kampf zwischen
beiden vor, dem es auch an merkwürdigen Niederlaii'en sammt
den Folgen davon nicht fehlt. Wir sahen nämlich die Geometrie
mit einer entschiedenen Ucberlegenheit, ja mit der vollen Allein-
heri'schaft im Baume, aus dem Alterthum herübertrelen, so
dass vor ihr die Algebra vollends verschwand. Nun aber ist
diese gross gewachsen , und kündigt sich ihr sofort als Riva-
lin an. Die Uebersicht über den Verlauf des gegenseitigen Be-
nehmens ist von dem grössten Belange. Die erste Art des
ZusammentrelTens, wo nämlich die Rechnung geometrische Auf-
gaben lösen half, schlug fast niemals fehl und gab eine grosse
IV. Heft. Sit/.b. d. inathem. natiirw. Cl. ö
Anstelligkeit des algchrnisclicn Calcüls kund , wenn es darauf
ankam, die Belräge der j^eonictrischcn Grössen durch ihre be-
dingenden Momente zu beherrschen. Man fand sogleich, die
Rechnung müsste zur Erzielung gar mannigfacher geometri-
scher Leistungen ein trefllicher Bundesgenosse sein. Die Be-
o-eo-nunff der anderen Art hinfielen, wo Aufgaben der Rech-
nung sollten geometrisch gelöset werden , Hess die friedliche
Uebereinstimmung beider nicht lange unverletzt bestehen. Die
Algebra forderte , dass allen aus der Rechnung sich ergeben-
den Bestimmungen und Umständen der Lösung, durchgreifend
genaue räunjliche Verwendung gegeben werde — die Geometrie
aber war kaum im vStande , auf vereinzelten, künstlichen We-
gen auch nur den Quantitäten zu entsprechen. So z. B. ist
aus den Eigenschaften eines Kreises bekannt, dass die Glei-
7^
chung Ak.Bk ^= mk . nk besteht, wel-
che mittelst s„ , , und < , uber-
{B k = b im k= c
geht in a. b = x (^c + xJoAevx^ + cx — ah\
woraus ar=—^ + A/ll + aö erfolgt.
Diess ist die algebraische Lösung der
Gleichung x^ + ex — ab = o nach der Grösse or , welche
otVenbar fordert , dass x zwei Werthe haben soll. Diese zwei
Werthe sollen verschieden sein, und zwar so wie diess das Vor-
zeichen der Wurzelgrösse Y/£Jl_i_ß^ bedingt; woraus man
erkennt, dass nicht nur die Zahlwerthe verschieden sind, son-
dern auch, dass während der Eine (wegen Y/£J^+ ^J^l/JLI
positiv sein muss, der Andere negativ erscheint. Die Geometrie
soll nun diesen Unterschied sowohl im Zahlwerthe als in
dem durch das Vorzeichen bedingten Gegensatz ersichtlich
machen. Allein der Zeichnung, aus welcher die Gleichung
folgte, entspricht nur der positive Werth x = km. Sucht
man auch dem negativen Raum zu verschaffen , so wird höch-
stens möglich, unter der neuen Voraussetzung, dass kn = x
sei mithin die Gleichung sich in x (^x — c} = aö, das ist
x^- — ex — ah = o verwandle, als Lösung <a? = r +.1/ — + ub
115
zu erhalfen, worin der obere Wertli, der znni Orle n wirk-
lich |»asst, der ne^^ative des früheren Falles ist. Allein in-
dem dieser negative Werfh hierdurch einigen Sinn gewinnl,
so nuiss auflallen, dass diess wieder nur auf Kosten des andrrn
möglich war , der nun wieder seinerseits keine Verwendung
hat. Wird hier wolil der Uelalioii des Positiv- und \egativ-
sein irgend befriedigende Aufklärang zu Theil , oder ist die-
selbe vielmehr schon im vorhinein gar nicht möglich, weil so-
wohl a und h, als auch c positiv auftreten, ungeachtet sie ver-
schiedene Lagen haben. Ks lässt sich in der Tliat durch »ar
nichts begründen, dass das positiv ausfallende x die Lage
von c und nicht die von b oder a haben müsste, so wie auch
umgekehrt, dass es längs h oder a fallen müsste und nicht
auf c. Und bedenkt man , dass die Divergenz der Lagen von
b und c, sowie auch der Ort k auf keine Art dergestallt deter-
minirt sind, um nicht insgesammt verschoben werden zu kön-
nen, so geht hervor, dass es dieser Geometrie nicht möglich
ist, irgend eine Lage als ausschliessend possitiv zu fixiren.
Und eben darum kann auch die ihr entgegengesetzte oder ne-
gative keine Bestimmtheit gewinnen. Solche Fälle hal)(Mi , je
häuilger sie wurden, der Veteranin desto grössere Verlegen-
heiten bereitet, je mehr zu sehen war, dass die Rechnung un-
beugsam allzeit Eines Sinnes ist, dass sie von der räumlichen
Verwendung aller ihrer Grössen , welche bei höheren Polenz-
ffraden durch Wurzelausziehung aus ihnen schaarenweise her-
vorbrechen, niemals ablassen wird, während die (ieometrie sich
bewusst sein müsste , dass ihr schon eine negative Grösse
etwas imaginäres war. Der bis auf den Grund gehende Zwie-
spalt zwischen beiden, und aber aucl» die leidige Unmöglichkeit
einer je mehr herzustellenden Uebereinstimmung lag als olVenc
Thatsache vor. Wie sehr auch die Geometer sich abmühen
mochten, es zu einer Vereiniü-unu; der Rivalen zu brini>en —
die Rechnung grill' mit einer Consequenz und Fntschiedenheit
durch, dass man nicht umhin konnte, sie eben darum werthzu-
schätzen und in dieser wohlgeordneten Kraftäusserung ein
noch nicht gehabtes Instrument zu erkennen, wenn es darauf
ankam , irgend widers|)ruchlose Resultate zu entwickeln. So
wendeten sich die Iloll'nungen und Krwartungen der' Denker in
8 ^
110
Masse der RcchiiuHS; zu, wälircnd die Goonictrie mit dem
gebrochenen IJewusstseyn verlassen wurde , und so tra-
ten Euklid, Apollonius und A r c h i m e d in den Hin-
tergrund.
§. 14. Indem die allgemeine Ansicht diese Richtung ge-
nommen hatte, war die Niederlage der alten Geometrie ent-
schieden. Nichtsdestoweniger Hess die Rechnun": sich die ein-
mal versuchte Reherrschung des Raumes nicht mehr nehmen;
— es wurde auch fernerhin in Anwendungen auf den Raum
gerechnet ; allein , anstatt vor der schon organisirten alten
Geometrie ausgehend , die Rechnung mit üir zum Einklang
bringen zu wollen, wurden nunmehr geradezu umgekehrt, die
Raumzeichnungen abhängig von der Rechnung bestimmt. Hier-
durch war thatsächlich der Primat der Rechnung vor der alten
Geometrie auf der Raumunterlage in Vollzug gekommen , und
von da an hat bis jetzt die Rechnung im Raum und seiner
Analyse die Oberhand.
Die Bezeichnung der Grössen mit Plus und Minus wurde
jetzt der alten Geometrie zum Trotz als Grundlage angenom-
men, es wurden solche Grössen in Functionen verknüpft , und
das was die Rechnung aus ihnen hervortrieb , als massgebend
für die neuere Geometrie, als deren eigentlicher Gehalt aufge-
stellt. Es wurde der Raum als völli"* unbearbeitet gesetzt und
vorgenommen, und was in ihm erscheinen, in ihn gezeichnet
werden sollte , rein von der Rechnung erwartet. Und so hat
eine selbstständige neuere Geometrie in den dargelegten Um-
ständen den Anlass zur Entstehung, und in dem erfindenden
Scharfsinn ihrer Begründer ilire Organisirung gefunden. Es
liegt nunmehr auch noch daran, den Organismus dieses neueren
Systems seinem Charakter nach kennen zu lernen, um in der Lage
zu sein, sowohl eine Vergleichung mit dem alten Systeme an-
stellen zu können, als auch die Bedeutung der bereits ge-
machten Erfahrungen des neueren Systems im Lichte zu er-
blicken. Ich halte es für nothwendig, hier an jenen Scheideweg
zu erinnern, der im §. 11 vor Augen gelegt worden ist, da
es nämlich aufgegeben war, in der Alternative zwischen Ver-
werfung oder Anerkennung der Unterschiedenheit der beiden
117
Linien, die einen Winkel ein.sclilie.ssen , zu wählen. Die nite
Wisseiischnl'l hatte zur IJasis die Verwerlunii; der Unterschieden-
heit. Indem die neuere Geometrie von der Grundlegung- der
alten ahüegangen ist, hat sie dadurch an den Tag gelegt, dass
sie auf jenem Seheidewege zu der andern Alternativen gehe.
Indem al.so auch die Erörterung von jetzt an ehcn dahin über-
geht, wird es die weitere Frage sein: Oh der Geist dieser
andern Alternativen, als welche in der Anerkennung jener IJn-
terschiedenheit besteht, in der neueren Geometrie die Geltung
wirklicii erlangt hat, zu welcher die Uichlung* genommen
worden ist.
Jij. 15. Nachdem durch Descartes Geometrie vom Jahre
1087 die neue IJalin gebrochen war, indem er namentlich in
der H. Abtheilun"" des ü'enannten Wcrkchens den "anz neuen
Versuch gethan : die Natur aller ebenen Curven durch eine
charakteristisch sogenannte algebraische Gleichung zwischen
zwei (irössen darzustellen, die als Coordinaten gleichabsolut
aber auf einander senkrecht sind, so lenkten alsbald alle Rech-
ner in diese neue Laulbahn ein , und es sind die Fragen über
Berühruiigen , grösste und kleinste Ordinalen, llectiflcationen
Quadraturen der Curven und ähnliche Probleme, wie man weiss,
die interessantesten geworden, und denselben war es sogar
beschieden, die (ieburlsställe einer neuen Rechnungsart zu
werden, die sich zu einer merkwürdigen Brauchbarkeit an-
stellig zu zeigen begann, nämlich des Diirerenzen- und Difle-
rcnzialcalcüls. Mit der Ableitung und Fntwickelung* von ebenen
Curven aus algebraischen Gleichungen, war auch Format
neben Descartes aufgetreten und so concentrirte sich ge-
raume Zeit aller Scharfsinn in der Analyse der ebenen krum-
men Linien, bis endlich Clairaut im .lalire 1732 der Krste
den Lebergang zu Curven von doppelter Krümmung gemacht,
und so den Raum erschöpft, mithin das System vollendet hat.
Er drückt, wie bekannt die Natur dieser Curven durch Glei-
chungen zwischen drei Coordinaten aus. Das System ruht also
auf einer dreifachen Wiederholung von + und — , wie dies
zur Erschöpfung des Raumes unumgänglich schien , und cha-
raklerisirt sich demnach dadurdi , dass zu seiner Verfassung-
nur drei Richtungen verwendet sind , die als gleichursprüng-
118
licli txler ahsolul, til.so einander glcieligeltcnd , das ist coordi-
iiirt belraclitet werden. Während das alte System unendlich
viele Coordinaten zählte , zählt dieses drei. Fragt n»an nun,
wclehe Fortschrillshewegiing die Geometrie gethan. da sie vom
alten System zum neueren überging , so liegt es nunmehr auf
flacher Hand : es geschah der Uebergang in der Grundlegung
von unendlich vielen in die Verfassung aufgenommenen Coordi-
naten zu dreien — (ein analoger Uebergang mit jenen, wo ein
Staat von der reinen Demokratie übergeht zum Trium-
virat}.
Die Richtung des Fortschrittes ist hierin also mit Bestimmt-
heit ausgesprochen, sie zeigt nämlich an und geht den Weg
der Coordinaten-Verminderunff. Und kommt ferner noch hinzu,
"O
dass noch heute die Wissenschaft auf dem Boden des Drei-
Coordinatensystems steht, so liegt der übrige noch mögliche
Schritt klar vor Augen. Es ist nämlich noch die Möglichkeit
übrig, nur Eine Einzige absolute Richtung zur Grundlage zu
nehmen. (Dieses wäre wieder analog dem Uebergang vom
Triumvirat zur Monarchie). Die Möglichkeit eines solchen
Schrittes hat demnach für aufgezeigt zu gelten, und zwar wie
gesehen worden nicht nur historisch, sondern, wenn man auf
die Eigenschaften der anfangs betrachteten Function /" (9)
sieht, auch algebraisch, oder dem Gehalte nach . . Nach die-
sem wird über die leitende Idee der vorliegenden Arbeit kein
Zweifel übrig bleiben können; es hat nämlich die zweite der
im §. 11 ausgesprochenen Alternativen, wie erklärt worden
ist, den Umstand für sich: dass sie allein es ist, bei welcher
eine Rechnung der Lage wenigstens nicht schon im tiefsten
Grunde erstickt wird; dabei ist auf dem Boden dieser Alter-
nativen bloss ein Drei-Coordinatensystem entstanden, welches
einerseits eine Rechnung der Lage noch nicht ergeben,
andererseits aber den so eben angekündigten Fortschritt
noch übrig gelassen hat, „und dem, in der Aussicht, dass
er mit der Begründung einer Lagerrechnung im engsten
Zusammenhange stehen müsse , zu thun , ist Ziel dieser
Arbeit."
Es kommt nur noch zu fragen : ob dieser vorbe-
reitete Schritt auch durch ein auf der Natur des Drei-
Coordlualen - Systems beniluMulos Ilodürfniss «^jegrüiidcl
wird.
§. 1(J. Auch auf dieser Seite liisst siel» das BcdiirCniss
hierzu in iiiaiiiiijifaclier Gestalt soiiar hislorisch- llialsäelilicli
erweisen. Das neuere System hat nämlich zwar unstreitii;" jeder
von ihm abhiin<2i"en Wissenschaft i>:rossen Vorschuh geleistet:
so muss ihm, um nur heispielsweise zu reden, afs ein wichti-
ges Verdienst verdanket werden, dass es kraft der Rechnung',
die in ihm massgebend ist, die Resultate erzielet hat, wodurch
sich die neuere Astronomie überhaupt, die neuere Mechanik
und Physik bereichert erkennt; aMoin alles dieses vermag nicht,
vergessen zu machen: dass es ja die Gesetze der Rechnung
nur sind, denen die leistende Kraft innewohnt, also das System,
soweit mit dem freniden Federn ireschmückten Vo!"el "leich
dasteht, und dass man mit Bedacht fragen kann: Ob das
Coordinatengerüst des Systems den Aeusserungen dieser Kraft
nicht etwa, gleichwie das alte, Abbruch thut. Würde solches
sich als Thatsache aufzeigen lassen, dann würde man minde-
stens sagen können, das System streite mit sich selbst, die
Fortschrittsbewegung sei noch nicht an dem rechten l*uncte,
noch nicht am Ziele angelangt , und es ergäbe sich ein ße-
dürfniss zu dem vorgedaehten Schritt. Der Organismus des
Systems widerspricht aber wirklich den Gesetzen des Calcüls.
Denn, indem das System nur Plus und Minus kennt und ver-
trägt, bringt die Rechnung auch die Form y — 1 hervor; zu
geschweigen, dass sie auch zu |/ — 1 u. a. führen kann. In-
dem aber der Primat der Rechnung vor der geometrischen
Grundlage in diesem Systenie zur bislorischen Thatsache ge-
worden ist, weil dasselbe von Descartes eben auf dieser
durcli die Gesciiichte ins klare Licht getretenen Basis gebaut
wurde, so ist es widersprechend, wenn das System die imaginäre
Form |/ — 1 nicht etabliren kann. >N ird diese aber etablirt,
-<d
und zwar wie die Rechnung erheischt im Sinne j/ — 1
wie oben gesehen worden, so ist es abermals widersprechend,
dass auf den Linien B und />, die imaginäre Form theiis mit
einer positiven, theiis mit einer negativen Grösse iusammeii
120
goCülii'l wird : Da sie hier einander gegenseitig delogiren , in-
dem nur Eine den Platz hehanpten kann. In solelieni Falle je-
doch, wo wie hier, eine Ilaunianweisnng nach algehraischeni
Gesetze mit einer von blosser Willkür herrührenden in Colli-
sion geräth, kann der Ausweg nicht zweifelhaft sein ; es niuss
g-egenüher dem Gesetze, die Fiction verschwinden, weil diess
die Bedingung" ist, unter welcher allein das anerkannte Gesetz
zur Geltung und durchgreifende Consequenz zur Verwirkli-
chung kommt. Auf den speciellen Fall f (n) = — 1 aber ge-
sehen , so muss man inne werden, dass dieser in dem System
wirklich zugelassen ist, — denn negative Coordinaten sind
darin. Beides zusammenfassend, muss man zu der Erkenutniss
kommen: dass in diesem Systeme die zweite im §.11 hervor-
gehobene Alternative weder ^eläugnet, noch vollzogen ist.
Soweit bleibt hier der system- bauende Scharfsinn auf halbem
Wege stehen ; es liegt darin etwas Anlage zum Guten , aber
nichtsdestoweniger herrscht auch Neigung zum Rückfall vor,
und die Wissenschaft im Ganzen erscheint, in einem solchen
Zustande der Lähmung- , als ob sie eine Erbsünde trüge. Mö-
gen die durch Fiction aufgestclltcu Coordinaten eine wie im-
mer gewählte Lage haben, das heisst : mögen dieselben ortho-
gonal sein oder schief; der Widerstand, den sie dem algebrai-
schen Gesetze entgegenstellen, ist seiner innern Natur nach
kein anderer, als jener war, mit dem das algebraische Gesetz
gegenüber der Geometrie des Alterthums zu kämpfen hatte.
Denn , man kann nicht bloss die Wahrnehmung machen , dass
die Formen |/ — 1 in allen Fällen, wo sie vorkommt, vom
Eintritt in das System ausgeschlossen wird , sondern auch
Fälle sogar zeigen , wo selbst die negative Form etwas Un-
mögliches ist. Um Letzteres zu sehen , braucht man nur den
Krümmungsradius irgend einer Curve zu rechneu, so tritt der-
selbe mit dem Vorzeichen +^ auf, um die Erfahrung herbei-
zuluhreu, dass nur der positive Werth einen Sinn hat und
verwendbar isl, während — den Zufall ausgenommen, der am
Wendepuükt zwischen Convexilät und Concavität sich insinuirt
— zwischen der ganzen andern Hälfte des Ilesultats und dem
System die Frage auf Sein und Aichtsein geht. Dessgieichen
findet Statt, wenn aus den Coordinaten eines Ilaumorts der
121
lladiiisvector, einfaehcii Falles iii der Form r- ^ x- + //" -h o- ge-
geben wird, woraus i^lelclifalls r zweiwertliii;' Coi^l. IJedenkt
man iiocii , dass /• liiVr und dort Kwciwertliii;' hervorgeht, mögen
die Coordinat(!n , welcliem ()r(e immer zugehörcn, oder mögen
die verschiedensten ahsoliiten Werlhe dersell)en, bei ihrer In-
dej)cn<l(Mi'A, wie immer mit -+- und — verbunden seyn ; so setzt
sieh dieser positive Vcctor ganz- naeli Art und Geist der allen
Geometrie in allen Uaumlagen fest, so dass in Beziehung auf
ihn das Vorzeiclien „ — " aus dem ganzen Räume hinausgewie-
sen wird, mithin in dieser IJeziehung die negative Grösse
unnjöglich crsciieint. Das neue Carte.sische System hat also
die Kigenschaft, die negative Grössen unter gewissen Ti-
teln, z. B. als Ordinate, Abscisse, zu kennen, ihr die Aufnah-
me zu gestatten, unter andern z. B. als Badiusvector ,
Krümmungsradius , dieselbe aus dem Baume hinauszuweisen,
d. h. ihm ist diese Grösse bald möglieh , bald das Gegentheil.
Und dieses kann nicht consequent sein. Wir wollen aber wei"
ter sehen.
§. 17. Fs ist sicher ein wesentliches Erforderniss eines
wissenschaftlichen Systems, dass das, was axiomatisch zu
Grunde liegt, und woraus durch vSchluss neue Erkenntnisse
ermittelt werden sollen, ein Evidentes sei, oder dass es, das
System nämlich, seine Ansialt und Mittel vollkommen kennt.
Ich beabsichtige hier nicht, noch einmal auf die Verlegenheiten hin-
zuweisen, die schon aus den Formen \'' — 1 und |/ — 1
u. a. hervorgegangen sind, weil über diese, wiewohl nichtig
und grundlos ben)erkt werden kann, sie seien in die Verfas-
sung des Systems nicht einverwebt, sondern es reicht hin, die
negative Form in Frage zu ziehen. Selbe steht ollenbar im
System uriter dem Namen der negativen Coordinaten. Die
Geschichte vermag aber wenig Licht über diese Grössenf(trm
zu verbreiten. Schon Descartes, also derjenige, dem das
System den Ursprung verdankt, traute dieser Zahlform ni«;ht
und nannte selbe falsch. \>'ar eine aliiebraische Gleichun«»'
(und solche wurden die Geburtsslälte der neueren Geometrie}
nur durch negative Werlhe zu erliillen, so wurden diese von
ihm, charakteristisch genug, falsche Wurzeln genannt. Was
\'>2
mochte wohl dio Ursache dieser ücnennmii:; sein? Man hrauchl
:il)er niclit bei I) e s c a r t e s dieserwogcu anÄulVai^en, auch L e i b-
nitZi und Job. liernoulli baben siel» darüber nicbt vereini-
gen können, und naelideni sieb ü'an/ie iMensebenalter müde "'e-
forscbt baben, wie x. B. aus Tbibaut's „llisloria controversiao
circa numeroruin neg'ativorum et impossibilium logaritbnios.
(jottingae 171)7." erseben werden kann, baben selbst Gconieter,
die der Jclztzeit viel näber steben , noeb gefragt: Ob wobi
das Cbarakteristiscbe der isolirten negativen Grösse auf die
Lage oder auf den Zabhverth zu bezieben sei? Dass es mit
der Durcbfübrung des Merkmals der Lage nicht ins Reine
koninien konnte, war sebon oben zu seben , indem das Coor-
dinatsystem die negative Grösse bald möglich findet, und bald
nicbt. Auch d^Alembert nannte das Princip der Lage obscur
und vag. Und dass das Zablwertbprincip die Zweifel zu unter-
drücken nicbt vermag, wornach Alles, was negativ ist, kleiner sein
soll, als jeder positive Werth , kann d'Alemberfs sehr gut
treffende Proportion 1-| 1 = — 1-^1 zur Genüge lehren, wenn
wornach 1 > — 1 wäre, auch sein müsste — 1 >> l , da nur
fallende Verbältnisse einander gleich sein können, — was aber
widersprechend ist. So dass auch dieses Princip in sich selbst
zerfällt. Ein leidiger Zustand : dass nur Zablvverth und Lage
an einer Grösse sich unterscheiden, und in der Alternative,
dass entweder diese oder jene helfen soll — diess keine zu
thun im Stande ist. Man sieht das System hat die fernere
Eigenschaft: seine eigenen Elemente nicht zu kennen, oder
Nicbtevidentes zu Grunde zu logen. Es ist sogar, sagt Carnot,
nicht einmal richtig, die Grössen + und — gemeinscbaftlicli
reel zu nennen; denn wären sie es auf gleiche Art, warum wäre
dann die zweite Wurzel aus der einen nicht eben so reel, wie
die aus der anderen?
Nur anmerkungsweise sei hier gesagt, dass der vorge-
schlagene Fortschritt auch hier zur Versöhnung führt. Bedient
man sich, um der d'A 1 emb e rt'scben Proportion aus ibren
Schwierigkeiten zu helfen, der Lagefunction /" (6} in dem
speciellcn Falle /' (2 ^) = f (?r) • fi^) ? *>*^ '»'^t "''t" evident
/■(2n^)-^ /■(;r) = /"(tt) — /"(o) was eben dieselbe Proportion
ist, aber mit Beleuchtung der dort so paradoxen Relationen ;
so «lass man cpsidit, warum «lio ncuativf! (irösse /" (~) in der
Thal sowohl kleiner als die positive, nänilicli /"(;t) < /'('i -) ,
als auch grösser als dieselbe nämlich / (-) >• /"(o), sein kann. Die
inter|)()nirle Laiicgrösse kann nämlich Itaid grösser hald kleiner sein.
§. 18. Unter den Fragen der Phoroiiomi(! ist diese gewiss
eine der wiclitigslen , welche den analystischen Ausdruck für
den y-urückgelcgten Weg' verlangt; es ist diess eine Frage nach
einer individuellen Function der Zeit. Welche Antwort aher wird
ihr 7iU Theil? Ist es ein s:eradlini<>er AV^ec- so üiht es dafür
die elementaren Formeln .t = c t ; s = % g t'^ \ s = a cosOt,
und ähnliche, die wirklich Zeilfunctionen sind, obwohl sie noch
immer die Richtung- des Weges verschweigen. Ist die Bahn da-
j^egen krunim, so verschweigt die Analyse selbst den absoluten
Weg, Sie gibt nur eine ausweichende Antwort, indem sie bloss
die g'eradlinigen Bewegungscompouenten nennt, und wird die
resultante Bahn verlangt, so geht unter ihrer Eutwickelung
die Zeit verloren, und man erliält einen Ausdruck zwischen
den Coordinaten, ohne Zeit; also keine Zeitlunction mehr.
Wahrlich ein starres Resultat, welches nur ungenügend er-
scheinen kann. Und so hat diess System die weitere Eigen-
schaft, geradlinige Bewegungen zu kennen, krummen Bahnen
dagegen nicht gewachsen zu sein, da doch diese wohl fast die
einzigen wirklichen sind.
Auch dieser Umstand spricht zu Gunsten des vorgedach-
ten Fortschrittes; denn es kann in der That nichts einfacher
sein , als in der Function f (Oj die Grundgrösse 0 in zwei
Factoren aufzulösen, davon der eine die Zeit vorzustellen hat,
und alsbald hat man durch 6 = et, bei constanten Werthen
für (I und r, die Form r = a f {c t), welche selbst untei* ab-
laufender Zeit schon eine Kreisbahn genuin repräsentirt, worin
a die constante Centraldistanz ist, die peripherische Geschwin-
digkeit — ca, die Winkelgeschwindigkeit — f. der zurückge-
legte Weg = aci, und der jeweilige Rauujort am Ende von
r erscheint; wozu noch kommt, dass der initiale Zustand mit
O=ct = o das ist t= o, auf die absolute Lage zu beziehen
ist, von wo aus die Bewegung sich entwickelt.
^. 19. Auch Leibnilzen's Scharfblick draui>- tief in
die Verfassung des Systems ein. Und es ist eine wolil
IrelVeiide Boincrknng", die er iliessfalls tlial: Er veniiis.se In der
neueren Aiialvist^i überall nocli eine Reeliiiunj!; der La^e, von
der er dalVirlialte, dass sie v(»n der llechniiii^; der Grössen würde
verscliieden sein müssen, die aber ausÄiiCüliren niebt einmal noch
vcrsucbt worden sei. Er sah also wirivlicb von dem Stand-
punkte des Primats der Rechnung- vor der Geometrie, auf das
System hinüber, dachte sich die Algebra als yaiv Herrschaft
im Raunie berufen — denn wie konnte er sonst Lag'c und
Rechnung in Verbindung bringen? — und fand : die Lage könne
nicht anders als von den gewöhnlichen Grössen verschieden, in
die Recbnung einbezogen sein. Wahrlich, jemehr man das Eigen-
thümliche eines Systems denkt, welches auf nur Einer absolu-
ten Richtung ruht, und den spähenden Blicken Leibnitzen's
beobachtend nachfolgt, der schon beiläufige Umrisse sich davon
zu entwerfen begann, desto mehr wird man erkennen, dass er
es bergab hatte, den letzten Schritt zu thun. Indess hiervon
abgesehen, bleibt die historische Thatsache stehen, schon da-
mals sei es ein Redürfniss der Algebra gewesen, sich der Lage
als einer besonderen Grösse vom Grund zu bemächtigen, und
schon damals habe der Wurm an des Coordinatsystems Stützen
genagt. D'Alembert hat unzweifelhaft in gleicher Weise einen
Standpunkt eingenommen, von wo der alle Zweige des Calcüls
organisirend durchwehende Geist erschaut wird, und wo Ein-
zelnheiten nicht mehr hindern können , die Angelegenheiten und
das Loos der gesammten Wissenschaft mit einem allgemeinen
Blick zu umfassen, und er hat den nämlichen Mangel erkannt.
Ja noch melir, indem er vermuthete, dass eine besondere Rech-
nung" der Lage viel zur Vereinfachung* des Calcüls beitragen
dürfte, konnte er (S. Encyclopedie , Art. Situation) der freilich
unbestimmten und dunklen, immer aber bedeutungsvollen Be-
sorgniss sich nicht erwehren : dass die gegenwärtige Verfassung
der Analysis mit ihrer Goniometrie, sich mit einer solchen andere
Wege gehenden Rechnung der Lage nicht würde vereinbaren
lassen. Ihm schwebten also für die Integrität der vVnalysis noch
in Reserve stehende Gefahren vor. Man kann nicht umhin, in
diesen Tliatsachen und Urlheilen Symptome eines noch einmal
neu beginnenden Kampfes /wischen (Jeoniotrie und Rechnung,
als des Kampfes zwischen Fiction und algebraischem Gesetze
I
125
zu sehen, damit das Lcl/tere sein Recht sieh vollends vindieiro.
Denn, dass eine besondere Lag-orreehnnng" niöiilieh sei, diess zu
läiignen hatte Niemand den licriif nocli gefühlt; sie ist gar zu
üiit begründet, indem die neue Anaivsis, ja selbst von der
Alleriiativeu der IJnmüglicIikcit y-u jiMier der Mögiiehkeit (§. II)
die Riehtung genommen, auch bereits in dem speciellen Falle
f(jz^^= — 1 den Lageeinfluss in den Caleül berufen hat; so
dass nach geschehener Refreundung mit der leitenden Idee
(§. 15), nur den übrigen speciellen Fällen noch der Einiritt
zu erobern bleibt. Und weil denn neben dieser Möglichkeit, die
Mängel des neueren Systems zu Tage liegen , aucli historisch
zu Tage liegen, so ist es wahrlich nicht zu früh, erst jetzt
über das Redürfniss des Fortschrittes zu fragen, sondern viel-
mehr reife Zeit, demselben gerecht zu sein, auf dass der alte
Kampf zwischen Gesetz und Fiction ein Knde nimmt. Hiermit
dürfte das historische Redürfniss um den vorgedachten Schritt
gleichfalls begründet sein. Ungeachtet die Idee von einer Rech-
nung der Lage so alt, ist doch die Geschichte ihrer Verwirk-
lichung ziemlich arm , — wenn man von den Versuchen ab-
sieht, die wenngleich im Grunde verwandt, doch andere Rich-
tung hatten, wie <lie Untersuchungen über Grössen, die mau
negative und imaginäre genannt. Doch kann der Stand und die
Fortgeschriltenheit der Sache aus einem neuern Werke ersehen
werden , worin auch auf frühere Arbeiten Redacht genommen
ist, nämlich Carnot\s „Geometrie de position'' vom Jahre 1803.
Es ist diess ein grosser Versuch, der aber schon von vorne-
herein jedes eigene Ziel aufgibt, indem er erklärter Massen
sich an die gewöhnliche Goniometrie und das Drei-Coordinaten-
gerüslc klammert, mithin seinen Charakter und Restand von
diesen entlehnt. Nunmehr erübrigt also nur die Verwirklichung
des vorgedachten Schrittes. Indem auf diese Art ein System
zu Stande kommen soll , worin die Anzalil der coordinirten
Grössen auf das Minimum, auf Eine sich reducirt, so versteht
sich wohl von selbst , dass diess kein Coordinatsystem mehr
werde sein können, sondern dass dasselbe, weil alle Grössen
und Lagen als Untergeordnete nur Einer Absolute n erscheinen,
eher als ein Subordinatsysten« erkannt werden dürfte. Die Mit -
tel, durch deren Anwendung dasselbe sich des Raumes voll-
120
släiuHi»; l)emäolitI<»(, sind einfach eine jibsolute Zahlonlinic , wie
oben a, nml die Laii,efiinc(ion /" (0}, worin nicht nur 0 seiner-
seits alle durcli Hotation seiner Ebene um eine Axe erreich-
baren Lai;en feslxiiliaUen beslininit ist, sondern auch nach Er-
t'orderniss die absohiten Werlhe von a und 0 einxchi, oder
beide zugleich variabel sein, auch im gegenseitigen Zusammen-
hange auftreten können, um den Zugang ku den mannigfachsten
Orten im Räume nach den mannigfachsten Gesetzen zu bahnen
und zu regeln. Während weder die Geometrie des Alterthums,
noch das Dreicoordinatensystem Recht hatten zu sagen, dass
ihnen irgend welche Lage im ganzen Raum als ausschliessend
positiv galt (denn dort gab es absolute Grössen in allen mög-
lichen Orten und Lagen, hier positive Vectoren gleichfalls in
allen Lagen, dagegen positive Coordinaten nicht in allen , son-
dern nur in drei verschiedenen Positionen) , so nimmt das
Subordinatsystem diesen Willkürlichkeiten den Nerv, und der
Täuschung den Spielraum weg, und gibt so den Grössenfor-
men in Anwendung auf entsprechende Raumverhältiiisse durch-
gängige Bestimmtheit. So wird der Algebra derjenige Sieg
vollends zu Theil, um den sie seit dem neunten Jahrhundert
auf europäischem Roden kämpft; womit auch der zweiten im
§.11 ausgesprochenen Alternaliven, endlich genug gethan sein
wird ... Es wird übrigens die Geometrie des Alterthums hier-
wegen keineswegs für überflüssig oder auch nur für ent-
behrlich erklärt, denn es ist gesagt worden, dass dieselbe nur
keine Rechnung vertrage, die zu negativen Grössen führt. Wo
die Rechnung daher nur auf absolute Grössen werthe, oder auf
Verhältnisse absoluter Grössenwerthe, oder auf aus absoluten
Grössenwerthen combinirte absolut bleibende Ausdrücke aus-
geht, da kann und wird die Geometrie des Alterthums nicht
minder wie die reine Arithmetik selbst ihre Competenz nie ver-
lieren, und kann soweit auch nicht entbehrt werden. Nur wo
im Gegentheile Grössen auf die Lage wirken da muss die
Rechnung auf das Gebiet des Subordinatsystems treten, und mit
dessen Mitteln ihre Probleme lösen. Die zu Rechnungen mit ab-
soluten Grössen gehörigen Mittel, als: Arithmetik, alte Geome-
trie, Infinitesimal-Calcül sind bekannt, und so erübrigt nur noch,
mit dem Innern Organismus der Lagefunction f (ß) volle lie-
127
kaiuilsoliaft zu machen, worauf nun unniillelltar in den Foli^cn-
den eingegangen werden soll.
Herr Dr. Ilarlniaun, Kdler von T ra n/.e nsli u I d , I'ro-
ft'ssoi- der Mathenialik an der pliilosophisolien Lehranstalt zu
(Jör/. , üherreichte ein Manusoripl : „Kin neues allgemeines Ge-
setz der Dreieckseiten und dessen Anwendungen/' mit dem Er-
suchen, um llerüeksiehtigung dieser Arheit.
Der Herr Verfasser geht von folgendem Lehrsatze aus :
>N iril in einem Dreiecke von» Scheitel des von den Seiten a
und b einücschlossenen Winkels zur dritten Seile eine Gerade
s gezogen, wodurch die Segmente c und d entstehen, so findet
die Gleichung :
(a- — c'' — .v=) d + (fi* — d'- — .9*-) c = o
Statt. Dieser Satz wird aus den einfachsten Griinden unmittel-
bar bewiesen und mannigfaltig angewendet.
Die Classe weiset die Abhandlung den wirklichen Mitglie-
dern, Herren Koller und Salomon, zur Uerichterslattung zu.
Von Herrn Ferdinand Peche, Dr. der Philosophie, ist
eine handschriftliche Abhandlung eingegangen, welche die Be-
stimmung der Integrale
+ «- ^ x^'^dx
r ^~" ^' und c
J ^sl A + Bx -^ Ca-2 + Ux^ J \
"-sj A^ Bx + Ca-2 + Dx^ J \J A ^ Bx ^ Ci- + ^Xr^ + A\i-*
wenn n eine ganze Zahl vorstellt, in geschlossenen Formen zum
Gegenstande hat.
(Wird den Herren Koller und v. E 1 1 i ngs ha u s e n zur
i{egulachtung zugetheill.)
Der Herr Verfasser spricht sich über seine Arbeit folgen-
dermassen aus :
Die Durchführung dieses Problems beruht auf drei Haupt-
ideen :
1) auf dem Lehrsatze: dass sämmlliche Integrale
f -z!"- m,d f --"-
J \] A ^ Bx ^ Cx"- + Dx'^ J V A + Bx + Cx^ + Dx'- + £x*
128
n'osohlossen integrlrbar soion, sobaM eines derselben, z. B. das
einfachste, die erwähnle Kigensohafl J»esitzt;
2) auf der IJelraehliing- der durcii Substitution im iratio-
naliMi iXonner eliiij;erührlen Ausdrücke vierter Abmessung". Es
kann nämlich die Lösung' des einfaclistcn Integrals, auf welches
die anderen zurückgeführt werden , durch keine einfachere Sub-
stitution als durch x— o + ^— r einffeleitet werden:
' 1 + rn^y + «,»/- '^ '
dadurch wird zwar der irationale Nenner von achter Abmes-
sung, allein es sind zugleich fünf unbestimmte Grössen einge-
führt, die dem Zweck, einer einfachen Lösung gemäss, bestimmt
werden können ;
3) auf der Wahl jener Bedingungsgleichungen, für wel-
che eine Zurückführung des einfachsten Integrals auf bereits
gelöste möglich wird.
Die erste Hauptidee wird im ersten Capitel behandelt
und stützt sich auf drei Lehrsätze ;
A. Die Lösung der Integrale
+ »•<- /" x±"äx
r --^ .md r
J V ^ + Ar + Cx^ + Bx^ J V
V ^ + ß.r + Cx"^ + T>x^ J M A + Bx + Cx^ + Dx* + Ex'''
kann auf die der Inte<>:rale
/
xjL Ax
V(a---a2) (a^2_p2)
zurückgeluh it werden.
Zur jVachweisung dieses Satzes war es nöthig, zuerst das
Integral
/v
da?
\J A + Bx + Cx^ + Dx' + Ex"*
zu behandeln und dabei den gewöhnlichen Gang zu verlassen,
weil derselbe bei der weiteren Behandlung der allgemeinen Inte-
grale nicht mehr brauchbar wird; ein Umstand, den schon
Euler bemerkt und der ihn wahrscheinlich verleitete, diesen
Gegenstand voreil i"' zu verlassen.
B. Sämmtliche Integrale
/v
'—- ax
sind geschlossen integrirbar, sobald dasselbe von den beiden
Integralen
129
gilt.
C. Das Fntogi-al
a-- dar
/v
lässt sich auf das andere '
Ax
/v
zui'ücktuhrcn. Die Behandlung' dieses Satzes ist in diesem Ca-
pitel die schwierigste; denn sie erfordert in der Substitution
X = die zweckmässige Wahl der unbestimmten Grössen
b + u °
a und 6, da nur bei Einer Wahl diese Zurückführung mög-
lich ist.
Die zweite Ilauptidee wird in den fünf folgonden Capi-
teln behandelt.
Das zweite Capitel beschäftigt sich mit der Bestimmung
der W^irzelfactoren eines Ausdruckes vierter Abmessung. Ks
war hier wesentlich einen neuen Weg in der Auflösung der al-
gebraischen filcichungen vierten Grades einzusciilageu. Derselbe
wurde durch KinlVihrung zweier Hilfsbögen (p und f^ (wovon
öj eine Function von y, und 53 eine Function der Coefficienteu
vorstellt) eingeleitet. Es war zugleich von Wesenheit f,=f
zu bilden, wodurch die Gleichung einer Transformation bedurfte,
die in der Verringerung der Unbekannten um eine Grösse p
besteht, die wieder durch eine cubische Gleichung w = o be-
stimmt wird.
Bei der Bestimmung des Werthes w kömmt man auf den
Umstand , dass für dasselbe zwei Werthe und somit acht Aus-
drücke tur die Wurzeln resultiren. Es Hess sich aber erweisen,
dass, wenn die Wurzeln für den ersten Werlh von y durch
Sj, 0,, ^3,2^, für den zweiten durch Z^, Z.,, Z^, Z^ bezeiciinet
werden , folgende Beziehunu'en zwischen den AN urzeln der trans-
formirten Gleichung stattfinden: s, = Z, , s^ = Z^ , z^ = Z ^
z^ = Z,-^ wodurch zugleich die Gelegeniieit geboten wird, die
vier >A urzeln der biquadratischen Gleichung ohne Unterschei-
dung von Fällen in einer sehr bequemen und symmetrischen Form
IV. Hflt. Sit/b. (1. tnathein. n;itnru'. Cl. 9
anzusclii't'iluMi, Da üJttM'dii'ss «luroh die fJloirhung' o) = o fwr ft
tlrci Worllic re.siilUn'ii und die \N'tu-/,elii der hifjuadralisehon
fJloieliuiii;' als Funetioiieii der Coeflieieiilen und des p darg-estellt
sind, so war ziiii;leich der weitere IJeweis nölhiü;, dass für
sänunllielie p die Wurzeln dieselben VVerthc behalten, ohne
etwa in einander y.u iibergehen. Denn die Gleichung, die die
Werthe von y> liefert, für welche die Wur/iCln dieselben Werthe
behalten, zeigt sich als identisch mit der Gleichung oi = o.
Das dritte Capitel behandelt den Fall der rejietirten Wurzel.
Es wird aus der Verglcichung- der dann erscheinenden Form
eine Gleichung vierten Grades für y erschlossen, wovon der
gültige Werth zugleich der Gleichung- w = o genügen muss,
und welche erstere Gleichung- durch eine cubische ersetzt wird.
Zugleich ergibt sich für ein anderes j) eine zweite Darstel-
lung- der Wurzeln, welche den Vortheil gewährt, keine Unter-
scheidung bezüglich der Zeichen, womit die Radikale zu be-
haften sind, wie bei der ersteren , zu benöthigen. Es werden
weiterhin die anderen Gleichungen, die sich noch ergeben, be-
trachtet, wovon eine als mit der Gleichung- oi = o identisch
erwiesen wird. Die aus der Bedingung der repetirten Wurzel
fliesseude Bedingungsgleichung der Coefficienten wird hierauf durch
eine einfachere ersetzt, zu welchem Zweck das Stattlinden
zweier Gleichungen für einen besondern Werth von ;> unter-
sucht wird, und wobei sich zugleich ergibt, dass dieser zweite
Werth von p eine repetirte Wurzel von oj = o sei.
Im vierten Capitel werden die Bedingungsgleichungen für
drei gleiche Wurzeln ermittelt, und die erste Bedingung durch
eine einfachere ersetzt. Ferner wird gezeigt, dass die Glei-
chung w = o alsdann drei gleiche Wurzeln besitze , und zugleich
eine Eigenthümlichkeit erörtert, vermöge welcher die Form der
vierten Wurzel vereinfacht wird. Ebenso wird für den Fall,
dass je zwei und zwei Wurzeln gleich Wtären, eine Gleichung
für p aus der Form der Wurzeln ermittelt, und von ihr wie
von oi = o erwiesen, dass sie unbestimmt sind. Hierauf werden
die Bedingungsgleichungen dieses Falls erörtert und auf eine
Eigenthümlichkeit einer andern Gleichung gewiesen. Die Be-
handlung dieser Fälle ist nöthig, um zu zeigen, dass durch
dieselben das einfachste Integral nicht zur Lösung- vorbereitet
werden köiiiic, indem jeder dieser Fälle zwei nedin"unii',s"loi-
cluingcn voraussetzt ; dass daher das Inte<;ral nur auf Kine,
wenn auch lan<»\vieri<:ere >>'eise zur Lösun"- vorhereitct wer-
den könne.
Im fünften Capilcl wird endlich der Fall untersucht, wo
sich die biquadratische (»der die transformirte (ileichuuü; nacli dfii
Reg'eln einer quadratischen auflösen lässt, weil dieser Fall in
der späteren Durchnihruni;- des Integrals wesentlich wird. Ms
wird gezeigt, dass sich dann die IJedingungsgleichung- einfach
dahin üestalte, dass der erste Coefficient der Gleichun<>- oi = o
zu \ull wird, wodurch die cuhische Gleichung* für p zur qua-
dratischen wird; wie denn auch erwiesen wird, dass a) der
Werth p = o kein ^^ erlh dieser Gleichung' sein könne, und
b) die beiden Werthe von p einander gleich sein müssen.
Im sechsten Capitel wird die Gleichunj^ oi = o näher be-
trachtet, um die einfachste IJedingungsgleichung- für die repc-
tirte Wurzel der biquadratischen Gleichung- zu ermitteln. Es
wird zu diesem Zweck die allgemeine cuhische Gleichunii: be-
handelt, und die Wurzeln auf eine analoge \\'cise, wie bei der
biquadratischen, dargestellt. Es wird dann weiter zu der spc-
ciellen Gleichuiiü' a) = o, deren Coeflicienten zwei Dedinüun<»en
erfüllen, übergangen, und die Bedingungsgleicliung- zwischen den
Coefficienlen für den Fall einer repetirten Wurzel ermittelt.
Diese einfachste ßedingungsgleichung' hat nunmehr viel einfa-
chere Glieder in halber Anzahl.
Die dritte Ilauptidee wird endlich im siebenten Capitel
behandelt, nachdem sämnttliche frühere Untersuchungen als Be-
helfe hiefür dienen. Es werden im irationalen \enner von achter
Abmessung' zwei unbestimmte Grössen so beistimmt, dass beide
Mcjuadratische Theile desselben zwei gleiche Wurzclfactoren ent-
halten. Hierdurch zei-fällt das Integral in drei Theile, deren
irationalc \enner aber nur von vierter Abmessung sind. Es
werden zwei dieser Theile besonders behandelt und durch zweck-
mässige Substitution und die Annahme von zwei Hedingungs-
gleichungen, wodurch die Nenner die Form (x' — a") (a,*' — ß")
erhalten, zur weiteren Behandlung vorbereitet. Hierauf wird
zur Bestimmung' der fünften unbestinnnten Grösse die fünfte
Bedingungsgleichung der Art gewählt, dass die drei Theile
9 '
i;j2
sich auf zwol rcilucircn, du' dann nach bekannlcn Regeln inte-
grirbar sind.
Es erübrigt zwar noch, die einzelnen Integrale in Tafeln
zusaniinenzustcllen, welche Arbeit jedoch, mittelst der im drit-
ten bis sechsten Capitel entwickelten Untersuchungen direct
geleistet werden könnte, und von mir, der ich mich n)it der
Möglichkeil der Lösung begnügte, aus Mangel an Zeit nicht
weiter verfolgt wurde. Ferner wäre dieser Gang auch auf die
Inteo-rale mit irationalem Nenner von sechster und höherer Ab-
messung auszudehnen. Obgleich sich hier die Schwierigkeiten
häufen, weil algebraische Gleichungen von diesem Grade nicht
lösbar sind, so lassen sich dieselben doch auch auf ähnliche
AVeise behandeln, wie ich in einer spätem Abhandlung, falls
mir die Lage dazu geboten wird, mitzutheilen mir die Ehre
vorbehalte.
Herr Carl Langer, Dr. der Medicin und Frosector an der
Wiener Universität, überreichte eine Arbeit über den Haar-
wechsel bei Thieren und Menschen. In derselben wird der
Vorgang bei dem alljährlich wiederkehrenden Wechsel der
Behaarung an den meisten einheimischen Säugethierge-
schlechtern verfolgt, und auch am menschlichen Haare
nachgewiesen. Es war diess der einzige auf die Anatomie der
Haare bezügliche Gegenstand, der bisher nach dem neuen
Standpunkte der Mikroskopie noch nicht erörtert wurde. Es
ergab sich:
1) dass das untere Haarende nach Beendigung des
Haarwuchses sich vom Keime ablösst, zugleich in Form und
Bau ein anderes Aussehen gewinnt; es wird spitzig,
mark- und pigmentlos, daher durchsichtig, in Fasern zerklüftet.
Mit Recht sind daher die verschiedenen Formen der Haarzwiebel
als Altersverschiedenheiten aufzufassen. (Kohlrausch);
2) der Haarkeim zieht sich in eine knospenar-
tige Ausstülpung des Follicels zurück und ist mit
dunkeln Pigmentkörnern überkleidet, womit zugleich
die erste Vorkehrung zur Bildung eines Ersatzhaares getrof-
fen ist;
i3a
'f\) «licse \ (>rl»eroi(iiiii»eii /,iir Küdiiii*;' eines Kr.sal/.liaaros
sind schon einig'c Monate vor einlre Ion d eni ÄIaus»;n
cinü'eleitel:
4) hei ointrclendeni Mausen ist die lläutnng »les Fol-
lieels der erste (inind der Loekerung und des Ausfallens des
allen Ilaares;.
5) durch Anliäul'uiii^ von Pii;inentkörnern iiher dem Keime
und ihre Kntw ickelung- zu Zellen geschieht die liildung des
Er sat/i haares, die auf dieseihe ^^eise, wie in Kmhryoneii
vor sich geht, und hieinit
(5) von derselben Papille ausgeht , welche für das
eben ausgefallene Haar das Hildungsmaterial lieferte;
7) die innere ^^'u r ze Isch e id e, die ein sclbstständig'es,
in der Nähe des llaarkeims entstehendes (iebilde ist, umgibt
das neu keimende Härchen, g'leich bei seinem ersten Auftreten,
als eine cigcnlhüinliche Kapsel;
8) auch beim Menschen ist ein theilwcüser und unre-
gelinässiger Haarwechsel zu beobachten ; d(;r Vorgang- ist we-
sentlich derselbe wie bei den Säugethieren,
Herr IJeri'ralh Haidini»er stellte foliienden Antra"-:
Als ich am 4. Mai der liochverehrten ('lasse über die Her-
ausgabe des grossen Werkes von Herrn IJarrande über das
silurischc System von Böhmen den Ccnnmissionsbericht erstat-
tete, war es ihr von den obwaltenden Umständen abhängender
Beschluss, die Verhältnisse erst gtMiau geregelt zu sehen, unter
welchen Werke dieser Art überhaupt, vorzüglich durch die k. k.
Staatsdruckerei, in AngrilT genommen werden könnten.
Um doch einen schnellem AngrilT hervorzubringen, schlug*
ich später Herrn Harrande vor, den ersten Plan aufzugeben,
und dageg'en die einzelnen Abtheilungen, als unai)hängige Ab-
handlungen: „Ueber die Trilobilen. Cephalopoden" u. s.w. mir
anzuvertrauen. Ich würde sie der hochverehrten Classe in der
Art übergeben, dass sie einzelne Bände oder Abtheilungen der
Denkschriften ausmachen könnten. Mein Brief war Herrn Bar-
rande noch nicht zugekommen, als ich einen zweiten mit
einem abweichenden i*lane schrieb, mit dem Er übereinstimmte,
i
und (k'sseu Inliall ich heulo der hoclivcrehrtcii Cl.isse mit der
Bitte um ihre tVouiullicIio Tlunlii.iliiiie vor/iulegen die Ehre habe.
Ich schlug niinilich Herrn IJarrande vor, anstatt dass
die Akademie die llerausgahe selbst übernähme, würde ich
g'erne als Vermittler eintreten, um dasjenige, was die Formen
für die Unternehmung einer auf mehrere Jahre hinaus unver-
meldlichen Arbeit Unbequemes hätten möglichst zu beseitigen,
und dazu möge er mir für nieine Person die Herausgabe anver-
trauen. Ich würde sie unternehmen, wenn es mir geläng;e, von
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eine namhafte
Unterstützung' dazu zu erhalten.
Ich g"laube nun das Unternehmen in drei Theile nach den
Bänden, aus welchen das Werk bestehen soll, zu zerfallen, und
für jeden einzelnen die Erzeugungsmittel nach und nach herbei-
zuschaflen.
Für den ersten Band bitte ich die hochverehrte mathema-
tisch-naturwissenschaftliche Classe um eine Unterstützung von
1500 fl. Conv.-Münze.
Das Erscheinen des ersten Bandes ist soweit in der Aus-
führung der Platten vorgerückt (25 Platten Trilobiten und 19
Platten Cephalopoden sind vollendet), dass die Zeit der Vollen-
dung von dem Drucke der 60 Bogen Text abhängt, welche
ebenfalls grösstentheils druckfertig' sind. Mit der von der Aka-
demie bewilligten Summe würde möglichst hausgehalten werden,
zugleich würde ich suchen, eine Anzahl von Subscribenten zu
gewinnen, endlich kann der Band vollendet sein, bevor noch
alle Zahlungsverbindlichkeiten berichtigt sind.
Einen gleichen Gang würde ich für den zweiten Band im
nächsten Jahre, für den dritten in dem darauffolgenden einzu-
halten suchen. Ich würde auch dann nicht fehlen, die gross-
müthige Beihilfe der Akademie anzurufen, aber doch das Werk
jetzt schon unternehmen, ohne einen Beschluss der Akademie
oder der Classe zu erbitten, indem ich die Verantwortung gerne
so lange übernehmen will, bis dieses schöne Werk vollendet ist.
Einmal begonnen habe ich die volle Ueberzeugung, wird es
nicht an den materiellen Älitteln fehlen. Viele günstige Um-
stände voreinigen sich selbst in der gegenwärtigen Zeit , die so
sehr auf die wissenschaftliche Entwickelung nachtheilig einge-
i:j5
Avirkl Mal. Abvr »ewiss wird (li('j(Mii!;e Ailt<'i( <i,enie gcföi-dert
worden, dio aurli in den sclnvit'riiicn Tdiicii kraftvoll vorwärts
goscholuMi war.
I>i(> Stt'llim^-, welche ieh ühriiiens als llerausgobor eiiizu-
iieinneii heabsiclitiiie , ist folii"endc. Es werden 300 Exeni|»lare
des Werkes iredrnekt ; davon eriiält Herr IJarrande y,uerst 50.
Die ühriii'en sind zum Verkaufe hestinunt, llieils unniittfilhar an
Siihscrihenten , die ieli mir zu gewinnen angelegen sein lassen
würde, llieils durch den Itiichhandel. Ich würde die Stellung
so lange heihehalten. bis durch die Unterstützung der Akademie,
durch Suhscription , Beiträg-e und Verkäufe die Ausgleichung"
tier Forderungen der verwendeten Künstler und Industriellen
herheigelVilirl wäre, sodann aber den ganzen IVesl der Aullagc!
Herrn IJarrande überantworten, mit der Einladung, durch ein
letztes Anerkennunii-sschreiben an die Akademie den Vorifan"'
selbst vollsläudig abzuschliessen.
Es würde mir durch diese Stelluni»" <ieü,"önnt sein, die viele
zuxorkommende Gastfreundschaft, die ich selbst im Auslande
genossen, durch thatkräftige Vermitlehing- zum liesten der Wis-
senschaft», hier mit Dank zurückzuerstatten. Herr Barrande,
selbst Franzose, ein Ausländer, hat durch seine langjährigen
Forschungen in unserem eigenen Vaterlande sich grosse Ver-
dienste erworben. Ich darf nicht nur wünschen, dass die vielen
Arbeiten dem Ende entgegengeluhrt werden, ich glaube, dass
es meine VerpHichtung' ist, wenn auch in der bescheidenen
Stellung eines Herausgebers, dabei auch Hand mit anzulegen.
Das Werk selbst auf der Höhe der Wissenschaft ist eines von
jenen, die für immer dem Verfasser eine glänzende Stellung-
unter den \ orkämpfern derselben sichern, und das Land, auf
das sie sich beziehen , zu (unem classischen Boden in ihrer
Geschichte machen. Die Wissenschaft vor Allem andern ist be-
rufen, die Männer derselben aus allen Ländern und Völkern zu
verbinden. Sie ist es, die, treu gepllegt, gewiss am sichersten
den Geist der Eintracht und Brüderlichkeit vorbereitet, der
auf so vielen Wegen gesucht, aber leider nicht immer gefunden
worden ist.
Ich bitte die hochverehrte Classe dem folgenden Antrabe
einen freundlichen Beschluss angedeihen lassen zu wollen :
„Die inatluMnatisch-natui'wisscnscliafUirho Classc der kaiser-
lichen Akademie der Wisseiiseliaflen heuilligt dem wirklielieii
IMili;liede » illiclm llaidinger, z,ur Herausgabe des ersten Bandes
von Herrn Joacliin» Harrande's Werk über das silurische (ie-
birgssystem von Böhmen, die Summe von 1500 fl. Conv.-Münzc."
Die Chisse genehmigt diesen Antrag, und b(;schliesst sich
bei der Gesammtakademie für die Bewilligung des genannten
Betrages zu verwenden, welche auch ertheilt worden ist.
Herr Custos Dr. Fenzl stellt den Antrag auf eine Geld-
untcrstützung", im Betrage von 400 fl., für den aus Mexico auf
der Rückreise nach Wien begrifl'enen naturhistorischen Sammler
Herrn Carl Heller, in Anerkennuns^ seines Eifers und seiner
Beharrlichkeit, die er während seines dritthalbjährigen Aufent-
haltes in jenem Lande, unter den ungünstigsten Verhältnissen,
im Einsammeln naturhistorischer Gegenstände bethätigt.
Nachdem der Antragsteller die Akademie bei dieser Gele-
genheit über den ursprünglichen, die Einführung' lebender Pflan-
zen in die grösseren Gärten Wiens beabsichtigenden Reisezweck
Heller's, das kärgliche Mass der ihm von Seite einer kleinen
Actiengesellschaft hiesiger Handelsi>ärtner und Gartenfreunde
zugewendeten Geldmittel und den Umfang der von ihm seither
eingelieferten anerkannt werthvollen Sammlungen lebender Pflan-
zen und Sämereien in Kenntniss gesetzt, verbreitet sich der-
selbe des Weiteren über des jungen Mannes anderweitige Thä-
tigkeit und Umsicht in Anlegung von Herbarien , Einsammlung
von Conchylien, Insecten, Flussfischen und Reptilien (unter
welchen Gegenständen sich nebst vielen ausgezeichneten und
neuen Arten auch mehrere ganz neue und interessante Gattun-
gen befinden), wie noch über dessen Fata, die ihn während
des Krieges der Republik mit den nordamerikanischen Freistaa-
ten trafen, und zuletzt, aller Habseligkeiten berauj>t, nach Yu-
catan trieben. Als Beleg seiner muthvoUen Ausdauer in Ver-
folgung seiner Zwecke, führt Dr. Fenzl dessen Landreise quer
durch Yucatan bis Tabasco und Chiäpas in einer Ausdehnung
von 103 Leniias an, die er ffanz zu Fuss, theils allein, theils
1
in Hei^lcitunii,- (Miiiiier Indianer , olino heslinimter Aussicht auf
naclilialtiue UntcrsUilzunü,- aus der llriniatli, allen Gcfalireii und
den jirössten Hcschwcrnisscn trotzend, /.urücklci'te. Die UTOsscn
indianischen Sladle- und Ten))»»'!- liiiiiien von Ixnial, l*alen/,ue
und anderer Orte herührend, sanunelle Heller nach Kräften hi-
storische, i!;cogra[diische , statistische, etiinoj!;ra|)hische und lin-
guistische Notizen üher die hisher noch viel /m wenig' hekann-
ten Gegenden und ihrer Bewohner, wovon dessen briefliche, in
den Sit/iUugsherichteii der Akademie ])ereits aufgenommene Mit-
theilungen an den Antragsteller riihniliches Zeugniss geben.
Obiger Antrag wurde von der Classe und später auch voii
der Gesamnit-Akademie genehmigt.
Sitzung vom 9. November 1848.
Bemerkungen über den Glanz der Körper. Von
\V. Hai ding er.
Mau hat längst die Wirkung der Körper auf das Licht
unter den Modilicationen der Spiegelung, der Durchsichtigkeit
und der Farbe betrachtet, je nachdem die Strahlen zurückge-
worfen, hindurchgelassen oder verschluckt werden. Der Glanz
wird durch die ersten hervorgebracht.*} Er besteht darin,
dass die Obernäche der Körper die Gegensätze der hellen und
dunkeln Stellen der zurückii;eworfenen Bilder dem Auü'e des
Beobachters zusendet. 0 e r s te d ''•'*_) hat eine allgemeine Be-
trachtun"' für hinlänglich wichti"- "ehallen, um den Unterschied
des Glanzes und der Farbe durch die Verschiedenheit der Wir-
kung einer Körperoberfläche näher ins Auge zu fassen. Er
unterscheidet die spiegelnde und die zerlegende Reflexion, von
denen die erste den Glanz, die zweite die Farbe hervorbringt,
erwähnt aber dabei ausdrücklich , dass diese Zusammenstellung
eigentlich nichts wesentlich Neues enthalte.
Naumann stinimt, wie er selbst erwähnt, wesentlich mit
0er sied überein, indem er deünirt: „Unter dem Glänze der
*) Handbuch der bestimmenden Mineralogie. S. 328.
**) J'oggendorlTs Aiinalei,. Dd. 0(1. l«io. S. 4tt.
i;58
Kör[)(*r vcrslclil iii.ui dio, durcli die s pi ('i;'e lud r llencxum von
ihren inrlir und ucniücr i;lat((Mi Ohcrlläclioii hervüri»ebraclito
Erschoimini;-, sofern ni.ui dabei von der Farbe nbstruhirt." *)
Die Mineralogen sind eii;cn(lich am meisteu in der Las»**,
lienauere Delinilionen der verseliiedcnen Arten des (»langes xii
bedürfen, die einen Tbeil ihrer TerinInoloi;ie ausmachen, und
daher fest ])estinnnt sein sollten. Sie unterseheiden sie läng'st,
aber ihre Bedürfnisse und die Forscliunu^en der Physiker wur-
den bisher noch nicht vollständii»- in IJebereinstimmunff "ebracht.
Eini<>"e ßeobachtnng'en , die ich in der neuesten Zeit 7>u
machen (jlele<i,enheit hatte, so wie die Betrachtungen, welche
sich an dieselben anreihten, Hessen es mir wünschenswerth
erscheinen, die Verhältnisse des Glanzes wieder einmal für
sich abzuschliessen, und zwar so, wie Oersted es für das «Me-
than, was bisher gegolten hat, diejenigen Verhältnisse ins Auge
zu fassen, welche als Anfang weiter auszudehnender Forschun-
gen bezeichnet werden können.
Es ist insbesondere das Phänomen der Polarisation des
Lichtes, welches hier unsere Aufmerksamkeit fesselt.
Es gibt viele KiJrper, die hart genug sind oder hinläng-
lichen Zusammenhang besitzen, dass man sie mit glatten ebe-
nen Flächen versehen kann, die das Bild eines Gegenstandes
vollkommen, wie ein Spiegel, zurückwerfen. Es ist diess
eben die Spiegelung oder eine der unter dem Namen Glanz
begriffenen Eigenschaften der Körper. Man kennt die Metall-
spiegel, die vollkommensten Krystall- und Theilnngsflächen der
Mineralien, aber auch die Oberflächen der Flüssigkeiten, von
dem vollkommenen Spiegel der schwarzen Tinte, bis zu den
überraschenden Erscheinungen der Fata morgana oder Luftspie-
gelung.
Die Spiegelung wirft das Bild des Gegenstandes zurück.
Der spiegelnde Körper selbst kann undurchsichtig oder durch-
sichtig, farbig oder farblos sein. Die Luftspiegelung (mi-
raf/e) wird durch einen durchsichtigen farblosen Körper hervor-
gebracht, der noch dazu gasförmig ist. Er ist dadurch selbst
unsichtbar. Man kann diess das Ideal der Spiegelung nennen.
*) Elemente der .Mineralogie. S. 1^5.
IM)
Sie gibt (las Itild g-anx allein , währoiul man au deullich sicht-
baren Körpern, wimui sie auch i!,anÄ glalllläoliig sind, neben
und zuuleirh mit dem S[»ieii;elhilde des Gegenstandes aueli den
Kindrurk des Körpers seihst erhält. Je vollkommuer indessea
die Spiegeluni!;, un» desto stärker ist der dHanz.
Mehr und weniger vollkommene Kbenheit und l'oiiUu* bildet
einfach den Grad des (ilanzes, aber die Art desselben
hängt von einem ganx andern Verhältnisse ab. hie llaupleigen-
schaftcn der Körper, welche darauf lOiiilluss nehmen, sind die
Slrahlenhreehung und die Lichlpolarisalion der Körper.
Ohne sie durch eigene Benennungen zu bezeichnen, ist es
nicht möglich, sie auch nur einigermassen näher zu verfolgen.
Die Arten des Glanzes, welche die Mineralogen desswegen
längst unterschieden haben, sind: der Perlmuderglanz , der
Ginsglanz, der Fettgianz, der Diamantglanz, der M(!lallglanz.
Es lässt sich aus einzelnen Stücken von Körpern eine Ileihe
bilden, welche einen vollständigen Uehergang von einem dieser
festen Punkte zum andern, durch alle hindurch, dem Auge dar-
bietet, aber eine wissenschaftliche Betrachtung fordert die An-
gabe von Einzelnheiten , da ein blosser vorübergehender Ein-
druck nichts Vergleichbares enthält.
Einzelne vollkommen ausoehildete glallflächige Krystalle
besitzen nur eine von diesen drei Arten des Glanzes: Glas-
glanz, D iama'n tglanz, Metallglanz.
Als Beispiele des Glasglanzes können die schönen Dau-
pbineer, die Marmaroser und andere Bergkrystalle gelten, der
llyalilh, der Beryll und Smaragd, Cordierit, Axinit und andere
Gemmen, die weissen Nepheline, Adular in ganz homogenen
starkglänzenden Krystallen, der hellfarbige, durchsichtige Augit
(DiopsidJ, Chahasit, Skolezit, iValrolith, Baryt, Kalkspath, Fluss,
Salz, Alaun, Eis. Bleifreies (ilas besitzt den reinen (ilasglanz.
Der vollkonmienste Diamaniglanz ist der des Diamanles
selbst, aber auch der Zirkon, der hellgrüne Sphen, die lichl-
gelbe Blende, das Weissbleierz (Cerussit}, das lichte Rothgil-
tigerz besitzen ihn. iManche Granate, Vesuvian schliessen sich
an, der (ilanz ist weniger vollkommen, er ist häulig weniger
stark, weil die Flächen zum Theil weniger glatt und glänzend
sind. Hohe Grade des Glasglanzes nähern sich dagegen, wie
im Chrysoberyll und aiuleren Körpoi'n, öfters dem diamanlarli^eu.
(Jeringerc (irade erscheinen oft als Fe!li;lan/i. Dimkelfarbige,
«■raue, schwarze Cerussite, die dunkeln Blenden, UolhgiltigerÄC
nähern sich unvollkommenem Metallglanze.
Der vollkommene Melallglan/i des Silbers und fioldes, der
des llleiglanzes und Pyriles, ist charakteristisch genug, aber
CS gibt auch graue, schwarze, inetallischc Körper, wie Eisen,
Glaserz, Eisenglanz, an welche noch andere sich anschliessen,
wie Magneteisenstein, Kupferindig, deren Metallgianz nur noch
ganz unvollkommen ist, und die mit jenem metallähnlichen Dia-
niantglanz in einer Reihe zusammenschliessen.
Die Mineralogen unterscheiden noch den Fettglanz und den
Perlmutterglanz, aber diese sind eigentlich schon in den vor-
hergehenden enthalten und nur unvollkommene Erscheinungen
davon, wie bereits zum Theil erwähnt wurde. Mögen sie in
der Terminologie dieser Wissenschaft als nützlich beibehalten
werden, so hindert diess doch nicht, sie auf diejenige Stelle
zu setzen, die sie eigentlich einnehmen.
Vergebens wird man wahren Fettglanz, wahren Perlmut-
terglanz auf vollkommen glattflächigen und homogenen Krystallea
suchen. Der Fettglanz ist jederzeit mit geringeren Graden
des Glanzes und nicht vollkommener Durchsichtigkeit, grössten-
theils mit gelblichen Farbentönen verbunden, und erscheint aus-
gezeichnet auf den Flächen des unvollkommenen, besonders klein-
muscheligen Bruches ; er schliesst an den Diamantglanz und an
den Glasglanz an, den vollkommen glatte Krystallflächen oder
hell polirte kimstliche Flächen derselben Körper besitzen.
Der Perl m u 1 1 e r ff I a n z entsteht erst durch die Aufein-
anderfolge paralleler Lagen durchsichtiger Körper; er erscheint
vorzüglich auf Theilungsflächen, aber es ist nicht die einfache
Spiegelung von der Oberfläche, welche die Erscheinung her-
vorbringt.
Schon die allgemeine Vergleichung der im Vorhergehenden
als Beispiele benannten Körper deutet darauf hin, dass der
Glanz ein nahe unmittelbarer Ausdruck der Lichtbrechkraft der
Körper sei. Die Körper mit geringer Brechkraft besitzen Glas-
glanz, die mit einer bedeutenden Diamantglanz, die mit noch
stärkerer Metallgianz.
Will man versuchen, eine Anzahl dieser Körper nach dem
Exponenten des Hreehnngsverhällnisses zu ordnen, so trilVt man
bald auf grosse Lücken in unserer Kcnnlniss derselben, sei es,
dass überiiaupt von mehreren keine Mes.sum^en vorliej^en, sei
es, dass die zwei in der Uiehtun«^- senkrecht auf die optische
\xe einaxijrer Krvstalle nicht beide bekannt sind, endlich, dass
für einen praktischen verc^leiclibaren Ausdruck der Brechuni:!:s-
verhältnisse in zweiaxiijen Krystallen nocli keine iXormen all<|;e-
mein annenonunen sind. \N ohl ist ein Ausdruck für die Ge-
schwindigkeit der Verzögerung" für den ordinären und extraor-
dinären Strahl, wie sie unter andern Rudberg in Poi^gendorlTs
Annalen *) für die drei Elastizitäts- Axen stellt, trefl'lich, aber
CS fehlt noch viel, dass man eine t^rösserc Anzahl von Kry-
stallen nach dieser Methode vergleichend behandelt hatte. In-
dessen geben auch die Zahlen, welche sich in den Verzeich-
nissen von Hrewster, Herschel u. s. w. auffinden lassen,
doch eine beiläufige Uebersicht.
"S'
Terzelchniüis von Körpern mit ihren Brechung.««.
Exponenten.
Eis 1.315 Galle.
Alaun 1.457 Brewster. bis 1.475 Biof. Young.
Fiuss 1.433 Wollaston, bis 1.436 Brewster.
Opal 1.479 Brewster.
Obsidian .... 1.488 Brewster.
Kronglas .... 1.525 Wollaston.
^ ( 1.5484 O ) ...
Ö"'-»'"'' I 1.5582 E \ ^'^'"'''•
^"''•^^'"' 1.6219 E ' ^'''^
i 1.6201 O Biot.
^""^^ I 1.6352 E Malus.
Andalusa . . . . J ^ ^.^^^ ^ | W. II.
*) na. 17. .s. "ii,
142
„, , ... ( 1.6325 O ) _. ^
Topas, brasihan. | ^^^^^ ^ | B.ot.
Flinii;las .... 1.G42 Fraunhofer.
^"•^^^^ { 1.6630 E ] ^'^*-
Kalkspath I j^g^^ ^ I Malus.
. ( 1.6931 O ) , , ,
Arao-on ; «„.^„> Malus.
" j 1.5348 ^ j
Spinell ..... 1.756 Herschel, 1.761 Brewster,
1.812 Wollaston.
Pyrop 1.792 Brewster.
Chlorsilber . . . 2.070 W. H.
Diamant 2.439 Newton, 2.470 . . . 2.487 Brew-
ster, 2.755 Rochon.
1^ 1 t ( 2.500 ) „
Krokoit ) \ Brewster.
Rothgiltigerz . . 2.564 Brewster.
Das Eis, an der Spitze des Verzeichnisses, besitzt offen-
bar einen deutlichen Glasglanz und ein geringes Brechungsver-
niögen. Auffallend ist längst das geringe Brechungsvermögen
gewisser Fluorverbindungen gewesen , aber auch sie besitzen
Glasglanz. Tiefer in dem Verzeichnisse stehen dem Diamant
zunächst die Krystalle mit starker Lichtbrechung' und mit Dia-
mantglanz. Der Brechungsexponent des Diamants , wenn er mit
Undurchsichtigkeit verbunden ist, erscheint bereits fast als Me-
tallglanz. Die Brechungsexponenten der Metalle endlich, aus
den Polarisationswinkeln abgeleitet, sind die höchsten.
Die Polarisation des Lichtes durch Spiegelung von der
Oberfläche der Körper, ist aber noch eine zweite zum Vergleich
anwendbare Eigenschaft, die ja selbst in ihren numerischen Ver-
hältnissen nach Brewstcr's Gesetz und Arago's und anderen
älteren Versuchen unmittelbar damit zusammenhängen.
Die folgende Tabelle zeigt deutlich das Steigen der Pola-
risationswinkel mit dem Exponenten des Brecbungsverhältnisses.
1 'l '>
I 4.»
Wasser. . . . 53" 11'
Fluss 5r> 9
Obsiiliun . . . 5(» 0
Oyps 50 45
Quarz .... 56 58
Topas .... 58 34
Doppclspalli . 58 51
Spinell . . .
Zirkon . . .
ScluvelV'l . .
Dianiaiil . .
Ilotlii;iUii;xMVi
<U) 25
G3 0
«3 45
68 1
68 3
Metall 0
Brocliunj^soxp,
70" 50'
72 30
73 —
74 50
75 —
2.870
3.272
3.371
3.689
3.732
3.844
4.309
4.511
4.773
4.893
Ziiiii . .
/iiik . .
Silber .
\A isimilli
Stahl .
Antinioiiiiiin 75 25
Speiskohall 76 5(5
Kisenkies . 77 30
Itleigian/. . 78 10
Merkur . . 78 27
Aber man bat länii'st bcobaoblet, dass bei den böberen
Pülarisationswinkeln die Polarisation nicht mehr vollsländiu; ist.
Selbst bei denjenigen Körpern, deren glatte Oberllächen , wie
das Kroiiglas, am vollständigsten polarisiren, bleibt, wie II er-
sehe! i^czeigt hat, wenn der polarisirte Licht.strahl durch einen
Spiegel in senkrechter Lage analysirt wird, noch ein violetter
schwacher Lichtschein übrii!,-. Auffallender war das nicht volLstän-
dige Erlöschen des iJildes beim Schwefel und beim Diamant.
Doch blieb auch hier der grösste Theil des Lichtes in der Re-
ilexiousebene jtolarisirt; nur ein kleiner Theil besass die Pola-
risation in der Hiebt ung' senkrecht auf die Einfallsebene. Auch
bei den nielallischen Obcrdächen findet Polarisation in der Ein-
fallsebene Statt, aber ein sehr grosser Antheil Licht wird mit
anderen Eigenschaften zurückgeworfen , so dass das (Janzc als
sogenanntes elliptisch polarisirtes Licht erscheint.
Die Polarisation in der Einfallsebeue ist in ihrem >Iaxim«t
vollständig, sie ist linear; die Polarisation durch innere Zu-
rückslrablung" aus durchsichtigen Körpern bei totaler Ileflexion
ist circulär, die elliptische liegt in ihren Eigenschaften zwi-
schen beiden. Brewster hat sie durch diese Benennung un-
terschieden; er selbst, Hiot und Andere bis auf Jamin haben
sie zu dem (iegenstande der wichtigsten experimentellen und
theoretischen Forschuni'en gemacht. Malus hatte schon i^efun-
den, dass das von den Metallen zurückgeworfene Licht in zwei
senkrecht auf einander stehenden Ebenen polarisirt ist. Hier,
glaube ich. wird «!s hinreichend sein, nur mit weniiiren >\ orten
auf »liosos weite und frnchll)aro Feld pliysikalischor Forschung
hingewiesen zu hahen. Für die gogenwärti<i,e Untersuchung s;(^-
niigt es, die Thatsache hervorzuhchcn, dass es zwischen den
Körpern mit linearer und circuhärer Polarisation viele Zwi-
schenglieder gehe, in welchen die beiden zurückgeworfenen
Lichthündcl verschiedene Intensitäten zeigen.
Untersucht man die Ueflexion von was immer für einer
Fläche gewisser Körper durch die dichroskopische Loupe unter
dem Polarisationswinkel, so geht das sämmtliche in der Fiin-
fallsebene polarisirte Licht in das obere ordinäre Bild. Ist die
Polarisation möglichst vollständig, so bleibt in dem unteren
Bilde die Farbe übrig, ganz matt oder glanzlos; den Glanz
nimmt das obere Bild allein hinweg. Glanzlose Körper, vor-
züglich schön die Blumenblätter, aber auch mattes Papier und
dergleichen, oder auch glänzende Körper, von einem hellen
Lichte seitwärts erleuchtet, geben beide Bilder gleich. Es geht
eben so viel Licht in das obere wie in das untere Bild. Man
kann daraus schliessen , dass die ursprüngliche Polarisation des
Lichtes, welches die Farbe des Körpers im Auge erregt, die
des gewöhnlichen Lichtes sei, weder vorzugsweise in der Ein-
fallsebene , noch senkrecht darauf, noch in was immer für einer
Art, sondern gleichförmig nach allen Richtungen polarisirt.
Nimmt nun der gleichzeitige Eindruck des Glanzes in dem
oberen ordinären Bilde den Eindruck der Farbe hinweg, oder
übertäubt er ihn , so bleibt gewiss nichts destoweniger der Ab-
gang von irgend einer Polarisation in der Farbe klar, die erst
im unteren Bilde der dichroskopischen Loupe als extraordinär
polarisirt erscheint.
Bei dem Gegensatze von Glanz und Farbe hat Botzen-
hart neuerlich wieder*) darauf aufmerksam gemacht, dass das
Licht, welches in der Farbe wieder kommt, in den Körper ein-
gedrungen gewesen und im Innern zum Theil absorbirt sein
muss. Erhält aber das Auge durch die dichroskopische Loupe
von einem Körper, durch Zurückstrahlung unter einem belie-
bigen Winkel, im oberen Bilde zwar mehr Glanz, im unteren
*) r.prioht«» über die Mittheilungen von Fr. der N. in Wien. I. S. 18,
145
(loch auch Glanz und Farbe, und erscheint dieses Verhiillnlss
gleich in allen Azimullieu, so muss notliwendig die IModifikalion
des Lichtes an der Oherlläche in dreierlei Weise geschehen:
1. Kin Theil wird in der Kinfallsehene polarisirt, das Maxi-
mum unter dem nach der \atur des Körpers verschiedenen
l'olarisatioiiswinkel.
2. Min Theil wird unverändert zurückgeworfen, oder wie
gewöhnliches Licht nach allen RichUingen polarisirt. Unter dem
Polarisalioaswinkel ist die Intensität ein IMinimum.
3. Lin Theil wird gehrochen und zerlegt. Kr muss in das
Innere des Körpers gedrungen sein, um auf undurchsichtigem
(jirunde weiss oder gefärbt zurückgeworfen oder von durchsich-
tigem Grunde a])sorbirt zu werden.
Die Arten des Glanzes , wie sie die Mineralogen unter-
scheiden, haben nach den vorhergehenden Betrachtungen die
folgenden Ligenschaften:
1 . I) e r G I a s g 1 a n z.
Er findet sich auf Körpern von geringerem Hrechungsver-
mögen. Vollkommene Spiegel polarisiren das Licht unter einem
Maximum- S*olarisationswinkel dergestalt, dass kein Glanz in
das untere Bild der dicliro.skopischen Loupe geht, und die Fai'bc
des Körpers weiss, farbig oder schwarz, gänzlich matt, ohne
Glanz erscheint. Der unscheinbare liest von V'iolet ist nicht
wahrzunehmen.
Das Gesichtsfeld erhält vor der Reflexion nichtpolarisirtcs
Licht. Ein Theil davon wird polarisirt, ein anderer geht in den
Körper hinein, und wird entweder absorbirt oder hindurchge-
lassen. IJei mehr senkrechtem Lichteinfalle ist das obere imd
untere Bild der dichroskopischen Lou|k; nahe gleich hell. Bei
grösseren Einfallswinkeln nimmt die Helligkeit des oberen durch
den Gegensatz immer zu, das untere wird dunkler bis zum Mi-
nimum des Lichtes unter dem Polarisationswinkcl, und steiget
dann wieder, doch bleibt die Farbe des zurückgeworfenen Lichtes
immer weiss.
2. Der Di a man li»!a n z.
Bei der Betrachtung der Zurüekstrahlung durch die dichro-
skopische liOupe ist das obere Bild stets hellglänzend, und,
ohne Beimischung einer fremden Farbe, "anz weiss. Das untere
IV. Heft, Sitzb. d. mathein. naturw. Cl. iü
146
Bild ist nie ganx auss^clöscht, sondern es zeigt ebenfalls eine
deudich wahrneliinhare Ziirüekstrahliing-, die in jedem Ay/nnulh
senkrecht auf die Einfallscliene polarisirt ist. Die I']rscheiniing
ist naeii den Körpern verschieden.
1. Diamant. Das unlere Bild ist weiss, doch schwächer als
das obere.
3. Weissbleier/i. In den verschiedenen Varietäten erschei-
nen bereits abweichende Daten. Die ganz weissen polarisiren
das Licht nicht vollkommen, doch zeigt auch das untere Bild,
wenn gleich etwas matter, keine fremde Farbe. Bei den dun-
keln, graulichen oder schwärzlichen Krystallen, welche den
sogenannten metallähnlichen Diamantglanz besitzen , erscheint
das untere Bild schwach in dunkel Stahlblau geneigt.
3. Zinnstein, Rutil, Wolfram und andere dunkle Körper
mit Diamantglanz, zum Theil schon dem metallähnlichen genä-
hert, wenn auch nur im Gegensatz gegen das obere helle Bild,
lassen ein dunkles blauliches Schwarz oder Grau im unteren
Bilde wahrnehmen.
4. Das Blau ist deutlicher an den rothen Krystallen von
Rothkupfererz, Zinnober, Rothgiltigcra. Wenn man dem Pulver
derselben durch den Folirstahl Glanz gibt, oder es mit einem
Messer flach auf einer mattgeschliifenen Glastafel aufstreicht,
so sieht man die Trennung des weissen zurückgeworfenen Lichtes
im oberen und das Blau im unteren Bilde sehr deutlich. Letz-
teres steigert sich bereits fast bis zu einem dunkeln Lasurblau.
5. Hier schliessen sich die dunkeln Varietäten der Blende
und des Hauerits an, so wie noch viele andere Krystalle mit
metallähnlichem Diamantglanz.
6. Bei den hellfarbigen Blenden, bei dem llornsilbcr, muss
man recht vorbereitet sein, um den schwachen bläulichen Schein
nicht zu übersehen, der im unteren Bilde hervorkommt.
7. Das schöne citronengelbe, in's. Orangegclbe ziehende
Jodblei (FbJ^) gibt mit einem Messer aufgestrichen eine dia-
mantartig glänzende Fläche. Die ordinäre Zurückstrahhsng im
oberen Bilde wird immer heller, aber ist stets weiss; die un-
tere extraordinäre ist bei mehr senkrechtem Einfall weisslich,
bei wachsenden Einfallswinkeln erst lichtblau , dann schön-, nahe
lasurblau, hierauf violet, endlich in Brandgelb verlaufend.
\k7
3. n er M c t a 1 1 g I a ii /.
Anschlicssciul au den mctallälmlichen Dianiantgiaii/i zeigen
o-cwisse Krvslallc und andere Körner einen unvollkommenen Me-
talli'lanz. Er ist weniger lebhal"! . aueli wohl niehl mit dem den
Metallen eigenen Grad<^ von Undurehsichtigkeit verbunden.
1. Bei sehr dunkler, schwarzer Farbe erscheint fast aller
Glanz im oberen Hilde, das untere ist nicht ganz matt, aber
doch grau, wenig in das IMaue geneigt. Diess ist der Fall beim
Uranerz, bei manchem Ziunstein, Pyrolusit, Älanganit.
2. Magneteisenstein, vorzüglich Eisenglanz, geben ein Blau
von nicht unbedeutendem Eindrucke.
3. Eine besondere Abtheilung machen diejenigen Körper,
welche unter dem Polirstaiile, oder mit einem glatten Messer
auf eine mattgeschliflV'ue Glasfläche gestrichen, so wie es oben
beim Jodblei erwähnt ist, einen gewissen Grad von Glanz an-
nehmen.
So der Kupferindig von Sangerhausen. Das obere Bild O
ist in allen Azimuthen dunkel schwärzlich bleigrau ; bei grös-
seren Einfallswinkeln wird der Glanz stärker, dadurch die Farbe
scheinbar weisslich, ohne Blau. Im unteren Bilde E neigt sich
die metallisch bleiora;ic Farbe bei «»rösseren Einfallswinkeln
immer mehr in"s Blaue, das Bild wird schön stahlblau, endlich
bei noch stärkerer Steigung violblau.
Fremy's Zinnoxydul, dasich Wöhler verdanke, hat eine
dunkel bleigraue in\s Eisenschwarze fallende Farbe; auf den
starkglänzenden kleinen Krystallen zeigt sich sogar ein Violet-
grau. Das obere Bild wird bei grösseren Einfallswinkeln immer
weisser; das untere, mehr blau, geht durch Stahlblau in ein
unvollkommenes Speisgclb.
Das iibermangansaurc Kali, das Herr General -Probircr
A. Löwe freundlichst für mich bereitete, gleichviel in glänzen-
den Krystallen oder aufpolirt, gibt als Durchsichtigkeitslarbe
ein schönes röthliches Violblau, so dunkel, dass Krystalle ganz
undurchsichtij;- erscheinen. Ganz frisch aufsiestrichen oder krv-
O (DJ
stallisirt ist der Glanz metallisch, die Farbe speisgelb. Durch
die dichroskopische Loupe theilen sich die zurückgeworfenen
Farben im oberen und unteren Bildt>. Das obere wird, von den)
senkrechten Einfalle beginnend, inmier heller und hfller ins
M) "^
ns
Weisse, je g'rüssoi' die Neig'ung- wird; das unlei-c z,eig( in der
Aufeinanderfolge die nachstehenden Töne: spcisgelh, gohlgell),
messinggelb, pista/äengoUlgriin, grasgrün, spangriin, slahlgrün.
Die frische speisgeihe Farbe der Kryslalle und polirten Fläclicn
ist nicht beständig. Die Oberdädie wird sehr bald violet, dann
erscheint das obere IJild O bei grösserem Einfallswinkel immer
heller in's Weisse, das untere IJild E, erst violet, wird immer
dunkler, dann fast ausgelöscht, und nimmt endlich mit einem
griinen Ton an Helligkeit wieder zu.
Von Wöhlers grünem Hydrochinon, aufpolirt, geht das
obere Bild vom Tombackbraun durch Speisgelb in's Weisse,
das untere durch Stahlgrün in Stahlblau.
Das Murexid gibt die zwei Bilder, das obere O, vom
Messinggelben, durch blass Goldgelb in das gelblich Silberweisse,
E vom Messinggelben, durch Grasgrün, Spangrün, Stahlgrün,
Stahlblau und eine Spur von Violet in Weiss.
Chrysolepinsaures Kali, aufpolirt, gibt auf dem braunen
Pulver eine glänzende Stelle, deren O den Glanz des ordinär
polarisirten Lichtes, das E ein schönes Lasurblau enthält.
Chlorpalladium, braunes Pulver, O weiss glänzend, E deut-
lich blau.
Hier muss auch der blauen Farbe Erwähnung geschehen,
welche das Cyan - Platin - Magnesium im unteren extraordinären
Bilde der dichroskopischen Loupe zeigt, wenn es auf eine
ebene Fläche aufpolirt worden ist.
Das reine Jod, anscheinend von dunkel blaulichschwarzer
Farbe, auf mattes Glas aufpolirt, ist mit brauner Farbe durch-
scheinend, aber der Ghinz von der Obcrlläche, durch die di-
chroskopische Loupe untersucht, gibt ein ungemein schönes
Blau, das sich bei grösserem Einfallswinkel in Violblau verläuft.
4. Eine eigene Gruppe diamantartig und metallisch glän-
zender Körper sind diejenigen, welche eine Farbe im unteren
Bilde der dichroskopischen Loupe nur in gewissen Richtungen
wahrnehmen lassen. Es sind diess die Beispiele des orientirten
Flächenschillers, von welchen ich einige in einer früheren Mit-
theilung verzeiclinete ; *) theils sind es Krystalle, wie das
*) Ueber das Schillern von Krystallflächen. Natunvissenschaftliclie Abhand-
lungen. I. S. 143.
140
Cyan - Platin -Äl.ignesiiini, das Cyan- Platin -Ijaryum, das Mur-
exid, grüne llydrochiiion und andere; Iheils beruht die Aus-
theilung" der Farhcnrellcxe auf der IViclilung des Striches hei
dem Aufpoliren der Kürjior, wie am chrysamniinsauron Kali,
dem Oxalsäuren Platin und dem Platin- Cyanür- Cyanid. *J Ks
reicht hin hier das Verhältniss seihst und einige der Kör|)er
namhaft gemacht 7ai hahen, da sie sich doch im Ganzen voll-
ständiii' den Erscheinunijen der vorherüehenden anschliessen.
Bei dem vollkommenen Metallglanze ist das Licht zum Theil
in der Kinfallsehene, xum Theil senkrecht darauf polarisirl, und
geht daher theils in das obere, theils in das untere Ilild der
dichroskopischen Loupe. Brewster hat folgende lleihenfolge
in der Intensität bekannt gemacht, '•■^'') vom grössten bis zum
geringsten Inlensiläts- Unterschiede in der Polarisation:
Bleiglanz Zink Bronze
Blei Spiegehnetall Zinngraupen
Grauer Speiskobalt Platin Bijouleriegold
Arsenikkies Wismuth > Keines Gold
Schwefelkies Merkur Gewöhnliches Silber
Antimon Kupfer Reines Silber
Stahl Zinn (Weissblech) Totale Reflexion v. Gla.s.
Der Unterschied der beiden Bilder ist beim Bleiglanz sehr
bedeutend, das untere ein metallisches Blau, Ueberhaupt er-
scheint im unteren Bilde die eigentliche Farbe deutlicher, aber
der ursprüngliehe Eindruck besteht ohne Zweifel aus den vier
folgenden Elementen;
1. Dem in der Einfallsebene polarisirtcn Lichte.
2. Dem senkrecht auf dieselbe polarisirtcn Antheile des
zurückgeworfenen Lichtes.
3. Einem Antheile, der bei kleinen oder grossen Einfalls-
winkeln unverändert bleibt.
*) Berichte über die Jlittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft.
II. S. 263.
*"*) Populäres, vollstäiHligos Handbuch der Optik. Uebersdtzt von Dr. J.
Hartman n. 11. IUI. S. 21.
150
4. Hein allseiti«;' polarisJrlcii «der ordinären Lichte, wel-
ches die ei<>enlliclie Farbe gibt.
Es ist hier nicht meine Absicht, weiter in die Natnr der
V'eranlassunij; xn den Verschiedenheiten einzngehen. Aber die
Erscheinung der Verscliiedenheiten des (jilanzcs selbst findet
sich durch eine aus zahh'eichen Gliedern bestehende Ileihe be-
gründet, in welcher ein Körper vor dem anderen die Eigen-
schaft besitzt, mehr oder weniger Licht in dem unter 2. er-
wähnten Antheile zurückzuwerfen. Beim Glasglanz ist die In-
tensität desselben unter dem Polarisationswinkel verschwindend,
sie ist deutlich bei den hellfarbigen Körpern, welche Dian)ant-
glanz besitzen, sie wächst endlich noch bei den metallisch
glänzenden Körpern.
Die Arten des Glanzes sind also nicht bloss Verschieden-
heiten , die lediglich unserem Bewusstsein durch empirische
Wahrnehmung zugeführt werden , sondern sie sind in dem We-
sen der Körper selbst begründet und hängen genau mit allen
ihren übrigen Eigenschaften zusammen. Aber das menschliche
Auge ist so wunderbar gebildet, dass die Eindrücke auf die
Netzhaut verschieden empfunden werden, wenn das Licht in
der Eiafallscbene oder wenn es senkrecht auf dieselbe polari-
sirt ist, und dieser unab weisliche Unterschied ist es, den man
längst in den Ausdrücken Glasglanz, Diamantglanz, Metallglanz
verzeichnet hat.
Bei der Aufzählung einiger neu untersuchten Körper wünschte
ich hier noch der Aufmerksamkeit der Naturforscher die zahl-
reichen Beispiele zu empfehlen , welche den Diamantglanz mit
dem Metallglanz verbinden, und welche man jetzt erst einer
näheren Betrachtung zu unterziehen beginnt.
In der neuesten Zeit hat Herr Jamin die physikalischen
Gesetze, auf welchen die Erscheinungen der Zurückstrahlung,
also auch des Glanzes und der Farben beruhen, zu dem Ge-
genstande höchst interessanter und wichtiger Forschungen ge-
macht. Von der einen Seite fand er, wie in Herschels Ver-
such, dass es keine das Licht vollständig polarisircnde Substanz
151
gebe.'-'') Aber auch die von Brcwster zuerst beschriebene
farbige Polarisation der Metalle, durch mehrfache Heflexion her-
vorgebracht , konnnt dabei zur Sprache und findet ihre Erklä-
rung'. **) Während dort der Inlensiläts-Unlerschied der beiden
um ein Azimut von 1)0" von einander abweichenden IJündel am
grösslen ist. verschwindet er hier bis auf geringe Werthe , die
erst absichtlich verfolgt und vergrösscrt dargestellt werden
müssen, um ansehnlichere DilTercuzen in numerischen Ausdrücken
zu erhalten.
Das corrcspondirende ^Mitglied Herr Theodor Wert he im
liest nachstehende Abhandlung' über das Piper in.
Man hat in neuester Zeit wiederholt den Versuch gemacht,
aus den bisher bekannten Daten mit Hülfe des Raisonncments
eine allgemeine Ansicht über die Natur und Constitution der
Alkaloide abzuleiten. Die Chemiker, die sich diese Aufgabe
stellten, mussten jedoch hierbei bald die Ueberzeugung' gewin-
nen, wie unzureichend das vorlieg'cnde Material von Erfahrun-
gen für einen derartigen Zweck sei. Ich glaube desshalb, dass
der kleinste Beitrag zur speciellen Geschichte einzelner Körper
aus dieser Classe von Verbindungen erwünscht sein muss und
in dieser Erwartung nehme ich keinen Anstand, die Ergebnisse
einiger Versuche über das Piperin zu vcrölTenlllchen. — Be-
reits vor geraumer Zeit habe ich gemeinschaftlich mit meinem
Freunde, Herrn Prof. Rochleder zu Lemberg eine vorläullge
Notiz über diesen Gegenstand in Liebig^s Annalen mitgetheilt.
Die Details der Untersuchung, die ich hier folgen lasse, sind
einem grossen Theile nach von uns beiden gemeinschaftlich
aussrcrübrt worden : für die meisten der erhaltenen Zahlen-
o 7
resullale bin ich jedoch allein verantwortlich , da die allzu
grosse Entfernung unserer Wohnorte die gemeinschaftliche
Durchführung unmöglich machte. Diese Erklärung bin ich den
*) Poggendorffs Ann. 18 i8. Nr. G. nd. LXXIV. S. 248. Comptes rendus
Tom. XXVI. p. 383.
=*■») l'ogg. ISiS. Nr. S. l]d. LXXIV. S. 528. Ann. de Chuu. etc. Ser. III.
Tom. XXII. p. 311.
152
Inleresson inoines Freinules schuldig;, auf dessen AulYordenins;
ich die Redaol iüii unserer gemeinschaftlichen Arbeit übernahm,
um dieselbe sofort dem Drucke zu übergehen.
Die bisherigen Versuche in IJetretV des Piperins beschrän-
ken sich auf einige Elementaranalysen desselben. Allein man
weiss, wie schwankend und unzuverlässig ohne die Controllc
von Zersetzungen und Verbindungen die Resultate sind , welche
die Elementaranalyse selbst in der Hand der gewandtesten Ex-
perimentatoren für die Feststellung der Zusammensetzung hoch
zusammengesetzter organischer Verbindungen liefert. Unsere
erste Bemühung war desshalb daliin gerichtet , wo möglich das
reine Platindoppelsalz darzustellen. Diess gelang uns vollständig.
Wir erhielten das Platindoppelsalz in sehr schönen ausgebilde-
ten Krystallen des hemiorthotypen Systems von prächtiger dun-
kel-orangenrother Farbe. Man muss zu diesem Ende eine con-
centrirte alkoholische Auflösung von mehrfach umkrystallisirtem
Piperin mit einer concentrirten weingeistigen Auflösung von
Platinchlorid versetzen und die Mischung, nachdem man einen
Ueberschuss von concentrirter Salzsäure hinzugefügt hat, meh-
rere Tage lang' der freiwilligen Verdunstung- überlassen. Nach
Verlauf von 12 — 24 Stunden, zeigen sich die ersten Krystalle;
ihre Menge nimmt dann fortwährend zu und man erhält, wenn
man hinlänglich concentrirte Auflösungen angewendet hat,
eine sehr reichliche Ausbeute. Die Krystalle, die man auf diese
Weise erhält , sind so gross und compact , dass man sie auf
einem Trichter mit etwas enger Mündung ohne Verlust sam-
meln, und durch Bespülen mit starkem Weiugeiste von der
anhängenden Mutterlauge befreien kann. Das so dargestellte
Piperin-Platinchlorid ist im Wasser äusserst wenig löslich; in
Berührung mit grösseren Mengen davon, scheint es eine theil-
weise Zersetzung zu erleiden, wobei Salzsäure frei und dem
Anscheine nach unverändertes Piperin ausgeschieden wird. Auf
die Zunge gebracht, verursacht es einen stark brennenden Ge-
schmack, der vielleicht durch diese Zersetzung bedingt ist. In
kaltem Weingeist ist das Piperin-Platinchlorid ziemlich leicht
auflöslich, weit löslicher aber in kochendem Alkohol. Bei der
Abkühlung wird fast die ganze Menge als feurig orangegelbes
krystallinisches Pulver ausgeschieden. Das Piperin-Platinchlorid
153
lässt sich unvei-äiulprl bei lOO» trocknen; bei nicht viel hölie-
rcr Teniperatui- schmilzt es und /ersctz.t sich unter starkem
Aufblühen. Die Analyse des Piperin-l'Ialinchlorides gab Iblgende
liesultate :
1) 0,3007 Grni. der Vcrbindunp; hinlerlicssen heim (jlUiben
im Platinticsrel 0,0500 Grm. metaliisclies Platin.
2) 0,7983 Grm. hinlerliessen beim (jHülien im Plalintiegcl
0,1010 Grm. mefall. Platin.
3) 0,5877 Grm. binterliessen auf dieselbe Weise behandelt
0,0749 Grm. njctall. Plalin.
4) 0,0552 Grm. binterliessen endlicli 0,0837 Grm. melall.
Platin.
Ferner gaben:
1) 0,3196 Grm. Substanz bei der Verbrennung mittelst Kupler-
oxvdes 0,6400 Grm.Koblensäure und 0,1576 Grm. Wasser.
2) 0.3781 Grm. Substanz lieferten auf dieselbe Weise ver-
brannt 0,7544 Grm.Koblensäure und 0,1838 Grm. Wasser.
3) 0,3480 Grm. von anderer Bereitung gaben mittelst cbroni-
sauren Bleioxjdes verbrannt 0,6973 Grm. Kohlensäure und
0,1652 Grm. Wasser.
4) 0,4970 Grm. gaben hei der Verbrennung mittelst chrom-
sauren Bleioxydes 0,2262 Grm. Wasser.
0,3269 Grm. Substanz lieferten hei dcrStickstoffbcstimmung
nach der Methode der Herren AVill und Varren trapp
0,0805 grm. metall. Platin.
0,4411 Grm. Substanz gaben schliesslidi beim Glüben mit
Aelzkalk nach dem vVuflösen der geglühten Masse in Salpeter-
säure und nach dem Versetzen der salpetersauren Auflösung
mit salpetersaurem Silberoxyd 0.2398 Grm. Cblorsilber.
Die angeführten Resultate entsprechen in 100 Theilen:
Gefunden: Berechnet:
Kohlenstoff 54,G1 — 54,40 — 54,53 — . . — 54,46 — C^^ — 5250
Wasserstoff 5,48 — 5,40 — 5,26 — 5,05 — 4,93 — ILg — 475
Platin. . . 12,60 — 12,68 — 12,75 —12,78 — 12,79 — P t, — 1233,3
Stickstoff . 3,53 — „ „ — „ „ — „ „ — 3,68 — Ng — 354,1
Chlor. . . 13,41 - „ „ - „ „ - „ „ - 13,77 - CL - 1328
Sauerstoff. 10,37 - „ „ — „ „ - „ „ — 10,37 — O'iq — 1000
100,00 100,00 9640,4
154
Diese procentischc Zusaniincnsotzun«' gibt also die Formel:
r,„ 11,, iv, o,„ + ci 11 + ptcL
aus welcher sich sofort i'ür das reine Pipcriii die Formel :
C,, It,, N, O,,
ergibt.
Bereclmct man die proccntische Zusammensetzung", welche
das Piperin nach der angeführlen Formel erhält, so findet man:
C . . . 74,29
H . . . 6,55
N. . . 5,01
0 . . . 14,15
100,00
Vergleicht man diese Zahlen mit den verscliiedencn Zali-
lenwerthen, welche die Herren v. Lieb ig. Pelletier, Ueg-
nault, Will und Var rentrapp, und ganz kürzlich Herr
Laurent bei den von ihnen ausgeführten Elcmentaraualysen
des Piperins erhielten (siehe B. 39, S. 283 der Annalcn Lie-
big's), so springt sogleich der überaus grosse Unterschied von
denselben in die Augen. Nimmt man aber in dem freien Piperin
einen Krystallwassergehalt von 2 Aeq. Wassers an, der wie
gewöhnlich nicht in die Zusammensetzung des Platindoppelsal-
zes eingeht, so stellt sich sogleich eine vollkommen genügende
Uebereinstimmung mit jenen Zahlen heraus, welche die Herren
Regnault und Laurent erhalten haben. Ich werde der Ueber-
sicht halber die Resultate, welche die aus der obigen Annahme
hervorgehende Formel: C^^H„,N^O^^ + 2 aq. der Berechnung
nach verlangt, neben jene stellen, welche diese beiden Chemi-
ker erhalten haben.
Gefunden:
Berechnet
Regnault. Laurent.
Kohlenstoff . .
. 72,03 — 72,33 . . . 71,66 .
. . 72,00
Wasserstoff. .
6,72 — 6,84 . . . 6,66 .
. . 6,69
Stickstoff. . .
. 4,94 - 4,94 ... „ „ .
. . 4,85
Sauerstoff . .
. 16,31 — 15,89 ... „ „ .
. . 16,46
100,00 —100,00 100,00
Ein Blick auf diese Resultate dürfte hinlänglich sein , die
obige Annahme so ziemlich zu rechtfertigen. Für das Ziel,
das wir uns gesetzt hatten, erschien jedenfalls eine weitere Be-
gründung derselben nicht erforderlich. Wir gingen vielmehr so-
155
fort an die Untersucluuig" der elgeiithüiiiliclieii Zeivsety.ung, wel-
che das Piperin in IJerührung" mit (ixen Alkalien bei höherer
Temperatur erleidet.
Hringt man niunlich ein inniges Gemenge von Piperin mit
dem 3 — 4fachen Gewichte eines Xatronkalkes, der aus gleichem
Theile von \atron und Kalkhydrat besteht , in eine Retorte
und setzt dasselbe im Oelbade längere Zeit einer Temperatur
von 150 — 100" C. aus, so erhält man als Destillat eine voll-
kommen farblose ölartige Flüssigkeit in beträciillicher Menge.
Hat man während des Verlaufes der Operation die obenerwähnte
Temperatur sorgfältig eingehalten, so enthält das Destillat keine
Spur von Ammoniak.
Das gewonnene ölartiii'e Product zeiij't folü'ende Eiü:cn-
schalten : es besitzt einen ei"'enlhümlich diirchdrinüenden lansfe
haftenden Geruch, einen sehr scharfen, brennenden Geschmack;
bei starker Verdiinnung' wird derselbe stark bitter. Ich habe
eine g'rössere Menge dieses ölartigen Körpers mehrere Monate
hindurch in einer Flasche aufbewahrt, die häutig i^eölTnet wurde,
ohne dass er sich sichtlidi verändert hätte; er reagirt stark
und bleibend alkalisch ; mit Chlorkalklosung zusammengebracht,
bringt er keine violette Färbung- hervor. Kurz das Oild der
Eigenschaften dieses Körpers entspricht durchgängig demjenigen,
welches Herr Anderson neuerlich vom Picolin entworfen
hat. Eine einziij;e Reaction erü'ab einen nicht unwesentlichen
Unterschied. Uebergiesst man nämlich eine etwas grössere
Menge dieses ölarlliien Productes mit bciiäufi"' dem üieichen
Volumen von Eiweiss, so tritt nach längerer Zeit ein Gerinnen
desselben ein ; es währt jedoch oft länger als eine Viertel-
stunde, bevor sich diese Erscheinung zeigt.
Um die Zusammensetzung dieses Körpers zu ermitteln,
wurde die Analyse des Platindoppelsalzes ausgeführt. Zur Dar-
stellung desselben wurde folgendes Verfahren eingeschlagen.
Das ursprüngliche Destillat wurde in schwefelsäurehaltigem Was-
ser mit der Vorsicht aufgelöst, dass ein Ueberschuss von
Schwefelsäure vermieden wurde. Die schwefelsaure Auflösung
wurde im Wasserbade zur Trockne verdampft und der trockne
Rückstand in absolutem Alkohol aufgelöst, um di~c möglicher
Weise vorhandene kleine Menge von Ammoniak auf diese Weise
156
zu enifcrncii. Die \veinij;eistii!;e Auflösuiiji; wurde mm mit Salz-
säure iü Uebovscluiss versetzt, und sodann oiiio alkoholische
Aunösung" von iMalinchlorid hinz-ugeliii;-!. IMan erhält aul' diesem
Wci^e eine reichliche Fällung* des l'laündoppelsalzes in der
Form von äusserst zarten orangegelhen Federchen ; wenn man
sehr concentrirte Auflösungen angewendet hat, so gesteht die
nanze Flüssigkeit zu einem förmlichen iMagina. Mit Alkohol und
Aether gewaschen, und hei 100" getrocknet, gah diese Flatiu-
verhindung hei der Analyse folgende Resultate:
1) 0,2523 Grm. der Verhindung hinterliessen heim Glühen im
Platintiegel 0,0815 Grm. metall. Platin.
2) 0,2610 Grm. der Verhindung hinterliessen auf dieselbe
Weise hehandelt 0,0860 Grm. metall. Platin.
3) 0,3525 Grm. der Verhindung gaben mit chromsaurem
Bleioxyd verbrannt 0,3075 Grm. Kohlensäure und 0,0933
Grm. Wasser.
Aus diesen Zahlen ergibt sich :
Kohlenstoff .
. 23,39
11 11
- ^. -
900
24,07
Wasserstoff .
. 2,94
11 11
- Hs -
100
2,67
Platin . . .
32,30
— 32,95
Pt
1233,3
. 32,94
Stickstoff .
?5 11
55 55
N
177
4,73
Chlor . . .
55 55
55 55
- CI3-
1328
. 35,59
3738,3 100,00
Die Formel des Chloroplatinates dieser flüchtigen Base ist
demnach = C,^ H^ N + Cl H + Pt Cl,.
Es kann mithin nicht bezweifelt werden, dass die flüchtige
Basis, die man durch den eben beschriebenen Process aus dem
Piperin erhält, in der That Picolin ist. Als wir die vorläufige
Notiz publizirten, deren ich zu Anfange dieser Abhandlung Er-
wähnung- gethan, hatte Herr Anderson seine schöne Arbeit über
diese von ihm entdeckte Basis noch nicht veröflentlicht. Wir
hielten daher damals unsere flüchtige Basis für Anilin, indem
wir uns einzig und allein auf die oben erwähnten Zahlenre-
sultate stützten. Was die Abweichung in dem Verhalten anbe-
langt, die wir anführten , so lässt sie sich vielleicht aus dem
Umstände erklären , dass wir zu dieser Ileaction eine ziemlich
bedeutende Menge von der Basis und von Albumin anwendeten,
157
und (lass wir das Hcsultat der Einwirkung erst nach einer
starken Viertelstunde der Beobachtung unter/<ogen.
Aaelideni wir durch diese Resultate die Zusammensetzung
des Hüehtigen Productes der Destillation festgestellt halten,
erübrigte uns nur noch die Untersuchung des festen Rückstan-
des in der Retorte. Die Mischung nimmt im Verlaufe der Ope-
ration eine dunkel zinimtbraune Farbe an. So lange die Erhit-
zung dauert, ist sie von weicher Consislenz, indem das l'ipcrin
hei dieser Temperatur schmilzt. Nach dem Erkalten stellt sie
sich als eine harte zusammengesinterle Masse dar. Wenn die Er-
hitzung lange genug fortgesetzt worden ist , so enthält diese
Älasse nur sehr wenig unverändertes Piperin aber eine grosse
Menge eines neuen Productes , welches man durch folgenden
Vorgang: in reinem Zustande erhalten kann. Alan behandelt die
pulverisirte Masse zu wiederholten Malen mit grossen Quanti-
täten von Wasser; zu diesem Rehufc darf man jedoch kein war-
mes Wasser anwenden , weil sonst die Theilchen zusammen-
backen und das Wasser die IMasse nicht mehr durchdringen kann.
Nachdem man auf diese Weise den Ueberschuss des Kali-
hydrates entfernt hat , behandelt man den getrockneten und
neuerdings gepulverten Rückstand mehrere Stunden hindurch mit
kaltem Alkohol, um die Spuren von Piperin wegzubringen, die
noch Vorhandensein können. Hierauf übergiesst man den Rück-
stand mit heissem Wasser, zu welchem man einen Ueberschuss
von Salzsäure hinzufügt, und lässt die sauere Flüssigkeit einige
Zeit hindurch kochen. Man muss hierbei die Vorsicht beobach-
ten, die Salzsäure nur allmälig zuzusetzen , um eine allzu ra-
sche und stürmische Entwickelung der freiwerdenden Kohlen-
säure zu verhüten. Die Salzsäure löst das in dem Rückstand
enthaltene Kalkhydrat auf. Der vom Kalk befreite Rest suspen-
dirt sich nun in der Form von braunen Flocken in der Flüssig-
keit; allein in dem Masse als das Kochen fortgesetzt wird, be-
merkt man, dass die Flocken sich zusanunenballen und vereinigen
und eine weiche homogene und compacte Masse von dunkelbrau-
ner Farbe bilden; die Flüssigkeit erscheint dann vollkommen
geklärt. Nimmt man nun den welchen Harzkuchen aus der heis-
sen Flüssigkeit und spült ihn einige Augenblicke mit etwas Was-
ser von gewöhnlicher Temperatur ab, so nimmt er augenblick-
158
lieh eine vollkommen spröde BeschaiTenheit an nnd kann nacli
dem Troeknen ohne Schwierigkeit gepulvert werden. Er ent-
hält nun immer noeli eine hedentende Menge von Kalkhydrat,
das ehen durch das geschilderte Zusammenballen der Einwir-
kung der Salzsäure entzogen wird. Man nmss desshalb die ge-
pulverte Masse neuerdings anhaltend mit verdünnter Salzsäure
diiieriren. Hat man den erhaltenen Ilarzkuchen auf diese Weise
zwei- bis dreimal umgeschmolzen , so w ird er gewaschen , ge-
trocknet und endlich in absolutem Weingeist in der Siedhitze
aufgelöst. Hat man zur Auflösung nicht eine l)edeutende Menge
von Alkohol angewendet , so fällt beim Erkalten ein grosser
Theil der aufgelösten Substanz in harzartigen Klümpchen her-
aus ; so lange diess geschieht , muss man unter erneutem Zu-
satz von Alkohol die Flüssigkeit abermals zum Sieden bringen.
Die erkaltete Auflösung wird vorsichtig mit geringen Mengen
von Wasser versetzt, bis sich eine leichte Trübung zeigt. Man
kann die Flüssigkeit, wenn man diesen Punkt sorgfältig beob-
achtet, nun ganze Tage stehen lassen , ohne dass sich der ge-
ringste Niederschlag bildet. Die vollständigste Füllung tritt aber
augenblicklich ein , sobald man zur Flüssigkeit ein paar Tropfen
Salzsäure hinzufügt. Der so gewonnene Niederschlag bildet
zarte isabellgelbe Flocken von sehr voluminöser Beschaffenheit.
Auf einem Filtrum gesammelt, mit kaltem Wasser ausgewaschen
und bei 100° getrocknet, stellt er ein zartes, blassgelbes voll-
kommen geschmackloses Pulver dar, von so starker elektrischer
Disposition , dass es beim Reiben mittelst eines Pistillcs ausser-
ordentlich stark stäubt. Hat man den Niederschlag unter der
Glocke der Luftpumpe bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet,
so besitzt er diese elektrische Eigenschaft in geringerem Grade.
Aus diesem Grunde wurde zum Behuf der Analyse die Trock-
nung der Substanz unter der Luftpumpe bewerkstelligt, und
die Mischung mit dem Verbrennungsmaterial in dem Ver-
brennungsmörser nicht mittelst des Pistilles, sondern mit-
telst eines Glasstabes bewirkt; auch musste man vermeiden
die Rlischung bei jenem Temperaturgrade vorzunehmen , bei
welchem mau sie, zur Hintanhaltung der hygroskopischen Feuch-
tigkeit gewöhnlich auszuführen pflegt. Die Analyse gab folgende
Resultate:
159
1) 0;2432 Gnn. der Substanz gaben mit cbj'omsaurcm IJIci-
oxvd verbrannt 0.05(50 Grni. Koblensiuire und 0,1532
(irni. Wasser.
2) 0,2025 Giin. der Substanz gaben auf dieselbe Weise ver-
brannt 0,5507 Gnn. Kohlensäure und 0,1250 Grm. Wasser;
ferner gaben :
1) 0,3435 Grni. Substanz bei der Stickstoffbestimmung nach
der Methode der Herren Will und Varrentrapp
0,2207 Grm. Platinsalmiak.
2} 0,3221 Grm, bei der Stickstoffbestimmung nach dersel-
ben Methode 0,2070 Grm. IMatinsalmiak,
Diese Resultate entsprechen in 100 Theilen :
Gefunden: Berechnet:
1 2
Kohlenstoff . . . 73,56 — 74,17 — Cjog — 74,02
Wasserstoff. . . 7,00 — 6,86 — Ilg^ — 6,45
Stickstoff . . . 4,08 — 4,08 — N3 — 4,09
Sauerstoff . . . 15,36 — 14,89 — Ooo — 15,44
100,00 — 100,00 100,00
Die empirische Formel: (\^^H^^N„ 0^^^ welche der neben-
angestellten Berechnung' zu Grunde gelegl ist, scheint auf den
ersten Anblick mit der Zusammensetzung des l'iperlns in keinen
natürlichen Zusammenhang gebracht werden zu können. Allein
verdoppelt man die Formel des Piperins und zieht von dem
hierdurch entstehenden Ausdruck die Formel des Picolins ab,
so bleibt als Rest genau dieselbe Gruppe von Atomen zurück,
die durch die obige IJerechnung erhalten wurde, wie diess aus
nachstehendem Schema ersiciitlich ist :
2 Acq. Piporin = r,,„ //,, N, 0,,
1 Aeq. Picolin = — T,, H, iVi
Dieses auffallende Zusammentreffen lasst sogleich eine un-
gezwungene Deutung zu, wenn man sich das Atom des Piperins
aus zwei Gruppen combinirt denkt, von denen die Eine durch
die Formel des Picolins = da //? iV, die Andere durch den Aus-
druck: (\s Ifzo^ ^'o reprüsentirt wird.
Piperin : (;„ IL, N, O,, =. C\, H^N + C,, H,, N O,,
I()0
Diiroli (liesQ IJolraclitutiü; würde (Kas Piperin gleichsam zu
einer s.il/.artigen Verbindung und die Einwirkung- des Natron-
kalkes, die im Obigen auslührlich beschrieben wurde, erhielte
t'ülücnde Erklärung :
Durch die Wechselwirkung von 1 Aeq. Natronhydi-at und
2 Aeq. Piperin wird 1 Aeq. des letzteren zersetzt. An die
Stelle des ausgeschiedenen Picolin tritt IVatron und die ent-
standene Natronverbindung vereinigt sich sofort mit dem 2*0"
Aeq. Piperin zu einer Art von Doppelverbindung. Das nachfol-
i>ende Schema wird diese Vorstellunf»" verdeutlichen:
Vor dem Versuche:
(<7,3 ^,„ iV 0,„ + Picolin)
(C- 3 H,, N 0,„ + Picolin)
Nach dem Versuche:
\C,,H^N0,, + PicolhOr"""^"""'"-
Dieses Doppelsalz, das wir uns unmittelbar nach der Operation
in dem Rückstande der Destillation enthalten denken müssen, wird
sofort durch die oben anc-eführte Behandluns: mit Salzsäure in der
Art zersetzt, dass die Salzsäure sich des darin enthaltenen Natrons
bemächtigt, und eine Art von saurem Salz zurücklässt, in welchem
auf 1 Aeq. Picolin 2 Aeq. der elektronegativen Gruppe enthalten
sind , d. i. 2 (Qg //„„ N Oj„) + C^^ H^ iV; der empirische Aus-
druck dieser Formel ist: C^^^H^^Ns 0.,^\ er fällt, wie man
sieht, vollkommen dem Resultate zusammen, welches die Analyse
des oben beschriebenen Productes geliefert hat. Die wirkliche
Darstellung der von uns vorausgesetzten hypothetischen Dop-
pelverbindung wollte jedoch nicht gelingen ; höchstwahrschein-
lich ist das darin enthaltene Natron so schwach gebunden, dass
sie schon durch die Einwirkung des Wassers eine allmählige
Zersetzung erleidet.
Wir sind weit entfernt zu glauben, dass das Piperin diesen
Versuchen zu Folge als ein eigentliches Salz zu betrachten sei,
man müsste denn im Verlaufe weiterer Erfahrungen im Gebiete
der organischen Chemie sich bewogen finden, diesem Begriffe
eine viel weitere Ausdehnung zu geben. Aber unsere Annahme,
dass im Piperin eine elektronegative Gruppe neben einer basi-
schen enthalten sei, ist vielleicht auch geeignet, den unbe-
161
stimmten Charakter des Piperins als Rase und seine überaus
schwache Verwandlschall vm den auS!i;esprochenslen Säuren zu
erklären; hekaunllich war mau seihst lauu,e Zeit in Zweifel,
oh das Piperin wirklich vm den Alkaloideu zu zählen sei.
Aus dieser Erklärung des milg^elheilten Zersetzunj^sproccsses
geht hervor, dass unter den erwähnten Umständen nur die Hälfte
des im Piperin enthalten gedachten Picolins gewonnen wird.
Es schien nun nicht uninteressant zu erlahren, oh die Zer-
setzung durch Erhöhung' der Temperatur nicht noch weiter ge-
führt werden könnte, so dass auch das 2'e Aeq. Picolin in
Freiheit gesetzt und vielleicht die einfache clektronegative
Gruppe Tjg T/jQ iV Ojo gewonnen würde? Wirklich kann man die
Ausheute an Picolin nicht unhelrächtlich vermehren, wenn man
die Temperatur des Oelhades his üher 200" Celsius steigert;
aber bei dieser Temperatur geht zugleich mit dem Picolin eine
bedeutende Menge von Ammoniak über. In dem wässerigen
Auszuge des Rückstandes in der Retorte befindet sich nun durch
das freie Alkali in Auflösung- erhalten, eine eigenthümliche
Substanz , die durch die Uehersättlgung" der Flüssigkeit mit
Salzsäure in gelben Flocken daraus gefällt wird. Die erhaltene
Ausbeute war jedoch unbedeutend. Diese Substanz ist stick-
stofffrei; ihre Analyse gab folgendes Resultat: 0,1406 Grm.
Substanz gaben mit chromsaurem Rleioxyd verbrannt 0,3683
Grni. Kohlensäure und 0,0715 Grm. Wasser.
Diess entspricht in 100 Theilen:
Gefunden: Berechnet:
Kohlenstoff . . 71,41 — Cgj, — 71,45
Wasserstoff . . 5,65 — II27 — 5,54
Sauerstoff . . 22,94 — 0,^ — 23,01
Es fehlte uns an Material für eine zweite Analyse. Nach
dem Ergehnisse dieser Einen , die mit um so grösserer Sorg-
falt ausgeführt wurde, kann die Zusammensetzung des Körpers,
der durch diesen fortgeschrittenen Zersetzuugsprocess entstan-
den war, durch die Formel (\,s ^^^t ^n ausgedrückt werden.
Es gelingt also, wenigsleus auf dem eingeschlagenen Wege
nicht die gesuchte Gruppe: (\$ H:,a N Ojn zu erhalten. Ver-
gleicht man jedoch die beiden Gruppen mit einander, so be-
merkt man bald einen einfachen Zusammenhang :
IV. Hell. Silzb. d. inathcm. naturw. Cl. 11
102
(\,/L,0,, ist nämlich ==C;,//3„iV 0,„
— 7/3 N+0,
Diese neue Suhslanz hat sieli mitliin aus der eleklronoga-
tiven Gruppe des Piperins unniillelbar durch Ausscheidung von
1 Aeq. Ammoniak und llinxutreten von 4 Aeq. O gebihlet.
Die rationelle Formel C,^ H,„ N Oj„ + C,, H^ iV, die wir
aus den früher angelTihrten Tliatsachen Tür das Piperin ent-
wickelt haben, lässt noch eine nicht unwesentliche Modification
zu, durch die sie vielleicht erst zum völlig wahren Ausdruck
für die Constitution dieser Verbindung wird. Nimmt man näm-
lich in diesem Körper als einer Art von Picolinsalz 1 Aeq.
Constitutionswasser an, so wie dies für alle eigentlichen Salze
des Ammoniak und der ihm analogen Basen allgemein gilt, so
erhält man folgende Formel: C^^H^^N O^ + C^^H,N+ HO.
Die Zahl der Aequivalente des Wasserstoffes in der elektro-
negativen Gruppe wird durch diese Aenderung im Ansätze,
genau halb so gross, als jene der Kohlenstoff- Aequivalente,
und der saure Körper stellt sich jetzt als Sauerstoffverbindung
eines zusammengesetzten Kohlenwasserstoffes dar.
Versucht man diese Vorstellung über die Natur des Pipe-
rins auf die schönen Erfahrungen anzuwenden, mit welchen
Herr Wohl er und Herr Blyth unsere Kenntnisse über das Nar-
cotin hereichert haben, so bieten sich sogleich, wie von selbst,
höchst einfache Beziehungen zwischen dieser Basis und den
zwei neuen Basen dar, welche diese Chemiker entdeckten : dem
Cotarnin und Narcogenin. Wir haben diese Beziehungen bereits
oberflächlich angedeutet in der vorläufigen Notiz, auf welche
ich mich zu Anfang dieser Abhandlung bezog. Seitdem gelangte
Herr Laurent durch Reflexionen ganz verschiedener Natur und
sehr geistreiche Combinationen zu Schlussfolgerungen , die die-
sen in mancher Hinsicht analog sind. Wir wollen als Grund-
lage unserer Betrachtung die Formel annehmen, welche Herr
Wohl er für das Cotarnin aufstellte, mit der geringen Ver-
änderung, dass wir 1 Aequivalent Wasserstoff davon abziehen.
Diese kleine Modification glauben wir uns um so eher erlauben
zu können, da dieser berühmte Chemiker seine Formel selbst
nur als annähernden Ausdruck der Zusammensetzung dieses
Körpers ansieht.
163
Zieht man nun diese Formel, nämlich: C^^H^^NOs-^
1 Aeq. Wasser von der Formel des Narcotins = C,_^^ //g^ N 0,^
ab, so erhält man den Ausdruck: C„^ //^^ Og.
C\, IL, N O,,
Nimmt man ferner an, dass diese zwei Gruppen im Nar-
cotin analog wie im Piperin 7-u einer Art von Salz verbunden
sind, dessen Basis das Cotarnin und dessen Säure die andere
Gruppe repräsentiren würde, und betrachtet man, von dieser
Annahme ausgehend, die Formel des Narcogeuiii, so entdeckt
man sogleich eine überraschend einfache Beziehung. Addirt
man nämlich zur Formel des Narcotins die Elemente von
1 Aequivalent Cotarnin + 1 Aeq. Wasser, so erhält man
als Summe das doppelte der Formel des Narcogenins:
C,e 7/25 iV 0„ = 1 Narcotin
+ Cjg H^^ N 0^=1 Cotarnin + 1 aq.
= C72 /^38 -^3 öoo = 2 Narcogenin.
Wir glauben nicht, dass man dieses überraschende Zu-
sammentreffen irgend als zufällig betrachten könne, und stehen
nicht an, daraus folgende Schlüsse zu ziehen:
1. Die Zusammensetzung des Narcotins wird durch fol-
gende rationelle Formel ausgedrückt:
(<^3o ^^12 ^s) + (Cotarnin + aq.) ,
d. h. Narcotin ist das neutrale Pseudosalz des Cotarnins
und der oben eingeschalteten elektronegatlven Gruppe.
2. Das Atomgewicht des Narcogenins muss verdoppelt
werden. Das Narcogenin erhält dadurch folgende rationelle
Formel :
(^'30 ^13 ös) + 2 (Cotarnin + aq.),
d. h. das Narcogenin ist das entsprechende basische Pseudosalz.
Aus dem zweiten Schlüsse ergibt sich die unmittelbare
Folgerung, dass auch das Atom des Narcogeninplallnchlorides
verdoppelt werden muss. Das Atom dieser Verbindung würde
dann 2 Aeq. Platinchlorid enthalten. Beim ersten Anblick köimte
man hierin eine Anomalie sehen; aber man braucht nur die
rationelle Formel, die wir für das Narcogenin aufstellten, in
11 *
1G4
Betracht zu ziehen, um sogleich über den Grund dieser schein-
baren Anomalie im Klaren zu sein.
Von dem k. k. Obersten Herrn Herr mann ist nach-
stehender Aufsatz eingegangen.
Bestimmung der t r i g o m e t r i s c h e n Functionen
aus den Winkeln und der Winkel aus den Func-
tionen, bis zu einer beliebigen Grenze der Ge-
nauigkeit.
Für theoretische Untersuchungen , und namentlich astro-
nomische, bei welchen es sich um sehr kleine, mit der Zeit
nur langsam fortschreitende Angular-Bevvegungen handelt, sind
die siebenstelligen logarithmisch -trigomctrischen Tafeln ganz
unbrauchbar, weil die mit solchen Tafeln berechneten Winkel
schon in den Zehnteln der Secunde nicht mehr verbürgt werden
können. Bei dem Gebrauche von zehnstelligen Tafeln wird diese
Unsicherheit meistens erst bei der vierten Decimale der Secundo
eintreten, aber auch dieser Grad der Genauigkeit ist für manche
Probleme noch ganz unzureichend, worüber ich mich bei einer
anderen Gelegenheit auszusprechen gedenke. Vorläufig dürfte
aber die Behauptung keinen Widerspruch hervorrufen, dass die
Theorie in der Schärfe ihrer Forschungen niemals durch unzu-
reichende Rechnungsbehelfe beschränkt sein dürfe , sondern dass
sie in Stand gesetzt sein müsse, die Genauigkeit ihrer Rech-
nungsresultate bis zu einer beliebigen Grenze auszudehnen. In
solchen Fällen muss daher auf die bequeme logarithmische Be-
rechnung verzichtet werden. Der Zeitaufwand , welchen die
Berechnung mit natürlichen Zahlen erfordert , kann aber we-
sentlich abgekürzt und die Arbeit sehr erleichtert, wie auch
vor Fehlern möglichst gesichert werden, wenn man alle grössern
Multiplicationen und Divisionen mit einer Vielfachen -Tabelle
(dem Ein-, Zwei-,... Neunfachen des Älultiplicands oder Divi-
sors) ausführt und die Operation entsprechend abkürzt.
Die gouiometrischen Formeln für die Bestimmung des Sinus
und Cosinus, der Tangente und CoJangcnte , aus der Länge des
gegebenen Bogens, oder umgekehrt, sind zwar allgemein be-
165
knnnt, wir wollen jedocli die für imseni Zweck nöniigoii hier
auführcii uiul dabei die Coenicienten der Potenzen auf die ein-
fachste Gestalt bringen. Bezeichnen wir die Hogenlänge mit s,
so sind die vier /.xi unserni Gebrauch erforderlichen Formeln
folgende :
1 ^Jn _i-« 4. _i_-5 L_n.' 4- — i s" ^ s^' +
1. sin^ — *, (j- + 120" 5040 ^ 3Ü2880" 30010800 " ^
^ "T • • •
02270^0800 1307674308000
1 . 2 , 17 7 Ü2 n 1382
15** 315" 2835 *' 155025
2. lang z = z+ -^z' + ~z' + —z' + -^z' + j^. z'' +
43088 .^ 929509 ,,
12102150 G385 12875
. s = sin 5 + -sin 5 + 77; sm "z + tttt sin 's + -— — sin "0 +
0 40 113 llo2
03 . .. 231 . ,3 143 . ,5
— Sin 5 + -,.,..,■ sin ''^s + TTTTT-rSin 5 + ...
2816 13312 10240
4. s =tg3 — - tg^s + - tg'^s — ™ tg '3 + -tg ^s — Trts^^'s +
s 30 50 70 90 JJÖ
' t i'Ji *■ i i \
13 ^ö " 15 *ö - + • • •
Soll die verlangte Grosse (Function oder liogcn) durch
die Entwicklung nur weniger Glieder der entspreclienden For-
mel schon einen hohen Grad der Genauigkeit erreichen , so
muss sich in den Wertlion der aufeinander folgenden Glieder
die Anzahl der \ullen hinter dem Decimalzeichen schnell ver-
mehren. In der Formel 1. trä"t hierzu die rasche Werlhabnahme
der Coefficienten wesentlich hei , was hei den übrigen drei
Formeln weit weniger der Fall ist. Bei diesen drei Formeln
muss denmach haupisäclilich die schnelle Werlhabnahme der
angezeigten Potenzen in Betracht kommen, daher z ein kleiner
Bogen oder Winkel sein.
Da ich hei meinen Iheoretischen Untersuchungen oft in die
Lage kam, die Schärfe der Werthe für die Winkel bis zur
10. Decinialc der Secunde auszudehnen, so gelangte ich durch
mühsame Erfahrungen, wohei ich mich verschiedener Methoden
hediente, endlich zur Ueherzeu^'un"', dass es im Allü'emeinen
am vortheilhaftesten sei, jeden gegebenen oder zu bestimmenden
^^illkei zu theilen , nämlich in zwei Winkel, wovon der erste
(«) die ganzen Grade, und der andere Qj) als Ergänzungswinkel
166
die Minuten und SeciindiMi sainint ihrem Decimalbruehe enthüll.
Ist der Krgänziingswinkel (ft) grösser als 30', so kann man
dessen Coinplement auf 1", somit für (a) den nächst grössern
Winkel in ganzen Graden nehmen, in welchem Falle natürlich
dieser Complementwinkel (6) negativ betrachtet werden muss.
In der diesem Autsatze beigeiügten Tafel I sind die Sinus
und Tangenten für die ganzen Quadranten von Grad zu Grad
mit 30 Decimalen enthalten. ^'^) Offenbar kann das Dedürfniss
einer so grossen Genauigkeit in der Wirklichkeit nicht vor-
kommen; allein diese Hilfstafel soll auch für jene Fälle brauch-
bar sein, wo es sich um äusserst kleine An<>ularbe\ve<»:un2:en
handelt, welche in einem Zeiträume von vielen Jahrhunderten
nur um wenige Grade fortschreiten. Um solche Bewegungen in
ihrem Werthe für die einzelnen Jahre des ganzen betreffenden
Zeitraumes genau darstellen zu können, bedarf es nur der
genauem Berechnung derselben für wenige einzelne Jahre , um
*) Alle Sinus und Tangenten dieser Tafel wurden erprobt und können daher
als verlässlich betrachtet werden. Von der Richtigkeit der Sinus kann
sich übrigens jeder Zweifler durch einen sehr einfachen Vorgang über-
zeugen. Da nämlich der Sinus von 30*^ = - ist, so ist
2
sin (30° + »0 = — cos n + cos 30'' . sin n,
1
sin (30" — n) = — cos n — cos 30" . sin n.
Daraus folgt durch die Addition
sin (30** + «) + sin (30<* — n) = cos n = sin (90" — 7i).
Nach diesem allgemeinen Ausdrucke werden durch eine einfache
Addition stets drei Sinus auf einmal erprobt. Setzen wir nämlich nach
einander n= 1, 2, 3 . . . 29 Grad, so erhalten wir: sin 31" + sin 29" =
sin 89" ; sin 32" + sin 28" = sin 88" ; sin 33" + sin 27" = sin 87" ; u. s. w.
bis sin 59" + sin l" = sin 61". Nach der Durchführung dieser 29 ein-
fachen Additionen und nach Abschlag der bekannten Sinus von 30" und 90",
erübriget zur Erprobung nur noch sin 60" = - 1/3 , welcher ebenfalls
2
leicht bestimmt werden kann. — Der Unterschied von einer Einheit in
der letzten Decimale , welcher bei einigen Additionen zum Vorschein kom-
men wird, lässt sich als die nothwendige Folge der weggelassenen
31 Decimalen erklären.
107
sodann niillolst der DilVertMizon dir wellere Ilcslinininng- mit
Leiohtiükeit fortsetzen y,u können. *J
Die verlan<;te Function (Sinns oder Tangente) eines jeden,
die (jirösse von 1° überschreitenden >> inkels er<;il)l sich aus den
Functionen seiner beiden bereits erklärten Theilwinkel (a und h),
nach den hier angeführten bekannten Formeln:
A. sin (a + b) = sin a . cos b + cos a . sin b =
= sin « . V^ (1 — sin ~/>) + cos a . sin b.
Für den aus ganzen Graden bestehenden Theilwinkel a
werden die Functionen (Sinus und Cosinus, oder Tangente) aus
der Tatel I. mit der henöthigten Anzahl Decinialen entnommen,
für den Ergänzungswinkel b hingegen wird die erforderliche
Function (Sinus oder Tangente) nach den schon früher ange-
führten Formeln 1. und 2. bestimmt; indem man vorerst die
Länge des Rogens b aus den in der Tafel II. enthaltenen Daten
zusammenstellt, oder dazu die ausführlichere Call et'sche Tabelle
.Jlapportft de Ion (j cur s des degres au rayon pris pour unite'^
benützt, unter der Voraussetzung-, dass diese Callet'sche
Tabelle im Sinne der Schlussbemerkung zu diesem Aufsatze
verbessert wird. IMan kann mit etwas grösserem Zeitaufwande
die Bogenlänge b auch dadurch bestimmen, dass man das be-
kannte Angularmass von b in Secunden ausdrückt, und deren
Zahl mit der Bogenlänge von 1" multiplicirt.
Wir gehen nun zu der entgegengesetzten Aufgabe über. —
Soll nämlich zu einer gegebenen Function (Sinus, Cosinus,
Tangente oder Cotangente) der entsprechende Winkel bestimmt
werden, so vergleicht man diese Function mit den gleichnamigen
Functionen der Tafel I. und nimmt entweder den Winkel der
in der Tafel vorhandenen nächst kleinern , oder jenen der nächst
grössern Function für den Winkel r/, je nachdem der einen oder
andern dieser beiden Functionen die gegebene näher kommt.
*) Ich werde von dieser leichten Bestimmungsinethode, nach welcher auch
die im /.weiten Hefte der Sil/.img.sbericliti" bniclistückweise milgetheilte
logarithiiiischc Tafel mit 20 Deciinalen berechnet wurde,- in cinesi Aul-
saUe über die Ileihen da» Xüthig^e erwähnen.
168
Da der 7,u bestiinmcndc Ergänzungswinkel im ersten Falle zu a
addirt, im zweiten hingegen von a abgezogen werden muss,
so wird auch dieser Alternalivc gemäss der Winkel, welcher
der gegebenen Function entspricht, durch (a + ft), oder
(a — 6), folglich die g'egebene Function selbst durch sin (a + 6),
cos (^a + ft) etc., oder durch sin (a — &), cos (a — 6) etc.
bezeichnet.
Um nun den Ergänzungswinkel b nach den Formeln 3. und
4. bestimmen zu können, muss dessen Function zuerst isolirt
dargestellt, nämlich durch die aus der Tafel I. zu entnehmenden
Functionen des Winkels a und durch die gegebene Function des
Winkels (a + ft) oder (a — 6) ausgedriickt werden. Für diese
Isolirung der Function von b dienen, wenn a der nächst kleinere
Winkel in ganzen Graden ist , folgende Formeln :
a). sin & I : = sin [(« + />} — «] • 1 =
= sin (a + b} cos a — sin a . y [1 — sin^ (a + ft)] =
= cos a . y [1 — cos^ (« + &)] — sin a . cos (a + &).
fjrs\^ s LV J i J l4tg-(a+6).tga cotg (a + 6) + ig «•
Nimmt man hingegen für a den nächst grösseren Winkel
in ganzen Graden, so werden für die Isolirung der Function
des Ergänzungswinkels b folgende Formeln angewendet;
a). sin & ( : = sin \a — (a — 6)] : J = sin a . y [1 — sin ' (a — 6)] —
cos a. sin (a — 6)=sin«.cos(a— ft) — cos«, y [1 — cos^ (a-6}].
P). ig 5 f: = tg [«-(«-&)]:) ^tga-tg(a-5)^cotg(«-5) tga-1.
rj o \ &L V Ji j l+tga.tg(a-6) cotg (a— 6) + tga
Der erste Ausdruck in diesen vier Formeln für sin b und
tg & wird, wie auf den ersten Blick zu erkennen, benützt,
Avenn die gegebene Function ein Sinus oder eine Tangeute, der
zweite Ausdruck hingegen , wenn die gegebene Function ein
Cosinus oder eine Cotangente ist.
Bei der Wahl des Winkels «, nämlich ob derselbe der
nächst grössere oder nächst kleinere in ganzen Graden sein solle,
darf man aus dem Grunde nicht in Verlegenheit sein, weil auch,
wenn auf eine geringe Vermehrung der Arbeit nicht Rücksicht
genommen wird, imnicr entweder der nächst grössere, oder
lf»9
aber der nächst kleinere Winkel in ganzen Graden für o ange-
nommen werden könnte. Wir wollen den Untersehied der Arbeit,
■welchen die minder vortheiliiafle Wahl des Winkels a veran-
lassen kann, wenigstens in Einem Heispiele durch eine doppelte
Bestimmung /-eigen.
Es soll der Winkel bestimmt werden , dessen Sinus ==
0,555544443333 ist. — Aus der Tafel I. ersehen wir, dass
dieser Sinus zu einem Winkel gehört, welcher zwischen 33"
und 34" fällt. Verffleichen wir die vier ersten Deciinalen des
gegebenen Sinus mit jenen des Sinus von 34", so ist der Un-
terschied = 0,5592 . . — 0,5555 . . = 0,0037; dagegen ergibt sich
bei der Vergleichung mit dem Sinus von 33" der Unterschied
0,5555.. — 0,5446.. = 0,0109. Diese beiden Unterschiede zei-
gen, dass der zu bestimmende Winkel unzweifelhaft weit we-
niger von 34", als von 33" entfernt ist. Es ist daher ange-
messen den Winkel a = 34" anzunehmen. Demnach muss der
Winkel, welcher dem gegebenen Sinus entspricht, mit {a — &) =
(34" — V) bezeichnet werden. Nach der Formel a.') erhält man
sin b = sin 34" . \^— sin=^ (34" — b)] — cos 34" . sin (34" — 6) =
0,55919.29034.70747.. X y[l - (0,555544443333)'] -
— 0,82903.75725.55043.. X 0,555544443333 =
= 0,40490.15424.05500.. — 0,46050.72167.47232.. =
= 0,00439.43250.58334 . . ,
Für diesen sin b ist nach der Formel 3, die Länge des
entsprechenden Bogens b =
sin b = 0,00439.43250.58334 =.
+ - s'in^ b= 141.42476 '
ü .■."...
+ - sin^6= 123 ■ ' ! ^
40 - •,
= 0,00439.43398.00933
Dividirt man diese Länge des Bogens b durch die Länge
des Bogens von 1" , so erhält man das Angularmass von b =
= iöolmmsU^HÜl = 906",39764.762 . . = lo' 6",397 etc.,
welche 8 Decimalen der Secunde als richtig betrachtet werden
können, weil der gegebene Sinus 12 ZiiTerh enthält, während
wir uns bei dem gefundenen, in Secunden ausgedrückten Winkel fr
170
auf 11 Ziftorn beschränkten. — Der verlangte Winkel, welehcr
dem gegebenen Sinus = 0,55554444333iJ entspricht, ist dem-
nach -=34" — (1 5' 6",31)7()4.702 . . .) = 33° 44' 53",60235.238 . . .
Zweite Bestimm unj^. Nehmen wir jetzt den Winkel
a = 33", so ist der Winkel, welcher dem gegebenen Sinus
entspricht = (33" + ft).
Nach der Formel a) erhalten wir: sin&^=sin(33"+6).cos33" —
sin 33" .y[l — sin=(33" + />)] ^ 0,555544443333 X
X 0,83867.05679.45424 . . — 0,54463.90350.15027 . . X
^ \f[l _ (0,555544443333)-] = 0,46591.87738.09012 . . —
— 0,45286.01922.57632 . . = 0,01305.85815.51380 . .
Aus diesem sin b folgt nach der Formel 3. die Länge des
IJogens b =
1
+ -
6
sin b = 0,01305.85815.51380..
sin' b = 3711.39148..
+ 1 sin'' b = .28480 .
H sin' b = 3 .
112
Im Anji'ularmasse ist daher der Bogen b
= 0,01305.89527.19011 . .
0,01305.89527.19011.0.
.p..xu,x...»oov.x..^^. o 0,00000.48481.36811.1..
= 2693",60235.2374.. = 44' 53",60235.237.. ; folglich der dem
gegebenen Sinus entsprechende Winkel = 33" 44' 53", 6 etc.
Wir sehen, dass auch bei dieser zweiten Bestimmung das
Glied — sin' b entbehrlich gewesen wäre , und somit (bei der
112 °
für die Grenze der Genauigkeit angenommenen geringen Zahl
von Decimalen, und hei dem noch nicht zu grossen Un-
terschiede der beiden Ergänzungswinkel 906", 397 etc. und
2693, "602 etc.) die Arbeit für die beiden Bestimmungen im
Ganzen als gleich angesehen werden könne.
Die beiden Resultate weichen in der 8. Decimale um eine
Einheit von einander ab, welcher Unterschied sich aus der
vernachlässigten 9. Decimale erklärt.
171
Wir wollen jetzt, weil uns durch die Entwicklung von
\/ [1 — (0,555544443333)-J auch der Cosinus des Winkels
(33" 44' 53",60235.237) bekannt ist, die Tangente dieses Win-
kels besiininien und sie als "ejieben betrachten, um für selbe
den entsprechenden Winkel herzuleiten, wodurch noch eine
zweite Controlle für die IUchtiu,keit der Formeln und ihrer
Benützung erhallen wird. Ks ist nämlich die Tangenle dieses
,,,. , , sin (330 44' 5:{",ü0235.237) 0,55554.44433.33000
>> inkelS = ^^ 5 = — — ; ; =r
cos detto 0,83148.68438.41697
= 0,66813.37743.91706.. Diese Tangente fallt nach der Tafel I.
(wir setzen nämlich voraus, dass uns der Winkel dieser Tan-
gente noch nicht bekannt wäre) zwischen die Tangenten von
33" und 34", und zwar näher an die Tangente des letzteren
Winkels. Wir wollen deniungeachtet für a den nächst kleineren
Winkel 33" annehmen, wie es bei der vorausgegangenen zwei-
ten Bestimmung der Fall war, um desto sicherer denselben
Winkel bis einschliessig der 8. Decimale genau zu finden.
Es ist also der dieser gegebenen Tangente entsprechende
Winkel (33" -h ö). Nach der Formel |3) erhalten wir :
,_ tg(33'> + 6)-tg33" _0,66813.37743.91706..-0,64940.75931.97511.._
*= ~H- ig- (330+6).tg 330~ 1+0,66813.37743.91706x0,64940.75931.9751 1"~
= 0,01305.96951.11243.5...
Die Bogenlänge, welche dieser tg b entspricht, ist nach
der Formel 4. = -
tg 6 = 0,01305.90951.11243.5..
- tg^ ft = ^ - .75979.3..
+ 0,01305.96951.87222.8..
itg^ b = 0,00000.07424.68203.0..
'- ig' b = 9.3 . .
^^^ 0,00000.07424.68212.9 . .
1...
= 0,01305.80527.190.09.9.. Diese Länge des Bogens 6 stimmt
daher bis einschliessig der 14. Decimale genau mit jener überein,
welche wir früher durch die zweite Bestimmung erhielten , daher
172
auch dasselbe Angulannass sich ergehen niüsstc, wenn wir durch
die Länge des Cogens v«»n 1" dividirlen.
Nehmen wir zu den bereits angeführten , für die Einübung;
geeigneten Beispielen noch den Fall an, dass derselbe Winkel
gegeben wäre, und es sollte der Sinus für denselben bestimmt
werden. Für a wollen wir jetzt den näher zustimmenden
Winkel in ganzen Graden, nämlich 340 wählen; daher ist
der Ergänzungswinkel b ^ '6¥ — (33", 44', 53", 60235.237} =
15' 6", 39764.763. Die Länge des Bogens h finden wir nach
der Tafel II. durch folgende Zusammenstellung:
10' = 0,00290 . 88820 . 80657 . .
5' = U5.44410.43:J29..
6" = 2.90888.20867..
0,3 = 14544.41043..
0,09 = 4363.32313..
0,007 = 339.. 36958..
0,0006 = 29.08882..
0,00004 = 1.93925..
0,00000.7 = 33937..
0,00000.06 = 2909..
0,00000.003 = 145..
b = 0,00439.43398.00905
Auf die Richtigkeit der letzten Decimale kommt es bei
dieser Bogenlänge nicht an , weil wir die Berechnung wieder,
w^ie es bei allen Beispielen geschah, mit 15 Decimalen durch-
führen, während wir für das Resultat nur 12 verlangen.
Aus dieser Bogenlänge b wird nun nach der Formel 1. der
sin 6 berechnet. Mittels einer Vielfachen -Tabelle von b werden
die Potenzen b^ und &', sodann mittels einer Vielfachen-Tabelle
von b^ alle übrigen benöthigten Potenzen, nämlich ft^, &' etc.
bestimmt. Auf diese Art verfährt man immer, wenn b aus einer
grösseren Zahl von Decimalen, als im vorliegenden Falle, be-
steht, indem hier die leichte Multiplication für ö^, als der letz-
ten benöthigten Potenz, leicht verrichtet werden kann, daher
die Anfertigung einer zweiten Vielfachen-Tabelle, nämlich von
fc^, eine ganz unnütze Zeitverschwendung sein würde.
Für die Zusammenstellung des sin b erhalten wir nach der
Formel 1. folgende benöthigte (ilieder:
na
h — 0,00430.43398.00905
+ — A^= 14
120
0,00439.43398.00979
_ -. 6^=0,00000.00141.42613..
fi
.sin b = 0,00439.43256.58306 . .
Aus diesem sin h folgt cos& -= ^11— (0,00439.43250.58360)'] =
y0,99998.00899.02008 = 0,9999903449.04394 . .
Nach der Foi'ine! A. ist deinnaeh der verlangte sin (34" — 6) ^=
sin (33" 44' 53", 60235.237) = sia 34".cos/> — eos34".sin6 =
= 0,55919.29034.70747 x 0,99999.03449.04394
— 0,82903.75725.55042 X 0,00439.43256.58360
= 0,55918.75044.09802 — 0,00304.30610.76828
= 0,55554.44433.3.3,2974..; also die 12 Decimalen
jcnau wie im ersten IJeispiele.
; Ich habe sämmtliche angeführte Beispiele durch einen glei-
chen Winkel mit einander in Verbindung gebracht, damit die
Richtigkeit der Resultate ohne weiteren Beweis einleuchte.
Bei der Formel 2., welche gewöhnlich mit den regelmässig
fortschreitenden Factoren der Nenner angeführt wird, während
für die Zähler dieser Coefficienten kein solches Gesetz besteht,
musste ich, zu den bereits bekannten, noch einige neue Glieder
entwickeln. Dass die hier mitgetbeilte, auf die einfachsten Coef-
ficienten gebrachte Formel 2. richtig und zugleich für die Be-
stimmung der Tangenten mit 30 Decimalen hinreichend sei, lässt
sich erkennen, wenn wir tg 1° darnach entwickeln und mit dem
sin !•* . .
aus TTT abgeleiteten Werthe in der Tafel I. vergleichen. Er-
cos 1« ^ o
halten wir nämlich für diese Tangente mittels der entwickelten
Glieder der Formel schon 30 richtige Decimalen, so muss diess
um so mehr bei allen Ergänzungswinkeln der Fall sein, welche
immer kleiner als 1" sind.
IMit der Bogenlänge von l*'=o, welche in der Tafel II.
bei dem Bogen 60' angegeben ist , erhalten wir nach der For-
mel 2 die gliederweisen Werthe lur tg 1", wie folgt:
174
« = (),(H 745. 33925. lOüiS. 29570. 023(59. 07684.886. .
' " = 17721.92311.40259.60319.77384.263..
s» = 2.15936,25070.61208.01694.879..
s' = 26.62440.68236.00219.098..
s» = 328.65098.22335.410..
o»i = 4057.35804.251..
= 50090.756..
= 6.184..
3
15
17
315
62
2835
1383
155925
43688
12162150
929569
638512875
tgz=tgl'^ = 0,07145.50649.28217.58576.51288.95219.727..
20....
Dieser Werth der tgl" stimmt bis einschlüssig der 30. Deci-
male mit jenen in der Tafel I. genau iiberein; selbst die 31.
Deciinale ist im ersteren noch richtig, wie ich aus meinem Ori-
ginale der Tafel I. ersehe, in welchem die Functionen mit 31
verlässlichen Decimalen bestimmt sind. — Die Formel 2. ist
demnach durch dieses Beispiel ihrer Anwendung hinreichend
erprobt.
Die aufmerksame Durchsicht der angeführten wenigen Bei-
spiele wird auch die in der Behandlung goniometrischer For-
meln und Berechnungen Mindergeübten in Stand setzen , die
hier vorgeschlagene Methode für die Berechnung der Func-
tionen und Winkel richtig und zweckmässig anzuwenden, wenn
auch die vorausgeschickte beschränkte Erklärung derselben noch
Manches dunkel gelassen hätte.
Schlussbemerkung.
Als ich die Callet'sche Tafel der Bogenlängen „Rapports
des longueurs des degres au rayon pris pour unite'\ zum
bequemeren Gebrauche bei der Bestimmung der trigonometri-
schen Functionen und Winkel empfehlen wollte, hielt ich es für
nöthig, die Callefschen Angaben erst zu prüfen, indem ich eine
neue Tafel, mit einer grösseren Anzahl Decimalen, verfertigte.
Für den Gebrauch bei den Ergänzungswinkeln genügen die Bo-
genlängen von 1' bis 60' und von V bis 100". — Diese Aus-
dehnung der Bogenlängen bis 100" ist, wie von selbst ein-
175
leuchtet, sehr zweckmässig-, weil dadurch der Vortheil gewährt
wird, stets von 2 zu 2 Decimalen die l{oi;enläni»en aus der Tafel
entnehmen zu können, wälirend unsere Tafel H. wegen Hauni-
crsparung nur die uiicnthehrliclistcn Daten enthält.
Dei der Verglelchung mit meinem Original, wovon die
Tafel II. nur ein Auszug ist, zeigte sich, dass in der Callet'-
schen Tafel bei 53" ein Fehler in der 12. Decimale und bei
59" in der 25. (letzten) Deciniale vorkommt, welcher letztere
Fehler jedoch ganz iinhedcutend ist. — Die Bogenlängen unserer
gewöhnlichen, oder der sogenannten alten Grade (degres an-
eiens), nämlich der DOtheiligen in Bezug auf den Quadranten,
ist bei Callet ganz fehlerfrei; allein desto schlimmer steht es
mit den Bogenlängen der neuen oder lOOlheiligen Grade (de-
gres modernes), in welchen sich neun, grösstentheils sehr be-.
deutende Fehler (hinsichtlich der Decimalstelle) befinden.
In den hier folgenden verbesserten Bogenlängen ist jede
Ziflfer, welche in die Callet'sche Tafel — statt der fehlerhaften
— einzutrag'en kommt, umklammert.
53"= 0,00025 . 69513 .5(0)988. 05407 . Ü6027
59"= 0,00028 . 60W0 . 71854 . 62623 . 6218(0)
Degres modernes:
130= 0,20420 . 35224 .8333(6). 56050 . 00718
14 = 0,21991 . 14857 . 51285 . 52669 .(2)3850
17 = 0,26703 .5375(5). 55132 . 42526 . 93247
24 = 0,37699 . 11184 . 30775 .(1)8861. 55172
38 = 0,59690 . 26(0)41 . 82060 . 71530 . 79023
59 = 0,92076 . 98328 . 08989 . 00534 . 6479(8)
71 = 1,11526 .5(3)920. 24376 . 59965 . 42384
74 = 1,16238 .9(2)818. 28223 . 49823 . 11781
75 = 1,17809 . 72450 .9617(2). 46442 . 34913
170
Tafel I.
Sinns
Cosinus
!•>
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45»
0,01745
0, 03489
0, 05233
0, 06975
0,08715
0, 10452
0, 12186
0, 13917
0, 15643
0, 17364
0, 19080
0, 20791
0, 22495
0, 24192
0,25881
0, 27563
0, 29237
0,30901
0, 32556
0, 34202
0, 35836
0, 37460
0, 39073
0, 40673
0, 42261
0, 43837
0, 45399
0, 46947
0, 48480
0,5
0, 51503
0, 52991
0, 54463
0, 55919
0, 57357
0, 58778
0, 60181
0,61560
0, 62932
0, 64278
0, 65605
0, 66913
0,68199
0, 69465
0, 70710
24064
94967
59562
64737
57427
84632
93434
31009
44650
81776
89953
16908
10543
18955
90451
73558
17047
69943
81544
01433
79495
65934
11284
66430
82617
1U67
04997
15627
96202
80749
92642
90350
29034
64363
52522
50231
14753
03910
76096
90289
06063
83600
83704
67811
37283
02500
42943
44125
47658
67653
05147
60065
40230
66930
76544
17759
43864
99667
02520
16999
22736
74947
57156
25668
45300
15912
89273
75800
40099
89077
39546
85890
46337
10054
33204
15027
70746
51046
92473
52048
25658
49837
86539
90507
58858
62498
58997 ,
86547 ,
51281
97164
83272
30077
17355
47139
48111
44411
86901
34885
81240
33710
99805
72256
76234
18564
72809
42410
66871
73304
27348
03541
75506
20775
43618
41745
79156
77595
02907
21008
95404
08222
83016
09610
12916
27991
27966
45270
32632
28478
21382
50044 ,
28665
52440
94189
59951
21186
59588
80642
98341
28939
24966
01053
17166
51404
17422
11072
04423
88988
99715
74686
22934
40089
40996
41377
49637
20845
39859
69784
27345
04083
94622
53796
16319
67811
40836
04281
80319
87059
79770
88110
59024
20434
24959
62733
22257
64062
08443
78516
81625
29609
35194
70837
54802
19231
63301
19467
26769
87958
84405
08343
74100
37624
74611
95377
17183
35795
14682
89413
74501
88889
90341
89648
40658
66358
88228
22416
36398
51816
92082
39986
12826
54639
00441
92843
58280
09907
64023
30687
84711
99422
62105
89»
88
87
86
85
84
83
82
81
80
79
78
77
76
75
74
73
72
71
70
69
iG8
67
66
65
64
63
62
61
60
59
58
57
56
55
54
53
52
51
50
49
48
47
46
45»
177
46"
47
48
49
50
51
52
53
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89"
0, 71933
0,73135
0,74314
0, 75^70
0, 7(i604
0,77714
0, 78801
0, 798(i3
0,80901
0,81915
0, 82903
0,83867
0, 84804
0, 857 10
0, 86602
0,87461
0, 88294
0, 89100
0, 89879
0, 90630
0, 91354
0, 92050
0,92718
0, 93358
0, 93969
0, 94551
0,95105
0, 95(;30
0, 9(il26
0, 96592
0, 97029
0, 97437
0,97814
0,98162
0, 98480
0, 98768
0, 99026
0, 99254
0, 99452
0, 99619
0, 99756
0, 99862
0, 99939
0, 99984
98003 ,
37016
48254
95802
44431
59614
07536
55100
69943
20442
75725
05679
809(il
73007
54037
97071
75928
65241
40462
77870
54576
48534
38545
04264
26207
85755
65162
47559
16959
58262
57262
00(i47
76007
71834
77530
83405
80687
61516
18953
46980
40502
95347
08-270
76951
38651
19170 .
77394
22771
18978
5(>970
0(i721
47292
74947
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55041
45424
56425
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84438
39395
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88367
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36649
42600
52440
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99316
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38318
89068
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85235
33805
47663
12208
95137
41570
41322
6827:J
91745
59824
54573
19095
56391
13935
48328
23501
9!t794
03520
87997
956(i9
84628
42410
78968
69200
029(;3
97038
28746
64076
80028
94203
80235
99278
89550
32739
40080
74899
38405
81034
57211
48133
86191
28674
47230
22853
63792
95349
05936
72619
31508
03498
33692
53229
24761
87378
73000
23915
60546
75436
46970
29842
23926
99377
39777
40008
22934
44883
63368
75909
61761
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37231
40369
21713
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Die Classe beschliesst für Herrn Theodor W e r t h e i m
zur Fortsetzung' seiner Arbeit über die Alkaloide auf eine Un-
terstützung- von 500 fl. C. M., ferner für Herrn Dr. B o t z e n-
h a r t zur Herausgabe eines von ihm verfassten Lehrbuches
der Krystallographie auf die Bewilligung der Druckkosten im
beiläufigen Betrage von 650 fl. C. M. anzutragen. Beide Anträge
wurden später von der Gesammt-Akademie bewilligt.
181
Viertes Vcrzeleliniss
der l)t'i der kaiscrl. Akadeuiic der Wissenschurteii
eingegangenen Druckschriften.
Acailemie irArcheoIogie de Belgique. Bullelin et Annales. Vol.
V. liv. III. Anvers 1847; 8°
Aniialen der k. k. Sternwarte in Wien. Nach dem Befehle
Sr. Majestät auf öffentliche Kosten herausgegeben von J. J.
Littrow. I. bis XX. Tbl.; AVien 1821 — 1840; Fol.
— Neue Folge, herausgegeben von C. L.Edlen vonLittrow
und F. Schaub. XXI. bis XXX. Tb.; Wien 1841; 4°-
©cibtel, 3gnaj, Ue&erbie«Prli^at'23emne; 8" (5tug ©. @t. Qlrc^i» V.)
— Uebcr bie MitUl jur SBerminberung beä ^arteicjeifleS in ^Dcuifd)-
tanb 1841; 8"-
— ^etracf)tungen über einige burcf) bie 3^it"'^^ft«n^^ befonberS
tt)id)tig geworbene ©egenftanbe ber G>it)ilgefe|gebung unb ©taatö-
Jüirt^fc^aft. II. 3:1)1. Setpyg 1843; 8"-
— lleberfic^t bcr ©efcf){rf)tc be^ o^crreii^tfiijcn .^aifcrftaateö. Sei^jig
1844; 8"-
— Sie :püntifd)en 3"f't^n^s ber üflerret(f)if^en <S>taaten mä) bem
3uj^anbe üom 16. ^^xii 1848. Sßtcn 1848; 8"-
Beke, Charles T. , Esq. , A stalenjcnt of facts relative to the
transactions belwecn the writer and the late british poli-
tical mission to the court of Shoa in Abessinia. 2. Edit.
London 184«; 8°-
§affel, .f^trfd) 23., Xugenb= unb 9Ied)t^Ief)re , bearbeitet nad) ben
^rinci|)icn be§ Jalmubä unb nac^ ber gönn ber ^I^ilofiop^ie.
2öien 1848; 8"-
Flcsch, Jo.sephus. Phil^ Jud. de vita Mosis. Pragae 1838; 8"-
1S2
ücsoll s rha t'l , aiilMiuarischo, in Zürich. fJericIile iihei' die
Vorriclilungon der .... Zürich; 4""
— Millheilungcn der .... VF. Vol. I. II. Ilfl:. Zürich 1848; 4"
— Deutsche, inorgenländisehe. Zeitschrift der . . , . II. Bd.
I. II. Hft. Leipzig- 1848; 8"-
Golden thal, J. , Vortrag' üher den Einfluss der arahischen
Philosophie auf das Mittelalter, mit l{e/,ugnahme auf die
Verhältnisse der Gegenwart , gehalten bei KrölTnung der
akadeniisclien Vorlesungen über das religions-philosophische
Werk: Cusari. Wien 1848; 8"-
Ilaldat, de, Histoire du Magnetismc dont les phenomenes
sont rendus sensibles par le mouvcment. Nancy 1845; 8°'
— Deux Menioires sur le Magnetisnie. Nancy 184G; 8°"
— Nouvelles llccherches sur TAttraction magnetique et sur
la disposition generale des corps a acquerir cette force.
Nancy 1848; 8"-
Holmboe, C. A. , Sanskrit og" Oldnorsk, en sprogsammenlig-
nende Afliandliug. Christiania 1846; 4"'
— Det oldnorske Verbuni, oplyst ved Sammenligning med
Sanskrit og' andre Sprog of samme Act. Christiania
1848; 4"-
— Das älteste Münzwesen Norwegens bis gegen Ende des
14. Jahrhunderts. 8"'
Jelinek, C. , Bahnbestimmung des von de Vico am 24. Jän-
ner 1846 entdeckten Cometen. Prag 1848; 4"-
Kr eil, Carl, Magnetische und geographische Ortsbestimmun-
gen in Böhmen in den Jahren 1843—1845. Prag 1846; 4»-
— Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag,
in Verbindung mit mehreren Mitarbeitern ausgeführt und
auf öffentliche Kosten herausgegeben von .... Prag 1841
—1847; 4°-
M a at s c h a p p i j hollandsf he der Wetenschappen te Haarlem,
natuurkundige Verhandelingen. 5 Deel. 1. Stuck. Haarlem
1848; 4"-
Morlot, A. V., Ueber die geologischen Verhältnisse von Istrien
mit Berücksichtigung Dalmatiens, und der angrenzenden
Gegenden Croatiens, l^nter-Krains und des Gorzer Kreises.
Wien 1848; 4'-
183
Morlot, A. V., Krläufcrungcii zur «^ooloiiisch bearhritolon VIII.
Sectio» der (il(Mi('ral(iiiar(iermei.ster.slal).s-8pecialkarlc von
SleieiMiiai-k uml lllyrlrn. Wien 1848; 8"-
Pertz, G. 11., Uol»t'i- ein Ui-iiclisliick des 98. Uiiehcs des Livim.
Berlin 1848; 4"
II u s s egg- e r, Joseph, Der Aufhereiliinj^s-Process gold- und sil-
herlialtiiier l*eclicr/ie im sal/J) argischen IMontan - Bezirke.
Stuttgart 1841; 8°-
— Reisen in Europa, Asien und Afrika, mit besonderer Hiick-
sicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der be-
treffenden Länder. Mit einem Atlas. Stutl<>art 12 Lief. 1841 —
1847; 8"-
Schubert, S-ranj, Ueber bie 2Bemg%ung. Sffiür^buvg 1840. 4"-
«Steiner, So^. 2öt(^. 6()r. , lieber ba^ a(tbeutfcf)e unb in»6efonbere
attbaierifdie @erid)tsn?efen, in iöejug auf ,Oeifcnt(tci)fett unb 3}tünb=:
ti(i)felt be^ 9Serfat;renä in bürgerlichen unb ^)etnli(f)en 3flecl)t»üer=
fatten^etten. 5lfcl)affen[nirg 1824; 8"-
— @efc^id)te unb Ql(tertl)ümer be5 Dtobgau'g im alten 3)2aingau,
iDarmftabt 18.33; 8"-
— ©efd)id)te unb :Jopograp^ie beä 9)?atugebieteg unb ®peffart-3 un=
ter ben SRömern, juglcid^ SSegraeifer für Steifenbe. IDarmftabt
1834; 8"-
— Caroline Sanbgräfin üon |>effen=!Darmftabt. (Darmftabt 1841 ; 8"'
— feubwig 1. , ©rop^erjog üon Reffen unb hd JRljein, nad) feinem
geben unb SBirfen. Cffenbad) 1842; 8°-
— ©ef(^id)te beS *^atrtmonia(i^erid)te Sonborf unb ber grei^erren toon
9^orbef jur 9Menau. ©armftatt 1846; 8"-
Storia Celeste, del R., Osservatorio di Palermo dal 1793
al 1813. Vienna 1845 ; 4" Vidc Annalen der k. k. Stern-
warte in Wien. IVeue Folge.
«Stöljet, Garl, lieber entftel;ung unb <^ortcnttt3t(fluug ber SRiiben-
juder-gabrifatton unb in»befonbere bte ßoncurrenj jtüifd)en 9]o^r=»
unb Sflübenjucfer. SSerlin 1848; 8"
SÖJeber, ©eorg, 13. :34^f^^fi^t^)t über bte bösere 23ürgerfd)ule ju
.^eibelberg. .^eibelberg 1848; 8"-
Wertheim, Guillaume, IMemoires de physiquc mecanique.
Paris 1848; S"
iSk
Inhalt
des
vierten Heftes der Sitzungsberichte der {(aiserliclien
Akademie der Wissenschaften.
Sitzungsberichte der philosophisch -historischen Classe,
Seite
Sitzung vom 4. October 1848 3
Seidl, Yor wort zur Abhandlung „Ueber des Titus Calpurnius'
Delos; ein philologisch- numismatischer Excurs . ... 3
Goldenthal, Bericht über Blücher's grammatica aramaica . . 5
Chmel , literarische Berichte über historische Arbeiten auf dem
Felde deutscher Geschichte 19
Sitzung; vom 8. November 1848 43
Carrara, Ausgrabungen von Alterthümern in Salona bei Spalato 43
Chmel , Fortsetzung der für die Denkschriften bestimmten Abhand-
lung: „Zur Kritik der österreichischen Geschichte". . . 44
Sitzungsbericlite der niatlieniatisch-naturwissenschallliehen Classe.
Sitzung vom 5. October 1848 3
Haidinyer, Note über den metallähnlichen Schiller des Hypersthens 3
„ Nachricht über neue Fundorte von Gosau-Petrefacten aus
einem Schreiben von Herrn v, Morlot 5
Steinheil, briefliche Mittheilung über Ausführung seines Centrifu-
gal- Wurfgeschosses im Grossen 7
Quelelet , Sendung von Druckschriften der Akademie und der
Sternwarte zu Brüssel 8
dioth, Manuscript „Die mathematische Zeichensprache in ihrer
organischen Entwickelung" 8
KnochenJiauer, über die Veränderungen , welche der Entladungs-
strom einer elektrischen Batterie erleidet, wenn mit dem
Schliessungsdrahte eine zweite Batterie in Verbindung ge-
setzt wird 10
Jelinek , Elemente des von de Vico am 20. Februar 1846 ent-
deckten Cometen 87
Ryll , Abhandlung über Ortsversetzungen durch Rechnung oder
über die Elemente der Lagerechnung 90
185
Seite
HarlmmmEdler v. Franzen^hnhl, Manuscript „Ein neues all-
gemeines Gesetz, der Dreieckseitcn und dessen Anwendun-
gen" 127
Peche, Abhandlung über die Destiininung der Integrale
.77 a.v
r -^""^ „n^r
J M A + Bx + Cx~ + Dx' J \j
\J A + Bx + Cx" + üx^ + Ex''
Avenn n eine ganze Zahl vorstellt in geschlossenen Formen 127
Lanyer, Abhandlung über den Haarwechsel bei Menschen und
Tliieren 132
HaidiuffCr, Antrag wegen Herausgabe voj» Herrn Barrande's
Werk über das silurische SystiMU von Böhmen . . . .133
Fenal , Antrag auf eine Geldunterstiitzung für den Wieni>r- Rei-
senden Herrn Carl Heller 136
SKzun^S; vom 9. November 1848 . . . . : 137
Haidüirjer, Bemerkungen über den Glanz der Körper .... 137
W'crlhcim Theodor, Abhandlung über das Piperin .... 151
Hemnunn , Bestimmung der trigonometrischen Functionen aus
den Winkeln und der Winkel aus den Functionen, bis zu
einer beliebigen Grenze der Genauigkeit 164
Beschluss einer Unterstützung für Herrn Theodor Wer t he i m zur
Fortsetzung seiner Arbeit über die Alkaloide und für Herrn
Dr. Botzenhart zur Herausgabe eines Lehrbuches der
Krystallographie ISO
Viertes VerZicicliniss der bei der kaiserlichen Akade-
mie der Wissenschaften eini^egangene!» Druck-
schriften . 181
s
O — c
J}^aZ
J'^fr^
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I
Sltziingsbericlilc
der
kaiserlichen Akademie
der
^L^^^eiiücliarteii.
Fünlles Heft.
•^'i^^^lBB*'
Wien, 1849.
Aus der kaiserlicli-küniglichen Hof- und Staats-DruckereL
Sitzungsberichte
der
liliilosoiiliiseh-liistoriselieii Classc.
V. Holt. Sit/,uii!,'.sl). il. i)liil(iS(i|)li. Iiistor. Cl.
3
SUzunii;sI)('ricli(c
der
|) h i 1 0 s 0 [) ii i s (' li - h i s 1 0 r i s c ii e n C 1 a s s e.
Sitziinq; dor philosophisch-Iiistorisclien Classe vom 18. Novomber 1848.
U
nter (Ion vom Secrctär zur Beschlussnahme vorgelegten
Eiiiiiaben veranlasst das Gesuch des Herrn Professors Car-
rara von Spalato, die Akademie möge ihm zur Fortsetzun«^
der unter seiner Leitung in Dalmatien begonnenen Ausgrabungen
eine Unterslützuitg bewilligen, eine Discussion, wobei das cor-
respondirende Mitglied, Herr General Edler v. Hauslab bemerkt,
dass die Fortsetzung dieser Ausgrabung*en nicht nur in archäo-
logischer Hinsicht Aviinschenswerth sei, sondern auch für die
Geschichte der Fortificalion, da in Salona wahrscheinlich die
ersten Spuren der liastionen sich finden dürften, welche be-
kanntlich die alte Fortification von der neuen scheiden, und
hier sich der üebergang zeigen würde, wie römische Thürme
in Bastionen verwandelt wurden. Da auch Herr Regierung's-
rath Arneth sich für eine Unterstützung von Seite der Aka-
demie zur Fortsetzung dieser Ausgrabungen erklärt, so be-
schliesst die Classe, sich bei der Gesammt-Akademie dahin zu
verwenden, dass aus der Dotation die Summe von 80011. CM.
dazu bestimmt werde, unter der IJediiigung, dass Herr Pro-
fessor Car rara nach einer von diesen beiden Herren zu ent-
werfenden Instruction dabei vorgehe, und von den dadurch ge-
machten Funden das Auszuwählende einsende. Bei dieser Ge-
legenheit macht Herr General v. Haus lab darauf aufmerk-
san«, wie wichtig es wäre, auch die Spuren mittelalterlicher
Befestigungskunsl in Oeslerreich, z. B. in Haimburg, Brück an
1 «
4
der Loiilia, Nciisladt u. s. w. imtcrsuclion und anfuolimon zu
lassen; worauf Herr Regierungsralli Climel vorsclilägi, die
Akademie möge aucli ku diesem Zwecke, nach einem von dem
Ileiri» General ans/iUarheitenden Plane und für unter dessen
Leilunj»' vorzunehmende lintersuchungen der Art, aus der Do-
tation monallich 50 H. C. M. hestimmen. Auch dieser Vorschlag-
wird von der Classe einstimmig- angenommen.
Herr Reiiierunjrsrath Chmel erstattet im Namen der hi-
storischen Commission foli^enden:
Bericht über eine A c t e n s e n d u n <^ des hohen IM i -
n i s t e r i H m s des Innern, r ü c k s i c h 1 1 i c h historischer
Materialien für die historische Commission der kai-
serlichen Akademie der Wissenschaften in Wien.
Der Unterzeichnete hat die ihm zur Berichterstattung zu-
g'ewiesenen , von dem hohen Ministerium des Innern an die
kaiserliche Akademie abgegebenen Actenstücke , welche die
Aeusscruno'en zweier Gubernieu über die in ihrem Bereiche
existirenden Archive und Geschichtsforscher enth.alten, näher
untersucht und findet sich verpflichtet, der verehrlichen Classe
Folgendes zur „Wissenschaft" vorzutragen.
Die beiden kaiserlich -königlichen Gubernien, welche sich
äusserten, sind die zu Laibach (für das Königreich Illyrien)
und zu Wien (für die Provinz Nieder- Oesterreich).
Vorerst muss der Unterzeichnete bemerken, dass die Bitte
und der Wunsch der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
respective der historischen Commission, durch irgend ein ob-
waltendes Missverständniss, dahin ausgelegt wurde, als beab-
sichtige die kaiserliche Akademie „selbst eine Geschichte
Oesterreichs zu verfassen, und suche dazu geeig-
nete Mitarbeiter."
Diesem leidigen Missverständnisse und den in diesem Zeit-
räume (März bis nun) statt gefundenen politischen Wirren ist es
wohl zuzuschreiben, dass dem Wunsche der historischen Com-
mission nur sehr oberflächlich entsprochen wurde. So berichtet
das k. k. Gubcrninni zu Laibach «) in wenii^en Zeilen, dass,
nach den Aeu.sserun<>,"eii des Kreischefs, die Archive des Doni-
slills Gurk, der Hislhiuner Gurk und Lavant, der kärnlhne-
rischen Herren Stände, des kärnllinerischen historischen
Vereins, der Herrschaft Wol fs he rg-, der iSladl St. Veit
und des Magistrates zu Ober- V eil ac h Materialien enthalten,
vielleicht auch die Archive der Herrschaften Oster witz
und Halleg, Als geeignete Milarbeiter werden genannt: der
Freiherr von A n k e r s h o f e n , der Dechant H e r m a n n zu
Gmünd, der Dechant Jakob Rebernig zu Berg", der pensio-
nirte Guberiiial- Secretär Franz Ritter von Jakomini-
Holz apfe 1- W aasen zu Rleiberg.
Fiir Kärnthen und Krain werden die historischen Vereine
zu Klagenfurt und Laibach wohl mehr Aufschlnss geben, als
diese kurze Anzeige ! !
Die k. k. Landesregierung* für Nieder -Oesterreich theilt
die Aeusserungen der vier Kreisämter des Landes unter der
Enns mit, von denen nur eines, das zu St. Polten, dem Wunsche
und der Bitte der historischen Commission umständlicher ent-
sprochen hat.
Das k. k, Kreisamt zu Korneuburg fViertel unter dorn
Mannhartsberge} meldet in neun Zeilen, 6) dass in dem Viertel,
seines Wissens, keine Archive vorhanden sind ( ! }, welche
Malerialien enthalten dürften, und auch keine geeigneten Mit-
arbeiter.
Das k. k. Kreisamt zu Krems (für das Viertel ober dem
Mannharlsberge) macht c) namhaft die Archive der landesfürst-
lichen Städte Krems und Stain (und verweist auf die von dem
hochwürdigsten Erzbischofe zu Wien, Vincenz Kd. Milde, als
früherem Dechante zu Krems g-emachten Excerpte}, der Herr-
schaften Oltenstein und Drosendorf. Auffallend ist, dass das
löbliche Kreisamt bei dieser Gelegenheit sagt: „Zur Benutzung
dieser beiden herrschaftlichen Archive müsste sich
um die Bewilligung* Seiner Excellenz des Herrn Grafen von
a) I>. (1. 24. Juli iö'-ib.
!)) n. il. 9. Mar/. lö4S.
r) I). .1. I. Miii-y, Ib^iS.
6
Hoyos-Sprinzenslein, Desitzers der dies s fälligen Herr-
schaften, beworben werden;" da doch der Hesilzer der Herr-
schaft Oltenslein, unseres Wissens, Graf Laniberg ist! —
Weiters wird das Archiv der Stadt Drosendorf und das der
Herrschaft Weitra genannt, und als Mitarbeiter der Piarist, Pro-
fessor Au gast in Schweiz in Krems empfohlen, „wenn ihm
sein Berufsgeschäft hiezu Zeit gönnt."
Eben so kurz ist die „Fehlanzeige" des k. k. Kreisamtes
des Viertels unter dem Wienerwalde (zu Wien). Es heisst, a)
,,dass, den gepflogenen Erhebungen zu Folge, sich im Kreise
Unterwiencrwald keine solchen Archive befinden, aus deren
(denen) Materialien zur Verfassung einer vaterländischen Ge-
schichte entnommen werden könnten, dass mithin auch die
Fraae iiber tüchtiffe Mitarbeiter für dieses Unternehmen von
selbst zerfällt." — Nachträglich wird die Aeusserung des Ma-
gistrats der Stadt Wiener -Neustadt über das dortige (reich-
haltige) städtische Archiv mitgetheilt, dessen Benutzung der
historischen Commission angeboten wird.
Der unterzeichnete Referent der historischen Commission
muss aufrichtig gestehen, dass ihn diese bisher angeführten
kurzen Aeusserungen aus Laibach, Korneuburg, Krems und
Wien sehr schmerzhaft berührten, indem ihm zum Theil aus
eigener Erfahrung der grosse Reichthum so vieler gottlob noch
vorhandener Materialien in den Archiven der Herrschaften und
Städte bekannt ist, welcher hier auf eine ganz unerklärliche
Weise so obenhin geläugnet wird.
Die historische Commission wird wohl die Untersuchung
der existirenden Archive auf anderem Wege vornehmen müs-
sen, durch Unterstützung solcher jüngerer Geschichtsforscher,
welche an Ort und Stelle die archivalischen Schätze ausbeuten.
Dass derlei literarische Reisen oft ganz unerwartete Ergebnisse
liefern, weiss Referent aus eigener Erfahrung.
Genaueren und ergiebigeren Bericht erstattet das k. k.
Kreisamt des Viertels 0 her- Wiener- Wald, d. d. St. Polten
am 9. Juni 1848. Es lec-t zudeich die Aeusserungen mehrerer
n) D. d. li. Mävz ISiS.
Herren Decliante und Maglslratsbeanite über die an sie gestellte
Frag'en vor; ich theile selbe im Auszuge mit.
1. Der Magistrat von St. Polten zeigt an, a) dass das
Stadtarchiv „viele historisch- wichtige und selfene Urkunden
besitze," und dass der Syndicus daselbst, Dr. Wagner, der
sich, wie Referenten schon t'rüiier bekannt war, mit Ordnung
und Registrirung des Arclüves lleissig beschiUtigte , sowohl
seine Abschriften und Exccrpte der im St. I'öllner- Stadtarchiv
vorhandenen Urkunden und Materialien als auch seine sonstigen
historischen Sammlungen der kaiserliclien Akademie millheilcn
wolle. Dieses Anerbieten wird die historische Conimission mit
Dank annehmen und davon gehörigen Gebrauch machen. Herr
Dr. Wagner ist ein sehr flcissiger und für die vaterländische
Geschichte schon lange thätiger Mann, der das Stadtarchiv von
Krems, das bedeutende Schätze entiiält, geordnet und umsich-
tig benutzt hat.
2. Der Magistrat der landesfürsdlchcn Stadt Ybbs be-
richtet, bj dass die im dortigen Stadtarchive vorhandenen Ma-
terialien bereits von dem Magistratsbeamten Franz Espig be-
nutzt worden seien für seine Chronik der Stadt Ybbs (1835J,
was, im Vorbeigehen gesagt, nicht ganz richtig sein diirfle,
wie sich Referent selbst iiberzeuü'te. Das dorliji'e Pfarrarchiv
dürfte noch Einiges enthalten, wozu Herr Espig seine vermit-
telnden Dienste anbietet.
3. Das hochwürdige Dekanat St. Polten berichtet, c) dass
seine vierzehn Pfarreien nichts darbieten (?), was nicht schon
benutzt worden wäre. Als Mitarbeiter (?) nennt dasselbe die
Herren Pfarrer Timotheus Werner zu Oberffrafendorf und
Paulus Renk zu Karlstetten.
4. Von der Verwaltung der Herrschaft Seisene""": wird
berichtet, d^ dass ausser dem herrschaftlichen Archive (zu
Seisenegg} keine andere Sammlung im Districte existire; eben
so wenig ein qualifizirtcr Mitarbeiler. ^^'as das Seiscnegger
Archiv, das übrigens auch Kauf- und Lehenbriefe aus dem
«) D. (I. 17. Februar IS48.
I>) n. .1. 27. I'ehruar 1848.
v) I). (l. 4. Mär/. lSi8.
d) 1). d. 7. iMiirz, 1848.
8
14. Jahrhunderte besitze, in rechlshislorischer Ue/iichung- dar-
biele, habe man t'riiher schon dem Herrn Archivar Kalte n-
bäok für die von ihm begonnene Sannnlung österreichischer
llechisbücher mitgetheilt. Herr Verwalter werde i'ibrigens das
Archiv noch einmal durchsuchen und der historischen Commis-
sion ein Verzeichniss vorlegen, welcher Antrag" mit Vergnügen
angenommen wird.
5. Die Verwaltung- der Herrschaft Alhartsberg be-
richtet, «} dass nichts vorhanden sei (?), der dortige Herr
Pfarrer, Amand Neckham, Benedictiner von Seitenstetten, sei
jedoch ein geeigneter Mitarbeiter.
6. Der IMaürislrat der landesfiirstlichen Stadt Tulln
schickt bj ein Verzeichniss der im dortigen Stadtarchiv vor-
handenen Privilegienbriefe ein , worunter sich einige interes-
sante befinden, dann Lehen- und Stiftungsbriefe. Es sind dan-
kenswerthe Notizen, die seiner Zeit benutzt werden sollen.
7. Von .Seite der Verwaltung der Herrschaft Rappolten-
kirchen wird berichtet, c) dass sich niclits vorfinde (Feuers-
brunst im Jahre 1809 habe zerstört), dass der Herr Pfarrer
von Sieghartskirchen, Johann Adam Mihm, sich seit Jahren
mit topographisch -statistischen Studien beschäftige und ein
geeigneter Mitarbeiter zu sein scheine.
8. Das hochwürdige Decanat von Haag bericlitet, ^J dass
in den Pfarrarchiven nichts vorhanden sei (?). In Erla und
Wallsee dürften Materialien zu finden sein ! (Ohne Zweifel.)
9. Von der Verwaltung der k. k. Herrschaft St. Leon-
liard wird berichtet, e) dass in der herrschaftlichen Registra-
tur und in den Pfarrarchiven von St. Leonhard und Ruprechts-
liofen nichts vorfindig sei (?).
10. Das hochwürdige Decanat von Tulln berichtet,/^
dass sich weder Materialien noch Mitarbeiter im Dekanate be-
finden (?).
a) ü. (1. 10. März 1848,
b) D. d. 10. Mär/. 1848.
c) D. d. 20. März 1848.
äj D. d. 28. März, 1848.
e) D. d. 30. März. 1848.
f) D. d. ;J1. März 1848.
9
11. has Dccanat Kau iio Id s tci ii borichtot iinlor «Icnisel-
beii Datum (31. Rliii-/- 1848), dass nichts vorliaiideii , jedoch
der llfiT IMarrer v<in Matzleinsdorl', Iguaz Keihlinger, ein
g'ccig'neter Rlitarheiler sei. Ist ohnehin Correspondenl der kai-
serlichen Akademie, und wird «gewiss das Mögliche leisten.
lÜ. Das Decanal Ollersbach zu Kasten bericiilel, u)
dass. nichts vorhanden sei; nur der Pfarrer von Asperhofen
meint, „dass vielleicht Miniges im dortigen Ivirchcn- und (Ge-
meinde-Archive vorgefunden werden dürfte;'^ er verspriciil
nachzusuchen !
13. Das Decanat Pottenbrunn zu Traismauer be-
richtet, b) dass die Pfarrarchive nichts enthalten (?J. Macht
aufmerksam auf die Denedictiuer von (jöltweig, Friedrich
Blumberger und Leopold Tamschek, und den llerzogen-
burger Chorherrn Willielm IJielsky, Pfarrer zu lleidliug".
14. Von Seite der Herrschaft Tulln (ehemaliges Fraucn-
kloster, erste habsburgische Stiftung in Oesterreich) wurde
die Abschrift einer Chronik (von 1278 — 1782) eingesendet, die
jedoch von sehr untergeordnetem Werthe ist, obschon die Ver-
waltung der Herrschaft Tulln in ihrer Zuschrift c) erklärt,
„gleich etwas Zweckmässiges liefern zu wollen.*' Wurde von
der historischen Commission zur vorsichtigen Oenützung
zurückbehalten.
Aus den angeführten Mittheilungen ersieht man , dass die
historische Commission auf diesem (ämtlichen) Wege wohl
niemals zur Kennlniss der vorhandenen Materialien gelangen
wird, obschon die vielfältige Erfahrung lehrt, dass wer selbst
sucht findet; vorausgesetzt, dass er alte Schriften lesen kann.
Die lüstorische Commission wird mithin, sobald es die
Zeitumstände zulassen werden , den Weg des Selbstsuchens
einschlagen, und Referent ist überzeugt, dass jede kleine
Reise ihre mehr oder weniger befriedigenden Resultate haben
werde.
Wien am 17. Kuvhr. 1848.
J. C h m e 1.
(() T). rl. 'i. April 1848.
ÖJ 1). tl. 1!^. IMai 1848.
r) J). .1. 13. Mai 1848.
10
Silzuiiu \(iiii 2!l. .November I84H.
Das coiTcspoudireiule Miti^lied Herr Prof. Rcmele liosl
lolgondcii Aufsatz : U e b e r die Identität der M a g- y a r e ii
u 11 d .T a z y ji; e r.
Seit Jahren bildet die ungarische Sprache und Literatur,
sowie deren Geschichte mein Hauptstudium, und ich kann mit
innerster Ueberzeugung sagen, dass mein Forschen nicht frucht-
los war. — Wenn wir gleich mit der Kenntniss über den Ur-
sprung der Magyaren — die ich jedoch vorerst nicht nach der
beliebt gewordenen Manier, als ein von den Ungarn verschie-
denes Volk zu denken bitte — noch nicht auf dem rechten
Wege zur Gewissheit zu sein scheinen, da die Forschung da-
hin zu gelangen, die Schwierigkeit vermehrt, statt vermindert;
so steht doch in Ungarn noch, wie bei allen ihrer Nationalität
bewussten Nationen Leben, Sprache und Geschichte im
innigsten Verbände, und jeder Versuch der Trennung hat diesen
Verband erstärkt, statt gelockert.
Ein veralteter Streit unter den Gelehrten ist die Frage,
ob Hunnen, Avareii und Magyaren oder Ungarn einem und dem-
selben Volke angehörten? Ausgezeichnete Gelehrte, und ebenso
durchaus ehrenhafte Charaktere kamen auf dem Wege der
eifrigsten Forschungen zu gerade entgegengesetzten Resultaten.
Und doch fühle ich mich gedrungen, bevor ich die Sprache und
Schreibart der Ungarn behandle, jene Völker zu nennen, die
vermög gleicher Sprache einem und demselben Stamme anzu-
gehören scheinen ; dann aber die Dialecte zu nennen , die mit
dem Ungarischen verwandt sind.
Wenn sich rohe, ungebildete Völker, die sich früher ent-
rückt und fremd w aren , mit einmal , ohne wesentliche Aus-
sichten auf Vortheile verbanden, so war es gewöhnlich die ge-
meinsame Sprache, die sie zu einander führte. — Nun aber
zeigt die Geschichte, dass die Jazyger, Hunnen, Avaren und
Magyaren sich beim ersten Begegnen erkannten , und — ver-
einten, wozu sie nur die gemeinsame Sprache führen konnte.
Es ist demnach die Behauptung keineswegs zu gewagt, wenn ich
aus «leiu innigen Anschlüsse dieser Völker auf gleiche Her-
kunft und Spruche schliesse.
11
Die oi'ston nnlor diesen chen «»t'ii.'mnteii Völkern, waren
tlie Ju7,yi;en, die sehon zur Zeit Herodots mit ihren Stanun-
genosseii, den Rei'enen oder Baranyern im südlichen Uiissland
erschienen und bald nach Christi Geburt den Ilömern bekannt
und furchtbar wurden. Sie drangen damals aus der Moldau
nach l niiarn bis an die Theis vor. lieber die IClvmolo'iie des
Wortes Jdz. sind die Meinungen «etheilt. Ilinii;(' nach Otro-
kotsi leiten es vom hebräischen Worte Jdäz ab, d.i. .-.lark,
muskulös; die meisten aber nach Kaprinas (Ilung. Dipl.
P. 2. i>. 314) von dem ungarischen Wort iv oder ij fder
Bogen}, welches durch die IJiidungssilbe äsz , in ijäsz fd''*'
Bo gen s eh ütz), und durch Weglassung des Buchstabens i in
Jäsz verwandelt wurde. Diese letztere Meinung' scheint ziem-
lich allü:emein angenommen v.w sevn, «no-eachtet diese Ableitung;
weder sprach- noch geschichtlich hallbar ist, und zwar: a) In
dem Worte ij, ist doch der Buchstabe i der Grundbuchstabe
des W^ortes , und eben der wird in der erwähnten Ableitung
gänzlich vernachlässigt, b) Waren die Bogenschützen (Sagittarii)
zu jener Zeit nicht so etwas Seltenes, dass man einem ganzen
Volke ob dieser WalTe den Namen hätte geben sollen. Ich
2:laube , das Wort Jdz liesse sich bestimmter von dem Worte
juh oder ih (das Schaf} — in lelzterer Benennung in der
Mehrzahl ihok, heute noch in ganz Ungarn üblich — ableiten,
das mit vorerwähnter Ableitungssilbe äsz zu ihäsz (der Schä-
fer oder Schafhirte} und durch Weglassung des euphonischen
Buchstabens // zu Jdsz oder Jaaz, oder nach älterer Schreib-
art Jdz gestaltet wurde. — Als Beweis für meine Ansicht
steht das Wort jdfizol (die Krippe, oder der Ort, wo dem
Thiere Futter gereicht wird}. Dieses \\'ort hat keine Synonyme,
wird heutigen Tages in ganz Ungarn gebraucht, und ist doch
offenbar zusammengezogen aus ihdszöl (der Schäfer stall
oder Schaf stall). Woraus zu ersehen ist, dass ifidsz auch
allgemein sprachgebräuchlich zusammengezogen wird in jd^z.
Mit dieser Ableitung stimmen di»? vSitten der alten und
heutigen Jazygen vollkommen überein, ja nach Zeugniss frem-
der Schriftsteller, konnte dieser Name gar in keine andere B«;-
deuluniv u'enonimcn werden. Denn, es scheint keinem Zweifel
zu unterliegen, dass eben die Jazygen jenen Theil der Scylhcn
12
hildcteii, welchen die Griechen, Metanas tu, Noniades und
G e 0 r g" o s , Strabo aber deutlich M e 1 o n o in u s nanulen.
Plinius aber sagt von den Jazygen (L. IV, C. 12}: „Canipos
et plana Jazyges, niontes vero et saltus pulsi ab his Daci —
tenent;" sicher darum, weil die ebenen Gegenden der Schal-
zucht und dem Ackerbaue weit günstiger sind als die gebirgi-
gen. — Bevor ich jedoch diese Meinung durch fernere Gründe
unterstütze , will ich Einiges von den Bereuen oder Baranyern
sagen. Gewiss ist es, und wir liaben dafür in der ungariscIuMi
Sprache unzäiilige Beispiele, dass dumpfe Selbstlaute häufig in
erhöhte verwandelt wurden und umgekehrt. Auf diese Weise
ist aus dem Worte Barany durch Verwechslung des a m e
das Wort Tieren entstanden, das sonach gleich bedeutend von
Bdrcini/ (das Lamm) in Bäränyäsz (der Schäfer) umge-
staltet wurde, und sonach dem Worte Jcisz gleichbedeutend
wäre. Es scheint demnach, dass die Jazygen und Bereuen ent-
weder ein und dasselbe Volk, oder wenigstens mit denselben
innigst verwandt waren. Dafür spricht der bis heutigem Tage
beibehaltene Name ihres Hauptortes Jäsz - Bereny (JJidsz-
Bdrdny).
Wenn ich den Namen derselben aus der heutigen Sprache
der Magyaren erläutere, so geschieht es nur darum, damit ich
einen neuen Beweis für die Gleichheit der Sprache, und sonach
auch des Volksstammes der Jazygen und Magyaren andeute,
wofür auch die zahlreichen Namen der in dem Lande der Ja-
zygen liegenden Ortschaften sprechen.
Sonderbar ist es, dass Jassy, die Hauptstadt der Moldaii,
im Ungarischen heutigen Tages Jfi.ss ra^fär (J azygenmark t}
genannt wird , als ob die Jazygen ihre verkäuflichen Waaren ,
wahrscheinlich Lämmer oder Wolle hierher gebracht hätten.
Und wirklich finde ich in dem Friedenstractate, den sie mit Marc.
Aurel. Antonlnus Philosophus, dem römischen Kaiser geschlossen
folgende Worte: „Concessit etiam ipsis (Jazygibus}, ut per Da-
ciam commcrciorum causa Roxolanus adirent.'' (Dio-Cassius
lib. 7L)
Nun bliebe nur noch der Beweis zurück, dass die Hunnen
und Avaren demselben Völkerstamme entsprossen seien. Ich ge-
stehe , dass in dieser Hinsicht der Beweis in Ermanglung
sicherer Daten am srluverston 7A\ rühren sei. Doch scheint der
innige Anschlu.ss dieser Völker aneinander, so wie, dass sümml-
liche ihre Ilesidenz in Jäsz-Bercny nahnjen, einigen Beweis
datVir liefern könnte. Priscus Rhotor erzählt geradehin, dass
Atila seine Residenz in Jäsz-IJereny (DornianonJ genommen
habe. Von Tiiudun dem Anführer (Csäkänyos) der Avaren aber
sagt Aventinus (Annal. Rojos. L. 4) : „Thudnnus nltra Danu-
bium, in ea regione , quam l'tolomaeus Jazygar hahitare tra-
dit, supra Tihiscum amnem, occidentem versus regnavit. Knis
regionis caput Bormanom , praesidiun» Thudini, qui et ibidem
sepultiis est; haud ita procul ab Agria." — Dass sich aber mit
diesen, die später angekommenen Ungarn vereinigten, sagt
Bonfinius (Decad. I. L. 9): Cum Unnis et Avaribus , qui prius
venerant sese conjungunt (llungari} unamque Rempublicam
constituunt.
Aus dem hisher Gesagten lässt sich demnach mit einiger
Gewissheit schliessen , dass die Magyaren dieselbe Sprache
sprechen , die von den alten Jazygen gesprochen wurde , und
deren sich höchst wahrscheinlich auch die Hunnen und Avaren
bedienten.
Herr Regierungsrath Chmel liest die Fortsetzung seiner
in den vorhergehenden Sitzungen begonnenen Kinleitung zur
kritischen Scliilderung der kirchlichen Zustände in Ocsterreich
in der Mitte des 15. JahrJuinderts , in der er zu der zweiten
Quelle übergeht, welche auf das lebendigste in diese bewegte
Zeit versetzt, nämlich zu des nachmaligen Papstes Pins II.
ebenfalls zu wenig bekannten „Geschichte des Basler Concils, '
deren erstes Buch er im Auszuge mitlheilt. Es gewährt einen
tiefen Blick in die theologischen Ansichten jener Zeit ; denn
obgleich der Verfasser als Papst seine früheren Ansichten
(als Aeneas Sylvius) wiederrief, verdieiien doch seine Berichte
vollen Glauben.
Sitzimsi- vom (j. ÜfCPinbffi' 1S4'S.
Der llorr rriisHioiil, Freiherr von IInminor-Piir2;.sl n II,
liest folgoiule Ahhandlunj!;:
Von der Inschriftverbrämii ng der Kleider als
Sou veraiuitätsre cht der Frauen im I>I orgenla nde.
Heide diese niorgenländische Vorrechte sind bisher in Eu-
ropa nur wenig" und auf sehr unbestimmte Weise bekannt Die
arabische Inschrift des Krönungsmantels der deutschen römischen
Kaiser (ein Geschenk eines arabischen FürstenJ, ist zwar von
Murr *) in der Beschreibung der Reichsklelnodien erläutert,
die Leseart desselben von Tyc hs en und Frähcn-) berichtiget
worden, aber die Uebersetzer dieser Inschrift haben nicht ge-
ahnt, dass dieselbe im Morgenlande ein Souverainitätsrecht der
Herrscher sei ; andererseits sind die Tücher türkischer und
griechischer. Frauen mit gedruckten oder gestickten Inschriften
durch den Handel mit der Levante, wenigstens in Wien bekannt
genug, ohne dass irgend wo über diese uralte arabische Mode
etwas Xtiheres verlautet hat ; über jenes Souverainitätsrecht
morgenländischer Herrscher und dieses Vorrecht arabischer
Hareme geben zwei höchst wichtige Quellenwerke arabischer
Politik und Geschichte näheren Aufschluss; über das erste Ihn
Chaldun's des arabischen Montesquieu berühmte historische
Prolegomene zu seinem grossen Geschichtswerke, über das
zweite die berühmte historische und poetische Blumenlese Ihn
Abd Rebbihi's, der im J. 328 d. H. (939) gestorben, und wel-
che noch jüngst der französische Orientalist Fresnel in seinen
vier Briefen über die arabische Geschichte vor dem Islam als
eine der ältesten und vollgültigsten Quellen derselben benützt
hat ^). Dem ersten dieser beiden für die arabische Politik und
Geschichte classischen Werke entnehmen wir den folgenden
anziehenden Bericht über die Inschriftverbrämung als Souve-
rainitätsrecht moslimischer Herrscher.
*) Beschreibung der siimrutlichen Reicliskleinodien und Ueichsheiligthümer,
herausgegeben von Christoph Gottlieb von Murr. Nürnberg 1790.
-) Inseriptionis Cuficse pallii Imperatorum gerinanicoruni inauguralis Inter-
pretanda spicilegium in Frähn's Antiquitatis Muhamniedanse inoniiinenta
varia. Petropoli 1822. pag. 35.
**) Lettres sur l'histoire des Arabes. Paris 1836. premierc lettre, pag. 6.
15
Der acht und droissigsle Absolinill des zwoHou IlniiplsHickcs
dor l*r(>niolou:oni(Mio Ihn Clialdiiii's liundclt von den neun Souve-
rainilälsrcrhtcn inosliniisolicr Herrscher, welche nirg'eiids so
ausluhrlich erörtert sind, und die für sich allein eine Ahliand-
hinj»" verdienten, von denen wir hier aber nur von dem ein'/Zig'en
der Inschriftverhräniuni;" der Kleider nähere Kenntniss nehmen,
in tbli»ender Ordnung': erstens von der iVIusik-Capelle der soge-
nannten türkischen Musik, welche fünfmal des Tages vor den
Thoren der Herrscher mit der ji;rossen 'l'rommel in den dieselho
hegleitenden Tschinellen aufj^espielt ward; zweitens die Fahnen
und Standarten, deren sieben nicht nur den Herrschern der
Seldschuken und denen der Beni Ahmer zu Granada vorgetragen
wurden, sondern noch heute dem Sultan, wenn er ins Feld
zieht; der Vorzug der Herrscher besteht ausser der Siebenzahl
der Fahnen, noch in den Dindcn oder Bändern, welche von
den Fahnen flatterten, und welche Afsabet und Schata-
feth ') hiesscn ; drittens der Thi-on , welcher als Nachahmung
des der persischen Könige im Islam zuerst von Moawije dem
ersten Herrscher der Beni Omeije eingeführt ward; viertens
das Hecht Münzen zu schlagen; fünftens das Herrschersiegel,
welches in Wachs abgedrückt mit einer Schnur an den Herr-
scherschreiben oder Diplomen befestiget war; sechstens die In-
schriftverbrämung der Kleider, die uns sogleich näher heschäf-
ligen wird; siebentens die Herrscherzelte, welche in (Jrösse
und Form von anderen verschieden, auf arabisch Foslhath
und Sebadsch^^ hiessen: achtens die Fmjtorkirche in der
Äloschee (Makssuret) und neuntens das Kanzelgebet am Frei-
lag (C hübet).
Die Inschriftverbrämung der Kleider, welche ein arabisclies
Souverainitätsrecht, hiess auf arabisch Thiras ^) ; dieselbe
enthielt in Seide oder Gold gestickt den Xamen des Herrschers,
seine Titel und Anwünschungen; am Hofe der Chalifen aus dem
') AsliaJj Aj UiiC. S r li;i t a r (' t li It'lili in Freytags Wörterbuch.
'-) PI» L,«) 1 5 ia-ii) IwaIi S e b h (l s c h fehlt in dieser Hetleutiing in Frc.yliigs
U'örterhiich.
-J in der Handschril't Ihn t'haldiin» in der kai.s. ilofbihliothek. lilatt 109.
Hanse Ahhas vm lJai::;da<l und aus dem Hause der Beni Oinoije
zu Cordova lieslaiulen besondere Werkslälten, in welchen diese
Inschriften gestickt wurden. Vor dem Islam war es Sitte der
alten persischen Köni<!;e, auf ihren in Stein ausgehaucnen Ah-
hihluiigen solche Inschriften am Saume ihres Kleides anzubrin-
gen; die Chalifen ahmten diese Sitte nach und es hestand ein
besonderes Hofamt, welchem die Aufsicht über die Werkstätten
der Inschriftverbrämung anvertraut war; der damit Bekleidete
hiess Ssahib eth thiraf*}. Später ahmten diese Sitte auch
die obersten Ilofämter und die Statthalter der Provinzen nach;
diesem Beispiele der Chalifen von Bagdad und Cordova folgten
auch die der Fathimiun in Aegypten nach, und später im Ma-
ghrib die Herrscher der Dynastien der Muwahhidun und nach
dem Untergange derselben die der Beni Merin und in Andalus
die der Beni Ahmer zu Granada. Diess ist das Wesentlichste
was der Abschnitt der Prolegomene Ihn Chaldun's über die
Saumverbrämung mit Inschriften orientalischer Kleider enthält.
Das doppelte Herrscherrecht der Binden und Bänder, welche
von den Fahnen der Herrscher flatterten und der darauf ge-
stickten Inschriften theilten in den arabischen Haremen auch
die Frauen und das Ikd, d. i. der Juwelenknoten Ihn Abd
Rebbihi's enthält hierüber anziehenden Bericht.
Diese berühmte Blumenlese ist in zwanzig Bücher getheilt,
die nach verschiedenen Juwelen betitelt sind; dieselbe enthält Vie-
les iiber die Sitten und Gesinnungen des alten arabischen Ritter-
thums , durch dessen höhere Bildung das europäische gemildert
und verfeinert ward , und das ein und zwanzigste Buch ist be-
sonders den Frauen und ihren Eigenschaften geweiht. Der Ab-
schnitt über die Stickereien ihrer Binden und Bänder , welche
man in diesem Hauptstücke vermuthen sollte, findet sich nicht
in diesem , sondern in dem allerletzten Abschnitte des ganzen
Werkes , welcher A n m u t h i g e s und Geistreiches ~)
überschrieben ist.
") <-r|j Oy lÄll loporps i>t siil
17
Khiil Hasan oi'/,äliIt: ich trat Ix'iiu ('halif(Mi Harun e r-
R e s c h i (1 ein , bei dein eine Sclavinii schön wie ein («ützen-
bihl, sie triij»; eine mit Perlen und lluhinen gestickte Binde, auf
welcher in (iohl die Inschrilt zu lesen war :
Grausamer Mann du gabst mir Liebesleiden,
Doch Gott der Herr wird zwischen uns entscheiden ^ ).
Auf einer anderen IJinde war zu lesen :
Ich schoss, doch traf dich nicht des Pfeiles Spitze,
Du schössest und du trafest mich o Schütze ! ^)
Eine andere Sclavinn trug auf der Brust einen Neumond
(in Diamanten) um welchen die Inschrift lief:
Es ist der Neumond unterü'anj»;en
Von der Huris lichtvollen Wangen
Er lasset in des Schauers IJlick ^)
Die Unruh' Liebender zurück.
Ishak Ben Ibrahim erzählt : ich trat eines Tages bei E m i n
dem Sohne Sobeides (dem Bruder Harun er-Rschid's) ein , bei
welchem mehrere Sclavinnen schön gekleidet, deren eine einen
Fächer mit folgender Inschrift trug : *)
Süss ist die Lust in Reihen
Süss ist es sich zu freuen 5
Itzt wo es heiss im Freien ;
Und Hitzen sich erneuen
Zeigt den grossmüth'gen Sinn
Das Antlitz von E m i n
*) In der Handschrift des I k d in der kais. Ilofbibliothek II. 273. V.
V. Heft. Sitzb. iL philusopb. histor. Cl. 2
18
Sein sei des Reielis (lewinn !
Ein (i leicher folg' auf Ihn. *)
Auf einer Binde war gestickt :
Sagt mir Männer oh denn diese ßinde
Sonne oder Neumond euch verkünde ~)
Auf einer anderen :
Wenn ihr wollt vor Wahnsinn euch bewahren,
Meidet diese Augen voll Gefahren, s)
W e r d die Sclavinn M e h a n i's eben so durch ihren
Gesang als durch ihre Wohlredenheit ausgezeichnet, schrieb
auf ihre Binde :
Die Schönheit hat in Ihr den höchsten Grad erreicht
Unmöglich ist's, dass Andere sich Ihr vergleicht
Einmahl im Monat scheint des neuen Mondes Licht
Ich seh' ihn jeden Tag in Ihrem Angesicht. *}
Auf eine andere Binde schrieb sie die beiden folgenden
Distichen des Dichters Hasan Ben Hani:
Du der im Wohlsein bist, du weist es nicht
Dass die Vernunft das Todesurtheil spricht.
19
Des Geistes Gan|^ hah* ich in nieinom Leib crfaliron.
Die See!' ist müde und das Herz ist nirlit im Klaren, i)
A 1 1 der Sohn D s c h c li m ■ s erzählt: A a 1 e d s c h eine
Sclavinn , schön g'ewachsen und l)iei>\sam wie eine Weidennilhe,
eine der beliebtesten Sohönheilen IJagdads erschien ölVentlich
mit der folgenden Inschrift . welche in weisser vSchminke auf
ihren schwarzen Haaren geschrieben war :
0 neuer Mond der glänzet aus Pallästen
Mein Auge fastet deinem nur zum Bessten,
Ich weiss es nicht ob kurz ob lang die Nacht
Wie wüsst' ich es, da du mich todt gemacht. ^)
Und will die Nacht zu lang sich nicht entfernen
So seh' ich wie der Hirte nach den vSternen.
Derselbe erzählt, dass die schöne Menal niit einem Um-
wurf aus roher Seide erschienen sei, auf dessen rechter Seite
geschrieben stand :
Der Blick schrieb einen Brief aufs Herzpapier
Besiegelt mit der Sehnsucht und Begier ^)
Auf der linken Seite stand geschrieben:
Der Blick ist wahres UngUick für mein Herz
In welches mir er eingellösst den vSchmerz *)
*) %^ ^jJlU ^jjü ^J Lob l
Jcjü ^ ^Iju ^jjo ^^ ^ ^jJJJIL>1j3jj.1 c^
2
20
Auf tler IJiiulo D h a b b Ps der Sclaviim des Persers S a i d
war in (udd geschrieben:
Das Aug*e liest die Scbrifl so auf die Wang'cn
Des Granrs und Kummers Finger aufgehangen *)
el- Hasan der Sohn W c h b's erzählt, dass auf eine
Haube (K a 1 e n s e w e t das lateinische Cahvnntica} geschrieben
stand :
Vermeide Liebserklärung anzuhören,
Wenn du den Liebenden nicht willst erhören,
Nimm dich in Acht , ich halte fest an dir
Kein anderes Loos als du bestimmst wird mir 2^
Schefii der Diener des Chalifen M o t w e k k i 1 trug
auf seiner rechten Schulter die Inschrift :
Mit Wohlgeruch seh' ich empor den Vollmond steigen,
Er hebt sich von der Brust wie von den frischen Zweigen '}
und auf der linken Schulter:
Die Züge von dem Angesicht dem lieben
Ich seh' dem hellen Mond sie eingeschrieben *)
Wassf die Sclavinn eth-Thajis hatte auf ihre Binde
geschrieben :
Er hört nicht auf die Liebe ihr ZiU klagen.
Bis dass die Rechnung ihm dafür getragen
Er strömt sein Inn'res aus in Wort und Hauch
Und seiner sich erbarmend weint die auch,
Wenn ihr vertrocknet dann der Thränen Fluth,
So weinet die darüber helles Blut. ^}
2) l^\ jilb j)Lu^ il -^ <3C^ ^_^u C^ \^ J\ \
*) ^^^^äI! li^ j ^ A^^ d^^ jJa^
Uj aIcA. U.j> jIC Ubl -^ ÄtL.^=J ic^j Ä>jJ jolä
21
Auf der Ifiiule Mcsalis, cinei' der vollwaiiniclitsten Scliün-
lieiten IJagdads, stand g-esclirieheii :
Sie sagten: du wirst in Geduld dich üben;
Ich sprach : gar eng- sind Wege der (»eduld.
Der lilick, der Sie anschaut, kehrt nicht zurück,
Ijis er nicht sehnsuchtsvoll nach Ihrer Iluld. *)
Die Sklavin des Natiiiki schrieb auf ihre Binde:
In meinem Vug' sind Zaubereien, tran'n !
Du hüte dich, mir in das Aug' zu schau'n!
IJesitze ich ein Schwert, das ohne Scheide,
vSo machte Gott der Herr davon die Schneide. ~)
Eine Schönheit, Xamens Iladaik, schrieb mit Henna
(der rollien iXägelsciiniinke) in ihre hohle Hand :
Das Henna schmücket nicht die Schönheit meiner Hand;
Die Schönlieit meiner Hand verstärkt des Henna Brand. "}
Derselbe erzählt: die Sklavin IIamdan''s sei mit einem
Schwert umgürtet und mit einer Haube erschienen , auf der
geschrieben stand:
Denk an die schöne Sklavin,
Durch Heiz den Blick entzündend,
Die männlich ist und weiblich,
Das Weib dem !Mann" verbindend. *)
Auf dem Wehrgehänge ihres Schwertes waren die fol-
genden Verse in Gold gestickt:
Nicht genug ist Ihr das Schwert der Augen,
Auch die Wange drohet wem sie will,
^) S^ J^ ■>:>J^'^ ^' jAi«j w|^U -^ 0;laJl J>1^_^ j^\ ^jXW
^<sci\ (JiäI^o ^ ^ aIH ^k«lo •,* -^ iJs^i ^-^ -iä^ \.^^ lJ *-^^
22
So dass zwei der dünnen Klingen bllt/iCn,
Zwei der Schwerter sind fürwahr xw viel.
Sielist du, wie sie fest verwahrt im Panzer,
Doch gefährdet ist durch ihren Stand ;
Weiss ich doch, dass Pfeil von ihren Blicken
Tödllicher, als Schwert in ihrer Hand. ')
Der Verfasser des Iktd des Ihn Ahd Rehbihi, d. i.
der Sohn des Dieners seines Herrn, gibt die folgende von ihm
auf einen vergoldeten Trinkbecher verfasste Inschrift:
Trinke, den anmuth'gen Blick erfrischend,
Deinen Spreichel, dem der Liebsten mischend;
Löse auf das Band von ihrer Brust,
Hut' dich vor des dünnen Wuchses Lust.
Sage dem , der desshalb dich will schmähen :
Lass mich meines Weges ruhig gehen. ^)
Der Dichter Ssariiol-Ghawani, d. i. der von den
Sängerinnen Niedergeschmetterte, so wegen seiner Liebe, wo-
mit er allen Sängerinnen ergeben war, genannt, kam an das
Thor Mohammed Ben M a n s s u r s , um zu trinken zu be-
gehren. Der Herr des Hauses befahl einer Sklavin, ihm Wein
in einem goldenen Becher zu bringen ; als er denselben in
ihrer Hand sah, sagte er:
Reines Gold in reinem Gold,
Mir durch Silberhand gezollt,
A*JU*J ^y<i Jj] t-A*X-9 -^ Vaj^^ LjÜb^ iS-^j' t^^*"
Meinem Aiigc köiiunt KrlViscliiini:;
DuitIi des frohen Auges Miseliimg'.
Sieh der Mond, er trägt die Sonne;
0 ! der beiden Monde Wonne.
Zwiselien Ihr und zwisehen mir
Ist für Trennung nielit Revier. *)
Auf einem Throne war mit (lold geschriehen :
Süsser als der Weil» und Hosen
Ist es, Wang' auf Wang', ku kosen;
Brust auf Brust und Mund am Munde,
Seligkeit im engsten Bunde;
Brust versteckt die Traurigkeit,
Mund entdeckt die Fröhliclikeit. ~)
Inschrift einer Binde:
Mögen Sie sich mir bei Tag verschleiern,
Aber sag% was haben Sie denn vor,
üass Ihr Traumbild mir bei Nacht erscheinet,
Nur verschleiert in dem achten Flor. )
Ebu Obeide sagt, dass er auf einer schönen Stirne die
folgende Inschrift gelesen:
^ij j> lk> \<^> -^ 3 ^ ^j^ ^^
24
Aul" llircr Slirnc steht gescliricben,
Mit MomUiclit- Ambra abgerieben:
In Zeilen dreien fluchet Gott
Dem, der entschuldigt Tiiebesnoth.
Sie reichte mir die Hand, ich sprach:
0 hör' das Wort und folg' ihm nach.
Der Liebe steh'n die Sünden frei,
Nur Eine nicht: Verrätherei. i)
Assmaai erzählt, dass er an dem Thore Harun er-
Reschid's mehrere Sklavinnen und auf der Binde von einer
derselben die folgenden Verse geschrieben gesehen habe:
Mädchen, weich von Wang' und Hand,
Kommen vom gelobten Land ;
Segne Gott uns unsre Nahrung,
Denn nicht schlecht ist die Verwahrung.
Ritter, fürchte Gott den Herrn,
Denn ich Sprech' zu mir nicht gern. ^)
Diese Inschriften von Binden und Bändern, von Gürteln
und Hauben, von Bandulieren und Bechern, zeigen die ritter-
liche Galanterie des Hofes der Chalifen in ihrem hellsten
Glänze, und wie weit besser die Drucker türkischer Inschrifts-
tücher, oder die Stickerinnen von Kopftüchern daran thäten,
solche Inschriften zu wählen, als das abgeschmackteste Zeug,
womit dieselben gewöhnlich bis zum Ekel und oft bis zur Un-
leserlichkeit angefüllt sind.
Masa Westes quo aputl se inussetat verba. Worte iles Fluches wider
die Verführung des Teufels.
25
Herr Kegicriiiig-.sralli Climel eröfl'nct einen Cykliis „klei-
ner liistorisflier iMiÜlioilungcn'" mit folgenden» Vorlra«^:
So wie ich über die „l*rie<^e der Geschichtswis-
senschaft in 0 esterrei ch'', dann über die .,(i e sc hichts-
Literatur unsers deutschen Vaterlandes" von Zeit
zu Zeit akademische Berichte machen will, welche beabsichti-
gen, das gelehrte Ptiblikum auf die Bestrebungen Anderer
aufmerksam zu machen, damit thells gelehrter Wetteifer
erweckt, thcils das Zerstreute gesammelt werde, so wünschte
ich auch selbst durch kleinere Beiträge vorzüglich
aus archivalischen Schätzen das historische Wissen zu erwei-
tern ; es möge mir also gestattet seyn ausser grösseren Ab-
handliiMgcn und iMiUheilungen , die für die akademischen Denk-
schriften geeignet seyn dürften , auch partliienweise solchen
Stofl' zu liefern, der das bisher Bekannte berichtigt, ergänzt
und erweitert, denn in der Geschichte gilt gewiss mehr als in
irgend einer andern Wissenschaft der Spruch: „Successive fit
motus." — Weder erschöpfend noch ganz wahr und richtig
sind unsere Geschichtswerke, folglich können nur nachfolgende
Berichtiü:ungcn und Bereicheruniien unser historisches Wissen
vorwärts bringen. Ich wünsche nur, dass Mehrere meinem
Beispiele folgen.
Die erste dieser Mittheilung'en betrilTt zwei wSchreiben des
Kaisers Ferdinand I. aus dem Jahre 1504, welche die Bestre-
bung desselben , in der deutschen Kirche den Frieden herzustel-
len, auf merkwürdige Weise beleuchten.
Sie zeigen, dass es ihm beinahe gelungen wäre, denn
wären beide Puncto bewilligt worden, würde ohne Zweifel eine
Wiedervereinigung der gelrennten Beligionspartheien erfolgt
seyn.
Warum seine löbliche Absicht vereitelt wurde? das gehört
auf ein anderes Blatt! —
I.
Kaiser Ferdinand an seinen Sohn König Maximi-
lian:
2()
Krlauclitor Fürst, liebster Sohn ! Wir hallen heselilossen, in
den näclislcii Tagen unsere Gesandtseliaft gomcinschafllich mit
unserni Scliwiegersohnc, Herzog AlJu'ccht von IJaiern, an den Papst
abzuscliioken , wie wir Deiner Liebden schon früher geschrie-
ben, in Angelegenheit des Kelches und der Priesterehe;
und da wir bereits zu dieser Gesandtschaft unscrn Gesandten
(Orator) den neuen Bischof von Fünfkirchen bestimmt hatten,
und ihm noch einen weltlichen Collegen beigeben wollten, liess
uns wider Vermuthen der Ehrwürdige apostolische Nunzius an
unscrm Hofe eröffnen: „es scheine ihm nicht riithlich, dass in
„dieser Angelegenheit eine so feyerliche Gesandtschaft unter-
„nommen werde; es würde weit bequemer und erspriesslicher
„seyn, wenn wir das, was wir wollen, auf kluge Weise in Brie-
„fen an den Papst und den Cardinal Moronus, so wie an un-
„sern Gesandten in Rom zusammenfassten, mit Auslassung al-
„les dessen, was in der schon vorlängst aufgesetzten Instruc-
„tion enthalten wäre."
Da Uns dieser Rath einigermassen zweifeln gemacht, was
zu thun, trugen wir einigen unserer Räthe auf, mit dem Nun-
zius über diese Sache weiter zu sprechen; das geschah und
er versicherte, er meine es redlich und sey in dieser Angele-
genheit ganz unbefangen ; er könne es heilig versichern , wenn
wir die Sache auf die angegebene Weise angreifen würden,
werde uns der Papst aufs bereitwilligste willfahren. Er unter-
liess auch nicht , die Gründe seiner Meinung und Ansicht an-
zuführen ; der Papst könne nämlich nicht umhin , das , was Mo-
ronus Uns durch den Bischof von Fünfkirchen (damals von
Csanad) in Betreff der Mässigung in allem, was von positivem
(d. i. menschlichem) Rechte ist, und besonders rüeksichtlich
der bewussten zwey Artikel versprochen hat und neuerdings
durch ihn (Nunzius) bestätigte, in Erfüllung zu bringen; Mo-
ronus weniüstens wird sich sehr wohl an das erinnern, was
er ihm darüber geschrieben hat. Es werde jedoch dem heili-
gen Vater sehr lieb seyn, wenn diese Concession ganz im Stil-
len ohne viel Aufsehen ertheilt werden könnte, mit Zurathzie-
huiig sehr weniger und sehr vertrauter Cardinäle, so dass so-
gleich ohne alles Aufsehen die Breven an die Erzbischöfe und
Bischöfe Deutschlands erlassen würden, worin ihnen Seine Hei-
27
li<i;keit die Vollmarht erllieilto, in den beiden bewussten Arti-
keln — zu di.s|)ensiren.
Denn würde diese Verhandliin«;- darcb eine feierliche Ge-
sandtschaft <:,etuhrt mit weitliiulij;er und genauer Aniiahe der
Ursachen und Gründe, durch die wir zu dieser Forderung be-
wogen wären, müsste Seine Heiligkeit nothwendig, ohne es zu
wollen, nach seiner Hirtenpllicht die Sache vor's Cardinals-
Collegium bringen, worauf über die von Uns vorgebrach-
ten Gründe, so wie über die der Concession beizulegenden
IJedingungen eine nüihsanie und äusserst schwierige Unter-
suchung begönne, indem bei dieser Unterhandlung nicht bloss
die Cardinäle, sondern auch die Theologen, sowohl Jesuiten
als andere ähnliche scrupulose und strenge Doctoren gehört
werden müssten; welche Krörterung bei dieser Zeit besser un-
terbleibt, indem viele unter den Cardiuälen und jenen Theolo-
gen, die man bei diesen öflentlichen V^eriiaudlungen nicht um-
gehen könne , vor der Hewilligung des Laienkelches wie der
Priesterehe zurücksciiaudern , würden nun ihre Meinung- und
Rathschläge die der Andern durch ihre Anzahl übertreffen,
und dessiialb eine ablehnende oder hinausschiebende Antwort
erfolgen müssen, könnte diess Veranlassung geben zu Verdruss
und Zwietracht. Da nun dieses dem Nunzius höchst unangc-
nelim wäre, und er bei Zeiten einem solchen Ausgang der
Sache vorbeugen wollte, sei er zur Ertlieiluiig des oben ange-
füiirten Ralhes hauptsächlich durch zwei Gründe veranlasst
worden, nämlich erstens durch die Ueberzcugung, dem Papste
damit einen i^rossen Gefallen zu erweisen und zweitens durch
den jederzeit und allerorts gehegten Wunsch zum Besten der
Christenheit zwischen dem Papste und Uns in Verbindung mit Dei-
ner Liebden wechselseiliges und festes Wohlwollen und innige
Verbindung der Gemüther zu erhalten, zu schützen und zu
fördern.
Diesem fügte er noch anderes bei, was wir hier überge-
hen, da er es Deiner Liebden persönlich vortragen wird, indem
er wegen Privatgeschäften die Reise zu Dir unternehmen will.
Er legte auch einen Entwurf vor, wie in dieser Angele-
genheit nach Rom geschrieben werden könnte.
\aciidcni Uns nun dieses hinterbracht , und von Uns sorg-
28
l'älliir; geprüft uml hesprochen wurde, in Rücksicht, dass es
\v(Miii>" auf die Art und Weise aukonunen könne , wenn nur der
geholVte und gewünschte Firfolg erreicht wird , und dass der
anjicdeutetc Wei>- iedcnlalls weit kürzer, als eine feierliche
liolschal'l ahzuschicken, dass wir somit hotten dürften, Anfangs
IMärz hei Eröfl'nung des hier abz.uhaltcnden Congresses die
Antwort bereits zu erhalten und wir im Falle dieselbe nicht
nach Wunsch ausfiele, jederzeit dann an Se. Heiligkeit die be-
reits beschlossene Gesandtschaft abschicken könnten, wir übri-
gens keine abschlägige Antwort fürchten, da der apostolische
Nunzius uns den erwünschten Erfolg mit solcher Zuversicht
verspricht, und wir glauben, dass er dieses nicht aus sich
selbst nehme, sondern vom Papste geheime Aufträge habe —
glaubten wir diesen Ilath nicht verwerfen oder auf die Seite
schieben zu müssen , und beschlossen nach genommener Ein-
sicht des von dem Nunzius vorgelegten Entwurfes der in der
Form einige Verbesserungen erhielt (dessen Abschrift Wir
Dir beilegen), seinem Rathe zu Folge mit Unterlassung oder
Aufschiebung (für jetzt) der Abschickung unserer Gesandten,
diese Angelegenheit brieflich anzugreifen und desshalb einen
eigenen Courrier nach Rom abschicken zu müssen , der auch
gleich umgehend die Antwort mitbrächte , falls Deine Liebden
und Unser Schwiegersohn, der Herzog von Raiern, damit ein-
verstanden sind. Wir schreiben dem letztern ebenfalls in die-
ser Angelegenheit und überschicken ihm die Formulare mit der
väterlichen Ermahnung im gleichen Sinne zu schreiben , und
wenn er einverstanden ist, seine Briefe sogleich zu Händen
Unseres Gesandten in Rom des Grafen Prosper einzuschicken,
damit sämmtliche Briefe unter einem übergeben würden.
Zugleich erachteten Wir es für erspriesslich , dem besag-
ten Unserm Gesandten noch überdiess zu schreiben und eine
Abschrift der für Unsere Gesandten bestimmt gewesenen In-
struction beizulegen, damit er daraus die geeigneten und nöthi-
gen Gründe herneiime, wenn er Einwürfen begegnen und den
Pabst belehren und zur Nachgiebigkeit bewegen soll, auch im
Falle, dass nichts ausgerichtet würde, die Sache in der Schwebe
zu erhalten , bis wir über die erhobenen Schwierigkeiten belehrt
sind. Wir werden aber Unsern Gesandten beauftragen, diese In-
29
strurtioi» IVicmaiulcn ini(7iUlli(Mlon, so wie >A'ir auch dem Nunzius
von «lit'.scni Schrcihen an Unscrn CiesaiuUen nichts sagen wollen.
IJei (liesein Saclivcrlialt heüehren Wir von Deiner Liebden
ganz väterlich, nach Deiner grossen Klugheit, auf die Wir so
viel Vertrauen setzen , zu erwägen , was in dieser Sache zu
thun und Uns sobald als möglich darüber ollen zu schreiben.
Du wirst Uns damit einen grossen Gefallen thun, den Wir mit
väterlichem Wohlwollen erwiedern w erden. — Lebe recht wohl !
Wien am 27. Jänner 1504 u. s. w.
I.
(Original.)
Fcrdinandus diuina fauente dementia electus Romanorum
Imperator semper Augustus, ac Germaniae , Hungariae, IJo-
henuae, Dalmatiae, Croatiae, Sclauoniae etc. Hex, Infans llispa-
niarum. Archidux Austriae, Dux Burgundiae, IJrabantiae, Stiriae,
C'arinthiae , Carniolae et Wirtenbergao etc. Marchio >Iorauiae
etc. Comes Tyrolis etc. Serenissimo Principi Don)ino Maximiliano
Secundo IJonianorum, Hungariae Bohemiae etc. Ilegi, Archiduci
Austriae, Duci Burgundiae et Silesiae etc. Marchioni iMorauiae
ac Lusatiae etc. Comiti Tvrolis etc. fllio nostro charissimo sa-
lulem ac paterni amoris omnisque foelicitatis continuum ac
perpetuuni incremenluni. Serenissin)e Princeps fili charissime.
Statueramus hisce diebus expedire legationem nostram una cum
Illustri genero nostro Alberto Bauariae Ducc ad Sumnium Pon-
tificem , sicuti iam anfea Dilectioni ^'estrae scripsimus, in ne-
gocio Calicis et Coniugii Sacerdotum, et cum iam de[)ulavisse-
mus ad huiusmodi legationem Oratorem novum Episcopum Ouin-
queecclesiensem adiuncturi eliam ei collegam laieum, lleveren-
dus \uncius Apostolicus in aula riostra rcsidens nobis nihil tiale
cogitanlibus signilicari curauit, sibi band uideri consultum
quod huius rei gralia tam solennis suscipiatur Legatio . quin
multo rommodius et ulilius futurum, si quod volumus literis
singulari quadam dexteritate ad l*ontificem et Reverendissimum
Cardinalem iMoronum, ac nostrum in urbe Oratorem scribendis
complectamur , omissis omnibus illis argumentis, quac in com-
posita iamdudum Instructione continentur.
Quod eins consilium cum nos nonnihil dubios reddidisset,
iniunximus quibusdam Consiliariis nostris, ut cum illo latius
30
ile liac rt' confcrront, (|iiü(l racluin est, ipsoqiic Xuuoius conic-
slatus suam iulegrUatein, ul: cui nihil liic scrcrelui' iiec inclere-
tur, iion diibitauit sanctc alVirmarc , quo«! jh'o ccrte teneat , si
rem hoc modo aggrodiamur , i|»sum siimimim PouUncem iiobis
luhenlissimc gralificalurum , neque praelermisit causas allcgare
Imiusmodi suac opiniouis el sonicnüac, iiimirum Pontificem fa-
ccrc neu posse, quin iis qiiae Moi-onus nobis per Quinqueec-
clcsiensem Episcopnm Inno Chanadienscm de adhibenda niode-
raiionc in iis qiiac sunt iuris posiliui , et precipue in dictis
duobus articulis promisit , et rursus per ipsummct IVuncium
confu'mauit gratifioarctur , siquidem liaud dubie probe recorde-
tur Reverendissimus Moronus , quid hac de re ad eundem Nun-
cium scripserit.
Verum summe Pontifici gratissimum fore, ut haec conces-
sio intra parietes, et sine nuigno strepitu fieri possit , uoeatis
et adhibitis in consilium paucissimis et confidentibus Sanctita-
tis suae Cardinalibus, ita ut statim absque ullo rumore expe-
diantur Breuia ad Archiepiscopos et Episcopos Germaniae, qui-
bus Sanctitas eius Facultatem dispensandi in praemissis duobus
articulis concedendam duxcrit. Si nanque negocium per solen-
nes Oratores traetaretur cum prolixa et anxia cnumeratione rii-
tionum et argumentorum quibus ad huiusmodi petitionem susci-
piendam fuissemus impulsi , Sanctitati eius etiam nolenti utique
impositum iri necessitatem pro pastorali suo officio rem ad uni-
uersum illud CoUegium Cardinalium integram referendi ; unde
postmodum expectanda forct super argumentis nostris, et super
conditionibus concessioni adjiciendis operosa et dificilima dispu-
tatio , quandoquidem super hoc negocio non solum Reveren-
dissimi Cardinales , verum etiam Theologi tam Jesuitae quam
alii siniiles scrupulosi ac seueri Doctores audiri deherent, quam
disputationem praestet hoc tempore euitare, quoniam multi inter
Cardinales et Theologos illos , qui praeteriri nequeunt, quin
talibus deliberationibus publicis adhibeantur, ä coucessione tam
Calicis quam Coniugii sacerdotum ualde abhorreant, quorum sen-
tentia et consilia si aliorum suffi-agia numero uincerent, et sie
forte incommodum uel dubium responsum sequeretur, posset ea
res rancoribus et simultatibus materiam pi*aebere , quod cum
ipsi iVuncio futurum esset molestissimum , uellet etiam, ne cö
31
uonu'ctur in tempore providere, adcoque scse ut nol)i.s hoc con-
silii siigg'crcret lüs diiabus potissiimim ratioiiibus esse iiuluclum,
uidellret , (luod persuasissiimim hahcat se in hoc faclunnn offi-
<-iinn Poiitilici giaUini , et quod omni loco et teni|)ore sludcat
conseruare tucri, l'oiiere, et alere pro ooiinnodo lleipublicae Cliri-
stianac inier l*onliliceni et nos ac Dilcctionein V'cstram muluani
ac llrmani beneuolentiani et aninionun ooniunctionem.
llijs etiani alia adiunxisse dicilur, «luae breuitalls üralia
oinilluntiir , cum ipsemct, ut opinamur, Dih^ctioiii \ eslrae
eadem sit coram expositurus, quandoiiuidem ad Dilecliouem \ e-
slram priuataruni rerum suarum causa iter instituit.
Oblulit quoquc formuhim seu argumentum eorum quae in
hoc negocio in urbem scribenda esse censet.
(Juihus Omnibus inlelleclis et diligenter examinatis ac dis-
cussis, habiiaque ralione quod non admodum sit curandum de
modo agendi , dum tamen cum quem speclamus et desideramus
eftectum consequamur et quod haec uia sit longe breuior quam
iUa mittendae solemnis legationis, itä ut sperare possimus , nos
sub inicium Martii et Conuentus hie celebrandi habituros respun-
sum, idque si non adferatur ex animi nostri sententia, nihilo-
minus in nostra sit facultate futurum expediendi hoc nomine ad
Sanctitatem eins decretam iam h'galionem, licet non putemus
nos laturos repulsam, \uncio Apostoiico tarn large nobis promit-
tente optatum eventum, quem suspieamur liaec non ex se ipso
proferre , sed id procurandi a Ponlilice occulta mandata acce-
pisse. Nos proinde existimauimus tale consilium non esse reji-
ciendum seu spernendum, et propterea uisis et correctis ad rei
stalum ipsi Nuncio non exact«; cognitum formulis literarum
(quarum Uiiectio Veslra cum bis exenipia aecipiet), omissa uel
dihita ad praesens Legatione Oratorum nostrorum decreuimus,
quemadmodum suasit Deuolio illius , ncgocium hoc per literas
aggredi et proprium ob haue causam cursorem Uomam mittere,
qui responsum cursim referat , dummodo idem consultum uidca-
tur Dileetioni Vestrae et praefato genero noslro Illustri IJaua-
riae Duci , quem similiter de hac re confcstim certiorem facic-
mus, et transmissis praememoratis formulis paterne coliortabi-
mur et requiremus, ui in eandem sententiam scribal , et in
euentum quo id facere uoluerit , literas suas illico ad manus
Q9
ff 'm^
Oratoris nosfri in urbe Comitis Prospori pracmillal , ul quaiKlo
Cursor noster lloinam appulerit oinnes siimil reddi queant.
Fracierea iiulirauiimis oporae prolimn loro , ([uod alias
quoqnc literas ad dictum Oratoram nostruni scribanuis, adiimrta
copia Instructionis quae danda erat Oratorihus, ut si quid illi
occuiTerit replicandum , possit lüde idoiiea ad informandum et
flectendum Pontificis animuin arg'umeuta depromerc, et in euen-
lum quo nihil efl'iceret , studeat rem in suspenso tenere, donec
fuerimus edocti de talibus diflleultatibus si quae emergent. Ubi
tarnen admoncbimus eundem Oratorem nostrum , ne cuicquam
instructionem illam ostendat, atque etiam Nuntium ipsum hoc
Institute nostro scribendi tales literas celabimus.
Quae cum ita se habeant , a Dilectione Vestra paterne po-
stulamus , nt quid ipsa in hac parte agendum censeat , pro
summa sua prudentia qua tantopere nitimur expendere, et nobis
quamprimum disertis iierbis rescribere uelit , Factura in eo
rem nobis ualde gratam , Dilectioni Vestrae mutuis paternae
beneuolentiae studiis rependendam. Quam rectissime ualere exop-
tamus. Datum in Civitate ncstra Vienna, die Vigesima septima
mensis Januarii, Anno Domini Millesimo , Quingentesimo, Sexa-
gesimo quarto, Regnorum nostrorum Romani Trigesimo quarto,
aliorum uero Tricesimo octauo.
F e r d i n a n dus m. p.
Vidit Jo. Bap. Weber m. p.
AI. Singkhmoser m. p.
Von Aussen : Serenissimo Principi Domino Maximiiiano
Secundo Romanorum , Hungariae , Bohemiae etc. Regi , Archi-
duci Austriae , Duci Burgundiae et Silesiae etc. Marchioni Mora-
uiae ac Lusatiae etc., Comiti Tyrolis etc. et filio nostro charissimo.
Orig. Papier. Haus- und Staatsarchiv.
Item am selben Tage in deutscher Sprache an den Herzog
Albrecht von Baiern. Concept. Haus- und Staatsarchiv.
II.
Ferdinand an seinen Gesandten in Rom.
Ferdinand etc. Erwählter römischer Kaiser etc.
Lieber Getreuer! Wir wollen dir nicht bergen, dass ne-
ben andern Gründen und Ursachen, wodurch wir bewogen
33
wurden, unsererseits die i:,ar /u sclinelle lleendiii'ung des Con-
ciliunis Z.U Tricnt zu verliiiidern , keine der i;ering\slen jene
war, dass wir wussten und einsahen, wie nötliiii; es sei, lur
Deutsehland und unsere Reiche und Provinzen zu sorgen und
ihnen zu llülfe zu kommen, in IJetrelV der Artikel der Commu-
nion unter i)eiderlei Gestalten und der Priesterehe; wir glaub-
ten, man solle keineswegs die Aullösuno- des Conciliums zuge-
ben, wenn nicht früher, nach so vielen Disputen über beide Arti-
kel, kunil würde, was unter IMitwirkung der (inade des lieiligen
Geistes die letzte Meinung" und Beslimmung* der Herren Lcüra-
ten und der zu Trient versammellen Väter über dieselben sei.
Naehdeui uns aber unsere werthen Freunde, die Cardinäle
Moronus und von Lothringen, durch den Dischof von Fünfkir-
chen (damals von Csanadj hatten melden lassen, dass der hei-
lige Vater in dieser Angelegenheit, nach Beendigung des Con-
ciliums , uns gerne willfahren werde, und überdiess der a|M)-
stolische Xuntius, der Bischof von Pharos, uns bestimmt ver-
sicherte, dass besagte Cardinäle uns nichts melden lassen
würden, was nicht in Ausführung gebracht werden könne; da
erachteten wir es für gut, die Beendigung des Concils nicht
länger zu verzögern, sondern vielmehr zu fördern und nicht
weiter auf jene Concessionen zu warten. Wir beruhigten uns
mithin mit dem, was uns der vorerwähnte apostolische Nun-
tius und der Bischof von Csanad berichteten, hesonders da
wir in unserm Vorhaben sowohl durch deine Briefe, als wie
durch die unserer Gesandten bei dem Concil von Tag- zu Tag
mehr bestärkt wurden.
Es wunderten sich wohl Viele, dass wir das Concil been-
digen Hessen, ehe diese Concessionen erlangt waren; damit
aber Niemand die HofVnung darauf aufgebe , erklärten wir , es
werde in kurzer Zeit sich zeigen, dass wir vorsichtig und
klug gehandelt.
Bei diesem Sachverhalt, da wir nicht zweifeln, Seine Hei-
ligkeit werde Sorge tragen, da.9s 7rir nicht f/efäuscfit zu, sein
scheinen, wollen wir und tragen dir auf, nach Möglichkeit
Sorge zu tragen, mit gebührender Ehrfurcht und Bescheidea-
heit versteht sich, dass Seine Heiligkeit und besagter Cardinal
Moronus die letzte Hand an's Werk legen, denn es ist billig
V. Hell. Sitz.l). il. iilülosopli. hibtor. Cl. 3
wul (/((vz rerni'niftifi, {fafis unsere Fordermif/en ohne alle brei-
tere Sehirierif/kei/ erfüllt irerden.
Wir tragen dir auf und sohärfca dir ein, diese Aufgabe
mit allen» Fleisse zu fördern und zu lösen, und zuwege zu
hriiigeu , dass unser Courier mit der erwünschten Antwort
sicher bis zum 15. März hier eintreflen könne. Versichere
Seine Heiligkeit, die Sache sei so weit gekommen, dass sie
weiter keine entschuldigende Verzögerung erleiden könne, wolle
nun Seine Heiligkeit das, worum wir bitten, gänzlich abschla-
gen oder es noch länger hinausschieben und verzögern. Du
wirst darin mit gewohnter Umsicht und Sorgfalt handeln und
dabei unsern ausdrücklichen Willen erwünschlich fördern.
Wien am 14. Februar 1564.
11.
(Original.)
Ferdinandus Diuina fauente dementia electus Romanorum
Imperator semper Augustus.
Magnifice fidelis nobis dilecte. Nolumus te celare, quod
inter alias causas et rationes , quibus moti fuimus , ut pro
parte nostra impediremus, ne Concilium nuper Tridenti cele-
bratum nimis celeriter ad finem traheretur haec etiam fuerit
non minimi momenti, quod scientes et cognoscentes necessita-
tem consulendi et subveniendi Germaniae ac Regnis et Prouin-
ciis nostris in articulis comnumionem sub utraque specie et
conjugium Sacerdotum concernentibus, existimauimus nequaquam
esse committendum, ut Concilium absolueretur, nisi prius post
multas disputationes de dictis articulis hinc inde factas con-
staret, quaenam suggerente Spiritus sancti gratia ultima futura
esset de iisdem articulis Dominorum Legatorum ac Reverendo-
rum et Venerabilium patrum tune temporis Tridenti congrega-
torum sententia et voluntas.
Sed posteaquam nobis nunciatum fuit a Reverendissimis
Cardinalibus Morono et Lotharingo amicis nostris Charissimis
medio Episcopi Quinqueecclesicnsis qui tum erat Chanadicnsis,
Sanctissimum D. N. nobis in hac re finito Concilio haud ffra-
uatim satisfacturum esse , ac insuper eliam Reverendus Epi-
scopus Pharcnsis Nuncius Apostolicus nobiscum tractasset tali
modo, ut certi esse potuerimus dictos Reverendissimos Car-
35
dinalos nlliil oiusinodi nnl)is nunclatiii'os l'nisse, quod non lia-
biturum esset elTeclum, luiic judicauimus nos bene facluros si
finem Coucilii non reinoraremur, scd j»olius promouercnuis, ne-
que aniplins expcctaremus concessiones illas de cjuibus supra
dixinuis. Ilaqiie coiiquicuimus in iis , quae nobis anledietus
Nuncius Aposlolicus et Episcopus Chanadicnsis rctulerant, prae-
sertini cum in eo noslro proposifo non solum tuis, verum ctiam
Oratorum nostrorum quos habninius in Concilio literis in dies
luairis ac maii'is confirniareniur.
Admirali quideni fnere niulli, quod perniiserimus Concilio
finem imponi, concessionibus istis nonduin impetratis, verum
ne quispiam adducerctur in disperationem declarauinuis , quod
breui manifestum foret, nos caute alque prudenter egisse.
Quae cum ita se huheiwt , nos non difßdentes , quin
Sanctitati eius curac futurum sit ^ ne vifleainur fuisse de-
cepti , volumus atque iubemus ut in iis , quae tuarum erunt
partium, uturis debita reuerentia et modestia , permittendo ut
Sanctitas eius et prefatus Reverend issimus Moronus huic
negocio supremam manum imponant , aequitati namque et
rationi (onscntaneum est , ut postulata nostra citra uliquam
difficuUatem admittantur.
Iniungimus autem et comniittimus tibi ut alias hoc nego-
cium omni studio promoueas atque elabores, perfieiasquc ut
Cursor noster cum optato response omnino ad XV. mensis Rlartii
hie adesse queat, Sanctitati eius al'firmando rem eo usque iam
processisse, quod nullam prorsus deinceps excusationem ad-
mittere uideatur , siue Sanctitas eius quod petimus plane ne-
gare siue diutius extrahere et dilTerre uellet , prout non dubi-
taraus te pro solita diligentia et prudentia tua haec omnia
probe executurum esse. In quo facies bene gratam et expres«
sam voluntatem nostram. Datum in ciuitate nostra Vienna Die
Xiiij mensis Februarii Anno Domini MDLXiiij. Regnorum no-
strorum Romani XXXiTlj aliorum vero XXXVifj.
Ferdinandus m. p.
Vidit Jo. Bap. Weber m. p.
Ad mandatum Sacrae Caesareae
Majestatis proprium
M. Singkmoser m. p.
3 -
Icli bemerke ül)i'iii;cns , dass K. Ferdinand I. zu jenen i;e-
niässig'len (Besinnungen, die ihn in den spälercn Jahren seiner
Re""ierung* und seines Lehens heseelten, wohl meist dureli den
Einlluss des wahrliaft l'romnjen und cliristlichen IJisehofs von
Wien Friedrich IVausea gehraehl worden ist; ich glaube es dürfte
nicht uninteressant sein, über diesen viel zu wenig gekannten
Manu folgende Notiz zu berücksiclitigen:
III.
Friedrich N a u s e a , Bischof von Wien.
(Von 1541—1552.)
Hiess eigentlich Friedrich Grau, er latinisirte nach
der damaligen Gewohnheit seinen Namen in N a u s e a (von
Grauen). Stumpf (kurze Nachrichten von merkwürdigen Ge-
lehrten des Hochstifts Würzburg in den vorigen Jahrhunder-
ten, Frankfurt 1794. 8. S. 60) und Rotermund (Fortsetzung
des Jöcher'scheu allg. Gelehrten-Lexikons 1816. Bd. 5. S.415)
irren sich, wenn sie vermuthen , sein Familien -Name wäre
Eckel oder Unrath gewesen. — Er wird von seinem Zeit-
genossen dem Stadtschreiber Jakob Köbel zu Oppenheim in
dessen Dedication zu sein.ir Offenbarung vom römischen Reiche
1532 ausdrücklich Grau\v genannt. Er war der Sohn eines
Wagners.
Er ist nicht zu W e i s s e n f e 1 d im W ü r t e m b e r g i s c h e n
geboren, wie Joch er (in s. allg. Gelehrten-Lexikon IIL 836),
Xystus vSchier (die Bischöfe und Erzbischöfe von Wien,
Grätz 1777. S. 48) Ogesser, (Beschr. d. Metropolitankirche
zu St. Stephan in Wien 1779, S. 217) und Tschischka (die
Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien 1843. S. 44) irrig
angeben, sondern zu W eischen fei d, einem ehemals bischöfl.
bambergischen Städtchen (in Oberfranken). — Nausea's Zeit-
genosse, der bekannte Kaspar Bruschius, sagt in seiner 1542
gedruckten Beschreibung des Fichtelgebirges: „AVeissenfelt(Wei-
„schenfeld), ein kleines Städtlein des Bischofs von Bamberg
„an der Weissent (Wiesent) gelegen , hat Johannem Nauseam,
„Bischoff zu Wien, einen gelehrten Mann getragen." Dasselbe
berichten auch Merian in seiner Topographia Frauconiae 1648
S. 78 und Pachelbel in seiner Beschreibung des Fichtelgebir-
ges 1716. S. 102.
37
Als Fiischof von Wien bezeigte er sich seinem Geburtsort
sehr wohllhälig'; so Hess er unter anderm an «Icr Pfarrkirche
den Chor im alldeutschen Styl ganz neu von behauenen Steinen
erbauen. Jetzt nocli befindet sich an der Mauer links vor dem
Chore in dieser Kirche folgende lateinische und deutsche In-
schrift mit seinem Wappen:
I lUDJJUCVS DKI KT SANCTAE SKDIS APOSTO-
LICAi: (JUATFA KIMSCOPVS VIKWENSIS ROMANO-
RVM RCGIS COXSILIAIUVS.
Friderich von (Jottes Gnaden Bischove zu Wien Rö-
mische auch zu Ilunn-arn und Beheim etc. kuniii^licher
Majestät Ilofrathe hat Gott zu Khren und aller Menschen
Andacht diesen Chor auf sein eigen Kosten lassen ma-
chen. Im Jar nach Christi Geburt. M. D.L.
Dann stiftete er einen .lahrtag zu 40 11. (nach unserem
jetzigen Geldverhältnisse wenigstens 400 11.), der alljährlich
noch abgehalten wird. Derselbe ist in der l'farr- Registratur
mit folgenden Worten eingetragen: .,Anniv. I, pro Rndissimo D.
„D. Duo. Friderico Grau Carpentarii hujatis filio Eppo Viencnsi."
Wir verdanken diese Naciirichten dem in <ler Kunstge-
schichte sehr verdienten Herrn J. Heller, der in dem .,zehn-
„ten Bericht über das Bestehen und Wirken des historischen
„Vereines zu Bamberg in Oberfranken von Bayern'' (Bamberi^
1847. 8.) von S. 188 — 190 „lieber den Familien -Namen und
„den Geburlsort des Friedrich Grau, genannt Nausea" spricht.
Heller schliesst mit folgenden Worten: „Als Bischof von Wien
„wohnte er dem Concilium von Trient bei, zeichnete sich allda
„als freimütbiger Redner aus, verlheidigte mit Nachdruck die
„Austheilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalten, und
„die Wiedereinführung der Verehelichung' der Priester. Daher
„ist zu wundern (?}, dass Dr. Himmel stein in seiner ganz
„orthodoxen Schrift (Reihenfolge der Bischöfe von Würzburg'
„1843) seiner mit Lob gedenkt. Nausea starb zu Trient am
„0. Februar 1552 (eines plötzlichen Todes), und wurde in die
„Stephanskirche zu Wien begraben.'' —
Auf seinem Grabmale ist er abgebildet als eben in der
Predigt begriflcn , s. Ogesser p. 217- — ^219. — Er war ein sehr
eifriger und beliebter Kanzelrcdner, daher Wolfgang Schmäl-
38
zcl (in seinem Lohsprucli Wiens aufs Jahr 1547 sagt: (kaum
kam ich nach Wien und trat in s. Stephans-Kirche} —
„Vil tausent menschen stunden da
„Vnd predigt iJischolT Nausea
„Wie er dann pflegt zu aller zeit
„Sein schäfflein zgeben selbs die weidt."
Bischof Nausea verdiente vor allen eine Monographie. Er
war ein eben so gelehrter als frommer und wohlwollender Manu.
Vgl. „Epistolarum miscellanearum ad Fi'idericum Nauseam Blan-
„cicampianum , Episcopum Viennensem etc. singularium persona-
„rum, LibrI X. etc. Additus est sub linem Operis , ejusdem Epi-
„scopi Viennensis lucubrationum Catalogus etc." Basileae, M. D.L.
„Mense Martio. Fol. Praefatio 3 foU. et 501 pp. Ex ofiicina
Joaiinis Oporini." — Viele seiner Schriften führt der gelehrte,
viel zu wenig benützte Denis in seiner „Buchdruckergeschicht
„Wien's bis M. D. LX." an, der auch S. 414 nach Anführung
mehrerer Schriften von ihm sagt: „Sonst mögen die hier ge-
„nannten Stücke wohl auch Mitursache gewesen sein, dass der
„bescheidene und billige Verfasser von einigen , die durchaus
„von keiner Beformation hören wollten, für einen Achselträger
„gehalten wurde."
In dem den obenerwähnten Briefen an Nausea angehäng-
ten Verzeichnisse der (meist handschriftlichen) Werke Frie-
drich Nausea's wird eine sehr interessante Handschrift erwähnt,
welche auf folgende Weise aufgeführt ist.
„Liber I Consiliorum super negotio conjugii Sacerdotum,
„uotorum monasticorum, Jurisdictionis Ecclesiasticae, magi-
„stratuumque prophanorum. Quem librum ad instantiam et ius-
„sionem Dn. Alberti Brandenburgensis Cardinalis et Archiepi-
„scopi Moguntini etc. concinnauimus , pro negotio religionis,
„quod tum Augustae Vindelicorum in Comitiis illic Imperiali-
„bus , anno a Christo Jesu nato 1530 tractandum erat: verum,
„qui liber editus haud est, nee edendus tam facile, nisi in quo-
„dam Oecomenico Concilio, id quod pariformiter expectant li-
„bri VIII Sylvarum Synodalium, a multis summopere desiderari
„coepti." — Dieses Desiderium hätten wir noch, wo sie wohl
liegen mögen? Vielleicht in der erzbischöflichen Bibliothek?
31)
Sil/.iiiig vom 1'. Doccmber 1848.
Der Herr I*räsi(lt'iit Freilierr von II am in er-P urgs tal 1
liest folifcnde Al)liaiiilluni>- :
U e b e r die M e n s c h e n c 1 a s s e , welche von den Ar a-
Lcrn „Schouhijc" genannt wird.
Um die IIedeiitniij>-, in welclier das Wort Scliouhijc von
den Arabern üehraucht wird, 2;ehörii;- zu verstehen, ist es
durchaus nothwendig" his zur Wurxelbedeutung des Wortes
Schoub zurück zu i»ehen und Kiniges über die genealogischen
Ansichten und Stamm - Kintheilungcn der Araber vorauszuschi-
cken. Der grosse Gegensatz des Morgen- und Al)ciidlandes,
der sich im Grössten wie im Kleinsten durchaus ausspricht,
bewährt sich auch in dem Dildc ihrer Geschlechtsal)leitung.
Der Abendländer versiunlichet dieselbe durch einen IJaum, des-
sen Wurzel der zuerst bekannte Gründer des Geschlechtes ist.
Aus ihm erhebt sich der Stamm, der sich in Aeste verzweigt
und seine Sprossen von allen Seiten in die Luft eniportreibt.
Die Termiudlogie des europäischen Genealogen kennt nur die
vom Baume heriienommeucn Deneniuumcn der Wurzel des Stam-
nies, der Zweige und der Nebenzweige ohne Zahlbeschränkung
dieser Kiniheihing; der arabische Geschlechlskundige hingegen
ninunt seine Bilder nicht vom Baume, sondern vom menschli-
chen Körper her, während Jener A^)n der Wurzel zum Giebel
aufsteigt, beginnt dieser vom Scheitel des Kopfes herunter zu
steigen und beschränkt die Stamnteintheilungen auf die heilige
Sieben. Schoub, d. i. die oberste Kopfnaht, invvelcher die
Schädelbeine sich vereinigen, ist der Urstamm , oder die Wur-
zel, welcher alle anderen Abtheilunoen des Stammes unter2:e-
ordnet sind. Schoub umfasst also den Stamm in seiner o-rössten
und weitesten Ausdehnung; derselbe theilt sich in die Kabilen,
oder wie der arabische IMural lautet Kabail, d. i. die Stämme.
Kabail heissen aber im Arabischen ursprünglich die Schä-
delbeine, welche in der Kopfnaht zusammenlaufen, ii» der ein-
fachen Zahl Kabile. Die nächste Abtheilung, in welche die
Kabilen zerfallen, heisst Aamaret, d. i. die Brust. Die vierte
Untertheilung kleinerer Stämme, in welche die Aamaret zerfal-
len, heissen Bathn, d. i. der Bauch, die Unlerabtheilungen
40
des IJallni lu'issrn Faohd, d. i. der Sclienkol ; dieser wird
in Fafsilei, d. i. («elenke iinlerii,eUieilt und die siebente und
kltiiiste Kintheilung" heisst Aaschirct; das Iclxte Wort ist
keine IJenennung- eines (Jliedcs, sondeiMi es lie2,t demselben der
Wurzelbeiii-iff von Zehn zu Grunde, weil eine Aaschiret
niolit mehr als eine Familie von sieben bis zehn Personen in
sich begreift. Die Erklärungen und Erläuterungen dieser sie-
ben geuealogisehen Benennungen sind in dem grossen arabi-
schen Wörterbuche K a m u s unter den obigen sieben Wörtern
auf das umständlichste gegeben, ii) Will man diese sieben Ab-
theilungen arabischer Geschlechtskunde mit entsprechenden Na-
men im Deutschen wiedergeben, so entspricht Sclioub, d. i.
die Kopfnaht dem Urstamm oder eigentlich der Wurzel , K a-
Lile, d. i. das Schädelbein dem Stamm, in welcher Bedeutung
das Wort auch in allen europäischen Sprachen bekannt; Aama-
ret, d. i. die Brust, dem Aste; Bathn, d. i. der Bauch, dem
Zweige; Fachd, d. i. der Schenkel, dem Nebenzweige; Fa-
fsilet, d. i. das Gelenke, dem Zacken und Aaschiret, d. i.
die Zehnersippc, dem Reise des Baumes. Da alle Wissenschaf-
ten des Islams ihre Grundlage im Koran suchen , so ist diess
auch der Fall mit der Genealogie , welche sich auf den folgen-
den dreizehnten Vers der XLIX wSure gründet; 0 Menschen,
Avir haben euch erschaffen, aus einem Manne und
aus einem Weibe, u n*d haben euch gesetzt als U r-
stämme und Stämme (Schouben we Kabaile) b). Auf die-
sen Koranstext gründet auch der Kamus die Erklärung des
Wortes Schoubij in der gewöhnlichsten seiner Bedeutungen.
(t) 1) Schoub I. S. 172. 2) Habilet III. S. 320. 3) Aamaret II. S. 41,
i) Batlm III. S. 599, 5) Fachd I. S. 172 und Freylag III. S. 321.
6) Fassilet III. S. 314. 7) Aaschiret II, S. 32. Constantinopolitaner
Ausgabe.
b) Maraccius übersetit , wiewohl nicht ganz richtig : posidmus vos in po-
pulos ei tribus, Kasimirski's Uebersetziing gibt aber ganit den verkehrten
Sinn: nous vous avons partage's en familles et en tribus. Die Familie ist
die kleinste Abtheilung, wofür der Araber das Wort Aaschiret hat, wäh-
rend Schoub, das Kasimirski als Familie übersetzt, der Urstamm.
Ullmann übersetat nach Maraccius : Wir haben euch in Nationen vnd
Stütnmc getheilt. Nation heisst aber aul' Arabisch M i 1 1 e t oder T h a i f e t
und Volk Kaum, das eigentlicho Wort lür Schoub ist Urstamm,
kl
„Die Srlionbij c'', sag't der (iirkisclic Commcnlafor des Ka-
iiius o). „heisst die Classc von LeuUui, welche den Arabern
„die Perser vorziehen; in dem Koransverse: Wir haben
„euch i^esotÄt als Ursläninie und Stän)me — wird von
„ihnen das Wort Schoub auf die persischen, das Wort K a-
„bail auf die arabischen Slämnie bezogen, und weil hier das
„Wort Schoub dem \>'orle Kabail vorausgeht, so gründen
„die Schoubije hierauf ihre Hehaupluni;; des Vorzugs der
„Perser vor den Arabern." Der türkische Commentator be-
merkt, dass dieser Grund nicht stichiiällig, indem es in einem
Korans verse heisse: Gott setzte die Finsternisse und
das Licht, hier seien die Finsternisse dem Licht vorgesetzt,
während der Vorzug des Lichtes vor den Finsternissen doch
unbestreitbar; diese Wortstellung, auf den obigen Vers ange-
wendet, entscheide daher auch den Vorzug der Kabail vor
den Schoub, d. i. der Araber vor den Persern. \N ir kennen
also nun aus den besten Oueihsn die gewöhnliche Bedeutung des
Wortes Schoubije, worunter Araber von wenig Vaterlands-
liebe und grosser Vorliebe für das Fremde bezeichnet werden,
welche ihrem Volke fremdes vorziehen, und auf ihr eigenes
mit Geringschätzung herabblicken, eine Classe von Leuten, die
es zu allen Zeiten und unter allen Völkern, und nicht nur un-
ter den Arabern allein «'eü'eben. Das für alte arabische Sitte
und Geschichte unschätzbare AVerk des Andahisiers Ihn Abd
Rebbihi, d. i. der Sohn des Dieners seines Herrn, enthält
hierüber schätzbare Kunde. Dieses grossen (1 k d , d. i. der
Juwelenknoten betitelten^ Werkes zehntes Hauptstück ist Jeti-
met, d. i. die einzige Perle überschrieben, und handelt von
der Abstammung und den VortrelVIichkeiten der Araber; es ver-
dient vor allen anderen den Namen der einzigen Perle , indem
es die kostbarsten Kunden über die Hauptstämme der Araber
und ihre Verzweigung enthält. In demselben beiludet sich ein
besonderes Hauptstück über die Schoubije, die Vertheidiger
und Gegner ihrer Meinung, aus welchem hervorgeht, dass das
AA ort Schoubije noch eine andere Bedeutung habe, nämlich
a) i. 6. i:
42
die von VcrlluMili^oni der allgeinelntMi OKüchlicit aller Men-
schen, ohne irgend einen Vorzug- der Abstanunung oder (Je-
hurt, und folglich auch von Ankänipfern des Staniniadels , wel-
cher bei keinem Volke der Welt in so grossem Ansehen steht,
als bei den Arabern; es lohnt der Mühe hier aus dem Juwe-
le n k n o t e n des Sohnes des Dieners s e i ii e s H e r r n,
wörilich das Folgende zu übersetzen:
Die Schoubije sagt das Ikd sind die Bekenner der
Gleichheit (e h le t-t es vvi j e t) «). Als Beweis wider die Ara-
ber sagen sie, „wir wandeln auf dem Pfade der Billigkeit und
der Gleichheit, denn die Menschen sind Alle aus einem Thone
g'ebildet und aus dem Samen eines einzigen Mannes entspros-
sen; wir stutzen uns auf das Wort des Propheten: die Gläu-
bigen sind B r ü d e r und auf seine Rede , die er am Tage
seiner letzten Wallfahrt hielt, an dem er sein Prophetenthum
versiegelte, um von den Gläubigen Abschied zu nehmen; er
sprach : „0 Menschen! Gott hat von euch genommen
„den Stolz der Unwissenheit und den auf euere
„Väter, ihr seid alle von Adam, und Adam ward
„aus Erde gebildet. Die Araber haben vor den Nicht-
„Arabern aj nichts voraus als die Tugend." Dieses Wort
des Propheten stimmt ganz überein mit dem Worte Gottes im
Koran : Der Geehrteste von euch ist der Tug;end-
haftesteö^, meidet die Ruhmredigkeit und hört auf uns zu
sagen , wir seien nicht eueres Gleichen , weil ihr früher den
Islam angenommen, sagt nicht: ist denn das gerade Schwert
wie ein gebogenes? und was stumm, gleich tönender Seite?
wir antworten auf eueren Ahnenstolz , den euch euer Prophet
verboten, dass wir mehr Grund uns zu rühmen haben als ihr ;
der Grund alles Ruhmes ist entweder die Herrschaft oder das
Prophetenthum ; wenn ihr wähnet , dass euch die erste einen
a) Aadschem heisst im engsten Sinne zwar Person , im weitesten aber
Nicht- Araber oder Barbaren ^^.JJ 1 ^yi^^ die nicht rein arabisch
sprechen.
b) Diese Worte des dreizehnten Verses der XLIX. Sure folgen unmittelbar
auf die obenangel'ührten desselben Verses: Wir haben euch in
U r ö t ä in m e u und Stämmen gesetzt.
43
Vorzu!;' vor uns gobe, so wisset, dass alle grossen Könige der
lOrde: die Pharaonen, die Xinirode, die Ainalokilen, die Cliosroen,
die Cäsaren als Nicht-Araber für uns sprechen. Wo habt ihr
einen Herrscher aufzuweisen wie Salonion, der die Dscliinnen
und die Menschen bexwang;, dem die Bestien und die Vöj^el
i^ehorclilen , und der auf dem Winde dalierfuhr, er ist einer
von den Unsriücn ? habt ihr einen Herrscher aufzuweisen wie
Alexander, dem sich die ganze Erde unterwarf vom Aufgange
bis zum Niedcrffanffe der Sonne, der einen Damm aus Eisen
baute (zu Derbend) und hinter demselben viele Volker (des
Kaukasus) einkerkerte, der Gog und Rlagog eroberte, deren
Zaiil unendlich ; kein Menschensohn hat Denkmale hinterlassen
wie er, z, li. der Leuchtlhurm von Alexandria, dessen Grund-
feste im Grunde des Meeres, und auf dessen Giebel der Spie-
gel, welcher die ganze Oberüäche des Meeres zeigte. Uns ge-
hören die Könige Indiens an, deren einer an den Chalifcn
Omer Ihn Abdol-aasis schrieb, dass er der Sohn von
tausend Königen, in seinem Franengemache tausend Königs-
töchter, in seinen Ställen tausend Elephanten zähle, dass an
dem Ufer seiner Flüsse die Aloe und die Kokos , der Krapp
und der Indigo, die Ambra und der Kampher gedeihe, der auf
zwölf IMiiilien in's Meer hinein duftet. Er schrieb an den
Chalifcn ein Schreiben mit der Ueberschrift : „An den König
„der Araber, der Gott dem Herrn nichts an die Seite setzt;"
und dann: „ich wünsche, dass du mir einen Mann schickest,
„der mich im Islam unterweise und seine Gränzen lehre, und
hiermit mein Gruss" — setzt ihr aber eueren Stolz ins Pro-
phetenthum, so wisset, dass alle Propheten und Gottesgesand-
ten bis auf die vier Araber Hud, Ssalih, Ismail und Mo-
hammed uns anjichören, dass aus uns die Auserwählten der
Welt Adam und Noe, die beiden Väter des vorsündüuthigen
und nachsündlluthigen Geschlechts, wir sind der Stamm und ihr
seid die Zweige, ihr seid nur der Ast eines Astes.
Was wollt ihr und was masset ihr euch an? Die Nicht-
Araber haben auf der Oberlläche der ganzen Erde Städte er-
baut , Herrscher und Philosophen hervorgebracht , Instrumente
und Künste erfunden, wie z. B. die Kunst, reiche Zeuge zu
weben, welche die wunderbarste der Künste und das Schach-
spiel, wolclies das edelste der Spiele. — Erfanden nicht die
g-rieclii.sehen Philosophen die musikalischen und asti'ononiischcn
Inslrunienle, das l'salterion und das Astrolah, welches die Ent-
fernungen der Gestirne und den Umkreis der Himmel misst
und die Sonnenlinsterniss heohaehtet. Die Araher Iiaben nichts
geleistet in der Philosophie, sondern nur in der Poesie, worin
ihnen aber die Perser nicht nachstehen und die Griechen an
künstlichen Sylhenmassen vorgehen; wess rühmen sich also die
Araber vor den Nicht -Arabern? sind sie nicht wie heulende
Wölfe, wie wilde Thiere , die sich einander auffressen, die
Weiber als Sclavinnen fortführen , und dieselben als IJeilasst
den Kamelen aufpacken und in der Nacht ausziehen.
Hier folgt im Ikd eine ganze Seite «^ von Versen ver-
schiedener Dichter in diesem Sinne und dann ein Auszug aus
dem Werke Ihn Koteibe's des Verfassers des Buches der
Kunden 6) und der Bildung des Schriftführers c)
(gest. i. J. 27G. d. H. 889), welches er über den Vorzug der
Araber vor den Nicht-Arabern fl) verfasst hat; dieser Auszug
ist im Ikd überschrieben : Widerlegung der S c h o u b i j e
durch Ihn Koteibe, und lautet wie folgt. Die Schoubije,
d. i. die Bekenner der Gleichheitslehre halten sich an das
Aeussere des Korans und der Ueberlieferung, ohne den wah-
ren Sinn zu fassen, wie z. B. an die Koranstexte: Der
Geehrteste von Euch bei Gott ist der Tugend-
hafteste von euch — die Rechtgl.äubigen sind
Brüder, t h u t euren Brüdern Gutes, dann an die (ob en
gegebene) Anrede des Propheten bei der Wallfahrt des Ab-
schiedes; sie schliessen daraus, dass die Menschen alle gleich
in ihren Ansprüchen auf die Welt und dass es auf derselben
keinen Edeln und keinen Geadelten , keinen Treffliehen und
NichttretTlichen gebe. Wenn dieses wahr wäre , welchen Sinn
hätte dann das Wort des Propheten: Wenn zu euch ein
a) Die erste des CLXXXIX. Blattes der Handschrift der kaiserlichen Hof-
bibliothek.
b) Kitabol maarif.
cj E d e hol - kja M b , Reiske (Abulfedae Annales pag. 721) keiiiil das vom
Ikd angeführte Werk Ihn Koteibe's nicht.
d) Teftil el Aareb aalel - Aadschem.
45
E li r e II \v 0 r l h c r d es Volk e s k ö in ml, s o o ii i- e t i h ii ,
und wieder: Seilet den A iige sc he ne n ihre Versehen
nach; der Prophet sagte von Kais, dem Sohne Aassiin's:
Dieser ist der Herr der A r a h e r. Die Arah«!r sagen :
Die Menschen wählen immer das Ausgezeichnete, denn, wenn
sie gleich wären, so würden sie zu Grunde gehen, sie wählen
die Kdclii und IJestcn zu AnlTihrern, denn wenn sie (ohne An-
führer} in der Schlacht alle zugleich angrilVcn, so würden sie
zu Grunde gehen. Wenn die Araher die Männer eines Stam-
mes schmähen wollen, so sagen sie von ihnen, sie sind gleich
wie die Zähne eines Esels ; wie wären denn die Menschen in
ihren Vorzügen gleich, da nicht einmal am Menschen die Glie-
der und Gelenke gleich und eines trelTlicher als das andere,
so hat der Kopf den Vorzug über den ganzen Körper, weil
derselbe der Sitz der V^ernunft und der fünf Sinne, das Herz
ist der Emir des Rumpfes und von den Gliedern sind einige
dienende und andere bediente. IbnKoteibe sagt: Die Schou-
b i j e setzten ihren Stolz vorzüglich in Adam und in das Wort
des Propheten : Zieht mich nicht dem Adam vor,
denn ich bin eine W o h 1 1 h a t seiner W o h 1 1 h a t e n ,
dann riilimcn sie sich aller Propheten, indem nur vier (H u d ,
Ssalih, Ismail, iMoliammed) den Arabern angehören.
Sie stützen sich auf das Wort des Korans: „Gott hat
„ a u s e r w ä h 1 1 den Adam, den N o e , d (; n A b r ;i h a m und
„die Familie Imrairs über die Welten und i Ji r Ge-
„schlecht, die Einen aus den Andern.'" ^y Sic rüiimen
sich Ishaks , der ein Sohn der Sara, während die Mutter Is-
maiTs die Sclavin Ilagar, deren Abkömmlinge die Araber; ihre
Dichter schelten diese mit dem IVamen Lach na, d. i. die
Schmutzdirne, worin sie aber Unrecht haben, indem dieser
Name nur den niedrigsten Mägden, welche Kamele weiden,
Holz sammeln oder Mist austragen, beigelegt wird, während
Gott der Herr die Ilagar AJ von allem Schmutz reinigte, sie
«^ Der T.,. und Si. Vers der HI. Sure.
h) H ;i ff a r ist das arabische Hadschir, welches die Auswandernde Iie-
deiitet, von derselben WJir/.el wie Hidschret, welches Auswanderung
und nlciil Fliiclit bedeutet.
46
zum Belle Abrahams seines Geliebten, zur Mutier IsmaiFs und
zur Ahnfrau Mohammecrs bestimmte. Nur ein Freigeist kann
sich erlauben, diese Auserwählle eine wSclimutzdirne zu heissen.
Die Schoubije Hessen diese Widerlegung' des berühmten
Geschichtsschreibers Ihn Koteibe nirht unbeantwortet, und
einer ihrer Schriftsteller entgegnete hierauf:
„Wir läugnen die Verschiedenheit der Menschen und den
„Vorzug der Einen vor den Andern; es gibt keinen Herrn und
„keinen, der von Natur aus einem Herrn unterworfen, keinen
„Edeln und keinen Geadelten. Wir meinen, dass der Unter-
„schied zwischen den Menschen nicht in ihren Vätern und in
„ihren Geschlechtern, sondern in ihren Handlungen und in
„ihren Eigenschaften, in dem Adel ihrer Seele und in der
„Tragweite ihrer Unternehmungen besteht. Siehst du denn
„nicht, dass der Niedriggesinnte alles Ansehens verlustig geht
„und für keinen Edeln geachtet wird, und wenn er auch aus
„den Edelsten der Beni Hasch im, der Beni Omeije oder
„der Beni Kais. Der Edle ist der, dessen Handlungen edel,
„der Grosse der, dessen Unternehmungen hoch und weit aus-
„sehend."
Diess ist der wahre Sinn des Koranverses: „Wenn ein
„Ehrenwerther zu euch kommt, so ehret ihn," und
des vom Propheten über Kais Ben Aassim, den Herrn der
Beduinen, gesprochenen Wortes: „Er herrscht über sein
„Volk, indem er ihren Harem schützt und ihnen
„Wo hl t baten spendet." Diess ist auch der Sinn der fol-
genden Verse Aamir Ben eth-Thofeil's, eines der edel-
sten Helden und ältesten Dichter der Araber:
Wiewohl ich Herr der Beni Aamir bin,
Und als ihr Reiter in den Schlachten renne.
So bin ich's doch nicht durch ererbte Herrschaft;
Gott will nicht, dass ich mich nach Ahnen nenne.
Ich bin der Herr, weil ich die Heimath schütze
Und dem Eindringling wehr' mit Schulternsenne.
Ein anderer Dichter sagt im selben Sinne:
Wenn gross und edel die Altvordern waren.
So stützen wir uns doch nicht auf den Ahn;
47
Wir wissen wie sie scliinnlcn vor fielahi'cn,
Und thiiii und handeln nun wie sie gcUian.
I'lin i\Iann sj)rnrh vor dem Clialifcn A 1) d o 1 Melik Ben
Mcrwan mit so grosser Wolilredonlieil, dass dieser hierüber
ganz; verwundert ihn fragte, wess' Sohn er sei? .Jch hin,"'
antwortete dieser, „o Fürst der Rechtgläuhigen! der Sohn
„meiner Seele, die mir diese Auszeichnung von dir verschafl't
„liat." Du hast Recht, sagte der Chalife. Der Prophet sagte:
„der Wcrth eines Mannes liegt in seinem Gut , in seiner
„Grossmulh und in seiner Religion." Omer Ibnol Chattab,
der zweite Chalife, sagte: „hast du Vermögen, so hast du
„Werth, und hast du Religion, so hast du Grossmuth." Der
Verfasser des Ikd schliesst diesem Auszuge aus Ihn Koleibe
die folgende Bemerkung an :
Ich wuudre mich sehr über Ibn Koteibe, welcher, nach-
dem er in seinem Buche über den Vorzug der Araber vor den
Nichtarabern alle Trefl'lichkeiten der Araber aufgeführt, das-
selbe mit dem Abschnitte der Schon bije beschliesst und in
dem letzten Abschnitte Alles zerstört, was er in dem vorher-
gehenden aufgebaut hat, indem er mit den folgenden Worten
schliesst: „Ich pflichle der billigsten Meinung bei, dass alle
„Menschen von ihren Uraltem her aus Kr«1e erschallen zur
„Erde wiederkehren ; Alle kommen auf demselben Wege zwi-
„schen denen der beiden Excremente zur Welt. DIess ist die
„höchste Abkunft, welche die Vernünftigen a!>hält, sich darauf
„Etwas einzubilden und sich ihrer V^äter zu rühmen; da sie zu
„Gott wiederkehren, so ist alle Abslanuuung nichtig und aller
„Adelswerth eitel, wenn sie nicht tugendlial't und Gott gehor-
„sam." Die Schon bije sagen: Da die Araber zur Zeit der
Unwissenheit, d. i. vor Mohammed öfters auf iliren Streifzü-
gen die nächsten besten AVeiber ohne Feierlichkeit der Ver-
mählung nahmen, wie konnten die Söhne; solcher Mütter sich
ihrer Abkunft rühmen? Der Dichter Ferefdak rühmt an den
Beni Dhabbet, dass sie in ihren Feldzügen die Weiber der
Beni Aamir Ben Ssaafsaa als Sciavinnen weffführten:
Ich stand und sah wie sie das Weib bestiegen
Und dieses ohne andre Decke liefen.
48
Diese Auszüge belehren uns, dass das Wort Schouhije aus-
ser dem in den Wörterhüchern angegebenen Sinne, nämlich
solrlier Leute, welche den Arabern die Niclilaraber vorzogen,
auch in einem zweiten, nämlicli in dem von (Jegnern des Adels
und Läuiinern alles Slainniverdienstes "'ebraucht wird.
Kein Volk in der Welt hat solche Ehrfurcht für edle Ab-
kunft und angestammten Adel als die Araber, welche, wie be-
kannt, sogar den ihrer Pferde mit wStammbäumcn belegen; bei
keinem Volke sind die Kunden der Stamuiüliedcrunü: und ihrer
Unterabtheilungen so ausgebildet als bei den Arabern, und die
Geschlechtskunde als Wissenschaft in so hohem Ansehen als
bei ihnen, so dass sie mit der Dichtkunst und Sternkunde die
Trias aller wissenschaftlichen Erkenntniss der Araber vor dem
Islam. Der Genealoge hiess verzugsweise vor anderen Gelehr-
ten, welche Ulema hiessen, Aal 1 am, d.i. der Gelahrte.«^
Wenn die Abkunft edler Pferde durch Stammbäume bezeugt
ward, so mussten die edlen Geschlechter in so grösserem An-
sehen stehen und der Familienadel mit einem Glänze umgeben
sein, wie bei keinem andern Volke der Vorzeit; es war na-
türlich, dass solche Verehrung, wenn sie übertrieben ward,
auch den Gegensatz der Verneiner und Läugner in der Secte
der Schouhije hervorrief. Diese Gleichheitslehrer und Adels-
stürmer, die mit vollem Rechte die Gleichheit aller Menschen
von Adam her behaupteten, vermochten doch nicht den Glanz,
mit welchem grosse Männer, sei es als Herrscher, als Hel-
den oder Dichter ihre Familien umleuchten, aus der Geschichte
zu verwischen. Von den drei edelsten obgenannten Stämmen
der Araber ist der der Beni Kais durch den alten arabi-
schen König dieses Namens, der der Beni Haschim, eines
Zweiges der Koreisch, durch die Geburt Mohammeds, der der
Beni Omeije durch die doppelte Herrscherdynastie in Irak
und in Andalus für immer in der Geschichte geadelt; der Stamm
Thaij ist einer der edelsten Stämme der Araber, weil aus
demselben Hatim Thaij, der freigebigste der Araber; Daud
Thaij, einer ihrer grössten Mystiker, und Ebu Temam
Thaij, einer ihrer grössten Dichter. Den Familien dieser
a) Kamns III. 520.
49
grossen i^Iiimu'r ist nie tlcr jciioii durcli diese verliehene Adel
abgeslritlen worden. Der uralte Adel arahisclier Ges<'lilecli(er,
wie dtr der llerakliden in drieelienland , und der Claudier zn
lloni . hatte weder Titel, nocii |)i|(lon)e, sondern hios Ge-
schleehtsre<j;ister, welche die Ahslaniniung- von grossen Män-
nern bewährten; die Titel und Diplome, eine Kriindung' der
Byzantiner und des Mittelalters, mögen im Laufe der Zeiten
verschwinden, aber der Glanz des Adels, den grosse Männer
über ihre Geschlechter ausstrahlen, ist in der Geschichte eben
so unauslöschlich, wenn gleich in ihren Nachkommen minder
verdient, als der persönliche des Geistes und der Seele.
Herr Dr. Letteris liest einen Aufsatz: Zur Geschichte
der epischen Poesie der Hebräer im 13. und 14.
Jahrhunderte.
Die nachbiblische hebräische Literatur, namentlich jener
Theil, welcher ßerührungspuncte mit dem Schriftthum anderer
Nationen darbietet, hat in neuerer Zeit, wo Wissenschaft und
Kunst nicht mehr als vereinzelte, in Kasten geschiedene, für
sich bestehende i'olypentheile des menschlichen Strebens, son-
dern als engverbundene, unzertrennliche, lebenskräftige, von
einem Geiste durchdrungene Glieder eines Ganzen betrachtet
und gewürdigt werden , eine besonders eifrige Theilnahme ge-
funden. Einige Alterthumsforscher , die ihr ..malo unam (/los-
sam quam centum fextus'"' immer im Munde führten, die den
Geist der hebräischen Poesie ausschliesslich in den heilii-en
Urkunden des alten Hundes gebannt wissen wollten und die
Existenz einer seit Jahrhunderten fortlebenden und fortbilden-
den Kraft der hebräischen Sprache so gerne negiren möchten,
mussten von den zahllosen, theils gedruckten, theils hand-
schriftlichen Schätzen facti seh widerlegt, einer reifern, viel-
seitigen Ansicht und Prüfung neuerer Forscher weichen. Dass
die hebräische Sprache nie gestorben — sagt Delitzsch in
seiner Formenlehre der hebräischen Poesie — sondern in un-
sterblicher Jugendfrische fortlebe, wusste selbst der geschmack-
volle Herder nicht.
Ich halte es für überflüssig zu bemerken, dass, wenn
von hebräischer Poesie überhaupt die Rede ist, man nicht
V. lieft. SiUl). d. Philosoph, histor. Cl. 4
50
an irjroiid eine der klnssisclicn oder inodernen älinliche don-
kcu müsse. Wie das Nnlionallebeu des jüdischen Volkes eiij,one
Bahnen in der Geschichte bezeichnet , so schneidend, auch
der Lehenslauf anderer Völker den seini<»;en durchkreuzt , ebenso
wandelte auch seine Poesie eigenlhümlieh -selbstständig-, un-
berührt von fremden Eindüssen, den bedrängten Stämmen zur
Seite. Ihr Styl ist nicht plastisch wie der antike, nicht ro-
mantisch wie der moderne, sondern symbolisch wie der orien-
talische überhaupt ; jeder Gedanke wird getragen von der
Welle der Zeit. Und nahm sie auch oft die äusseren Formen,
die rhythmische Fülle der Araber, der Spanier an (beson-
ders seit dem 9. Jahrhundert} : der innere Kern blieb im-
mer derselbe, selten das nationale, das religiös -historische
Element verläugnend. Ich darf daher wohl die Behauptung
wagen, dass bei keinem Volke die Kunsterscheinungen in so
hohem Grade das Gepräge seines Nationalcharakters tragen,
den Reflex seiner historischen Erlebnisse spieg^eln, als bei den
Juden. Aus demselben Grunde, der, wie eben angedeutet wurde,
ihnen ihre Poesie erhalten, ist auch ihre Eigenthümlichkeit und
das scharfe Gepräge, das sie kennzeichnet, zu erklären.
Soweit als Einleitung. Nun übergehe ich zum eigentlichen
Gegenstande meines Vortrags , dessen Resultate ich , mit Be-
nützung der betrefl'enden Literarhistoriker , aus eigener An-
schauung und Prüfung gewonnen habe.
Die epische Poesie der Hebräer ist schon bei den älte-
sten Dichtern der Vorzeit anzutrelTcn. Nur erscheint die epische
Form bei ihrem ersten Auftreten nicht scharf genug ausge-
sprochen, sondern viehuehr — was auch bei anderen Völkern
der Vorzeit der Fall ist — als historische Lieder, in denen
das lyrische Element vorherrsclit; eine zweifelhafte Zwitterge-
stalt, in der zwei entgegengesetzte Dichtungsarten, nach un-
serer Kunsttheorie, in einander verschmolzen sind. Mosis
Lied am rothcn Meere und Debora's Siegeslied sind epischer
Natur. So ist der 78. Psalm ein kleines lyrisches Epos, wenn
ich mich so ausdrücken darf; so auch das Buch Hieb, das
älteste der kanonischen Bücher, ein Denkmal dieser Dichtungs-
art — der Anlage seiner Fabel nach zu urtheilen — • trotz
seines didaktisch -dramatischen Kerns.
51
Aelinlichc kloino K|h'ii , die mclir oder minder von lyri-
schen Einllüsseii l)ehcrr.schl sind, bewaliret der überaus reielie
vSag'enscIiatz , der im jerusaleniisclicn und bahylonisclien Tal-
mud, Midrascbim , Targumini u. s. w. aufgebäuft liegt; zwar
formlos, in verkür/iter, vernacblässigler Fassung", aber reich
an cchtpoetischen Situationen und Intuitionen.
Das erste grössere Kunstwerk dieser Galtung begrüssen
wir im Tachkemonie (Makamcn) von Jebuda bar-Salomo
Al-Cliarisi, dem Hivalen des arabischen Ilariri (blühte im
Jahre 1218 in Spanien), Da wir bereits eine schät/.bare Mo-
nographie dieses Dichters von Duckes (Wien 1838) und Er-
gänzungen zu derselben in der Einleitung" zur deutschen Nach-
bildnng" der ersten zwei Makamen von Kämpf (Berlin 1845)
besitzen, so erübrigt uns blos zu berichten, das unser Dich-
ter früher schon den Hariri aus dem Arabischen ins Hebräi-
sche mit wahrer Ruckertischer Virtuosität übersetzt hat , nach
der 3. Makame zu urtheilen, die uns de Sacy im Journ. asiat.
Octobr. 1833 p. 308, als Probe mitgetheilt. De Sacy sagt:*)
„Diese Uebersetzung des haririschen Werkes ist nie gedruckt
worden, und ich weiss nicht, ob sie überhaupt in Europa exi-
slirt. Die der 27 ersten IMakamen findet sich zu Oxford in der
IJodlejanischen Bibliothek (Cod. manuscr. Orient, catal. part 1,
pag". 97)."
Der in Rede stehende Taclikemoni oder Divan des Charisi
erschien zuerst im Drucke zu Constantinopel im Jahre 1540.
Im Jahre 1583 erschien daselbst eine zweite Ausgabe, wobei
kein Manuscript verglichen wurde. Aus dieser Ausgabe ging
eine dritte hervor zu Amsterdam im Jahre 1729. Der Text der
Kämpf'schen Ausgabe aber (bloss die Vorrede und 2 IMakamen
enthaltend) ist einer authentischen Handschrift aus dem Jahre
1281 (Almanzis Hibliolh. in Padua) entnommen.
In dieselbe Kategorie ist auch der M'schal hakadmoni zu
bringen, eine ethische Diclitung in c|»ischer Form, von Isaac
Sahola (st. 12(58) nach Andern von Ben-Methula. Diese be-
liebte poetische Erzählung-, die unzählige Aullagen erlebte, wor-
*) Siehe Les Se'ances de Hariri, publie'es en arabe , avec iin cotnm. ehoisi,
pnr M. le Baron S. de Sacy, Paris, 1822, p. XI. f. f.
4 •
uuler eine mit recht drastisclien Ilolzsclmilteii in Vcncdii;' 1(518,
ist sogar in jüdisch-deutscher Spraclie und Scliriit luelirinals
erschienen. — Auch der dialogische Hauihackesch von Scheni-
Tob Hen-Palkira, dem herühnilen Coninicntator des More von
Rlainionides, gehört hicher; diese Dichtung hat in Stofl' und
Verarheituiig aulTallende Aelinlichkeit mit der Erzahlun"- Iman
Gasalis von Hescliir und Schadam. — Dass es auch an einem
Thierepos nicht fehle — eine Dichtart der seihst Gervinus einen
Platz in seiner Geschichte der Nationallileratur ang;ewiesen
(I. p. 123 — Gl) — führen wir die Mischle Schualim von ße-
rekja b en-IVatronai, dem Punctator, an (blühete wahrschein-
lich im dreizehnten Jahrhundert im südlichen Frankreich); Dich-
tung'en, die zwischen Fabeln und gereimten Erzählungen die
Mitte halten. Diese epischen Dichtungen , welche zum ersten-
mal in Mantua 1557 erschienen, hielt Prof. Gottsched irrthüm-
lich für eine Nachbildung* von Reinecke Fuchs und wurde dess-
halb von G. E. Lessing' (im achtzehnten seiner Literaturbriefe)
empfindlich gegeisselt. Moses Mendelssohn beurthcilte ausführ-
lich diese Sammlung-, als die zweite Auflage (Berlin 1755)
erschienen, in der Bibliothek der schönen Wissenschaften (III.
Band 1. St. S. 73.) — Von demselben Verfasser befindet sich
in De Rossis Manuscripten-Sammlung- und in der Bodlejana (Op-
penh. n. 1185) eine hebräische Uebersetzung des ursprünglich
arabisch abgefassten Emunot weha'Deoth Sadias'.
Der grösste weltliche Dichter der Hebräer ist Imanuel
Romi (mit den Beinamen der Siphronäer), Er blühete gegen
das Ende des dreizehnten Jahrhunderts , und war der erste
Verpflanzer der altprovencalischen Sonnetenform auf italischen
Boden. Zu Ferma in der Marca d'Ancona, wo er unter fürst-
licher Protection ein dichterisches Traumleben führte — wie sich
Delitzsch ausdrückt — dichtete er seinen epischen Divan unter
dem Namen: Sepher Machbaroth, — der aber nichts desto
weniger nach seinem eigenen Namen Imanuel genannt wird, —
durch welchen die weltliche Poesie Italiens mit der althispa-
nischen in Handhabung des heiligen Sprachschatzes, aber auch
an Frivolität, in einen siegtrunkenen Wettkampf tritt. — Ein
zauberisch-gewandtes Gaukelspiel mit dem biblischen Sprach-
schatz und talmudischen Phrasen , der possenhafteste Miss-
53
hraucli von Bibelslulloii zu den obscönsten Dilogicn, Aufstellung
der heiliiien Walirlieilen neben der bittersten Persinaü'e der-
selben , Apotbeose der sentimentalsten Frauenlicbe und idealer
Itlatoniscber Freiindsebat't — das sind die Grundzüi^x* des Di-
vans dieses jüdiseben Areliiio , welcben ein grosser Tbeii sei-
ner \ation als verunreinigend Hiebt. Mit einem Worte, er ist
ein Hekenner des Dogmas: HcliabUituÜou de la cliair, vor Saint
Simon (l>olil/-seb a. a. ().)•')
Imanuel Romi's Hiograpbie, grösstentbeils aus seinem eige-
nen Divan , der ein/jg-en sicliern Quelle, gezogen und zusam-
mengestellt, bat Steinscbneider im Literaturblatt des „Orient"
1842 bekannt gegeben. Die erste Ausgabe dieses Werkes ist
mir unbekannt; die zweite erscbien: Constanlinopel l0f*{5; die
dritte edirte Itzig Daniel, Bruder der berülimlen Faiini Arn-
stein , in seiner eigenen orientaliseben IJuclidruckerei in Berlin
1790, mit einer interessanten Einleitung von J. Salnova.
Das erste grössere abgeschlossene Epos, schrieb Mose
di Rieti, der Verfasser der hymnenartigen Dichtungen, welche
Debora Ascarelli und Lazaro Viterbo, unter dem Titel: II Tem|>io
und Inni sacri (Venedig 1002) übersetzten. Mose bar Isac di Bieti
wurde, nach ausdrücklicher Angabe des Dichters in einem der
Eingangsterzetten — 5170== 1410 geboren. Das Epos, Mik-
dasch m'at mit \amen, in drei grossen Abtheilungen, welche
gegen 1800 dreizeilige Stro|>hen umfassen, behandelt einen
ähnlichen Stofl', wie Dante in seiner Divina commedia, aber vom
national bis torischen Standpunkt ausgehend.
Wie Jener, malt er phantastich, mit gewaltigen Zügen
und llammenden Bildern, himmlische Gesichte. Wälirend aber
Dante nur lebender oder jüngstverstorbener Personen gedenkt,
tübrt der israelitische Sänger vor uns vorüber die Tanäin», die
Amoraim , die Gaonen und die Weisen bis auf seine Zeit."}
Am Ende des Werkes sind sehr schätzbare Randglossen, gröss-
tentbeils lilerar - historischen Inhalts angefügt. In einer der-
selben wird unser Imanuel Romi, sein Vorgänger, wegen sei-
^) Vergl. Jost in : Wissciischal'tliche Zeitschrift für jüdische Theologie. III.
S. 3i.
-) Vei'gl. Delilzbch a. a. Orte.
54
ncr Frivolität und Verspottung der Kahbala, hart mitgenommen
und in der Diclitung- selbst mit Stiliscliweigen übergangen. —
lleggio, der in neuerer Zeit zuerst eine austuhrlichc Notiz über
Ilieti in den Hikure llaitim (9. Jahrgang S. 14) veröllentlieh-
te, nennt ihn aus dem angeführten Grunde den „hebräischen
Dante;' ')
Dieses Werk ist niemals im Drucke erschienen. De Rossi
selbst erwähnt seiner nicht; wohl aber Wolff in seiner Bibl.
liebr. III. p. 815,814. Die k. k. Ilofbibliothek besitzt eine kost-
bare Handschrift dieses Epos"), die sie bereits nach Ver-
öft'entlichung des Cataloges hebräischer Handschriften von
Kr äfft und Deutsch im Verlaufe des Jahres 1848 käuflich
an sich brachte. Wir können nicht umhin, hier die Gelegenheit
zu ergreifen, der hohen Administration der k. k. Hofbibliothek
unsern innigsten Dank im Namen vieler Literaturfreunde aus-
zusprechen, dass dieses erhabene Institut, trotz der verhält-
nissmässig beschränkten Dotation, auch auf die Bereicherung
der hebräischen Manuscripten-Sammlung ihr eifriges Bestreben,
besonders in neuester Zeit , gerichtet hat.
Ueber die dramatische Poesie der Hebräer behalte ich
mir vor , in einem eigenen Vortrage zu berichten , wenn mir
abermals die Ehre zu Theil werden sollte , solchen in diesem
hochverehrten Kreise vortragen zu dürfen.
*) Eine Curiosität eigener Art ist der Umstand , dass der Name des Bu-
ches und der des Autors von gleichem Zahlen werth sind, worauf der
Dichter selbst im dritten Vers des ii. Terzetts der Einleitung enigma-
tisch hindeutet, mit den Worten:
• : - "IT* - : T I: •
Der Zahlenwerth von Mikdasch m'at (tiPü ti^Tp2), so wie von Mose
Jitzchaki CpH^i^ Hl^ü) = 563 , welches ich zuerst herausgefunden, und
nicht ohne Anstrengung, da man gemeiniglich den Verf. schlechtweg Mose
di Rieti nennt, nach einer gleichnamigen Stadt und Delegation im Kir-
chenstaate, und der Name seines Vaters nicht häufig bekannt ist.
^) Nach Wolft a. a. Orte befindet es sich auch handschriftlich in der
Bibliothek der Sorbonne in Paris.
55
Herr |{egiei'un«;-,sralli Clunol setzt seine Vorträge: lieber
die Pflege der G es chic htswissensc halt in üest er-
reich fort :
in.
Das k. k. IMiinz- und Anti ken- C abinet und die Am-
bras er - S am ni lung gewäliren natürlich wie im Allgemeinen
der Kunst- und Lilerar-Gcschichte, insbesondere auch der va-
terländischen Geschichle im weitesten Umfange die bedeu-
tendste Unterstützung, so wie auf der andern Seite diese herr-
lichen Sammlungen nur erst dann recht verstanden und benutzt
werden können, wenn sie durch die Geschichte unseres Vater-
landes beleuchtet werden.
Wenn bisher in den sogenannten „Geschichten Oestcr-
reichs" von diesen Sehätzen des Altertluims und des Mittel-
alters so wenig Gebrauch gemacht worden , wenn die interes-
santesten Denkmäler und Zeugnisse artistischer und wissen-
schaftlicher Cullur seihst einem grossen Theile vaterländischer
Gelehrten unbekannt geblieben , ist das nur die Schuld jener
Geschichtschreiher, die ein Langes und Breites von den politi-
schen Veränderungen, von Krieg und Zwietracht erzählen, die
Erscheinungen edlerer Art hingegen, die Fortschritte und Er-
zeugnisse der Kunst, der Literatur, entweder ganz ignoriren
oder liöchst oberllächlich berühren.
Vielleicht sind aber diese sogenannten „Geschichtschreiber''
doch etwas zu entscliuldigen dadurch, dass eben diese herrli-
chen Schätze, ihr Ursprung, ihre P'undorte, ihre Acquisition,
und vor allem ihre genaue Heschreihung noch unbekannt sind.
— Derlei Denkmale sollten nicht bloss zum augenblickli-
chen Anschauen aufgestellt, sondern zum Behuf eines genauen
Studiums gelreu abgehildet und beschrieben sein, dann würde
ihre Berücksichtigung und ihr lOinlluss auf Culturgeschichte
unzweifelhaft sein, das müsste eine Regeneration der bisheri-
gen „Geschichtswissenschaft'" zur Folge haben.
Ich betrachte das k. k. IMünz- und An ti ke n - Ca b i net
uml die Am b ras er - S am m hin i>- hier nalürlich nur aus dem
Standpunkle der v a t e r 1 ä n d i s c h e n Geschieh t s f o r-
schung, obgleich die Stellung, welche dieses Institut in der
Entwickelung der Wissenschaften überhaupt, namenllich der
56
Niiniismatik mit Recht einnimmt^ allerdings auch zu hc-
riick.sicijtigen wäre.
Ohne Zweifel gehören die österreichischen Fürsten
aus allen drei Dynastien, der hab e nb e rgisc hen, habs-
burgi sehen und lothringischen zu den kunstsinnigsten
und wissenschaftlich strebsamsten Herrschern; es Wcäre eine eben
so interessante als umfassende Arbeit, diess aus den Quellen
und Denkmälern umständlich nachzuweisen. Theil weise ge-
schah es auch in dem grossartigen Werke: Monumenta Augu-
stae Doiims Au.striacae, woriin die Mönche aus St. Blasien
IMarquard Herrgott , Rustenus Heer und Martin Gerbert mit
kaiserlicher Unterstützung arbeiteten. ^)
*) Wir sagen theilweise, denn die Aufgabe ist nichts weniger als erschöpft
durch das ins Leben getretene Werk, Avenn auch der fünfte Theil, welcher
,,Inscriptiories Domus Austriacae ex templis , palatiis , sepulcris , signis
aeneis etc. coUectas" enthalten sollte, wäre ausgearbeitet worden. — Wir
geben hier eine Uebersicht des Inhaltes der erschienenen sieben Bände, weil
wir wünschen , dass dieses Werk allen Geschichtsforschern recht bekannt
werde , denn wegen seines Formats und seiner Sprache (der lateinischen")
ist es wirklich einem grossen Theile der jüngeren Generation unbekannt :
Monumenta Aug. Domus Austriacae in 5 Tomos divisa.
Tom. I.
Sigilla vetera , et insignia cum antiqua , tum recentiora varii generis
complectitur , quibus usi sunt Murchiones , Duces, Archidncesque Austriae etc.
Opera et studio 31. Herrgott. — Vjennae Austriae 1750. Fol.
(Enthält VIII dissertationes et auctarium diplomatum Austriacorum.)
Piss. la. historico-critica , de SigiUis Marchionum , Diicum et veterum Archi-
Ducum Austriae ah Ernesto I. Strenuo lineae Babenbergensis , ad Maximilia-
num I. Imperatoris Friderici Pacifici filium usque, ex gente Habsburgo -Au-
striaca. (In 26 Paragraphen. Von S. 1 — 02.)
Diss. II- da. De scuto veteri Principum Austriae. (In 23 Paragraphen. Von
S. 33 — 52.)
Diss. lll-tia. De Fascia Austriaca , seu de Scuti hodierni origine. (In 24 Pa-
ragraphen. Von S. 53 — 82.)
Diss. IV-ta. Accessiones ud Insignia Austriaca servato temporis ordine per-
censentur. (In 31 Paragraphen. Von S. 83 — 110.)
Diss. V-ta. Tituli et Insigyiia Archi-Ducmti Austriae, qui Belgium regnaque
Ilispuninruni moderabantur, fecialium verhis enuntiata. Accedunt eoriun Sym-
bola heroica et lemmata epigraphica. (In 28 Paragraphen. Von S. 11t — 126.)
Diss. Vl-ta. Insignia Principum Austriae Ordinis Ecciesiastici. Accedunt In-
sigriia Ordinuni Eqtiesfritttn , quos Austriaci Principes vel instituerunt , vel
adsumptis illorum signis decorarunt , vel ab aliis institutos ejusmodi ordines
sua auctoritate comprobarunt. (In 35 Paragraphen. Von S. 127 — 144.)
Diss. Vll-ma. De Diademate Principum Austriae. (In 16 Paragraphen. Von
S. 145 — 158.) (Diplomata quibus Pileus Archi-Ducalis pro insigni Austria-
cae Domus sancitur.) (3.) 1. Vom 27. Nov. 1616. 2. Vom 4. Febr. 1617.
3, Vom 9. April 1617. (S. 159—164.)
57
Abgesehen jedoch von der niait!»;elharton und nicht immer
getreuen technischen Ausluhrung' der Abhildungcn, lässt auch,
wie beiireillieh 5 der Text viel zu wiinsclien übria; , die G e-
schi c htsf or s ch u n <:: war erst im IJeoinncn, das Unterneh-
Diss. Vlll-va. De ves(e Ducali (cap. I. 11 ^(sj.), (jhidio (cap. II. 7 SSO » vc.riUo
(c'ip. III. 5 SS) > hnculo sive sceptro (cap. IV. k SS-) j gioho cruoe in-
structo (cap. V. 4 SS-) » et caeteris Austritte hisif/iiihiis (cap. VI. 2 SS-) »
liorumi/ue tisii (cap. VII. 6 SS-) et online in poinpis et ritibus piiblicis
(cap. VIII. 4 Sii»-)- (Von S. 105—200.)
Auctarium Diplomutum Austriacorum. 32 Stücke. (Von S. 201 — 24i. Jahr
1178 — 1479.)
Index.
Tomus II. l'ars I.
Nummotheca Prineipum Austritte etc. etc. Frib. Brisg. 1752. Fol.
Vorrede ^k SS- I>anii 6 genealogische Tafeln. Dann 5 Prolegomena.
Proleg. 1-mum. De vetustute rci nummariae in terris austriucis , eiusque
prnyressu. (In 10 §S- S. 1 — IX)
Prolcfr. 2-(luni. De nummis PriHcrpum Austritte ex linea litthenhertpcn : ubi
de ruininii.s cum icone Vivi Leopuldi Marckionis , ex oecasione agitnr. (In
.18 S§. S. IX -XXVI.)
Prolog. 3-iiim. Gemealogia Hdhshurgo -Austriaca in nummis. (In 7 SS- S.
XXVI — XXXII.)
Proteg. 4-tum. De nummis , qui inde a Rudolphi I. Rom. Ref/is tempnrihus,
ad Sigisinundum Austrine Archiducetn et comitem Tvrolis usque nobis sup-
pelunt. (In 15 SS- f^- XXXIII — XLIV.)
Proleg. 5-tum. Slgismundi Archidueis Austrine et Comitis Tyrolis numismata
ac monelas percenset. (In 8 SS- S. XLV — LIV.)
Dann folgt :
Series ISummorum Prineipum Austritte, ducto initio a Friderico Plaeido
Imp. u.sque ad Carohtm IL Regem stirpi.s Ilispano - Austriacae ma.sculuin
ultimum.
\.Fridfricus Plac. Imp. (In 31 SS- S- 1—13.)
2. jMfi.vimilidnun I. Imp. (In (»7 SS- S- '^ — -51.)
3. Pfiilippus Pulclter Rex Ilisp. (S. 51 — 56.) Joanna Philippi Ausir. vidua.
(S. 50.) Proics Max I. (S. 57 — 66.)
i. Cttrolus V. Imp. (S. 66 — 110. 107 SS-)? Maria CaroU V. Soror. Regina
Uung. et Boh. (S. 111 — 113.) Proles CaroU V. (Joanna, Maria, Margarita,
Joannes ab .\u.stria. (S. 113 — 125.) Nummi ad hist. CaroU V. facientes.
(S. 125— 128.) (Im Ganzen Carl V. U!»SS-)
5. P/tiUppus IL Ilisp. Re.r. (S. 128—171. 13% SS-)? Proles Philippi IL
(Caroli , Alberli, Isabcllae, Clarae F^ugeniae , Catharinae.) (S. 171 — 194.
58 SS-)
6. Philippus 111. Re.r Uisp. (S. 194 — 202, in 29 SS) Proles Phil. III. (An-
nae M;ir. Mauriliae et Ferdinand!.) (S. 202 — 206.)
7. Philippus IV. Uisp. Re.r. (S. 207 — 227 , in 75 SS-) ? Philippi IV. Proles
(Joannes ab Austria et Maria Theresia.) (S. 227—232.)
8. Carolus IL Ilisp. Re.r. (S. 233—248, in 53 §§)
Dann folgen Probafiones ad Prolegomena. Diplome und Excerpten. 16
Stücke, vom J. 1228—1484. (S. 249 — 263.)
- Tomus II. Par<4 II> «
yummotJi^cri Prineipum Austriae. Ilahshurgicae gentis Hueae Germano-
Auslriaeac etc. etc. Frib. Driög. 1753. Fol.
58
inoü war jedenralls 7M wenig vorbereitet; übrigens verdient das
Geleistete mit Herücksiebtigimi!; der bescbränkten Mittel und
der geringen Zalil der Mitarbeiter die vollste Anerkennung. —
Nach dem jelz,igcn Standpunkte der Wissenschaft und Kunst
Voraus : Schema genealogicuin Stirpis Habsb.-Austr. lineae Germanicae.
Facto initio a Ferdiiiaiido I. Iiiip. usque ad Ferdiiiandum IV. Reg. Rom.
1. Ferdinanthis I. Imp. (S. 1 — 37.) Proles fuemineue Ferd. I. (S. 38—44.)
2. Ma.vimilianus II. Imp. (S. 44 — 67, in 44 §§.) ; Ferdinaiidus dictus Ty-
i'olciisis (S. 68—75.) Proles ex Philippiiut. (S. 75—78.)
3. lludolphus II. Imp. (S. 79 — 104, in 46 §§.) ; Ernestus Archidux Max II.
Imp. filius. (S. 105—107.)
4. Mathias Imp. (S. 107—135, in 54 §§.) Maximil. III. Archid. Supr. Ord.
Teuton. Magister. (S. 136—145.)
Carolus Archidux, Lineae Sfi/rensis Safor. (S. 145 — 152.) Proles ejus-
dem. (S. 152 — 156.) Leopoldus V. Archid. (S. 156—166) eins fUia
Mar. Leopoldina (S. 166) et tUii (S. 167).
Ferd. Carolus Leopoldi V. fil. (S. 167—170.)
Carolus Posth. _Caroli Styrensis filius. (S. 170 — 174.)
5. Ferdinandus II. Imp. (S. 174—210.) Ferd. II. Proles (S. 210—219.)
6. Ferdinandus IIL Imp. (S. 219—246.) Ejusd. Proles (S. 247—256.)
Folgen 3 Indices:
1. Die Documente des ersten Bandes. (16 Stücke.)
2. Die Epigrammata , lemmata, apophthegmata und inscriptiones , die in
der Nummotheca vorkommen.
3. Index rerum et verborum.
Toinus III. Pars I.
PinacoÜieca Principum Austriae , in qua Marchionum , Ducum , Archi-
ducumque Austriae, utriu.sque sexus , Simulaera, Statuae, Anaglypha , Cete-
raque sculpta , caelata , pictave monumenta, tabulis aeneis incisa proleruntur
et commentariis iliustrantur etc. etc. (Herrgott, Heer, M. Gerbert.) San Blas.
1773. Fol.
(Vorrede in 42 §§.)
Prolegomena ad Pinacothecam Austriacam.
Proleg. 1-mum. De vetustis stattds , anaglyphis , aliisque iconihus , ac ino-
numentis Ducum Austriae, Bahenhergicae stirpis. (S. I — XVIII , in 28 §§.)
Proleg. Il-dum. De tahulis genealogicis Marchionum et Ducum Austriae ,
quarum aliae in Peristylio , sive Xysto Praei'ecturae sacrae Claustro - Neo-
burgensis , aliae in tabulario Magistratus Vindobonensis asservantur. (S.
XVIII — XLIIl ; in 63 §§.)
Proleg. Ill-ium. Stenunn Habsburgo - Austriacum , tabulis expressum, ex-
ponit. (S. XLIII — LXXXVHI ; in 83 §§.)
Auctarium Diplomatum ad Pinacothecam Austriacam pertinentium, v.J. 1280 —
1626. 84 Stücke. S. Urkundenbuch und Elenchus. 112 Kuplertal'eln.
Tonius III. Pars II.
Pinacotheca Principum Austriae etc. etc. San Blas. 1773. Fol.
(Commentar des vorigen Bandes.)
Liber I. Exhibens icones a Rudolphe Habsburgico R. R. ad usque Max. I. Imp.
Cap. I. Rudolphus I. eiusque uxores , ac liberi. (S. i — 19; in 37 §§.)
Cap. II. Albertus I. 11. R. eiusque uxor et filia. (S. 20—38; in 40 §§.)
Cap. III. Rudolphus Rex Bohemiue. (S. 38—43; in 11 §§.)
Cap. IV. Friderieus pulcher, Rex Rom. (S. 43--47; in 14 *§^'.)
59
müsston aber Monumerrta Aiif/itstac Domus Aufttriarae in jeg-
licher Bczieluiiio; reicher und vollsliiiidiger, so wie sorgfälligcr
ausgeführt erscheinen, stuft dos lateinischen Textes natürlich
die lebenden Sprachen unsers herrlichen Vaterlandes in Au-
Cap. V. Leopohltis Gloria Equitum , Ilenricus Placidus , et Otto IlUaris.
(S. 48 — 6!» 5 in 5:5 jSj^.)
Cap. VI. Albertus II. Sapiens cum conjuge Johanna Pherretana. (S. 69 —
76; in 16 SSO
Cap. VII. Ilndolphua IV. Mnc^nammus , el eius nxor , nee non Frideri-
cits III. Liheralis, lludolplii Irater. (S. 77—91; in 42 §§.)
Cap. VIII. Albertus III. dictus cum triea. (S. 91 — 96; in 11 %%.)
Cap. IX. Albertus IV. cof/)iomento Mirahilia Mundi. (S. 96 — »7 ; in 3 SS-)
Cap. X. Albertus V. (In)[». II.) nee non uxor eius , ac Ladisluus Poslh.
filius. (S. »7 — 104 ; in 14 S^.)
Cap. XI. Leopoldus III., coynornento Probus, eiusque filius VVilhelmus ,
cum suis uxoribus. (S. 104 — 113; in 25 g§.)
Cap. XII. Fridcricus , I)ux Austriae et Comes T.vrolen.sis , dictu.s cum t'rt-
cua pera , eiusque ii.vures et liberi. (S. 113 — 119; in 16 S§.)
Cap. XIII. Sigismwidus Tyrolensis , nee non et uxor es eius. (S. 119 — •
12.'. ; in 20 J^l§.)
Cap. XIV. Leopoldun IV. Crassus, eiusque n.vor. (S. 125 — 127; in 6 Jj^-)
Cap. XV. Ernestus Ferreus cum duubus u.roribus , et filio eius seeundo-
genito Alberto. (S. 127 — 133; in 17 §§.)
Cap. XVI. Fridericus Placidus Imp. eiusque u.vor et filia. (S. 133 — 144;
in 27 §§.)
Cap. XVII. Mtt.rimilianus I. Imp. cum duiibus u.foribus et sponsa , nec
non Mar{/ariiha , eius filia. (S. 144 — 171 j in 59 §§.)
Liber II. complectens icones Stirpis Austriaca -Hispanicae inde a Philippo I.
ad usque l'urolum II. Hisp. Reges.
Cap. I. Philippus I. Rex Castellae, eiusque uxor et filiae. (S. 171 — 180;
in 23 %%.)
Cap. II. Carolus V. Imp. eiusque uxor et liberi. (S. 180 — 208 ; in 76 SJ.)
Cup. III. Caroli W Proles reliiiuue, Maryaritha et Joannes ab Austriu.
(S. 2(i!t-21 1 ; in 6 ^«ij.)
Cap. IV. Philippus II. Re.v Ilispaniurum , et eius uxorcs. (S. 211 — 221;
in 30 Ji§.)
Cap. V. Phillppi II. Re(/is Hispan. Proles. (S. 221—231 ; in 30 §§.)
Cap. TV. Philippus III. Rex Ilisp. nec non eius uxor et proles. (S. 231
-236; in 17 §%.)
Cap. VII. Philippus IV. Hisp. Rex , eiusque u.xores et liberi. (S. 237 —
245; in 26 %%.)
Cap. VIII. Carolas II., et eius uxores. (S. 245 — 246; in 6 §§.)
Liber III. coin|)lecten.s icones litK^ae Auslriaco - (iermiinicuc inde a Ferdi-
nando I. llom. Imp. ad Ferdimoulum dictum Tyrolensem.
Cap. I. Ferdinandus I. Rom. Imp. i'hilippi pulchri filius , eius<fue uxor.
(S. 247 — 2(i4 ; in 35 |S^^.)
Cap. II. Ferdinandi I. Imp. proles foemineite. (S. 264 — 270 j in 20 %%.)
Cap. III. Ma.vimilianus II. Imp. eiusque u^ror el filiae. (S. 270 — 280 ;
in 21 S.S.)
Cap. IV. Rudolphus V. inter Rom. Imperulores II. (S. 280 — 287; in
15 SS.)
Cap. r. Ernestus, et Wenccslaus, Miix. II. lilii. (S. 287—290; in 8 SS-)
Cup. l'I, Mathias Imp. cum Anna, uxure sua. (S. 290 — 297; in lü SSO
()0
wen du Hg- koiinucn. — Kine würdige Aufgabe der kaiserlichen
Akademie! — Jedocl» erst in späterer Zeit, denn dazu bedarf
CS wohl noeli zahlreicher und niülisamer Vorarbeiten. Ilaben
wir denn nur einigerinassen befriedigende Geschichten unserer
Cap. VIT. Ma.ri)nilianus III. Supremus Ord. Teuton. Magister. (S. 298 —
300; in 7 §§.)
Liher IV.- E.vhihens icones a Ferdinando , restauratore lineae Atistriaco-
Tyrolensis , ad usque Leopoldum V. eiusque proles.
Cap. I. Ferdinandus , Ferdiiiandi I. linp. filius , cum tixoribtts , et liberis
non nullis. (S. 301-307; in 13 §§.")
Cap. II. Ferdiiiandi Archidncis U.vor altera, Anna Catharina Mantuana ,
cum liberis. (S. 307—508; in 5 §§.)
Cap. III. Leopoldus V. Caroli Graecensis filius. (S. 308 — 311; in 9 §§.)
Cap. IV. Leopoldi V. A. A. Proles. (S. 311 — 313; in 8 §§.)
Liber V. Complectens lineam Habsburgo - Auslriacam Satore Carola Grae-
ceiisi propafiatam.
Cap. I. Icones , et Slatuae Caroli II. Archiducis , itemque Mariae uxoris
eius. (S. 314—321 ; in 14 §§.)
Cap. II. Caroli Graecensis liberi. (S. 321 — 328; in 18 %%.)
Cap. III. Ferdinandus II. Imp. (S. 329 — 355; in 61 §§.)
Cap. IV. Ferdinandi II. Vxores et Liberi. (S. 355 — 359; in 11 §§.)
Cup. V. Ferdinandus III. Imp. eiusque u.vores. (S. 359 — 366; in 17S§.)
Cap. VI. et ultimum. Ferdinandus IV. Rom. Rex. , et Carolus Josephus ,
eius frater. (S. 366—368; in 6 §§.)
Index.
Tomtis IV. Pars I.
Taphographia Prtneipum Austriae etc. etc. San Blas. 1772. Fol.
Pars I. Continet commentarium , quo tabulae aeneae , ac inonumenta cetera
exponuntur , subipctis tabulis necrologicis.
Praefatio : S. I — XXXIII.
Liber I-mus exhibens monumenta sepulcralia Principum Austriae stirpis Ba-
benbergicae.
Cap. I. De funeribus , ac epitaphiis principum Austriae antiquissimis,
Mellicii reperiundis. (S. 1 — 17; in 26 §§.)
Cup. II, De funeribus prulintn , ac nepotum Leopoldi illustris , usque ad
Leopoldum Sanctum. (S. 17 — 27; in 19 §§.)
Cap. III. S. Leopoldi, posterorumque eius, funebria monumenta, Claustro-
Neoburgi in Austria conservata. (S. 27 — 36; in 23 §§.)
Cap- IV. Sepulcretum Abbatiae S. Crucis , in Austria inl'eriori , Prolibus,
Posterisque S. Leopoldi consecratum. (S. 36 — 64 ; in 57 §§.)
Cap. V. De Ottonis , Frisingensis Episcopi, S. Leopoldi filii , sepuHura,
Morimundi in Gallia. (S. 64 — 67; in 6 S§-)
Cap. VI. S. Leopoldi Proles Reliquae. (S. 67—71; in 7 §§.)
Cap. VII. De Henrici Jusomirgott, funere ad Scotos Vindobonae. (S. 71 —
76; in 11 §§.)
Cap. VIII. Ducis Leopoldi gloriosi , eiusque filiae Margarithae tuinuli , in
abbatia campililiensi , locique sepulcrales ceterorum ipsius liberoruni.
(S. 76— S4; in 16 §§.)
Cap. IX. Tumulus Ottocuri, regis Boheniiae, ac Ducis Austriae, Styriae-
que , Pragae in templo S. Viti Palatino conspicuus. (S. 85 — 87 ;
in 6 §§.)
ausgczcicIiMcten Samiiilunneii , zum Beispiele eine Gcscliiclitc
des Miiiiz- und Antiken- Cabinets , selbst aucli nur wie die
MosePscbe fieschicbte der k. k. II o fb i b I io t he k, welche so
vieler Beriehtigungen und Vervollständigungen bedürfte.
Liher Il-dim coinploctens monumonfa sppulcralia Dticiim Anstriae, Anpusla
geilte llabsburgica satorum , a liudulphu J. usque ad Albertu7)i 11. cogn.
sapientem.
Cap. I. lludiilphi I. II. /?. Monuinentum Spirae Nemetum. (S. 87 — 95;
in 12 S^.)
Cap. II. De sopultura Annae et EUsahethae Rrtdolphi I. R. II. conjugiim .
nee non (riinn illiiis jUiorum. (S. )t5 — 121 ; in 43 §§.)
Cap. III. De obitu , et sepultura Alberd I. II. li. nee nou qiiorundain //-
berorinn eius. (S. 122—128; in 10 S^.)
Cap. IV. .htuunis Purricidae inonumenta Pisis in Tuscia. (S. 128 — 1.30;
in 5 %%.)
Cup. V. De Tumtilo Tullnensi , quo plura austriacorum principtim funcra
contegi , lerunlur. (S. 130—132; in 6 §§.)
Cap. r/. Crypta sepiilcrulis Diicum Auslriae Königsveldae in Arijovia.
(S. 132—149; in 31 S§.)
Cup. VII. Blancae , Rudolph! III. Ducis Auslriae ac postea Bohcni. R. et
Isabellae Arragonicae , Friderici Pulchri , R. R. conjuguni , tumuli
Vindobonae apud Miiioritas. Agitur quoque de eiusdem Iludolphi , et
uxoris eius secundae obitu. (S. 149 — 154; in 9 §§.)
Cap. VIII. Friderici pulchri Caesaris , eiusque filiue Elisabethae , nionii-
menta ^laurbaohii in Austria nee non Antiac alterius eius filiae , ad
S. Clarain Vindobonae. (S. 154—160; in 9 §§.)
Cap. IX. Oltonis Hiluris , eiusque iamiliae crypta in novo inonte, Styriae
monasterio , Ord. Cisterc. (S. 160 — 166; in 14 §§.)
Liber III. coniplecten» l'unerea inonumenta Dueiim Anstriae Aug. Gente Habs-
burgica satnnini . ab Alberto II. Supiente , ad usque Erncstuni f'erreum.
Cap. I. De Crypta Sepulcruli, in Carthusia Gemnieensi. (S. 166 — 171;
in 11 §§.')
Cap. II. Cenotaphium Rudolphi IV., Alberti 11. Sapientis filii, nee non et
Catharinae, uxoris eius, Vindobonae in Metropolitana. (S. 171 — 176;
in 10 §§.)
Cup. III. De crypta sepulcruli Ducum Austritte, quae Vindobonae est in
eodem templo l\Ielr<)polilano ad divi Stepbani. (S. 176 — 197; in 35 §^.)
Cap. IV. Cohspectus eiusdem crijptae , augustissiinac iniperatricis Mariae
Theresiae iussu , anno 1754 restitutae. (S 198 — 202; in 9 §§.)
Cup. V. De Sepulturis Cathurinne , et JMnrcjarilhae , filiarum Alberti II.
nee non Viridae , uxoris Lcopoldi III. cogn. probi. (S. 202 — 204 ;
in 6 §§.)
Cap. VI. Stumsense, seu Stirpinense in Tyroli Sepulcrefuni. (S. 204 — 213 ;
in 22 §§.)
Cap. VII. De sepultura Margnrithae , Alberti IV. Ducis Auslriae, filiae
Ilenrici diritis , seu Landisbutani , Ducis Bavariae , conjiigis. (S.
214-217; in 6 §§•)
Cap. VIII. Alberti V. (Iiiip. II.) ac conjugis ejus Elisubethae, nee non fi-
liarum, Aniiae et Elisabethae sepulturae. (S. 217 — 225; in 13 §§.)
Liber IV. coinpl. funerea monumenta etc. ab Ernesto ferreo ad usque l'hi-
lipputn pulchruui , Castiliae regem etc. etc.
62
Und (loch gehört das k. k. Mi'iiiz- und Anliken-Cahinel mit
der Ambraser - Sammlung zu den hedeutendslcn und grösslen
Sammlungen dieser Art in der ganzen Welt. — ■ Seine Schätze
Cap. I. Ernesti ferrei, Diicis Austriae et Styriae tumulus , et Crypta in
Riinensi Styriae monasterio , nee non ainbanim eius conjuyutn sepul-
turae. (S. 225 — 2,30; in 10 ^Jj.)
Cap. II. Ernesti ferrei liheri f/uiiKiue, Neostadii Austriae ad Sepulturam
dati. (S. 230 — 233; in 6 §§.)
Cap. III. De sepiiltiiris Marfiurithae et Cntharinne, Ernesti ferrei filiariiin,
nee non Mecktildis , Alberti VI. conjugis. (S. 233—238; in 9 §§.)
Cap. IV. Mansoleiim Friderici III. Iinp. cogn. placidi , Vindobonae in
templo Metropolitano. (S. 238—258; in 38 §§.)
Cap. V. De septiltura Eleonorae Lusitanae, Friderici placidi conjugis,
triumque prolium eius , Neapoli Austriae , itemque filiae eius Kune-
gtindis, Monachii. (S. 258 — 263; in 11 §§.)
Cap. VI. De sepultura Ma.rimiliani I. Imp. Neostadii Austriae. (S. 263 —
271 ; in 7 §§.)
Cap. VII. Augustum monuinentum funebre Maximiliani I. Imp. Oenipon-
tanum. (S. 271—284; in 30 §§.)
Cap. VIII. De sepnlcris Mariae Burguudicae , ac Blancae Mariae , Maxi-
miliani I. Imp. conjugum, nee non sponsae eius, Annae Brittannicae.
(S. 284 — 289; in 10 §§.)
Cap. IX. Tumulus Francisci , Maximiliani I. Imp. filii , Bruxellis in Bra-
bantia , deque aliis ejusdetn Imp. prolibus. (S. 289 — 292; in 6 §§.)
Cap. X. Mausoleum marmoreum Margarithae, Max. I. Imp. filiae, Burgis
Segusianis. (S. 292 — 294; in 3 §§.)
Liher V. . . . a Philippo I. pulchro ad tisque Curohtm II. . , .
Cap. I. De sepultura Philippi pulchri, et Joannae, conjugis eius, regum
Castellae, et Legionis. (S. 295 — 300; in 7 §§.)
Cap. II. Monumentuin funebre Isubellae Philippi pnlchri, filiae, ac Daniae
Reginae, Gandae Flandrorum. (S. 300 — 303; in 6 §§.)
Cap. III. Pantheon, seu Sepulcretum Hispuniae Begiim, et Principum Austria-
corum, in Scorialensi monasterio, vulgo Esctiriali. iß. 303 — 319; in
25 §§.)
Cap. IV. De altera Austrincornm Principum in Regio Scoriale7isi mona-
sterio crypta, Pantheo contigiia. (S. 319 — 332; in 28 §§.)
Cap. V. Juannis ah Anstria Namurci in Belgio Sepulcrale monumentum, nee
non Margarithae, sororis eius, Placentiae. (S. 332 — 335; in 7 §$.)
Cap. VI. De reliquis gentis Hispano-Austriacae Principum sepuUuris.
(S. 335 — 338; in 8 §§.)
Liher VI. ... ex Linea germanica . . . a Ferdinando I. Imp. ad usque
Imp. Ma.rimiliani II. posteros.
Cap. I. Mausoleum cum crypta Pragae in Boh., ad divi Viti Martyris , a
Rudolpho II. Imp. conditum. (S. 339 — 346; in 13 §§.)
Cap. II. Descrlptio cryptae sepulcralis, sub eodem Pragensi Mausoleo re-
cens apertae, addita delineatione. (S. 346 — 354; in 13 §§.)
Cap. III. De üUdrum Ferdinandi I. Imp. sepuUuris. (S. 354 — 356; in 6 §§.
Cup. IV. Mausoleum Ferdinandi Archiducis, comitisque Tyrolis, quod est
Oeniponti in sucello argenteo. (S. 356 — 360; in 8 §§.)
Cap. V. Tumulus P/u'/j/j/jj/jae Ferdinandi Tyrolensis uxoris primae. (S. 360 —
362; in 4 §§.)
Cap. VI. Cenotaphium Andreae ab Austritt, Ferdinandi Tyrolensis ex Phi-
lippina filii. (S. 362 — 364; in 4 §§.)
63
sind allenlings auch th eil weise zum Hcsten der Wisscu-
scliaft und Kunst Ix'schrieben und abgebildet, und seit gerau-
mer Zeit zugänglicb. — Vollste Anerkennung verdienen die
Cap. VU. Caroli ab Aiisiria , Philippiiiae itidpin lilii, ciusque uxoris, Si-
b;)llac, inonuinpnta. (S. 3ß4 — 365 5 in 4 §§.)
Cap. VIII. Aiuiae Mantuanae , Fordinaiuli areliidiicis , ac comitis Tyrolis,
cotijugis secutidae, eiusque filiac, Annue Cathurinae, Cippi, <'t Inscrij)-
tiones in inonasterio Servarum ß. V. M. propter Oenipontuin. (S. 365
— 360; in * SS.)
Cap. IX. Crtjptiie fuitehris Archiducum foctninarum. quae Ilalue adOenum
est, descriptio. (S. 367 — 372; in 12 S§.)
Cap. X. De Cntharinae Ferdinandi I. Iinp. liliac, ac Ucginac Poloniac,
ad S. Floriu/ii in Autitria, supra Anas^uni , äepultura. (S. 373 — 374;
in 5 SS-)
Libcr VII. . . . funeroa monumonta Posterorum MaximiUani II. Imp. ad
usque Curolnm Archidncem, Dncemquc Sti/riae.
Cap. I. Tiiinulus Ducttin Rrubanliae Vetermn, et Ernesti, Max. II. Iinpe-
ratoris iilii , nee non sepulcra Alberti, et lanhellae, Arcliiducuin Au-
striae, Bruxellis in Rrabantia. (S. 375 — 380; in 8 §§.)
Cap. II. Sepulenim Klisube(hne , Regiiiae Franciae, in Regio Asceterlo ad
S. Ciaram \iiid()l)<)nae, cum iconismo. (S. 381 — 383; in 6 §S-)
Cap. III. Mausoleum Ma.rimiliani III. Archiducis , Ord. Teuton. supremi
Magistri, quod est Oeniponti in templo parochiali. (S. 384 — 386; in
Cap. IV. Communis crt/pta sepulcralis Archiducum Austriae Vindobonae
apud RR. PP. Cupucinos. (S. 387 — 434; in 68 §§.)
Cap. V. Eiusdem cryptae dcscripdo^ ut ab augnstissima Imperatrice, Maria
Theresia, restaurata, et ampiiata hodie scse, receptis etiain novis l'u-
neribus, conspiciendam praebet. (S. 434 — 446; in 20 §§.)
Cup. VI. Sacellum Funebre ab Aug. Imperatrice sibi siiixi/uf Pnsteris,
Prosapiae Auslriaco-Lotharingicae , excitatum , explicatur. (S. 446 —
468; in 37 §§.)
Cap. VII. Crypta sepulcntlis WUhehuinae Amaliae , aug. Josephi I. Imp.
Viduae , Viennae in templo risitationis B. V. M. 31otiialiiim Ord. S.
Francisci Salesii, a se ipsa, unacum monasferio, futidato, agitur quo-
que de Sereniss. Filiarum l'atis. (S. 469 — 477; in 10 %%.)
Liber VIII. Compl. fun. inon. Arcbiducum Austriae ex Au;/, ffenle Habsbur-
, ffica lineae Styrensis, Satore Carola, Ferdinandi I. Imp. filio.
Cap. I. IMausoteum Caroli, Archiducis Austr. et Dneis Styriae, quod Sec-
coviac est , sex tabulis aeneis delineatura, describitur, una cum i'une-
ribus ibidem sepultis. (S. 478 — 490; in 33 §§.)
Cap. II. Marine Ravarae . Caroli (Iraecensis ii.rorin monumentiim, quod
Graecii est apud Saiictimoiiiales Ord. S. Clarac, eiusque l'unus.
(S. 490 — 492; in 5 §§.)
Cap. III. Caroli Graecensis liberi, alibi locnrum sepulti. (S. 493 — 501 ;
in 15 S§.)
Cap. IV. Crypta sepulcralis Archiducum sub Leopolde V. Comite Tyrolensi,
Oeniponti in templo SS. Trinitatis Soc. Jesu excitata, cum eins luiie-
ribus, ac epitaphiis. (S. 501—5(17; in 19 §§.)
Cap. V. Funera lineae Ausfriaco-Tyrolensis extra cryptam Oenipontanam
compo.sita. (S. 508 — 510; in 5 SS-)
Cap. VI. Mausoleum Graecense Ferdinandi //. Inip., una cum crypta, et
gelehrten und tliätigcn Vorsteher ''' Wo 1 ig- ang Lay>iu.s,
0 c t a V i u s S t r a d a ä II o s b e r g- , * P c t e r L a ni b e c i u s ,
Carl Gustav Heraeus, Valentin Ja in er ay Duval,
loculis funereis, in eadein coiiditis, delineatum, et descriptum exhibe-
tur, additis epitaplüis. (S. 510 — 517; in 10 §g.)
Cap- VII. De ceteris Ferdinandi II. liberis alibi »epultis. (S. 517 — 521 ;
in 7 §§.)
Cap. VIII. Eleonorne Mantuanae , seeundae uxoris Ferdinand! H. Imp.
crypta et tumulus Viennae in templo Carnielitarum discalceataruin ad
S. Josephum, cum iconismo. (S. 522 — 526 5 in 1 1 §§.)
Tabulae Necrologicae Marchionmn , Ducmn, Archiducumque Austriae
quorum monumenta funerea hoc volumine vel t^pis aencis sistuntiir, vel tem-
pus emortuale , locique sepulcrales indicantur.
Toinus IV. Pars II.
Taphographia Principum Austriae.
Liber singularis de translatis Habsbvrgo-Austriacorum Principum, eorumque
coujugum cadaveribus ex Helvetia ad monasterium S. Blasii in Silva nigra,
ibique in crypta, recens constructa, condendis.
Cap, I. Translationis , et cryptae S. Blasianae descripiio. (S. 1 — 4; in
12 §§.)
Cap, II. Gertrudis, seu Anna, Rudolphi I. Imp. uxor, una cum filiis Hart-
nianno et Carola Basilea in novam cryptam San-Blasianam translata,
ossa quaedam anonyma. (S. 4 — 13; in 13 §§.)
Cap. III. De Elisabetha , Alberti I. Rom. Regis , uxore. (S. 14 — 19; in
9 §§•)
Cap. IV. De Leopoldo seu Lupoldo et Henrieo fratribus , et Friderico
Friderici R. R. filio. (S. 19 — 30; in 12 §§.)
Cap. V. De filiabus Alberti I. Imperatoris : Elisabetha Lotharingica, Gutta
Oettingana, Agnele Hungarica , eiusque privigna Elisabetha, Moniali
Toessensi. (S. 30 — 40; in 16 §§.)
Cap. VI. De Catharina Sabaudica, uxore Leopoldi , eiusque filia Catha-
rina de Cussin , nee non Elisabetha de Virneburg , uxore Henrici
placidi. (S. 40 — 47; in 12 §§.)
Cap. VII, De Leopoldo III, cognomento Proho apud Sempachum infeli-
citer succumbente. (S. 47 — 55; in 10 §§.)
Liber ultimus. De Urnis Feralibus , earumque usu Christiano , ad reponenda
potissimum viscera apud Austriae Archiduces destiuatis etiam eum in finem
peculiaribus cordiuin et intestinorum conditoriis.
Cap. I. De vario apud Veteres urnarum feralium usu. (S. 56 — 60 ; in
Cap. II. Mos et Exempla exenferandi, ac seorsim sepeliendi, viscera apud
Christianos Principes, et quidem Archiduces Austriae extra cri/ptas,
eum in finem destinatas. (S. 60 — 76; in 29 §§.)
Cap, III. Viscera Archiducum Austriae suis conditoriis illata; ac potis-
simum quidem corda in aedicula Lauretana apud PP. Augustinianos,
Intestina vero in crypta cathedr. Eccl. S. Stephani. (S. 76 — 97;
in 34 §§.)
Auctarium Diplomattim, ad Taphographiam Austriacam pertinentium. Von
S. 98 — 161. 50 Stücke v. J. 1225 — 1765.
Appendix ad auctarium Diplotnatum pro Taphographia Austriaca. Von S.
161 — 193. 23 Stücke v. J. (1442) (2 St. v. 1250—1385.) (23 St. 1271.)
Elcnchus diplomatum . . ,
Index rerum et verborum. Dann folgen 113 Kupl'ertafeln.
65
* J o s 0 p h E c k h 0 1 , Fr a n z N o ii in a n n , A n 1 o n v o n S t c I ii-
l)»chel, Joseph C Aruelli, welclieu die Fördoninj»- der
Allcrlhumskunde und IVuniismatik nach dem Urtheile der coin-
peU'utcsten Fachmänner zu verdanken ist'J.
*) Wir bemerken , dass in der k. k. Hofbibliothek nii'lit wenige Handscbrifton
existiren . -welclio der küiirti-re Go.scliii'litschrcilxT dii'.s(>r vor/.iigliclien
äainmluiigen zu Hathu ziolien iiiuss ; so werdtüi in den beiden Bünden un-
seres Verzeichnisses (J. Chniel, die Handschriften der k. k. Hofbiblioth(!k,
Wien ISiO und 1841) folgende Xiimniern zu berücksichtigen sevn :
Nr. L. 1. Itd. p. ii5. Cod. IMs. Ni-. !)42S (Hist. prof. 247.) in fol. scc. XVH. 1 12 Bl.
(Münzabbildnngen. theils Kupferstiche, von Sadeler . theils Federzeich-
nungen, meist von römischen Kaiser - Miin/.en. ..Adnioduni illustri viro
,, Domino Octavio de Strada ä llosberg , lliidolphi U. Korn. Imp. nobili
,,anIico et autiquario.")
LI. I. Bd. p. 446. Cod. Ms. chart. in lol. sec. XVH. Nr. 9439 (Hist. prof.
248). 112 Bl. (Münzenabbildungen, auf Befehl K. Ferdinands IH.)
LH. I. Bd. p. 44t). Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9433 (Hist.
prof. 249).
LIII. I. Bd. p. 446. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9434 (Hist.
prof. 250).
LIV. I. Bd. p. 447. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9435 (Hist.
prof. 251).
LV. I. Bd. p. 448. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 943(5 (Hist.
prof. 252*).
LVI. I. Bd. p. 448. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9437 (Hist.
prof. 252).
LVIII. I.Bd. p. 449. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 8183 (Hist.
prof. 254).
LX. I. Bd. p. 451. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9431 (Hist.
prof. 250 — 260).
LXI. I. Bd. p. 452. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 9430 (Hist.
prof. 201 et 202).
LXIII. I. Bd. p. 455. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 7954 (Hist.
prof. 374).
LXIV. I.Bd. p. 457. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 8014 (Hist.
prof. 364 et 365).
LXV. I. Bd. p. 457. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVII. Nr. 8058 (Hist.
prof. 303).
CXCVH. I.Bd. p. 687. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 7963 (Hist.
prof. 31 *).
CXCVIII. I. Bd. p. 088. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 7902 (Hist.
prof. 32).
CXCIX. I. Bd. p. 088. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 7863 (Hist.
prof. 30).
CG. I. Bd. p. 689. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 7938 (Hist.
prof. 31).
CCXLI. II. Bd. p. 1. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 8196 (Hist.
prof. 348).
CCLXIX. II. Bd. p. 88. Cod. Ms. chart. in fol. sec. XVI. Nr. 8228 (Hist.
prof. 349).
CCLXX. II. Bd. p. 92. Cd. Ms chart. in fol. sec. XVI. N. 7998 (Hist. prof. 350).
CCLXXII — CCLXXXV. II. Bd. p. 94—108. Codd. Nr. 8197, 8023, 8059,
8199, 8129, 8022, 8021, 8168, 8020, 8057, 8069, 8066, 8108, 8088.
, CCCLVI. II. Bd. p. 275. Cod. Ms. Nr. 8243.
V. Heft. Sitzb. d. philosoph. bistor. Cl. 5
V
06
Da der Verfasser des gegenwiiriiji'on Aufsatzes niclil so viel
die VergangenluMt als die gcgeiiwürtigo Fliege der „Geschichts-
wissenschaft luid ihrer verschiedenen Zweite" beriicksichtiüeu
will und daran mehrere Vorschhäge und fi-omme Wiinsche knüpfen
wird, so bemerkt er vor Allem, dass sich die jetzt lebenden Auf-
seher und Bewahrer dieser Kunstschätze ihren Vorgängern wür-
dig anreihen und durch grössere literarische Thätigkeit, oft in
mehreren Zweigen des Wissens , beweisen , dass ihnen die
Pflege von Kunst und Wissenschaft heiliger Ernst ist, und dass
wohl nur Mangel an äusserer Unterstützung hinderte , dass
bisher noch nicht weit mehr geleistet wurde. — Kommt diese
so sehnlich erwartete , oft besprochene und versprochene ma-
terielle Unterstützung zu Stande , so kann in nicht gar ferner
Zeit das Älünz- und Antiken - Cabinet nebst der Ambraser-
Sammlung ohne Zweifel als eines der ausgezeichnetsten wis-
senschaftlichen Institute bezeichnet werden.
Der (PI. T.) Director Joseph C. Arneth hat ausser
einer grossen Anzahl verdienstlicher literarischer Anzeigen
und kleinerer numismatischer und antiquarischer Aufsätze , be-
sonders durch die in den Jahren 1837 und 1842 erschienenen
Werke: Synopsis numoruin graecorum et romanormn , qui
in miiseo c. r. Vindobonensi adscrvcmtur , so wie durch die
im Jahre 1845 erschienene Beschreibung des k. k, Münz-
und Antiken -Cabinets die Kenntniss des Institutes wesentlich
gefördert. Eben so verdienstvoll ist Arneth's gelehrtes Werk:
Zwölf römische Militär-Diplome etc. — Wenn mit Unterstützung
der kaiserlichen Akademie die Cameen , so wie die Gold- und
Silber-Monumente des k. k. Münz- und Antiken-Cabiuets (Ab-
bildungen und Beschreibung) und der grosse, fleissig gearbei-
tete Catalog der griechischen Münzen (in fünf Folianten) er-
schienen sein werden, wird sich sowohl die Gelehrsamkeit des
Vorstehers , als der ausgezeichnete Rang des Institutes glän-
zend herausstellen *).
*) Wir theilen zum Beweise der vielseitigen literarischen Thätigkeit Arneth's
eine Uebersicht seiner Leistungen mit.
J. C. Arneth (seit 1840 Director des k. k. Münz- und Antiken- Cabi-
nets und der Ambraser -Sammlung) ist der Verfasser folgender W'erke
und Aufsätze:
(»7
Der orsfo Ciislos des Miinz- und Anlikon-Cabinols und
spccielle Aufsclier der Aiiibraser-Sainiiilung- , Joseph IJerj;-
niann, hat seine i;riindlielie pliilologisclie und Iiistorisehe iJil-
dung" in einer bedeutenden Zahl von Aufsätzen und Ahliand-
1821. Die ElRin und RIiip:aIion Marhies. Im Wiener Conversafinnsblatte Xr. 80,
»(>. — Die >Iaiiiclukcii . ibid. S. 10."?!). — Die Itiiincii A.si<aloiis , ibid.
S. 1183—1 1S5.
1S22. Frapinente über griecbi.selie Miin/.kiinde. Archiv f. Gesch. etc. Nr. 18,
24, ."{6. 42. — Kinige neuere englische 3Iiin/-en. Archiv f. Gesch. Nr. 6(5, (i7.
— Aiitiqiiiles grecques du Uo.-phore Ciininerien , par Raoul - Röchelte.
Archiv f. Gesch. Nr. 12(5, 127.
1823. Beiträge zur Münzkunde. Archiv f. Gesch. Nr. 1. — Gedächtnissniün/.c
auf den Felduiarschall Fürsten Schwarzenbcjrg-. mit einem Hiickhlicke auf
die der ausgezeichneteren österreichisclien Feldlierren. Archiv t. Gesch.
Nr. 23. — Biographische Skizze Nelson's nach Southey. Archiv 1'. Gesch.
Nr. 132. 135. 138. — Zwei gesclinittene Steine und eine Marmorgruppe.
Wiener Zeitsclirift für Kunst, Mod(^ etc. Nr. Kiß, 167. — Artuiul, Dis-
cours sur les medailles d'Auguste et de Tibere. Wiener Jalirb. d. Lit.
Bd. XXI, S. 157—170. — Sesdni, Medaglie grecche. Wiener .Jahrb. d.
Lit. Bd. XXI, S. 171 — 178. — Zug des Hannibal über die Alpen, mit
einer Karte. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. XXIK, S. 123.
182i. British IMuseum. Terracotta's. Ancient Marhles. Elgin Marbles. Niimi.
Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. XXVU , S. 54 — 76. — Rapluiel's Madonna
deila Seggioia. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. XWII, S. 3i. — Cicero, de
republica. Kd. Angelo Mai. ((iemeinschaftlicli angezeigt mit Bucholtz.)
Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. XXVIII, S. 228.
1827. Geschichte des Kaisertliums Oesterreich. Wien. 8. (Vergl. Wiener Jahrb.
d. Lit. Bd. XLII. IMlitz. Jahrb. d. Gesch. 1S28. S. 318.) — Medaille
auf das erste Säculum der k. k. Hofhibliothek. Wiener Zeitschrift für
Kunst, Mode etc. Nr. 39, 40.
1829. yVessenberf/, Christliche Bilder. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd.XLVI, S. 138 —
16(J. — Cndaloiinc. iMedailles grecques. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. XLVII,
S. 170 — 186. — Bericht über Chanipollion's philologische Entdeckun-
gen in Alexandrien. Archiv f. Gesch. Februar und 31ärz.
1830. Die Säule bei Wiener Neustadt. Wiei>er Jahrb. der Lit. Bd. L, S. 32 — 46.
(Nachgedr. in der kirchl. Topographie. Bd. 12, .S. 21.)
1832. Uebersicht der Geschichte Oesterreichs unter der Enns während der
Herrschaft der Römer. In den Beiträgen zur Landeskunde. Bd. 2. (Her-
ausgegel)en von Tschischka.)
1834. Mithriaca. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. LXVI, S. 130 — 138.
1836. Numismata iionnullagraeca. Wiener Jahrb. d. Lit. ßd.LXXIV, S. 223-244.
1837. Synopsis numorum graecorum , (jui in Museo C. R. Vindobonensi ad-
servantur. V'iennae. 4. (Cf. ßulletino dell' Istituto di Corrispondenza
archeol. 1837. p. 111, 112. C. Köhne's Zeitschrift für Numismatik etc.
Ili. Bd. Ackermann, Numism. Chron. 1845. Wiener Jahrb. der Lit.
Bd. CII, S. 164.) — :^Iünzen von Athen im k. k. Münz- und Antiken-
Cabinete. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. LXXXII.
1838. Sammlung antiker Münzen zu St. Florian. Sammlung des Apostolo Zeno.
Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. LXXV'III. — Porträte des österreichischen
Kaiserhauses auf geschnittenen Steinen. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. LXXXIV.
— Numi graeci Regni Baclriani et Indici. Wiener Jahrb. der Lit.
Bd. LXXVII , LXXX . LXXXVIII. — Sammlung baktrischer Münzen in
Baron C. HQgel's : Kaschmir und das Reich der Sikh. Bd. IV. (1842.)
/
08
lungon hewälirl; wir heben hici" liervor , was Ilcrginann z,ur
Keniilniss der Iiisliluic, denen er angehört, beigetragen hat,
besonders: „IMedaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer
des öslerreichischeu Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahr-
S. 319 — 348. Cf. Köline. — Die zwölf griissten f^eschnittenen Steine des
k. k. Rlün/,- und Antiken - Ciibinetes. Wiener Jalirl). d. Lit. Bd. LXXXV.
1839. Katalog der k. k. Medaillen - Stäniiiel - Sammlung. Wien. 4. (Cf. Wiener
Jahrb. d. Lit. Bd. CI. A. Bl. 23.)
ISiO. lieber das Taubenorakel von Dodona. Wien. 4. (Cf. Müncbner gel. Anz.
1840. Von Fr. Creuzer.)
1842. Synopsis nuniorum llomanorum , qui in Miiseo C. R. Vindobonensi ad-
servantur. Viennae. 4. (Cf. Wiener Jahrb. d. Lit. 1843. Ackermann,
Numism. Chronicle.)
1843. Zwölf römische Militär - Diplome mit 25 von Camesina lithographirten
Tafeln. 4. Wien. (Cf. Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. CHI. 68. Müncbner gel,
Anz. 1844. S. 265 — 296. Jahrb. d. wisserisch. Kritik (Berlin) 1844.
S. 148— 156. Köhne, Zeitschrift etc. 1843. S. 323. Götting., gel. Anz.
1843. St. 43. Zeitschrift für Alterthumswissenscbaft. 1845. S. 479.
Bullettino Archeologico. 1845, p. 119 — 127. Krit. Jahrb. für deutsche
Rechtswissenschaft. 1845. S. 742 — 745.) — Monumente auf dem Au-
gustiner-Gange. Allg. Th. Ztg. S. 1215.
1844. Das Niello - Antipendium von Klosterneuburg. Wien. 8. (80 S.) Mit 28
Tafeln (1 Titel und 2 Dedicat. Bl.) in Grossfolio, lilhographirt von Ca-
mesina. (Cf. W^iener Jahrb. d. Lit. Bd. CV. Gebr. Rosa, Giornale Eu-
ganeo. Padova 1847, p. 185.)
1845. Das k. k. 3Iünz- und Antiken - Cabinet. (Beschreibung.) Wien. 8. (Cf.
Allg. Ztg. 1846. Nr. 7. Beil. Wiener Ztg. 1846. Nr. 31. Gegenwart 1846.
Nr. 31. Köhne Zeitschrift 1846. S. 39 — 43. Revue archeolog. IH. annee,
p. 345. note p. Letronne. Götting. gel. Anz. 1847. 1. 2. 3. St.
1846. Cinque- Centisten- Canieen des k. k. Münz- und Antiken - Cabinetes.
Wiener Jahrb. d. Lit. Bd. CXIII.
Ausserdem hat Arneth in der Wiener Ztg. viele Notizen über Geschenke an das
k. k. Münz- und Antiken-Cabinet (Blünzen, Gefässe u. s. a\ .) veröffentlicht, z. B.
Die Geschenke des Herrn M'Neill (Sassaniden-Münzen). Wiener Ztg. 1842.
2. August. — Des Fürsten Blilosch Yatagan. Wiener Ztg. 1844. Jänner. — Des
Herrn Consuls Laurin : Orientalischer Helm. Wiener Ztg. 1844. 22. Mai. — Mies-
bach und Dreher: Römische Meilensteine. Wiener Ztg. 1841. Nr. 345. 1842.
Nr. 3. — Ueber die Vereinigung der Büsten im Besitze des Herrn Erzbischofs
und der k. k. Hofbibliothek. Wiener Zig. 1846.
Ferner: Der Fund römischer Gefässe in Siebenbürgen. W. Ztg. 1846. Nr. 86.
Von Arneth ist auch der Aufsatz in der Wiener Ztg. 1848. Nr. 28 Abend-
blatt: Friedenswort (in der italienischen Frage) u. s. w.
Zum Drucke l)ereit: 1. Catalogus numorum graecorum Musei C. R. Vin-
dobon. 5 Bände in fol. — 2. Cameen des k. k. Münz- und Antiken-Cahinets. —
3. Gold- und Silber - Monumente des k. k. Münz- und Antiken - Cabinets. —
4. Universalgeschichte bis zum Sturze des weströmischen Reiches , auf Mo-
numente und Münzen gestützt. — 5. Geschichte des Kaiserthums Oesterreich.
Neue umgearbeitete Auflage. — 6. Reise - Bemerkungen, grösstentheils archäo-
logischen Inhalts, von Carnuntum über Tergeste nach Salona im Jahre 1846.
(Erscheint in den Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.)
Bedeutende Vorarbeiten sind gemacht für: Münzen des deutschen Ordens.
21 Kupfertafeln imd 3 lithographirte Tafeln. — Antike Münzen des Apostolo
Zeno (in St. Florian). 8 Kupfertafeln.
huiidortt». Fii Ireueti Ahhildiinoon (Itislior XIV Tafeln, worauf
6t) McMlailli'iiJ mit lii.slori.s«-li-l)io<;rai)lii.schen Noti/cn." IMit Fug'
und Recht hat die kaiserliche Akademie die Förderung dieses
interessanten iSammelwerkes übernommen.
Bergmann hat ausserdem sich um ., Geschichtsforschung"
im engern Sinne verdient gemacht, namentlich in IJetreflf sei-
nes Vaterlandes, des vorarlhergischen Gebietes; seine Spracb-
und Local-Kenntnisse , wie sein uncrmüdeter Fleiss , l)crufen ihn
der Geschiclitschreiber dieses Landes zu werden ; er sciilägt
den rechten Weg ein, früher Meister des Stoffes zu seyn.
Vorzügliche Anerkennung haben seine „Untersuchungen über
die freien Walliser oder Walser in Graubünden und Vorarl-
berg" gefunden, wobei er aufs trefl'lichste durch die von dem
Herrn Obersten (jetzt General der Artillerie) von Hauslab
gelieferte Karte unterstützt wurde *).
••) Wir theiU'n hier ebenfalls pin möj^Iichst vollstäiulis'os Ver/.eichniss der
historisclit'u , pliilolo^iscIuMi iiiul iminisiiiatischt'ii Aul'jjit/.i! uiul Ahliaiid-
lung:iMi des unennriilliclien Bergmann mit; möge sein Eifer, unter-
stützt von einer vollkommenen und dauerhaften Gesundheit, die sich selbst
ge>et/.ten Aufgaben : ..Gcscliiehte Vorarlbergs" und ,.Genieinnüt/,iguiachung
der Schkt/.e der Aiiibraser - Sammlung ," von denen noch so manche un-
bekannt sind, wie wir bemerken werden, glücklich zu Stande bringen.
I%in doppelter Fleiss wird dieser verdoppelten Aufgabe wohl Kleister wer-
den, deren eine jede ihren Mann fordert. —
Joseph Bergmann's historische Aufsätze und Abhandlungen
in chronologischer Ordnung:
A. lieber Vorarlberg und Vorarlberger.
1. Die Schweden in und nni Bregen/,, und ihre Aufreibung durch
die mannhaften Weiher des Bregenzerwaldes im Jahre lüi7. In des Freiherrn
V. Hormayr Archive lS2i, Xr. llti und 117.
2. Angelika Kaufmann. In 11 i d 1 e r's Archive 1831, Xr. 123.
3. Ueber den B r e g e n z e r w a l d. In Kaltenbäck's österr. Zeit-
schrift 1835, Xr. 27.
4. \'erzeichniss der L a n d am m ä n n c r im Innern Bregenzerwalde vom
J. 1400 bis ISIO das. Nr. 90, S. 359.
5. Ueber llohenems und die dortige J ud e n g e m e i n d e , die einzige
(seit 1617) in Tirol und Vorarlberg, das. 1836, Xr. 99 und 100.
6. Ueber die Pfarre Uüfensberg im äussern Bregenzerwalde und
ihre Mundart, das. 1837, Nr. 84 und 85.
7. Die Pfarre Bildstein bei Bregenz und des Feldmarschalls Maxi-
milian Lorenz Grafen v, S t a r h e m b e r g ' (f 17. Sept. 1689 zu Mainz)
Stiftung und Grabmal das. Xr. 86 und 87, und dann S. 400 in Xr. 100.
8. Geschichtliche Xotizen über das obere Walscrthal und beson-
ders die Herrschaft B I n m e n e c k in Vorarlberg, das. 1837, Xr. 101 und
102; dann im Tiroler Boten 1841, Xr. KU. •
9. Urkunden (28) der vier vorarlhergischen Herrschaften
und der Grafen von Monlfort mit einer topographischen Einleitung und
70
Der zweilc Cuslos (lt\s k. k. IMiniÄ- uiul Antikeu-Cabiiicts,
Eitl, (lurcli mehrere literarische Anzeige» in den Wiener
einem Kärtchen von der Umgegend von Feldkircli. dann einer genealogischen
Tabelle der Grafen von Moiitlorl-FeldKIreh. In Chniel's österr. Gesehichts-
lorscher. Wien 1«3S, Ud. I. 1<)!»~2ÜÜ, dann JJd. U. 30—5«. Schlosser
sagt in den Heidelberger Jahrbüchern 1839, S. 957: „Unter den Actenstücken
des zweiten Hefts sind unstreifig die des ersten Stücks, ivelclie Vorarl-
berg und besonders Feldkirch anj»"elien , und die Docuinente zur Ge-
schichte der Burgundischen Gesandtschaft an K. Friedrich III. die wichtigsten.
10. Johann Rudolph S c h m i d , Freiherr von Schwarzenhorn (hei Feld-
kirch den Namen tragend , geboren zti Stein am Rhein), kaiserlicher Gross-
botschafter an der osmanischen Pforte, i 1667 xn Wien. Im Tirolerboten
1S38. Nr. 27 und 28.
lt. Patriz Zeller von Feldkirch, der 45. Propst des Chorherrenstiftes
zu St. Polten, t 1683, das. 1839. Nr. 17.
12. Georg Kurz von Feldkirch, der erste infulirte Abt zu Kloster-
beuern in Schwaben, f 1704, das. Nr. 41.
13. Martin Greussing von Mellau im innern Bregenzerwalde, erster
infulirter Abt zu Schlägel vom J. 1626 — 1665, das. Nr. 55; vgl. auch
Ebersberg's Zuschauer 1839, 23. Oct. S. 1297.
14. Ueber die beiden Jacob Manlius oder Mennel im XVI. Jahrb.,
das. 1840, Nr. 27.
15. Untersuchungen über die freien Wallis er oder W^ a 1 s e r in
Graubünden und Vorarlberg. Mit einigen diese Gebiete betreffenden histori-
schen Erläuterungen , und einer trefflichen chromo-lithographirten Karte vom
k. k. Obersten Herrn v. Hau s lab. In dem Anzeigeblatte zu den Wiener
Jahrbüchern 1844, Bd. CV— CVIII ; auch in einigen Separatabdrücken in 8.,
108 Seiten. Recensionen im Boten von und für Tirol vom Prof. Albert Jäger
1845, Juni; in den Heidelberger Jahrb. 1845. S. 953—955.
16. Ueber das ursprüngliche Doppel-Element der Bevölkerung zu Galtür
in Tirol. (Nachtrag zu den Waisern; S. 1 — 4 des CVIII. Bds. der Wiener
Jahrb.) im CXV. Bde.
17. Verzeichniss der Jünglinge aus Tirol (29) und Vorarlberg
(47), welche vom J. 1502 — 1560 zu Wittenberg studirten. In Dr. Adolf
Schmidl's österr. Blättern 1844 in Nr. 28 und 29; dann im Tirolerboten
1844, S. 332 fff.
18. Bartholomäus Bernhard! aus Sc hl ins (bei F e 1 d k i r c h),
Propst zu Kemberg in der nun preussischen Provinz Sachsen (tl55I),
und dessen Bruder Mag. Johann Bernhardi, Professor zu W^ittenberg,
in Dr. Adolf Schmidl's österr. Blättern für Literatur und Kunst. 1844.
II. Quart. Nr. 57 (vom 16. October) S. 451 — 453.
19. Kaiser Maximilian's I. gedrucktes Ausschreiben aus Feldkirch
ddo. 9. September 1510. In der Zeitschrift des Tiroler Ferdinandeums 1844.
Bdchen. VIII.
Aus diesem, dem TobI acher (S. 72 Nr. 19) und anderen kaiserlichen
Ausschreiben *), die mit immer gleichen Lettern aus verschie-
denen Orten gedruckt erlassen sind, welche damals keine Buch-
druckerei hatten, ergibt sich die natürliche Folgerung, dass der Kaiser eine
leicht transportable Presse, die man nun Hand- oder Feldpresse nen-
nen mag. bei sich führte, um alsogleich die nöthigen Anordnungen und Be-
fehle aus seiner Kanzlei an tue Reichsstände vervielfältigt zu erlassen.
1) Desg-leiclicn ein gcdruckler (loiilsclicr Heridit in seclis Bliitlcrn aus ilciii wclsclicn
Bern (Verona), iihor die am t'l. Februar Ifjli "^cseliehene Krslürmunff von 15resci;i.
vom l'i. desselben Monats.
71
Jaliihiichern als liiMiiidlicIior Konner der Geschiclile bewährt,
arbeitet, dem Vernehuien naeh, auf einen» noch ziemlicli brach-
20. Früheste Kunde über den Br e g e n z e r w a'l d und die Stiftung des
Klosters Mehrerau, sowie auch über das Kriöschen der alten (irafen von
B r e g e n -A im XII. Jahrb. Wiener Jahrb, Bd. CXVlil. Anzeigebl. Heidelberg,
Jahrb. 1848, S. 147—150.
21. Die Wiedertäufer zu Aa im innern Breijenzerwalde und ihre Aus-
wanderung nach >I;ihren im J. ISS.j. Im 111. Hefte S. 100 ff. des Sit/.ungs-
berirhtes der bist, philolog. Classe 1S4S.
22. liXIV Urkunden der vier vorarlbergiseben Herrschaften und der Gra-
fen von .^lontfort. Mit tüj)ograpliisch-historiscben Erläuterung(!n und einer
Karte im Archiv für Kunde österr. Gescbichts-Quellen. Wien 1848. Heft III.
S. 40 — 160; IV. 1 — 82.
Nekrologe.
a) Alois Primisscr und sein literarisches W'irken. In den Blättern für
Literatur, Kunst etc. in K a 1 t e n b ä c k's österr. Zeitschrift. 18.37. Nr. 9i).
b) Fauline v. S c h m e r 1 i n g (Gemalin des lleichsniinisters Anton Rit-
ters V. Schmerling), geb. Freiin v. Koudelka (ausgezeichnete Blu-
menmalerin, t 'JO. Juli 1840 zu St. Veit bei Wien), im neuen Nekro-
loge der Deutschen für 1840. W'cimar 1842, Nr. 2.32.
cj Andreas Alois di Pauli Freiherr und Treuheim, Präsident des
tirolisch-vorarlbergischen Appellationsgerichtes (t 25. Februar 1839).
Wiener Zeitung vom 9. April 1S42.
d) Peter Feudi, Zeichner und Kupferstecher am k. k. Münz- und An-
tiken-Cabinete (i 28. Aug. 1842 zu Wien). Wiener Zeitung vom 0. OCt.
1842.
e) Anton Stein, k. k. Ratli und jubil. Professor der Philologie des clas-
sischen Alterihums an der Wiener Universität. (1^ 4. üct. 1844). W'iener
Zeitung. 4. Jänner 1845.
f) Haltha>ar Fidler v. Ziernfeld, Ritler des österreichischen Leopold-
Ordens , jubil. k. k. Guheriualratl) und Krcishauptmann zu Cilli (| da-
selbst am 19. .länner 184(5). Wiener Zeitung vom 7. April 1846,
B. Andere Aufsätze historischen Inhalts.
1. A) Erzherzog Ferdinand von Tyrol ertheilt im Namen Philipps IT,
von Spanien dem Kaiser Rudolph II., den Erzherzogen Ernest und Carl, Wil-
helmen von Rosenberg und Leonharden von Harrach zu Prag, und dem Her-
zoge Wilhelm V. von Baiern zu Landsliut im J. 1585 feierlich den Orden
des goldenen Vliesses. Nach einem Uenkmale in der k. k. Ambraser-
Sammlung; dann
B) Frauen des durcblaMchtig.--ten Erzhauses- mit den Insignicn des
goldenen Vliesses auf bildlichen Denkmälern. S. Wiener Jahrb. IS.'JO,
Bd. LI. Anzeigebl. S. 2 — 15,
2. Der h a b s b u r g i s c h e Pfau. Nach einem Gemälde in der k. k.
Ambraser-Sammlung. In demselben Jahrb. Bd. L\'I. A. Bl. 1 — 18.
.3. Der älteste gedruckte Katalog der Rüstungen in der k. k.
Ambraser-Sammlung vom J. 159,3. Bd. LXXIV. A. ßl. S. 14 — 24.
4. Urkunden über die eheliche Geburt, den Geburtsort, die Namen und
Taufzeugen der vier Kinder des Erzherzogs Ferdinand und seiner (ie-
malin P h i I i p p i n e Weiser. Wiener Jahrb. 1837, Bd. LXXX. A. Bl.
9. 30-37.
5. L'Areiduca Ferdinando Conte del Tirolo e la C o 1 1 e z i o n e di
Ambras da lui fondata. In: ,,I1 Pelegrino'', giornale di Scienze, lettere, arti
etc., edirt von Lucian Tassani, Vienna 1838, in Nr, 1, 2.. 4, 9,
72
lieiroiidcn Feld«', «1er Xmnisniatik tlcs Mlllelaltcrs. Welch' müh-
same Forschuni^cii l. B. über die IJracteatc» noch aiizuslelleii
6. Die erneuerte Erbcinigung' zwischen der römischen kaiser-
lichen 3I;ijest;it (dem Kaiser Maximilian I.), wie auch dem Erzhause Oester-
reich und dem Bisciiole und dem Capitel iax Chur, sammt den drei Bünden
in Chiirwaklien am 15. December 1518. Wiener Jahrb. 1838. Dd. LXXXIII.
Anz. Bl. S. 35 — 40.
7. „Kaiser M axiin i li a n's I. B i b 1 i o t h ek", in der k. k. Ambraser-
Sammlung:, vom k. k. Major Joseph Kraushaar im Jahre 1839 gestiftet.
Wiener Jahrb. 1842. Bd. XCVIII. Anz. Bl. 1 — 27.
8. Die Königin Elisabeth von Frankreich (Gemalin Carl'd IX.)
geb. Erzherzogin von Oesterreich (t 1592 zu Wien). Wiener Zeitschrift für
Kunst etc. 1841. Nr. 84 u. 85.
9. Das Ambraser-Schloss. In Ridler's Archive, 1831. Nr. 86.
10. Johann Truchsess von Waldburg und Sonnenberg, das.
Nr. 113.
11. Kinder des Kaisers Ferdinand I., das. Nr. 139 u. 140.
12. Oesterreichs Freiheitsbriefe, in Dr. Hock's Jugend-
freund, Wien 1833. Nr. 35, S. 82(5 — 832.
13. Wie kam das Haus Luxemburg auf den böhmischen Thron?
das. 1834. Nr. 34. S. 801—806.
14. Wie kam Tirol an Oesterreich? Blieb es immer mit dem Erz-
herzogthume vereint, und welche Schicksale erlitt es während dieser zeitwei-
ligen Trennungen ? (Im Museum des Mannigfaltigen.)
15. Sebastian T o m b n e r's Epitaphium auf Kaiser Maximilian I. in der
Burg zu Wels. S. K a 1 t e n b ä c k's Zeitschrift 1837. Nr. 4.
16. Ueber Zacharias Bartsch's (Pormschneiders und Buchdruckers zu
Gratz) höchst seltenes Wappenbuch der Stände des Herzogthums Steyermark,
das. Nr 12.
17. Ueber die Entstehung, Eintheilung und Inhalt des städtischen
Museums zu Salzburg (im October 1836). In Kaltenbäck's Zeit-
schrift 1837. Nr. 28. 29. 30 u. 31.
18. Reihenfolge der römisch - deutschen Könige und Kaiser, von
Kaiser Carl dem Grossen bis auf Kaiser Carl V. (vom Jahre 800 bis 1558
n.Chr.). Mit möglicher Angabe der Tage ihrer Geburt und Erwählung, ihres
Regierungsantrittes und Todes , dann ihres Sterbeortes , ihrer Ruhestätten
und AVahlsprüche. In Ebersberg's österr. Zuschauer 1837, besondere
Beilage zu Nr. 38.
19. K. Maximilian's I. gedrucktes Ausschreiben aus Toblach in
Tirol, vom 8. October 1511. In der Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol
und Vorarlberg. 1842. S. 151 ff.
20. Verzeichniss der Jünglinge aus den deutsch-österreichi-
schen Erblanden, welche vom Jahre 1502 — 1560 an der Universität zu
Wittenberg studirten. Mit einigen lebensgeschichtlichen Erläuterungen. In
Dr. Adolph Schmidl's österr. Blättern für Literatur und Kunst. 1844. 4. II.
Nr. 25—29; vgl. allg. Zeitung vom 10. August 1844. Beil. S. 1826.
21. Oswald von Wo 1 ke n s te i n (bei Gelegenheit seines zu Brixen auf-
gefundenen und iui dortigen Kreuzgange aufgestellten Denksteines). In Dr. Mo-
riz von S t u b e n r a u ch's österr. Kalender für 1844. Wien bei Sollinger.
S. 60 ff.
22. Die Privilegien der k. k. landesfürstlichen Stadt Radkersburg,
von Hof rieht er. Angezeigt von Bergmann (unter dem Namen Arolan) in
Dr. Adolph Schmidl's österr. Blättern für Literatur und Kunst. 1846. Nr. 123.
23. Uebersicht der k. k. A m h r a s e r - S a m m 1 u n g nach ihrer dermali-
gen Aufstellung. Wien, 1846. Au.s der k. k. Hof- und Slaat.sdruckerei.
73
wären, ist hckaiiiit; möii,"e er uns bald wcnig'stens iheilweisc
mit den llesultalen seines Strchens erfreuen.
24. Kritischp Aii7,pi:io d(>r : Volkssaf^cn aus Vorarlberg, gesammelt von
Franz Jo^epli \'oiibun. Wien, l.Si7. In Dr. Schmidl's österr. Blättern etc.
1847. Nr. lOi und 10.->.
25. Schi'eibcn Sebastian Scbärllin's von Burtenbach nach dem
Siege bei Leobersdorl' über die Türken am 18. September 1532 an den Rath
der Reiehsstiidt Aus^sbur;^. Kbend.iselbst I.S47. Nr. 1H5.
2ö. Ilistiiriscbe Untersucluingcn über die heutigen sogenannten C i ni b e r ii
in den Sette-Comuiii ; über die Namen, fiage und Bevölkerung der XIII Co-
innni im veronesischen Gebirge, dann über die deutschen Gemeinden S a p-
]> a d a und S a u r i s sammt den slaviscben Resianern in Friaul. Im
CXX. und CXXI. Bande der Wiener Jalirbücher.
27. Jacob Z e y s z n e c k e r oder Seiseneggcr, K. Ferdinand's I. Hof-
maler, t 15(>8. Ein Beilrag zur osterreichisclien Kunstgeschichte.
28. Genealogische Notizen über die Kitter und Freiherren von Seiseneck.
29. lieber den Reiclisgrafen Peter von H o 1 z a p f e 1 , genannt M e 1 a n-
der. hessen - casselschen General - Lieutenant , dann kaiserl. Feldmarschall
(f 1648). und dessen IMünzrecht.
30. Des walVcnberühinten Johann von W e r t h Freiherrndiplom und
Wapen , ddo. Wien den 4. April 16'55, und dessen adelige Abkunft.
31. Klaus Dietrich, genannt Sperreuter, schwedischer, dann kai-
serlicher General. (Von S. 27 — 31 im Anzeigcblatt des CXXil. Bandes der Wie-
ner Jahrbücher.)
32. Ueber die Grafen von St. Georgen und Posing in Ungarn und
Oesterreich. Wiener Jahrbücher. Bd. CXXIII. Anzeigeblatt.
33. Ueber die Freiherren und (seit 1716) Grafen von Prösing
zum Stein in Kärnthen und Oesterreich. Flbendaselbst.
Münz- und Medailleiikunde.
1. Medaillen unter der Regierung K. Ferdinand's III. , Leopold's I., Jo-
seph's I., t'arl's VI., Maria Theresiens und ihres Gemals Kaiser Franzens I.
etc. etc. allenthalben in 28 verschiedenen Numniern in Ridler's öster. Ar-
chive 1831 ; ferner in einigen Nummern in den Jahrgängen 1832 und 1833.
2. Numismatisch - Historisches im Notizenblalte zu Johann Schickh's
Wiener Zeitschrift 1835, in den Nummern 1, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 12, 13.
3. .'Medaille auf den Tonselzcr Arnold von Brück (f 1536), in Kal-
te nbäck's österr. Zeitschrift 1835. S. 83.
4. Medaille auf den kaiserlichen Historiographen Johann Baptist Grafen
von Comazzi (f 17 11). Ebendaselbst 8. 124.
5. Ueber die Goldmünzen vom Funde zu Gargazon bei Meran in Tirol.
Daselbst 1837. Nr. 94.
6. .^lüiizen von den Kaisern und Königen Carl dem Dicken , Berengar von
Friaul , Guido von .Spoleto und seinem Sohne Lambert , dann von Arnulph
von Kärnthen (allein und mit Berengar) von etwa 880 — 900 nach Chr. Geburt,
mit einer iMünztafel ; dann ein bisher unbekannter Goldgulden vom Herzoge
Rudolph l\'. von Oesterreich. In Chmel's österr. Geschichtsforscher 1838,
Bd. I., S. 217—225.
Diese .Abhandlung über die Karolinger und deren Prätendenten von weib-
licher Abkunft in Italien ging in französischer Bearbeitung von L. Desrhamps
unter dem Titel : Quelques monnoies des empereurs de la racc Carlovingienne,
frappees en Italic, in die Revue Numismatique , publice par E. Cartier et
L. de la Sauasa^e. Bloiö el Paris, Tom IV. 1839, p. 371 etc. über.
74
Dor dritte Ciistos, Johann Gabriel Sei<ll, als va-
terländischer Dichter bekannt und beliebt , hat in einer Reihe
7. Zwei bi.slicr unbekannte tirolische Sillicrmünzcn von Rudolph IV.,
Her/.oge von Oesterreich als Grafen von Tirol, und von Meinliard II., mit Ab-
bildunsren in der neuen Zeitschrift des Ferdlnandeunis , Händchen II, 183(j.
S. 118—12(5.
8. Beantwortung- einer numismatischen Frage über die Lösung der Um-
schrift einer Silbermiinze vom Jahre 154G im Tiroler Boten 1841 iS'r. 41) von
Joseph Bergmann. Daselbst Nr. 48.
In den Anzeigeblältern der Wiener Jahrbücher der Literatur sind
von Bergmann nachslehcMide numismatische Abhandlungen:
9. Zwei Medaillen auf den Freiherrn V i n c e n z von Muschinger,
Herrn von Gumpendorf und Rosenburg etc. in Oesterreich , mit einem Abrisse
von dessen Leben. 18;58. Bd. LXXXIV. Ana. Bl. S. 17—22.
10. Untersuchungen über das älteste Münzrecht zu Lied in g (im J. 975)
und Friesach (im J. 101.')), wie auch der salzburgischen Suffragan-Bischöfe ;
über die herzoglichen Mürrzstätieu zu St. Veit, Völker markt,
L a i I) a c h und L a n d e s t r o s t , die b a m b e r g i s c h e n zu V i 1 1 a c h und
Griffen etc. in Innerösterreich; endlich zu Neunkirchen am Steinfelde
(vor 11.36), Enns, Linz und Freistadt in Oesterreich. 1843. Bd. CI.
Anz. Bl. 1—30. Vgl. Dr. Bernhard Köh ne's Zeitschrift für Münzkunde etc. Bd. III.
S. 239 f. 5 Revue Numismatique 1843 , Tom. VIII , p. 318 — 320.
11. a) Das Münzrecht der gefürsteten Grafen von Cilli (vom 30. Nov.
1436) und die denselben fälschlieh zugetheilten Münzen der Reichsgrafen
von Firbach; b) das Münz recht (von 1507), die Münzen und Me-
daillen des gräflichen Geschlechtes von Hardegg-Glatz, nebst Beschrei-
bung und historischer P^rläiiterung der Münzen der Grafschaft G I a t z. 1843.
Bd. cm. S. 29 — 50; bei Dr. Köhne Bd. lü. S. 390 f.; Revue Numismatique,
Tom. IX, p. 392—394.
12. Ueber das angebliche Münzrecht des Stiftes K 1 o s t er n e u b u r g bei
Wien in Oesterreich , nebst Abi)ildungen , in Dr. Bernli. Köhne's Zeitschrift.
Berlin 1844. Bd. IV. S. 331—339.
13. Ueber den ausgezeichneten Medailleur AN: AB: d. i. Antonio
Abondio. der auf österreichischen Medaillen vom Jahre 1567 — 1587 er-
scheint und dessen Leistungen. Ein Beitrag zur vaterländischen Kunstgeschichte.
Wiener Jahrb. 1845. Bd. CXH. Anz. Bl. 1—25, und Nachtrag zu Antonio
Abondio im Bd. CXIV. Anz. Bl. S. 43. Vgl. Köhne's Zeitschrift 1846.
14. a) Ueber die Meraner Münze und die Uebereinstimmung ihres
ältesten Typus mit den A(/niliiii grusst oder Adlergroschen einiger Städte
Überitaliens; h) über den Bergsegen und die Bergleute Tirols,
und die Münze von Hall vom Jahre 1450 — 1809. 1846. CXIII. Anz. Bl.
S. 1—29. (Köhne. 1846. S. 116.)
15. Ueber das Entstehen vieler J e 1 1 o n s und 31 e d a i 1 1 e n auf G e-
AV e r k e n , B e r g ^v e r k s- , K a m m e r- und B u c h h a l t u n g s - B e a m t e
in den österreichischen Landen im XVI. und im Anfange des XVII. Jahrhun-
derts , nebst Angabe und historischer Erläuterung von 70 derlei Stücken.
1846 im CXIV. Bande der Wiener Jahrbücher.
16. Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichi-
schen Kaiscrstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte. In treuen Abbildun-
gen (XIV Tafeln und 69 Medaillen) mit historisch- biographischen .Notizen.
Wien 1844. Bd. I. in 4., enthält die Biographien von fünfzig Männern und
Frauen; dann vom II. Bande eine Lieferung mit zehn Biographien. (Die VII.
und VIJI. Lieferung sind unter der Presse.) In Chmers österr. Geschichtsfor-
scher Bd. II. (1841) .Notizenblatt Nr. 1. S. V.
75
wissenscliartliclior Aufsätzo die Vlolsoitii^koil seines Talentes
wie seiner Kenntnisse bewiesen. Wir liehen vorzüglicli heraus
Kritisch«; Anzeigen in den Wiener Jahrbüchern Ud. C\1I. S. 59 — ^101 ;
in I>r. Köhnc's numisinat. Zeitschrift Bd. I. 1841. S. 157 fl". , Bd. IM. KS4.{.
S. 238, und Bd. IV. S. 250— a.')2, Stii(l;r:irler Moi frenhial t . Kunstblatt vom
.31. Deceinber l.sii, S. i.'JS , Tüi)inj;;er tlu-olo;^. Zeitschrid (in Be/.iig der Me-
daillen auf geistliche Fürsten und Herren) 1845, S. 104 — 107, in den Blättern
für literarische Unterlialtiing IS4I, Nr. 248. S. 1003, vom HolValh Hase;
dann to nutnisniatic Cluonicle editiMl by John Yonge Akerniann , London ISil,
Aol. I\', p. 184 . und in der Revue IVumisniatiquc, Tom. V, p. ."$07 et Tom. VI,
j). 239.
17. Im CXVI. und CXVII. Bande der Wiener Jahrbücher sind von B e r g-
m a n n an^e/.eigt :
a) Die Münzen der Her/.oge von Alemannien. Von Franz Freiherrn von
Pfa ff en hoffen. Carlsruhe 1845.
h) \\'ürttembergische Münz- und Medaillenkunde, von Christian Binder.
Stuttgart 1841). 8.
cj Münzgeschichte des Hauses Hohenlohe, vom XIII. bis XIX. Jahr-
hunderte etc., von Job. Alb recht. Stiittirart 1S46. 4.
IMiiiologischc Aufsätze und Ahiiandlunüen.
1. Kritische An/.eii^je der: „Liiisjua universalis, comnmni omnium Natio-
num usui accoinmodata, per Andream Ilethy, in Regia Acadeniia Jaurineiisi
Linguae graecae Professorem. Viennae 1821. 8." im Conversationsblatle.
AVien 1821, Beilage XV. zu Nr. 101.
2. Ueber die Volkssprache im äussern B r e g e n z e r w a 1 d e , nebst
einem alphabetischen Verzeichnisse und beigefügter Erklärung dortiger Idio-
tismen lind einer poetischen Sprachprobe: „Weihnachtsgedicht." Zeitschrift
für Tirol und Vorarlberg III. 1827. S. 268 — 312, vgl. Bulletin Universel des
Paris VII. Section, Jiiiiiet 1829. Das Gedicht wurde im baierischen National-
kalender für 1828, .^Iwnchen , abgedruckt.
.'!. l'eber die Veränderung des / und n in n in der Volkssprache
des äussern B r e g e n z e r w a 1 d e s und des k. baierischen Alpendorl'es
B a 1 d e r s c h wa n g, verglichen mit dem Französischen, Italienischen und
Holländischen. S. Kalten bäck's Blätter für Literatur, Kunst und Kritik
zur österreichischen Zeitschrilt für Geschichte und Staatskunde. Wien 1837.
Nr. 78 u. 79.
4. Lateinisches Gedicht des P'austus Sab aus aus Brescia an Kaiser
Maximilian I., aus einem [Manuscripte der k. k. Ambraser Sammlung, mit
einem lehensgeschichtlichen Abrisse des Dichters. In Ridler's Archive 1831.
Nr. 71 u. 72.
5. Lateinische Grammatik, moralische und diätetische Verse, sammt einer
Vermabnung in Prosa (von seinem Lehrer Stephan Hewner, Dominikaner in
Wien um 1^70), zum Unterrichte des Er/.herzogs, nachherigen Kaisers I\Iaxi-
milian I. geschrieben. Ein Beitrag zur Geschichte der Lehr- und LernAveise
des XV. Jahrhunderts. S. Wiener Jahrb. 1837. Bd. LXXVIII. Anzeigeblatt
S. 17—3 4.
6. Von dem M a y r - 11 e I m p r e c h t e. K'iuc poetische Erzählung aus dem
XII. Jahrhundert , von Wernher dem Gartenäre, zuerst aus dem Helden-
bucho der k. k. Ambraser Sammlung. In den Wiener Jahrb. der Literatur
1839, im Anzeigehlatte der Bände LXXXV u. LXXXM.
7. Des Ritters und Sängers Ulrich von Liechtenstein I t w i z
oder Frauen buch vom .lahre 1257. In den Wiener Jalirb. 18'jO. Anzei-
geblatt der Bände XCII und XCIII. Herrn Prof. Lachmann's vornehme
7()
seine opigrapliisclion Excurse. A) TMomimcnta Celt'Jana in sechs
Lleferuinion und die Chronik der arohä()h)"isclicn Funde in der
österreichischen Monarchie, ebenfalls sechs LieCerungen bisher *_).
Invectlve am Schlüsse von dessen : Ulrich von Lichtenstein, mii Anmerkungen
von Theodor v. Karajan. Berlin 1841.
8. Von dem ü holen vvibe. Eine poetische Er/,ählnng von einem un-
genannten Dichter aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts. \Viener Jahrb. 1840.
An/,eigebl. des Bandes XCIV.
9. Des steiermärkischen Herrn und Sängers Ilerant v. Wildon vier
poetische Erzählungen aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts. Wiener Jahrb.
1841. Anzfigehl. der Bände XCV u. XCVI. Dabei S. •'ii die Antwort f^egen
Herrn Prof. L a c h m a n n.
10. Veit Huendler's aus Wien (Priors und Provinzials der Canneliter
in Deutschland und Ungarn etc.) deutsche Sprichwörter von B., mitgetheilt
im österreiciüschen I>lorgenblatte von Nikolaus Oesterlein's Witwe, unter
Dr. Frank l's Redaclion herausgegeben. 1840. Nr. 44. S. 175.
11. Das Ambras er Liederbuch (mit 260 Liedern) vom Jahre 1582.
In der Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart. Bd. XII. 1845. 8.
12. Dann: Die drei Reiter. Ein Ehestandslied in drei Balladen. Von
Friedrich Ludwig Zacharias Werner. Die erste, in Erichson's Musen-
almanach, Wien 1814. S. 128 — 134 gedruckte Ballade dichtete Werner um
das Jahr 1808 in Weimar bei Giithe, die beiden letzten in Maria-Enzers-
dorf (wo er ruht) bei Wien, im October 1823, welche beide aus dessen
Handschrift mit der ersten zusammen B. herausgegeben hat in Job. Nep.
Vogl's österr. Wunderhorn. Wien 1834. S. 275 — 297.
*) Wir liefern hier das Verzelchniss seiner Aufsätze und literarischen Anzei-
gen wissenschaftlichen Inhaltes.
A. Historischen und topographischen Inhaltes.
Maria Rast. Monogiaphische Skizze. (Steiermärkische Zeitschrift, II. Jahrg.
1. Hft. S. 23 — 40.)
Die u nt e r s t e i e r is c he Schweiz. Monographische Skizze. (Ebendaselbst
III. Jahrg. 1. Hft. S. 2(5 — 66.)
Die Steinbrücke (in Untersteiermark). (Ebend. III. Jahrg. 2. Hft. S.51 — 72.)
Das St. M arein er - Thal. (Ebend. V. Jahrg. 1. Hft. S. 79 — 99.
Zur Geschichte der Stadt Cilli. (Ebend. VII. Jahrg. 2. Hft. S. 5— 25.)
Thomas von Cilli. Biograph. Skizze. (Ebend. Vlil. Jahrg. 2. Hft. S. 1 — 13 .)
Dr. Jacob Neuner. Biograph. Skizze. (Ebend. VII. Jahrg. 2. Hft. S. 26 — 73.)
Hermann Graf von Cilli. Historische Skizze. (Der Aufmerksame. 1842.
Nr. 13.)
Ein Tourist des siebzehnten Jahrhunderts über Oesterreich.
(Austria, Universal - Kalender für 1848. S. 107—131.)
Noch Einiges über den Bregenzerwald. (Beilage zur Augsburger
allgemeinen Zeitung. 1843. Nr. 229. S. 1789—1790.)
Zur Kunde von I n ne r-0 es te r r ei eh. (Ebend. 1845. Nr.l23. S. 977— 978.)
Zur Kunde von Dalmatien. (Ausland. 1846. Nr. 22 und 23.)
Heimatliches. (Steiermärkische Zeitschrift. II. Jahrg. 2. Hft. S. 182— 186.
— Ebend. V. Jahrg. 2. Hft. S. 165 — 167. — Ebend. VIII. Jahrg. 2. Hft.
S. 106—124.)
Topographische Streifzüge. (Steiermärkische Zeitschrift. I, Jahrg.
2. Hft. S. 135—144. — Ebend. VI. Jahrg. 1. Hft. S. 154 — 15G.)
Hecension über: A. von Muchar's Geschichte des Herzogthums Steiermark.
I. Band. (Oesterr. Blätter. 1845. Nr. 34, 35, 36. S. 265—281.)
Ein (Ion arrhäoloi^isclKMi und numisiualisrhen Studien sich
mit Eifer und scliünen \ orkennlnissen widmender junger Mfinn,
Freiherr Eduard von S a civ e u , wird ohne Zweifel in kur-
süer Zeil voilgüllige Uevveise seines gliicklielien Slrebcns ver-
ötVentiichen.
Nach dem vorliandenen StolVe, nach dem Umfange der zur
grüudliehen IJeleuehJung des,sell)en erforderlieheu Kenntnisse,
wäre es sehr zu wüusehen , dass noch mehrere junge
Männer in den Stand gesetzt würden, sich diesen so mühsa-
men und uiiii'elhf'ilte Wichnuui»' fordernden Studien hinzuii'eheu :
poeta nascilur, ein Archäolog, Numismaliker aber, so wie ein
Bibliothekar, Archivar, Sphragistikcr muss mülisam erzogen
werden durch häufige U e b u n g unter g' u t e r A n 1 e i t u n g ;
eine S cli u 1 e muss gegründet werden für diese
wissenschaftlichen Stellen!
Es sei uns gestattet, bei dieser Gele<^enheit einige Wün-
sche und Vorschläge auszusprechen, welche vielleiclit einige
Berücksichtigung- verdienen dürften.
B. Archäologischen und numismatischen Inhaltes.
E p i gr a p h i s c h e Excurse. A. Monumcnta Celejana. Sechs Lieferungen.
(Wiener Jahrbücher der Literatur : 1) Bd. (11. Anzi'i^'oblatt S. 1—34. —
2) Bd. CIV. Anz. Bl. S. 25 — 02. — r,) Bd. CVIII. Anz. Bl. S. 46 — 79. —
4) Bd. CXI. Anz. Bl. S. 1 — 39. — ö) Bd. CXV. Anz. Bl. S. 1—34. —
6) Bd. CXVI. An/.. Bl. S. 27 — 65.)
Chronik der archäologischen Funde in der österreichischen
Monarchie. Sechs Lieferungen. (OesterreichLsche Blätter für Literatur
und Kunst: 1) Jahrg. 1846. Nr. 18, 19, 20. S. 1.37 — 160. — 2) Ebend.
Nr. 45. S. 345 — .348. — 3) Ehend. Nr. 135, 136, 137. S. 1049 — 1069. —
4) Jahrg. 1847. Nr. 242, 243, 244. S. 961—970. — Ebend. Nr. 278,
280. S. 1101 — 1112. — 6) Ebend. Nr. 294, 295. S. 1165 — 1172.)
Römersteine bei Tepiitz. (Steiermärkische Zeitschrift. I. Jahrg. 2. Ilft.
S. 62 — 66.)
Kecension über: Synopsis ntunorinn untiquorinn, qui in IMuseo Cacsareo Vin-
dobonensi adservanlur. Digessit Josephus Arneth. Pai's I. et II. Vindobo-
nae , suinplihu.s l'ctri Rohruiann, bihliopolae aulici. 1837 — 1842. (Wiener
Jahrbücher der Literatur. Bd. C. S. li 1 — 149.)
Recension über : Z wo 1 f römische M i 1 i t ä i- - I) i p I o ni e. Beschrieben von
Joseph .\rneth. Auf Stein gezeichnet von .Albert Camesina. Wien,
l». Kohruiann. 1843. (Wiener Jahrbücher der Literatur. Bd. CHI. S. 68— 86.)
Recension über : Das Niello-Antipendium zu Kloster neuburg.
Beschrieben und erläutert von Jos. ArnftU. (Wiener Jahrbücher der
Literatur. Bd. CV. S. 70—97.)
Recension über: Dr. C. Burkhard, Agrippina, des M. Agri|)pa Tochter,
Augusts Enkelin, in Germanien, im Orient und in Rom. Drei Vorlesun-
gen, im Winter 1846 in München gehalten. Augsburg, 1846. Verlag der
78
Möchten docli einmal die in so vielen vcrseiiiedenen Samuj-
liingen zerstreuten Schätze der Kunst und Wissenschaft ver-
einigt werden und unter eine wissenschaftliche Lcitunj»- kommen,
der Gewinn für die Wissenschaft wäre ungeheuer, dann erst lassen
sich resultatenrciche Studien machen. — Es ist leider so man-
ches Zusammengehörige getrennt, und durch diese Trennung
ist die Benützuiii^ und wechselseitige Beleuchtung' erschwert
und unmöglich gemacht. Beispiele werden die Saclie klarer
machen. — So sind die Handschriften und Sammlungen zur
Geschichte Kaiser Maximilians I. in verschiedenen Orten auf-
bewahrt. Die Amhraser-Sammlung enthält mehrere Gedenk-
bücher und Werke desselben , andere sind in der k. k. Hof-
bihliothek, wieder andere im k. k. geheimen Haus-, Hof- und
Staats- Archive, auch das Archiv des k. k. Finanz-Ministeriums
enthält dahin Gehöriges. — Warum sind diese wichtigen Quel-
len nicht vereinigt ? — So besitzt das k. k. geheime Haus-,
Hof- und Staats -Archiv die berühmte Smitmer'sche Sieg-el-
Sammlung', welche sphragistischen Studien so wesentliche Un-
M. Rieger'schen Buchhandlung. (Wiener Jahrb. der Literatur. Bd. CXVIII.
S. 203 — 227.)
Anzeige von: Seh. Mutzl, über die Verwandtschaft der germanisch-nor-
dischen und hellenischen Götterwelt. Ingolstadt, 1845. A. Chr. Fromm.
(Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst. Jahrg. 1846. Nr. 144.)
Anzeige von: 1) Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen rö-
mischer A 1 1 e r t h ü m e r in und bei Mainz, von Dr. H. M. Malten.
Mainz. 1842. — 2) Intorno all' oscurissimo Dio Canto Pate, di Giovanni
Lahns. (Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst. Jahrg. 1846. Nr. 150.
S. 1178—1179.)
Numismatisches. (Sammler. Jahrg. 1843. Nr. 148 und 149.)
Numismatik und Archäologie. Zwei kritische Anzeigen über „Synop-
sis numorum antiquorum , qui in Miiseo Caesareo adservantur", und
,, Zwölf römische Militär- Diplome." (Wiener Zeitung vom 3. Sept. 1843.)
Der Likkaner Münzfund. (Wiener Bazar , Beiblatt zum ..Humorist."
1845. Nr. 13. S. 148 und 149.)
Zur Numismatik und Archäologie. (Beilage zur Augsburger allgem.
Zeitung. 1846. Nr. 7.)
Anzeige von: Das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet. Beschrieben
von J. Arneth. Wien , 1848. Aus der k. k. Hof- und Staats - Aerarial-
Druckerei. (Gegenwart. 1846. Nr. 31. S. 145 und 146.)
C. Philologi. sehen Inhaltes.
Gabrielis Faerni fabiilae.^DeB Gabriel Faernus Fabeln, metrisch verdeutscht
und mit biographischen und bibliographischen Einleitungen versehen.
Gratz, 1831. Damian und Sorge.
Ueber des Tit. Calpurnius ,,Delos." Ein philologisch - numismatischer
Excurs. (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.)
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terstütznno; (larl)ielei. — Das k. k. Münz- und Anliken-Cabiiict
ist liingegei» im llcsit/e der clicnfalls sehr reichen Sicijel-
Sanimluiig des Ilofralhes I) i e ( z (Vorstand des eliemaligen
Keieliskaninieriiericlils-Arohives in \\e(ziar), welche in andern
Partien so vollständig- ist und die Sniilnier\sche Saninilung"
wesentlich erüänzt. — Warum stehen sie nicht beisammen und
beleuclitcn sich wechselscitij»? — Wie zweckmässi"' und för-
derlich wäre eine Vereinigung' der mitlelallerlichen Kunstschälze
der k. k. Schatzkammer, der k. k. A m b raser -Samm-
lung", der k. k. IJ i 1 d e r g all c r i e im Helvedcre, des
Lustschlosses Laxenburg; das g'äbe eine herrliche, eine
äusserst lehrreiche Sannnlung! — Alle diese Schätze, durch
IJenützunj^ der Bibliothek wie des Archivs vollständig* be-
leuchtet und erklärt, würden eine der lehrreichsten Sammlun-
gen der Welt bilden, — Ob wohl jemals eine solche so oft
gewünschte Vereinigung" zu Stande köuiml? Jedenfalls sollte
eine lebhafte wissenschaflliche Verbindung, ein wechselseitiges
Unterstützen und Fördern erzweckt werden können, sollte man
meinen. Würde dadurch nicht vor allem die vaterländische
Geschichte wesentlich gewinnen ? Ohne Zweifel. — Aber auch
die Sammlungen selbst an Verständniss und Interesse reicher
werden.
Sollte zum IJelspicle nicht in der k. k. Schatzkammer noch
jener goldene Reif (Hing) cxistiren, der in früherer Zeit in
der (jleschichte des österreichischen Fürstenhauses eine bedeu-
tende Rolle spielte, nach dem Zeugnisse des so gut unterrich-
teten Abtes Johann von Viklring ? Derselbe hatte nach ihm die
Figenschaft, in gefährlichen Lagen des Hauses durch aulTal-
lendes Erblassen des (ioldes gleichsam prophetisch den Aus-
gang zu offenbaren, jedenfalls ein interessanter Beleg zur Cul-
turgeschichte i).
*
*) S. Bilhiner Fontes lertim Germanicarum I. p. 394 (auch bei Pe/,. SS. I.
,,922) Interea bellum (zwischen K. Ludwig- vnti Baiern und K. Friedrich
,, dem Schönen. Schiacht bei .'Mülildorl' am 28. Septemjjer 1 322) indicitur et
,,ratificat(ir. Mi.s.saque coram Friderieo f.ummo diluculo celebratur. Kt po-
,,sitis ibi reliquiis, anulus aureus sive circulus simul apponitur, qui prae-
jjSagos evcnlus sicut dicitur presignavit. Quo mirabiliter suhlato, quesilus
,,minime est repertus , licet aliqui fuerint incuipati . qui po.st trii)ulatiri-
,,nes eis suscitatas se innocuos ostenderunt. (Späterer Zusatz des Ver-
,, fassers : Postea anno domini M. CCC .XL . III . aiiis fratribus sublatis,
80
nurch Altcrtimmskiindc . Sphrngisllk , NuinismailU , «licso
Ilüllswissenscharten , erhält die; Gescliichle Fleisch und Leben,
diese gewährt dulur den wahren Geist, desslialb sollen sie
gemeinschaftlich hetriehen werden.
Ein weiterer Wunsch , den wir heg-cn, ist, dass das k. k.
Münz- und Antiken- Cahinet mit seinen reichen Iliilfsmitteln,
mit seinen geistigen Kräften Mittelpunkt werden möge archäo-
logischer Forschung- in Oesterreich.
Wenn Concentrirung- in irgend einer Wissenschaft Noth
thut , so ist es hier, vereinzelt sind derlei Notizen und Frag-
mente wenig nütze, oft nur Spielerei; indess sie wichtig wer-
den durch Zusammenstellung, durch wechselseitige Beziehung.
Möchte doch der Wunsch nach einem Corpus Inscriptionum,
nach einer grossen Karte des Theiles des römischen Reiches,
der unser «"effenwärtiffes österreichisches Kaiserthum in sich
fasste, mit genauer Bezeichnung der Fundorte römischer Al-
terthümer, endlich nach einer Geographie und Topographie
dieses Gebietes in der Zeit der Römerherrschaft befriedigt wer-
den. Das wäre ein historischer Gewinn des ersten Ranges.
,,aurum apud quendam sacerdotem in Austria mortuum invenitur, et AI-
,,berto duci presentatiir , qui super hoc gaudio niiniuiu replebatur.) Fer-
,,tur , quod idem auruin hoc tempore nimium expalluit, quod alias miro
,,inndo splendescere ad prospera consuevit , et proavis Friderici gloriam
,,sepiu.s preinonstraverit triumphalem. Creditur enim extitisse de eo ,
„quod tres Magi domino obtuleruut. iN'ec mirandum : cum Josephus scri-
,,bat sardocinem lapidem in dextro humero pontificls , cum sacrificium
,,sacerdotis deo placebat , tanto splendore micasse , quod etiam procul
,,positis eius radius appareret etc. etc." — Jedenfalls wäre die Spur die-
ses Ringes weiter xu verfolgen. — •
Herzog Albrecht IV. , der Geduldige , der Welt Wunder genannt , wird
von dem Franziskaner- Guardian zu Jerusalem zum Ritter des h. Grabes
geschlagen: ,,Weil er alles erzehlte, was er gesehen vnd gehöit auff sel-
tner Pilgerfahrt , die Teutschen Poeten solches vermehrten , vnd vnter
„andern auch darzu setzten mit jhren noch vorhandenen Versei», dass er
„einen grossen leuchtenden Charfunkelstein gefunden, durch dessen Schein
„er durch die vnbekannte finstere Strassen, vnd hole Berg biss in In-
„diam solte kommen seyn , allda kleine Zwerglein, grosse Risen, ge-
,, schnäbelte Leut , andere wunderliche Sachen gesehen , vnd seltsame
„Schätz mit heraussgebracht habe, ist er genannt worden Mirubilia Miindi,
,,der Welt Wunder. Die Geschichtschreiber geben jhme das Lob, dass er
„sey ein trefflicher Baumeister , Schnitzler vnd Maler , aber darneben so
,, fromm vnd andächtig gewesen, dass er sich nicht geschäinet, bejm
„Tag vnd bey der Nacht mit den Priestern in der Kirchen zu singen, vnd
,.zu betten." — S. Fei. Reineccius (Ord. Min. Reform. Hoffpredigern zum
k. Creutz.) Hundert hohe, heilige Frawen. Ynsprugg 1660. p. 56. —
Sollten nicht auch von seinen Schnitzarbeiten noch welche vor-
handen seyn ?
81
Daran könnten sich «Innn erst als sichere Grun«llaf^e die For-
schuni^en über die ersten noch so dunkeln Jahrhunderte des
MillelaÜers knüpfen.
Nur das k. k. Münz- und Antiken-Cabinct kann eine solche
Arbeit in's Leben rufen , an der kräftigsten Unterstützung von
Seite der kaiserlichen Akademie ist wohl kaum zu zweifeln. —
Die VerölVeutlichung der interessantesten Schätze
des Münz- und Antiken-Cahinetes, wie der Ambraser-Samm-
lung-, durch treue Abbildungen und genügende Erläulerungen
ist ein eben so billi<>-er als natürlicher Wunsch aller Freunde
der Wissenschaft und Kunst; insbesondere dürfte die Anibraser-
Samnilung für die Geschichte des spätem Mittelalters und
seiner Kunst und Poesie von solchen l'ublicationen den aröss-
ten Gewinn ziehen. — Das Beste aus FreidaTs (d.i. Freud
allen = Maxiniilian's I.) Turnierbuch mit Abbildungen der ver-
schiedenen Rennen, Stechen und Kämpfe, dann der Mumme-
reien dieses ritterlichen und lebensfrischen Kaisers ; ferner
Meister Peter Falkner's Künste zu ritterlicher Wehre, ein
tretVliches Lehrbuch , das verschiedene Handgrifle des alten Ge-
fechtes mit dem Schwerte, Degen, Messer, mit der Stange,
Axt und Hellebarde, mit der Kolbc, dem langen Schilde dar-
stellt; dann Hanns Thalhofer's Anleitungen zum Ernstkampf,
in liildern mit beigeschriebenen Erklärungen wären allerdings
solcher VcrölTentlichung vor allen werth.
Von grosser Wichtigkeit für Kriegs- und Waffen- Ge-
schichte wäre Nr. 38 der Primisser'schen Beschreibung (1819).
Beschreibung verschiedener Kriec'smaschinen und Sturmzeuffe
mit Bildern aus dem XIV'. Jahrhunderte und Nr. 39 ein Band
mit Abbildungen von verschiedenem Slurmzeuge. Bei Ileraus-
"•abe dieser letztern würde die umfassende Sachkenntniss des
Herrn Generalen von II aus lab dem Heraus"eber wohl die
besten Dienste leisten ; an dessen Eifer für dieses edle Stre-
ben ist nicht zu zweifeln.
Die Herausgabe des sogenannten H e 1 d e n b u c h e s (Primis-
ser S. 275 Nr. 31), einer von K. Maximilian I. veranlassten Samm-
lung von 23 altdeutschen Gedichten, würde gewiss alle Freunde
altdeutscher Poesie erfreuen, doch genug dieser vielen Wünsche,
wenn nur einer oder der andere derselben in Erfülluns»' ffinae!
ö
der
itiatliematiseli-naturivisseiiseliaftlielien
Classe.
V. Mt'l't. Si(7.>>- *1. inadii-iii naliirw. C'l.
Sitzunii^sbericlite
der
inatlicinatisch-njiturwissenschaftliclien Classc.
Sitzung vom 16. Novombor 1848.
Herr Custos Ivollar hält nachstehenden Vorlrag::
Ucbcr den Sitophilus Ory/.ac Schönherr. (Cur-
culio Oryzae Linn.) Ein dem Mais sehr schädliches
Ins c ct.
Der im Interesse der hiesigen Gartenbau-Gesellschaft Rei-
sende, Herr Carl Heller, brachte bei seiner Ilückkchr aus Me-
xico nebst lebenden und getrockneten IMlanzen , JMlanzcu-Samcn
und anderen nalurliistorischen und ethnographischen Gegenstän-
den, auch einige Kolben von einer Mais-Varietät mit, die sich
durch eine ausserordentliche Fruchtergiebigkeit auszeichnet. Die-
ser Mais wird auf einem kleineren Strich Landes zwisclien Ciu-
dad real und Comitan im Staate Chiapas cnltivirt in einer Höhe
von 4000 — 4500' über der Meeresfläche auf einem schwarzen
Moorboden. Jede Pflanze trägt 2 bis 3 Kolben, von denen jeder
1000 — 1200 Körner enthält, somit durchschnittlich einen 2500
fältigen Ertrag liefert.
Herr Heller hatte die Absicht mit diesem Mais bei uns
Anpflanzungs - Versuche zu machen , um zu sehen in wie weit
Clima und Boden auf seine Ergiebigkeit einwirkt ; leider ist
seine Absicht durch ein kleines Insect, das auch in Mexico als
der gefährlichste Feind dieser Frucht bekannt ist, fast gänzlich
vereitelt worden, indem trotz der sorgTälligsten Verpackung und
Consorvirung durch Campher fast alle Körner während der Ueber-
falirt nach Europa zerstört wurden. Herr Heller halte die Ge-
fälligkeil mir die angegrifl'enen Kolben zur Untersuchung und
genauen liestimmung des zerstörenden Insccts mitzutheilen, und
1 *>
ich ciMchle es rar wichtig die Resultnie meiner Unlersiichung
der hohen kais. Akademie vorzulegen , damit sie dtircli ihre
Schrillen /iiir Iveunlniss der Naturforscher und Oekonomen ge-
langen.
Das in Uedc stehende Insect gehört der Ordnung Coleop-
tera (Kiirer), der natürlichen Familie Curculionidcs an
und ist eine bereits dem grossen Linne bekannt gewesene Spe-
eies, von der nämlich sein Curculio Oryzae, gegenwärtig Silo-
philus Oryzae genannt, ein Insect, welches bisher aus Ostin-
dien, dem Orient und dem südlichen Europa bekannt war und
als ein Feind des Reises berüchtigt ist. Dieser Rüsselkäfer ist
ein naher Verwandter des den Cerealieu schädlichen Sitophilus
granarius, welcher den Oekonomen unter dem Namen „schwar-
zer Kornwurm" bekannt ist und gleich der Kornmotte (Tinea
granella) für eine Hauptpest des in Magazinen aufi)ewahrten Ge-
treides gilt. Sitoph. Oryzae ist etwas grösser als der letztge-
nannte S. granarius , ungefähr 2 Linien lang und Va Linie breit,
im Leben von dunkelbrauner Farbe mit vier nicht scharf be-
gränzten rothbraunen Flecken auf den Flügeldecken; sein ziem-
lich feiner Rüssel beträgt beiläufig Vs der ganzen Körperlänge.
Da übrigens das vollkommene Insect in den systematischen
Werken ohnehin genau beschrieben ist, namentlich in Schön-
herrs Genera et Species Cure ulioni dum T. IV. pars
II. pag. 981 , wo auch eine vollständige Synonymie enthalten,
so beschränke ich mich hier auf die Reschreibung seiner noch
unbeschriebenen Larve und auf die Art und Weise seiner Zer-
störung der Mais-Körner.
Der von dem Insecte angegriffene Kolben bietet schon dem
freien Auge die Spuren der Reschädigung dar: die einzelnen
Körner sind auf ihrer Oberfläche mit grösseren oder kleineren
Löchern versehen und die Substanz des Körnchens mehr oder
weniger in einen mehlartigen Staub verwandelt, der bei den
erwähnten Löchern herausfällt. Im Inneren des angegriffenen
Kornes findet man bald den Käfer allein , einzeln oder mehrere
beisammen , bald Käfer und Larve zugleich. Die Larve oder
Made liegt fast zu einer Kugel zusammengezogen in der zu
Mehl verwandelten Substanz, ihr grösster Durchmesser beträgt
kaum Vn; Linie; sie ist durchaus weiss und runzlig, fusslos. Ihr
Kopf ist von li(>niarliij;or Consistfir/, , kaslauienbraim mit star-
ken iuelir'/iähiiiü,en Kiefern hewalVaet, ilie sie, wenn sie berührt
wird, y.ieiulirli sclinell beweg't.
Die Verpu[)piing' llndet ebenfalls im Inneren des Körnchens
kStatt, und zwar ohne alle lliille. Die Puppe ist ebenfalls weiss
und man kann unter dem Puppenliäutoben deutlioh schon alle
Theile des Käfers entdecken. Man findet das Insect in allen
seinen Knlwickelung'szuständen zur nämlichen Zeit in den
Maiskolben, so dass die Zerstörung!; ununterbrochen vor sich
geht und seine Vermehrung reissende Fortschritte macht. Von
dem Monat März bis zum August hat Herr Heller nu'hrere
Hunderte dieses Käfers aus drei Kolben gezogen. Die Einge-
borenen suchen dieser Zerstörung dadurch vorzubeugen, dass
sie gleich nach der Ernte die Kolben auskörnen und an einem
sicheren Orte verwahren. Wenn trotz dem die Körner angc-
grilTen werden, so müssen sie vermählen werden, wobei das
Insect zerstört wird.
Das correspondirende Älitglied D. S. Reissek bcriditet
das Ergcbniss einer Reihe von Untersuchungen, welche derselbe
über die Fasergewebe des Leines, des Hanfes, der \essel
und IJaumwolle in anatomischer, chemischer und technischer
Beziehung angestellt hatte, und wobei vorzüglich die Entwicke-
lungsgcschlchte dieser Gewebe, dann die Veränderungen, welche
sie bei ihrer Verarbeitung erleiden, im Auge behalten wurden.
Die Entwickelungsgeschichte, der Bau und die Veränderun-
gen der Fasergewebe sind wesentlich verschieden, je nachdem
sie entweder Bastgewebe sind, wie beim Leine, dem Hanfe und
der Nessel, oder Haargewebe wie bei der Baumwollstaude.
Die Hauptresultate für die Bastgewebe sind folgende :
1. Die Fasern des Leines, Hanfes und der Nessel sind
Zellen , welche frei in Intercellulargängen zwischen Rinde und
Cambium sich bilden, und durch Abselzunu: von Cellulosc in
Gestalt einer die Wand des Intcrcellularganges auskleidenden
Membran entstehen.
2. Die Entwickelungsgeschichte der Bastzellen ist dieselbe,
wie jene der Milchgefässe . und letztere sind nichts als Bast-
0
zollen , welche in verschiedenen Thcilen des IMlanzenffevvebes
zcrslreiit sind , aher /iwischen Rinde und Cambium eine beson-
ders starke und regelmassige Schichte bilden.
3. Die ausgebildete Flachs- und Ilanffaser wird durch voll-
ständige Ausfüllung der Höhlung- solid und verliert das Anse-
hen einer Zelle.
4. Die Veränderungen der Faser beim Rösten, Dörren,
Dreclien, Schwingen, Schlagen, Reiben, Hecheln, Spinnen, Zwir-
nen, Weben und Bleichen, so wie bei der l'apierbereitung sind
bloss mechanische, die chemische Beschaffenheit bleibt un-
verändert.
5. Die Wirkung der Röste besteht in einer Auflockerung
und theilweisen Zerstörung der Rinde und des Cambiuins, in
Folge dessen die leichtere Ablösbarkeit der Bastschichte vom
ilol/ikörpcr ermöglicht wird. Durch das Brechen wird der Holz-
körper von dem Baste entfernt, durch das Schwingen die Ueber-
reste der Rinde und des Cambiums abgelöst. Durch das He-
cheln werden die Bastbündel gespalten und verfeinert.
6. Bei der Papierbereitung werden die Fasern zerstückt,
zerfranzt und zermalmt und in eine feinfasrige und flockige,
mittelst Flüssigkeit sich verfilzende, und in Blätter und Platten
leicht zu formende Masse verwandelt. Die Chlorbleiche briufft
keine chemische Veränderung der Faser hervor.
7. Die anatomischen Eigenschaften einer guten Flachs- und
Hanffaser sind: a) Bedeutende Lauge, b) Geringer Durchmes-
ser, c} (ilatte Oberfläche, d) Gleichmässige nur nach den En-
den ailmälig abnehmende Dicke , e) Vollständige Ausfüllung der
Höhlung, f) Reichthum und Zartheit der Schichten der Abla-
gerung.
Herr Bergrath Haidinger übergibt folgende Mittheilung:
Ueber die Ursache der Erscheinung der Polari-
sation sbüs che 1.
Die Erscheinung der Polarisationsbüschel selbst ist eine
höchst zarte. Wäre diess nicht, so hätte sie schon längst von
so vielen aufmerksamen Beobachtern wahrgenommen werden müs-
sen, die den binnen heiteren Himmel Jictrachtelen. Wenn auch
«•eradc mit einer UiUersucluin"' hosohiil'tiii:!. die pineii andern
Zweck verfolgte, henieekle ich sie vielleicht nur darum, weil
mein Auge durch langjährige Untersuchung von kleinen Krvstallen
vorhereilet war, die llrschcinung aufzunehnien. Ich suchte in
meinen ersten Millheilungen durch die Angahe der iMitlel mög-
lichst die IJeohachlung zu erleichtern, aher es ist mir nur we-
nig" gelungen. Mehrere Physiker, die mich mit ihrem Desuehc
erfreuten, sahen sie leicht an den Vorrichtungen und Gegen-
ständen in der Nähe, aher auch hier gelang es mir. hald mit
der einen , hald mit der andern leichter den ersten Eindruck
vorxuhereiten. Herr Ahiie Moigno hrachte sie nach Paris, erst
vor wenigen Monaten konnte sie noch Hr. v. Hauer dem gros-
sen schottischen Physiker iSir David IJrew ster zeigen, dem
ich früher einen eigenen Brief darüher geschriehen hatte, und
dem es doch nicht gelang sie aufzufinden.
War aher schon die Beobachtung schwierig, und nur all-
mälig verbreitet, so gilt diess noch mehr von der Bildung der
eigenilichen Ansicht über die Natur dieser Büschel.
Mancherlei Ansichten sind schon vorgebracht worden, aber
man hat sich noch lange nicht über den physikalischen Vor-
gang bei ihrer Bildung im Auge vereinigt.
Die erste Frage ist wohl die, ob es ein ol)jec(iver oder
ein subjectiver Kindruck sei, oder vielmehr, ob der Büschel mit
dem Wesen des polarisirten Lichtes unmittelbar zusammenhänge,
oder ob er den Apparat des Auges zu seiner Bildung nothwen-
dig ha1)e.
Mehr der ersten Ansieht entsprechend war die Construc-
tion, welche ich in einer früheren Miltheilung a) übereinstim-
mend mit Herrn Reffierungsrath v. Ett ingshauscn's Ansich-
ten darlegte, und die sich darauf siründet, dass mau auf die
verschiedene Breehbarkeit der Straiilcn Bücksicht nehmen
müsse, wenn auch durch die Zurückslrahlung kein prismati-
sches Bild wie durch Brechuui»' entstehen kann. Der hellste
Theil ist vollständig polarisirtes Licht, und daiier als mit dem
Maximum der Licht - Intensität gelblich, während zugleich ein
Anlheil nicht polarisirten Lichtes, aber von der complementär
u) Fo-rireiMloi-ITs Aiuiiilfii ISiii. Hd, <;s S. 7.;.
8
violetten Farbe zurückgeworfen wird , das dem vorigen beige-
mischt ist, und in der Richtung senkrecht auf die Polarisations-
Ebene erscheint , während in derselben der gelbe Büschel
wahrgenommen wird. Alles nur unmittelbar um die Seheaxe
herum. Für das Erscheinen des Violet führte ich HerscheFs
Beobachtung an, dass ein einzelner Strahl nicht vollständig
polarisirt oder durch zwei auf einander folgende Polarisirun-
gen in senkrechter Richtung auf einander ausgelöscht werden
kann , sondern immer noch ein dunkles Violetblau (purple)
übrig lässt.
Die mannigfaltigen Erscheinungen, welche seitdem an vie-
len Körpern in Bezug auf die Zurückstrahlung wahrgenommen
worden sind , und die in so vielen Zwischengliedern einen Zu-
sammenhang zwischen der lineam Polarisation der einen und
der elliptischen der andern nachweisen, Hessen das senkrecht
auf die Einfallsebene polarisirte Violet als den Endpunkt die-
ser Reihe betrachten, wenn auch eine eigentliche Erklärung
nicht weiter dadurch begründet werden konnte.
Eine andere Richtung nahmen die Forschungen, welche die
Herren Silbermann und Jamin in Paris zur Erklärung der
Erscheinung einleiteten. Sie nahmen beide an , dass erst im
Auge der Vorgang stattfindet, durch welchen die gelben und
violetten Farbentöne getrennt werden, aber stimmen sonst nicht
mit einander überein.
Nach Silber mann a) wird das Licht durch die schnell
abgekühltem Glase ähnliche ungleiche Dichtigkeit der Krystall-
Linse in seinem Polarisationszustande modificirt, und die fase-
rige Structur der Krystall-Linse selbst, so wie die des Glas-
körpers (humeur vitree) wirken als Analysirer. Er stützt diese
Ansicht auf die mit den Abbildungen von Young übereinstim-
menden neueren anatomischen Arbeiten Pap e nhe im's , die
eine nach den sämmtlichen Radien auslaufende faserige Struc-
tur der Krystall-Linse erkennen lassen.
Es sei mir erlaubt, hier einige Bemerkungen zu machen.
Zuerst ist es nothwendig zu untersuchen, welche Lage diejeni-
gen Strahlen im Auae haben, welche den Büschel hervorbringen.
a) Comptes reiidiis. Tome XXHI. Nr. 13. 38. Sept. 184«. S. (J2i).
9
Wenn man eine ganz kleine Oefl'nung von etwa 'A Linie
oder nahe '/^ Millimeter durch schwarzes Papier hindurch-
sticht und ganz knapp vor das Auge hält, so sieht man in
einer linear-polarisirlen riicIiKläche doch noch sehr deutlich
den Büschel in der Richtung der Seiieaxe. Man kann daraus
schliessen, dass es ein Punkt ist, so klein als möglich, vou
dem ein Strahlenkegel ausgeht, innerhalb dessen Basis auf der
Retina der Büschel hefindlich ist. Herr Silbermann hat die
Winkelgrüsse desselben auf etwa 5" geschätzt , ich hatte aus
der Erinnerung früher nur 2" niedergeschrieben , ohne ihn
eigentlich mit irgend etwas zu vergleichen ; ich wiederholte
später eine wirkliche Schätzung — den Vergleich der Entfer-
nung vom Auge mit der scheinbaren Grösse — und gelangte
zu demselben Resultat, wie Herr Silber mann. Für die Länge
der Augenaxe = 24 Millimeter, diese schon von der grössten
Dimension, findet sich also bei 5» Divergenz die Grösse des
Büschels auf der Retina = 2*1 Millimeter. In der Krystall-
Linse selbst würde er nur 05 Millimeter gross seyn. Die
Structur, welche auf die Ilervorbringung des Büschels wirkt,
muss also in diesem höclist beschränkten kegelförmigen Raum
zunächst der Axe von einer ausserordentlichen Regelmässigkeit
seyn. Herr Silber mann verlangt für den Raum nächst der
Seheaxe (pag. 6o3 \r. 2) einen neutralen Raum , ohne jedoch
eine Angabe über dessen Grösse zu machen.
Neuere anatomische Untersuchungen , deren Kenntniss ich
Herrn Dr. C. Wedl verdanke, der selbst viele davon, zum
Theil der erste, vorgenommen hat, beweisen nun zwar die
radiirend faserige Structur der Krystall-Linse, aber die Fasern
gehen keineswegs durch die Seheaxe hindurch ; wenn sie auch
weiter vom Mittelpunkte entfernt, nahe gleichlaufend werden,
so vereinigen sie sich zunächst dem Mittelpunkte , ohne sich
zu durchkreuzen, in drei Systemen von rücklaufenden Richtun-
gen , und lassen auf diese Art gerade zunächst an der Sehe-
axe einen etwas vertieften Raum zurück , der wie aus drei in
Winkeln zusammenlaufenden Linien gebildet ist. a) Diese Ver-
«) Vergl. Dr. C. Wcdl. Ueber die Faserung der Krystall-Linse u. s.\v.
Berichte über die ;\Iiltheilungcii von Freunden der NatHrwissenscbaltcn
in Wien. II. S. 200.
10
liermi!»cii sind mit kloiiieii kugeUorinig'eii Körpern au>Si;elTill(.
I'lbon solche kleine kuii,elförnii<!;e Körper iinden sich auch ym-
näclist der äussern und der inneren Oherlläche der Krystall-
Linse, Die letzte Bedeckung der Krystall-Linse endlich gleicht
die Unebenheit \Yieder aus. Der (Glaskörper zeigt keine so
deutliche faserige Structur wie die Krystall-Linse, ja sie
ist eigentlich noch gar nicht an ihm nachgewiesen , ob-
wohl mau nach H a n n o v e r's Vorgange eine gewissermas-
sen den Pomeranzen ähnliche keilförmige Zusammensetzung,
die aber weiter hinaus fortgesetzt zu dichotomiren scheint,
ziemlich deutlich erkannt hat. Man hat hier mehr haut- als fa-
serartige Lagen.
Die genauere anatomische Untersuchung scheint daher
wenig geeignet , die Ansichten zu begründen , welche Herr
Silber m a n n aufgestellt hat.
Herr J a m i n «} geht von einem andern Grundsatze aus,
nämlich von dem allgemeinen Polarisationsgesetze, wie es sich
beim Durchgange durch Glasplatten zeigt , die hier von con-
vexen und concaven Linsen ersetzt werden, mit denen die Bil-
dung des Auges — Hornhaut, Krystall-Linse — verglichen
wird. Auch hier darf ich einige Bemerkungen hinzufügen.
Es heisst daselbst: „Das gebrochene Bündel wird also in
„der Polarisationsebene zwei dunkle , mit ihren Scheiteln im
„Mittelpunkte zusammenstossende und nach dem Umfange hin
„breiter werdende Büschel darbieten, und in der darauf wiu-
„kelrecliten Ebene zwei helle Büschel von ähnlicher Gestalt.*"
In Beziehung auf diesen Satz muss bemerkt werden, dass die
hellen Büschel in der Richtung der Polarisationsebene, die
dunkeln aber in der Richtung senkrecht auf dieselbe erschei-
nen , also gerade umgekehrt von dem , was hier vorausgesetzt
wird. Alan wird also wohl weniger auf eine Durchgangs- als
auf eine Reflexions - Polarisation zu schliessen berechtigt seyn,
wenn ja der Vorgang im Auge selbst statliiiulet.
Ferner berechnet Herr J am in die Intensitäts-Unterschiede
für die Azimute von 0" und UO" ;iiif die Incidenzen von 20"
aj PoggüiidorllH Auiuilen IbiS. 5. LXXIV. S. 145.
II
uiul 25" von der Nctriiiale, das lici.ssl l'iir VViiikol«;i'ö.sscii der
Hiisclicl von 40" und 50". Daselbst sind sie Ireilicli merkbar,
aber die lliischel sind im («an/ien nicbt i^rösser als 5" , und
die Bildung- derselben muss noch dazu für einen Punkt auf der
llornliaul naeligcwiesen werden, der kleiner als Vs INHilimeler
ist, also daselbst einen Theil der Kugellläche derselben trillt,
die dureliaus nahe senkreelit auf der Sebeaxe stellt. (Der
Kri'immnngs-IIalbmesser derselben ^ 7 bis 8 Millimeter, und
die Hälfte jener ÜelVnung' vergliehcn, gibt schon ein Tangen-
lial-Verhältniss von 48 : 1 , welches einen Winkel von 88" 48,
für den ilussersten Umfang entsjiricht.)
Dass übrigens die verschiedenen Theile des Auges nicht
geradezu mit Linsen verglichen werden können, wenn sie auch
in» Ganzen allerdings die Form besitzen, und auch für die
Erzeugung von Hildcrn auf der Netzhaut als Linsen wirken, ähn-
lich den c-leichnamigen Bestandtheilen unserer künstlichen Seh-
Apparate, wiVd durch die fortgesetzten Bestrebungen der Ana-
tomen immer wahrscheinlicher. Linsen von Glas sind todte Mas-
sen, die Bestandtheilc des Auges aber sind, obwohl weniger
wechselnd als manche andere Körpertheile durch >\'achsthum
und Ausscheidung, doch innigst mit dem lebenden Köi'per ver-
knüpft. Selbst die Krystall-Linse hat zu äusserst eine Schicht
durchsichtiger, sehr kleiner, kugelförmiger Körper, sowohl auf
der äusseren als auf der inneren Kugelfläche , während man im
Innern derselben keine, sondern nur die Fasern anlriüt. Die
Kugeln sind zum Theil in eckiire Zellen geordnet, deren Mit-
telpunkt sie ausmachen ; vorzüglich sind sie gehäuft zunächst
dem Mittelpunkte der vorderen und rückseitigen Fläche der
Linse, in der weiter oben erwähnten Vertiefung. Die grössten
übersteigen nicht 0.04 Linien oder 0.09 Millimeter, aber die
meisten sind kleiner und von allen Abstufungen, so lange sie
noch erkannt werden können, blanche nehmen auch eine schlauch-
förmige Gestalt an, etwa so , als ob ihrer zwei sich vereinigt
hätten, und dann stellen sie schon die üebergangsform in die
Fasersubstanz dar. Die Kugeln sind von einer Flüssigkeit
umgeben, aber da sie in derselben sichtbar werden, so
muss ihr Lichtbrcchungsvcrmögen stärker seyn als das der
Fli'issigkeit.
12
Als ich Ja in ins Mitihcilani!; stiuUrtc, wollte mir indessen
der zur Hervorbringiing' von Büscheln angenommene grosse
Krünunungshalbmesser rür die Erklärung der Erscheinung nicht
genügen, weil doch die Büschel in der That viel kleiner sind.
Ja wenn man ganz kleine Kugeln annehmen könnte, diese von
dem einfallenden Strahl AB unter dem vollen Polarisations-
winkel ABC getroffen würden,
der dann auf die Rückseite D
einer andern Kugel fiele und
von dieser weiter in der Rich-
tung des ursprünglichen Strah-
les, also nach DE gefördert
würde. In der Ebene der Po-
larisation würde dann das Ma-
ximum, senkrecht darauf das
Minimum von Licht auf die
Netzhaut gelanget), und durch
die cumulative Wirkung vieler
kleiner Kugelapparate dieser Art der Büschel sichtbar werden.
Als ich kürzlich das Vergnügen des Besuches der Herren
Wilhelm Wert he im und Dr. Wedl hatte, belehrte mich
letzterer, dass wirklich solche Kugeln in der äussersten
Schichte der Krystall - Linse vorhanden seien, doch hatte ich
nicht nach allen nähern Verhältnissen gefragt. Ich fing an zu
berechnen, wie weit gleich grosse Kugeln dieser Art in einer
Ebene von einander entfernt seyn müssten um die verlangte
Wirkung hervorzubringen. Für den Polarisationswinkcl .4i/6'=y
und den Durchmesser der Kugeln = 1 wird die Entfernung
D ausgedrückt durch die Formel
j^ cos^ •? (1 + sin ij») — sin^ ^ (1 — sin ip) ^
sin- <j> — cos- (f
für Glas ist y = 56** 55', daher Z>=1074.
Aber man muss für die Kugeln , wie sie sich in der um-
gebenden Flüssigkeit befinden , die Rechnung führen. Den Bre-
chungsexponenten der letzteren kann man gleich dem der wäss-
rigen Feuchtigkeit, nach Brewster = 1.336«) annehmen, den
a) Herschel vom Licht. UebersetÄl von Selimidt. S. <ijS.
13
Drcchungsexponontoii «loi- Kugeln aloicli dem von Browster
in dem diclileslen Thcile der Krystall - Linse gefundenen
von 1.309.
Der Exponent für die Brechung ist dann — 1.047, und
der Polarisations - und Einfiillswinkel -- 40" 10'. Für diesen
Winkel ist aber die Enlfernung zweier gleicher Kugeln = 14.72.
Diese Betrachtung schien daher zu keiner günstigen Entwicke-
lung zu tuhren. Indessen bei einer neuen Besprechung mit Hrn.
Dr. VV e d 1 gab er die Auskünfte über die grosse Anzahl und
die Verschiedenheit in der drösse der Kugeln , so wie diess
weiter oben beschrieben worden ist. Bei der Verschiedenheit
der Durchmesser kann also allerdings diese zvveimali<>e Zurück-
werfuns: unter dem Polarisationswinkel leicht stattfinden , und
die in der Polarisationsebene und senkrecht darauf entgegenge-
setzte Wirkung der Liohtabsorption hervorgebracht werden.
Vieles Licht geht begreiflich auch unmittelbar hindurch , ohne
innerhalb der Kugelschiclit abgelenkt oder wie immer modifi-
cirt zu werden, daher auch die Büschel selbst so wenig Inten-
sität haben. Bei dem geringen Umfange der Einwirkung hat
diese BeschafTenheit der Krystall - Linse keinen störenden Ein-
fluss auf die Hervorbringung der Bilder von Gegenständen ,
vorzüglich auch desswegen , weil es nur das polarisirte Licht
ist, welches in den zwei senkrecht auf einanderstehenden Rich-
tungen eine Verschiedenheit der Wirkung zeigt.
Ich glaube in dieser Auseinandersetzung auf einen nicht
uninteressanten Weg aufmerksam gemacht zu haben, der zur
Erklärung des sonderbaren Phänomens der Büschel führen
könnte. Ohne die entwickelte Ansicht als durchaus annehmbar
hinzustellen, möge sie vielmehr als Anregung dienen, weiter zu
forschen. Vielleicht liesse sich auch im experimentellen Wege
Einiges erreichen , und auch dazu holfe ich , wird sich doch
wieder eine günstige Zeit flnden.
Die Structur des Auges wäre dann allerdings die V^eran-
lassung zur Bildung der Büschel, eben so wie ja die Structur
des Auges die IIervorbriii<>ung der Bilder der Gegenstände
selbst bedingt, aber auf eine andere Art, und in der That
übereinstimmend mit dem Princip der Erklärung im Allgemei-
nen , welche die Herren S i I berm a n n und J am i n ihren Ar-
beiltMi zum Gruiulc loglou , nbor docl» in der letzten Naehwei-
sunsi' wieder davon verschieden.
Es möge mir erlaubt seyn, hier noeli auf eine andere Art
von Erselieinungen hinzuweisen, die mit der Struetur des Auges
zusammenhängen , wenn sie auch ganz verschieden von den
übrigen Inhalt dieser Mitlheilung sind , aber in liinsicht auf
die Neuheit der Beobachtuns: und vürziiiilich darum hier eine
Erwähnung verdienen möchten, weil sie die RIaiinigfalligkeit der
Structurverhältnisse im Auge, welche sich in ihren Wirkungen
zeigt, noch mehr erweitert.
Man richte beide Augen gegen ein gleichCörniig helles Ge-
sichtsfeld , zum Beispiel gleichförmig grauen Wolkenhimmcl,
sodann bedecke man jedes Auge mit einer Hand vollständig,
bis zum gänzlichen Lichtausschlusse. Nachdem man einige Se-
cunden lang das Auge diesem Zustande angepasst bat , ziehe
man eine Hand plötzlich hinweg, so erscheint zunächst der
Gesichtsrichtung ein etwas he 11 er er Fl e c k, durch wel-
chen in der Form eines Andreaskreuzes zwei
hellere Linien hindurchgehen. Die letztern schneiden
sich unter rechten Winkeln in der Verlängerung der Seheaxe ;
sie schneiden unter Winkeln von 45" die Vertical- und Hori-
zontal-Linien. Die Erscheinung verliert bald an Lebhaftigkeit
und verschwimmt mit dem Eindrucke des übriü'en Gesichtsfel-
des. Verdeckt man das Auge, mit welchem man die Beobach-
tung* anstellen will, mit einem dunkeln, am besten blauen oder
violetten Glase, so ist der Gegensatz mit dem hellen Grunde
nicht so gewaltthätig , und doch sieht man die Kreuzlinie sehr
deutlich. Wird die Beobachtung bei rechts oder links geneig-
ter Lage des Kopfes angestellt, so erscheint das Liniensystem
ebenfalls geneigt , so dass bei einer Neigung von 45" die eine
Linie vertical , die andere horizontal ist. Zuweilen sieht man
zunächst dem Mittelpunkte noch einen hellen Ring, wenn etwa
das Auge durch einen dunkclfärl)igen Löwe'schen Ring ge-
reizt war, wie man ihn beim Durchsehen durch dunklere gleich-
farbige Mittel öfters erblickt «). Als ich die erste Nachricht
a) Vergl. Berichte u. s. vv. I. S. 77.
15
iibcr dieses Andreaskreuz - IMiiinomeii ü;al) f/), glaubte ich eine
Andeulunji,' von I\rkläruiig auf die Faserung- der Krystall-Linse
liegründen zu können. Spätere Rlilllieilungen von Dr. Wo dl
verlegen jedoch den sehr wahrscheinliciicn Ort der liildung des
Andreaskreuzes in die Hornhaut. Diese besteht nämlich aus
Fasern , die in verticaler und in horizontaler Uichtnng über
einander liegen. Fs wird dadurch eine Art von Gilter hervor-
iicbracht , in welchem die Diaironalen der enlsteiienden vier-
eckigen Uäume bei gleicher FrlüUung mit fasriger Materie das
Maximum von Licht hindurchlassen möchten.
V^on der Structur des Auges hängen auf diese Art dreier-
lei sehr verschiedene Frscheinungen ab : 1. Das gewöiinlichc
n i 1 d des Gegenstandes, rein objectiv, denn es wird eben nur
durch den Gegenstand, bei was immer für einer Stellung des
Auges hervorgebracht; 2. die hellen Kreuzliuien, fest im
Auge begründet, rein subjecliv, unabhängig von jedem Gegen-
stande ausser dem Auge ; 3. die P o 1 a r i s a t i o n s b ü s c h e 1,
durch die Natur der Lichtfläche, also ausserhalb dem Auge,
objecliv bedingt, aber ohne körperliche Wesenheit und erst
im Auge subjectiv zu einer Frscheinung gestaltel.
Was die letztere anbelangt, möchte ich aber gerne wei-
tern Untersuchungen die Fntscheidung über die Naturgemäss-
heit der Ansicht anheim stellen.
Ilr. Bergrath Ilaidinger thcilte ferner aus einem erst
am vorhergehenden Tage erhaltenen Briefe von Hrn. v. M o r-
lot aus Gratz die IVachricht mit. dass derselbe in dem Alpen-
kohlengebilde von Unlersteiermark einen Fund von Pflanzen-
a])drücken gemacht habe , der noch wichtiger zu werden ver-
spricht , als jener Fundort von Polyparien, dessen in der Sit-
zung vom 5. October Erwähnung geschah.
„Da ich," schreibt llr. v. IMorlot, ,,von vorne herein die
Massregeln vorliereitet hatte, so war es mir leicht auf IJn-
ger's Wunsch die Ausbeute durch meinen in Oberburg treff-
lich dazu abgerichteten getreuen Träger (der zufällig gerade
dort in Sotzka wohnt} zu veranlassen. Dieser hat nur einige
ii) Ucriclite u s. \v. H. S. 17b.
1()
Tage gcarltoilot , und da ihn ein Militärgeschäft nach Gratz
rief, so braclile er als Master drei Stück aus den 200 schon
gewonnenen mit, worauf Unger erklärte, dass Parschhig und
Uadoboj nichts dagegen seien, Dicolyledonen , herrlich schön
Hiit der Nervatur erhalten und ganzi neuen fremden Typus, an
Neuholland erinnernd , nicht nur neue Arten, sondern neue Ge-
schlechter, etwas Einziges in seiner Art und ein classischer
Fundort vor allen andern in der bekannten Welt. Goniferen,
Farren und eine Palme (vielleicht identisch mit der Ihrigen
von Muthmannsdorl^ die Unger ausgezeichnet schön präparirt
hat) hatte ich schon selbst mitgebracht. Es freut mich dieser
unvergleichliche Fund ausserordentlich an und für sich , und
dann auch, weil es mir Gelegenheit gab, Hrn. Prof. Unger
einen Dienst zu leisten , den er vor allen Andern zu schätzen
weiss ; es wird ihm dadurch ein ganz neues Feld zu seinen
Forschungen eröffnet , und ein noch viel eigenthümlicheres als
die tertiäre Flora, wie er selbst bemerkte."
Hr. V. Morlot hat ferner auch in den tertiären Schich-
ten sehr lohnende Fundorte von fossilen Pflanzen entdeckt, un-
ter andern bei Kainberg, drei Stunden von Gratz. Dort kom-
men die Blätter so vollkommen erhalten vor , dass sie Prof,
Unger unmittelbar von dem Stücke, wie aus einem Herba-
rium abheben konnte , um sie zwischen Glas und Glimmer, mi-
kroskopisch zu untersuchen. Eines derselben , mit prächtiger
Zellenstructur und Spaltöffnungen, erkannte Unger als eine
Wasserpflanze , am nächsten verwandt mit einer inländischen,
und nannte sie Potamogeton Morloti.
Diese schönen Entdeckungen beweisen, dass es nur an
dem Fleisse der Arbeit gelegen ist, wenn man sich Erfolge
sichern will.
Das correspondirende Mitglied, Herr Ritter Franz v, Hauer
begann in einem freien Vortrage einen allgemeinen Bericht über
die von ihm und Herrn Dr. Moriz Hörnes auf Kosten der
Akademie unternommenen Reise nach Frankreich und England,
als Vorbereitung zu den Arbeiten für die projectirte geogno-
stische Karte der österreichischen Monarchie. (Sitzungsbericht
17
I. litt., S. 107, 115, fll. Hfl. inalli. nat. Cl. S. 3.) Die von
Herrn IJer^ralli II a i <1 i ii " c r in der Sil/aiii"' vom 20. Juli aus
Hriefen der beiden Uei.senden vorläulii;; <i;ei''el)enen Notizen
(III. Ilft. S. 17(>) wurden vervollständiget. Kin Auszug' aus
diesen MiUheilungen des Herrn v. Hauer wird nach Heendi-
gung" derselben in einem s|)äteren Sitzungsl)erichtc gegeben.
Herr Custos-Adjunct Dr. Carl >Iori/, Di esing, wirkliches
Mitglied , überreicht nachstehenden Aufsalz :
Systematische U e b e r s i c h t der F o r a m i n i f e r a
m 0 n o s t e g*i a und B r y o z o a a n o p i s t h i a von Dr. Carl
Moriz Diesing.
I.
Bei meinem Studium der Infusorien nach Ehrenbcrg's Auf-
fassung* zum Behuf einer Zusammenstellung der Helniinli)en in
ihrem ganzen Umfange, hat es sich ergeben, dass ausser den
sclion von Burmeister *) ausgeschlossenen und den Crustaceen
einverleibten llüderthieren (Rotatoria), und von Kützing' ~) zu
den Algen gebrachten Familien der Stal)thierchen (Bacil/ariajj
noch die Familie der Wechselthierchen (Amoehtea), der Kapsel-
thierchen (Arcellinea), der Glockenthierchen (Voi'ticellina) und
der Panzer-Glockenthierchen (Op/iry(}i7iaJ, als nicht hieher ge-
hörig- auszuschliessen sind.
Die von Herrn Dujardin aufgestellte Gattung Gromia^)^ von
Herrn d'Orbigny *), dem Begründer der Classe der Foramini-
feren, in seine erste Ordnung Monosteffia gebracht, nimmt auch
Herr Ehrenberg- ^_), aber mit einem Fragezeichen in der tabella-
^) ßurmeister : Handbuch der Naturgeschichte II. Ahth. Zoologie 1837.
547 (Crustacea pseudocephala).
~) Kützing: Die kies eis chaligen Bacillarien oder Diatomen iSi4.
■') Dujardin in: Comptes reiidit des seances de l'Academie des sei. de
Paris 183:^. 338. — 183G. Fem-. — in .innal. des sc. nat. 1835. WS et
in : Ilist. nat. des Zuophijl. (Infus.) 253.
*) D'Orbigny in : Ramon de la Sagra hist. phys. et naturel (ForamitiiferesJ
1839. 2. •
^) Ehrenberg in: Ahhandl. d. königl. AUadem. d. Wissensch. zu Berlin
1838.
V. Heft. .Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. %
18
ri.scheii Ucbcrsicht der PoltjtJialtnit'n in die Fainllle der ? JMiH(f-
lina auf. — Groiiiia untersclieidet sich aber nur sehr unwe-
sentlich von DilTlugia Leclerc, die von Ehrenberi;' />u den Infu-
siousthierchen g"ebracht wird, nämlich nur durcii die anasloino-
sirenden Fortsätze des Körpers, so dass Gromia nur als Untcr-
g'attung' von Diffliif/ia betrachtet werden kann. — Das Thier
von Dif]lnf/iii hat aber die grösste Uebercinslinimung' niitAnioe-
ba und unterscheidet sich von dieser nur durch einen gepanzer-
ten Leib 5 und muss daher auch damit in eine Ordnung vereint
werden.
Aus einer solchen Verbindung der Familie der Wechsel-
thierchen und der Kapselthierchen mit jenen der Foraminifera
monostegia ergeben sich nun folgende Resultate:
1. Die Foraininifera monostegia sind mikroskopische Thier-
chen, welche die Grösse einer Linie nicht übersteigen.
2. Der Körper ist gallertartig, weisslich, meist durchschei-
nend mit sehr veränderlichen Fortsätzen, nackt oder gepanzert.
Der Panzer bildet eine einzige Höhle, ist häutig, kalkig oder
kieselig, und hat eine Oeffnung zum Austreten der Fortsätze des
Leibes.
f3. Der innere Bau ist zum Theil bei Amoeba durch Ehren-
berg ermittelt, und eine Mundöffnung, und ein mit blasigen Fort-
sätzen versehener Magen nachgewiesen , kein After. Von Fort-
pflanzungsorganen ist noch keine deutliche Anschauung, selbst nicht
von Eiern ermittelt.
4. Sie sind Bewohner des süssen und salzigen Wassers,
wo sie meistens zwischen dem Sande leben, nur eine von Valen-
tin aufgefundene, noch zweifelhafte Art, lebt zwischen den Blut-
kügelchen der Bauchschlagader (aorta abdominalis) der Forelle,
und wurde später von Gluge zwischen den Blutkügelchen des
Herzens des gemeinen Frosches aufgefunden. Einige wenige Arten
kommen auch fossil vor.
5. Die Zahl der Gattungen ist auf 7, und jene der Arten
auf 40 beschränkt. — Die Mehrzahl der Gattungen ist in Deutsch-
land und Frankreich beobachtet worden, und während Orbulina
universa an den Küsten des adriatischen Meeres, von Algier,
Teneriffa, den Canarischen Inseln, Cuha, Jamaica, St. Thomas,
Guadeloup und Martinique vorkömmt , beschränken sich die
19
lcl)eiulon Arien der Gatluni'' Oolina auf die inalouiniftchen Inseln,
J*(i(<i(/oni('n und eine von dOrhij^ny nocli niclil beschriebene Art,
auf Singaporc ; die zwei bis jelzt bekannten fossilen Arten kom-
men im Tertiaer-IJecken von Wien vor.
(J. Ist es nun auch erwiesen, dass die Anioehfpen und Ar-
cellinefen in die Ordnung- der Foraininifera iiionosfet/ia gebracht
werden müssen, so bh'il)t dennocli die Stellung- der Foramini-
feren im Systeme zweifelhaft. Von den frühem Systenialikern
wurden sie zu den Ccphaloftodcn gebracht, und selbst dOrbigny
wies ihnen in seinem ersten Werke *) diese Stelle an, dann er-
hob er sie zu einer eigenen Classe, welche er zwischen Radia-
ten und Molluscen reihte. — Ehrenberg endlich stellt sie zu
seinen IJryozoen.
Conspectus fjuiiilianim et generum.
Familia I. Ainoebcae. Corpus haud loricatum.
/. Anioeha. Processus ramosi numerosi.
Familia II. Arcellineae. Corpus loricatum.
* l'iopcssiis iiiiiciis siinidex.
II. Cyphidium. Lorica cubica; apertura marginali.
** Processus pliires simplices v. ramosi.
///. OrlniUna. Lorica sphaerica apertura circulari haud
prominula, poris niinutissimis sparsa.
IV. Arcella. Lorica discoidea; apertura ventrali centrali.
V. Trinema. Lorica ovoidea; apertura ventrali supera.
VI. Difßugia. Lorica ovoidea; apertura exacte terminali,
/. Eudifflugia. Lorica laevis , processibus non anastomosantibus.
//. Gromia, Lorica Ijevis , processibus anastomosantibus.
///. Euglypha. Lorica tubcrculata aut alveolata.
VII. Oolina. Lorica subglobosa, ovata aut clavata in Col-
lum teuue producta; apertura in colli apice.
*) D'Orbigny: Tableau method. de la Classe de Ccphalopodes. Paris 1826.
2, '
20
FORAHIMIFERA DORBIGNY.
(llliizopoda üujnrdin.)
ORDO I. MOMOSTKGA D'ORBIGNY.
Amoebea et Arcellinea Ehrcnherg.
Corpus niolle proccssubus (pseudopodiis Elirenbcrff^ variabi-
libus; loricalum aut lorica destitutmn. Tractus c iharius ano de-
stitutus. Lorica (s. testa Auct.^ unilocularis , calcarea, silicea,
aut membranacea, apertura unica corporis processus eniitens. —
Animalcula microscopica, solitaria libera, aquaruin dulcium et
maris incolae; rarissime endobia (?} nounuUae et fossiles,
Fainilia I. Amoebeae Corpus processibus variabilibus
ramosis hyalinis appeudiculatuiii; haud loricatum. — Tractus
cibarius ano destitutus.
Ehrenberg': Infusionsth. 125 — 126. — Dujardiu : Hist. natur, des Zoophyt.
226—231 (Amibiens).
I. AiiiOebii EHRENBERG.
Volvox Linne. — Vibrio Gmelin. — Proteus Müller. — Amiba Bory,
Character fainiliae eüani generis iiiiici.
1. Amoeba cliffliseiis eurenberg.
Corpus hyaliniim, processibus variabilibus subacutis longiusculis
validis. Longit. %8 — V24'"
Amoeba diffluens Ehrenberg: Infusionsth. 127. Tab. VIII. 12. — Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus. 31.
Amiba diffluens Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 233. Tab. III. 1.
(et conf. Amiba marina D. l. c. 233.)
Hahitaculum. Norimbergae (Rösel). — Hafniae (3Iüller). — Pa-
risiis (Borif de St. Vincent et Dujardin). — Berolini et
Catharinopoli ad Ural (Elirenberg). — Vindobouae, Majo
(Czermak et Riess).
2. Amoeba radiosa ehrenberg.
Corpus hyalinum, processibus tenuibus crebris acutis radialis
varians. Lonurit. ^l'"
Amoeba radiosa Ehrenberg : Infusionsth. 128. Tab. VIII. 13.
Amiba radiosa Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 236. Tab. IV.
2 et 3.
21
Ifnhitanthim. Hcrolini intor Lemiias, acslale (Ehrenhci'o).
Pai'isüs OctoLri ( /tujdrdin).
3. Alll4»cl>U iH'i0JCi*|»S EUREyBERG.
Corpus (lilute flavicaiis, procrssiffus variahilibus iiuinerosis cy-
liialriois crassis cl apii-e roluiulalis. Loiigit. Vi« — Ve'"
Ainoeba princeps Ehrenhery : Infiisionslh. 126. Tab. VIII. 10.
Ainiba princeps DujariUn : llist. »at. des Zoophy. (Infus.) 232.
J[(thit(iruluin. Hei'ülini , vere iiiter Naviculas (^E/irenbei'f/).
4. Anioeba verrucosa eure^berg.
Corpus liyalininn, proccssihus variabilihiis brevissimis, obtusis,
verrucosuin. Ijongit. V20'"
Ainopba verrucosa Ehreiihers ■ Infusionsih. 126. Tab. VIII. 11.
Ainiba verrucosa Diijurdin: llist. nat. des ZoopIn/(. (Infus.) 236.
Jlabitacuhiin. IJcrolini omni anni tempore (EhrcnbcrgJ.
5. Aiuoeba loiigipes ehrexberg.
Corpus hyalinimi processibus tenuilms loni:,issimis, singulis cor-
pore socpo quaterve longioribus, aculis. Longil. Vgg'"
Amoeba long-ipes Ehrenberg in: Bericht d. Berlin. Akadem. d. Wissensch.
1840. 108.
Hdbitaculum. Marc borcalc ad Cuxliavcn (Ehrenberg').
6. Amoeba liraeliiafa dvjardin.
Corpus subhyalimim, globosum , processibus 4 — 6 corpori su-
baeqiiilongis , apice iutcrdum bilidis. Lougit. Yi5q'"
Ainiba Lracbiata Dujardin : llist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 238. Tab. IV. 4.
Hubitacuhnu. Parisiis in infusione aiiimali (Dujardin).
7. Anioeha raiiio.sa dujardin.
Corpus hyalinum , globosum v. ovatum, processibus subsecun-
dis corpori nuilto brevioribiis. Longit. ^'-g'"
Ainiba raniosa Dujurdin: Hisl. nat. des Zonphyt. (Infus.) 239. Tab. IV. 5.
Ilabitacuhim. Cette, in a([iia slagnanle (Dujardin).
8. Ainoeba liiiiiax dujardin.
Corpus hyaliiuiin , utrinquc rotundalum , processibus paucissi-
mis. Longit Vsa'"
Amiba Limax Dujardin : Bist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 23!i.
JfabHaculuui. Parisiis, in aqua per oclo menscs cum plantis ser-
vata (Dujardin).
9. Ainoeba Ciiii^fiila dujardin.
Corpus byalinum orl)icuiare v. ovale, processibus subnullis. —
liono-it. Vv^-Va*'"
»>2
Ainiba Gutfiila Dujardin : Ilist, nat. des Zoophyt. (Infus.) 235.
Hahitaculuni. Parisiis in aqua paludosa ( Dujardiii).
Species inquireiida.
10. Amoeba liaeinatobia diesing.
Corpus hyaliuuin iilrinquo attenuatum , siirsum in processus
breves 1 — 3 productum. Longit. Yj^j, — Yi^^"'
lieber ein Enfozoon im Blute, Valentin in : Müllers Arch. 18il. 435. Tab.
XV. 16. et in : Annal. des sc. nat. XIV. 223. — Gluge in : Müllers
Arc/i. lSi2. 147.
Hahitaculam. Salino Fario, inter g'lobulos sanguinis aortae abdo-
minalis, frequens, in ventriculo quarto rarissime, Arctopoli,
Januario (Valentiji). — Rana esculenta, in sanguine cor-
(lis (Glugey.
Familia II. Arcellineae ehrenberg.
Corpus processibiis variabilibus appeiidiculatum , loricatum.
Ehrenberg: Infusionsth. 129 — 130. — Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus. Rhizopodes.) 240-^246.
!!• Cyphidiufn ehrenberg.
Corpus e loricae cubicae , depressae apertura marginali pro-
cessum unicum, siniplicissinmm , hyalinum exerens.
1. Cypliicliuin aureolum ehrenberg.
Lorica cubica gibbosa, aureola, processus corporis hyalinis. —
lionoMt. 1/ 1/ '/'
iJUllgll. /^g /gg
Cyphidium aureolum Ehrenberg • Infusionsth. 135. Tab. IX. 9. Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus. 31. — Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 247.
Habitaculum. Berolini , IMartio (Ehrenberg). — Vindobonae,
omni anni tempore (Czermak et Riess).
WIM* OrhuHna dorbigny.
Sphaerula Soldani.
Lorica calcarea spbaerica, irregulariter minutissime perforata;
apertura circulari.
1. Orbulina uiii versa d'orbigny.
Diameter y^>"
Orbulina universa d'Orbigny: Foraminif. fossil, du hassin. tert. de Vienne
23
llahUdculiim. In mari Adrialico, propre IVImini fSohlani) *}; ad
Algeriam (/rOrbif/ni/ f : ad TencrilVam (Iteruiul); ad Cu-
hani ") (de In Saf/ra) : ad Iiistil. (.'anaricnses (Wcbb et
Itt'i't ficht) : ad .Tainaioani : St. 'JMiomas, Guadcloiip et iMar-
lini([iie ( Fi-rdinaml ('(indr) — oiniiia in arcna, Fossilis in
arena tortiaria ad Hadcii in Auslrla ot Toroncina prope
Sienam in Hotruria (Eqiies de HuuerJ.
MV. AWl'Uft ElIREMiERG.
Corpus e lorica discoidea, de|)ressa apertura ventrali cenlrali ,
Processus variahiles nunierosns v. ramosos exerens.
1. Arc*«»ll;i viilj^-aris kuhesbbrg.
Lorica cainpanulato — orbiciilaris , hcniisphaerioa v. dorso am-
honala, lacvis , e granulis niininüs seriatis constiluta, flava
V. rul'o-rusca , processibus liyalinis. Longit. ^'loo~ylo"'
Aredia vulg'aris Ehrenhcrn : Inftisionsth. i.V.7. Tab. I.V. 5. — Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus. ,''l. — Dujurdiu : Ilisi. nai. des Zoophyt.
(Infus.) 247. Tab. II. 3—5.
Huhitaculum. Berolini omni anni tempore , et Tobolsk in Sibi-
ria Julio (Ebrenberf/). — Vindobonai^ vario anni tempore
(Czcrina/i et lliess). Parisiis. Januario (I)ujardin).
2. Areella aeiileata KniiKMiEna.
Lorica liemispliaerica, soepe difl'ormis niarg'ine aculeata, e fibris
baoillaribus brevibus (paleaceis) constans ; processibus
bvalinis. Loniiit. ad V' '" Tsine aculeis).
Arcellu aculeata Ekrenbery : Infusionsih. 133. Tab. IX. 6. — Vujarüin :
Hisi. nat. des Zoophyt. (Infus. 24*.^
Ilabitucuhnn. Berolini, JMarlio et Junio (E/ireuberg). — I'ari-
siis (Pujardin).
3. Ai'colla dciitaia EiuiEyBEiiG.
Lorica hemisphaerica, anguloso — polygonia hinc margine den-
tata, membranacea, homogenea, flavicans v. virescens, pro-
cessibus bvalinis. Longit. V48 — V20'"
1) Solduni : Testaceor/raiih. a anf>iihylo(jraph. parvac et microscop. I. 110. Tab. C'/W.
J. K. L. M. (SiiliaiMiilu polraea). — //. ö3. Tab. XV/f. Fig. 10. Tab. XMII.
Fig. A. (Sphacriila hispida).
~) liamon de la Sagra : Hist. phys. poUtiq. et nat. de flle de Caba- 3. Tab. I. 1. —
\dbb et Bcrlhelol: Hist. naliir. des lies Canaries (.VoUusc. et Furaminif.). 122. Tab. l.
24
Aredia dcntata Ekrenberr/ : Infusionsth. 134. Tab. IX. 7.
Hahiiaculum. Berolini , Julio (Elirenber<j).
V. THnenia dvjahdin.
Diiriug-i.a et Aredia? Ehrenberg.
Corpus 0 loinotac n)enibranaccac ovoideac apertura vcutraii sii-
pcra pi'ocessus variabilcs 2 — 3 filiformes, hyaliuos exerens.
1. Triiieiiia aeiiius dujajidin.
Lorica ovata diapliana, processibus filiforinibus hyalinis, loricac
longitiuliuis. Longit. ad y^g'"
Trinema acinus Dujardin in : Annal. des sc. nnf. 1836. V. Tab. IX: et
in Ilist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 249. Tab. IV. 1.
Difflug-ia Eiichdys Ehrenberg : Infusionsth. 132. Tab. IX. 4. — Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus. 31.
Hdbitacnlum. IJerolIni , aestate (Ehrenherg). = Parisiis , Ja-
nuario {Dujardin). — Vindobonae (Czermak et Riess).
Species inquirenda.
2. Trinema liyalina DiESiyG.
Lorica siibglobosa membranacea laevis, hyalina (apertura ventrali
supera?}; processibus hyalinis lorica brevioribus. Longit.
1/ 1' ///
/9G /48
Arcella? hyalina Ehrenberg: Infusionsth. 134. Tab. IX. 8. — Riess:
Beitr. «, Fauna d. Infus, 31.
Habitaculum. Berolini, Aprili (Ehrenberg). — Vindobonae,
Majo (Czermak et Riess).
VMc MMfflugia leclerc.
Melicerta Oken. — Alcyondla Raspail. — Tubularia Meyer. — Gromia
et Euglypha Dujardin. —
Corpus c loricae membranaceae ovoideae aut subglobbsae aper-
tura exacte terniinali processus variabiles numerosos, sim-
plices V. ramosos, hyalines exerens.
/. Eudifßugia D. Lorica ovata aut oblong a urceolaia lae-
vis : processibus ramosis cylindricis crassis non anastomo-
santibus.
1. Diffliig^ia (Euflifßugia) proteiforinis lamarck.
Lorica ovata v. snbglobosa lapillis aspersa, nigricans v. vires-
cens, dorso rotundata, processibus hyalinis singiilis denisque.
L40Ugit. corporis ad Vao'"
25
DifTliipia proleiforinis (Lvnnupohjpi) Lamnrck. — Ehrenher g : InfUsionsth.
i:Sl. Till. IX. 1. Hi'ess : Beitr. s. Fiiimu d. Infus, .'il. üujurdin :
Ilist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 24'J.
llahitaculum. l*i-ope Laval !ii fJallia (Ledere'). — Berolini
et Tobolsk in Sihiria ( E/irenherff). — Vindobouae
Aug'uslo, Soptcnibri et Octobri (Czcrniak et Jliess).
2. lliffliigia (Eii(lif/Iiif/ia) $>;l4»b(ilosa dijaüdix.
Loriea ovalis v. globulosa, l»riimiea laevis, processihus 2. — 12
hyaliüis validis roliindalis. — Longit. Yaa — Vs'"
DiHlug-iu globulosa Dujitrdin in : AnnaL des sc, nat. 1838. et in : Hist.
nat. des Zoophr/t. (Infus.) 2i8. Tab. II. 6.
llubitaeulum. Parisüs ( l)iijar<lin).
;j. Difnug^ia (Eudiffliu/ia) oblong-a EimEynERG.
Loriea ovato — oblonga, dorso rotuiidato, fuscoscens laevis,
proee.s,sibu.<i crassis 2 — f3, byalinis. — Longit ad y^^^"
DifTlugia oblonga Ehrcnherf/ : Infusionsth. 131. Tab. IX. 2. — Riess:
Beilr. c. Fauna d. Infus, 31.
Hahitdeuliim. Berolini inter Naviculas, vere (EhrenhergJ. Vin-
dobouae, IMartio (Czerindlt et J{ies,*i).
4. lliffliig^ia (Endiflhujia) aeiiiiiiiiata EimE^BERG.
Loriea ovato — • oblonga, dorso acunilnata, nigreseens v. virescens,
lapillis aspersa, |)rocessibus hyalinis. — Longit. ad i/g'"
Difflugia acuininata Ehrenberg : Infusionsth, 131. Tab. IX. 3. (soluin lo-
riea). — Ttujardin : Ilist, nat, des Zuophyt. (Infus,) 249.
llahitaenlum. l'rope Laval in Gallia (^Ledere). — Berolini
F eb ruario ( Ehren her f/J.
Jl. Growid Dujardin. Tjoriea .suhf/lnhosa laeiiia : processi-
ÄT/.s r(tmo,s-i.s filiformibvs lonfii.^simia anastomoftuntihus.
5. nirf[ii£;;ia ( Gromia) oviforniis DUJARDiy.
Loriea globulosa brunnea laevis, apertiira linibo elevato, processi-
hus longissiinis filirorniibus ramosis anasloniosantibus hyalinis.
— Longit. 1/2 — 1'"
Gromia oviformis Dujardin in: Annal. des sc. nat. 1835. IV. 3i3, Tab.
IX. 1, 2. — Ilist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 253—2.55, D'Orbigny:
Foraminif. foss. du bassitt tert. de Vienne 20.
Ifabitaenliim. Tele Marlionis, prope Cette et Calvados inter
plantas marinas ( Dujardin ),
2()
6. Hiffliigia (Gromia) lliiviatili.s diesIng.
Lorica suhülobosa, brunnc.i, laevis, processibns palinatis longissi-
niis liiiroi-mihiis raniosis anastomosantihus, hyaliiüs. — Lon-
&''■• /24 .'8
Gromia fluviafilis Dujardin: Hist. nat. des Zoophijf. (Infus.) 255. Tab. IL
I. a. h.
Hubitacühnn. Parisiis cum Ceratopliyllo (Ditjardin).
III. Eiff/li/pha Diijardin. Lorica svhovata , tuhercnlis aiit
aJveolis pnli/(/onis oblique spirnlibus, apertura crenulata, pro-
cessubifs simplicibiis subulatis.
7. Oiffliig'ia (Eufflifpha) tuberciilata diesing.
Lorica liyaliiia v. fusca, tuberculis rotundatis oblique spiriilibus ;
processibus subulalis byaliuis. — Longit. 7,5'"
Euglypha tuberculata Dujardin : Hist. nat. des Zouphyt. (Infus.) 251.
Tab. IL 7—8.
Habitacnlum. Tolosae in paludosis cum plantis aquaticis (Du-
jardin).
8. Wifiliigia (Euf/It/pha) alveolata diesing.
Lorica hyalina , alveolis hexagonis oblique spiralibus. — Loa-
Eug'lypha alveolata Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 252. Tab.
IL 10. (solum lorica).
Habitacuhnn (Dujardin).
9. Difflug^ia (Euf/lqpha) Diijardiiiiaiia diesing.
Lorica liyalina alveolis rhomboidalibus oblique spiralibus, re-
trorsum apiculis quiiique coronata. — Longit. y^k"
Euglypha alveolata Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 252. Tab.
IL 9. (solum lorica).
Habitaculum (^Dujardin).
Species inquirendae.
10. Diffliig'ia (Euglypha) spiralis ehrenberg.
Lorica subglobosa spiralis , superficie inaequali , processibus
numero variis byalinis. — Longit. Yog"'
Ditriugia spiralis Ehrenberg in : Berieht d. Berlin. Akadem. d. Wissensch.
1840. 199.
Habitaculum. Berolini (Ehrenberg).
11. I>iff1us;ia (Eugli/pha) Ainpiilla ehrenberg. .
Lorica byalina, oblonga clavata , punctorum seriebus obliquis
eleganter notata, apertura ovata. — Longit. ' „g"'
*>7
Difi'lufjia Aiii|Mill;i Khrenberg in : Bericht d. Berlin. Akadem. d. Wlssensch.
Jfi40. l'J'J.
Iffthifdctilum. Salisbiiri^i CWcrneck^.
VMW. €P0ßiina dohjugisy.
fjorica silicoa, suhnlobosa, ovala aiit clavaeformis, in col-
iiini lenue producta •, apertura circulari in colli apice.
'"' Corpus et Collum laeve.
1. Ooliiia iiioriiata n'onnwNY.
Lnrica elongato — subglohosa , lacvis, alba transpareus ; collo
brevissinio , apertura circulari. — Longit. y^-"
Oolina inornata dWrbiffny in : Voyage dans VAmer. merid. V. (5. l'urt.
Foramini f.) 21. Tab. V. 12.
Itabitaculuni. Ad insulas Maluinas in arcna (d''Orbi(/ui/).
2. Ooliiia laevi^ata n'oitniayy.
Lorica ovata , lacvis alba transparens ; collo brevi, apertura
circulari. — Longil. V,o"'
Oolina lacvi^ata dHJrhigny in: Voyagc dans VAmcr. merid. V. (5. Pari.
Fortiminif. 19. Tab. V. .?.
Hahitanilum. Ad insulas Maluinas, in arcna raro ((VOrbi(/njj).
3. Oolissa eoiiipi'e.«>.«ia D'OJiHiayY.
Lorica ovata compressa niarij,ine limbata , laevis, alba transpa-
rens; collo brevi, apertura circulari. — Longit. Vjo'"
Oolina coniprossa dWrbi(ju}i in: Voyaye dans VAmer. merid. V. (3. Part.
Foraminif. — 18. Tab. V. 1 — 2. et : Foraminif, fossil, du bassin
tert. de Vienne 23. Tab. X\I. 1. 2.
Hahitaculum. Ad insulas Maluinas , et ad Patagoniam me-
ridionaleni in arena, rarissinie (dOrhiyuy^.
4. <loliiia C'lavata ironiiiaNY.
Tjorica subclavala acuniinata, laevis ; collo long-issimo, apertura
circulari llnibo cincta. — Longit. Vg'"
Oolina clava(a dUJrbif/ny : Foraminif. fossil, du bassin tert. de Vienne
22. Tab. I. 2. .?.
Jfabifaculurn. In arcna tertiaria ad IJadcn in 7\ustria infcriori
(Eques de Hauer).
** Corpus aut colluni striatuni, costatuni aut alveolatuni.
5. Oolina sfriatieollis doiibigisy.
fjorica ovata. lacvis alba transparens, retrorsum longitudine
breve striata, apiciilis 5 — 6 coronata; coUo longo ()l)ru[ue
striato , apcrturn circulari. — Loiiglt. ig'"
Oolina striaticollis (COrhigny in: Voyage dans VAmer. merid. V. (5. Part.
Fornminif.) 21. Tab. V. li.
lidbilncuhim. Ad insulas Maluinas in arena (d^Orhigm/).
6. Oolina striata D'onnic.xY.
Lorica suhsphaerica , alba, longitutUne subtiliter striata; collo
longissimo laevi, apertiira circulari. — Longit. y^'"
Oolina striata d^Orbigny in: Voyage dans VAmer. merid. V. (5. Pari.
Fornminif.) 21. Tab. V. 12.
Huhitaciihrm. Ad insulas Maluinas In arena, rara (fVOrbif/iiy).
7. Oolina cauclata d'orbigny.
Lorica clavata breve caudata , longitudine striata , striis sur-
sum evanescentibus, alba transparens, collo mediocri, aper-
tiira circulari. — Longit. Yg'"
Oolina caudata d^Orbigny in: Voyage dans VAmer. merid. V. (5. Part.
Foraminif.) 19. Tab. V. 6.
Hahitaculiim. Ad insulas Maluinas, in arena, rara (d'Orbif/ny).
8. Oolina raricosta dwrbigny.
Lorica ovata, retrorsum truncata, alba, longitudine costata,
costis 8 — 9 elevatis; collo mediocri, apertura circulari. —
Longit. 1/,'"
Oolina raricosta d^Orbigny in: Voyage dans VAme'r. merid. V. (S.Part.
Foraminif.) 20. Tab. V. 10 et 11.
Habitaculum. Ad insulas Maluinas, in arena (fVOrbigny).
9. Oolina Vilardeboana d'oiibigny.
Lorica ovata, alba, longitudine costata, costis 20 — 25 ele-
vatis ; collo brevi, apertura circulari. — Longit. i/,"'
Oolina Vilardeboana d'Orbigny in : Voyage dans VAmer. merid. V.
(5. Part. Foratninif.) 19. Tab. V. 4. 5,
Habitaculum. Ad insulas Maluinas, in arena ((VOrbigny).
10. Oolina Isabella d'orbigny.
Lorica globulosa, alba, longitudine costata, costis 13 — 14 ele-
vatis; collo mediocri, apertura circulari. — Longit. i/g"'
Oolina IsaLella d''Orbigny in : Voyage dans VAmer. merid. V. (5. Part.
Foraminif.) 20. Tab. V. 7. 8.
Habitaculum. Ad insulas Maluinas, in arena fd'Orbifjny}.
11. 0(»liiia llaitliii^ori czjzek.
Lorica oltloii^o- i^lohosa , luui;itu(liii(' suhliiilci* costala; rollo
hiH'vi, laevi , apcrtura cinMilari. — Longit
Ouliiia Ilaiding'eri Cijick in: Ilaidiuf/cr'S Xitdiryesch. Abhundl. //. IJO.
Tab. XII. 1—2.
//uhifanihi)». In niarga j)lasti('a ( Trf/rlJ forinalionc icrüaria,
propc iMöllersdorf ii» Ausiria inforiori. (E</. de J/auer.y
12. Ooliiia itlelo n'onnrd.M.
Lorica giol)ulo.so - ovala , alba diaphana , longitiulinc alveola-
ta ; collo suhmiUo , opertura circuiari. — Longlt. '/g"-
Oolin.i Melo tVOrhigun in : Voyage dans VAtner. merid. V, (.5. Part.
Foraminif.) 20. Tab. V. 9.
Hahitaculum. Ad iiisulas iNIaluiiias ((t Orbigjiy).
II.
Die Gruppe der polygaatrischen Aiiopisthien die eine
grössere Verwaudlscliafl mit den lirifozooen als den Infuso-
rien zu haben sclicint , ist durch einen glückenrönnigen , halh-
kugligen , oylindriselien oder trichterrörniigen Körper, der un-
gepanzert oder gepanzert , und an seinem Hände mit schwin-
genden Wimpern besetzt ist, ausgezeichnet. Die gesciiiedene
>Iun(l- und AfterötTnnng des traubenförmigen Magens, liegt in
einer gemeinschal'tlichen Grube des Körperrandes. Alle sind
Zwitter, eine weibliche Eiermasse, mannliche Sameudrüse, und
eine contractile Blase sind nach Ehrenberg die Bestandthcile.
An allen Galtungen ist freiwillige Selbstlheilung beobachtet.
Eine dritte Fortpllanzungsart ist Knospenbildung. Sie sind Be-
wohner des süssen und des salziüen Wassers.
Sie zerfallen nach der Bildung des iMundes der entweder
ringförmig oder spiralförmig ist, in zwei Abtheilungen; und der
Körper jeder Abtheilung ist entweder ungepanzert oder ge-
panzert.
Die ringmündigen ungepanzerten, haben meist einen glo-
ckenförmigen oder halbkugeligen Leib, und bilden die Familie
der (ilockiMithierchen ( Vorticellineae) : und sind in Folge einer
unvollkommenen Selbsttheilung oft Strauch- oder baumartig
verzweigt, oder Einzellhiere; frei oder angeheftet.
30
F.ino merkwürdige Wiedcrliolun«;' der (Jloekenlliicrrlioii in
der Tüialfonii, bilden in der Classe der Zioocorallie?!, die erst
kür/Jich an den Küsten von Norwegen und ScliolUaiid entdeck-
ten Gattungen PediceUhia Sars , und Forhesia («oodsir. — *}
Der Körper in beiden Gattungen ist glookenrörmig , der Rand
statt Wimpern mit zurückziehbaren Fühlern bekränzt, und mit-
telst eines geraden oder spiraHormigen Stiels angeheftet. Der
Stiel der Forhesia formosa erreicht die Länge von 5 Zoll, bei
einer Länge des Körpers von 1 und der Breite von Va Zoll.
Die ringmündigen, gepanzerten, haben einen glockenför-
migen , trichterförmigen seltner cylindrischen , gestielten oder
ungestielten Leib , und bilden die Familie der Panzerglocken-
thierchen (^Opfii'idineae). — In Folge einer vollkommenen
Selbsttheilung des Körpers , aber unvollkommener des Panzers,
bildet eine Gattung ein kugliges gemeinschaftliches Gehäuse
(synoecesium) ; die übrigen sind Einzelthiere frei oder an-
geheftet.
Nach einer wiederholten Untersuchung des Baues von
Ophridium versatile glaube ich richtig beobachtet zu haben,
dass das kugelförmige gemeinschaftliche Gehäuse aus langge-
streckten gallertartigen Röhren besteht, welche an der Ober-
fläche mit stumpfer fünfeckiger Oeflfnung münden, in diesen
Röhren befinden sich die von einem gemeinschaftlichen Panzer
eingeschlossenen Thierchen, die an der Ausmündung zu 1 — 2
eingebetet liegen , und durch die grünliche Färbung leicht
erkenntlich sind. — -
Die spiralmündigen, ungepanzerten Anopisthien sind meist
trichterförmig, ungeschwänzt und stiellos, frei oder am Grunde
durch eine Art Saugnapf angeheftet ; die schwingenden Rand-
wimpern länger als die auf der ganzen Oberfläche des Kör-
pers vertheilten. Sie bilden die Familie der Trompetenthier-
chen (Stentorineae). In Folge einer vollkommenen Selbstthei-
lung sind sie Einzelthiere.
Die letzte noch nicht völlig ermittelte Familie bilden die
Panzertrompetenthiere (Scyphidieae). Sie ist auf eine von
1) Goodsii- in : Annais of nat. hisf. 184S. XV. — Forbesia formosa 380
Tab. XX. 4. — Pedicellina echinata Sai-s. 3S1. Tab. XX. 5.
31
Herrn Diijardiu aiifgoslclllc neue G.iüung' Scypliidia bei:rüiMl(.'l,
die nur in dtT riclili,i;iMi ^'orau.s,selz^m^• einer s[»irairörniiü,en
Mundöllnnnir als sulche ihre Anerkennniiii" findet.
Die 4 Familien der Annpiathin} sind anf lo Ga(tuni;'ea
und 5(5 Arien beschränkt; und ihre geographische Vcrhreitnng'
ist in Kuropa. Asien, Afrika und Amerika heohachtcl.
Cüiispcctus faiiiiliiiriiin et geiieriiiii.
Vribus M* AspifOSfOinne* Apertura oris haiul
spinilis.
Faiiiilia I. ^'orü<*ollinoac. Corpus lorica destitulum.
* l'urpus pedicelliiliim.
/. Carcheslum . Corpora uniformia. Pedicellus spiralis ramosus.
//. Vorticella. Corpora uniformia. I'ediccilus spiralis simplex,
///. EitisttjUs. Corpora uniformia. Pedicellus rigidus.
IV. Xioolhumnmm. Corpora diversiformia. Pedicellus spiralis.
V. Opercularin. Corpora diversiformia, operculata. Pedi-
cellus rigidus.
** Corpus liaud pediceüatnm.
VI. UrocentriDt). Corpus caudatum.
VII. Trirhoflina. Corpus ecaudatum.
Faiiiilia II. Ilplirycliiifae. Corpus loricatum.
* Aiiimalciila in syiioecesium coiisociata.
VIII. Ophrj/dimn. Corpus pediccilo destitutum.
** Aiiimakiila in synopcesium liaiid consociata.
IX. Tintinnv.9. Corpus intra loricam haud slipitatam, pedi-
cellatum.
X. Cotlutrnia. Corpus intra loricam haud stipitatani, pedi-
ccilo destitutum.
XI. Vaf/inirola. Corpus intra loricam stipitatani, pedicello
destitutum.
T'rihus MW. Mpirostomite. Apertura oris spiralis.
Faiiiilia III. .^tciiforiiK'ae. Corpus haud loricatum.
XJI. Stcntor. Corpus pediccilo destitutum ecaudatum.
Faniilia IV, .^cj^pliidieae. Corpus loricatum.
XIII. Scjjphidia. Corpus pedicello destitutum, ecaudatum.
BRYOKOA. ANOPISTIIfA.
(PoI>'gastrica anopisthia.) KHRENBERG,
Corpus molle , hemlsphaericiiin, canipanulatuni, suLcylindricum,
aut iufundibulifonne, liinbo ciliis vibraulibus coroiiato ; loricatum
aut lorica destitutum. — Tractus intestinalis racemoso ramosus
ramis apice bulloso iiiflatis (veutriculi Ehreriher(f)'^ uvaeformis.
Oris anique apertura discretae in fovea conunuiü marginis sinus
frontalis locatae ; ore spirali aut noii spirali. — ■ Aninialcula ut-
plurimum niicroscopica plura jiincta aut solitaria, aflixa aut li-
bera. Aquarum dulcium et niaris incolae.
Trihus I. Aspirostonme. Apertura oris haud
spiralis.
Faiiiilia I. Vorlicelliiieae. ehrenberg ex parte.
Corpus campanulatuin lirribo ciliato , caudatum aut ecaudatuin,
pedicellatuni aut pedicello destitutum; haud loricatum. Aper-
tura oris non spiralis. — Animalcula imperfecta divisione
spontanea fruticulosa soepe socialia aut solitaria, aflixa aut
libera.
Vorticella. Ehrenberg. Infusion sthierchen exclus, gen. Sfentor) 259 — 261.
— Dtijardin : Hisf. naf. des Zoophyt. (Infus.) 532 — 538.
I. Carchesitun. ehrenberg-
Sertularia, Isis et Vorticella. Linne. — Brachionus. Pallas. — Cam-
panella. Goldfuss.
Corpus uniforme — campanulatum, limbo ciliato ; prima aetate
spontanea et imperfecta divisione longitudinali pedicellatum,
pedicello in spiram subito flexilem ramoso , post primam
divisionem spontaneam solutum solitarum liberum. Gemmi-
pare. — (Vorticella fruticulosa.)
1. Carchesium pol^pinum. ehrenberg.
Corpus conico — campanulatum, album, sursura late truncatum
limbo prominulo. Friiticulus subumbellatus. Longit. corp.
1/ 1/ '/'
/48 /S6
33
Carchesium polypinum Ehrenlier;/ : Infusionsth. 278. Tab. XXV J. /». —
Riess: Beitr. z. Fauna d. Infus. 3(i. — Schmarda: Klein. Iti'ifr. s.
iS'uturgesch. d. Infus. 3S.
Vorticolla ramosissima Dujardin : Ilist. nat. des Zoophyt. (Infus.) .I.'»!.
Tab. IV. 11.
Ilahildculum. In llollandia ( Lecuirenlioek) ; in Anglia (Baker
et VarU'i/): in Suocia (Linne): in Dania (Müller); in (ial-
lia (liori/ de St. Vincent et Dujardin} ; in Ilalia (Colombo
et Spalanzani) : in IJavaria (ScJiranI:) : in Borussia (E/tren-
her(i): in Auslria (Czermah. Iliefin et Schmarda) ; in aqua
(lulci^ ctiani in aqua niaris fJallici et Germanici.
2. Carehesiuiii Hpeetaliile EimEyuERG.
Corpus conico — canipanulatuni, albuni, sursuni dilalalum. Fru-
ticnlus spcciabilis oblique conicus. Longit. frutic. ad 2'"
Der kleine gescllig'e, becherförmige Afterpulyp. Rösel: Insecienbelusi.
III. 597. Tab. XCVII. 3.
Vorticella spoctabilis Bor;/ in : Encycl. meth. 1S24. 7S6.
Carchesium spectahile Ehrcnho-f/ in: Bericht d. Berlin. Akadem. d,
Wissensch. Novemb. 1840. 199.
Ilahitaculum. Norinibergae (Hö.sel). — Parisiis (liorij de St.
Vincent) : lierolini (Elirenhcrg).
3. Careliesiuin py^niaeuiii EiiREyBERG.
Corpus ovato — canipanulatuni , albuni , sursum paruiti dllatatum.
Fruticulus parvus bilidus raro quinqueddus. — Longit.
corp. %e"'
Carchesium pygmaeum Ehrenberg in : Bericht d. Berlin. Akadem. d.
Wissensch. Movemb. 1840. 109.
Hidtitaculum. Cyclops quadriooi'uis, corporis superficies, Bero-
lini (Ehretibery).
MM, Jovticeila linne et ehren u erg.
Hydra et Vorlicella Linne. — ßrachionus Pallas. — Ecclissa Moder.
— Enchelys Müller. — Urceolaria Lamarck. — Carchesium
Ehrenherg.
Corpus uniforme — campanulatuni , liinbo ciliato ; prima aetate
spontanea et imperfecta divisione longiludinali podicellatum,
pediccUo in spiram subito flexili nunquani ramoso, post pri-
mam divisionem spontaneam solulum solitarium liberum. 7^«r-
titio longiludinalis v. transversalis et gcmmipara. — (Car-
chesuiuni non fruticulosum).
V. Hoft. Sit/.b. (1. mnthem. naturw. Cl. 3
34
1. VorUeella nebulifera müller.
Corpuft conico — cainpaiuil;»luin limbo proiiiinulo dilaiato, album,
conlraetiim iinnuUs imllis. — Loiigit. corp. y^g — y^^"' , pc-
tlicello corpore 4 — 5 longiore, 6 — 10 spirali.
VorticelLa ncl)iilifera. Müller. — Ehrenberg : Infusiunsth. 270. Tab. XXV.
1. — Rtess : Beitr. s,. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin : Ilist. nat.
d. Zoophyt. (Infus.) 557. — Schmardai Kleine Beitr. z. Naturgesch.
d. Infus. 38.
Hahitacnlum. Göttingae (ZTnffer). — Noriinbergac (^Rösel). —
Halniae (HfüIIcr). — Parisiis (^Bory de St. Vincent). —
Ncapoli ((^avolini). Dongolae et prope Tor ad Sinai in
Arabia (Ifemprich et Ehrenberg). — Beroliai et Catliarino
poli (E/irenberg). — Vindobonae Aprili — Auguste (Czer-
mak , Riess et Schmarda).
2. Vorticella citrina müller.
Corpus hemisphaerico et conico campanulatum limho patente, ci-
trlnuni, contractum annvUs nuUis. — Longit. corpor. ygg— Vis'"
pcdicello corpore 3 — 4 longiore.
Vorticella citi'ina Müller. — Ehrenberg: Lifusionsth. 271. Tab. XXV. 2.
— Riess : Beitr. a. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin : Hist. nat. des
Zoophyt. (Infus.) 555. Tab. XVI. bis Fig. 1. — Schmarda: Kleine
Beitr. «. Naturgesch. d. Infus. 38.
Habitaculum. Ilafniae (^Müller). — Berolinl inter Lemnas (Eliren-
berg). — Vindobonae, Aprili ad superficiem Cyclopis (Czer-
mak et Riess) — 01omutz,ii, Augusto (Schmarda).
3. Vorticella Cainpanula ehrenberg.
Corpus hemisphaerico — campanulatum limbo vix patente, albo-
coerulescens , contractum annulis nuUis. — Longit. coi'por.
Vio'" pedicello corpore 6 — 7 longiore.
Vorticella Campanula Ehrenberg: Infusionsth. 272. Tab. XXV. 4. —
Schmarda : Kleine Beitr. z. Naturgesch. d. Infus. 38.
Vorticella lunaris Müller "i — Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.)
554. Tab. XIV. 12.
Habitacvlum. Hafniae? (Müller). — Parisiis? (Bory de St.
Vincent et Dujardin). — Prope Conegliano in lialia (Co-
lombo), — Berolini (Ehrenberg). — Vindobonae vario
anni tempore (Schmarda).
35
4. Vorticella liaiiial» KiinEyisEiw.
Corpus ovatuin ulrinquc aücnualuin cani[iaim!alum, linibo vix
patente, hyalinum, cotitractum annuJis nuUis; pedicelln ob-
lique aiTixo ideoquc liamato. — Longit. corp. Vis'" P^*''"
eello corpore pariini lougiore.
Vorticella liamata Ehrenberg : InfusivnsÜi. 273. Tab. XXV. 5. —
Sckmarda : Kleine ßeitr. z. l\a(urgesch. d. Infus. 38.
Ihihitaculum. Üerolini, Jamiario et Junio (Ehrenherfß.—Ww-
dübonae, Majo (Sc/ntuirda).
5. Vortie«»lla patellina mCller.
Corpus heniisphaerico — campaimlatum , limbo patcntissimo in-
lerdum retlexo, albuin , contractum unnuUs nullis. — Lon-
git. corpor. i/g^'" pcdicello corpore 6 — 7 longiore.
Vorticella patellina Müller. — Ehrenberg : Jnfusionsth. 273. Tab. XXVI.
2. — Iliess : Bcitr. s. Fauna d. Infus. 30.
Huhitaculum. Hafniae (Müller). — Berolini (Ehrenberg). Vin-
dobonae (Czermak et Ries'.'i}.
6. Vorticella pieta EimEyBEiiG.
Corpus ovato — conicuin cainpamilatum, Ihuho paruin patente,
hyalino — albiini, conlractmn tmnulis nullis; pedicello snh-
tilissime rubro puuctato. — Longit. corpor. Voe — Vis'" P*^"
dicello corpore 4 — 5 longiore.
Vorticella picta Ehrenberg: Infusionsth. 275. Tab. XXVJ. 4. — Du-
jardin : Jlist. nut. des Zoophijt. (Infus.) 5G0.
Ifdbitaculum. Berolini ad Salviniani nalanten» (Ehrenberg).
7. Vorticella Convallaria. ll\ne.
Corpus ovato — conicum canipanulatum, Ibnbo parum patente,
hyalino — albuni , contractum annulatum. — Longit. cor-
por. Ygg — y,^'" pedicello 5 — 6 longiore.
Vorticella Convallaria Linne. — Ehrenberg: Infusionsth. 274. Tab. XXVI.
3. — Iliess : Beitr. z. Fauna d. Infus. 36.
Vorticella inrusionum Dujardin ? Ilisl. nat. des Zoophyt. (Infus.) 558.
Tab. XVI. 5 et 9.
Habitaculum. Per totam Euroj)ain et in Sibiria Asiatica obscr-
vatum.
8. Vorticella iiiicrostonia. EiinEXBEnG.
Corpus ovatum utrinquc angustatuni cain|)anulatuni, linibo haud
patente, cinereo — albuni, contractum annulatum. — Lon-
git. corpor. Yjg, — Voq'" pedicello corpore 5 — 6 longiore.
3 *
36
VorliecUa inierostoma Ehrenherti : Infusionsih. 272. Tab. XXV. 3. —
Riess : Beitr. z. Fauna d. Infus. 36. — Sehmarda : Kleine lieitr. 3.
Naittrgesch. d. Infus. 38.
Hubilaniluin. Landshutae (^Scliratik). — Bcroliiii et ad Ural
(Efirenbci'ff). — Vindol)onae Aprili et Septembri (Czcr-
mak et Riess); ia infusioiiihus putridis (Sehmarda).
9. Vorticella clilorojstig-ma ehrenberg.
Corpus ovato — conicum campanulatum , limbo patente , ovario
vii'idi , contractum annulatuni. — Longit. corpor. y„o"' pe-
dicello corpore 4 — 5 longiore.
Vorticella fasciculata Müller 1 — Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) .555.
Vorticella chlorostigma Ehrenberg: Infusionsth. 273. Tab. XXVI. 1. —
I}iess : Beitr. z. Fauna d. Infus. 36. — Sehmarda : Kleine Beitr. «.
Naturgesch. d. Infus. 38.
Habitaevlvm. Ilafniae ? (Müller). — Parisiis? (Bory de St.
Vincent). — Berolini (Ehrenberg). — Vindobouae, Julio
et Octobri (Czermak, Rie.ss et Sehmarda).
Ell. EpisitßiiS EHRENBERG.
Hydra et Vorticella Linne. — Volvox ? Midier. — Brachionus Pallas. —
Carnpanella Goldfuss. — Myrtylina et Digitalina Borg.
Corpus uniforme — campanulatum limbo ciliato , prima aetate
spontanea et imperfecta divisione longitudinali pedicella-
tum, pedieello rigido simplici aut ramoso, continuo aut ar-
ticulato, post primam divisionem spontaneam solutum, soli-
tarium liberum. Gemmipara.
"' Peilicellus arfciculatus.
1. Epistylis Oalea ehrenberg.
Corpus conico — campanulatum , plicatile, hyalinum, limbo haud
patente, ore Ifiterali rostrato. Pedicellus fruticulosus cras-
sus articulatus. — Longit. corpor. Yj^"'; fruticulus 2.'"
longus.
Epistylis Galea Ehrenberg : Infusionsth. 280. Tab. XXVII. 1. — Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus, 36. — Dujardin ; Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 542. — Sehmarda : Kleine Beitr. z. Naturgesch. d. Infus. 38.
Habitaculum. Berolini Augusto ad Ceratopbyllum (Ehrenberg).
Vindobonae Aprili et Junio (Czermak., Riess et Sehmarda).
37
2. Kpistj^ii.s leiicou KnnEynEiin.
Corpus lalc cainpanulalum , liinbo liaud paleiitt', liYalinum ovu-
lis albis. PcdiceHua eroctus iniiius strlcliis, rainosus, sur-
sum breve arliculatus. — Longit. corpor. i/j, _ i j^,-" fruti-
culus ad i/„"' longiis.
Epislylis loucoa Ehraiherfj : liifusivnstk. 283. Tab. XXVIII. 3. — Du-
jardin: Illst. mit. des Zoophyt. (Infus.) .54/.
Jfahitdculum. llariiiae? (.Willer). — lierolini , Jamiarlo (^Ehren-
bcrg).
3. tvpistjlis Ix'rlKMMforiiil.s EiinEyBEiw.
Corpiia ohlonguin cylindrico — campanulatuin, album. PediceUun
dichotoimis articulatus striatus sursiiin iiicrassalus. —
Lon!i;it
Der borhersheerartige Afterpolj-p. Röscl: Insectenhelust. III. 613.
Tab. XCIX.
Epistylis berberiformis Ehrenberi) in: Bericht d. Bert. Akadem. d.
Wissensch. 1840. 99.
Jiahitaculfon. Ilydroporus Hallcnsis (Itösel). — Cybister Rae-
selü, corporis superficies, Berolioi (Ehrenherg).
4. Fpi.st^li.s li«^riu>^ariini kollar.
Corpus longe — canipaiiulatuni, limbo patente, ovulis viridibus.
PediccUus dicholonie fasti2,iatus , articulatus. — Loiigit.
Iriiticuli 2'"
Epistylis Lernearum KoUar in: TreilscJike^s naturliist. Bildcrsual IV.
57. Tab. CCXCVI. 15; a, b, c.
HahitacuUtm. Tracbcliastes polycolpus, corporis superficies, Vin-
doboaac (Kollur.)
** Pediccllus non artifulatus.
5. Epistyli.s Ana.stiitica EimENBERG.
Corpus coiiicum v. subglobose campanulaturn , linibo proininulo,
liyaliiuim. Pediccllus dichotonie l"astij;iatiis conliiiuus. —
Longit. corpor. ad y,^'" frutic. y^, — y^"' longus.
Epistylis Anastatica Ehrenbery : Infusionsth. 281. Tab. XXVIT. 2.
Riess: Bcilr. «, Fauna d. Inftia. 36. — Dttjardin: Ilist. nat. des
Zoophyt. (Infus.) 539. — Schmurda : Kleine Beitr. «. Aafuryesck.
d. Infus. 38.
Jlahitaculum. Ilaluiae (Müller^. — Prope Conegliauo in Ilalia
(Coloniho). — Parisiis (Hon/ de St. Vincent). — Be-
rolini (Elircnbcr(j). — Vindobouac ad pianlas acjuaticas
38
et ad Crustaceas minores, Majo (Czermak et Hiess). —
Veuetiis ad Zosterani inarinam et Ceramium (Schmarda).
6. Epistylis plicatilis eiirexberg.
Corpus elüiigatiiin , conico canipauulatiiin , Hmbo vix patente,
transverse plicatile, flavicans. Pedicellus dichotomus soepe
corynibosus continuus. — Longit. corpor. y^^ _ ^J^^"' , fru-
ticuliis ad ly,'" longus.
Epistyliö plicatilis Ehrcnherg: Infusionsth. 2S2. Tab. XXVIII. 1. —
Dujardin : Hlst. mit. des Zoophyt. (Infus.) 542. — Tab. XVI. bis i.
Hahitacuhim. Hafniae (Müller). — Beroliui (Ehrenberg).
7. Episf^lis g^raiidis ehren berg.
Corpus late canipanulatum , limbo vix patente, albocoeruleum.
Pedicellus decumbens tenuis laxe ramosus, latissime caes-
pitosus continuus. — Longit. corpor. V13 — Vio'"
Epistylis grandis Ehrenberg : Infusionsth. 282. Tab. XXVII. 3. —
Dujardin : Hist. nat. d. Zoophyt. (Infus.) Sil.
Hdbitaculum. Berolini ad radices Ceratophyllarum et Nym-
phaearum (^Ehrenherg),
8. Episf^lis Dig^italis ehrenberg.
Corpus subcylindricura campanulatuni , limbo haud patente, hya-
linum. Pedicellus dichotome fastigiatus subtiliter annulä-
tus , continuus. — Longit. corpor. y^^ — V20'" fruticulus
3/^'" longus.
Epistylis dig-italis Ehrenberg : Infusionsth. 283. Tab. XXVIII. 4 et L. 7.
— Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 5ii.
Hahitacidum. Norimbergae (Rösel). — Hafniae (Müller). Lands-
liutae (Sc/irank). — Parisiis ? (Borg de St. Vincent). —
Berolini, ad Cyclopem quadricornem (Ehrenberg).
9. Epist;j'lis Botrytis ehrenberg.
Corpus ovatuni campanulatuni , limbo haud patente, album. Pe-
dicellus simplex continuus , corpusculis apice in capituluni
acervatis. — Longit. corpor. yooo'" fi'uticulus y^^,"- longus.
Epistylis Botrytis Ehrenberg : Infusionsth. 28i. Tab. XXVII. 4. —
Riess : Beitr. z. Fauna d. Infus. 36.
Habitaculum. Landshutae (Schrank). — Parisiis Borg de St.
Vincent). ■. — Berolini ad Ceratophyllum (Ehrenberg). \ln-
dobonae. Majo (Czermak et Riess).
39
10. K|>i.stJ^lif<i Arnlii€*a EiinEMiEiin.
Corpus ovaluiii, caiiipanululuiii , limho liaiid patcnlc , liyaHiuini.
Pcdkcllus parce raniosus roiilinuus. — Longit. corpor.
i/^g _ 1 ,.g"' fnitioul. 7,^"' longus.
I>pist\ lis ar.abica Ehrenbery : Infusioitutk. 285. Tab. XXVll. 7.
Uubitdculuni. Frope Tor in mari rubro (Ileniprich et Ehren-
bert/).
11. t^pistyli.s Rarba EiinEyBEiw.
Corpus üvato — obloiigiim, campanulaliiin , alhiim. Pedicellus
crassus dicholoimis, longitudine strialur. — Loiigit
Trembiey in Act. aiujL XLIII. 17t. Tab. XL 5—7. (bonae.)
Der inispclförige Afterpolyp üösel : Insectenbehtsi. III. 614. Tab. C.
(7niiiiis bonae).
V'ortieella acinusa Schrank in: Nafurf. XXVII. 2G. Tab. lll. 10—15.
Epislylis Barba Ehrenbery in : Bericht d. Berlin. Akadein. d. Wissensch.
1840. li)9.
HahitucuUtm. Londini (Tremblei/). — Norimbergae (Röscl). —
Slratioinys Chamaeleon siib auiuilo priino larvae (SchrankJ:
ad barl)ain larvae , Bcrolini (Ehrcnberg).
12. Fipi«^tylis flavieaais EiiRE.\nERG.
Corpus late rampaiuilatnn», liiiibo haiid patente, ovulis flavicaii-
tibiis. Pcdiccllifs dicbolomus strlctiis continuiis , ramis
coarctatis ad axillas dilatalis. — Longit. oorpor. ad i j,."
frudeiilus ad l^/j" longnis.
Epislylis flavicans Ehrenbery. Infusionsth. 282. Tab. XXVIII. (exclus.
synon.) — Dujardin: Higf. nat. des Zoophyt. (Infus.) 540.
Jlahitdcuhim. Berolini ad Lemnas et Ceratopbyllum (^Ehren-
bery).
13. Kpistjlis euelilora EiiREyBERC.
Corpus oblongum oainpanulaUim, linibo parum patente, ovulis
virldibus. Pedicellus dicliotonie fastigiatus. — Longit. fru-
ticuli V"
Epistylis euchlora Ehrenbery in : Bericht d. Berlin. Akadem. d. Wissen-
schaften. 1840. 200.
Hahitarulum. Planorbis corneus, superficies, Bcrolini (Ehren-
berg).
14. Kpisl^Ii.s pavoiiiiia eiirexberg.
Corpus maxiMiuni galealuni , ore producto. Pedicellus longissi-
unis dii'liolonius striatus liinc Iridis colorc fulgens. — Lon-
git. Iruliculi ad 4'"
40
Epistylis pavonina Ehrenberg m : Bericht d. Berlin, Akadem. d. Wissen-
schaften. 1840. 200.
Ilahitaculuin. Herolini (Elirenberff).
Species inquircndae.
15. Epistylis iiuiaiis ehrenberg.
Corpus ovalum, utrinquo attcmiatiim, anniilatum, hyalinum, orc
disliucluis bilabiato , lobis proniiiuilis. Pedicellus dichoto-
nie fruticulosus aniuilatus, coiitiriuus. — Longit. corpor. ad
i/jg'" fruticulus Vj — %'" longus.
Epistylis ? nutans Ehrenberg : Infusionsth. 28i. Tab. XXIX. 1. —
Dujardin : Ilist. nat. d. Zoophyt. {Infus.) 544.
Hahitacuhim. Ad plantas aqiiaticas, omni anni tempore, Be-
rolini (Ehrenbei'f/J.
16. Epistylis parasitica ehrenberg.
Corpus conico — campaiuilatum, solitariiim terminale, hyalinum
(limbo non ciliato). Pedicellus simplex strictus continiius.
Longit. corpor. %^"' pedicellus Vio ~ Va'"
Epistylis ? parasitica Ehrenberg : Infusionsth. 285. Tab. XXVII. 6.
Hahitacuhim. Prope Sues in raari rubro ad Zoobotryou pellu-
cidum (Hemprich et Ehrenberg),
MVm Xoothftntnium ehrenberg.
Vorticella Linne. — Brachionus Pallas. — Zoothamnia et Dendrella
Borg. — Zoocladium Hemprich et Ehrenberg.
Corpus diversiforme — campanulatum , limbo ciliato , prima
aetate spontanca et imperfecta divisione pedicellatum, pe-
dicello musculo interno in spiram flexili ramoso , post pri-
mam divisionem spontaneam solutum , solitarium liberum.
Gemmipara. — (CliarcJiesium corpusculis dissimilibus).
1. Kootliamiiiuni Arbuscula ehrenberg.
Corpus longe, et globose campanulatum, limbo haud patente,
hyalinum. Pedicellus simplex sursum crassior, apice race-
moso umbellatus. — Longit. corpor. Vse'" ^i'n'^^^ulus ad
3'" longus.
Zoothamnium Arbuscula Ehrenberg : Infusionsth. 280. Tab. XXIX. 2.
Vorticella Arbuscula Dujardin: Hist. nat. d. Zoophyt. (Infus.) 5.J5.
Habitaculum. Londini (Trembley et Bader) — Gedani (Eich-
horn). Conegliano in Italia (Colomho). — Bi-uxcUarum
(Pallas). — ßerolini ad Ceratophylluni (Ehrenbcrf/).
41
2. Kootliaiiiniiini iiiv4Mini EiiiiEynEnG.
Corpus oblong'c, et j!,luI>ose caiii|iainil;iliiin, niveinii. Pedunruliis
raniosus , raniis brevihus alteiMiis suhverUcillalis, corpus-
oulis obloiigis ad raniulonini aiuccs acervalis , globosis , in
(niiico sparsis. — Loiigit. oorpor. 7,g"' fniliculus 3 — 5'"
loilg'US.
Zoothainnium niveuin Ehrenberf/: Infusionsih. 2S9. Tab. XXIX. 3.
lliibitacuUitn. All iiisuiam Massauab in inari nibro (I/onprich
et Elircnbci'f/).
V. OpeiU'utariii goldfuss.
Hydra et Vorticella Linne. — Bracliionus Pullas. — Valvaria Gold-
fuss. — Opcrculina ttorij. — Kpistylis Dujurdin.
Corpus- divcrsii'onnc campanulatum, operculo discifoniii margine
ciliato, pedircllo central! suflulto protractili , prinua aetate
spontanea et imperfecta divisione pedicellatum, pcdicollo ri-
gido raniosü, post priinam divisionem spontaneani solutum
solilariun» liberum. = (JSpis'tylis corpusculis dissmdlihus
oprrculatis).
1. <l|»4>^reiilai*ia arficiila^a goldfuss.
Corpus ovato et elliptice eanipannlatum , hyalinum. Pcdirelfus
dii'liolonie ramosus , arliculatus. — Longit. corpor. Vse'"
fruticnlus 2 — 3'" lonffus.
Der Afterpolyp mit dem Deckel Rösel: Insectenbelust. HL 600. Tab.
XCVIII. 5 — 6.
Opercularia articulala Goldfuss. — Ehrenbery : Infusionsik. 287.
Epistylis opercularia nnjardin : Hist. nui. d. ZoopJnjf. (Infus.) 5i't.
Ilahitaruhini. \orimbergae (Höscl). — Gcdani (Eichhorn). IJero-
liiii ad Dvtiscum marginatum et ad Ilydropbyllum piceum
(^Ehrenbery) et n. a.
IT. tvoceniviini mtzch.
Cercaria Müller. — TurbinoUa Bory.
Corpus clongatum subtriquetrinn campaniilalum , limbo ciliato,
stilo basiliari excenlrico caudatum. non pedicellatuns. Pariitio
spontanea transversalis. — Auiniaicula solitaria libcra.
1. I roeeiitriiiii Tui*l»<» mtzsch.
Corpus triquetrum ovato — campanulatum, liyalinuni, slilo tcr-
liam corporis parten» aquanle. — Longit. '/g — \'n"'
42
Urocenlnun Turbo Aüzsch. — Elirenhcrtf- infusionslh. 26S. — Tnh,
XXIV. 7. — Iliess: Bcitr. z. Fauna d. Iti/'usionsth. 36, — Üujardin:
Uist. nat. des Zoopkyf. (Infus.) 532. — Schmarda : Kleine Bcitr. «.
Naturgesch. d. Infus. 37.
Hahitaculum Ilafniae (Müller'). — Rerolini, Aprili — Julio (Eh-
renberg).— Vindobonae Aprili et li(iCQmhr\(Czermak, Ries.s
et Sclimarda).
VII. Vrichodina ehrenberg.
Volvox VVilke. Cyclidium Vorticella et Trichoda Müller. — Urceolaria
Lamarck. — Bursaria Bory. — Nummulella Carus.
Corpus conicum aut subcylindricum urceolatiim , limho cilialo,
ecaudatum, nee pedicellatuin. Partitio igiiota. — Aiiimalcula
solitaria libera.
1. Tricliodiiia Pediciilus ehrenberg.
Corpus brevc cylindiücum urceolatiim , limbo ciliato ; unci-
nis basilaribus mobilibus coronatum. — Longit. corpor.
1/ _ 1/ ///
/48 /34
Trichodina Pediculus Ehrenberg : Infusionsth. 266. Tab. XXIV. 4. — •
Riess : Beitr. s. Fauna d. Infus. 36. — Schmarda : Kleine Beiir. «.
Naturgesch. d. Infus. 37.
Urceollaria slcllina Dujardin: Hist. nat. des Zoo-phyt. (Infus.) 527.
Tab. XVI. 2.
Hahitaculum. Ad flydras varias , Delpbionim (Leeuwenhoek).
— Hagae (Trenibley). — Norimbergae (Rösel). — Holmiae
(Wilke). — Hafniae (Müllei'). — Parisiis (Bory de St.
Vincent); ad Unionis Batavi, littoralis et pictorum ovaria,
Dresdae (Carus) ; ad Anodontae sp. ine. branehia prope
Bernaul in Sibiria, ad Hjdram vulgarem et viridem Augusto
et ad Gyrodactylum coronatum , brancbiis Cyprini Carassi
insidentem , ßerolini (Efirenberf/J. — Vindobonae, Julio et
Decembri, (Czermak Riess et Schmarda).
2. Trichodina vorax ehrenberg.
(^orpus cylindrico — conicum urceolatum , sursum convexum,
limbo ciliato, retrorsum attenuatum obtusum, hyalinum; un-
cinis nullis. — Lougit. corpor. Vis'"
Trichodina vorax Ehrenberg : Infusionsth, 267. Tab. XXIV. 6. — Riess :
Beitr. z. Fauna d. Infus. 36.
Jlabitaculum. Berolini inter Confervas (Ehrenberg). — Vindo-
bonae Aprili et Augusto (Czermak et Riess).
43
3. Trit'lioiliiiji Ciiraiuliiiolla EifriEynEiin.
Corpus ohcoiiieuin v. suglobosuni urceolatuin, liiiibo ciliato, liya-
limini; unrinis millis. — Longit. corpor. V105 — V^a'"
Trifliodina Grandinellii Ehrcberr, : Infusionsth. 267. Tab. XXIV. 6. —
Riess : lieitr. 5. Fauna d. Infus. 30. — Sckmarila : Kleine Ueitr. z.
Naturyescli. d. Irifun. 37.
Ildhitarulum. Delpliiormn? (Leeinrenhoek). — raiisiis? (Joh-
lot). — llafniae? (Müller). — Angelostadi (Schrank). —
Bcrolini, Pctropoli et in monlibus Altaicis (Ehrenberg). —
Viiulobonae (Czermuk et Iticss) ,' Januario suh j^Iacio et in
salinis desertis, prope Servolain, Julio (Schmardu).
Species iiiquirendae.
4. Trielioflina Acariis EitnENBERC.
Corpus ohlongum coinpressum , hyaliniim , ciliis froiilalibus 8.
validis , uncinis nullis. — Loni>il. >/,„"'
Trichödina? Acarus Ehrenberg in: Bericht d. Berl. Akadem. d. Wissensch.
1840. 202.
Hahitacuhun. In mari Boreali (Ehrenherg).
5. Tric'lioiidiiia tciitaciilata EjiitEyBERG.
Cor/>M.sMliscifornie hyalinuni. cilioruni rasciculo vibrans; prolios-
eide stilifornil, uncinis nullis. — Longit. corpor. V^^'"
Trichodina? tentaculata Ehrenberg: Infusionsth. 266. Tab. XXIV. 3.
Hahitaculum. Bcrolini inier Confervas (Ehrenbei'g).
Faiiiilia II. Oplir^iliiieae eiirenberg.
Cor/^w.«? campanulatum, infundibuliforme , rarius subcylindrioum
linibo ciliato , ecaudatuni, pediccllalum aiit pcdicello desli-
tutuM), loricatum. Oris apcrtnra non spiralis. — Animal-
cula iniperlccta loricae divisione in synoecesiuni subglobo-
sum associata, aut perfecta divisione solilaria^ aflixa aut
libera.
Ophrydina Ehrenberg : Infusionsthierchen. 291 — 292.
VMIM* Ophvytlhun EiiRENBERG.
Vorlicella Müller. — Lin/.n Schrank. — Coccochloris Sprengl. — ürceo-
laria Lamarck. — Raplianella et Ophr^dia Borg.
Co/'/v/f.s" subcylindricmn, limbo rilialo, vcrsalilc, parlilione spon-
lanea d perfecta longiludiiiali . loricae gelatinosae iniper-
44
foot;» in syiiocccsiuiu giobosuiii gelaliaüsum , consocialuiii,
taiulcm isolitarimn liberum.
1. Oplir^cliuni versalile. ehrenberg.
Corpus utrinque attcnuatum , laete viritlc. Synoecesiinn subglo-
bosiim glabrum , hyalinum , libcniin v. alfixiun. — '■ Longil.
corporis Yio'"; synococsiiim y^_5" magnuni.
Oplirydium versatile Ehrenberg : Infusiousth. 293. — Tab. XXX. i. -^
Riess : Beitr. s. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin : Htst. nat. des
Zoopkyt. (Infus.) 529. — Schmarda : Kleine Beitr. z. Naturgesch.
d. Infus. 39.
Habitaculum, Hafniae (Müller). Angelostadii (Schrank). —
Hallae (Jimy). — Berolini (Ehrenberg). — Vindobonac,
vario anni tempore (Czermak , Riess et Schmarda),- et
plur. a. loc. sed solumodo in aqua dulci.
MX:. Tiniinnus schrank.
Trichoda Müller. — Vaginicola Lamarck.
Corpus cylindricum aut campanulatum, linibo ciliato , pcdicello
flexili basilari, longitudinaliter sponte perfeete dividuum so-
litarium. Lorica urceolaris membranacea non dividua, basi
ai'fixa aut libcra non stipitata.
1. Tiiitiiinus iiiquilinus. schrank.
Corpus cylindricum basi rotundatum, longe pedicellatum , hyali-
num V. flavicans. Lorica cylindrica basi rotundata hyalina.
Longit. corporis sine pedicello ^/i^^'" cum pedicello V20'"'
loricae 1/^^"'
Tintinnus inquilinus Schrank. — Ehrenberg: Infusionsth. 294. Tab.
XXX. 2. — Schmarda : Kleine Beitr. ». Naturgesch. d. Infus. 39.
Vaginicola inquilina Lamarck. — Dujardin: Hist. nat. des Zoophyt,
(Infus.) 561. Tab. XVI. bis 5.
Habitaculum. Hafniae (Müller). — Kiliae (Ehrenherrf). — Vin-
dobouae ad Conlervas horti botanici, Junio (^Schmarda).
2. Tintinnus subulatus. ehrenberg.
Corpus cylindricum basi rotundatum longe pedicellatum , hyali-
num. Lorica cylindrica retrorsum longe subulata, hyalina.
— Longit. loricae Vg«"
Tintinnus subulatus Ehrenberg : Infusionsth. 249. Tab. XXX. 3.
Vaginicola subulata Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 562.
Hahitacnlum. Hafniae? (Müller). — YdWixQ, (Ehrenberg) in aqua
marina.
45
3. Tiiitiiiiiiis Cotliiiriiia KiniEMtEnc..
Corpus hyalinuin. Loriva cyliiidrica (»hsolelo aimulala, rclror-
suin altenuata et Iruncala, liyaliiia. — Lonj^il. loricae Vj^'"
Tinfinnus Cothurnia Ehrenherg in : Bericht der lierl. Akadeni. d.
Wlssensch. 1840. 201.
Ildhitdculniii. In iiiari Haltico (Ehrenherg)
4. Tiii(iiiiiii.«> Caiiipaiiula KunEynERG.
Corpus hyaliiumi. Loriva lale campamilata, liinho Uilatalo, re-
frorsum acuininata. — Longit. loricae ^/„n"'
Tinlinnus Campanula Ehrenberg in : Bericht der Berl. Akadem. d.
Wissensch. 1840. 201.
llahituiuUun. In niari IJaltico et liorcali (Ehrenherg).
5. Tiiitiiiiiii.s cU'iiticulatu.s ehrenberg.
Corpus .... Lorica cyllndrica, hyalina, punctoruin seriebus
obliquis clei>;an(ei* sculpta, liinbo deiiticulato et aciileo po-
stico tcrminata. — Lon^it. loricae y^g"'
Tintinnus denticulatus Ehrenberg in : Bericht d. Berlin. Akadem. d.
Wissensch. 1840. 201.
Jfnhifacuhnn. In mari IJoreali et ad insulam Tjörn (Ehrenherg).
JK. €oihurnia ehrenberg.
Vorticella Müller. — Tubularia Sehrank. — FoUiculina. Lamarck. —
Vaginicola Bory.
Corpus obconicum aul infundibiilirornie linibo ciliato, longitudi-
nalitei* et perfeete spontc dividuum solilarium. Lorica ur-
ceolaris membrauacea non dividiia, slipite basiliari rigido
affixa aiit libera.
1. Cothurnia imborbis ehrenberg.
Corpus longe infinulilmlifonne ilavicans. fjorica subovata apice
tnincata, breve süpitata, byalina. — Longit. loricae V,^'"
Vaginicola foUiciilina Borg. — Dujardin: Jlist. nai. des Zoophyf.
(Infus.) 564.
Cothurnia imberbis Ehrenberg: Infusionsth. 297. Tab. XXX. 7. —- Riess ;
Beitr. z. Fauna d. Infus. 36.
Hahitucvlwn. Lintiae (Schranh) . — Ilafniae (Midier). — Co-
ncgliano in Italia (Colomho). — Ijerolini ad Cyclopem
quadricorncni (Ehrenherg). — Vindobonae, Aprili (Czer-
mak et Riess).
2. C'olliiii'iiia llafiiieii.<$is EHRENnEitc.
Corpus olH'onicuiii il.ivicaiis. Lorica subovata apicc Iriiurala,
liyaüiia, longc slipitala. — Longit. loricae sine sllpile '/a*'"
stipite plus quam duplo long'iore..
Cotlmrnia havniensis Ehrenberg : Itifusionsth. 298. Tab. XXX. 9.
tiahitaculum. llafniae in aqua marina (Elirenberf/J.
Vafßinicoln lamarck et ehrenberg.
Vorlicella Müller. — Linza et Tintinnus Scfirank. — Limnias GoUlfusn.
Corpus infundibuliforme limbo ciliato, longitudinaliter perfocle
sponte dividuuni , solilarium. Lorica urceolaris niembrana-
cea nou dividua , stipite basilari destituta.
1. Vagiiiicola crystallina ehrenberg.
Corpus longe infundibuliforme limbo parum patente, byalinum,
ovulis viridibus, Lorica subciavata sursum attemiata apertura
terniinali, liyalina. — - Longit. loricae ad 7^^'"
Vaginicola crystallina Ehrenberg : Infusionsth. 295, Taf. XXX. 5. —
Riess : Beitr. z. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin : Hist. nat. des
Zoophijf. (Infus.) 563. Tab. XVI. bis 6. — Sehmarda : Kleine Beitr.
SB. Naturgesch. d. Infus. 39.
Vaginicola ovata Dujardin ? Ilist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 563. Tab.
XVI. bis 7.
Hahitacnlum. Delphiorum (LeevivevJioeh}. — Gedani {Eich-
horn J. — Conegliano in Italia (Colomho) . — Angelostadii?
(Schrank). — '^i^voWm (Ehrenberg). — Vindobonae, Aprili
et Majo (Czermak, Riess et Sehmarda). — Parisiis, Oc-
lobri et Novembri (Dujardin) ad plantas aquaticas. —
llafniae in aqua nuirina (Müller).
2. Vag^iiiicola liiicta ehrenberg.
Corpus loii^e infundibuliforme, limbo parum patente, liyalinum.
Lorica subcylindrica v. subciavata apertura terminali flavo-
fusca. — Longit. loricae »4^'"
Vaginicola tincta Ehrenberg : Infusiotisth. 296. Tab. XXX. 4. — Du-
jardin : Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 564.
Hahitaculum. Beroliui ad Zygnema deciminum, et radices Lem-
uarum (Ehrenberg).
3. Vagiiiicola decumbeiis ehrenberg.
Corpus longe infundibuliforme , limbo parum patente , liyalinum.
47
Lorira ovato dcprcssa dccumheus apcrtnra semicirciilari
sii[)cra(non tenniiialij, flavo — fusca. — Longit. loricae Va*'"
Vaginicola decuinbens Ehrenhera : Inftisionsih. 290. Tab. XXX. €>. —
Dujardin; Hisf. 7iat. des Zoophyt, (Infus.) 564.
H(thit(trulinn. Ifcrolini ad Conlervas et radiccs Lemnaruin, Jullo
(Eln'cnhrrd^.
Observatiü. Typus fortassis generis proprii.
TrUßUS IM* SpivoslOtnae. Apertum oris
spir.alis.
Faiiiilia III. Stentoriiieae diesisg.
Cor/>?/s iiifHiuliltuliformo undiquc ciliatum, linibi ciliis longioribus,
ecaudatum, noii pedicellalum, haud loricatiim. Apertura
oris spiralis. — Aniinaicula solilaria, sessilia v. lihera, par-
lilione spoulanea perfecta longiludiiiali v. ol)lique Iraiis-
versali dividua.
Vorticellina Ehrenberg: InfttsionsOi. 2.>9 — 261 e.v parte. Dujurdin :
Hist. nat. des Zoophyt. (Infus.) 532—538.
XMW. &ieniov oken.
Hydra Linne. — Brachionus Pallas. — Vorticeila Müller. — Linza et
Ecclissa Schrank. — Stenloriiia Bory. — Tui)aria Thienemann.
Characler t'amiliae etiam generis uiiici.
'^ Corpus cristatuni.
1. Stcntor Tfliilleri EiinEynERG.
Corpus extensuin longe inruiidihiiliromic reciirvatum , liinbo pa-
tentissiino, cilionim corona interrupta, hyalinum. Crista
lateralis disiinela. Glandula mascula arliculata catenit'ormis.
Longit. ad 1/3'" contracl. y^^ — ^j^"
Stentor MüUcri Ehrenbery : Infusionsth. 262. Tab. XXIII. 1. — Jliess :
Bcitr. s. Fauna d. Infus. 35. — Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 522. Tab. XVI. 1. — Schmurda : Kleine Beitr. z. Natur-
geschichte d. Infus. 37 et 52 — 5i. Tab. II. Fig. V. 1—2.
Hahitaculum. In Ilollaiidia (Tremblet/). — Hafniae (MüUerJ.
Norinbcrgac (Rösel^. — Angelostadii (Schrank). — Qued-
linhurgi (Goeze). — Gedani (Eichhorn). — Parisiis
(Bory de St. Vincent et Dujardin). — Bcrolini (Ehren-
herg). — Vindobonae (Czermak et Riess) ; Majo , Aii-
gustu et Januario sub glacie (SchinardaJ.
48
2. S<cii<or Koo.solii ErniENnEnc.
Corpus extensum lons»e iiifiiiMlihuliluniie recurvatuni, Hnibo pa-
tente, oiliormn oorona interrupta, liyalinuni. Criftta late-
ralis (Usliiicla. Glandula mascula taeniacfonnis praelonga
nee arliculaia. — Longit. ad y^'" eontract. Vj./"
Stenlor Rooselii Ehrenhery : lufusionsth. 263. Tab. XXIV. 2. — Riess :
Beifr. z. Fauna d. Infus. 33. — Dujardin: Ilist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 523. — Schmarda : Kleine Beitr. z, Naiurgesch. d. Infus. 37.
Hahitacuhim. Bcrolini, Februario sub glacie et Julio (^Ehren-
herg). — Vindobonae Majo (Czermak , Riess et Schmarda) .
3. Sfeiitor caeriileus eiirenberg.
Corpus extensum longe infuiulibuliforme, recurvatum, limbo pa-
tentisslino, ciliarum Corona continua, laete caerulcum.
Crisfa lateralis distincta. Glandula mascula articulata,
catcniformis. — Longit. y^'"
Stentor caeruleus Ehrenhery : Infusionsth. 263. Tab. XXIII. 2. —
Riess: Beitr. z. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin: Mist. nat. des
Zoophyt. (Infus.) 523. — Schmarda : Kleine Beitr. z. Aaturyesch.
d. Infus. 37.
Hahitaculum. In Ilollandia (TremhlnQ. — Berolini omni anni
tempore (Ehrenhery). — Vindobonae, Aprili et Novembri
(Czermak, Riess et Schmarda).
*ft
Corpus ecristatuni.
4. Stentor pol^inorplius ehrenberg.
Corpus extensum longo infundibuliforme recurvatum, limbo pa-
tentissimo, ciliorum Corona interrupta, laete viride. Cri.^ta
lateralis nulla. Glandula mascula articulata catcniformis.
Longit. ad y^'" contract. y^^'"
Stentor polyraorphus Ehrenhery : Infusionsth. 263. Tab. XXIV. i. —
Riess : Beitr. z. Fauna d. Infus. — Dujardin : Hist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 523. — Schmarda : Kleine Beitr. z. Naturgesch. des
Infus. 37,
Hahitaculum. In Hollandia (Tremhleij)-^ — in Auglia (Baker) -^
in Dania (3Iüllcr):, in Gallia (Bory de St. Vincent). —
Dresdae (Thienemann). — Berolini (Ehrcnherg.) — Vin-
dobonae, Aprili, Majo et Augusto (Czermak et Riess),
Decembri sub glacie (Schmarda).
5. Slontor niiiinfornii» EunEynEna.
Corpus extensiim loni;c infiiiulihulifonne, recurvatum limho pa-
tente, cilioriim corona continiia , viri«le cacrulescons. Cn'sta
lateralis iiulla. (i/tnifliila mascula ovalis. — liOiiüit. V. "'
Vorticella inultiformis Müller : Animalc. Infus. 262. Tab. XXXVI. li— 23.
Stenlor multiformis Ehrcnbery in : Bericht der Berlin. Akadetn. d.
Wissensch. 1040. 201. — Dttjurdin : Uist. nat. des Xoophyt.
(Infus.) 52i.
Jfahitaculum. llafniac, in aqua fluvialili (^Müllri'J :, in inari
IJaltico (Ehrenber(j).
6. Stenlor igiicu^s EimEyBERG.
Corpufi cxtensum longc infundihuliforme reciirvatum (?) cilioriim
Corona conlinua, llavo viride inlcrdum et llavo cinnabiirinuni.
Crista lateralis nulla. Glandula mascula giohosa. —
Longit. Ve'" ,
Stentor igncus Ehrenherg: Infusionsth. 264. — Dttjardin : Hisi. nat. des
Zoophijt. (Infus.) .524.
Huhitaculum. Berolini ad folia Hottoniae palustris . Aprili et
Majo (^Ehrenherg).
7. Steiifor iiiger EimEyBERG.
Corpus extensum hrcve infundibuiifornic rectum limbo vix patente,
ciliorum Corona continua, (ovulis) fusco-nig-ricans. Crista
lateralis nulla. Glandula ma.scula globosa. — Longit. » s'"
Stentor niger Ehrenberg : Infusionsth. 264. Tab. XXIII. 3. — Riess :
Beitrag s. Fauna d. Infus. 36. — Dujardin : Ilist. nat. des Zoophyt.
(Infus.) 524. — Schmarda: Kleine Beilr. ». Naturgesch. d. Infus. 37.
Huhitaculum. llafniae et Pyromontii {MüllcrJ. — Angelosladii
(Schrank). — Berolini fElii'enhcrf/). — Vindobonae Majo
et Septenibri (CzermaU , Hicss et Scfimarda).
Faiiiilia IV. .Se^pliidieac. diesixg.
Corpus oblongum urciforme limbo ciliato, ecaudatuni non |>edi-
cellatum, loricatum. Aportura oris spiralis (?}. — Animal-
cula solitaria sessilia. Farlitio sponlanea ignota.
V. Heft. Sitz,b. d. m.ithpin. natunv. Cl. 4
50
ScyphifUa dujahdin.
Cliaracter familiae etiam geucris unici.
1. .^e^|>lii«lia rii^o>«»a dujardin.
Corpus oblon<i;uni retrorsuni attenuatuin. Lorica oblique striata
rcticulala. — Lon!>il. »A,'"
O /47
Scypliidia rug'osa Dujardin : Hist. nat, des Zoophyt. (Infus.) 538. Tab.
XVL 4.
Habitaculuni. Parisiis, Decenibri in aqua paludosa per quatuor
menses cum plantis servata (DujardinJ.
Analyse des Mineralwassers zu Mödling, Mitge-
theilt vom Prof. A. Schrötter.
Herr v. Semianovsky hat schon vor längerer Zeit im
chemischen Laboratorium des polytechnischen Institutes, unter
meinen Augen, die Analyse dieses Wassers mit grosser Sorg-
falt ausgeführt, die Bekanntmachung der Resultate ist nur durch
zufällige Umstände verzögert worden.
Das aus dem 12 Klafter tiefen Brunnen gehobene Wasser
zeigte 11" C, welche Temperatur nach der Angabe des Herrn
Badeinhabers, Baron Merode, in allen Jahreszeiten constant
ist. Das Wasser ist vollkommen färb- und geruchlos, besitzt
einen schwach zusammenziehenden Geschmack, und lagert nach
einiger Ruhe einen gelblichweissen Bodensatz ab.
Es enthält freie Kohlensäure , von Schwefelwasserstoff
keine Spuren.
In den Ausflussröhren bildet sich ein nicht unbedeutender
rothbrauner Absatz, der auf einen grössern Eisengehalt schlies-
sen lässt, als die im Laboratorio angestellte Analyse ergab.
Die unmittelbare Analyse des Wassers gab folgende Re-
sultate auf 10.000 Theile Wasser bezogen.
1. Totalmenge der Kohlensäure ....== 2,4
2. Totalmenge der Schwefelsäure . . . . = 2,7457
3. Totalmenge des Chlors = 0,0744
4. An Kieselerde = 0,094
5. Totalmenge des Natrons = 0,3255
51
6. Tolalmenge des Kalkes = 1,6302
Totalmcnge der Magnesia = 1,0803
7. Kalk, Magnesia und Kisen aus den» beim Kochen entslan-
denen Niedei'sclilai''e :
a) Kalk . . . =: 1,4563
h) Magnesia . = 0,0277
c) Eisenoxydul . - 0,0360
aus dem gekochten und filtrirlen Wasser:
a) Kalk . . . = 0,2691
h) IMagnesia. . = 1,0465
8. Totalmenge der fixen Bestandtheile hei 100" C. getrocknet
= 8,1198, welche beim schwachen Glühen 0,8270 ver-
lieren, wobei kein Entweichen von Salzsäure stattfindet.
Note. AuC die übrig'on Hestandtlieile , als Thonerde, Phosphorsäure
und organische Materien, die in höchst geringen Mengen im
Mineralwasser vorhanden sind, wurde keine Rücksiclit ge-
nommen. (Die Salze seihst wurden als wasserfreie berechnet.)
Aus diesen Daten lässt sich die Analyse folgendermassen
berechnen:
1. Von den beim Kochen niedergefallenen Salzen hat man
anzunehmen, dass sie als Carbonate vorhanden und durch freie
Kohlensäure gelöst waren.
ff) 1,4563 Kalk entsprechen 2,6005 kohlensaurem Kalke,
welcher enthält 1,1442 Kohlensäure.
hj 0,0277 Magnesia entsprechen 0,0571 kohlensaurer Mag-
nesia, welche enthält 0,0294 Kohlensäure.
cj 0,0360 Eisenoxydul entsprechen 0,0585 kohlensaurem Ei-
senoxvdul, welches enthält 0,0225 Kohlensäure.
2. Da die Totalmenge der Kohlensäure als auch die ge-
bundene Kohlensäure bekannt ist, so ergibt sich die Quantität der
freien aus der Diflerenz beider:
Totalmenge der Kohlensäure 2,4000
Gebundene Kohlensäure an
a) Kalk . . . = 1,1442
bj Magnesia. . = 0,0294
cJ Eisenoxydul . = 0,0225
zusammen 1,1961
bleibt freie Kohlensäure 1,2039
4 *
52
3. Die Schvvcfcisiiurc verbinden wir zuerst mit Kalk und
Maüucsia, den Uest der Schwefelsäure aber mit Natron:
a) Im gekochten Wasser sind enthalten 0,2fiJ)l Kalk, dieser
bindet 0,3844 Schwefelsäure zu 0,0535 schwefelsaurem
Kalk.
h) Im gekochten Wasser sind enthalten 1,0405 Magnesia,
diese bindet 2,0222 Schwefelsäure zu 3,0687 schwefel-
saurer Magnesia.
c) Totalmenge der Schwefelsäure 2,7457
Davon sind gebunden an
Kalk . . . . = 0,3844
Magnesia . . . = 2,0222
zusammen 2,4066
Rest 0,3391
Dieser Rest bindet 0,2645 Natron zu 0,6036 schwefel-
saurem Natron.
4. Alles übrige Natron ist offenbar an Chlor gebunden.
Totalmenge des Natrons 0,3255
Davon ist gebunden an
Schwefelsäure 0,2645
Rest 0,0610
Diesem Reste entsprechen 0,0454 Natrium, welches 0,0692
Chlor zu 0,1146 Chlornatrium bindet.
Resultat der Analyse.
10.000 Theile des Wassers enthalten:
Kohlensauren Kalk . . . = 2,6005
Kohlensaures Eisenoxydul . = 0,0585
Kohlensaure Magnesia . . = 0,0294
Kieselerde = 0,0940
Schwefelsaure Magnesia . = 3,0687
Schwefelsaures Natron . . = 0,6036
Schwefelsauren Kalk . . . = 0,6535
Chlornatrium =0,1146
Gliihverlust . . . . = 0,8270
Summe . . ^ 8,0498
53
An freier Kolilensäurc = 30,63 Par. Cub. Zoll. Diese
wurde an der Quelle bestimmt.
Berechnet man diese Kesiiltate auf 16 Unzen des Mödr
lino'er Mineralwassers, so erffibt sich Folgendes:
Kohlensaurer Kalk
Kohlensaures Kisenoxydul
Kohlensaure Magnesia .
Kieselerde
Schwefelsaurer Kalk . .
Schwefelsaure Maj»iiesia .
Schwefelsaures Natron .
= 1,99718 Grane
= 0,04493 „
= 0,02258
= 0,07219
= 0,50189
= 2,35676
= 0,46356
Kochsalz = 0,08801
5J
n
5?
Summe der feuerfesten Bestandtheile = 5,54710 Grane.
An freier Kohlensäure enthält es 1,8614 W. Cub. Zoll.
Das wirkl. Mitglied, Herr Regierungsrath P. Marian Koller,
gibt nach einem Schreiben des Astronomen P. Augustin Resl-
huber zu Kremsmünster einige vorläufige Nachrichten über
das dort am 18. October gesehene sehr schöne Nordlicht und
die während desselben an beiden Magiielomeferu bemerkten be-
deutenden Störungen. Herr Sternwarte-Director Reslhuber
behält sich vor über sämmllichc bei dieser Gelegenheit an"C-
stellten Beobachtungen einen ausführlichen Bericht einzusenden.
Herr Bergrath Hai ding er richtet an die Classe fol-
gende Worte :
Ich sehe mich im Interesse unserer Wissenschaft veran-
lasst noch einmal auf das Schreiben von Herrn v. Morlot,
dessen ich vorhin erwähnte , zurückzukommen. Eine weitere
Stelle desseli)en ist mir eine iMahnung, dass es jetzt an der
Zeit sei, der hochverehrten mathematisch -naturwissenschaft-
lichen Classe einen Antrag vorzulegen, und sie um günstige
Aufnahme desselben zu bitten. Kr bezieht sich auf die l^nter-
stützung von Arbeiten zu dem Zwecke, um In unserem che-
mischen Laboratorium diejenigen Vorgänge nachzuahmen, von.
54
welchen man annehmen darf, dass sie hei der Gebirgsschichtcn-
Bildiini;,' thätig" gewesen sind, die man aber bis jetzt noch nicht
auf einem unmittelbaren Wege bewiesen hat, und wobei also
noch Manches als noch rein der Theorie angehörig betrachtet
wird. Theoretische Ansichten gingen dem ersten Versuch zur
künstlichen Darstellung des Dolomites voraus, den ich mit Woh-
le r im Jahre 1843 begann. Herr v. Morlot war es, der den
Versuch vor zwei Jahren glänzend durchführte, aber nur noch in
der Gestalt von Pulver. Es handelt sich jetzt darum, nicht nur die
chemische Substanz hervorzubringen, sondern auch dem mechani-
schen Aggregatzustand, der eigenthümlichen Structur des Fels-Do-
lomites sich möglichst zu nähern, mit seinen zahlreichen Drusenöff-
nungen, von kleinen Krjstallen der Rhomboederform umgeben. Um
diess hervorzubringen müssen Apparate ersonnen und ausgeführt
werden, bei welchen die helfende Hand der Akademie die Kraft
der Vollendung geben würde. An den einen Versuch würden sich
so manche andere ungesucht anschliessen , so dass man auf
einen nicht unwichtigen Beitrag zur Vermehrung unserer Kennt-
niss des Verhaltens der natürlichen Körper unter Bedingungen,
welchen sie noch nicht absichtlich ausgesetzt worden sind, mit
Sicherheit zählen könnte.
Am nächsten würden sie sich aber auf die Metamorphose
der Gebirgsschichten beziehen, jenen noch immer dunkeln Theil
der wissenschaftlichen Geologie, in welchem indessen es gerade
jetzt an der Zeit scheint an der Leuchte chemischer Wissen-
schaft die Pfade aufzuhellen , auf welchen es möglich sein
wird, tiefer in die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen einzu-
dringen, die nichts desto weniger nur immer Bestätigungen der
ewig unwandelbaren Naturgesetze sein können.
Ich bitte daher die hochverehrte Classe um freundliche
Aufnahme und Genehmigung folgenden Antrages :
Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften bewilligt die
Summe von 300 fl. C. M. ihrem wirklichen Mitgliede W. Hai-
dinger, zu Händen des Herrn v. Morlot, für chemische Ver-
suche zur Erläuterung der Theorie der Bildung von Gebirgs-
gesteinen.
55
Die Cliisse erklärt ihre Geneigtheil, diesen Antrag hei der
Gesaninitakadeuüe y,u untersliil/A'n , drückt jedoch den Wunsch
aus üher die heabsichliu,t<Mi \ ersuche vorher nähere Andeutun-
gen zu erliallen. Herr Heriirath sagt 7Ai sich liicrwegen mit
Herrn v. M o r 1 o t in das Einverneiinieu setzen zu wollen.
Uebcr den von Herrn Prof. Seh rotte r ausgesproche-
nen Wunsch während des Winters eine wissenschaftliche Heise
nach Kiigiand unlernehnien zu wollen, hcschliesst die C'lasse
sich hei tier Gesanuntakadeniie um eine Unterstützung hiezu von
1000 11. C. 31. zu verwenden, welche in der Folge auch bewil-
liget wurde.
Sitzung vom 30. November 1848.
Von dem wlrkl. Mitgl. Hrn. Universitäts-Stcrnwarte-Dircc-
tor Carl Kr eil zu I'rag, ist nachstehender Aufsatz eingegangen:
Bestimmung eini<>er L äng,- e nu nte r s chiede mittelst
des e 1 e k t r o - m a g n e t i s c h e n Telegraphen.
Die Benützung der an den Staatseisenhahnen errichteten
Telegraphen, um Längenunterschiede zu messen, wurde von
Herrn IJaumgartner, Vicei>räsidcnten der kais. Akademie, in
Anregung gebracht, welcher mich auch aufforderte, diese Äles-
suucen anzustellen.
Ich entsprach um so lieber einer solchen Aufforderung, da
eine wiederholte Bestimmung dieses Elementes für unsere Stern-
warte selbst wünschenswerlh war und ich holVen durfte , auch
auf meinen Bcisen an Orte zu kommen, wo ich dieses Verfah-
ren, wenn es sich, wie zu erwarten war, bewähren sollte, in
Anwendung bringen könnte. Ich wendete mich an Hrn. Kunes,
Assistenten an der Wiener Sternwarte , dessen Eifer ich aus
seinen Dienstleistungen an unserer Anstalt kannte, mit dem Er-
suchen die Aufzeichnungen im ßaliniiofe zu >>'ien übernehmen
zu wollen, wozu er sich auch sogleich bereit erklärte.
Bei dem zu unserem Zwecke anzuwendenden Verfahren
hnndelte es sich vor allein darum, unter den mannigfaltigen Er-
scheinungen, welche das Telegra[>hiren darbielhet , jene auszu-
wählen, welche einen hinlänglich starken und augenblicklichca
56
Eindruck auf Gesicht oder Gehör hervorhrinu^en. Fiir den IJcoh-
achter, der den Zeitpunkt, in welchem die gegehenen Zeichen
eintreten , anzumerken hat , war unstreitig- das Anschhigen
des Hammers an die Glocke die günstigste Erscheinung, weil
hier heide Sinne sicli vereinigen die Wahrnehmungen zu
schärfen. Für den Zeichengeher, der hei einem bestimmten
Schhige seines Chronometers eine Erscheinung eintreten las-
sen soll, war diess nicht der Fall, weil er dieses Anschlagen
viel weniger in seiner Gewalt hat, als die erste Bewegung des
Magnetes durch Andrücken der Tasten. Für ihn schien es da-
her zweckmässiger zu sein, ein rasches Andrücken der Tasten,
für den Zeitpunkt des gegebenen Zeichens zu wählen.
Iliebei war es nöthig zu untersuchen, ob der Zeitraum,
der zwischen dem Niederdrücken der Taste und dem Anfange
der Bewegung der Nadel verstreicht, messbar sei oder nicht;
denn da der Beobachter nur aus dem Anfange der Bewegung
seines Älagnetes das Zeichen erkennt, so würde er, auch wenn
er diesen Anfang als Beobachtungsmoment wählen wollte , alle
Zeichen zu spät anmerken, wenn die Bewegung nicht gleich-
zeitiü: mit dem auf der Taste ausgeübten Drucke eintritt. Mehr-
fache Versuche, die aber freilich so wie überall, wo es sich
um die Wahrnehmung des Anfanges einer Bewegung handelt,
einer sehr grossen Schärfe nicht fähig sind, haben keinen Zeit-
unterschied zwischen dem Niederdrücken der Taste und dem
Anfange der Bewegung des Magnetes erkennen lassen, und wenn
man auch noch die durch so viele Versuche bestätigte That-
sache annimmt, dass die Bewegung des Magnetes an beiden Or-
ten, bei dem Zeichengeber und dem Beobachter gleichzeitig ein-
tritt, so folgt nothwendig, dass auch das Niederdrücken der
Taste vom Zeichengeber , und der Anfang der Bewegung des
Magnetes beim Beobachter als gleichzeitige Ereignisse angese-
hen werden könne.
Iliemit wäre nun das Verfahren festgestellt, wenn der Be-
obachter den Anfang der Bewegung des Magnetes als Beobach-
tungsmoment annehmen wollte ; wählt er aber den zweckmässi-
geren , nämlich das Anschlagen des Hammers an die Glocke,
so muss noch eine zweite voi'läufige Bestimmung angestellt wer-
den. Es ist nämlich zu untersuchen wie viel Zeit der Magnet
57
braucht, um aus dem Zuslaude der IVulie sich dahin zu bewege»,
wo er an die (Jlocke ansihlägt. Ich habe diese Üutersuchunii;
mebrmal und unler verschiedenen Umständen angestellt, nämlich
mit gan/i kurzen und sehr lanu^^en Drähten, mit sehr slarken
und gan/i schwachen Strömen, und immer denselben Zeilraum
gelunden. so lange die Hemmung des iMagnctes nicht geändert
wurde. Diese Hemmung erlaubt aber den erwähnten Zeitraum
willkülirlich zu ändern, so dass man ihn, wenn man es für vor-
tbeilhaft halten sollte, einem beliebigen Uruchlheil oder einer
ganzen Sekunde gleich machen kann.
Nach diesen Vorbereitungen ist das zur Messung der Län-
aenunlerschiede ana^ewendete Verfahren sehr einfach. Bedeutet
nämlich:
T die Zeit des Andrückens der Taste am Orte des Zei-
chengebers ,
T' die Zeit des Anschlaüens des Hammers an die Glocke
am Orte des Beobachters ,
./' die Dauer der Bewegung des Magnets beim Beobachter
zwischen dem Anfange derselben und dem Anschlagen an die
Glocke, so ist
T—J'
die Zeit des Anfanges der Bewegung bei dem Beobachter, also
auch die Zeit des Andrückens der Taste vom Zeichengeber.
Haben nun beide diese Uhrzeiteu angemerkt und vom Uhr-
fehler corrigirt, so ist
T —J—T
die gemessene Längend ilVerenz.
Bei der Ausführun"' wurde stets eine Reihe von eilf Zei-
eben gegehen, und vor dem ersten der Hammer durch Andrii-
cken der einen Taste einige Zeit hindurch an der einen Glocke
gehallen. Beim EinlrlUe einer vollen Minute n des Chronome-
ters wurde diese Taste ausgelassen und die enlgegengesetzte
rasch niedergedrückt, nach zwölf Secunden liess man die zweite
Taste aus und drückte die erste nieder und so fort von zwölf
zu zwölf »Secunden, bis beim Ilintrille der vollen {ii + 2jten
Minute die Zeichenreihe vollendet war.
Dann wurde das Verfahren so wiederholt, dass die Zei-
chen an dem Orte, wo sie bisher beobachtet worden waren,
58
mm <»;e<>;ebon wurden. Ich hoffte durch diese Verwechshniä' der
Verrichtungen des Zeichengebers und des Beobachters den Ein-
ffuss der Personalgleichung zu vermindern.
Bei jeder Bestimmung wurden auf diese AVcise vier Zei-
chenreihen ausgeführt. Die Orte, an welchen bisher dieses Ver-
fahren in Anwendung gebracht wurde, sind Prag, Brunn und
Olmütz. Am ersten Orte wurden die Messungen an zwei Ta-
gen, am 17. und 24. April ausgeführt.
Ueberall wurden Chronometer verwendet, welche nach mitt-
leren Sonnenzeiten gingen. Vielleicht wäre es vortheilhaft an
dem einen Orte ein solches , am anderen ein nach Stern- oder
einer andern imaginären Zeit gehendes Chronometer zu benü-
tzen, weil sich dann unter einer längeren Reihe von Zeichen
immer einige finden werden, die genau mit dem Schlage des
Chronometers zusammentreffen, daher die Abschätzung des Bruch-
theiles dieser 'Schläge überflüssig machen.
I. Längenuiiterschiede zwischen Wien und Prag
17. April 1848.
1. Die Zeichen wurden in Prag gegeben
von 4" 23' 45 31 bis 4'' 25' 45. 31 mittlerer Prager Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren
Wiener Zeiten beobachtet:
Mittel
Mittel der Prager Zeiten
4"
31'
36.00
47.90
32
0.10
11.90
24.00
36.00
48.00
33
0.10
12.00
24.10
36.10
= T'
= 4
32
36.02
J'
—
0.70
= T
= 4
24
45.31
Längenunterschied = T' — J' — T = 7 50 Ol
59
2. Die Zoirlien wurdou in Wien "esreben
von 4'' 38' 6 50 bis 4" 40' C '50 miltlcrei- Wiener Zeit.
Diese Zeiten wurden in l*ra<^ zu folgenden niillleren Prager
Zeiten heohaclilct , wobei auch schon das Intervall = J' = 0' 80
in Ueohnung i^exogen ist.
4' 30'
16.70
28.50
40.50
52.50
31
4.50
16.70
28.70
40.50
52.70
32
4.50
16.50
MittelT' — J'=4 31 16.57
Mittel der Wiener Zeiten = T = 4 39 6.50
Längenunterschied = 7 49.93
3. Die Zeichen wurden in Prag gegeben
von 4'' 3C' 45 .29 bis 4'' 38' 45 29 mittlerer Prager Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren Wie-
ner Zeiten beobachtet :
4'' 44' 35."80
47.90
59.90
45 11.90
23.80
35.80
47.80
59.80
46 11.80
23.80
35.90
Mittel =T = 4'' 45 36.84
J'= 0.70
T = 4 37 45.29
Liingenunterscliied = 7 49.85
00
4. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 4'' 47' 6.'50 bis 4'' 49' 650.
Diese Zeiclion wurden in Prag xu folgenden niill leren Pra-
ger Zeiten (mit Einrcchnung des Intervalles J') beobachtet :
4"
39'
16'.'48
28.48
40.48
52.48
40
4.48
16.48
28.48
40.48
52.48
41
4.48
16.40
— J' = 4
40
16.48
T = 4
48
6.50
T'
Längenunterschied = 7 50.02
24. April 1848.
1. Die Zeichen wurden in Prag gegeben
von 2"15'47*.'87 bis 2"17'47"87.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren Wie-
ner Zeiten beobachtet :
2'' 23' 38:45
50.45
24 2.45
14.45
26.45
38.45
50.45
25 2.45
14.45
26.45
38.45
Mitlei = T =2 24 38.45
J'= 0.70
T =2 16 47.87
Läageuuntei'schied = 7 49.88
(>1
2. Die Zeichen wurden in Wien geliehen
von S"" 2()' 19.45 bis 2'' 28' 10-45.
Diese Zeichen wurden in l'ra"' /,ii foli'enden mittleren Pra"'er
Zeilen (nul Einrechnun'^' des InlerviiUes J'j heohaclitet:
2" 18' 29';87
41.87
53.87
19 5.87
17.87
29.87
41.87
53.87
20 5.87
17.87
29.87
Mittel = T' — J' = 2 19 29.87
T = 2 26 19.45
Läng-endilTerenz = 7 49.58
3. Die Zeichen wurden in Präs; «reoreben
O o O
von 2" 22' 47:'87 bis 2" 24' 47'.'87 mittlerer Praij-er Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren Wie-
ner Zeilen beobachtet:
2'' 30'
38'.'45
50.45
31
2.45
14.55
20.45
38.45
50.45
33
2.45
14.45
26.45
38.35
Mittel = T' = 2 31 38.45
J' = 0.70
T = 2 23 47.87
Längenunterschied = 2 7 49.88
62
4. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 2'' 33' 19:45 Lis 2" 35' 19:'45 mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Prag vm folgenden mittleren Trä-
ger Zeiten (mit Einrechnung des Intervallcs J') beobachtet:
3"
25'
29V87
41.87
53.87
26
5.87
17.87
29.87
41.87
53.87
27
5.87
17.87
29.87
Mittel =
= T' = 2
26
29.87
T = 2
34
19.45
Längenunterschied = 7 49.58
Man hat demnach folgende Ergebnisse:
Längen- Unterschied mit
unterschied dem Mittel
Aus den Beobachtungen des 17. April 1. = T 50.01 0.17
2. = 7 49.93 0.09
3. = 7 49.85 O.Ol
4. = 7 50.02 0.18
Aus den Beobachtungen des 24. April 1. = 7 49.88 0.04
2. = 7 49.58 0.26
3. = 7 49.88 0.04
4. = 7 49.58 0.26
Mittel = 7 49.841
Wahrscheinlicher Fehler einer Bestimmung = 0.116
„ „ des Mittels = 0.044
Dieses Ergebniss gibt, wenn man den Längenunterschied
zwischen Wien und Paris zu
56' 10 4 annimmt,
den Längenunterschied zwischen Paris u. Prag 48 20' 56
Zur Vergleichung mögen einige der früheren Bestimmun-
gen, nämlich die aus Sternbedeckungen und geodätischen Ver-
messungen hergeleiteten , welche Methoden nächst der telegra-
phischen das meiste Zutrauen verdienen, hier einen Platz finden.
iV,)
\. Lilngenunterschied zwischen Paris und Prag.
1. 48' 20" David Astr. Nadir. 1. Rd. S. 16G Slernbedeck.
2. 48 20.36 Lamb. Mayer „
3. 48 20.3 Richter . . „
4. 48 19.5 David ... „
6. 48 20.9 Wurm ... „
6. 48 20.7 Wurm ... „
7. 48 20.55 Ileiligensiein „
3.
64
3.
119Gcod.Vermes
3.
150
3.
221 Slernbedeck
3.
263
4.
77
Mittel 48 20.33
Telegr. Bestimm. 48 20.56
Unterschied
0.23
II. Längenunterscliied zwischen Wien und Briinn
am 6. Mai 1848.
1. Die Zeichen wurden in Brunn gegeben
von SMl'SS'Ml bis 3" 13' 58.11 mittlerer Brünner Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien am folgenden mittleren Zei-
ten beobachtet:
* • 3'' 11' r;87
13.87
25.77
37.67
49.67
12 1.67
13.87
25.67
37.77
49.67
13 1.67
Mittel =r T' = 3 12 1.74
J' = 0.70
. T = 3 12 58.11
Längenunterschied = 0 57.07
64
2. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 3'" 13' 54.'87 bis 3" 15' 54.'87 mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Brunn 7ai folgenden mutieren Zei-
ten beobachtet:
3" W
52.11
15
4.91
16.51
28.51
40.51
52.51
16
4.91
16.71
28.91
40.91
52.71
Mittel = T' = 3 15 52.66
J' = 0.50
T = 3 14 54.87
Längenunterschied = 0 57.29
3. Die Zeichen wurden in Brunn gegeben
von 3''19'58.'11 bis 3''21'58:'11 mittlerer Brünner Zeit.
Diese Zeichen wurden in Wien zu folgenden mittleren Zei-
ten beobachtet:
3" 19' 1".87
13.87
25.77
37.67
49.77
20 1.77
13.87
25.77
37.77
49.67
21 1.87
Mittel
= T' = 3 20
1.79
J' =
0.70
T = 3 20
58.11
Längenunterschied = 0 57.02
65
4. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 3'' 31' 54.87 bis 3'' 23' 54 87 mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Brunn zu folgenden niitlleren
Driinner Zeilen beobachtet :
.r 22' 52.11
23 4.91
16.51
28.91
40.51
52.71
24 4.91
16.91
' 28.71
40.51
52.71
Mitlol =. T' = 3 23 52.67
J' = 0.50
T == 3 22 54.87
Längenunlerschied = 0 57.30
Man hat demnach folgende Ergebnisse:
Untcr.scliiede mit
den Mitteln
1. Längenunterschied =; o' 57. 07 O'.'IO
3. ,. = 57.29 0.12
3. „ = 57.02 0.15
4. » = 57.30 0.13
Mittel = 0 57.170
Wahrscheinlicher Fehler einer Uestiniinunjr — 0''098
» ti des Mittels = 0.049
Nimmt man den Längenunlerschied
zwischen W'ien und Ferro im Dogen = 34" 2' 30 "0 an, und den
„ Brunn und Wien „ „ = 14 17.5, so liegt
Brunn östlich von Ferro . . . =34 10 53.5.
Diese Bestimmung gilt für den Ort, wo die Sonnenhöhen /air
Zeilbestimmung gemessen wurden, nämlich für das Gasthaus zum
schirarzen Adler in der gleichnamigen Gasse.
Der Uhrfehler wurde aus zwei correspondirenden Höhen der
Sonne gefunden, welche den
Fehler am 4. Mai ^lillags = + 7' 51 "37 '
„ 6. Mai um iMittcrnacht ^^ + 8 0.20 gaben.
V. Heft. Sil/.b. d. inathcm. naturw. Cl. 5
66
II i. Läiigenunterschietl zwischen Wien und Olniiifz
am 9. Mai 1848.
1. Die Zeichen wurden in OlmiitÄ gegeben
von 3'' ir 55.70 bis 3" 13' 55. 70 mittlerer OlmiUxer Zeit.
Diese Zeiclien wurden in Wien zu folgenden mittleren Wie-
ner Zeiten beobachtet:
3"
8'
28V 13
40.13
52.13
9
4.23
16.03
28.13
40.13
52.23
10
4.23
16.03
28.03
T' = 3
9
28.13
J' =
0.80
T = 3
12
55.70
Mittel
Längenunterschied = 3 28.37
2. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 3" 10' 53 63 bis 3" 12' 53 63 mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Olmülz, zu folgenden mittleren
Olmützer Zeiten beobachtet:
3'' 14' 22."50
34.50
46.50
58.50
15 10.50
22.50
34.50
46.50
58 . 50
10.50
22.50
Mittel
= T' = 3 15 22.50
J' = 0.90
T = 3 11 53.63
Längenunlerscliied = 3 27.97
67
3. Die Zeichen wurden in Ol mutz gegeben
von 3'' 18' 55:70 bis 3'' 20' 55'.70 nütller.r Olniiitzer Zeit.
Diese Zeielien wurden in Wien zu foluciiden millleren Wie-
ner Zeiten bcobuchtet:
3" 15'
28:13
40.13
52.13
16
4.13
16.23
28.23
40.23
52.13
17
4.13
16.13
28.13
T'
= 3 16
28.17
J'
=
0.80
T
= 3 19
55.70
Mittel
Lüagenunterschied = 3 28.33
4. Die Zeichen wurden in Wien gegeben
von 3" 17' 53"63 bis 3'' 19' 53'.'63 mittlerer Wiener Zeit.
Diese Zeichen wurden in Olmiitz xu folgenden mittleren
Olmül/ier Zeiten beobachtet:
3" 21'
22V50
34.50
46.50
58.50
22
10.50
22.50
34.50
46.50
58.50
23
10.50
22.5a
Mitlei = T' = 3 22 22.50
J' = 0.90
T = 3 18 53.63
Längcnunlerschied = 3 27.97
68
Mau lial (Icniuach lolo-cnde Eraebnisso : Unterscwao mit
~ ~ den Mitleln
1. Längenunlerschied = 3' 28:'37 0:äl
2. „ =3 27.97 0.19
3. „ =3 28.33 0.17
4. „ = 3 27^97 0.19
Mittel ^ 3 28.10
Wahrscheinlicher Fehler einer Bestimmung' = Q"\k%
des Mittels = 0.074
Mit dem Läiigenunterschiede
zwischen Wien und Ferro = 34" 2' 36" 0
und den zwischen Ohniitz und Wien = 52 2.4
findet man den zwischen Ohiiützi und Ferro = 34 54 38.4.
Der Uhrfehler wurde in Ohuütz durch Verglelchung des Chro-
nometers mit der Sternuhr bestimmt, welche beim Meridiankreise
der dortigen auf dem Seminar-Gebäude befindlichen Privatstern-
warte des Herrn Baron Unkr e chtsberg aufgestellt ist^ der
auch die Güte hatte, aus den an diesem Instrumente beobachteten
Sterndurchgäugen den Uhrfehler zu berechnen.
Es fand sich :
am 7.410 Mai der Uhrfehler =
„ 8.4Ö6 „ „ „
„ y.4iu „ „ „ =
Für diesen Punkt gilt daher auch die Längenbestimmung.
Der blosse Anblick der Ergebnisse zeigt, dass man in den mei-
sten Fällen etwas verschiedene Zahlen erlangt, je nachdem die Zei-
chen von dem einen oder dem andern Orte aus gegeben wurden, und
wenn gleich diese Unterschiede nicht ausserhalb der Grenzen ge-
wöhnlicher Beobachtungsfehler liegen, so zeigen sie doch eine Re-
gclmässigkeit , die auf eine andere Fehlerquelle schliessen lässt.
Eine solche könnte man in der Personalgleichung vermuthen; aber
bei den zahlreichen und mannigfachen Beobachtungen , die Herr
Kun es während seiner Anwesenheit in Prag ausführte, und die, ver-
glichen mit den meinen, keine Spur davon verriethen, kann eine
solche nicht gut angenommen werden. Lieber würde ich glauben,
dass eine Verschiedenheit in dem einen oder andern Handgrlfl'e
des Verfahrens, worüber wir uns nur brieflich verständigen konn-
ten, daran Schuld sei. Ein Thcil dieses Unterschiedes kann auch
auf Rechnung des Intervalles (J') kommen, wenn selbes entwe-
+ 10'
50 21
+ 10
54.57
+ 10
56.57.
69
der niclil mit ü'olulrii'er ScliärlV hcstlniinl wurde oder sieh als
veränderlieh erwiese.
Ausser dieser Fehlerquelle heslehl noeh eine zweite in der
Unsieherheit der Zeilhcslinnnung', und diese seheint auf die Awi-
sehen l'rag' und Wien geniaehlen Messungen einigen Einlluss ge-
äussert ZiU haben , denn das Mittel der Krgehnisse
des ersten Tages ist = 7' 49! 95
des zweiten Tages ist = 7 49.73
Unterschied 0.22
eine Verschiedenheit , welche seihst auf hesser hestellten Stern-
warten, wie die Prager ist, noch verzeihlich wäre, um so mehr, da
sie nur für den halben IJetrag* verantwortlich gemacht werden kann.
Da die aufnefrihrlen Mängel nicht der Methode selbst ange-
rechnet werden dürfen, sondern höchst wahrscheinlich ausserhalb
derselben ihren türund haben, so glaube ich, dass keiner der früher
betretenen Wege den Längenunterschied zu bestimmen weder an
Einfachheit noch Sicherheit sicli mit diesem vergleichen könne.
Herr Ileoierungsrath Prof. Adam Huri::, wirkliches Mit-
glied, liest folgende Mitthciiung :
U e b e r die am 27. Juli I. J. a u f d e r Iv a i s e r F e r-
d i n a n d s N o r d bahn S t a 1 1 g e f u n d e n e E x p 1 o s i o n d e r
Locomotive .,Jason."
Eine der merkwürdiiisten und heftigsten Locomotivkessel-
Explosionen, welche vielleicht bis jetzt noch auf dem Conti-
nente vorgekommen, fand am 27. Juli d. J. auf der Kaiser
Ferdinands Nordbahn, während der Fahrt von llullein nach
Napagedl bei der Locomotive „Jason" Statt , nachdem dieselbe
die zuerst genannte Station, in welcher sie Holz und Wasser
eingenommen, mit einem Lastenzuge von beiläufig 4500 Cent-
ner BruUolast ungefähr eine halbe Stunde vorher verlassen hatte.
Diese Kesselexplosion, wobei, leider! vier Menschen das
Leben verloren, indem drei davon, nämlich der Locomotivführer
und die beiden Ileilzer augenblicklich lo;lt blieben, der Tender-
wächter aber schon nach einigen Stunden darauf in Folge der
erhaltenen Verletzungen verschied, war keine bloss partielle,
sondern eine totale und fand mil einer solclieii Heftigkeit Statt,
70
«lass selbst einige der schwersten Stücke der Maschine 60 bis
70 Klal'lcr weit lbrti»eschleii(1ert, die beiden Treibräder rechts
und links über die dort befindliche Aufdänimung hiuabgeworfen
und die Bahn selbst auf zwei Schienenlängen zerstört wurde;
dabei flog das eine dieser 5 Fuss hohen und bei 10 Centner
schweren Treibräder sanimt der 6 zölligen circa 4 Centner schwe-
ren Achse 15 Klafter weit nach rückwärts links, während das
andere von der Achse abgezogen und rechts weggeschleudert wurde.
Der cylindrische Thcil des Kessels war in 4 Stücke zer-
rissen und nach entgegengesetzter Richtung aufgerollt, wodurch
die innere Fläche theilweise nach auswärts gekehrt wurde ; das-
selbe geschah mit der eisernen Hülle des kupfernen Feuerkastens.
Dieser aus y^ Zoll dicken Kupferplatten zusammengenietete Feuer-
kasten wurde von 3 Seiten aufgerissen, die Decke desselben
ungeachtet der beinahe 3 Zoll hohen, nahe aneinander liegenden
7 eisernen Schliessen bedeutend eingebogen, die den Bleinagel
enthaltende Schraube aus dem Gewinde herausgerissen, die
Röhrenwand abgebrochen und theilweise aufgerollt , die Kolben-
stangen abgerissen und endlich der Dom oder die Kuppel mit
dem einen Sicherheitsventil von dem Kessel abgetrennt und weit
weggeschleudert.
Diese in ihren Wirkungen so furchtbare Explosion, in
Folge welcher, ausser den angeführten Zerstörungen, der Ten-
der in den Bahngraben geworfen und von den 41 angehängt
gewesenen Lastwagen 16 zertrümmert und der 17. stark be-
schädigt wurde, fand im Augenblicke des Nachheizens Statt,
indem man noch ein Scheit Holz in der Heizöffnung eingeklemmt
fand, und war von einem so starken Knalle begleitet, dass dieser,
mehreren Aussagen zu Folge, stundenweit gehört worden sein soll.
Ist diese Angabe auch vielleicht nicht buchstäblich zu neh-
men, so ist doch so viel constatirt, dass ein Bahnwächter, dessen
Station genau um 2200 Klafter (also über Va Meile) von der
Unglücksstelle entfernt war, noch eine sehr heftige Detonation
gehört hatte.
Die messingenen Feuerröhren waren nicht geschmolzen,
sollen jedoch sammt dem kupfernen Feuerkasten eine röthlich
blaue Farbe gezeigt haben , so als ob im Augenblicke der Ex-
plosion in allen Theileu des Kessels eine bedeutend hohe Tcm-
71
peratui' i'leicht'önniu; Statt gol'iiiuli'u hätte. Nach einer aiulerfui
Aussage eines '/-weiten Saehversliindiüen soll die Decke des
Feuerkastens uiunittelhar nach dieser furchtbaren Katastrophe
die Farbe des Ausi;lüliens gezeij^t haben.
Ein Bahnwächter sai>'t aus, dass die Pumpen noch kur/i
vorher 2;espielt haben, indem er die aus den betrciTenden Tro-
bierhähnen ausspringenden Wasserstrahlen wahrgenonnncn habe.
Fin zweiter IJahnwäehter bemerkte ein starkes Abblasen des
Dampfes, wenigstens aus dem einen Sicherheilsventil, und ein
in einem rückwärtigen AVagen gesessener Packer hörte ein
starkes IJrausen an der Maschine vor der Explosion. Endlich
bemerkte noch ein dritter Hahnwächter, dass sich der Locomotiv-
führer etwa nocli ^i ^liiuite vor diesem traurigen Ereignisse
auf der Platlforni durch läuii'ere Zeit in einer "cbückten Slellunü:
befand und wahrscheinlich an der Maschine etwas untersuchte.
Die Maschine selbst kam aus der k. k. pr. Wiener iVeu-
städter Mascl'.inenfabrik des Herrn Günthner, wobei der ans
steyerischen, in dem k. k. \euberger Gewerke erzeugten Ble-
chen hergestellte cylindrische Kessel am 20. März 1840, nach
Vollendung der Maschine, unter günstigem Erfolge mit einem
Drucke von 10 Atmosphären über den Luftdruck commissioneli
probirt worden war.
Da die normale Dampfspannung bei dieser Maschine 65
Pfund auf den Ouadratzoll oder nahe 5 Atmosphären über den
Luftdruck oder 6 Atmosphären absolute Spannung betrug , so
liillt sogleich, ohne noch in eine nähere Discussion einzugehen,
so viel in die Augen , dass diese Explosion durch einen Druck
oder eine Expansivkraft des Dampfes erzeugt worden sein
musste, welche weit über diese Xormalspannung von 5 Atmo-
sphären hinausfällt. Denn wenn man auch von dem Umstände,
dass dieser Druck in gar keinem Verhältnisse mit den verhee-
renden Wirkungen der Statt gefundenen Explosion steht, vor
der Hand ganz absieht; so zeigt schon die Art und Weise, wie
der Kessel gerissen und zertrümmert wurde, von dem ausser-
ordentlichen Widerstände, welchen derselbe nach allen Seiten
hin geleistet hatte, und wenn die Bruchstellen der Eisenbleche
auch hin und wieder ein blätteriges Gefüge zeigen, was auf
eine theilweisc unvollkonimene Schweissung der einzelnen La-
72
mellen schliessen Hesse , so ist dennoch die sehnige und fase-
rige Textur dieses trefflichen steyerischen Eisens nicht zu ver-
kennen und die gute Beschaffenheit dieser Kesselbleche ausser
allem Zweilel.
Fragt man nun um die wahrscheinliche Ursache dieser so
heftigen Explosion , sucht man herauszubringen , wie und auf
welche Weise der Dampfdruck so ausserordentlich über sein
normales Mass konnte gesteigert worden sein; so muss man,
leider! gestehen, dass sich auch hier wieder, wie bei allen
solchen Ereignissen, wobei diejenigen, welche allenfalls einen
näheren Aufschluss darüber geben könnten, dabei mit zu Grunde
gehen, nur Vermuthungen aussprechen lassen, wofür es keine
positiven Beweise gibt. In dem vorliegenden Falle bleibt daher
nichts anderes ührig, als Hypothesen aufzustellen und mit Be-
rücksichtigung aller authentischen Aussagen und beglaubigten
Umstände, auf wissenschaftlichem Wege zu untersuchen, welche
davon die grössere AVahrscheinlichkeit für sich habe.
Ich will nun im Nachstehenden versuchen , zwei Hypothesen
aufzustellen und hinsichtlich ihrer grössern oder geringern Wahr-
scheinlichkeit mit einander zu veraleichen.
Die erste Hypothese besteht in der Annahme, dass sich
im Kessel Knallgas gebildet und entweder durch einen elektri-
schen Funken oder an einem glühenden Bestandtheile des Kessels
entzündet habe; die zweite Hypothese dagegen darin, dass das
Wasser mit einem Theile des glühend gewordenen Kessels in
Berührung gekommen und sich dadurch plötzlich eine solche
Quantität von sehr hoch gespannten Dämpfen entwickelt habe,
dass lediglich dadurch diese Kesselexplosion bewirkt wurde.
Wie man sieht, so gründen sich beide diese Hypothesen
auf die Voraussetzung, dass ein Theil der Kessellläche oder der
Feuerröhre von der Explosion glühend geworden sei, weil nur
dadurch überhaupt die zur Bildung von Knallgas nothwendige
Wasserzersetzung möglich , wenn auch desshalb noch nicht
wahrscheinlich war.
Damit aber dieser anomale und für jeden Dampfkessel so
höchst gefährliche Zustand eintreten kann, muss entweder der
Wasserstand im Kessel unter die Feuerlinie herabsinken, oder
es muss sich hei hiiiläuüllchem Wasservorrathc ein Theil der
73
Kessclwand inil einer Sohiclite von sogenanntem Wasser- oder
Kesselsteine dergestalt belegt oder ineruslirt liaben, dass das
anlienendc Wasser die ^letalllläehe nielit mehr "eliüri"' abkülileu
und gegen das (jliiliendwerden schützen kann; ausserdem uuiss,
nachdem dieses eingetreten, diese steinartige Kruste aus irgend
einer Veranlassung abspringen, und dadurch die Berührung des
Wassers mit der «ilühenden Melalllläche herbeiiieluhrt werden.
Untersucht mau diese beiden Fälle in der vorliegenden
Frage genauer, so spricht für den erstem Fall des zu niederu
Wasserstandes der Umstand , dass der obere Hahn des Wasser-
staudglases, welcher die Communication der Glasröhre mit dem
Uamplraume des Kessels herstellt, im geschlossenen Zustande
aufgelunden wurde, was der VermullMiug llaum geben kann,
dass wenn dieser Hahn nicht etwa erst durch die AN'irkung der
Kesselexplosion oder durch jenes Individuum , welches denselben
im freien Felde aufgelunden, geschlossen worden war, das Glas-
rohr einen unrichtigen, nämlich einen zu hohen Wasserstand
im Kessel anzeigen musstc, indem dasselbe, wenn auch noch
so wenig W'asser vorhanden gewesen , bei diesem Umstände
immer gefüllt sein konnte. Hatte nun der Locomotivführcr später,
nachdem das Wasser sclion zu tief gesunken und der obere
Theil des Kessels bereits glühend geworden war, diesen ersteren
Umstand durch die betreft'enden Probier- oder Wasserstands-
hähne entdeckt und darauf die Wasserpumpen um so kräftiger
spielen lassen, wie diess auch in der Tliat nach der erwähnten
Aussage des einen IJahnwächters wirklich der Fall gewesen zu
sein scheint, so musste wohl ohne Zweifel auch die gedachte
Berührung des Wassers mit der olühenden Kesselwand oder
den obern Feuerröhren, die durch die Schwankungen der Äla-
schine und des Wassers im Kessel noch begünstigt wurde, sehr
bald eintreten.
Gegen diese Vermulhung eines zu tiefen Wasserstandes
spricht nur die Aussage des Tenderwächters, welcher kurz vor
seinem Tode angab, dass Wasser genug im Kessel gewesen sei,
was jedoch durch \iclits erwiesen ist und vielleicht ebenfalls
nur aus der Anschauung des unter den als möglich angenom-
menen Umständen ganz unverlässlichen Wasserstandglases ge-
folgert worden sein kann. Allerdings iässt sich noch einwendeuj
74
tlass erstlich nicht erwiesen ist, dass der erwähnte oherc Ilalui
wirklich vor der Explosion geschlossen, und wenn diess auch
der Fall war, desswegen nicht auch nothwendig schon der
Wasserstand zu niedrig gewesen sein musste.
Für den zweiten Fall, nämlich der Incrustirung des Kessels,
spricht der Umstand, dass diese Maschine einige Monate früher,
bevor sie nach Prerau in Dienst kam, auf einer andern Strecke
in Verwendung stand, auf welcher das Wasser viele Salztheilc
enthält und nicht unbedeutenden Wasser- oder Kesselstein
absetzt.
Gegen diese Annahme wird angeführt, dass diese Maschine
noch Ende April, bevor sie nach Prerau als Reserve geschickt
wurde, genau untersucht und gereinigt v»orden war.
Indess scheint gleichwohl diese letztere Annahme der Statt
gehabten Incrustirung, wenigstens des oberen Theiles des Feuer-
kastens, nicht ganz unwahrscheinlich zu sein, weil, wie bereits
erwähnt, die Decke dieses kupfernen Feuerkastens die Farbe
des Ausglühens besass, und sonach die damit verbundenen eiser-
nen Schlicsson ebenfalls geglüht haben mussten, während da-
gegen die sämmtlichcn Röhren, also auch die untersten, welche
doch (wenn man nicht annehmen will, dass beinahe gar kein
Wasser mehr im cylindrischen Thcile des Kessels enthalten war)
gewiss noch von Wasser umgeben gewesen sein mussten, durch-
aus dieselbe rÖthlich-blaue, von einer höhern Temperatur zei-
gende Farbe besassen.
Da nach mehreren Aussagen das Speisewasser in Prerau,
so wie auf der ganzen Strecke , auf welcher das traurige Er-
eigniss Statt fand, die Eigenschaft besitzen soll, den im Kessel
noch befindlichen Wasserstein allmählig abzulösen; so lässt es
sich recht gut denken, dass im Augenblicke des Nachfeuerns,
durch die dabei vorkommenden Stösse, eine solche Schichte von
der Decke des Feuerkastens (oder auch an einer andern Stelle
desselben) absprang und dadurch, wenigstens für die zweite
Hypothese, alle Bedingungen, wie bei dem bekannten Leiden-
frost'schen Phänomen , zur Kesselexplosion vorhanden waren.
>\'ill man , wie noch so oft geschieht , diese Kesselexplosion
der Rildung und Entzündung von Knallgas zuschreiben, so ist
man nicht nur gonöthigt. anzunehmen, dass sich im Kessel
75
alinosphiirisclie Lufl heluiid, was allcnlings möi>,lich ist, indciii
last jedes Wasser Luft cnlliält, die im Kessel lr<'i werden kann,
lind seihst die Pumpen unter g'cwissen Umständen Luft /.ielien
können; sondern man muss, was, wenn nicht i»an7i unmö^lirh,
doch höchst unwahrscheinlicii und <>C"en alle |)raclischen Kr-
lahrungcn ist, zugehen, dass die ganz unreinen, mit Wasser-
steiii ])elei>ten massiven eisernen Tra"slani>en wirklich im .Stande
sind, eine Wasserzersel/iUng- zu hewirken, welch(> hei chemi-
schen Experimenten nur mit dünnen und ganz reinen oder hlaa-
ken Eisendrähten "clinü-t.
Aher aucli angenommen, jedoch nicht zugcgehen, dass sich
wirklich Knallgas gebildet hahe, so dürfte die Entzündun«^ des-
selben unter den vorwaltenden Umständen äusserst schwierig,
ja vollends durch einen elektrischen Funken ganz unmöglich
sein, so dass ich daher, vom wissenschaftlichen Standpunkte
aus, geneigt bin, diese erste Hypothese als vollkommen unhalt-
bar und verwerflich zu ei-klären.
Zur IJcgründung der zweiten Hypothese dagegen darf nur
noch die Möglichkeit einer momentanen Dampfspannung, welche
weit über die normale oder gcsetzmässigc hinausfällt, nach-
gewiesen werden.
Um dieses zu thun und die Rechnung für alle solchen Fälle
gleich ganz allgemein zu rühren, sei
der Durchmesser des cylindrischen Kessels . = D
dessen Länge, zugleich jene der Feuerröhren . = L
der Durchmesser dieser Ilöhren = d
ihre Anzahl = s
die Dicke der Kesselblcche (aus Eisen) . . . = o
die Dicke der Feuerröhren (aus IMessing) . . — rj
die Dicke des Feuerkastens (aus Kupfer) . . = o
die Feuerfläche des Feuerkastens . . ... =: f
die Feuerfläche der Feuerröhren = f
die gesammlc Feuerfläche f + f = F
jener Theil dieser Fläche, welcher als glühend
geworden angesehen werden kann . . . . = — . F
die Temperatur dieser glühenden Fläche . . = T" C. .
die normale Spannung des gesättigten Dampfes
im Kessel .• . . = u Almosph.
76
die enlsprccliendc Temperatur = t" C.
die Spannung' des durch die Berührung des
Wassers mit der glühenden Metallfläche er-
zeugten Dampfes = N Almosph.
die zugehörige Temperatur =rr T"
das Gewicht des Feuerkastens =" S
das Gewicht der Feuerrohren — S'
Gesammigewicht der directen und indirecten
Feuerfläche g + g' = G
Gewicht der glühend gewordenen Fcuerfläche . = — G
Gewicht des Wassers im Kessel und Feuerkasten = Q
Gewicht des Dampfes „ „ „ „ = Q'
Volumen des Wassers im Feuerkasten hei nor-
malem Wasserstande = v
Volumen des Wassers im cylindrischen Kessel = v'
das Gesammtvolumen v + v' = V
endlich das Volumen des vorhandenen Dampfes = V
Diess vorausgesetzt, ist der kubische Inhalt des cylindri-
schen Kessels — -r- tt D^ L , so wie jener der Feuerrohren
= -i-;rsd*L, mithin, wenn, wie es bei normaler Füllung der
Fall, die Höhe des Wasserstandes — des Kesseldurchmessers
beträgt, das Volumen des im Kessel enthaltenen Wassers
V' = 4- . 4- ;r D^- L - 4- ;i s d^- L = -i- TT L (A D^- - s d^) ,
also das «-esammte Volumen des im Kessel und Feuerkasteii
enthaltenen Wassers :
V = V + 4^ ;: L (4- D^- - s d") . . . (1)
so wie das Gewicht desselben, da hier durchaus der Wiener
Fuss und das Wiener Pfund als Einheiten zu Grunde gelegt
werden :
Q = 564V (2)
Für das Gewicht des Dampfes vom Volumen V, der Span-
nung von n Atmosphären und der Temperatur von t" C, hat man
das specifische Gewicht desselben gegen atmosphärische Luft
= . 6235 , und das Gewicht von 1 Kubikfuss Luft bei 0" und
dem Barometerstande von 0.76 Meter = 0.0733 Pfund gesetzt:
0.6235x0.0733 ^^^ .^^
'^ = "--rTo. 00366 t-^ • "^'^^
77
\Iniint man für die spcciüsclio Wäriiio des Eisens, iMes-
sinos und Kupfers die MiUeizalil O'll, so enthalten die — G
Pfunde überhitzter oder glühender Metalhnassc von der Tem-
peratur T° eine Anzahl von Wärme-Einheiten, welche sich aus
dem Ausdrucke
E = 0 . 1 1 X ^ G X T . . . (4)
bestimmen lässt.
Um l l'fuiid Wasser von der im Kessel herrschenden Tem-
peratur von t" in Dampf zu verwandeln, sind 050 — t >> ilrme-Ein-
heitcn erforderlich. Werden daher der überhitzten Rletallmasse
e Wärme-Einheiten entzog'cn, wodurch dieselbe noch E — e sol-
cher Einheiten und damit die Temperalur
E — e
t' = ,— .... (5)
0.11 X — G
in
behält; so können diese sofort
• '^■' = •65o"'-^t («->
Pfund Wasser von dieser Temperatur t in Dampf von beliebiger
Spannung verwandeln.
Da nun der diesem Gewichte entsprechende Dampf samnit
dem bereits vorhandenen vom Gewichte Q' , in dem Räume V
eingeschlossen ist (indem man bei dieser ohnehin nur approxi-
nmtiven Ilechnung von der dabei entstehenden geringen Ver-
niindcrung des Wasser- oder Vermehrung des Dampfraunies ab-
sehen kann), so wiegt 1 Kubikfuss solchen Dampfes
G- + Q- .^.
P = V— ( ')
Pfunde , und diesem entspricht der obigen Annahme zufolge die
Spannkraft von N Atmosphären und die Temperatur von T'" C.
Der Zusammenhang zwischen dem Drucke P auf den Qua-
dratfuss und der Temperatur T des Dampfes kann annähernd
durch die Formel
P = 1845 (0.2847 + 0.007153 1)^ . (8)
so wie das Gewicht p eines Kubikfuss Dampfes von derselben
Temperalur T durch jene
P = « + ^ i^ («)
ausgedrückt werden, wobei a =^ 0.0080484 und ß = 0.00001404
zu setzen ist.
78
Nach orlolgter Explosion tritt eine spontane Dampfenlvvioke-
Inng aus dem noch vorliandencn erhitzten Wasser ein , dessen
Spannung' 1 Atmosphäre und Temperatur 100** beträgt, wobei
auch das noch zurückbleibende Wasser bis auf diesen Temperaturs-
grad abgekühlt wird. Das Gewicht dieses Dampfes beträgt sonach
(.0) ...,;'= O-ifOHO-«") pf„„.,
550
oder, da Dampf von dieser Spann- oder Expansivkraft einen
1700 Mal grössern Raum als das Wasser einnimmt, woraus er
gebildet wurde, das Volumen von
(11) . . . . V = 1700 .-—-^ Kubikfuss.
56.5
Geht man nun zur speciellen Anwendung dieser Formeln
auf den vorliegenden Fall über, so hat man nach den hierüber
mitgetheilten Daten :
D = 34-, L= lO-f, d= 4", ^=.03125, o' = . 01042
d" = .056 Fuss, f= 55.7, f = 686.87, F = 742.57
öuadratfuss, g=1300, g' = 3250, G = 4550 und das Ge-
wicht der 7 mit der Decke des Feuerkastens verbundenen ei-
sernen Schliessen oder Querriegel (Tragstangen) = 350 Pfund,
so wie s = 125.
Ferner ist, wegen v = 10, nach der Formel (1), das ge-
sammte Wasservolumen im Kessl V ^= 57 Kubikfuss, und nach
der Formel (2) das Gewicht desselben Q -- 3220 Pfund (wo-
bei man hier überall nur bis Einheiten zu gehen nöthig hat).
Ferner ist das Dampfvolumen V = 35 Kubikfuss, und des-
sen Gewicht nach Formel (3), wegen n = 6, und t==160,
nahe Q' = 6 Pfund (genauer = 6.0529 Pfund),
Setzt man nun, wobei selbst noch die mit hartem Loth
gelötheten Messingröhren ohne zu schmelzen bestehen können,
T=1000"C. , was der Temperatur des hellen Kirschrothglü-
hens entspricht, und nimmt man, um gleich mehrere Werthe
zur Vergleichung zu erhalten, m=10, 20 und 50, so erhält
man nach der Formel (4) beziehungsweise und in runden Zahlen:
E = 50000, 25000 und 10000
(genauer 50050, 25025, 10010), so wie aus der Formel (5),
70
wenn man (da es sich, wie gesagt, hiei- nur um Xähorungs-
wcrtlie liandoll) lür alle drei Fälle t— IßO" setzt, sofoi-l
e = 42000, tilOOO und 8400.
Mit diesen Werthen folgt aber aus ((») beziehungsweise
G" = 85.71, 42.85, 17.14 IMund
so wie aus (7} eben so
p -= 2 . 629 , 1 . 396 , 0 . 661 Pfund ;
endlich erhält man damit aus der Formel (9) Tür die Dampf-
spannung nahe genug:
N =^ 95 , 50 und 24 Atmosphären ,
welcher die Temperatur von T' = 307-|-, 206-f «nd 222° C.
zukommt.
Mit den diesen Spannungen entsprechenden Werlhen von
V (-= 95 X 1845 , 50 x 1845, 24 X 1845) folgt aus der For-
mel (10), wenn man t= 160" setzt:
p' = 338.72, 346.6, 394.4 Pfund
und aus (11)
V"= 10195, 10422, 10517 Kubikfuss.
Aus dieser Rechnung ergibt sich also, dass wenn der
10**^ Theil der Feuerfläche, oder eigentlich, da hierbei nur die
Masse in Rechnung kommt, und diese im vorliegenden Falle, in
welchem die Platten des Feuerkastens nahe 6 Mal so dick als
die Messingröhren sind (hier also m nicht gleich m' ist) dem
Gewichte nicht proportional ist, der 10**^ Theil des Gewiclites
dieser Fläche sich im rothglühenden Zustande befand und hier-
auf mit Wasser in Berührung kam , diess allein schon hinrei-
chend war , dass im Kessel die Dampfspannung von 6 plötzlich
auf 95 Atmosphären mit der entsprechenden Temperatur von
307-^" C. gesteigert werden konnte, eine wSpannung oder Ex-
pansivkraft, welche wohl mehr als hinreichend seyn dürfte, die
Eingangs angeführten Zerstörungen und traurigen Wirkungen
hervorzubringea»
Es muss hier noch ausdrücklich erwähnt werden , dass
durch diese Annahme, selbst noch die oberste Röhrenreihe,
folglich die sämmtüchen Älessing- oder Feuerröhren als vom
Wasser umgeben angenommen werden, indem schon die erwähn-
ten 350 l*fuud schweren eisernen Schliessen oder Tragstangen
80
(llpseii 10*^" Tlicil des Gewichtes der gTühcnd gewordenen Me-
lallniasse grösstentheils absorhirten.
Mau begreift die ausserordentlich verheerende Wirkung
dieser auf 95 Atmosphären gesteigerten Expansivkraft des Dam-
pfes um so mehr, wenn man auch noch die Nachwirkung der
über 10000 Kubikfiiss betragenden Dampfmasse dabei in An-
schlag bringt, welche sich unmittelbar nach erfolgter Explosion
auf spontane Weise entwickelt haben musste.
Wie leicht endlich das Glühendwerden des 50^**" Theiles des
Gewichtes der gesammtcn Feuerfläche, wozu nur eine Platte
des Feuerkastens von etwas mehr als 3 Quadratfuss gehört
(welche also sehr leicht mit Wasserstein belegt sein konnte,
der später absprang) möglich war, um die Dampfspannung we-
niüstens auf 24 Atmosphären zu erhöhen, bedarf wohl keiner
weitern Erörterung.
Durch diese, in so weit es hier als nöthig erscheint, wis-
senschaftliche Untersuchung geleitet, stehe ich nun nicht an,
die zweite der oben aufgestellten Hypothesen als die allein rich-
tige zu halten und anzunehmen, dass ein Thcil der Feuerfläche
des Kessels oder Feuerkastcns entweder durch eine vorausge-
gangene Incrustirung derselben, oder auch durch ein zu weites
Herabsinken des Wasserspiegels im Kessel glühend geworden
und hierauf (im erstem Falle durch das Abspringen der stein-
artigen Kruste) mit Wasser in Berührung gekommen sei , wo-
durch sich nach Verlauf einer gewissen Zeit (wie beim Leiden-
frost'schen Phänomen) augenblicklich eine Masse von so hoch
gespannten Dämpfen entwickelte, dass dadurch allein schon,
ohne erst zu einer Knallgasbildung Zuflucht nehmen zu müssen,
die hier in Rede stehende Kesselexplosion mit allen ihren Con-
sequenzen erklärlich wird.
Man mag aber endlich dieser oder der ersten Hypothese
den Vorzug geben , und dabei wieder das Glühendwerden eines
Theiles der Feuerfläche des Kessels , der besagten Incrustirung
oder dem Herabsinken des Wasserspiegels unter die Feuerlinie
zuschreiben wollen : so ergibt sich in allen Fällen aus dieser
unglücklichen Kesselexplosiou abermals die gewichtige Lehre,
wie wichtig die sorgfältige Reinigung jedes Dampfkessels zur
Verhütung der Rildung von Wasser- oder Kesselstein und die
81
nie genug zu beachtend t.' Vorsicht sei. den Wasscrsttind niemals
unter die Feuerlinic herabsinken /,ii lassen, und wenn dieses aus
was ininier Cnv Ursachen dennoch geschehen seyn sollte oder
der Maschinist auch selbst nur die Verniulhung hätte, dass diess
Statt üefundcn und ein Thcil der Kesselwand oder Feuerrohren
bereits gliihend geworden seyn könnte, den Kessel um keinen
Preis und unter gar keiner Bedingung mit Wasser früher ge-
speist oder Wasser nadigelullt werden dürfe, bevor nicht der
Kessel wieder gehörig abgekühlt ist, wesslialb auch das augen-
blickliche Ileraus/Jehen des Feuers aus dem Ileizraume in einem
solchen Falle als unerlässlich erscheint, um der schon an der
Schwelle stehenden Gefahr einer furchtbaren Kesselexplosion
noch im letzten Augenblicke vorzubeugen.
Herr Anton Älartin, Custos der Bibliolliek des k. k, po-
lytechnischen Instituts , erstattete über den Erfolg seiner pho-
tographischen Allheiten auf Papier, wozu ihm die Akademie
eine Gelduuterstützung bewilliget hatte, nachstehenden IJericht:
Verehrte Herren! Sie waren so freundlich meinen Arbei-
ten in der Photographie auf Papier Ihre Aufmerksamkeit zu
schenken und mir den W^eg zu weiteren Versuchen dadurch
anzubahnen, dass Sie mir den Ankauf der kostspieligen Mate-
rialien durch Anweisung von 100 fl. C. M. aus dem Akademie-
ionde sehr bedeutend erleichterten. Indem ich hicmit die Fhre
habe, Ihnen nochmals meinen verbindlichsten Dank abzustatten,
komme ich zugleich meiner Pflicht nach, Ihnen die llesultatc
meiner Bemühungen ergebenst vorzulegen.
Die Photographie, auf eine der interessantesten Naturer-
scheinungen „die chemische Wirkung des Lichtes" basirt, hat,
wie so viele physikalische Experimente, einen doppelten Reiz;
den der wissenschaftlichen Forschung und den der praktischen
Anwendbarkeit, in Folge deren ihre Resultate gewissermassen
in das Gebiet der Kunst hinüber streifen, in so ferne diese auch
mechanischer Mittel bedarf, ihre Werke ins Leben treten zu
lassen.
Der Experimentator hat demnach zwei Zwecke zu verfol-
gen: er soll die einfachste Art und Weise auffinden, durch
V. Heft. Sitzl). d. mathein. n:itiir\v. Cl. - G
82
welche die Bildei* sclinell, sicher und in grösstcr Vollkommen-
heit erzengt werden können; er soll aber auch Versuchsreihen
durchrühren, welche den Zusammenhang- der verschiedenen Ope-
rationen und insbesondere den Einlluss nachweisen , den ein-
zelne Abänderungen auf den Ton der positiven Hilder, ein wei-
tes Feld der Forschung-, darbieten, indem sie noch zu sehr va-
riiren, ohne dass der Experimentator einen Anhaltspunkt hätte,
als eben den seiner eigenen Erfahrung-, da die nach bestimm-
ten Vorschriften gemachten Versuche nicht immer den gegebe-
nen Beschreibungen entsprechen.
Während des letztverflossenen Sommers habe ich mich nsit
dem Studium der Erzeugung möglichst vollkommener Bilder
beschäftiget und ich schmeichle mir , dass die einer hohen Aka-
demie vorgelegten Proben beweisen, dass meine Bemühungen,
besonders bezüglich der Aufnahme architektonischer Gegen-
stände , nicht ohne Erfolg geblieben sind. Was die friiher an-
geführte Versuchsreihe anbelangt, so hofie ich, sie mit kom-
mendem Frühjahre wieder aufzunehmen , um Ihnen , verehrte
Herren! die Ergebnisse später ebenfalls vorzulegen.
Es war also meine Aufgabe, die von anderen Experimen-
tatoren angegebenen Vorschriften zu prüfen , das Beste zu be-
halten oder dieselben auf zweckmässige Weise abzuändern.
Auf diesem Wege habe ich gefunden, dass das photographische
Papier besonders für die Darstellungen von leisen Abstufungen
im Halbschatten weit empfindlicher präparirt werde, wenn man
es zuerst bloss mit Jodkaliumlösung , dann mit einer Lösung
von salpetersaurem Silberoxyde imprägnirt, worauf es also-
gleich noch nass bekanntervveise auf das Bla nqu art'sche Glas
gelegt wird. Talbot, Blanqu art und die meisten anderen Ex-
perimentatoren haben früher das Papier an der Oberfläche zu-
erst mit der genannten Silbersalzlösung, dann mit der Jodka-
liumlösunff und endlich wieder mit einer bei weitem stärkeren
mit Essigsäure versetzten Silbersalzlösung überstrichen, was
nicht nur ein unnöthiger Aufwand von Materiale und Arbeit ist,
sondern, wie schon gesagt, auch im Erfolge der einfacheren
Bereitungsart weit nachsteht. — Beim Hervorrufen der nega-
tiven Bilder empfiehlt Bl anquart viel Gallussäure anzuwenden,
was zwar die freiwillige Zersetzung an den lichten respektive
8**
o
Scfiattcnparticn der Bilder verhindert , allein kräftige Bilder
erhält mau damit nicht, sondern diess ist nur der Fallhei An-
wendung von verhältnissmässig weniger Gallussäure. Die spä-
ter anzutuhrendc Fixationsmethode macht das Bild an den lich-
ten Stelleu vollkommen rein, und zwar um so leichter, wenn
man das Bild vor dem Fixiren mit etwas Weingeist auswäscht,
was ich um so gewisser zu thun empfehle, wenn man mit
einem gut geleimten, körnigen Papiere arbeitet. Üas Bild wird
wundervoll klar und durchsichtig. — In meinem R e p e r t o-
r i u m der Photographie, Wien Gerold 1848 , empfahl
ich als Fixatioiismittel eine sehr verdünnte Cyankaliumlüsung,
welche Methode nach meiner Prüfung vollkommen schöne Bil-
der liefert, und wobei nur der Uebelsland eintritt, dass man
sehr vorsichtig damit manipuliren muss , weil das Cyankalium
auch die dunklen respektive Lichtpartien sehr leicht zerstört,
wenn die Lösung zu stark ist, oder wenn man das Bild zu
lange darin lässt. Siedend heisse unterschwefligsaureNatronlösung
ersetzt das Cyankalium vollkommen, ohne die zerstörende Wir-
kung desselben auszuüben. Zuletzt habe ich mich bemüht, die
positiven Bilder stark und kräftig zu erzeugen, wobei die An-
wendung vom siedend heissem unterscluvefligsauren Natron, vor-
zugsweise bei Vedutten, sehr zu empfehlen ist, wenn man das
Bild im Kopirrahmen so überkräflig werden lässt, dass es vor
der Fixation unschön und fast ohne Nuancirung erscheint , wäh-
rend nach der Fixation alle Nuancen in voller Kraft zum Vor-
schein kommen.
Bei Porträlen ist diese Methode weniger anzuwenden, da
die aufgezählten Veränderungen hier isolirt angegeben sind und
natürlich nicht in jede Methode hineinpassen, so erlaube ich
mir des Zusammenhanges willen, und um diesem Aufsalz einen
praktischen Werth zu verleihen, meine Verfahrungsart nach der
Reihenfolge der Operationen näher zu beschreiben.
Negative Bilder. •
1. Flüssigkeiten:
L Ein Loth Jodkalium wird in 20 Loth deslillirten Was-
ser aufgelöst und diese liösung mit 8 — 10 Tropfen
einer concentrirten Cyankaliumlösung versetzt.
6 •
84
II. Ein und ein Viertel Lolh grauer Höllenstein wird in
20 Lolli (leslillirien Wassers aurji,elöst und mit ein
und einem lialLcn Lolhc sehr starker Essigsäure (Ra-
diealcssig} versetzt.
III. Concentrirte Gallussäurelösung.
IV. Weingeist.
V. Zwei Loth untersehwefligsaures Natron werden in
20 Loth destillirten Wassers aufgelöst.
2. Apparate : Nebst der Camera obscura und den dazu
gehörigen Rahmeu, hat man noch zwei Spiegelgläser (Hlan-
quart'sche Gläser) nöthig, welche beide zugleich in den Rah-
men leicht hineinpassen, und welcher Rahmen so tief im Falz
construirt sein muss , dass auf die zwei hineingelegten Spie-
gelgläser rückwärts noch ein Brettchen gelegt werden kann,
dass so wie der bekannte Schieber von vorne, den Rahmen
gegen das eindringende Licht von rückwärts absperrt. Ferner
vier bis sechs flache , viereckige Porzellantassen mit % Zoll
hohem Rand, welche rund herum um etwa % Zoll weiter sein
müssen als das Papier gross ist, worauf man die Bilder macht.
Endlich ein Porzellangefäss sammt Spirituslampe, um das un-
terschwefeligsaure Natron siedend heiss machen zu können, und
eine Abdampfschale, um Wachs darin schmelzen zu können.
3. Papier: Feines, gleichförmiges Maschinenpapier, am
besten Canson fr er es, von welchem man ein Stückchen auf
einige Minuten in Wasser legt, es herausnimmt und abtrocknet,
um die glatte Seite (Filzseite) von der rauhen (Siebseite) un-
terscheiden und das Ganze darnach bezeichnen zu können, denn
das Bild muss immer auf der glatten Seite gemacht werden.
Ein geübtes Auge erkennt übrigens die glatte Seite, ohne das
Papier zu nässen.
4. Man giesst Flüssigkeit Nr. 1 und 2, jede für sich, in
zwei vom Staube vollkommen gereinigte, ziemlich horizontal
gestellte Porzellantassen.
5. Man nimmt ein Blatt Papier, welches um eine Linie
kleiner geschnitten ist als das Blanquartsche Glas, fasst es
bei zwei diagonal entgegengesetzten Ecken , die glatte Seite
nach abwärts, und hält es so, dass es sich durch seine eigene
Schwere in der Mitte senkt, und legt es dann langsam auf
85
die Obcrdäclie der Flüssigkeit Nr. I , iiideni man die beiden
Ecken ehonfalls senkt und endlich gän/.licli ans deu Fingern
lässt. Nun sclnviminl das Blall llarli auf der FHissig'keit, wo-
bei man vorzüglich darauf Acht iiaben nuiss, es durch manuelle
F'ertigkeit dahin zu bringen , dass keine liufiblasen sich zwi-
schen dem Papiere und der Flüssigkeit liaften bleiben. Nach-
dem man es so ungelaiir eine Minute liegen gelassen, lüftet
man eine Fcke mit einem reinen Hölzchen, hebt das Papier
von der Flüssi<^keit ab, lässt es sehr kurze Zeit abtropfen,
l'asst es an einer zweiten Fcke und legi es mit der trockenen
Seite auf ein Blatt Schreib|)apier, und trocknet die nasse Seite
mit Löschpapier, indem man dieses darauf legt und mit der
Ilachen Hand darüber streicht, damit alb; übei-flüssige .lodka-
liumlösung davon aufnesau"! werde. Ein zweites reines Lösch-
papier vollendet das Ablrockiien. — Ich habe hier die Methode
des vScliwimmens und Abtrocknens g-enau beschrieben, und
werde später, so oft sich diesi; Operationen wiederholen, die
Besclireibung* weglassen, indem ich auf den gegenwärtigen Pa-
ragraph verweise.
G. Man lässt die, durch Operation Nr. 5 mit Jodkalium
imprägnirte Seite des l*apiers auf Flüssigkeit Nr. 2, höch-
stens 12 — 25 Secunden schwimmen, bebt es bei einer llcke
ab, fasst es mit der andern Hand von rückwärts bei der dia-
gonal entgegengesetzten Ecke, und legt es noch ganz nass mit
der nassen Seile auf das eine, mit destillirfem Wasser gut
abgewaschene und abgetrocknete Spiegelglas, gerade so, als
wäre dieses eine Flüssigkeit und man wollte das I'apier darauf
schwimmen lassen. Durch Adhäsion haftet das Papier ganz flach
auf dem Glase , und das richtige Aullej>en "elinot nach einiger
Uebung vollkommen , ohne dass man an dem Papiere zerren
und rücken darf, wobei es leicht zerreisst. Liegt es nicht
richtig, so hebt man es lieber nochmals ab und versucht, es
neuerdinn's aufzulegen.
7. Das Blanquart'sche Glas mit dem adhärirenden Papier
wird in den Rahmen mit der Glasseite £:e2,en den Scbiebei* «e-
legt; darauf kommt ein ganzes Ouartblatl Löschpapier, welches
man durch Daraullegen des zweiten Spiegelglases gewisser-
massen in den Kalimen hineinklcmmt. und worauf man den
86
Hnhnicn miltelst des Brettcliens schliesst. Das Löschpapier
wird darum Xiwisclien die beiden Gläser gelegt, weil man mit-
telst der, selbst vor das Brettclien vorstehenden Ränder, das
zweite Glas von der Rückseite des photographischen Papiers
nach der Exposition abhebt, was sonst, da das photographische
Papier nass ist, Schwierigkeiten macht; zugleich saugt dieses
Löschpapier die an den Rändern sich ansammelnde Flüssigkeit
auf, wodurch man reinlicher zu arbeiten im Stande ist.
8. Exposition in der Camera: Die Zeitdauer derselben
hängt natürlich von der Beleuchtung und der Lichtstärke des
Apparates ab. Bei Voigtländers Apparat Nr. 19 braucht
man für ein Porträt im Zimmer, bei schöner Beleuchtung,
25 — 30 Secunden; zur Aufnahme eines von der Sonne beschie-
nenen Gebäudes, mit der vorderen eigens dazu vorgerichteten
Linse desselben Apparates, 20 Secunden.
9. Man hebt mittelst des am Rahmen vorstehenden Lösch-
papieres das Brettchen und das zweite Glas vom Rahmen ab,
nimmt das Blanquart'sche Glas mit dem adhärirenden Papier
heraus , und giesst ungefähr einen Esslöffel voll Gallussäure
(Flüssigkeit Nr. 3) in eine Porzellantasse, fasst das Papier
wieder bei zwei diagonal entgegengesetzten Ecken, hebt es
vom Glase ab und legt es auf die Gallussäure, gerade so, als
wollte man es schwimmen lassen , mit der präparirten und be-
reits belichteten Seite nach abwärts. Das Papier ist noch nass,
und die Gallussäure benetzt bei einiger Vorsicht alsogleich das
ganze Bild, was wichtig ist, weil sonst leicht Flecken entste-
hen , was man wohl auch dadurch verhindern kann , dass man
das Bild ein- bis zweimal, gleich nach dem Darauflegen, wie-
der lüftet oder die Tasse hin und her neigt, damit die Gallus-
säure sich schnell über die Bildlläche verbreitet. Hier lässt man
das Bild 25 Miauten und oft noch bedeutend länger, kurz so
lange liegen, bis es in allen Theilen iiberkräftig ist, was man
durch öfteres Ansehen ermittelt.
10. Man nimmt das Bild heraus, legt es in eine andere
Tasse, die Bildtläche nach aufwärts, und giesst einen Löffel voll
starken Weingeist darauf, der alsogleich das Papier bis in's
feinste Fäserchcn durchdringt und vollkommen rein und klar
macht, worauf man, nach ungefähr einer Minute durch Neigen der
87
Tasse, den überHiissii^eii Weingeist in einer Lleke ansanuuelu
liissl , um ihn ahzugiessen.
11. Man siedet in einem Porzellangefässe die Flüsslj^keit
Nr. 5, und j^iesst sie siedend heiss (bloss warm erfüllt sie
nicht ihren Zweck) in eine Porzellanlasse, welche diesen Tem-
peraturwechscl auszuhallen im Stande ist, worauf man schnell
das stanze Bild, noch nass vom Weingeist, hineinlegt, wobei
man aber Acht haben muss, sich die Finger nicht zu zerbrennen.
Heqiiemer ist es, das Natron gleich über das in der Tasse lie-
gende iJild zu giessen, was aber einige Achtsamkeit erfordert,
weil dort wo der Strahl auffält, leicht Flecken entstehen. Man
lässt das Bild nach Umständen, das heisst nach Massgabe seiner
Kraft, eine bis zwei Minuten darin liegen, während man es mit
einem Hölzchen lüftet und durch Anfassen am Rande im Natron
bewegt, kurz auf irgend eine ^Yeise Sorge trägt, da es ja
von oben und unten vom Natron durchdrungen wird.
13. Man nimnit das Bild aus der heissen Natronlüsung
heraus, trocknet es mit Löschpapier etwas ab und legt es noch
ganz feucht in dcslillirtes Wasser, was man ein- bis zweimal
wechselt, worauf es nach einer halben Stunde herausgenom-
men, abgetrocknet und durch Liegenlassen ganz ausgetrocknet
wird. Die in Nr, 11 gebrauchte Natronlösung wird schmutzig-
braun, bekommt, besonders wenn man sie lange in der Tasse
lässt, einen starken Niederschlag; allein trotz dem ist die Lö-
sun"- sehr oft zu i»:ebrauchen. nur muss man sie vor dem Ge-
brauche liltriren.
13. Man schmilzt weisses \Vachs und gereinigtes Unschlilt
(z. B. llirschunschlitt) zu gleichen Theilen in einer Abdampf-
schale, streicht diese Mischung mittelst eines breiten Borsten-
pinsels nicht zu heiss (weil sonst der Pinsel verbrennt) auf die
llückseite des Bildes , welches man später zwischen Löschpa-
pier, ebenfalls nicht zu heiss, mit einenk Plätleisen biegelt, so
zwar, dass das überllüssige Wachs herausgezogen wird, wobei
aber doch das ganze Bild mit \\'achs durchzogen bleiben muss,
weil zu sehr vom W^achs enlblösstc Stelleu undurchsichtio-
werden und den reinen Abdruck erschweren, oder, besser ge-
sagt, verhindern. Hat man bei Porträten hinter der Person
nicht einen sehr hellweisscn Hintergrund, welcher auf dem
88
negativen Bilde vüllkomniea schwarz, ist, so zeichnet man sich
die Contourcn des Porträts durch das Fenster noch vor dem
Wachsdurchziehen sehr genau ah, und deckt Alles ausserhalb
der Contouren, was also auf dem positiven Bilde weiss bleiben
soll, mit stark angeriebener Tusche, worauf man nach dem
Trockenwerden erst die Operation des Wachsens vornimmt.
Positive Bilder.
14. Flüssigkeiten :
VI. 168 Gran Kochsalz werden in 20 Loth destillirten
Wassers aufgelöst.
VII. 2 Loth grauer Höllenstein werden in 20 Loth de-
stillirten Wassers aufgelöst.
VIII. 2 Loth unterschwefeligsaures Natron werden in 20
Loth destillirten Wassers aufgelöst und mit einer
Lösung von 30 — 40 Gran Höllenstein in 1 Loth
Wasser versetzt. Man giesst die Silbersalzlösung in
einem dünnen Strome, unter immerwährendem Um-
rühren der Natronlösung, in diese letztere.
15. Apparate: Vier Porzellantassen, ein Copierrahmen, d.i.
zwei in einen Rahmen einzulegende starke Spiegelgläser, welche
eben in diesem Rahmen entweder durch Schrauben oder auf
irgend eine andere Weise an einander gepresst werden können.
Gewöhnlich befindet sich bei jedem Apparate ein solcher Co-
pierrahmen.
16. Papier: Für positive Bilder ist die Wahl des Papiers
nicht so schwierig; jedes weisse glatte Papier genügt, allein
es bleibt nicht zu läugnen, dass verschiedene Papiersorten auf
den Ton der Bilder Einlluss nehmen. Auch hier muss das Bild
auf die glatte Seite gemacht und das Papier etwas grösser
geschnitten werden, als das negative Bild.
17. Schwimmcnlassen auf der Flüssigkeit Nr. 6 durch
circa IV3 Minuten.
18. Abtrocknen.
19. Schwimmenlassen auf der Flüssigkeit Nr. 7 durch
2 Minuten.
20. x\blrocknen.
21. Operationen 17 bis 20 wiederholt.
89
22. Das Papier wird sorj^fällig abgelrockuet, indem man
ein neues Löschpapier darauf leu^t, welches mau durcli häufi-
ges Streichen fest au das feuchte Papier andrückt, denn wenn
das Kopirpapier nicht sehr abgetrocknet ist, überträgt es Chlor-
silber auf das negative IJiid und erzeugt dort Flecken, welche
spätere Abdrücke verdorben. Das Papier ganz getrocknet zu
g'ebrauchen, wäre vorzuziehen, wenn nicht das etwas feuchte
Papier enipllndlichcr wäre, wodurch die Operation beschleu-
niget und das Bild überhaupt schöner wird,
23. Mail legt das Ropirpapier auf eine Spiegelplatte mit
der präparirten Seite nach aufwärts, darauf wird das nega-
tive Bild mit der Bildfläche nach abwärts so gelegt, dass das
Kopirpapier ringsun« vorsteht, zuletzt legt man die zweite reine
Spiegelplatfe oben auf und gibt das Ganze in den Kopirrah-
men , so dass das negative Bild frei dem Lieble ausgeselzt
werden kann, wälirend der Kopirrahmen von unten durch ein
Bret oder schwarzes Papier gegen das Eindringen des Lichtes
geschützt sein nmss.
24. Exposition im Lichte nach Massgabe der Kraft des ne-
gativen Bildes: Im Sonnenlichte 7 — 12 Minuten, im zerstreuten
Tagesiichle 7* Stunden, wohl auch länger; die Färbung des
vorstehenden Randes, der fast schwarz werden muss, gibt
einen Anhaltspunkt, allein die eigentlich richtige Zeit der Ex-
position hängt auch davon ab, ob man später kalt oder heiss
lixirl; in letzterem Falle muss sie länger dauern, damit das Bild
überkräftig werde.
25. Man nimmt das Bild aus dem Kopirrahmen und legt
es in die kalte Flüssigkeit VIII, wo es alsogleich röthlich-
braun und sehr klar wird. Sollte es nach und nach alle Kraft
verlieren, so war die Zeit der Exposition zu kurz, war es
aber die richlige Zeit exponirt, so bleibt es in gehöriger Kraft.
Alan lässt es eine halbe Stunde bis zwei Stunden in der Na-
tronlösuug liegen, wobei es etwas den Ton ändert, worauf
man es herausnimmt, abtrocknet und während einiger Stunden
in zwei- bis dreimal gewechseltem dcstillirtcn Wasser sorg-
fältig auswäscht, denn ein schlecht ausgewaschenes Bild bleicht
nach und verliert seine ganze Kraft. Diess ist die kalte, be-
sonders bei Porträts anzuwendende Fixation. Bei Vedutten,
90
welche man im Kopirrahmen überkräftio- werden lässt, siedet
man die Natroulösun«^ VlII und gibt das Bild schnell hinein, es
erhält dadurch nach Vollendung der Fixation besondere Kraft
und der lichte Grund wird gelblich gefärbt, was dem Bilde
das Ansehen eines Tondruckes gibt, während die Färbung des
Bildes selbst dunkelsepia, ja oft sammtschwarz wird. Den Ton
in einer bestimmten Nuance hat man vor der Hand nicht so
ganz in seiner Macht. Vedutten, kalt fixirt wie früher die Por-
träte , dürfen , wie gesagt , nicht gar so lange wie bei der
heissen Fixation im Kopirrahmen exponirt werden und erhalten
dann eine purpurbraune Farbe mit weissen Lichtern. Das Aus-
waschen mit Wasser zum Schlüsse der Operation ist auch bei
Vedutten sehr wesentlich. Die Natronlösuug kann neu filtrirt
oft gebraucht werden, wenn sie auch braun geworden ist.
26. Das nach dem Waschen vollkommen ab- und ausge-
trocknete Bild wird auf einen Karton aufgeklebt und die Por-
träte von einem Maler nachgebessert, die Vedutten bedürfen
keiner Nachbesserung, mit Ausnahme der Deckung kleiner weis-
ser Tupfen, die unvermeidlich sind und wodurch das Bild, wie
die Künstler sagen, ruliiger wird. Die Farbe mischt man aus
Neutralblau, Carmin und Sepia. Zuletzt glättet man das Bild
vorsichtig mit eiuem Falzbein oder einem breiten Achatstein.
Als allgemeine Bemerkungen füge ich noch hinzu, dass
man die höchste Reinlichkeit beobachte, die Natrontassen nie
zu anderen Zwecken gebrauche , oder sie sehr sorgfältig aus-
wasche ; dass die Tasse zum Hervorrufen zuletzt von dem Ge-
brauche mit destillirtem Wasser ausgewaschen werden müsse,
dass man alle Operationen, mit Ausnahme der Expositionen,
im dunklen Zimmer machen müsse, und dass die beiden Me-
thoden für positive und negative Bilder, wie sie beschrieben
sind, unnnttelbar vor der Anwendung durchgeführt werden müs-
sen , was bei Porträts gar nichts genirt , bei Vedutten aber
wohl erfordert, dass man das Papier dort präparirt, wo man
das Bild aufnimmt. In meiner späteren Versuchsreihe werde ich
mich mit der Untersuchung der Bedingungen befassen, unter
welchen man der Präparation und Exposition bei der nassen
Blanquarfschen Methode längere Zeit verstreichen lassen darf.
Für eine trockene Methode findet man Auskunft in meinem
Ol
llcpei'toriuni IUI. 1 S. 93. Durch Anwendung des Blanquart'schen
Glases kommt das Papier um die Glasdicke mehr rückwärts
/iU stehen, als der optische Focus der Linsencomhination , wor-
auf man beim Einstellen Rücksicht nehmen muss , «gewöhnlich
aber, wenii^stens bei Voigtländers Ai»|»araten, corrigirt eben
diese Glasdicke die DilTerenz /.wischen dem optischen und che-
mischen Brennpunkt,
lieber den chemischen Brennpunkt sehe man Reperlorium
Bd. 2 S. 13. Will man gerade nicht Geld sparen, so kann man
für positive Bilder die Lösungen VI und VII doppelt so stark
machen. Die Temperatur hat auf die Photographie auf Papier
bedeutenden Einfluss, so dass die Bilder, namentlich Vedutten
im Sommer weit besser "•eling;en.
Der Apparat, mit welchem die der hohen Akademie vor-
gelegten Bilder der Karlskirche gemacht wurden, ist von aus-
gezeiclinet gleichmässiger Schärfe. Er wurde von V o igt 1 änd er
und Sohn in neuester Zeit zum ersten Male ausgerülirt und
lässt nichst zu wünschen ühri"-. Er besteht aus einer achro-
malischen Linse von 2 Zoll OelTnuiig mit einem Diaphragma
von nur 5 Linien und dennoch ist er bei einer Brennweite von
12 Zoll so lichtstark, dass er ein Bild eines von der Sonne
beleuchteten Gebäudes mit allen Abstufungen im Halb - und
Schlagschatten im Sommer in 20 — 25 Sekunden vollendet. Son-
nenbeleuchtuu!»: ist übriüens bei Aufnahme architektonischer Ge-
genstände durch die Photographie unumgänglich nöthig, weil
sonst das Bild monoton ausfällt. Voigtländer hat zu seinem
Apparate Nr. 19 eine Diaphragma -Vorrichtung angefertiget,
welche die vordere Linse des Objectives, die mit der obgenann-
ten , den Krümmungshalbmessern nach identisch ist, an eine
Landschaflscamera anzuschrauben erlaubt und wodurch dieser
Apparat , da er auch etwas kleiner gehaltene Daguerrcotypien
mit grosser Schärfe liefert, allen Anforderungen eines Photo-
graphen entspricht.
Das wirk!. Mitglied , llr. Dr. I) i e s i n g, überreicht das erste
Heft einer Arbeit: „Systema Helminthum,'" womit derselbe seit
inciir als aclit Jahren beschäftiget ist, und für welche er bereits
92
iü einer frühereu Eingabe die Tlieiliiahine der Akadeinie, mit
dem Ersuchen ihn durch Uebernahine der Herausgabe zu un-
terstützen, in Anspruch genommen hatte. Die Classe beschloss
nunmehr sich bei der Gesammtakademie um Genehmigung die-
ses Ansuchens und Bewilligung eines Honorars von 1500 fl.
C. M. für den Herr Verfasser zu verwenden, welche Geneh-
migung seitdem auch erfolgt ist.
Hr. Dr. Die sing sprach sich über sein Werk folgender
Massen aus.
Ich übergebe hieniit der k. Akademie der Wissenschaften
die erste Ordnung meines iSystems der Helminthen mit dem
wärmsten Danke für die mir von Seite der Akademie zusresaüte
Herausgabe desselhen, und erlaube mir hier nur noch eine kurze
Bevorwortung.
Die noch kürzlich von dem um die Wissenschaft so hoch
verdienten Nalurforscher Ehrenberg zu einem Ganzen zusam-
mengefassten Infusorien, enthielten verschiedenartige mikrosko-
pische Organismen des Thier- und Pflanzenreiches. Burmeister
war der erste, welcher die Räderthierchen (liotatoria) in die
Classe der Crustaceen stellte, und Kützing brachte die Spin-
del thierchen (Closferinrt) und StabÜiierchen (BacUlaria) in die
Classe der Algen. Neuerlichst habe ich mich für die Stellung
der Wechselthierchen (Amoehoea) und der Kapselthierchen
(Arcellina) zu den Foraminiferen, und die der Glockenthiercheo
( VorticelUna) . wie auch der Glockcnpanzerthierchen (Ophry-
dina) zu den Bryozoeu ausgesprochen a).
Der IVame Infusorien kann mithin nur noch als Collectiv-
name vieler nur mit dem Mikroskope wahrnehmbarer Thier-
und Pflanzenformen, nicht aber als BegritTsname einer eigenen
Classe angenommen werden. Die aus der älteren Begrift'sbesiim-
muug der Infusorien ausgeschiedeneu und hier nach dem Prin-
cip der Aehnlichkeit oder Gleichartigkeit zu einem Ganzen zu-
sammengestellten Organismen bilden eine Gruppe von Thier-
chen, welche ich in meiner Classe der Helminthen, die ausser
a) Dicsing : Systematische ücbersicht der Foi'aminil'cra inonostegia und
Bryonon anopisthia. (S. o. S. 17 u. (T.)
den EIng'ewoidouiirmern die Cuvier'sclie Classo der Annolidori
umra.s.sl, als UranianjiC und Vorbilder der näclislon Ordnungen
hetraclitc. und als ProUiclnunllia bezeichne.
Die l'rolbelniinthcn sind demnach:
Kinlache oder zusaniniengescl/itc Thi(!rchen, — meisl frei
«)der angeheftet. Der Körper weich, niedergedrückt oder ku-
gelförmig, nackt oder mit Wimpern, liorsten , GrilVeln oder
Hacken bcsetz-t; gepanzert oder ungepaMKcrt. Der Darmkanal
traubenförmig, ohne After (Aprocfa) oder mit einem After ver-
sehen (/*roctur/ia ). Rlund an der Spitze oder unterhalb der
Spitze, zahnlos oder gezähnt. Bei den Aflerlosen in der Nähe
des xMnndes meistens ein, oder mehrere zurückziehbare peitschen-
förmige Organe ( Fhtf/clln). Augcnlos, oder mit einem meist
rothen, sehr selten schwarzem Auge in der Nähe des Kopfran-
des. Kein Saugnapf. Keine äusseren männlichen Gesehlechts-
theile. Zwitter. Forlpflanzung meist durch Selbstlheilung, durch
Knospenbildung, durch Kier, sehr selten lebendiggebährend.
Durch unvollkommene Seibsltheilunir eines Thierchens entsteht
ein zusammengesetztes Thier (Si/nfherium), und bei unvoll-
kommener Panzcrtheilung und vollkommener Theilun^ des Thier-
chens ein gemeinschaftliches Gehäuse (Stjnoeccsiiiinj.
Alle sind mikroskopisch und überschreiten nicht die Länge
von Vs einer Linie; von Farbe meist weiss oder grün, selten
roth oder grün und roth gescheckt, durchscheinend oder un-
durchsichtiü:. Sie sind Bewohner des süssen und salziii'en Was-
sers, seltener innere Parasiten im lebenden Thierleibe; einige
wenige g'epanzerte Arten kommen auch fossil vor. Von den
Meeresbewohnern verbreiten einige des Nachts ein lebhaftes
Licht. Die Proctuchen zeigen die meiste Aehnlichkeit in der
2. Ordnung der Helminthen (TurheUaruf) mit den Planorizen.
Die Gesammtzahl der Prothelminlhen ist auf 92 Gattungen
und 410 Arten beschränkt, davon entfallen auf Afterlosc 53
Gattungen und 23(i Arten, auf die Afterfübrenden aber 39 Gat-
tungen und 179 Arten.
Zum Schliissc folgt noch eine schematische Uebersicht der
Ordnungen der Helminthen, wie auch die der Fanulien und
Gattuuij-en der Prothelminlhen nach dem Orisrinaltexte.
i)fi
CoMspcctiis sclicmaticus onliiiuin Ilelininlhuiii.
Hi:i.]fIIMTHA.
Infusoria utplurima; Katliata nonnuUa; Ento/.oa et Annulata omnia.
Animalia evertebrata, inarticulata, mollia aiit clastica, ebran-
chiata, setis retractilibus destituta (AcJiactelmintha), aut mollia,
ebraucliiata, v. branchiis cxternis, setis retractilibus instructa
(Ch a etehn intJi aj .
I§iubclassi.s I. Acliaetelmintlia.
Corpus setis retractilibus destitutum, molle aut elastieuni.
Sectio I. Achaetehnintha mollia.
Corpus molle, utplurimum depressum.
/. Ordo Prothelmintha. Tractus cibarius uvaeformis. Aceta-
bulum inillum. Microscopica.
//. Ordo Turhcllaria. Tractus cibarius arbusculiformis aut Sim-
plex. Acetabulum nullum, rarissime unicum. Formae majores.
///. Ordo Myzelmintha. Tractus cibarius dicbotome-ramosus
aut simplex. Acetabulum unum aut plura corpori immersa,
rarissime nullum.
JV. Ordo Cephalocotijlea. Tractus cibarius dichotomus aut sim-
plex. Acetabulum 1, aut 2, 4, 8 capiti immersa.
Sectio IL Achaetehnintha elastica.
Corpus elacticum, utriculare aut subcylindricum,
V. Ordo Rhyngodea. Tractus cibarius subnullus aut simplex.
Corpus utplurimum utriculare. Proboscis protractilis.
VI. Ordo Nematoidea. Tractus cibarius simplex. Corpus sub-
cylindricum. Proboscis protractilis nulla.
Subclassis II. Cliaeteliiiiiitha.
Corpus setis retractilibus instructum, molle.
95
roiispocfus sclieiiiatimis raiiiiliaruin et hcirmiiim Prddieliiiiiitliiiiii.
OIU)0 I.
i»ii€iriii:i.i?iii^TiiA.
Siibordo I. Aproeta.
Anus iinllus. Flagello instructa, aut rarius flagollo dcslilula.
Tribun T. Air ich a.
Corpus lUHlmn i. e. nee ciliis nee setis instriirdim, liaud mu-
tabile aut mutahile.
Fntuilia I. Vihrionidear. Corpus Iiaut nuifabile, loriea destilu-
luni, parlitione in)perfecta uniseriali multiplici transversa, in
syntherium fiHibrnic, lineare v. spirale aerescens.
• Syntherium lineare.
/. Bacteriinn. Syntherium rigiduni.
//. Vibrio. Syntherium flexuosum.
** Syntherium spirale aut cochleare.
77/. Spirochaeta. Syntherium spirale, flexuosum.
IV. SjnriUuiu. Syntherium spirale, rigidum.
V. SpirofJi.^ciis. Syntherium cochleam diseiformem refe-
rens, rigidum.
Familia II. Monadineae. Corpus haut mutahile, lorica desti-
tutum, divisione perfecta simplici v. decussatim multipliei.
Subfamilia I. Eumonadineae. Corpus ecaudatura ocellus nullus.
* Os terminale.
VI. Monas. Animalcula semper solitaria libera. Os nata-
tione anticuni.
I. Eumonas. Flagellum nullum.
II. Mn.sticheitionas. Flagellum unum.
III. Isomita. Flagella 2 aequalia sursum direeta.
IV. Heteromita. Flagella 2 inaequalia unum sursum al-
terum crassius deorsum directum.
V. ? Trepartomonas. Corpus apice bilobum, lobis fla-
<2:clIo terniinatis.
V77. Doxococcus. Animalcula semper solitaria, lihera. Mo-
tus contra axim rotatorius.
V777. Uvella. Animalcula demum periodice in acervos consociata.
I. Envrella. I''la<>elluin imlhim.
ir. Mononmstiv. Flagellum unum.
III. Drimostix. Flagella 2.
JX. Poli/iowa. Animnlcula primitus in acerviim consociala,
demum solitaria libera.
** Os obliquum labiatum.
X llülnmonas. Animalcula solitaria libera v. periodice
consociata.
I. Euchilomonas. Flagella 2.
11. Plaffioiiiastix. Flaoellum unum.
XL ? Antliofj/iijsa. Animalcula periodice consociala pediin-
rigido ramoso suflulta.
Svhfamilia IL Cercomonadincae. Corpus caudatum. Ocellus nuUus.
* Os terminale.
XJI. Thanmas. Animalcula periodice consociata.
XIII. Bodo. Animalcula solitaria, libera.
I. EnbofJo. Flagellum nullum.
IL Cercomonas. Flagellum unum.
III. Amphimonas. Flagella 2.
'•"' Os Subobliquum.
XIV. Trichomonas. Oris limbus ciliatus,
SuhfairnUa III. Glenomoreae Corpus ecaudatum, Ocellus unicus.
XV. Glenoni07'U7n. Animalcula periodice consociata. Fla-
gella 2.
XVI. Microglena. Animalcula solitaria. Flagellum unum.
X VII. ? Phacelomonas. Animalcula solitaria. Flagella plura?
Familia III. Cri/ptomonafhneae. Corpus liaud mutabile, lorica-
tum, cum lorica, simpliciter et perfecte dividuum.
Siihfamilia I. Eucri/ptomonadmeae. Ocellus nullus.
XVIII. Cn/ptomonns. Lorica scutelliformis , laevis. Divisio
longitudinalis.
I. Eturiiptomonas. Flagellum unum.
IL Diphdricha. Flagella 2, sursum directa. Corpus
apice oblique sinuato-truncalum.
III. Disceraen. Flagella 2, sursum directa. Corpus
apice haud sinuatiim.
IV. Anisonema. Flagella 2, unum sursum alteruni
relrorsum directum.
97
Xl\. Ophulnmomift. Lorica lubiilosa, laevis. Divisio trans-
vtTsalis.
XX. Prororciiirmu. Lorica apiculo frontali.
XXI. ? (Jj'i/rr/iis. Lorica sursiiiii acute conica, apertura
transvcrsali pone coiii hasiiii. Flag'clla 4 laleralia.
Siihfavn'Iin II. ('ri/ptoi/leurue. Ocellus uuus.
XXII Lagcnelld. Lorica urceolata in collum producta.
XXIII. Tnicliclomoud,^. Lorica urceolaris.
XXIV. Ci'fiptoijh'ud. Lorica sculellaris.
XX V^ ? Crumeniild. Lorica oblique stricata.
Familia IV. VoJvocineue. Corpus haud mutabile, loricatuin, in-
tra loricani coninuniein iiitegraiii sponte dividuum in proicm
synoecesium i'orinanteni, rupta deniuni lorica elTusam.
Sulffainilia I. Pandorineae. Ocellus nullus.
* Ecaudatae.
XXVI. GiKfefi. Lorica communis sim])lex synoecesium urceo-
lare subg'lobosum formans. Fla^ellum nullum.
XXVII. Pandoriiui. Lorica communis simplex synoecesium
urceolare subglobosum formans. Flagellum unum.
XXVIII. Gonium. Lorica communis simplex synoecesium ta-
bulatum formans. Flagclla duo.
XXIX. Sipirripta. Lorica communis duplex synoecesium ur-
ceolare sub"'lobosum formans. Flai»ellum unum.
*'* Ciiudatae.
XXX. Si/nura. Corpus caudatum, loricae conmiunis basi
afticum, synoecesium urceolare formans.
Subfainilia II. Euvolvocineae. Ocellus unus.
** Divisio spontanea simplex aequalis.
XXXI. Uroffirna. Corpus caudatum. Flagellum unum.
XXXII. Eudorina. Corpus ecaudatum. Flagelhim unum.
XXXIII. C/dann/dowona.s: Corpus ecaudatun«. Flagella duo.
'* - Divisio spontanea multiplex inaequalis.
XXXIV. Spfiacrosira. Flagelluni nullum.
XXX y. Voh'fu:. Flagella duo.
Familia V. Djpiobriueae. Corpus mutabile loricatum.
XXXVI. Epipijxi.^. Corpus intra loricam band accrescentem
sessile. Ocellus nullus.
XXXVII. Dinohrjjon. Corpus loricae gemmificatione in synoe-
cesium fruticulosum acrescens. Ocellus ruber.
V. Heft. Sit7>b. d. mathem. naturw. Cl. 7
98
Familia VI. Colacieae. Corpus mulablle, lorica dcstilutuni. Aui-
mnlciila in pedicello siniplici v. raiuoso sessilia.
XXXVJIL Colacium. Ocellus nullus.
Familia VII. Astasieae. Corpus mutabile lorica dcstitutum. Aui-
lualcula solitaria libera.
Subfamilia I. Euastasieae. Ocellus nullus.
XXXIX. Peranema. Corpus ecaudatum. Flagellum ununi aul
duo.
I. Eiiperanema. Flagellum unum.
II. Zygoselmis. Flagella duo sursum directa.
III. Heteronema. Flagella duo, unum sursum alterum
retrorsum directum.
XL. Astasia. Corpus caudatum. Flagellum unum.
Sithfaniilia II. Etigleneae. Ocellus unus.
XIjI. Amblyoplii.9. Corpua ecaudatum. Flagellum unum.
XJjII. Englena. Corpus caudatum. Flagellum unum.
XLIII. CJdorogonium. Corpus caudatum. Flagella duo.
XLIV. Polyselmis. Corpus ecaudatum. Flagella quatuor.
Trihu8 II. Trichophorae.
Corpus ciliis aut setis instructum, haud mutabile.
Familia VIII. CycUdineae. Corpus haud loricatum. Flagellum
nulluni. Ocellus nullus.
XLV. Cyclidiiim. Corpus depressum margine ciliatum.
XLVI. Pantotrichum. Corpus turgidum undique ciliatum.
XVII. Cliaetomonas. Corpus turgidum setosum.
Familia IX. Cldamydocydidineae. Corpus loricatum (lorica si-
licea). Flagellum nullum aut unum. Ocellus nullus aut unus.
XIjVIII Chaetotyphla. Lorica hispida v. rigide pilosa. Flagel-
lum nullum. Ocellus nullus.
XLIX. Cliaetof/lcna. Lorica hispida v. rigide pilosa. Flagel-
lum unum. Ocellus unus.
Familia X. Peridineae. Corpus loricatum (lorica membranacea)
sulco hiante ciliato transverso, tandem et longitudinali insigni
bi- aut tripartita. Flagellum unum. Ocellus nullus aut unus.
L. Peridinium. Lorica cornuta aut ecornuta, sulco trans-
verso. Flagellum ex sulco protractum. Ocellus nullus.
99
IjI. Glcnodinium. Lorica ooornula, sulco transvei'so. Fla-
gelluni ex sulco protraclum. Ocellus uiius.
////. Ifrtrraiilfirns. Lorica eeoniula, ecaudala aut brcvi-
caudala, sulco transverso, tandem et longitudiuali
Flagcllum ex sulco longitudinali protractuin.
LIJI. Ccratophorus. Lorica cornula, sulco trausverso Fla-
gelluin ex poro loricae protractuin.
.^iilior<1o II. Protiiclia.
Tractus iutestiualis auo stipatus. Flagellum nullum.
Tribiis J. Edrntala.
Os deutium coroua interna nulla.
Suhtribiis J. Enautiotreta.
Oris et ani aperturae ternunales diametraliter oppositae.
Fumilia I. Endielijdcae. Corpus haud loricatum.
* Corpus niiduin aut ciliatum.
LJV. Enrhrlijs. Corpus nudum siniplcx. Os rectc truncatuni.
LV. Disnina. Corpus nudum bipartituni (duplex). Os
recte truncatuni.
LVI. Trichoda. Corpus nudum collo nullo. Os oblique
truncatum.
LVIJ. Lacripnaria. Corpus nudum, collo elongato. Os ob-
lique truncatum.
LVJJI. HoJnphrija. Corpus ciliatum. Os oblique truncatum
haud labiatum.
LIX. Leucoplirijs. Corpus ciliatum. Os oblique truncatum
labiatum.
** Corpus setosum.
LX. Trichodiftcus. Corpus margine setosum.
liXI. ActinophvjfS. Corpus undique setosum.
LXII. Podopfn\i/a. Corpus undique setosum, pedicellatum.
LXIII. ? Acomia. Corpus una extremitate ciliatum.
LXJV. ? Ali/snnn. Corpus ciliorum retractilium fasciculo
lateral i.
LXV.? Gaatcrochaeta. Corpus nudum sulco longitudinali ciiiato.
FjXVI. ? Vronema. Corpus ciliatum, seta basilari longa.
FamUin II. Colepineae. Corpus loricatum.
LXVJI. Colcps. Corpus nudum v. ciliatum, haud stipitatum
LXVIII. Acincta. Corpus tentaculatum, pedicellatum.
7 *
100
Subtribits IL AUotreta.
Oris et aiii aperturae band oppositao, altcrutra terminalis.
Familia I. TrachcUneae. Corpus haud loricatuni. Anus termi-
nalis.
* Os valvula destitutum.
LXIX. Trachelius. Corpus in prol)oscidem conicam pro-
ductum. Os infra proboscidis basin.
LXX. Loxodes. Corpus sursum dilatatum oblique trunca-
tuni. Os superum v. inferuni.
LXXL Bursaria. Corpus sinu longitudinali haud spirali.
Os in sinu.
LXXII. Spirostommn. Corpus sinu lato subterminali spirali.
Os in sinu.
LXXIII. Phialina. Corpus collo brevi, sulco circulari dis-
creto. Os in colli latere.
*** Os valvula tremula clausuni.
LXXIV. Glaiicoma. Os inferum.
Familia IL Ophryocercineae. Corpus haud loricatuni. Anus dor-
salis.
LXXV. Trachelocerca. Corpus fusiforme collo longissimo,
ore terminali.
Familia HL Aspidiscineae. Corpus loricatum. Anus terminalis.
LXXVL Aspidisca. Corpus scutello orbiculari tectum. Os
laterale.
Subtribus IIL Catotreta.
Oris et ani aperturae haud oppositae, neutra terminalis.
Familia L Colpodineae. Corpus haud loric.itum, setis, stylis aut
uncinis destitutum.
* Ocellus nullus.
LXXVIL Colpoda. Corpus margine dorsali nudum, processu
linguaeformi instructum.
LXXVIIL Paramecium. Corpus undique ciliatum, processu
linguaeformi destitutum.
LXXIX. Ampliileptiis. Corpus binc in caudam illinc in pro-
boscidem desinens, processu linguaeformi destitutum.
LXXX. Uroleptus. Corpus caudatum, proboscide et pro-
cessu linguaeformi destitutum.
101
•* Ocelliis unicus.
LXXXI. Opfiriinr/lrna. Cordiis caiulatum proboscidc et pro-
ccssu linii'uaoformi tk'stitutum.
FamUia IL O.ri/frir/iincue. Corpus haud loricatum, setis, stylis
aut uncinis inuiiilum.
* Corpus ciliiituin, sctosum.
LXXXJI. O.ri/trirlia. Corpus ecornutunu
LXXXllL Crratidiinn. Corpus bicorne.
** Corpus ciliatum, stylis aut uncinis munitum.
LXXXIV. Kcrona. Corpus uucinis munitum.
LXXXV. Vrostjila. Corpus stylis munitum,
LXXXVI. S(iiloui/r/ii(i. Corpus stylis et uncinis nmuitum.
Fann'lia IJI. Euplofeae. Corpus loricatum.
LXXXVIl. Discoceplialus. Corpus uncinis stylisquc destitu-
tum, capite discreto.
LXXXVIIl. Itimuntojthoriiit. Corpus uncinis stylisquc destitu-
tum, capite haud discreto.
LXXXIX. Euplotes. Corpus uncinis stylisquc munitum.
Trihiis JJ. Dentata.
Os deatium Corona interna circumvallalum.
Suhti'ibus I. Enantiolrrta.
Oris et ani apcrturae terminales diamelraliter oppositae.
Fainilia I. Prorodonteae. Corpus haud loricatum.
XC Proroilon. Os recte truncatum.
Snhtribiis IL AUotreta.
Oris et ani aperturae haud oppositae, alterutra terminalis.
FamUia L (liUoüontcae. Corpus haud loricatum. Anus termi-
nalis.
XCI. Cfiilodon. Corpus sursum olilique aut aequaliter ro-
tundatum.
Siihtrihiis IIL Catotreta.
Oris et ani apcrturae haud oppositae neulra terminalis.
Fainilia L (lilaniidovtrar. Corpus loricatum.
XCII. Clilatnidodon. Os superum.
102
Herr Ciistos Dr. Fcnzl vv. M. richtete an tlie Classc fol-
gendes Ansuchen :
Seit mehreren Jnhren herelts mit IIcrbeisclualTung und Zu-
samnionstcllun»' von Materiale IJchnfs einer Flora des westlichen
Theiles des tropischen und subtropischen America beschäftigt,
bin ich bereits so weit fortgeschritten, dass die Flora Mexicos,
Central-Americas, Neu-Granadas und Chilis in Angriff genom-
men werden könnte , fehlte mir nicht beinahe Alles , was aus
Peru seit den Zeiten Uuiz und Pavons bekanntgeworden und
mittlerweile von Reisenden aus diesem in naturhistorischer Be-
ziehung höchst interessanten Lande nach Europa gebracht wor-
den ist.
Nachdem der Wissenschaft durch Hook er eine Flora des
arctischen subarctischen Theiles von Nord-Amerika, durch Nuttal
Torrey und Gray die des mittleren bis an die Grenzen Mexicos,
durch Ramon de la Sagra die der grösseren Antillen, durch
Bentham jene Surinams, durch Endlicher und Martins
die Brasiliens, theils vollendet theils in rascher Fortsetzung begrif-
fen, geliefert worden, entbehren wir bis zur Stunde einer Ueber-
sicht über Alles, was in botanischer Beziehung über die Pflan-
zenschätze der dazwischen liegenden Landstrecken geliefert
wurde. Das Bedürfniss eines diese Lücke in der botanischen
Literatur ausfüllenden Compendiums ist bereits so fühlbar und
laut ausgesprochen worden, dass es in der That zu einer nö-
thigenden Aufgabe jener Fachmänner geworden ist , die im Be-
sitze eines solcher Arbeit entsprechenden Materiales sich be-
finden, Hand ans Werk zu legen.
Bei dem Umfange eines solchen Unternehmens, das die
Kräfte und Mittel eines Einzelnen jetzt schon übersteigt , kann
es keinem Zweifel unterliegen , dass nur die kräftige Unter-
stützung von Seite einer Akademie, theils durch Herbeischaffung
des Fehlenden , theils durch Gewinnung tüchtiger Mitarbeiter
die Ausführung eines solchen Planes ermöglichen könne. Unsere
Museen und Bibliotheken bergen bereits einen reichen Schatz
des zu bcnöthigenden Materiales, ihre Hülfsmittel reichen aber
aus leicht begreiflichen Gründen nicht hin den Special -Er-
fordernissen zu genügen, die ein solches Unternehmen dringend
erheischt. In einem solchen Falle befindet sich nun eben der
103
Antrnü'sfelk'r, dorn ciuci-scils die Ciclfgcnheit geboleii ist seiu
Malcriale auf die gcniigeudste Weise durch den Ankauf des
peiMianisclicu lln-liars des beriihniten deulsolieii Ueiscnden und
Gelehrleii l* o e p p i g* /,u vervollsliindigen, andererseits er durch
ein Entgehen dieser unscliiil/.baren Saniniluni^" sieli i^cnöUiigt
sehen würde auf die Ausluhrung- seines Unternehmens für immer
zu verzichten. Kr fülilt sich bei einer soh'hen Lage im In-
teresse der Wissenschaft daher 2,edrun"'en eine verehrliche Classe
um die Bewilliüiin"- einer Summe von löGOH. ISehufs des An-
kaufes gedachter Sainmhing /u bitten und /-war um so mehr,
als bereits vom Aushinde Anträge /.um Erwerb derselben an Prof.
Poeppig gestellt worden, der sie lieber Deutschland erhalten
wissen will, als sie,, wie so manche andere von deutschen Ge-
lehrten angelegte, wie z. B. die Chamisso's, i\euwied's
und Schrader's, über unsere Grenzen wandern zu sehen.
Dieses Ansuchen erhielt die Zustimmung der Classe und
später auch der Gesammt- Akademie.
Herr Ritter v. Hauer setzt seinen Reisebericht fort.
Herr Carl S c h ö n b i c h 1 e r hat ein Exen»plar seines
schon vor einigen Jahren im Verlage der IM ü 1 1 e r'schen Kunst-
handlung erschienenen Mulliidicalions- Registers in der Absicht
eingesendet, durch eine beifällige Beachtung desselben in der
Akademie diesem zur leichteren Ausführung grösserer IMultipli-
cationen nach Art einer Rechenmaschine dienenden Hilfsmittel
bei den practischen Rechnern mehr Kingang zu verschaffen. Auf
die jjünstiji'e Meinun«»- , welche der Secretär über diese Mulli-
plications -Verrichtung- ausspricht, gestattet die Classe die Er-
wähnung derselben in den Sitzungsberichten.
Dieses Mulliplicalions-Regisler leistet die Dienste einer Ta-
belle der Vielfachen jedes (bei der Ausdehnung des vorliegen-
den Exemplares jnit nicht mehr als zehn Ziffern geschriebenen)
Miilli[>licandus und kann als eine Verbesserung der Neper'schen
Rechenstäbe betrachtet werden.
Die Stelle der Stäbe vertreten hier Pa[>ierstreifen, die ne-
ben und über einander liegend und am oberen Ende festgeklebt,
104
jede Comhination einfacher Ziffern, woraus der Miiltiplicandiis
bestehen mag", mit Leichtigkeit auf/>usclilagen gestatten. Die
über einander liegenden, ein Päckchen l)ihlenden I*apierstreifen
gehören den Ziffern 0, 1, 2 u. s. w. bis 9, welche an der
so vielten Stelle, als das Päckchen eiuninunt, im Älultiplican-
dus vorkommen können. Jedes Päckchen enthält also genau
dieselbe Reihe von Streifen. Jeder einzelne Streifen ist durch
Querlinien in Fächer getheilt, die sonach von Oben nach Unten
zu auf einander folgen. Die Querlinien der neben einander lie-
genden, also zu verschiedenen Päckchen gehörenden Streifen
passen genau an einander, so dass sie als Theile grösserer
über das Ganze weggehender Querlinien erscheinen. In jedem
der durch die Querlinien gebildeten Fächer steht eine Ziffer;
sie ist die Einheitenziffer des Productes der Zahl , welcher
der Streifen angehört, mit einem der Faetoren 2, 3, u. s. w.
bis 9, oder die Anfangsziffer der Summe, welche entsteht,
nachdem die beim Multipliziren von der vorhergehenden Stelle
des Productes an die vorlieo-ende Steile zu übertras>enden Ein-
lieiten hinzugezählt worden. So stehen also auf dem zur Ziffer
7 des Multiplicandus gehörenden Streifen zuerst für den Multi-
plicator 2 untereinander die Ziffern 4 und 5; dann für den
Multiplicator 3 die Ziffern 1, 2 und 3; ferner für den Multi-
plicator 4 die Ziffern 8, 9, 0 und 1 ; u. s. w. Die zweite Zif-
fer des (nöthigen Falls vergrösserten) Theilproductes ist nicht
angeschrieben, sondern es weiset ein von der ersten Ziffer
ausgehender Strich auf die um so viele Querlinien tiefer liegende
Ziffer auf dem zur Linken liegenden Nachbarstreifen , als die
Menge der zu übertragenden Einheiten beträgt. Hiernach lässt
sich, wenn die einem gegebenen Multiplicandus entsprechenden
Streifen aufgeschlagen sind, die Ziffernreihe jedes Vielfachen
desselben für einen einziffrigen Multiplicator mit grösster Leich-
tigkeit übersehen und ablesen. Besondere Bequemlichkeit ge-
währt diese Vorrichtung beim Dividiren mit hohem Divisor.
Sitzung vom 7. December 1848.
Herr Bergrath Haidinger macht folgende Mittheilung:
Ueber eine eigenth üml ich e Varietät von Talk.
105
F.V. 1.
Vor cinig'er Zeil ühcrsaiulle mir Herr Ritter von l'ittoni
ein Sliiok eiiior sehr merkwürdiiien Varietät von Talk, die in
einem Chromsehiirfe Sr. k. k. Hoheit des durehl. Erzherzogs
Johann hei Krauhat In Steiermark aufgefunden worden war.
Das Stück zeigt eine hesondere Art von Structur oder Zu-
sammensetzung, die in den minerah)gisclien Lehrhuchern l)islier
noch nicht vollständig gewürdigt worden ist. Allerdings ist das
Interesse dafür ein untergeordnetes im Vergleiche mit so man-
chen andern, welche inshesondere die Kryslallform angehen,
aher es gehört doch auch diese in den Bereich der mineralogi-
schen Terminologie, und als solche verdient sie doch gekannt
und vorzüglich auch henannt zu werden. Man wird sie nicht mit
Unrecht die s chal ig - s tauglich e Zusammensetzung
nennen.
Die beifolgenden Skizzen zei-
gen Fig. 1. die Ansicht von der
Seite , Fig. 2. den Querschnitt
derselben. Das Ganze ist ein
unreo'elmässiji-es (»anü'trum des
gewöhnlichen blass- apfelgrünen
Talks , stänglich zwischen Sal-
band A und Salband B. Die ein-
zelnen Theile a, b, c, d folgen
manchmal einer Ilauptrichtung,
indem sie sehr stumpfe Winkel
mit einander bilden, öfters sind
die Winkel schärfer ; das Ganze
sieht etwas unregelniässig ge-
falteter Wäsche ähnlich.
Der Querbruch Fig. 2 ist
nur durch eine Art von Zer-
reissen ganz unregelmässig zu er-
halten. Fr zeigt die parallel auf
einander folgenden Talkhlätter, aher auch die dreiseitigen Quer-
schnitte, welche von je dreien derselben hervorgebracht wer-
den. Durch den Bruch in der Uichlung der stänglichen Zusam-
mensetzuniisstückc löst sich am Fnde das Ganze in unregel-
massige dreiseitig keilförmige Bruchstücke auf. Innerhalb der
Fi«- 2.
100
stUii"Ilolicn Zusaniniensot'Miug' bogimit (He sclialige , man kann
sie also wohl, indem man vom Individuum ausgeht, schalig-
stänglich nennen. Auf eine ähnliche Zusammensetzung-, aber
eine körnige aus schaligcn IJlättern, also eine schalig -kör-
nige, hat bereits vSchaff haut 1 «^ ''^" dem Chromglimmer auf-
merksam gemacht. Theilbare Individuen bis zur Grösse eines
Viertelzollcs häufig zu Körpern gruppirt, welche schiefen Pris-
men ähnlich sind, und deren Flächen alle Theilbarkeit zeigen.
Kr hat an denselben selbst eine Art von Glcichmässigkeit der
Winkel bemerkt, indem eine Fläche als Basis betrachtet gegen
eine scharfe Seitenkante unter etwa 647*" geneigt ist. In der
Mitte solcher Gruppen findet sich oft Fuchsit.
An der einen Seite des Stückes, Fig. 1. D, findet man im
Innern der oben erwähnten dreiseitigen Keile nichts anderes,
als immer wieder Talkblättchen , die sich parallel oder geneigt
an die äussern anlegen. Gegen die andere Seite C zu zeigt sich
eine Verschiedenheit; man trifft erst die innern dreiseitigen Räu-
me aus einer blass - berggrünen amorphen Masse, sogenann-
ten edlen Serpentin bestehend, dann erscheint dieser letztere
noch zusammenhängend, aber von Talkblättchen durchzo-
gen, die sehr dünn sind, aber doch schon genau die Lage be-
sitzen, welche früher beschrieben worden ist. Bei dem schnel-
len Ueberhandnehmen der amorphen Masse in der Richtung von
D nach C darf es wohl nicht bezweifelt werden, dass diese noch
vor dem Ende der Kluft die einzige Ausfüllungsmasse bleiben
muss.
Diese Beobachtung ist es nun, welche eigentlich an dem
Stücke die meiste Berücksichtigung verdient. Durch sie wird
man geleitet, das Ganxe auch der Zeit nach als ein Fragment
der Bildungsgeschichte des Gesteins zu betrachten, aus wel-
chem es genommen ist. Die Aufeinanderfolge verschiedenartiger
Massen gibt selbst eine nicht unwahrscheinliche Lösung der auf
den ersten Blick so sonderbaren Erscheinung. In dem anfäng-
lich grob aus allen Bestandtheilen gemengten Serpentin traten
allmählich die gleichartigen Theile zusammen , das Chromerz ,
der Magneteisenstein in Krystallen und Körnern, körniger bräun-
u) Wühler und Liebigs Annalen XLVI. p. 335.
107
liclicr Aiii;it, /iiiiäclist an (UMiisclhen die reineren serpentinarli-
gen Misoluing'oii in unroi;elniässi;;en kurzen Gang'lrüniniern. Aber
diese letztere Masse wird durch den Druck von beiden Sal-
händern aus zerspalten : die Druckknolen sind zui^leicb die iMi-
nimuin-Orle tur das >>'asscr, welches von dort aus durch den
Druck ausgepresst wird; hier beginnen zugleich die lUällcheii
des Talks oder wasserlosen IMagnesiahvdrats Ma: Si auf Inko-
slen des frülier voriindiichen Ilvdrosilicats der Serpentinforniel
2 Mg"' JSi'~ + 3 Mg- H', wobei 5 Mg und ßH entfernt werden müs-
sen. Die Veränderung ist hier unterbrochen worden, bevor noch
alles in Talk verwandelt war, und sie begann von der Seite D.
iSie ist eine wahre Entwässerung und gehört somit in die Ileihe
der katogenen Bildungen, von denen man wohl berechtigt ist
air/ainehmen, dass sie in der Uichtung* von unten liegen oben
statt fanden.
Freilich wäre es sehr wünschenswerth, die Mischungsver-
hältnisse aller an dem Stücke sichtbaren verschiedenartigen Kör-
per für sich zu untersuchen , allein dazu ist zu wenig' Material
vorhanden. Ueberhaupt muss jetzt noch so manches als vorläu-
fige Beobachtung gelten, was erst die Forscher, welche Gele-
genheit haben Vorkommen dieser Art in ihren natürlichen La-
gerstätten zu untersuchen, aufmerksam macht, für chemische
Arbeiten durch reichliches Aufsammeln vorzusorgen, denn diese
müssen am l^nde die Beweise für die Richtigkeit der im Vor-
hinein gefassten Ansichten liefern.
Herr v. Hauer heschliesst seinen freien Vortrag über die
von ihm und Dr. Hörnes gemachte Reise.
Folgendes ist der wesentliche Inhalt dieses Vortrao^es :
Der Herr Berichterstatter beginnt mit der Erklärung, dass
er es für seine erste Pflicht halte, nach der Rückkehr von dieser
im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften iinter-
nommenen Reise nach Frankreich und England, die seinen Be-
gleiter und ihn über fünf Monate von Wien entfernt «rehalten
hatte, der Akademie den wärmsten Dank auszusprechen für die
ihnen dargebotene Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu erweitern.
Sie wüssten vollkommen das hohe Vertrauen zu würdigen . wel-
los
dies mau in sie gesetzt, seien sich aber auch der Verantwortlichkeit
hewiisst, die ihnen dasselbe auferlei^e, und fühlten, dass nur die
höchste Anstrengunj»; im Stande sein werde, den Fordernng'en,
die man nun an sie zu stellen berechtij>'t sei, Genüge zu leisten.
Die von den Herreu IJergrath II a i d i n g e r und Custos
Partsch den Reisenden milgetheilte Instruction hatte als Haupt-
kunde, denen sie ihre Aufmerksamkeit zuwenden sollten, be-
zeichnet:
1) Die sämmtlichen Arbeiten, welche in Frankreich durch
die Hrn. Elie deBeaumont undDufresnoy bei der Vollen-
dung der geologischen Karte von Frankreich ausgeführt wurden.
2} Die sämmtlichen Arbeiten, welche in England unter der
Leitung des Sir Henry de la Beche im Gange sind, um
das Land geognostisch zu durchforschen, und die Resultate in
Karten wiederzugeben.
Beides in wissenschaftlicher, technischer und administra-
tiver Beziehung.
3) Die Folge der Gebirgsschichten in England und Frank-
reich, besonders zur Vergleichung mit den ähnlichen Fortsetzungen
in unseren eigenen Gebirgen.
4) Das Anknüpfen und Fortführen freundschaftlicher wissen-
schaftlicher Beziehungen mit den Forschern in den zu durch-
reisenden befreundeten Ländern.
Die Reiseroute wurde nur ganz im Allgemeinen bezeichnet,
und den beiden Reisenden der Auftrag ertheilt , sich hinsichtlich
derselben erst mit den Geologen in Frankreich und England zu
besprechen.
Endlich wurde ihnen anempfohlen, von Zeit zu Zeit brief-
lich Nachricht von ihren Bewegungen zu geben.
Aus diesen brieflichen Mittheilungen hatte Hr. Bergrath Hai-
dino:er ein übersichtliches Bild des ersten Theiles der Reise
der beiden Herren zusammengestellt und der Classe in ihrer
Sitzung am 20. Juli vorgelegt. In ähnlicher Weise, erwähnte
Hr. V. Hauer, wolle er es versuchen, auch den zweiten Theil
zu schildern. Er behalte sich dabei vor, auf einzelne Gegen-
stände, die ein längeres Studium nöthig machen, so insbeson-
dere auf die geologischen Arbeiten in England, bei späteren
Gelegenheiten ausführlicher zurückzukommen.
100
Von London aus, Ms wohin die MitlluMluni^ des Herrn
l{er<2;r.iths Haidinger reielit, begaben sich die Weisenden über
liinningliani in die siliirisebcn Dislricte von Wolverhanipdon und
Diidley. Die Scbieliten des »enluekkalksleines bei Ironbridgc
liel'erten eine reielie Ausbeute von Fossilien, und die Sanun-
Inngen der Herren Gray und Fleteber in Dudley, die die
merkwürdigsten und seltensten Gegenstände entlialten, welche seit
einer langen Keihe von Jahren in der dortigen Gegend vorge-
kommen waren, erlaubten mit einem Blicke die Fauna dieser
Formation äu übersehen, lieber Derby, woselbst sich ein kleines,
ziemlich unbedeutendes Museuui beiludet, setzten sie ihren Wej^
weiter fort nach York. Herr C harles worth, Herausgeber
des London geological Journal, V'orsteher des dortigen Museums,
machte beide Herren auf die vii^len interessanten Gegenstände
desselben aufmerksam. Besonders die nach der Reihenfülg(; der
Formationen »"eordnete Sanuulun«»' bot viele Belehruni»'. Ueber-
O o *— '
«liess sahen sie in York die Sammlung des Herrn Reed, ent-
haltend die Fossilien der benachbarten Juraschicliten , und mach-
ten die Bekanntschaft des Herrn Higgins, der eine sehr inter-
essante Sammlun»- der Lias - Insecten von Aust bei Bi-istol
besitzt.
Von York machten sie einen Ausflug nach Scarborough und
AVhilby. und lernten in einigen prachtvollen natürlichen Durch-
schnitten beinahe sämmtliche Glieder der englischen Jura- und.
Liasformation kennen. Mit Hülfe von Phillips klassischen Be-
schreibungen kann man hier schneller eine Uebersicht dieser
Bildiinii'en erlaniien, als vielleicht in irii'eud einem andern Theile
der Welt. Die reichen Sannnlungen der Herren Lakenby und
Beane in Scarborough, dann die unter Herrn Simpson's Lei-
tung stehende, sehr interessante Museal-Sanjmlung in Whitby er-
leichterte dabei ebenfalls wesentlich ihre Aufgabe.
Der nächste wichtige Punct, den sie besuchten, Newcastle,
wurde ihnen besonders durch die freundliche Gefälligkeit des
Hrn. Doctors Charlton lehrreich, \icht nur zeigte ihnen der-
selbe die Schichten der Kohlenformation in einer der Gruben,
und die in derselben vorkommenden I'llanzenreste in dem Mu-
seum; er schenkte ihnen überdiess eine reiche Sammlung dieser
Pllanzcn, die einen guten Anhaltspunct zur Vergleichung mit
ito
iinsoreii östorreichisclioii Kolilcnpflanzen darbielfii wird. Herr
King zeigte den Reisenden seine Saininlung der Fossilien des
Zeohsteincs von Sunderland, über welche er eine Arbeit für
die Schriften der paläontograpbischen Gesellschaft in London
vorbereitet, und g'ab ihnen die nöthigen Anweisungen, um bei
einem Ausfluge nach dem genannten Orte diese interessante For-
mation studiren zu können.
Von Newcastle begaben sie sich nach Edinburgh. Die Be-
sichtigung der schönen Universitätssammlung und der des Herrn
Dr. Treal, eine Excursion auf den benachbarten Arthur's Seat,
wohin Hr. Prof. Forbes selbst sie zu begleiten die Gefälligkeit
hatte, Anknüpfung von Bekanntschaften mit den Herren Allan,
Goodsir u. A., machten ihren viertägigen Aufenthalt daselbst
eben so angenehm als lehrreich.
Von Edinburgh ging man, da die Zeit drängte, ohne wei-
teren Aufenthalt über Calander und den Loch Lommon nach
Glasgow, dann weiter über Liverpool und Bristol nach Swansea,
wohin die Reisenden durch Sir Henry de la B eche's Vermitt-
lung zum Besuche der 18. Jahresversammlung der Brittish
Association for the Advancement of Sciences eingeladen worden
waren. Ihre Hoffnung, daselbst mit vielen der ausgezeichnetsten
Gelehrten Englands, die an ihren Wohnsitzen aufzusuchen keine
Zeit mehr übrig blieb, zusammenzutreffen, wurde aufglänzende
Art erfüllt. Zum Präsidenten der geologischen Section , deren
Sitzungen sie natürlich am fleissigsten besuchten, war de la
Beche gewählt worden; ausserdem trafen sie dort die Herren
Buckland, Greenough, Hörn er, Bowerbank, For-
bes, Ibbetson, Philipps, Egerton, Man teil, Ramsay,
Oldham und den Amerikaner Rogers; unter den Physikern
und Chemikern waren Faraday , Brewster, Wh e well,
Wheatstone, Grove, Plaifair, unter den Zoologen Owen
zugegen. Von allen diesen Herren wurden sie mit gleicher
Herzlichkeit aufgenommen.
Von Swansea gingen sie über Dowles House, wo sie in
Hrn. Roger's Gesellschaft das sehr lehrreiche Steinkohlenbecken
von Süd Wales studirten, nach Aberystwith, wo sie mit Ramsay,
dem Director des Geological wSurvey für England zusammen-
trafen. Derselbe geleitete sie nach Llanberris , am Fusse des
111
Siiowdon, wo eben die Unlcrsuchun^cii lur don gcological iSurvcy
im (jiangc wartMi. Vier 'rau;e braclileii sie hier damit zu, unter
seiner Leitung- die Mcllioden kennen zu lernen, die man hier
bei Anfertiguui^' der geologischen Karlen und Durchschnitte an-
wendet, so wie auch eine Uebersiclit der ganzen Administration
dieser walirhaft grossartigen Unternehmung sich zu verscIiallVn.
Auch Herr Smyth, der Mining Geologist für den geol. Survey,
den beiden lleisenden schon seit seinem Aufenthalt auf dem Con-
tinent befreundet, traf hier mit ihnen zusammen, und belehrte
sie über die von ihm unternommenen Arbeilen.
Einer Einladung des Sir Philipp Egerton folgend, begaben
sie sich weiter nach Aulion Park in Chesire. Seine prachtvolle
Sammlung von fossilen Fischen, dann di(! ringsum auftretenden
Schichten des \ewred Sandstone, so wie die schönen Salzgruheu
in demselben, nahmen ihr volles Interesse in Anspruch.
Da die schon vorüerückle Jahreszeit die Vollendunü; der
Heise durch das südliche Frankreich und die Schweiz, wie sie
ursprünglich prqjectirt war, nicht mehr zu erlauben schien, das
letztere Land aber, dessen Gebirge als eine unmittelbare Fort-
setzung der österreichischen Alpen für die Vergleichung mit
denselben vor Allem von Wichligkeit sind, in keinem Falle auf-
gegeben werden durfte , so gingen sie ohne weiteren bedeuten-
den Aufschub zurück über London, Dover, Ostendo und Köln
nach Mainz, Von letzterem Orle machten sie einen Ausllui»' nach
Wiesbaden, sahen daselbst die schöne Sannulung von Fossilien
aus den devonischen Schichten des Rheinthaies, die die Gebrüder
San d her g er durch jahrelange Bemühungen zusammengebracht
hatten, und gingen dann weiter nach Fi*ankfurl, um Hermann
v. Meyer kennen zu lernen und das prachtvolle Senkenberg'-
sche Museum in Augenschein zu nehmen.
Weiter führte die Reisenden ihr Weg über Darmstadt, wo
sie zwar Herrn Prof. Kaup nicht antrafen, doch aber die Mu-
sealsammlung und die schöne Klipstein'sche Sammlung, die den
berühmten Dinotheriumschädel enthält, sahen, nach Heidelberg*.
Geheimrath L e o n h a r d, Hofrath R r o n n und Prof. R I u m zeigten
alle gleiche Theilnahme für den Zweck ihrer Sendung; bei letz-
terem sahen sie die wohl reichste Sammlung von Pseudomor-
phosen, die existirt.
112
Von Darmsladl booabon sie sich über Strassl)ur<»" und Frei-
bürg" nach Basel; in ersterer Stadt befindet sich ein sehr gut
geordnetes Museum mit naturliistorisclien Sanunhumcn aller Art.
Leider trafen sie Seh inger, der gegenwärtig als Nachfolger von
Vol/iCustos an deniselben ist, niclit an, ebenso war Herr Pro-
fessor Braun aus Freiburg abwesend.
Aus dem badischeii Oberlande ging es weiter in die Schweiz.
Auch hier waren zu ihrem grossen Bedauern viele der berühm-
testen Geologen dieses interessanten Landes vom Hause ent-
fernt; doch sahen sie alle wichtigeren Museen, und konnten
dem regen wissenschaftlichen Sinne der Bevölkerung, der selbst
in den kleinsten Städten wissenschaftliche Anstalten von höch-
ster Bedeutung in's Leben gerufen hat, ihre Bewunderung nicht
versagen. In Basel begleitete Herr Rathsherr P. Merian beide
Herren in das unter seiner Leitung stehende Museum; die Samm-
lungen wurden eben in ein neues, sehr schönes und weitläufiges
Gebäude, dessen Erhauungskosten durch eine Subscription unter
den reichen Basler Bürgern gedeckt waren, übertragen. In
Solothurn ist durch Prof. Hugi's Verdienst ein Museum ent-
standen, dem er selbst als Custos vorsteht; die Fossilien des
Portland , welche Formation sie in den ausgedehnten Stein-
brüchen , dicht an der Stadt , studiren konnten , findet man hier
in bewunderungswürdiger Schönheit und Vollständigkeit. In
Neufchatel hat leider die vor Kurzem zur Regierung gelangte
radicale Partei die vormals so blühende Akademie der Wissen-
schaften aufgelöst. Ein Guioz, Martin u. A. verHessen in Folge
dessen die Stadt, und ebenso ist jede Aussicht abgesperrt, Agas-
si z dahin zurückkehren zu sehen, doch gewährte das pracht-
volle Museum, das unter Coulon's umsichtsvoller Leitung steht,
viel Genuss; auch machten die Reisenden auf dessen Anrathen
einen Ausflus: in die bekannten Niocomieu-Brüche. Das Museum
in Lausanne enthält wenig von Fossilien, dafür aber eine der
schönsten Mineraliensammlungen, die man sehen kann; Landy's
Privatsammlung konnten sie, da der Besitzer abwesend war, leider
nicht sehen. In Genf trafen sie weder Pictet noch Favre; auch
hier fanden sie im Museum eine ausgezeichnete Mineraliensamm-
lung. In Bex besuchten sie Charp entier und Landy, welche
sie mit den geognostischen Verhältnissen der Umgegend bekannt
machlon, und crliicllc» hei Herrn Thomiis eine schöne Suile
von Al|)enfo.s.silien aus der Scliwei/i. C har p e n t ie r ' s pracht-
volle Siiininluiig" von liand- und SüsswasscrnioUiisken, wenn auch
nicht direct im HeiMiiche ihrer eigenen Studien, wurde ihnen
doch durch des Besitzers Helehriiniieii sehr interessant. In Bern
trafen sie leider Herrn S lud er nicht au, dai^x'i^en machte sie
Brunn er der jüngere mit grösster (jefälHiilveit mit den Samm-
lung'cn des Museums, dessen Fossilien er ehen zu ordnen he-
schäftiii-t war. und mit seinen eigenen neuesten geologischen
Arheiten hekannt. Die reiche Suite von SchweiÄer-Alpenfossilien,
so wie die \ummuliten, deren Species endlich definitiv fest/iU-
stellen, den Bemühungen Brunner's gelungen ist, waren für
die Reisenden von hesonderer Wichtigkeit. Auch das Museum
in Zürich ist durch seinen Reichlhum an Alpenfossilien ausge-
zeichnet. Herr Professor Moussou hatte die (Jute, sie in das-
selbe zu begleiten, da Escher von der Linth abwesend war.
Ueberdiess sahen sie in Zürich eine der schönsten existircnden
Privatsammlungen von Mineralien, die der freundliche Besitzer,
Herr Wiser, ihnen zeigte. Besonders interessant sind in der-
selben die Vorkommen von Schwcizermlneralien,
Von Zürich gino'en die Beisenden über SchalTliausen nach
Tübingen, und da sie daselbst Herrn Prof. Quenstedt nicht
antrafen, gleich weiter nach Stuttgart. Herr Ober-Medizinalrath
Jäger geleitete sie selbst in das schöne Museum, so wie in
die benachbarten Keuperbrüche, und Herr Plieninger zeigte
ihnen einen sehr interessanten neuen Saurier aus dem Keuper
von Stuttgart, mit dessen Zusammensetzung er eben beschäf-
tigt war.
Die weitere Rückreise führte sie nach München, wo sie,
zu ihrem grössten Vergnügen, die Münsterische Petrefacten-
Sammlung unter Prof. Wagner's Leitung bereits aufgestellt
fanden. Durch die Munificenz der k. baierischen Regierung ist
dadurch München um einen wissenschaftlichen Schatz bereichert,
den keine andere Stadt in Europa in gleicher Schönheit aufzu-
weisen hat. Nachdem sie einige Tage dem Genüsse der Be-
schauung dieser herrlichen Sammlung , so wie der übriii'cn
Sehenswürdigkeiten von München gewidmet hatten, begaben sie
sich über Salzburg nach Linz, wohin eben Herr Custos Ehrlich
V. Heft. Sitzb. d. mathcin. naturw. Cl. 8
von seiner Reise durch die österreichischen Alpen mit reicher
wissenschaftlicher Ausheute zurückgekehrt Wtir, und trafen am
7. Octoher in Wien ein.
Schliesslich hemerkte Herr v. Hauer dürfe er nicht uner-
wähnt lassen, dass wenn, wie er hoflen xu können glaube, es
seinem Gefährten und ihm gelungen sei, den Zweck, zu dem
man sie ausgesendet, wenigstens annähernd, zu erreichen, sie
diess lediglich der thätigen Unterstützung, die man ihnen aller-
seits angedeihen liess, zu verdanken hätten. Eine allgemeine Ver-
brüderung, wie man sie in der Politik bisher leider vergeblich
angestrebt, ist unter den Männern der Wissenschaft in der That
längst schon erreicht; in allen Ländern, die sie durchwandert,
hat der Entschluss der kais. Akademie , sich an die Spitze der
auszuführenden geologischen Forschungen zu stellen, die freu-
digste Theilnahme erregt und überall hat es nur der Erwäh-
nung der Absichten der Reisenden bedurft, um ihnen die kräftige
Hülfe der hervorragendsten Gelehrten zuzusichern.
Sitzung vom 14. Decembpr 1848.
In Beziehung auf den vom Herrn Bergrathe Hai ding er
in der Sitzung vom 16. November gestellten Antrag, hält Herr
v. Morlot nachstehenden Vortrag:
Kaum hatte sich die Geologie aus dem hartnäckigen Kampfe
der Neptunisten und Plutonisten mühsam herausgewunden und
dem Wasser wie dem Feuer, einem jeden das Seine zuerkannt
in der Bildung der festen Erdrinde, deren sämmtliche Theile
sie fortan in zwei Hauptclassen bringen konnte, als sich
sehr bald eine neue, fast eben so inhaltsschwere Frage ent-
wickelte, indem man eine eigene Categorie von Gebirgsarten
beobachtete, welche die Hauptcharaktere der neptunischen mit
denen der plutonischen Gebilde, Schichtung mit Krystallinität
veremigen.
Die erste Erklärung dieser Erscheinung, die sich dem
Geiste aufdrang, war, dass man es hier mit einer ursprünglich
gewöhnlichen Sedimentformation zu thun habe, die aber später
durch den Einfluss von feurig -flüssigen, aus der Tiefe empor-
115
gediMiiigcnon Massen iimg'cwandelt worden wäre. — Diess war
die Lehre des M etam orp h ism u s , wie sie in ihrer ersten
einfachen Form seit beiläullg' einen» Menschenalter besteht, aber
nicht länger bestehen kann, indem die seitherigen Fortschritte
in der Wissenschaft die vSchwicrigkeiten jener ersten Erklärung
so vermelirt haben, dass nian gegenwärtig xu den extremsten
Ansichten geführt worden ist. So wollen die Einen nicht nur
den massigen Granit, sondern sogar den früher für metamor-
{thisch gehaltenen Gnciss in feurig -llüssigem Zustand aus dem
Erdinnern emporgestiegen sein lassen , während Andere gerade
umgekehrt bisher für plutonisch gehaltene Massen von Porphyr
als durch Umwandlung von Sedimentgebilden entstanden aner-
kennen, und endlich eine dritte, freilich unbedeutende Partei,
sowohl die geschichteten krystallinischen Gesteine als die ganKe
lleihe der massigen Gebirgsarten, vom Granit bis 7<um liasalt,
ohne weiteres für einen Absatz aus dem Wasser erklären, und
so die veraltete Werner'sche Theorie wieder aufzufrischen
versuchen. — Und was den gegenwärtigen Zustand der Wis-
senschaft erst recht charakterisirt: man weiss gar nicht nach
welcher Ilichtung sich zu wenden, und muss einstweilen, in
Ermangelung eines bessern Ausweges, die beiden erstgenann-
ten Extreme wenigstens — da sie beide die grössten Autori-
täten und besten Gründe für sich haben — gelten lassen.
Doch den gordischen Knoten zu lösen eröflnet sich eine
Aussicht in diesem Momente der grössten Verwirrung.
Als eine der bedeutungsvollsten FVagen, in Bezug auf Me-
tamorphismus, gilt wohl mit Recht die Entstehungsweise des
Dolomites, und ihre zu erwartende Lösung ist als der Schlüssel
zu dem Compicx der räthselhaften Erscheinungen bezeichnet
worden, welche die Alpen für den Geologen zu einem Lande
der Wunder stempeln. Sie wurde durch den Begründer der
neueren Geologie aufgeslellt; Leopold v. Buch erkannte zuerst,
dass die oft ganz massigen und versteinerungsleeren Dolomite
des südlichen Tyrols früher geschichteter Kalkstein waren,
schrieb aber diesen Umwandlungsprozess dem Plutonismus zu.
— Diese Frage hat seither die Aufmerksamkeit der Welt im-
mer mehr in Anspruch genommen, und während die Einen die
bewunderungswürdig scharfe Beobachtung Leopold v. Buch's
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verwarfen, weil sie ihre Krkliiruiig für nnzureielieiul anerkann-
ten, haben sieh Andere bemüht, eine bessere Erklärung' zu
finden ; sie 2,inji,en aber dabei imniei* von der einmal vorge-
fassten RIeiniuig einer phitonisciien Ursaehe aus, und gelangten
zu keinem Resultat. — Wie fest die durch Selbstanschauung
gewonnene , klare Ueberzeugung von dem metamorphischen
Charakter des Dolomites, bei der gänzlichen Unmöglichkeit sich
durch bekannte Ursachen von seiner Entstehungsweise lleehen-
schaft zu geben, wurzelte, beweist der Umstand, dass sogar
die Vermuthung ausgesprochen wurde , es möchten Talkerde
und Kalkerde isomere Formen desselben Körpers sein, und
daher der Kalkstein durch einen inuern Umwandlungsprocess
zu Dolomit werden können. Diess gibt wohl den besten Be-
griiT von dem verzweifelten Zustand, in welchem Hai ding er
die Frage fand, als er sie auffasste, und durch eine Reihe von
scharfen Beobachtungen und wohlverketteten Inductionen zum
Schluss kam, dass es eine wässerige Lösung von Bittersalz
sei, welche bei gleichzeitiger Ausscheidung von Gyps den Kalk-
stein zu Dolomit umgewandelt habe, und zwar bei erhöhter
Temperatur, da unter den gewöhnlichen Umständen gerade
umgekehrt eine Gypslösung den Dolomit zu Kalkstein umwan-
delt und Bittersalz ausscheidet. Der darauf hin eingeleitete
Versuch erwahrte vollkommen die vorausgesagte chemische
Reaction; Beobachtungen ganz anderer Art, aus dem Gebiete
der Mineralogie und Geologie, bringen täglich neue Bestäti-
gungen der lichtvollen Theorie , und kaum ist sie ruchbar ge-
worden, als sich schon aus dem fernen Ausland Stimmen des
freudigen Beifalls hören lassen. So schreibt Fournet, einer
der achtbarsten französischen Geologen, der sich ganz beson-
ders mit dem Metamorphismus beschäftigt, und so eben erst
ein eigenes Werk über Dolomit herausgegeben hat: „Vous
„devez dejä voir ä la maniere dont on exploite votre theorie
j,gue Von est hien aise d^avoir votre point d\ippui pour pou-
„voir retourner la qnestion et se tirer dhin mauvais pas , oü
„Von s'etait temerairement engage. II parait qiie M. Elie de
„Beauonont renonce aiix crateres de soulevement avec va-
„peurs magnesiennes pour adopter Vaction aqueuse. La re-
„volution ne saurait etre plus complele ! "
JI7
Aber so scli(in diose Resultate aiicli sind, so ist doch die
Auliiabe nur Kur lliilfle gelöst, indem l)loss die eheniische
Heaction nach«;"e\viesen wurde, und noch immer das Erlbrderniss
übrig- bleibt, den leibli;»rtii;en Dolomit, wie ihn die Natur ge-
macht hat, in einer feslen Masse mit erkennbaren llhomboedern
aus Kalkstein, darzuslellen. Dann erst ist das Werk "ekrönt und
der Schlussstein zum {"esten (»ewölbe gelegt, iibcr welchem
man sielieru Fusses zu weiteren Kntdeekungen schreiten wird.
Der Versuch, der die cliemische Heaction nachwies, war
sehr leicht und einfach auszuführen ; es genügte , die zur ge-
genseitigen Ileaelion beslimmlen Körper in ein Stück (ilasrölire
einzuschmelzen und diese zu erhitzen; allein zur Darstellung-
des Dolomites, wie ihn die \atur gemaclit hat, hraucht es
auch, wie in der Natur, einen durchziehenden Strom der um-
wandelnden Flüssigkeit, und dazu gehört uniiefjüir foli>-ender
Apparat: Ein Stück Flinlenlauf, zur Aufnahme des umzuwan-
delnden Körjiers, in Verbindung gesetzt mit einer kleinen Druck-
pumpe, um die umwandelnde Lösung langsam aber mit grosser
Gewalt durch den umzuwandelnden Körper durchzupressen,
dazu noch ein Ueservoir zur anzuwendenden Lösun«', ein iMa-
nomcter und ein Sicherheitsventil, das Ganze so gearbeitet,
dass es einen Druck von hundert Atmosphären aushalten kann.
Dass dabei Einfachheit in der Construction, mit leichter Hand-
habung und Unabhängigkeit der einzelnen Maupttheile, verhun-
den sein muss, versteht sich wohl von selbst, und der vor-
g-elegte Entwurf dürfte diesen Hedingungen entsprechen. Ein
Umstand von hervorragender >> ichtigkeit dabei ist, dass dieser
Apparat nicht nur ein einziges Mal zu einem einzelnen Versuch
brauchbar ist, sondern dass er zu einer ganzen Reihe von
ähnlichen Versuchen dienen wird , und dadurch zu den schön-
sten und interessantesten Resultaten zu führen verspricht. So
lässt sich z. Ij. erwarten, dass, wenn man den Kalkspath durch
Basalt ersetzt und im Uebrigen die ganz identische ]>[anipula-
tion vornimmt, sicii Serpentin oder Talk bilden wird, indem
die Rasen des Basaltes mit der Schwefelsäure des Bittersalzes
fortgehen und nur die Kieselerde mit der Talkerde zurück-
bleiben müssten, wie es auch wirklich in der Natur der Fall
gewesen zu sein scheint.
i81
Es ist nun leicht, sich einen BegrilT von dem Folgcnreich-
thum des einzuschlagenden expcrimcntollen Weges zu machen;
die Wissenschaft erleidet dadurch, wie es Fournet bereits
anerkannt, einen gänzlichen Umscliwung , und durch eine solche
lioliandlung- der grossen Frage über die Entstehung des Dolo-
mites schreitet man direct auf die Entwicklung der Gebirgs-
metamorphose los, die so lange ein unauflöslicher gordischer
Knoten blieb.
So viel zur Begründung des gestellten Antrages : die kai-
serliche Akademie der Wissenschaften möge eine Summe be-
willigen, um den Apparat herzustellen, welcher zur Erlangung
der angedeuteten Resultate erforderlich ist.
Die Classe beschliesst , bei der Gesammt - Akademie zu
beantragen, dass zur Anstellung der beabsichtigten Versuche
der Betrag von 300 fl. C. M. zur Verfügung des Herrn v. Morlot
gestellt werde, welches Ansuchen später die gewünschte Ge-
nehmigung erhielt.
Herr Professor Dr. Hyrtl hielt nachstehenden Vortrag:
Durch die traurigen Ereignisse, welche der Wiederherstel-
lung des gesetzlichen Zustandes in unserer Hauptstadt voraus-
gingen , erlitt ich den Verlust meiner sämmtlichen Habe. Als
ich aus dem bei den Elisabethinerinnen errichteten Nothspitale
für Verwundete , wo ich seit vier Tagen abgesperrt war , in
meine Wohnung zurückkehrte, um mein blutiges Hemd zu wech-
seln, fand ich nur die rauclienden Trümmer meiner friedlichen
Behausung. Wenn ich auch genug Philosoph bin, um den Ver-
lust eitler Güter mit Resignation hinzunehmen, so war doch die
durch die Zerstörung meiner Bibliothek, meiner Präparate, mei-
ner Manuscripte und Zeichnungen vernichtete wissenschaftliche
Existenz ein allzu harter Schlag, um nicht einen an Verzweif-
lung grenzenden Zustand in mir herbeizuführen, den eine Ver-
sammlung von Gelehrten ohne nähere Schilderung begreifen und
beurtheilcn kann. Ich kann mir keinen Vorwurf machen, irgend
etwas versäumt zu haben, was die Rettung des mir so theuren
Gutes möglich zu machen schien. Als die fürchterlichen Zubc-
HO
reiliiugcii l)Ci>annoii, welche aus dem Ende der Jägerzeile eine
Ciladclle niaehlen, und das drohende («epräng'e der Zerslöriings-
mittel des Krieges vor meinen Fenstern sich entwickelte, brachte
ich meine Schatze in den Kellern des Hauses in Sicherheit.
Ich hielt mein Haus sogar für sicherer als die Universität, da
das Gerücht , man sei entschlossen sich dort bis auf den letz-
ten Mann zu verlheidigen, und das Gebäude in die Luft spren-
gen , Jedem glaubwürdig erscheinen musste , der die sinistern
Gestallen sah , die in dem entweihten Musensitz ihr Lajicr auf-
geschlai^en. Ich Hess desshalb , was ich Werthvolles auf der
Anatomie besass, Instrumente, Mikroskope, in meine Wohnuiii^
scharten; doch von Allem, was ich besass, ist mir nichts ge-
blieben, als das ausgeglühte Gestell eines Schraubenmikrome-
ters, welches ein Tagiöhner beim FortschalTen des Schuttes
aufgehoben und mir zugestellt halte.
Es ist nicht meine Absicht die ganze Grösse meines Ver-
lustes zu entwickeln, oder über die moralische Weltordnung-
der Philosophen IJetrachtungen anzustellen, zu welchen ein sol-
ches Erlcbniss einigen Stoft' darbicthen könnte ; — ich habe
diese Einleitung- blos gewählt , um , so weit sie mir erinnerlich
sind, die Resultate jener wissenschaftlichen Arbeilen milzuthei-
len, welche ich für die Akademie der Wissenschaften und durch
ihre Mittel unternommen habe. Es versteht sich von selbst, dass
bei einer grossen Anzahl vereinzelter Beobachtungen, die durch
heterogene Ereignisse befangene Erinnerung- nur auf den her-
vorraiiendsten weilen kann.
Ich war im Laufe des verflossenen Schuljahres mit zwei
grösseren anatomischen Untersuchungen beschäftigt , welche
beide der Vollendung nahe und für die Annalen der Akademie
bestimmt waren. . "
Die erste betraf das Urogenitalsystem der Knochenfische.
Da mir aus allen Familien dieser zahlreichen und in der ae-
nannten Riclilung wenig untersuchten Thierclasse, Repräsentan-
ten zu Gebote standen, halle ich die Freude, ein umfassendes
und systematisch geordnetes Ganzes zu Tage zu fördern , und
die vergleichend -anatomische Literatur mit den genauesten De-
tails über Formen und Uebergänge der Harn- und Geschlechts-
organe zu bereichern. Die Beschreibung der Harnwerkzeuge von
120
circa 200 Imlividuen waren bcroils zur systeruatlschen Zusani-
inenslcllimii; geoiMlnet, jene der Gesclileelilsorgane bedurlXea noch
der Conjpletirung dnrch die Untersuclunig- der Anguillen und ihrer
nächsten Verwandten, welche ich, als die verwickeiste, bis zum
Ende aiitii,eschoben hatte. Vier Tafeln Abbildungen veranschau-
lichten die merkwiirdigsten Ergebnisse der Arbeit , von welchen
ich hier nur folgende wenige berühre.
d) Es findet ein genau nachzuweisender Uebergang von der
ursprünglich einfachen Niere, welche bei allen Gattungen der
Schollen vorkommt, zur doppelten, und (wie bei einigen Silu-
roiden^ sogar zur vierfachen statt. Letztere kommt dadurch zu
Stande, dass durch die ungemein starke Entwicklung der Quer-
fortsätze der vorderen Wirbel, jede der paarigen Nieren, welche
sich bis zu den oberen Schlundkiefern am Schädelgrunde erstre-
cken , in eine vordere und hintere getheilt wird.
&) An den Nieren der meisten Fische lässt sich ein Kopf-
und Bauchtheil unterscheiden. Ersterer ragt bis an oder über den
grossen Keilbeinflügel, letzterer bis zum Ende der Bauchhöhle,
und setzt sich, wie bei Cohitis fossUis, selbst in den Canal der
unteren Dornen der Schwanzwirbel fort. Zuweilen fehlt der Bauch-
theil gänzlich , und die kurzen, gelappten, oblongen Nieren neh-
men ganz und gar, wie bei den Gymnodonten, den Habitus der
Amphibienniere an , und sind auch mit denselben zuführenden
Venen versehen.
c) Die allgemeine Regel, dass die Nieren der Wirbelsäule
entlang und über der Schwimmblase gelagert sind, erleidet
einige merkwürdi2:e Ausnahmen. So finden sich Nieren im Fleische
der Rückenmuskeln über den Querfortsätzen der Wirbel {^Arms)^
Nieren im Schweife, 1 Zoll hinter dem After (bei Cepola ru~
bescens^, Nieren ausserhalb der Bauchhöhle zur Seite der Trä-
ger der Afterflossen (bei Solea und Monodnr^ ., Nieren unter
der Schwimmblase (wie bei den Welsen), ja sogar Nierenseg-
mente im Herzbeutel (wie bei den Schleien), und paarige Nie-
ren in der Wirbelsäule ihrer ganzen Länge nach (bei Centro-
notus fjunneUus). Aus der ursprünglich einfachen Niere entsteht
die vielfach durchbrochene der Clupeen, die Durchbruchsstellen
sind durch die stark vorspringenden Intervertebralknorpel bedun-
gen. Mit dem Grösserwerden der Durchbruchsöfl'nungen und
121
ihrem \ erscIiiiicIztM» uiUeiMMnandcr, bleibt zuIet/A nur eine brü-
ckenaHig;e Verein ii^iini;- der beiden \ieren übrijii;, welche am
häiilig-slen am Uasioccipilal- und an den vordersten Wirbeln
statt hat.
(I ) Je kürzer die Nieren , desto länj^er die Harnleiter,
^v(;l('lle sich nur seilen in den gespaltenen zweihörnigen Schei-
tel der Blase einsenken (Ci/privus. Tinea, Schilbe); — meistens
nahe am Ursprünge der Harnröhre münden, — und zuweilen,
ohne sich zu einer Harnblase zu verbinden, gleich zur Urethra
verschmelzen (wie bei Unuiramphus hras., Esox hcllotic. Clu-
pra sprti/fiis. Cobifis etc.), oder spiralig gewunden erscheinen
(wie bei Lopliins), — oder selbst frei durch die Schwimmblase
passiren (wie bei Mvrlucriuft) , — oder wie bei Pitnrlofhis
sammt der Vena renalis die Qiierfortsätze der vorderen Stamni-
vvirbel durchbohren, um das Kopfstück mit dem IJauchslücke
der Nieren zu verbinden, oder mit Diverticulis versehen sind,
welche entweder beiu» Austritte aus den Nieren (Zifus /aber) oder
beim Eintritte in die Blase vorkommen (wie bei Chironeefeft).
e) Eine sehr merkwürdige Erscheinung ist die auffallende,
häufi"' vorkommende Asymmetrie der Harnblase. Dieses bei was-
serbewohnenden Thieren scheinbar nutzlose Behältniss liegt nur
selten vollkommen symmetrisch, seine lanffe Axe mit der ffcra-
den Körperaxe parallel. Sie weicht entweder nach links oder
nach rechts ab, indem sie das Mesorchium oder das Aufbänge-
band des betretVcnden Eierstockes durchbohrt, oder ihrer gan-
zen Länge nach an die eine Seitenwand des Unterleibes gehef-
tet erscheint. Der ausgesuchteste Fall dieser Art findet sich
bei der Forelle, wo die elliptische Harnblase durch ein kurzes
Mesenterium an die rechte Bauchwand geheftet ist. Selbst
symmetrisch in der Medianlinie gelegene Blasen werden da-
durch unregelmässig, dass, wenn sie seitliche Hörner besitzen,
diese an Grösse und Bichtung dilTeriren, oder nur eines der-
selben vorhanden ist, wie bei Callionipnus Dlorrisovü , wo die
über dem linken Ovarium gelegene Harnblase von ihrem (irunde
ein zum rechten Eierstock herübergekrümmtes Hörn aussendet.
Es ist leicht zu begreifen , dass bei einem im labilen Gleichge-
wichte schwimmenden Thiere, dessen Schwerpunkt, wie bei al-
len Tischen, über dem Mittelpunkte seiner Masse liegt, eine
122
ungleiche Belastung seiner beiden Hälften leicht ein Umschlagen
des Leibes hervorrufen würde, wenn nicht die Asymmetrie der
übrigen Eingeweide, und namentlich der Leber, eben durch die
seitliche Verschiebung' der oft sei)r voluminösen Blase corrigirt,
und dadurch die horizontale Richtung und die aufrechte Hal-
tung des Fisches auch im ruhenden Zustande möglich gemaciit
würden. Auch die ungleiche Grösse der recht- und linkseitigen
Blutadern und ihrer grossen Sinuse , gibt ein wichtiges stati-
sches Moment für die Aequilibrirung des Fischlcibes ab.
Diese Compensationsverhältnisse sind so richtig berechnet,
und wiederholen sich so oft in derselben Weise, dass es mög-
lich ist, beim ersten Blick in die geöffnete Bauchhöhle eines
Fisches zu sagen , ob die Blase nach links oder nach rechts
abweichend gefunden werden wird. Es kommt auch vor , dass
eine seitlich liegende, sehr lange, cylindrische Blase, wie sie
den Schleimfischen eigen ist, und welche im gefüllten Zustande
schwerer als der Leberlappen sein würde , welchem sie das
Gleichgewicht zu halten hat , sich mit ihrem Scheitel über die
Wirbelsäule weg nach der andern Seite krümmt, um sich selbst
zu contrebalauciren.
Die Formen der Harnblase sind so mannigfaltig , dass sie
sich nur durch die Ansicht eines Tableaus versinnlichen Hes-
sen, welches die Übergänge von der sphärischen (^Clirysophri/s
auraid) zur cylindrischen, zweihörnigeu, zwcifächerigen und end-
lich doppelten Blase darstellte. Die merkwürdigste Form zeigt
Lota vulgaris, von welcher ich ein sehr grosses Exemplar zu
untersuchen Gelegenheit hatte. Die grosse , birnförmige , links
abweichende Harnblase war mit ohngefähr 20 Nebenblasen be-
setzt, welche, so oft sich die Blase zusammenzog (ich unter-
suchte das Thier lebend) und den Harn in diese Ncbenblasen
trieb, zur Grösse einer Erbse und darüber turgescirten , und
der Blase das Ansehen einer beerenbesetzten Traube verliehen.
(Vielleicht ein pathologischer Zustand.) In der Blase desselben
Thieres fand ich einen 15 Gran schweren Blasenstein — der ein-
zige bekannte Fall von Concrementbildung im Fischharne. —
Drüsige Nebenorgane der Harnblase fand ich beim Sandaal
(Ammodytes tohianus), — eine mit feinen Rauhigkeiten (wie
Zähnchen) besetzte rundliche Knochenscheibe in der Rückenwand
123
der Blase hei Uranosoopus scahei*, — abweichende LagenVcrhält-
nisse hei Conger brasil., Muraeitophifi saya und IMnraena helena.
f) Auch die Anordnunu; der äusseren OlVnungen der Ge-
schlechts- und Harnwerkzeune bietet interessante, und für die
IJestinimung- des Geschlechtes nicht unwichtige Verschiedenheiten
dar. Es ist nicht richtii^, dass bei allen Tischen, wie es heisst,
die UroiienitalölVnuui'en hinter dem After liefen. Uei iXan aus
dem Linneischen Genus Plenronectes gebildeten Gattungen kom-
men seitlich vom After befindliche, links- oder rechtsständige
Urethralmündungen vor. Bei Ilippocampus münden Harn- und
Geschlechtswege in den After, welcher hei den Diodonten und
Tetrodonten sich zu einer wahren Amphibienkloake umwandelt.
Auch ist es unrichtig, dass die Zeugungswege sich immer mit
einer einfachen Mündung nach aussen oirneten. Ich habe bei
einem sehr grossen männlichen Exemplare von Bletinius gatto-
rtff/ine die Ductus ejaculatorii zu beiden Seiten der UrethralölT-
nung' münden gesehen , während bei den Weibchen derselben
Art nur ein einfacher Geburtsweg sich vor der Harnröhre öff-
net. — Wahre Samenbläschen habe ich in merkwürdig verzweig-
ter Form bei lilenn'ms , als einfache Divcrticula des Samenlei-
ters bei MuUtis barhntif.9 aulgefunden. — Cuvier behauptete,
dass die bei allen Blenniusarten hinter dem After benndliche
Papille , die Holle eines Begattungsorgaus übernehme. Oa diese
Papille bei beiden Geschlechtern vorkommt, so erschien mir
diese Angabe von vornherein verdächtig. Ich habe dagegen
durch die Untersuchung mehrerer Species dieser Gattung be-
wiesen, dass diese jienisartige Papille der erste verkümmerte
und knorpelig bleibende Flossenstrahl der Afterflosse ist, wel-
cher sich von seinen Nachfolgern isolirt, aber noch immer durch
dieselben Muskeln bewegt wird. — Unter der Haut der After-
g'egend versteckte epigonale Säcke der weiblichen Zeugungsor-
gane fand ich bei MdJthe vesperiilio , — ebenso einen knorpe-
ligen , mit dicken Muskelschichten umhüllten Behälter zur Auf-
nahme und Projection des wSperma bei Clinus superciliosns. —
Eine Tabelle lieferte eine genaue Übersicht über die bei ver-
schiedenen Geschlechtern sehr verschiedenen Verhältnisse der
äusseren Geschlechtsorgane zu der Ureihralmündung . welche
unter den llubriken von vorspringenden Vaginalcyliiidern , Uro-
I2i
gcnitalpapillen untl ürcthralwäiViCheii einerseits, andererseits von
vertiefton Triclitern , (iruben und wahren Cloakenbildungen z,u-
sannnenj>ofasst wurden, —
Da ich das zu diesen Untersuchuni^en verwendete Materiale
init der Zeit wieder /iusanunen/iubringen hoft'e, werde ich auch
im Stande sein, die Arbeit wieder yai beginnen, und ihr viel-
leicht noch mehr Vollständigkeit zu geben , als es bei der er-
sten Vornahme derselben möglich war. Nur der mikroskopische
Theil , welcher eine Tabelle von Messungen der Harnkanälchcn
und der Malpighischen Nierenknäule der Fische enthielt, bleibt
unersetzlich, da meine an 5000 Nunmiern reiche Sammlung der
feinsten Gefässinjectionen mir nicht mehr zu Gebote steht.
Die zweite Untersuchung betraf das Venensystem der Fi-
sche. Ein Blick in die uujfassendsten vergleichend anatomischen
Handbücher mag es beweisen, wie gering unsere Kenntnisse
über den venösen Antheil des Gefässsystenis der Fische waren.
Mit Ausnahme der grossen , mit dem Herzen zusammenhängen-
den Venenstämme, waren alle weiteren Verzweigungen dersel-
ben vollkommen unbekannt. Die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit,
die äusserst dünnwandigen und «irossentheils nur als Sinuse exi-
stirenden Venen der Fische durch das gewöhnlich gebräuchliche
Injectionsverfahren zu füllen , und dadurch der Präparation zu-
gängig zu machen, erklärt es zur Genüge, warum eine voll-
ständige anatomische Schilderung dieses Systems so lange auf
sich warten licss. Durch vielfache Versuche ist es mir gelungen,
ein Injectionsverfahren auszumitteln, welches eine vollständige
Füllung des Venensystems ermöglicht, und nur dem einzigen
Uebelstande unterliegt, dass es bei lebendigem Leibe des Fisches
vorgenommen werden muss, somit für Weingeist-Exemplare nicht
anwendbar ist. Es besteht, in Kürze, in Folgendem: Die Unter-
leibshöhle des Fisches wird bis zum Jugulum geöffnet, die Durch-
gangsstelle einer grösseren Lebervene durch das Diaphriigma
blossgelegt, die Vene geöffnet, und ein in eine feine Spitze aus-
gezogenes Glasröhrchen durch sie in den von mir als Sinus
pericardiaco -phrenicus bezeichneten .Sammelbehälter allen Kör-
pervenen eingeführt. Das in ihm enthaltene Blut wird mittelst
dieses Röhrchens ausgesaugt, und da der Sinus sich mit jeder
Diastole neuerdings füllt, durch fortgesetztes Saugen das ganze
125
Vcnonsystom so 7,lcmllcli von IJhit lierciiiiul. Hierauf uird in tlcr
Krcisfurclie zwischen Ilorzkaninior und IJulhus eine Liiialur an-
li'cleüi't, und millelsl eines anderen (Jlasrölirchcns, welches mit
llüssiger und kaller Injectionsniasse uellilll ist , letztere in den
Sinus, und von da aus in alle niif ihm znsamnienhängendcn IJlul-
adern oin2;el)lasen , woltei ein auf die (uruescirende Aurieula
methodisch angehrachler Fingerdruck das Kindringen des Injec-
tionsstofl'es bis in die letzten Venen-Ilamilicationen in den Flos-
sen wesenilich fördert. Die von mir ang(;\vcndele Injectionsmasse
besteht aus Gutta percha in Schwefelöl aulgelöst, und mit
gleichen Theilen warm gepressten Leinöls und einem tarbenden
Hleipräparate zusammengerieben. Diese Masse bleibt mehrere
Tage lang* llüssig-, und gewinnt allmählig'. während der Fisch in
^^'eing•eist gelegt wird, eine pllastcrähnliche, halbweiche Consi-
stenz, welche die l*rä|)aralion der injicirten Gefässe viel mehr
erleichtert, als die in sehr kurzer Zeit spröde und briichig wer-
denden Mischungen von Terpentin und Leinöl, welche übrigens
für andere Zwecke mit Vortheil gebraucht werden können.
Ich hatte alle Fisch- Genera der Donau und der österrei-
chischen (iebirgs-Seen auf diese Weise ausgearbeitet, und die
Resultate der Untersuchung' in meiner PfiInbo(/r(if}hia jn'sciuin in
lateinischer Sprache niedergelegt. 8 Tafeln, von Dr. Elfinger's
Meisterhand gezeichnet, enthielten die Abbildungen des Systems
bei Esox lucius , Abramis brama , Lucioperca sandra und Si-
lurus f/fanis. Im Monate Juni unternahm ich eine Reise an die
istrischen Küsten, um auch die Fauna der See in das Rereich
der Untersuchung aufzunehmen , und war so glücklich eine
reiche Sammlung injicirter Fische zu Stande zu bringen, welche,
Gott sei Dank, dem traurigen Schicksale meiner übrigen Prä-
parate entging-, indem der Anatomie- Diener, an welchen ich die
Sendung von Italien aus adressirte, die Kisten im Keller aufbe-
wahrte , wo sie während der Octobertage vergessen und somit
gerettet waren.
Ich entsinne nüch auf folgende wichtigere Resultate mei-
ner Arbeit:
a) Die Zahl der Herzvenen der Fische schwankt zwischen
3 und 5. Sie entleeren sich, mit Ausnahme einer, in die Au-
rieula, dicht am Oslinm atrio - ventriculare. Die nicht in die
126
Aurlcula tretende Flerzvene macht einen Iani>;en l^mweg, indem
sie am rechten Rande des Iler/iCns und seines Bulbus nach vorn
zun» Kiemeng'eriiste g'elit, und sich entweder in eine unlere Bron-
ohialvene, oder in einen Zweig' der gleich näher />u he'Acich-
nenden Vena jui^ularis inferior entleert. Beim Hecht senkt sie
sich in einen niedlichen Plexus venosus ein, welcher die Aus-
trittsstelle des Bulbus aus dem Herzbeutel unmibt.
b) An der Kehl- und Unterkiefergegend aller Fische findet
sich ein bisher gänzhch iibersehener Abschnitt des Venensystems,
welchen ich als das System der Vena jugularis inferior bezeichne.
Es sammelt seine ersten Zweige aus der Umgebung der Maxilla,
nimmt Aeste vom Zungenbeinbogen auf, und betritt als einfa-
cher oder doppelter Stamm einen Canal an den unteren Schluss-
knochen der Kiemenbogen, wo es bei den Fischen mit langer
Kehle zu einem mächtigen Sinus sich erweitert, welcher defi-
nitiv so viele untere Bronchial venen sammelt, als Kiemenbogen
existiren, und dann in zwei Schenkel divergirt, welche zwischen
Herzbeutel und Schlund nach hinten ziehen, und in den vorderen
Rand des Sinus pericardiaco- phrenicus einmünden. Die beiden
Schenkel sind nur selten gleich gross (^Odontognothus aculea-
/ms), häufig ist der rechte ungleich weiter als der linke {Tra-
chinus, Lepidoleprus, Anthias , Centriscus)., welcher zuweilen
vollkommen fehlt {Anabas scandens, Mesoprion chrysurus, Ca-
raux xanthurus). In sehr seltenen Fällen ist das System der un-
teren Jugularis durch einen einfachen symmetrisch in der Me-
dianlinie der oberen Herzbeutelwand verlaufenden Stamm reprä-
scntirt (wie bei Myletes Hasselquistii \xuA BaliMes tomentosus).
In den sinusartigen Erweiterungen dieses Systems bei Esox lu-
cius habe ich zuweilen Helminthen aus der Ordnung der Filarien
angetroifen, welche, wie aus anderweitigen Beobachtungen her-
vorgeht , im Blute unserer Teichfische zur Sommerszeit nicht
so selten vorkommen, und die veranlassende Ursache jener Va-
ricositäten zu sein scheinen , welche au den grossen Körper-
venen dieser Fische (besonders älterer Exemplare) häufig ge-
troffen werden.
cj Die Ramificationen der Kopfvenen sind an bestimmten
Stellen mit Sinusen versehen, — so die Vena jugularis superior
am grossen Keilbeinsflügel hei Esox , die Kiemendeckelvene bei
J27
Trif/Ja und Vranoscopufi, die Zmigcnboinvcne l)ei Siluruf} glanis,
die Cerebralvene am Scliiidelgruude hei Lojtfiius pisrutor'ms. —
Auch venöse ANundernelze von strahliger Form finden sich au
den Kiemeudeckcln der Hechle, und cavernösc Cjleflechte in der
Schleimhaut der lliechgruhcn. Der an der Sohädelhasis befind-
liche, die Ursprünge der Augenmuskeln enthaltende knöcherne
Canal enthält gleichlalls ein dicht genetztes Ilete mirabile, Avel-
ches eine Abtheilung der Aug*envenen aufnimmt. — Die Ilyaloi-
dea und die hintere Wand der Linsenkapsel des Fischauges
ist eine mit den schönsten fJUiladcrnetzen reichlich versehene
Membrane, und ich habe mich wiederholt überzcuj^t, dass
diese Netze nicht der anliegenden Gelassschicht der Retina zu-
j^ehören.
f/) Rathke'sCardinalvenen nehmen nie die Venen des Schul-
tergiirtcls auf, welche sich immer sel])stsländig in den Sinus
pericardiaco-phrenicus entleeren, sondern sind in der überwie-
gend grösseren IMeiirzahl der Fälle blos Vcnae renales revehen-
tes. Sie sind äusserst selten einander an Volumen gleich (wie
bei Diodon und Tetrodon)\ meistens übertrill't die rechte die
linke um das 5 — Gfache (wie bei Exocoetu.f, Perioplitludmus,
Clinus , Zoarces , AcantJiopsis^, und es ist mir nur ein Fall
bekannt geworden, wo die linke gegen die rechte im Vortheil
war. wie bei dem merkwürdigen Erythrinus uninotatiis. Bei den
Percoiden und vielen anderen Familien der Acanthopterygii, wo
die hinteren Enden der beiden iXicren zu einem unpaaren keil-
förmigen Lappen verschmolzen sind, liegt an der unteren Fläche
desselben ein medianer unpaarer Sinus, welcher von beiden
Nieren Blut aufnimmt , und sich nur in die rechte Vena cardi-
nalis fortsetzt. Die linke Cardinalvene, welche demzufolg'e blos
Blut aus dem Kopfende der linken Niere abführt, reicht für
dieses Geschäft mit den» kleinsten Volumen aus. — Die grosse
Pracvalenz der rechten Nieren vene kommt sehr oft mit link-
seitiger Lagerung- der Harnblas»; vor, wenn die Leber in der
Mittellinie liegt , oder beide liappen derselben gleich gross
sind. — lllliplische Bulbi und si»iiidelförmige Erweiterung'en fin-
den sich in der rechten Nierenvene bei Cobitis , SUitrus und
Sphyrena picuda; — hei Aspro Ztinyel bildet jeder aus der lin-
ken in die rechte Niere übertretende Venenzweig auf der un-
128
teren Fläche der Wirbelsäule einen sphärischen IJnlhus. Ob diese
Bulbi Conlradililät besitzen, halte ich nicht untersucht.
e} Der lange bestehende Streit über die Existenz eines
Nierenpfortadersystenis bei den Fischen wurde dahin entschie-
den, dass das Vorkommen eines /iUlührenden Nierenvenensy-
stems keine allü;enieine i;;ültii^e Regel ist, wie bei den Amphi-
bien. Ich erinnere mich mit Bestimmtheit, dass bei den Gat-
tungen Clinus, Triffla, Prionotes , Mugil , Caranx , Lophius,
Cottus und Telrodon die Caudalvene, nach ihrem Austritte aus
dem Canale der unteren Wirbelbogen , zur Vena renalis adve-
hens wird, während sie sich bei Echeneis , Ammodytes und
Sconiber ohne Unterbrechung in die rechte Nierenvene fort-
setzt, oder wie bei Acipenser und Conger in der Medianlinie
zwischen beiden Nieren gegen das Herz fortlauft. Ausser der
Caudalis , sind noch die Wirbel-, Bauchwand- und Rückenmus-
kelvcnen häufig als Renales advehentes verwendet , was beson-
ders bei den Plagiostomen, und unter diesen in sehr hervorra-
gender Weise bei Squatina anyeliis der Fall ist. Bei LopJiins
und Batraclius besitzt die Niere für die ein- und austretenden
Venen besondere Hili. Der für die eintretenden Venen bestimmte
liegt auf der Rückenseite der Niere , und empfängt auch die
Vena subclavia als Renalis advehens. — Noch muss ich erwäh-
nen , dass die von mehreren Autoren im Rückgratskanal der
Fische , über der Medulla liegend angegebene Vene ein Lymph-
gefäss ist, welches mit dem äusserst reich entwickelten absor-
birenden Gefäss-Systeme der Rückenflossen im Zusammenhange
steht, und dass jeder Flossenstrahl eine hohle Röhre ist, in wel-
cher ein Lymphgefäss liegt , welches am Gelenke des Flossen-
strahls mit seinem Träger eine herzähnliche Erweiterung bildet.
Das Lymphgefäss der Rückgratshöhle theilt sich am ersten
Wirbel gabelförmig in zwei Schenkel , welche sich an die
untere Fläche der Hirnschale begeben, dort mit den grossen
Lymphräumen , welche den hinteren Umfang des Augapfels
umhüllen, zusammenhängen, und zuletzt in ein Diverticulum
der oberen Jugularvene einmünden. So verhält sich die Sa-
che wenigstens bei Lnhrax, Mullus , Corinna, TracJn/pterus,
Sroinber, Alosa, und allen von mir untersuchten einheimischen
FInssfischen.
129
Ich habe diese wenlj^en Punkte angeführt, um einen Mass-
stab zu geben, nach wclchenj der Umfang der verlorenen Ar-
beiten beurtheilt werden möge, und will zum Schlüsse nur noch
einiger Gegenstände erwähnen, welche den zur gelegentlichen
Publication bestimmten Vorrath meines Zeichnungen-Portefeuilles
bildeten, dessen Inhalt durch das Zusammenwirken von drei in
meinem Laboratorium beschäftigten Künstlern eine reiche Ueber-
schau vereinzelter, neuer anatomischer lieobachtungen darbot.
I. Aus der mensclilichen Anatomie:
a) Die Gellechte, welche die Aeste des Nervus acusticus,
während ihres Durchtrittes durch die Maculae cribrosae des La-
byrinthes bilden. Sie sind ein Prärogativ des menschlichen Ge-
hörorgans, fehlen selbst den Simiis anthropomorphis, und kom-
men nur an den Vorsaalsnerven, nicht an jenen der Schnecke
vor. Giesst man in den inneren Gehörgang eines rein macerir-
ten Felsenbeins, welches über einer Weingeistlampe erhitzt
wird, geschmolzenes Wachs, so saugt sich dieses durch Capillari-
tät in die äusserst feinen Oefi'nnngen der Maculae cribrosae ein,
und wird hierauf der Knochen in Salzsäure corrodirt, so bleibt der
Abguss jener vielfa(;h verzweigten und unter einander anastomo-
sirenden Röhrchen zurück, welche an den OelTnungen der Maculae
beginnen, die genannten Geflechte des Gehörnerven einschliessen,
und nach kurzem Verlaufe in der Höhle des Vorsaales münden.
h) Eine neue Ijursa mucosa an der menschlichen Wange ,
zwischen dem Maxillarursprung der Fascia bucco-pharyngea und
der inneren Fläche des ünterkieferastes.
c) Line ältere, in Prag gesammelte Suite von Varietäten
der von mir entdeckten Musculi pleuro- und broncho-oesophagei
des Menschen, worunter Eine besonders merkwürdig, indem der
schmale Musculus pleuro -oesophageus den Ductus thoracicus
durchbohrte (durch ein Oehr desselben durchgefädelt war}.
(1) Eine Anzahl gleichfalls älterer, chirurgisch wichtiger
Anomalien der grösseren Schlagadern, worunter eine Vertre-
tung der Cruralis durch die Ischiadica , — eine aus der Art.
tarsea entspringende und zurücklaufende Tibialis antica, — eine
Cruralis dextra aus der linken Iliaca communis, — eine den
Ellbogennerv bis zum Carpus begleitende CoUateralis ulnaris, —
zwei Thyreoideae inferiores aus der Carotis communis, etc.
V. Heft. Sitz,!). (I. iiiiilhciii. naturw. Cl. !)
130
e} Die Eulwicklung' des CoIIaleralkreislaufes iiarh Unter-
bindung' der lirachialis , und nach spontaner Obliteralion des
Aortenbogens hinter dem Ursprünge der Subclavia sinistra. Ein
Blatt darunter stellte den rankenförniigen Verlauf der bis zur
Dicke eines kleinen Fingers erweiterten Arteria intercosta-
lis quarta der linken Seite dar, durch welchen die betreffende
Rippe auf eine dünne, und in der Mitte vollkommen unterbro-
chene Knochenspange atrophirt war.
f) Eine Anzahl Muskel- Varietäten als interessantere Thier-
ähnlichkeiten, etc.
Viel reicher war das vergleichend-anatomische Zeichnungs-
Materiale.
1. Tafeln zur Anatomie der Wuudernetze des Faulthieres,
des Seehundes, des gemeinen Delphins, der einheimischen Nager,
der DideJphys murina, des Lagidium peruvianum^ so wie un-
ter den Vögeln von Otts tarda, Meleagris gallopavo, Psittacus
oclirocepliahis, Tetrao urogaUus u. m. a.
2. Zur Anatomie des gesammten arteriellen Gefässsystems
von Dasgpiis setosus, welches sich dadurch von den bekannten
Formen unterscheidet, dass die einzelnen Schlagadern des Kopfes,
des Beckens und Schwanzes, des Samenstraiiges , der Bauch-
decken und der Gliedmassen sich nicht während ihres Verlau-
fes baumförmig verzweigen , sondern der Stamm einer Arterie
plötzlich in ein Büschel von strahlig divergirenden Röhren auf-
löst, welche, ohne sich weiter zu ramißciren, zu ihren Bestim-
mungsorten gehen.
3. Die Anatomie des Gefässsystems von Vespertilio und
Plecotus.
4. Beiträge zur Anatomie des Schlagadersystems des Pro-
teus, der Salamandrinen und der Batrachia anura (vorzugsweise
Hyla betreffend).
5. Vorarbeiten zu einer Monographie der Chiropteren (wor-
unter Abbildungen zur Embryologie von P/if/llostomajamaicenseJ.
Was meine zu Grunde gegangenen Präparate anbelangt, so
kann ich versichern , dass die Sammlung der mikroskopischen
Injectionen wahrhaft einzig in ihrer Art war, und nie wieder
in jener Vollkommenheit zu Stande gebracht werden kann,
welche sie auszeichnete. Sie enthielt in circa öOOO Nunnneru
die n)ilvro.slvO|M^(*lien (■cni.s.svcrliäilnl.ssc niler Organe und von
allen cinlieinii.sclien und exotischen Thieren, deren ich .seit inci-
n»'r I5jälirigeu 'l'liätig"keit als Analoni habhaft werden konnte,
geordnet in einer Art, dass jedes Organ, jedes Gewebe, von
den Mollusken und Knorpellisohen an!:;erangen , durch alle Clas-
sen und Ordniing-en der Wirbelthiere hinauf bis zum Schluss-
stein der .Schöpfung — dem Menschen — in der stufenweise
fortschreitenden Entwicklung seines (jiefässsystcms studirt wer-
den konnte. Ich fühle ihren V'erlust doppelt schwer, da die
grosse Anzahl von Doubletlen und ihre fortdauernde Vermeh-
rung mit Neuem mich in den Stand setzte , ich darf es sagen,
mit fast allen Anatomen der Welt in Tauschverbindung zu tre-
ten, welche nun leider auf lange Zeit unterbrochen, und mir
dadurch der Zufluss werthvollen Materials für anderweitige
Arbeiten abgeschnitten ist. Von Kasan bis New-York wird
schwerlich eine anatomische Anstalt von einigem Rufe oder ein
Fachgenosse existiren, welche nicht durch diesen Verbindungs-
weg mit mir in beiden Theilen vorlhcilhaften Verkehr gestan-
den wären. Das letzte, während der Ferien einüelantiie Aner-
bieten zu Kauf- oder Tauschverbindung, kam von Prof. Ilorner
in Philadelphia.
Nicht weniger werthvoll und umfangsreich war meine Samm-
lung von Gehörorganen. Von der Zwergspitzniaus bis zu den
riesigen Geschlechtern der Pachydermen und der IJalänen des
Nordcap existirt keine Thiergattung, aus welcher ich nicht
wenigstens von Einem Repräsentanten die vollständigen Gehör-
organe, auf die sorgsamste und niedlichste Weise auspräparirl
besessen hätte; — jeder technische Anatom weiss, was das
sagen will! — Die Anatomie des menschlichen Gehörs allein
bildete ein prachtvolles Tableau von 80 Nummern, und enthielt
die Entwicklungsgeschichte des Labyrinthes vom dreimonatlichen
Embryo bis zum siebenzigjährigen Greise, so wie die Gehör-
organe von Missgeburten, von Taubstummen, von verschiedenen
Menschenracen, selbst jene von Mumien fehlten nicht. — Ich
werde ihren Verlust nie verschmerzen, weil man Solches im
Leben nur Einmal macht !
Von meinen übrigen Präparaten will ich nur die osh^olo-
nusehen Arbeiten, die zcrlejrbaren Crania, die Darsfellunuen des
9 •
132
Zaluiwecbscls, »Hc Osleologie menschlicher und thiei'ischer Em-
hryone, eine Sainniluiii!; vcrgl. anatomischer Zahnschlifte , als
Cnriosa: InjecUonspräparatc vonRuysch (aulhenlisch, Ende des
17. Jahrhiuulerls) und die Racen- und Thierschädel ntimhaft
machen, welche ich auf meinen Reisen sammelte.
Unter solchen Umständen wird man ersehen , dass mein
Verlust ein grosser, ja ein theilweise unersetzlicher ist. Ich
wäre mit Freuden zu einem namhaften Dankesopfer für die
Widerhersteilung gesetzlicher Ordnung bereit gewesen, aber
Alles zu verlieren, was den Stolz und das Lebenseleraent eines
wissenschaftlichen Mannes bildet, ist in der That fiir mich ein
imverdienter und allzuharter Schicksalsschlag. Ich muss von
Neuem anfangen, da ich der Laufbahn, die ich einmal zur Auf-
gabe meines Lebens mit schönen Hoffnungen erwählte , nicht
abtrünniii' werden kann. Es fehlt mir nur an Stoff, nicht an
Willen, welcher Kraft gibt. Ich kann den Gedanken nicht er-
tragen, meine Hände in den Schoss zu legen , und als steiner-
ner Gast an den Verhandlungen dieser wissenschaftlichen Kör-
perschaft , wenn auch nur eine Zeit lang , Antheil zu nehmen.
Durch die Verlegung der Anatomie in das Josephinum werde
ich bald wieder in meinem Elemente leben, und wenn auch die
ErrichtuBs: einer Kanzel und Sammluni»; für verlgeichende Ana-
tomie bei dem grossen Kostenaufwande, den sie erfordern, und
bei den auf ausserordentliche Weise so vielfach in Anspruch
genommenen Staatsmitteln, für längere Zeit ein frommer Wunsch
bleiben dürfte, so hoffe ich doch, dass die kais. Akademie der
Wissenschaften die Bitte um eine massige Unterstützung zum
Ankauf von zootomischem Materiale nicht unberücksichtigt von
sich weisen wird.
Nachdem die Classe von Herrn Professor Hyrtl eine nä-
here Andeutung seiner Wünsche vernommen, wurde einstimmig
beschlossen , auf Bewilligung des Betrages von 500 11. C. M. zum
Ankaufe von Material zu seinen zunächst beabsichtigten anato-
mischen Arbeiten; ferner, so wie im vorigen Jahre auch für
das kommende auf die Bezahlung eines Zeichners mit monat-
lichen 20 fl. C. M. anzutragen , welche Anträge die Genehmi-
<iuni>' der Gesammt-Akademic erhielten.
13:5
Der Diroctor der Sternwarte zu Kremsmünster, V. Aiigu-
slin Ueslhuher, hat über seine Deul)aelitnniJ,en wälireiul der
Nordlichter am 18. Octoher und 17. November 1848 nachste-
hende Miltheihini»; eiimesendet :
I. IJ eo ha chtungcn während des Polarlichtes am
18. Oct. 1848 auf der Sternwarte zu Kremsmünster.
Da ich schon eine geraunte lieihe von Jaliren mich mit
dem Studium der Naturwissenschaften beschäftige, so war es
schon lange mein sehnlichster Wunsch, einmal ein Nordlicht in
vollsländiger Kntwicklung zu sehen. Unerwartet wurde dieser
mein Wunsch am 18. Octobcr Abends erfüllt. Schon am Nach-
mittage des 18. zeigten die Gauss 'sehen Älagnetometer einen
ungewöhnlichen Stand und eine auffallende Bewegung, welches
auf besondere magnetische Vorgänge schlicsscn Hess. Abends
war der Himmel bis gegen 8 Uhr 15 Min. miltl. Zeit vollkommen
trüb; nun zerthcilten sich in der llichtung gegen Nord die
Wolken, und durch einen langen schmalen W'olkenriss zeigte
sich der nördliche ITinjmel hellroth, wie von einem grossen
Brande erleuchtet; die Magnete waren in grosser Aufregung;
der Schluss auf ein Nordlicht konnte daher nicht zweifelhaft
sein. Ich Hess sogleich die beiden Ma<>iietometer unausj>esetzt
bis 10 Uhr beobachten; um 10 Uhr begann ohnediess der nuag-
netischc Monatstermin, wo die Stände der Magnete durch 24
Stunden ununterbrochen aufgezeichnet werden.
Ich gebe in Folgendem die Beobachtungen, welche wäh-
rend dieser interessanten Erscheinung: theils mit freiem Aui»e
über deren Ansehen, theils an den Magnetometern und über die
atmosphärischen Zustände, die das Phänomen begleiteten, ge-
macht wurden.
Das feurige Roth, in welchem das Nordlicht nach Zerthei-
lung der Wolken (8'' 15' mitll. Zeit) zuerst auftrat, verlor sich
gegen 8'' 30'; dieselbe Gegend des Himmels erscheint nun in
grosser Ausdehnung hell we issgelb, bis über den Pol hinauf
erleuchtet; tief am Horizonte ist die Beleuchtung grauschwarz,
jedoch so, dass niau die helleren Sterne durchsciiein(Mi sieht.
So blieb der Anblick, mit geringer Abnahme der Heiligkeil, bis
üegen 10 Uhr.
Ks srliitMi mir. oltgloich der llieilweise oft stark triibc
lliiiiint'i dieses nielil aiil voller Hestiinintheit behaupten läs.st,
dass die eigentliche Mitte des Nordlichtes vom Anfange des Er-
scheinens an bis gegen 1)'' 30' langsam aus NW. (etwa 50 Grade
von West gegen Nord gezählt} gegen Nord vorrückte, dann
aber den Platz am nlagnetischcn Pole unverändert behauptete.
Der stets wechselnde Zustand der IJewölkung liess den Verlauf
des Phänomens während dieser Zeit nicht genau verfolgen.
Um 10 Uhr wird der ganze nördliche Himmel heiter, das
Nordlicht zeigt sich in seiner ganzen Ausbreitung; der Himmel
war vom Horizonte an bis über den Pol sehr schön hellgelb
erleuchtet; die Gränzen dieser Beleuchtung erstrecken sich von
Nord bis über 60 Grade gegen West und Ost. Um lO*" 20'
beginnen herrliche Strahlen etwas divergirend aufzuschiessen,
bis zu einer Höhe von ohngefähr 50 Grade, die hellsten in
weissgelbem Lichte üb.^r dem magnetischen Pole, blassere
schmale mehrere zu beiden Seiten ; im NW. (etwa 60" von N.
gegen W.) und im NO. (etwa 30" von N. gegen 0.) stehen
zwei breite, fast blutrothe Strahlen, als die äussersten des gan-
zen Bildes. Das Centrum des Strahlenbogens fällt tief unter
den Horizont. Am Horizonte bis zu mehreren Graden Höhe
war der Himmel hellgrüngelb beleuchtet, und die ganze
Lichtmasse in einer unruhigen zitternden Bewegung. Die mitt-
leren blassen Strahlen verschwinden, andere von gleicher Fär-
bung und Breite fahren neben ihnen von Zeit zu Zeit auf, die
am magnetischen Pole bleiben immer die längsten und hellsten,
so dass durch selbe die Sterne im grossen Bären sehr in ihrem
Glänze geschwächt werden. Um lO*" 40' mag die Erscheinung
ihren Glanzpunkt erreicht haben, wo das Licht und die Fär-
bung der Strahlen am intensivsten war. Ich muss gestehen,
dass ich nie einen schöneren Anblick des Himmels gehabt habe.
Um diese Zeit waren die Magnete in der höchsten Aufregung.
Von nun an nimmt die Erscheinung allmählig an Stärke der
Beleuchtung ab. Aus Südwest ziehen einzelne Cirrus heran,
welche im Bereiche des Nordlichtes eine dunkelrussige Farbe
wie Bauchwolken darboten. Um 10'' 50' fahren abwechselnd
nocli immer Strahlen auf, aber von stets schwächerem Lichte,
immer mehr Cirrus verbreiten sich über den nördlichen Himmel.
135
Um 1 1 Uhr iüt die .Stelle iiii.\>\. (HO« \ou .\. gegeu W.) wieder
feuerroth, welche Färbung; sich gegen 11''15' langsam verliert,
indem die Federwolken in jener Gegend immer dichter werden.
Um 11'' 20' war wegen IJewülkung und Mondschein wenig
mehr auszunehmen; um 11'' 30' der ganze Fliinmol trüb.
Beuliaciitungen an den .Mai;,'netoiiietcrn.
Die Ceobachlungen enthält die Tabelle I und II; sie sind
gemacht an einem Gauss' sehen Variations-Declinatorium mit
einem vierpfündigen Stabe, und an einem Billlar Apparate mit
einem 24pfiiiidigen Stabe. Die Angaben der Stände der Mag-
nete sind in Millimeter Thoileu, die Zeitangaben in mittlerer
Göttinger Zeit. (Die MeridiaiulifVerenz zwischen Kremsmünster
und Göttingen beträgt l(i' 46" in Zeit, um welche Differenz die
gegebenen Beobachtungszeiten vermehrt werden müssen, um die
mittlere Ortszeit zu erhalten.)
Der Werth eines Scalatheiles (Millimeters) beim Unifilare
ist == 10'.'14 im Bogen.
,, „ „ j, (Milliujeters) beim Bifilare
ist = 19'.'27 im Bogen.
yf „ jf . „ (Millimeters) beim Bililare
ist -7T^^-r- i" Theilcn der "an-
zen Intensität.
Die Aenderung im Stande dos Bifilares für V.O II. ist =
13'.'61 Millimeter.
Zur lleduction der Unililarbeobachtungcn auf absolute De-
clinationen dient die Gleichuu"'
0 -= 1 4" 50' 7"()S + (405 . 40 — /.) 20'.'76,
wo 0 die absolute Declination, und L = der gemachten Lesung
am Unililare ist.
Zur Keduclion der Bifilarbeobachtungen auf absolute Inten-
sität dient die Gleichung
logy= 6.1233446 + log (13877.6 + /. + 13.61./:),
wo T die absolute Intensität, L die Lesung am Bifilare und c
die Temperatur in Keaumur's Graden im Kasten des Bifilares
bedeutet.
Die Scalentheile laufen so, duss, wenn die Lesungen zu-
nehmen, beim Unifilare die Declination kleiner, beim Bilifarc
die Intensitäl grösser wird.
136
Die Tafel I enthält die Iloobaclitungen der beiden Instmi-
niente von 8'' J)is 10'' Abends; die Tafel II jene willirend des
Termins von 10'" Abends des 18. Ortobers bis 10'' Abends des
19. Oclobcrs. Zur lieurllieilun^ dieser Iteobaebtungen sind in
Tafel III, aus dem Tagebucbe der Sternwarte, die täglichen
Stände der zwei Ma^'netomeler zu den «irewöbnlieben Beobach-
tung'sstunden 8'' Morgens, 2'' und 8'' Abends mittlerer Göttinger
Zeit von den 16 Tagen beigcftigt, in deren Mitte die Nacht des
Nordlichtes fällt, und am Ende die mittleren Declinationen und
Intensitäten zu den gewöhnlichen Deobachtungsstunden für die-
sen Zeitraum, so wie jene des 18. Octobers zu den Stunden
8" Morgens, 2" und 8'' Abends angesetzt. Die Tafel IV stellt
den Gang der beiden magnetischen Elemente, Declination und
Intensität, aus den gemachten Beobachtungen abgeleitet, nach
ihrer Zeitfolge dar, wie er während des Nordlichtes statt fand.
Aus der Tafel IV ersieht man sogleich den auffallenden
Stand und die Aenderungen der zwei magnetischen Elemente.
Vergleicht man diese Grössen zu den gewöhnlichen drei Beob-
achtungsstunden am 18. October mit den Mittleren, der unmit-
telbar vorausgehenden und nachfolgenden Tage ,
8'" M.
Mittl. d = 14" 50:7
18. Oct. ^= „ 52.0
S*" M.
Intens. = 1.955821
„ = 1.958913
so ist der geänderte Zustand der erdmagnetiseben Verhältnisse
um 2'' und S^ Abends leicht zu erkennen, denn selten ist in
diesem Monate die Declination um 8'' Abends kleiner als um
8'' Morgens, die Intensität ist fast immer um 8'' Abends grösser
als um 8'' Morgens und 2'' Abends.
Von 8'' Abends, als wir des Nordlichtes ansichtig wurden,
stieg die Declination langsam bis 10"' 6' Abends, wo 0=15" 2'. 3
wurde, die Intensität erhält sich unter kleinen Schwankungen
fast in gleichem Stande (während dieser Zeit bot das Nordlicht
keinen besonderen Anblick dar); von lO*" 6' an, nimmt die
Declination sehr rasch ab bis 10"' 42', wo das IMinimum der
2'' Ab.
8^ Ab.
15*^ i:7
14" 5i:9
„ 9.3
„ 44.8
2'' Ab.
8^ Ab.
1.956001
1.957555
1.950357
1.950383
i;}7
Dcolinalion (»5 = 14o 1G2) eintrat, die Iiitonsilät verslärklc sicli
in derselben Zeit zur milderen (irüsse des Monates. Die rasche
Aenderung- der nianneliselien Khünenle beginnt beim Anlange
des Slraliienaufschiessens, zur Zeit der grössten Entwickelung
des Phänomens.
\ on 10'' 42' nimmt die Declination schnell wieder zu, wäh-
rend die Intensität sich noch etwa 10 Minuten auf der grössten
erreichten Höhe erhält, und dann schnell abnimmt; nach einigem
Hin- und Merschwanken (das iXordlichthat inzwischen an Intensität
abgenommen) erreicht um 11'' 48' die Declination ahermals ein
Minimum, die Intensität ein Maximum (wahrscheinlich verstärkte
sich das Nordlicht noch einmal; hei uns war wegen trüben Him-
mel nichts n»ehr zu sehen}, worauf die Declination wieder
wächst, die Intensität aher erst nach 12 bis 15 Minuten merk-
lich abnimmt-, dann bleiben durch längere Zeit heide Kiemente
auf ziemlich unverändertem Stande, bis die Intensität um 13'' 15'
das Minimum, die Declination um 13'' 52' ein Maximum erreicht.
Gegen 2'' Morgens kam das Declinatorium in seine gewöhnliche
Lage, und behauptete dieselbe unter massigen Oscillationen wäh-
rend der übrigen Zeit des Termincs, das Dililare aber blieb
fortwährend sehr aufgeregt, und kam erst spät am Abende des
19. October in seinen gewöhnlichen Stand.
Die grösste beobachtete Ablenkung des Declinatoriums
während dieses Phänomenes von 2'' 0' bis 10'' 42' beträgt 153
Millimeter, oder 43 Minuten im IJogen; in der kurzen Zeit von
10'' 0' bis 10'' 42', als die Strahlenentwickelung begann, und
am lebhaftesten wurde, betraut die Ablenkun"- 133 Alillimeter
= 46 Minuten im Doii'cn.
Die stärkste beobachtete Aenderung der Intensität von
8" Morgens bis 1" 15' Xachts beträgt 128 Millimeter oder 41
Minuten im IJogen, in Theilen der ganzen Intensität = 0.010441
Die Bewegungen der Magnete zur Zeit der grössten Aen-
dcrungen waren fast unaufhaltsam pro- oder regressiv, so dass
sie nie regelmässige Schwingungen machten.
Aus diesen Deobachtungen ergibt sich demnach als Schluss,
dass :
a) zur Zeit eines Nordlichtes die Magnete sehr afficirt
w (irden ;
138
b) (lass der Kiiilluss am grösstcii ist zur Zeit der voll-
koniinciisteu Kniwickelung des Nordlii'lites;
c) dass der Nordpol des Declinatoriums gegen Nord ab-
gelenkt, also die Declination kleiner wird;
d} dass der Nordpol des Bifilar-Apparates, als das Nordlicht
nicht vollständig entwickelt ist, ven West gegen Süd
abgelenkt, die Intensität kleiner, yaw Zeit der voll-
sten Entwickelung aber von West gegen Nord abge-
lenkt, die Intensität grösser wird.
NB. Bei unserem Bifilare ist in der transversalen Lage der Nordpol
gegen West gekehrt.
Atmosphärische Zustände während des Nordlichtes.
Die Tafel V enthält die täglichen Beobachtungen des Ba-
rometers, Thermometers, der Wolken und des Windes vom
18. Octoher und den unmittelbar vorausgehenden und nachfol-
genden drei Tagen.
Das Barometer stand in den Tagen 16., 17., 18., 19. Oc-
tober ziemlich tief; der Grund liegt in den südlichen Luftströ-
mungen der oberen Regionen, wie sich dieses aus dem Wolken-
7-u«e herausstellt: es füllt das Barometer bis auf 26.267 Pariser
Zolle am Morgen um 5 Uhr des 19. Octoher, von wo an es
steigt, und am Moroen des 21. Octobers sich wieder den mitt-
leren Stande des Ortes = 26.920 Par. Zolle stark nähert.
Die Temperatur zeigt am 18. nichts Auffallendes im Gange;
das Minimum betrug 2V4 11., das Maximum 10?6 nach 2** Abends ;
aber ganz ungewöhnlicher Weise tritt in der Nacht um 2*" Morgens
des 19. Octobers ein neues Maximum = 11?9 R. ein, welches sogar
grösser als das Maximum am Tage war; die Ursache ist, dass
sich die südliche Luftströmung, aus den höheren Regionen auf
die Oberfläche der Erde herabsenkte, von 2'' Morgens bis nach
4'' des 19. Octobers weht ein ziemlicher heftiger Südwind.
Das Interessanteste in den atmosphärischen Verhältnissen
dieses Abends war, dass man schon um 6"' Abends bei ganz
bedecktem Himmel bis gegen 12" Nachts, selbst als der Him-
mel ganz rein war, im S, SSO und SSW beständig blitzen
s ah , was für unsere Gegend in dieser Jahreszeit schon eine
Seltenheit ist.
139
.Sonst biete» wetter die Tage vor uoch die nach dem \ord-
liclile eine besondere Aenderung der Witterung dar.
II, \ord licht am 17. Xovember 1848.
Am 17. Xovember zeigie sich bei der Beobachtunij um
1*' Abends eine j)edeulende StÖruni^ des Bifilarmagnetometers,
während das Unlfilnrc fast auf seinem mittleren Stande war;
ich beohaciilete die Stände beider Magnete wieder nach S"*,
und fand sie nun beide in starker Bewegung-; um 8'' Abends
hatten Beide anlTallend niedere Stände; ich Hess die Magnete
durch eine Stunde fort beobachten, die Ergebnisse dieser Beob-
achlun2:en sind in Tafel VI /Jisammengestellt. Declination und
Intensität sind ungowöhnlich klein. Da das Unifilare während
einer ganzen Stunde fast stationär blieb, und der Himmel gänzlich
trüb durchaus keine IIofTnung lür Ausheilerung gab, so wurden
die Beobachtungen leider! eingestellt; leider, denn um ungefähr
10'' 30' tratt ein Nordlicht mit solch intensiver Beleuchtung
auf, dass die Helligkeit die Wolken durchdrang, und mehr als
den halben Himmel wahrhaft blutig röthete. Beobachter an höher
gelegenen Orten , wo die Bewölkung den Anblick weniger hin-
derte, saii'cn aus: ..das Ansehen dieser Belcuchtun": war schauer-
lieh; da die Gegend mit Schnee bedeckt war, an einigen Orten
während dem Schnee fiel, so wurde das rothe Licht von der
Schneedecke und den fallenden Flocken nach Allen Seiten
rellectirt; es war der Anblick nicht anders, als sähe man die
Gegend und den Himmel durch ein bluligrothes Glas an. Die
Helligkeit war so gross, dass man deutlich lesen konnte.'' Von
einer Strahlenentwickelung war natürlich bei diesem Zustande
des Himmels in unserer Gegend nichts auszunehmen. Die ganze
Erscheinung dauerte kaum eine halbe Stunde.
Die wenigen an den Plague! omctern gemachten Beobach-
tungen bestätigen wieder den EinHuss des Xordlichtes auf die
magnetischen Instrumente, und zwar in demselben Sinne, wie
er sich aus den Beobachtungen bei dem Nordlichte am 18. Oc-
tober herausstellte, als das \ordlicht noch nicht seine grösstc
Ausbildung erreicht hatte.
Das Unifilare war am ."Morien des 18. Xovember wieder
in Ordnung, während das Bifilare erst am Xachmiltagc des 19.
Xovember von einer so hcfligen Aufregung sich wieder criiolle.
140
Aus Hom herichtigt ein Correspondeut der allgemeinen
Aimslmrüor Zeitunj»; vom 17. November, dass man dort l)ei "'anz
reinem Himmel am Abende dieses Tages /Avischen 10 und 11
Uhr ein prachtvolles Nordlicht mit den schönsten farbigen
Strahlen beobachtet habe, welches sich fast über den ganzen
nördlichen Himmel verbreitete. Im Nordwest ausser dem Be-
reiche des Nordlichtes sah man zugleich beständiges
B li tzen.
Das Barometer stand bei uns am IG. und 17. November
über dem mittleren Stande des Ortes, fiel am 18. und 19. ein
Bischen, und erhebt sich am 20. November wieder über den
mittleren Stand.
An den Tagen vor diesem Nordlichte stand das Thermo-
meter immer in der Nähe des Gefrierpunktes, am 16. in den
Morgen- und Abendstunden unter 0*!0 R. ; am 17. erhält es sich
stets über Null, so auch am 18., 19., 20. Am 18. November
Maximum = 5?3 R.; am 21. tritt grössere Kälte ein (Minimum
— 4V0 R.) und hält durch 3 Tage an , worauf die Temperatur
wieder milder wird.
Der Himmel war meist mit Cumulo stratus bedeckt, welche
aus West ziehen; der vorherrschende Wind war West, welcher
sich am 17. um 10'' Abends bis 2 — 3 verstärkte, und mit glei-
cher Kraft fast die ganze Nacht anhielt, bis er am Vormittage
des 18. wieder schwächer wurde.
Auffallendes war sonst an den Witterungsverhältnissen bei
uns nichts beobachtet.
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Magnetische Beoliachtiincen am 18. (letolier l^l« zn Krenisniünster.
Beobachtungen am Unifilar - Apparate.
Mittl. Gott. Zeit 18. Oct.
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Beobachtungen am Bifilar - Apparate.
Mittl. Gott. Zeit 18. Oct. 2''
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An diese Beobachtungen scbliessen sicli iiiin die in den folnfoiidon Soitcri
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Um die Aendcningcn der beiden magnet. Elemente, der
Declination und Intensität , wälirend des l*ohirlieliles hessei*
übersehen vai können, stelle ieh liier die aus den lleobaehlun-
gen abgeleiteten absoluten Declinationen und Intensitäten naeh
ihrer Zeitfolge /iUsamnien:
18. October.
Mittlere
aiittlere
Gott.
DecHnat.
Intensität
Gott.
Declinat.
Intensitiil
Zeit
Zeit
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14« o2'0
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9" 51'
1.948400
2'' 0 A.
15 93
1.950357
57
1.953155
8" 0
14 44.8
1.9503S3
10" 0
14» 57'4
10
1.950450
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1.947807
13
14 42.4
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15 2.3
22
1.94S7I9
9
1.950480
25
1.947030
12
14 54.2
29
40.4
15
1.940470
34
1. 940554
18
49.7
37
43.()
21
1.945990
40
1.947100
24
27.7
43
44.1
27
1.952073
40
1.949952
30
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50
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33
1.954730
52
1.950008
36
19.3
57
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39
1.950079
59
1.948265
42
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1.947747
48
38.7
12
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1.950190
17
1.949294
54
48.1
20
40.1
57
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23
1.950770
11'' 0
39.8
29
48.4
3
1.948150
32
1.948990
6
28.4
35
50.5
9
1.949077
38
1.949204
12
28.4
41
52.4
15
1.951990
44
1.950354
18
37.0
47
51.8
21
1.950200
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10
146
18. October.
Mittlere
Mittlere
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Declinat.
Intensität
Giitt,
Declinat.
Intensität
Zeit
Zeit
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1.944561
30
34.3
13" 0
36.4
33
1.947533
3
1.947098
36
25.4
6
32.6
39
1.945474
9
1.944916
42
22.7
12
32.2
45
1.956415
15
1.942472
48
21.8
18
37.0
51
1.957353
21
1.942590
54
28.6
24
37.9
57
1.956863
27
1.943919
12'' 0
37.5
30
45.7
3
1.956496
33
1.947244
6
38.7
36
14
58.0
9
1.951998
39
1.950356
12
35.2
42
15
4.3
15
1.950859
45
1.950269
18
32.8
48
14
57.4
21
1.950013
51
1.948771
24
34.2
54
48.3
27
1.947564
57
1.947475
30
32.3
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1.946971
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150
Ueber die regelmässige Gestalt des Wismuths.
Von W. n a i d i n g e r.
Ganz neuerlich beschreibt Herr J. Nikl^s Krystalle von
Zink in „Pentagonal -Dodekaedern, die in Allem an die Form
von Schwefelkies und Glanzkobalt erinnern" a), wahrend früher
Nöggerrath die Krystallform des reinen Zinks als „eine
sechsseitige Säule" />^ angegeben hat. Herr Nikles bemerkt
dabei, dass von allen Metallen nur Zink, Antimon und Arsenik
Formen besitzen, die nicht zum regulären System gehören.
Uebrigens wird doch noch angeführt, dass das Zinn dimorph
sei, viergliedrig nach Miller c)^ würflig nach Franke nh e im,
ferner dass Palladium und Iridium nach Gustav lios e isodimorph
seien, indem beide im „rhombischen (soll heissen rhomboedri-
schen) und cubischen" Systeme krystallisiren d).
Auch die Krystallform des Tellurs gehört in das rhom-
boedrische System, wie diess bereits Phillips e) gefunden
und erst neuerlich Hausmann durch die Lage der Theilbar-
keit, spiegelflächig, parallel den Seitenflächen, in Spuren senk-
recht auf die Axe eines regelmässig sechsseitigen Prismas , be-
stätigt hat /^. Hausmann untersuchte geschmolzenes Tellur;
auch das natürliche stimmt in dieser Eigenschaft vollkommen
übereiu, nach Stücken in dem k. k. Hof- Mineralien -Cabinete,
welche ich zu vergleichen Gelegenheit hatte.
Das metallische Wismuth wurde bisher immer als eines von
den Metallen betrachtet, deren Formen in das tessularische
System gehören. Herr Dr. Moriz Hörn es gibt rhomboedrische
Formen an, mit einem scharfen Grundrhoniboeder von 70" 57 ,
dessen Axe ^^ |/ 17.189, so zwar, dass die gewöhnlich als
Oktaeder angenommene Theilungsgestalt eine Combination der
Basis und dieses llhomboeders wäre, die Winkel also anstatt
a) Poggendorff's Annalen 1848. Nr. 7. LXXIV. S. 442. Ann. de chimie
etc. Ser. III. T. XXII. p. 37.
h) Poggendorff's Annalen XXXIX. S. 32%.
c) Pogg. LVIII. §. 660.
d) l'ogg. LV. p. 329.
e) Elcmentary Introduction to Mineralogy. IV Lil. Bn U. Allan, p. 340.
f) Hausmann. Handbuch der Dlineralogic. S. IT.
151
säinintlich 109o28'l(>" zu Itetrtigen, an den Combinationskanten
= 109" 53', an den Seitenkanlen ^- 101)" 3' messen wünlen.
Er gibt an: „Nach llaidingers Messungen wurde das Grund-
rlioiiihoedcr berechnet" «).
Die Ansahen von Verbesserungen , in svsleinatischen Wer-
ken zerstreut, werden oft sehr lange vernachlässigt, während
einzelne Mitlheiluniien mit grösserer Wahrscheinlichkeit der
Auliuerksamkeit des wissenschaftlichen Publikums dargebracht
werden. Ich glaube daher auch in dem gegenwärtigen Falle
durch >IiUheilung der näheren Umstände bei der Bestimmung
der rhombuedrischen Kryslalllorm des metallischen Wismuths
sowohl eine kleine Lücke in der Geschichte des Forlschritts
der in diesen Kreis gehörigen Arbeiten auszufüllen, als auch
der allgemeinen Theilnahme das neue Resultat an sich noch
einmal vorlegen zu sollen.
Herr Dr. Hörn es hatte an sehr deutlichen, wenn auch
nur rauh begrenzten Wismuthkrvstallen von IN'nzance in Corn-
wall, die durch Herrn Krantz in Berlin an das k. k. Hof-
Mineralien-C'abinet eingesendet worden waren, KrystallfoJ'men
beobachtet, die oflVnbar nicht dem tessularischen Systeme an-
gehören konnten. Es w^trcn scharfe llhomboeder , in Combi-
nation mit llacheren Ilhomboederu in paralleler Stellung und
mit der Basis, wobei die der letztern entsprechenden Flächen
so sehr an Ausdehnung gewonnen hatten, dass das Ganze das
Ansehen einer sechsseitigen Tafel mit abwechselnd schief an-
gesetzten Seitenflächen 2:ewann. Jeder aufmerksame Beobachter
hat wohl auf den Theilungsflächen des geschmolzenen Wismuths,
scheinbar dem Oktaeder angehörig, gewisse Streifen bemerkt,
die den Kanten dieser Oktaeder parallel sind. Sie fanden sich
sehr deutlich an den von den natürlichen Krystallen abgetrenn-
ten Blätlchen, genau so wie an den geschmolzenen Massen, von
welchen ich längst sehr glail IIa eilige Stücke zu einer gelegent-
liehen Untersuchung aufbewahrt hatte. Die Streifen sind in der
Regel sehr schmal und erscheinen deutlieh als Krystalllheile,
die in einer etwas abweichenden Lage in den Hauptkrystall
a) Uebcrsichtliche Darstellung; des 31 o h s'schen Mineralsysteiiis. S. 101.
Berichte über die Mitlli. v. FrcuiKlcn der Natiirwisseiibch. II. S. 253.
J52
eingewachsen sind, so wie man diess etwa am Alhit, Oligoklas
u. s. w. 7Ai finden gewohnt ist. Es gelang Herrn Dr. Hörn es
und nur sehr haUl, selbst eine Messung des von den Haupt-
lliuhcn und den als diinnc Olättchcn eingewachsenen Krystall-
tlicilen an/iUstellen, die für die Neigung an der sehr stumpfen
Kante 178" 20' gab, wenn auch nur ziemlich unvollkommen und
mit einem trüben Bilde der Kcrzenflamme.
Die Lage der Blättchen A B ist
aus der Figur ersichtlich. War die Form
ein Oktaeder, die Blättchen also von
zwei Würfelflächen begrenzt, so konnte
kein ausspringender oder einspringender
Winkel entstehen, wenn man ein Blätt-
chen A B in einer um 180" herumge-
drehten Lage denkt. Gab es dergleichen Winkel, so war die
Form rhomboedrisch, und zwar ein stumpferes Rhomboeder als
11 = 70" 31' 44", welches dem Oktaeder angehört, wenn der
ausspringende Winkel des Blättchens auf der Seite gegen die
Spitze C, der einspringende auf der Seite der Kante, hier in
der Projection durch D vorgestellt, dagegen aber ein schärferes,
wenn der ausspringende Winkel an der Seite der Kante D, der
einspringende auf der Seite gegen die vSpitze C hingewendet
lag. Die Beobachtung zeigte ohne Ausnahme den ersten Fall.
Man hatte es also ohne Zweifel bei den regelmässigen Formen
des Wismuths nicht mit Oktaedern zu thun, sondern mit Rhom-
boedern, und zwar mit solchen, die etwas stumpfer sind als
R = 70" 31' 44".
In der Figur stellt C D eine dicke
Platte vor, damit man die Winkelver-
hältnisse besser übersehen könne. Der
gemessene Winkel ist hier der ABC.
Er besteht aus der Summe der beiden
Winkeln A B D und C B D. Man hat
aber
A B D = B D E , und
CBD = BDF = BDE + EDH, daher
ABC^2BDE +EDH, und
sin A B C = sin 2 B D E cos E D H + cos 2 B D E sin E D H.
15;}
Da nun B D die Pi'ojection cinor Fläche des flacliern Rhoni-
boedcrs y., IV vorslellt , wenn III) die rrojeclion der Fläche
der sehärfcrn Rhonihoeders der Theilharkeit U ist, so sind alle
Daten vorhanden , um den Winkel ABC aus der Axe des
RhoiuJ)oeders und uninekelirt die Axe des Uhomboeders aus dem
Winkel unmittelbar zu finden.
Aber der reffclniässis'e We<>; ist hier durch die Zusammen-
geset/,lheit der Ausdriieke wenig vorlheilhaft , besonders, weil
man keine ganz genauen iMessungen zum Grunde legen kann.
Auch weicht der Winkel so wenig von 180» ab, dass man mit
der Berechnung des Winkels aus den einzelnen Stücken, in-
dem man kleine Abweichungen der Axe von |/4.5 für den Wür-
fel und 1^18 für das Oktaeder annimmt , nach ein paar Annä-
herungen schneller zum Ziele kommt , und zugleich auch den
Ausdruck für die Axe gewinnt. Auf diese Art findet man mit
der Axe des schärfern Rhomboeders = |/17.2 den Winkel von
178" 21', der von dem gemessenen 178" 20' nur wenig ab-
Aveicht. Die Axenkantenwinkel der beiden Rhomboeder sind dann
folgende, zugleich mit Würfel und Oktaeder verglichen.
Rhomboedrisch. Tessularisch.
i/^R = 90" 52'
R = 70o 53'
Würfel = 90"
Oktaeder = 70" 31' 44'
Die Axe von %R ist = |/4.3.
Es ist mir bis jetzt noch nicht möglich gewesen, den nicht
unbedeutenden Unterschied von 52' an gut krystallisirtem künst-
lich dargestellten Wismut h zu prüfen. Zwar verdanke ich sehr
schöne Krystalle davon Hrn. Professor Schrott er, aber auch
hier erscheinen die würfclähnlicben Krystalle auf die gewöhn-
liche Art mit vertieften Oberllächen , und geben kein genügen-
des Bild durch Spiegelung. Die Streifen aber auf den Thei-
lungsflächen sind auch hier deutlich zu sehen, eben so gut wie
bei den natürlichen Krjstallcn oder bei Bruchstücken der ge-
wöhnlichen gesciimolzencn Masse.
Ferner bemerkt man überall , dass die einzelne senkrecht
auf die Axe stehende Theilungslläche etwas vollkommener ist, als
die drei andern; diess ist vorzüglich auffallend bei einer natür-
lichen Theilungsgestalt aus Cornwall in dem k. k. Hof-lMine-
ralien-Cabinetc zu sehen. Bei den» Versuche einen Theil der
154
Krystalle oder krystallinischcu Massen abzuspalten , findet sich
indessen noch der Nachtheil für die Bestinnnung der Win-
kel , dass die Blättchen biegsam sind und dem Messer nach-
geben, während auch die Weichheit der Substanz selbst ein
Hinderniss bildet , welches sich der Gewinnung vollkommen
ebenflächiger messbarer Blättchen entgegenstellt.
Dass die Krystallform des Wismuths in das rhomboedrische
System gehöre , ist wohl nicht zu bezweifeln. Es ist die Mei-
nung ausgesprochen worden, ob man dieses Metall nicht zu den
dimorphen Körpern zählen soll , wenn man die hier angeführ-
ten neuesten Bestimmungen zwar gelten lässt , aber den altern
Angaben , welche immer würflige Krystalle für das geschmol-
zene Wismuth haben , die gleiche Autorität zugesteht. Gegen
ein solches Verfahren muss ich mich auf das Nachdrücklichste
erklären. Entweder man nehme bloss die neuern Erfahrungen,
oder wenn man ihnen nicht hinlängliches Vertrauen schenkt,
bloss die altern. Es gibt unzweifelhaft dimorphe Körper, man
kennt von mehrern selbst die Bedingnisse ihres Bestehens, aber
es ist gewiss kein Gewinn ihr Verzeichniss durch erdichtete
Beispiele zu vermehren , deren es jetzt schon so manche gibt,
und die man nur mit Mühe wieder aus den Lehrbüchern hin-
ausbringt , in welchen sie zugleich mit den sicher bewiesenen
au%eführt werden. Es ist die Pflicht des wahren Naturforschers
der Genauigkeit der Thatsachen die erste Stelle zu gönnen,
und nicht durch unnütze Hypothesen den Weg der Erfahrung
zu verlassen , der allein durch die Masse der täglich neu er-
forschten Thatsachen einen sichern Fortschritt gewährleistet.
Der Herr Bergrath stellte noch folgenden Antrag:
In der letzten Versammlun": von Freunden der Naturwissen-
Schäften theilte Herr Adolph Patera sehr anziehende For-
schungen über neue Uranverbindungen mit. Schon früher (am
24. März 1848} hatte er eine praktische Probe angegeben, um
den Gehalt der Joachimsthalcr Uranerze schnell und möglichst
genau zu bestimmen. Die Arbeiten mit diesem Metalle führten
unvermuthet auf die Entdeckung einer Reihe von schwefelhaltigen
Verbindungen, die nach den genauesten Analysen, insbesondere
155
mit dem Kali- und dorn Barj'tsalzc, nach Patera die eigen-
thiinilicho Formel (U-R + 3H) +21 (Ü-K + 3n) haben. Von dem
Anunoniaksalze beginnend, Avurden die Kali-, Natron-, Bar\l-,
Stronlian-, Kalk- und Magnesia- Verbindungen dargesfeljl, so
wie auch noch andere bisher noch nicht verfolgte Forschungeu
unternoniinen. Jene Uransalze besitzen grösstentheils sehr hohe
rothe Farben, bei mehreren aus dem Zinnober selbst gegen
Karmin geneigt. Die Versuche, welche bis jetzt angestellt wurden,
sie als Malerlarben brauchbar zu machen, haben nicht geglückt.
Ich habe geglaubt, die Aufmerksamkeit der hochverehrten
Classe auf die Arbeiten Patcra's in Ansj>ruch nehmen zu sollen,
um darauf einen Antrag zu gründen, der darin besteht, dass die
kais. Akadenne der Wissenschaften ihm eine kleine Baarsumme
zur Erleichterung seiner Arbeiten bewillige.
Allerdings werden die Arbeiten in dem k. k. General-
Probiramte unter der Direction meines verehrten Freundes
A. Löwe ausgeführt. Der grösste Theil der Apparate, Ueagen-
tien u. s. w. ist also daselbst bereits vorhanden , und wird auch
für wissenschaftliche Untersuchungen freigebig benutzt. Indessen
ist die Richtung des Instituts eigentlich doch mehr technisch
und den montanistischen Bedürfnissen gewidmet. Es wird daher
bei den erwähnten rein wissenschaftlichen Arbeilen doch durch
eine Verwilligung so Manches wirklich erleichtert werden. Vor-
züglich aber würde die Tliatsache derselben als eine wahre
Aufmunterung betrachtet werden können, und in dieser Beziehung
vornehmlich wünschte ich, in Uebereinstimmung mit meinem
verehrten Freunde Löwe, den Antrag zu stellen:
Die mathematisch -naturwissenschaftliche Classe der kais.
Akademie der Wissenschaften wolle Herrn Adolph Patera,
zur Erleichterung der Fortsetzung seiner Arbeiten über das
Uran, die Summe von 100 11. Conv. Münze gütigst bewilligen.
Der Antrag wurde genehmigt.
156
Fünftes Verzelchniss
der bei der kaiserl. Akademie der Wissenschaften
eingegangenen Druckschriften.
Aboulfeda, Geographie d'.... Traduite de TArabe en Fran-
^ais et accomp. de notes et d' Eclaircissements par M.
Reinaud. Paris 1848; 4''-
Academie royale de Belgique, Annuaire. Bruxelles 1848', 12°"
— Bulletins. Tom. 15. 1. Partie. Tom. 14. 2. Partie. Bruxelles
1848; 8"-
— Memoires. Tom. 21. 22. Bruxelles 1848; 4°-
Annales de T observatoire Royal de Bruxelles, publiees aux
frais de 1' etat par le directeur A. Quetelet. Tom. 6.
Bruxelles 1848; 4"'
— des Sciences physiques et naturelles , d' Agriculture et d' In-
dustrie , publiees par la Societe R. d' Agriculture de Lyon.
Annee 1846. Vol. 9.; 8"
Beiträge zur meteorologischen Optik und zu verwandten Wis-
senschaften. I. Tb., I. Hft. In zwanglosen Heften herausg.
von Job. Aug. Grunert. Leipzig 1848; 8"'
Boue, A.j Essai sur la distribution geographique et geologique
des mineraux, de minerais et des roches sur la globe ter-
restre, avec des apercus sur leur geogonie; 4"'
Garrara, ^ranj, (Salona unb feine 5tu§grabuuv3en. S[Ötenl847.
Catalogue des livres de la Bibliothcque de FObservatoirc R.
de Bruxelles. Bruxelles 1847; 8°-
£) e n f fc^ i- i f t beS böl^mifdjen ©inttertüereineS nhtx ben 2tnfd)Iup £)efter=
te{(^8 an ben beutfc^en ßoüwerein. ^raij 1848; 8"-
Fenicia, Salvatorc, II Grippe ed il colera. Articolo dettato
del Prcsidcntc. 1848; Fol.
157
Gesell schalt, pliysikalisolic /u Berlin. Die Fortschritte der
Physik im Jahre lb46. 11. Jahrgaiii;,-. lledigirt von Professor
Dr. G. Karsten. Berlin 1848; 8°-
Guinon, M. , Note sur i'emploi du sucre pour prescrver les
chaudieres ä vapciir des iiierustations salines. Lyon 1847; 8"'
Ilaid ini:;er, ^^ ilii,, llandi)iirh der hestinnnenden Mineralogie,
enthaltend die Terminologie, Systeniatik, Nomenclatur und
Charakteristik der Natargcschichte des Mineralreiches. Wien
1845; 8"-
^öic^ieüi^, Stephan, ^ancjraplnc ober Univcrfal-S^rift. (5me neue
für alk SOBett verftänb(id)e unb braud)6are Jlunfl. 2ßien 1848 ; 4°-
— Stefano, Pangralia ovvero scrittura universale. Arte nuova
cosmopolitica. Vienna; 4'''
Kerckhove, J. 11. L., Vicomte de. Quelques mots a la me-
moire de S. A. 11. le Grand -I)ue de Hesse Louis II.
Extrait des Annales de TAcadthnie d' Archeologie de Bel-
gique. Anvers 1848; 8"
Kr eil, Carl, Magnetische und geographische Ortsheslinimungen
im österreichischen Kaiserstaate, ausgertihrt von Kr eil
und K. F ritsch. I. Jahrgang 1848. Oesterreich ob und
unter der Enns, Tirol und Vorarlberg, Lomhardie. Pra<^
1848; 4°-
Mulsant, E. , Description de 2 coleoptercs nouveaux. Lyon
1847; 8"-
Pipitx, F. E., Die Grafen von Kyburg. Leipzig 1839; 8°-
Quetelet, A., Notice sur le Colonel G. P. Dandelin. Bruxelles
1848; S"-
— Rapport adresse a M. le Ministre de 1' Interieur, sur V etat
et les travaux de l'observatoire II. pendent F annee 1847.
Bruxelles 1847; 8"
Vccchia, Angelo dalla, Sopra la subtriplicaxione di un arco
di circolo. llicerche geometriche. Vicenza 1848; 8"
158
Inhalt
des
fünften Heftes der Sitzungsberichte der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften.
Sitzungsberichte der philosophisch -historischen Classe,
Seite
Sitzung vom 18. November 1848 3
Carrara , Ansuchen um Unterstützung zur Fortsetzung der unter
seiner Leitung in Dalmatien begonnenen Ausgrabungen . . 3
Chmel, Bericht über eine Actensendung des hohen Ministeriums
des Innern, rücksichtlich historischer Materialien für die
historische Commission k
Sitzung; vom 29. November 1848 10
Remele , über die Identität der Magyaren und Jazygen . . . . 10
Chmel, Fortsetzung der Einleitung zur kritischen Schilderung der
kirchlichen Zustände in Oesterreich in der Mitte des 15. Jahr-
hunderts 13
Sitzung; vom 6. December 1848 14
Hammer-Purgstall , von der Inschriftverbrämung der Kleider
als Souverainetätsrecht der Frauen im Morgenlande ... 14
Chmel, Cyklus kleiner historischer Mittheilungen. (I. Zwei Schrei-
ben des Kaisers Ferdinand I. aus dem Jahre 1564) ... 25
Sitzung vom 13. December 1848 39
Hammer-Ptirgstull , Abhandlung über die Menschenclasse, welche
von den Arabern „Schoublje" genannt wird 39
Letteris , zur Geschichte der epischen Poesie der Hebräer im 13.
und 14. Jahrhundert 49
159
Chmel , Fortsetzung der V'orträge über die Pflepe der Geschichts-
wissenschaft in OestiuTeich (III. Das k. k. Mün/,- und Antiken-
Cabinet und die Ambraser-Sammlung) 55
Sitzuiigslieric'lite der iiiatlicmatiscli - naturwisseiiscliaftliclien Classe.
Sitzung^ vom IG. November 1848 3
Kollar , über den Sitopliilus Oryzae Schönherr 3
Reissek, über die Fasergev.^ebe des Leines, des Hanfes, der Nessel
und der Baumwolle 5
Huidinyer, über die Ursache der Erscheinung der Polarisations-
büschel 6
„ über einen wichtigen Fundort von Pllanz-enabdrücken in
dem Alpenkohlengebilde von Untersteiermark (aus einem
Briefe des H. v. Morlot) 15
Hauer, Bericht über seine und des Dr. Hörnes Reise nach Frank-
reich und England 16
Diesing, Abhandlung : „Systematische Uebersicht der Foraminifera
monostcgia und Bryozoa anopisthia" 17
Schröfter, Analyse des Mineralwassers zu Mödling 50
Koller, Nachricht über das am 18. October in Kremsmünster ge-
sehene Nordlicht (aus einem Schreiben des dortigen Astro-
nomen P. Aug. Reslhuber) 53
Haidinger, Antrag auf eine Unterstützung für H. v. Morlot zu Ver-
suchen über Bildung von Dolomit 53
Schrötfer^s wissenschaftliche Reise nach England wird von der
Akademie unterstützt 55
Sitzung; vom 30. November 1848 55
Kreil, Bestimmung einiger Längenunterschiede mittelst des elektro-
magnetischen Telegraphen 5.5
Burg, über die am 27. Juli 1. J. auf der Kaiser Ferdinands Nord-
bahn Statt gefundene Explosion der Locomotive ,, Jason" . 69
Martin, Bericht über den Erfolg seiner photographischen Arbei-
ten auf Papier 8 4
Diesing, über sein ,,Systema Helminthum" 91
Fenzl, Ansuchen um Ankauf des peruanischen Herbars von Poeppig 102
Hauer, Fortsetzung seines Reiseberichtes 103
Schönhichler''s Multiplications-Register 103
Sitzung vom 7. December 1848 104
Haidinger, über eine eigenthümliche Varietät von Talk. , . .104
Hauer, Schluss seines Reiseberichtes 107
1(30
SKxuug vom 14. December 1848 lli
Morlot , über Versuche zur Begründung der Theorie der Bildung
des Dolomits 11%
Hyrtl, über seine bei den October-Ereignissen erlittenen Verluste
an Präparaten, Zeichnungen und Manuscripten . , . .118
Reslliuher, Beobachtungen während der Nordlichter am 18. Octo-
btT und 17. Noveuiber 1848 auf der Sternwarte zu Krems-
münster 133
Hitidifiger, über die regelmässige Gestalt des Wismuths . . . 150
,, Antrag auf Unterstützung der Arbeiten des Hrn. P a t e r a
über das Uran 154
Fünftes Verzeichniss der bei der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften eingegangenen Druckschriften . . . . i56
A3
A53
Bd. 3
^ -^ -u^r VJissenschaften,
Ay^adenu-e der w^» uigto-
Vienna. Philo sophisch-Hxs 1:0
Tische Klasse
SitzrjT.gsbenchte
CIRCULATE AS fvjis^iSV^^i^ÄPH
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